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Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75274 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Elrynor Ivsaar

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Dorwida
« Antwort #270 am: 31.03.2015, 03:19:15 »
Angewidert betrachtet Elrynor die Schüssel Eintopf und entschließt sich aus Erfahrungswerten der letzten drei Wochen dazu, diesen Fraß nicht anzurühren. Brot und Eintopf. Er kann immer noch nicht fassen, dass sein eigenes Volk ihn so schlecht behandelt und ihm diese matschige, nach Nichts schmeckende Brühe anbietet. Wenn der Koch - wenn man ihn denn so betiteln darf - wenigstens etwas von seinem Handwerk verstünde, wäre auch ein Eintopf kein Problem aber das Zeug bekommt er einfach nicht runter.
Doch in diesem Moment, meldet sich knurrend Elrynors Magen zu Wort. Also muss er doch zu altbekannten Mitteln greifen, wie er es die letzten Tage bereits getan hat. Mit einigen einstudierten Worten und einer langsamen, schwungvollen Handbewegung in seine Richtung, lässt Elrynor die Schüssel samt Brot zu sich schweben. Schließlich zerreibt er die Luft über dem Eintopf und ein angenehm würziger Geruch nach frischen Kräutern entsteht in seiner Zelle und verfeinert dabei das Essen.[1]

War diese Aktion unterbewusst als Provokation gedacht, so erfüllte sie bewusst ganz einfach den Zweck, diesen Fraß essbar zu machen. Was sollten die Wachen schon tun? Ihn köpfen? Das werden sie nicht wagen und dieser Tatsache ist er sich bewusst. Zumindest im Moment ist er sicher - bis Fürst Adair plötzlich der Annahme ist, dass Elrynor auch in Gefangenschaft noch eine Gefahr für die Stadt ist. So wie er seinen Herrscher einschätzt, wird das früher oder später geschehen aber bis dahin, ist er sicher.
So lässt sich der Zauberer die Suppe schmecken, während er dabei zusieht, wie der Kargi gefüttert wird. Er erinnert sowohl von seinem Aussehen, als auch von seinem bisherigen Verhalten eher an ein Tier, denn an eine wirkliche Person. Für einen Mann dieses Volkes nichts Ungewöhnliches. Natürlich war Elrynor diesem Kargi-Krieger körperlich völlig unterlegen aber jedes kleine Kind weiß, dass einem bloße Körperkraft in vielen Situationen nicht weiterbringt. Wieder etwas, dass er mit Tieren gemein hat. Natürlich ist die grobe Behandlung des Kargi vollkommen angemessen und dieses Thema ist vielleicht das Einzige, in dem er momentan mit den Wächtern - vor allem dem Blutumhang - übereinstimmt. Elrynor macht sich nicht die Mühe, den Kargi weiter zu beobachten und lenkt seinen Blick lieber auf die Fürstenwache.

Auch wenn Fürst Adair vollkommen paranoid und seine Leibwache nur hier ist, um die eigentlichen Wachen im Blick zu behalten, begrüßt Elrynor die Anwesenheit des Blutumhangs. Er weiß wenigstens, wie man dieses Tier richtig behandelt. Wenn es nach Shanahan geht, würde der Kargi vielleicht sogar genau den gleichen Eintopf kriegen wie er selbst. Sogar diese Brühe ist zu gut für einen Kargi. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit und eine dreiste Beleidigung ihm gegenüber, wenn der Kargi so behandelt werden würde.
Auch wenn diese Zelle noch recht angenehm ist, kann sich Elrynor nicht damit abfinden, hier zu sein. Die Anschuldigungen waren und sind immer noch vollkommen absurd. Geradezu lächerlich, dumm und ganz einfach falsch. Hätte es der Fürst nicht ernst gemeint, dann würde Elrynor noch jetzt darüber lachen. Stattdessen muss er hier in dieser Zelle sitzen - für etwas verurteilt, dass er nicht getan hat. "Unvorsichtiger Umgang mit der Magie kann zu Pandemie und Siechtum in der Gemeinde führen" hieß es. Das Einzige, was wirklich zu Siechtum führt, ist die Führung der Stadt durch Adair. In diesem Moment verwünscht Elrynor die lange Lebenserwartung der Elfen. So würde sich das Problem erst einmal nicht von selbst lösen.

Doch Elrynor hat schon seit längerem einen Entschluss gefasst. Jaylin hat den Begriff Heimat nicht mehr verdient. Mit Spott, Hass, Neid und dem Misstrauen hätte er ja noch leben können aber die aktuellen Ereignisse zeigen leider deutlich, dass er in dieser Stadt nicht mehr bleiben kann. Selbst wenn er irgendwann seine Freiheit zurückbekommt - woran er sowieso nicht glaubt - würde er hier nur versauern. Er muss seine Fähigkeiten entwickeln und studieren. Jaylin ist der falsche Ort dafür - ganz davon abgesehen, dass es hier gefährlich für ihn geworden ist. Er hat von Hexenmeistern in den Bergen von Cosdol gehört, die zwar abgeschieden leben aber dafür Magie akzeptierten und fördern. Nach 124 Jahren ist die Zeit sowieso reif, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen und gerade jetzt, scheint der richtige Augenblick zu sein. Jetzt muss er nur noch einen Weg finden, diese Zelle und schließlich den Wald zu verlassen. Er wird nichts und niemandem hinterhertrauern.
Alleine wird er dieses Ziel allerdings nicht erreichen können. Selbst wenn er irgendwie die Gitterstäbe zerstören könnte - was er nicht kann - dann würden ihn die Wachen aufhalten. Er braucht Hilfe. Vielleicht ist der Kargi ja doch noch zu etwas Nutze? Tiere kann man schließlich auch dressieren und für eigene Zwecke nutzen. Doch dazu muss er erst einmal unbemerkt Kontakt aufnehmen.
Trotz allem sind da immer noch einige andere Probleme. Elrynor besitzt nichts, mit dem er arbeiten oder überleben kann. Selbst wenn er sich dazu herablassen würde, zu jagen, braucht er seinen Bogen. Außerdem fehlt ihm seine treue Begleiterin. Das einzige Wesen, das ihn nicht aufgrund der Magie verachtet und die letzten Jahre stets bei ihm war. Wenn er doch nur wüsste, wo Tháron ist.
Elrynor seufzt. Die Situation scheint aussichtslos zu sein. Der Appetit ist ihm vergangen und so lässt er die halbvolle Schüssel gemächlich zum Gitter schweben, während er darauf wartet, dass irgendetwas passiert.
 1. Prestidigitation
« Letzte Änderung: 31.03.2015, 03:29:42 von Elrynor Ivsaar »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #271 am: 31.03.2015, 16:00:22 »
"Eine Blauflamm ist eine Schlange", stellt Shanahan klar. Dann sind auch schon alle mit ihren Aufgaben beschäftigt. Zügig machen sich die Gefährten auf, ihr Hab und Gut zusammenzupacken. Als sowohl Manik, als auch Basilio und Sanjan derart schnell einwilligen, sich die Augen verbinden zu lassen und ihre Waffen entsprechend zu verstauen, tauschen einige der Elfen verwunderte Blicke aus. Anscheinend hatte man der Gruppe nicht zugetraut, sich derart um ihren Kameraden zu sorgen oder auf diese Zugeständnisse einzugehen.

Der Anführer - Liam Shanahan - lächelt dagegen und fährt mit der Hand durch Fearcharas blonden Schopf. Einige hektische Minuten vergehen, in denen Basilio Ragnars Pferd einfängt, sowie sein eigenes holt. Als er all seine Klingen an der Satteltasche festmacht, zieht auch Shanahan eine Augenbraue hoch.

Derweil beenden Sanjan und der elfische Heiler ihre Arbeit mit dem verletzten Fhokki. Der Elf trägt eine zähe und unangenehm riechende Paste auf der Wunde auf - Sanjan erkennt sie als zerstoßenes und dann aufgekochtes Gebräu von mehreren Kräutern, das das Gift aus der Wunde ziehen soll. Der Elf schaut zu ihm auf und verzieht den Mund: "Ich weiß - das Gift ist mittlerweile im ganzen Körper verteilt, aber vielleicht können wir zumindest einen kleinen Teil um die Wunde neutralisieren."

Dann ist es so weit - auch Tarqetik fügt sich unwillig und packt sein Schwert zunächst in die Scheide und danach - obwohl es sichtbar Überwindung kostet - an die Satteltasche. Dann greift er wortlos zu Sanjans Speer und bindet selbigen ebenfalls am eigenen Reittier fest. Er führt Sanjans Stute zu seinem Hengst und stellt sie vorsorglich neben diesem auf. Danach winkt der Krieger - immer noch mit unzufriedener Miene - die Elfen herbei.

Diese kommen nach vorne und beginnen damit, den Recken Augenbinden umzulegen. Selbst Ragnar, der weit davon entfernt ist, etwas zu sehen oder das Gesehene zu behalten, bekommt eine. Sanjan wird zusammen mit dem Verletzten auf das Pferd gehievt und spürt den breiten Rücken von Ragnars Hengst unter sich ächzen, als dieser beide Männer aufnimmt. Auch die anderen sitzen auf.

Bevor es losgeht, beantwortet Shanahan Maniks Frage: "Drei Stunden - wenn wir uns nicht unnötig aufhalten. Da eure Augen verbunden sind, nehmen meine Männer die Zügel. Ich bitte euch, ihnen zu vertrauen." Mit diesen Worten gibt er den Befehl zum Aufbruch und die Gruppe setzt sich in Bewegung.

Es ist ein seltsamer, ein verstörender und unangenehmer Ritt. Es fühlt sich in jeder Hinsicht falsch an, nicht die Zügel in der Hand zu haben und darüber hinaus nicht zu sehen, wohin man reitet, doch die Männer nehmen diese Herausforderung auf sich, um ihrem Kameraden zu helfen. Der dumpfe Aufschlag der Hufe - abwechselnd auf nackter Erde, dann wieder auf Gras, gefallenen Blättern und Geäst begleitet sie wie eine unregelmäßige Trommel. Und um sie herum wirken die typischen Waldgeräusche nun noch befremdlicher. Irgendwo in der Ferne ist das Rauschen eines Baches zu vernehmen. So geht die Zeit dahin, ohne dass sich etwas zu verändern scheint.

Vor Sanjan ächzt und stöhnt Ragnar immer wieder. Das Fieber - zunächst durch Sanjans erfolgreiche Behandlung gesunken - beginnt mit der Zeit wieder anzusteigen. Der Krieger kämpft einen Kampf, den er ohne Unterstützung nicht gewinnen können wird. Die Sorgenfalten auf dem Gesicht des Schamanen werden noch größer, als er bemerkt, dass Ragnars Stirn zwar glüht, dass aber Hände, Ohren und Nase anfangen abzukühlen. Dann setzt auch Schüttelfrost ein. Das alles deutet darauf hin, dass das Fieber in die letzte und gefährlichste Phase eintritt.

Gerade will der Schamane nachfragen, wie lange der Ritt noch dauern wird, da hört er in der Ferne einen unverständlichen Ruf - eine helle Stimme. Kurz darauf antwortet Shanahan mit einem eigenen Ruf: "Shanahan agus gardaí. Solicit iontógáil." Anscheinend ist es ein Code oder ein Einlasswort, denn die Reiter, die kurz langsamer geworden sind, nehmen wieder die gewohnte Geschwindigkeit auf. Es geht weiter für ein paar Minuten. Es ist vielleicht eine weitere halbe Meile, die die Pferde zurücklegen - dann gibt der Hauptmann den Befehl, anzuhalten.

Ein paar Sekunden später sind die Wächter neben den Gefährten und helfen ihnen abzusteigen. Um sie herum erhebt sich Gemurmel, dann nimmt man ihnen die Augenbinden ab und die Männer sehen Jaylin, das Elfendorf vor sich: Kleine hölzerne Häuser und Hütten fügen sich so harmonisch in die natürliche Struktur des Wandes ein, dass man annehmen könnte, sie sind ebenso von selbst gewachsen, wie die Bäume an die sie anlehnen und auf deren niedrigen Ästen sich zum Teil Terrassen befinden. Zwischen vielen Bäumen sind Übergänge und Windeltreppen gespannt. Öllampen und -laternen tauchen die schmalen Gassen zwischen den Behausungen in warmes, gelbes Licht. Etwas weiter entfernt sind größere und frei stehende Behausungen zu erkennen, doch ansonsten scheint das Dorf eine Verlängerung des Waldes darzustellen. Schwer zu glauben, dass Wesen, die derart grausame Nachrichten schicken können, wie die auf Dihals Rücken, gleichzeitig einen solchen Sinn für Schönheit und Ästhetik aufbringen.

Um die Gruppe herum haben sich inzwischen gut zwei Dutzend Schaulustige versammelt - Männer, Frauen und Kinder. Spitze Ohren, blasse Haut und die größtenteils silbernen und goldenen Haare der Elfen fallen den Besuchern sofort ins Auge. Die Blicke reichen von neugierig über skeptisch bis feindlich und Gemurmel hält Einzug.

Dann hören sie in der Ferne den Ruf einer Frau: "Torin? Fearchara?" Das kleine Mädchen, inzwischen ebenfalls vom Pferd gestiegen dreht sich um und ruft: "Mama!" Auch Torin dreht sich in Richtung der Frauenstimme. "Wir sind hier, Mutter!"

Die Menge beginnt, sich zu teilen und gibt den Blick frei auf eine herbeieilende Elfe - hochgewachsen, mit hohen Wangenknochen, rotbraunem Haar und grünen Augen. Ihr Gesicht ist vor Sorge gezeichnet, doch als sie durch die Gestalten hindurch die beiden Kinder erkennt, hellt es sich etwas auf. Fearchara stürmt auf die Frau zu und fällt ihr in die Arme, während Torin langsamer hinterher eilt.

Die Frau hebt Fearchara vom Boden und schließt sie in die Arme: "Geht es dir gut, Kleines? Wo wart ihr denn? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!" Fearchara weint und erzählt: "Torin und ich wollten nur im Wald spielen. Und dann sind da diese Hyänen aufgetaucht und wir mussten weglaufen!"

Auch Torin kommt nun näher und umarmt seine Mutter, während diese beide dafür ausschimpft, aus der Stadt so weit rausgelaufen zu. "Seit heute morgen schon sucht die halbe Stadtwache nach euch!"

"Ich würde eher sagen, drei Viertel", sagt Shanahan, während er nähertritt und wechselt dann ins Elfische: "Tá brón orm gur thóg sé chomh fada, mo banphrionsa." Daraufhin lächelt die Mutter leicht und nickt: "Go raibh maith agat a thabhairt arís dom mo leanaí, Liam."

Danach fällt ihr Blick auf die Neuankömmlinge und sie runzelt die Stirn und wendet sich wieder auf elfisch fragend an den Hauptmann. Dieser schaut daraufhin zu den Männern hinüber, die immer noch von seinen vier Wächtern und den Schaulustigen umringt sind, und beginnt zu erklären: "Prinzessin Aisling, die Männer, die du hier siehst, waren als erste bei deinen Kindern. Sie haben sie vor dem Hyänenrudel beschützt und gerettet, bevor wir eintrafen. Sie sagten, sie kommen mit wichtiger Nachricht für unseren Fürsten. Aufgrund der Anweisungen deines Vaters, wollte ich ihr Gesuch, nach Jaylin zu kommen, ablehnen, doch einer von Ihnen ist von einer Blauflamm gebissen worden und wäre ansonsten gestorben. Da sie deine Kinder gerettet haben, fand ich es unmöglich, ihnen die Hilfe zu verweigern. Allerdings haben wir ihre Waffen außer Reichweite und hatten auf dem Ritt hierher ihnen die Augen verbunden."

Die Prinzessin schaut während Shanahans Erklärung abwechselnd die Neuankömmlinge an und versucht diese einzuschätzen. Schließlich ruft auch Fearchara ihrer Mutter zu: "Mama, sie haben die Hyänen verjagt und getötet. Eine wollte mich schon beißen, als Gryphius mich wieder auf den Baum geschoben hat. Wir müssen ihrem Freund helfen."

Ihre Mutter nickt nur und tritt näher an die Männer heran. "Mein Name ist Aisling Adair - ich bin die Prinzessin unseres Stammes. Und ich danke euch für die Rettung meiner Kinder. Eure Güte soll euch ebenso vergolten werden." Bei den letzten Worten schaut sie auch herausfordernd in die Menge, um eventuelle feindselige Blicke abzuschrecken oder abzumildern. "Ich habe gehört, dass euer Kamerad von einer Blauflamm gebissen worden ist. Lasst ihn uns so schnell es geht zum Medikus bringen. Und ihr anderen könnt dann bei meinem Vater vorsprechen."

« Letzte Änderung: 28.10.2015, 20:35:27 von Khenubaal »

Manik

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Dorwida
« Antwort #272 am: 31.03.2015, 23:17:32 »
Nach dem Verstauen der Gegenstände lässt Manik das Prozedere der Elfen über sich ergehen.  Drei Stunden soll der Ritt also dauern. Würden sie nicht trödeln, hätte Ragnar wohl noch eine Chance, das war gut.
Trotzdem ist der Ritt für den Waldläufer unangenehm. Seine Gedanken Kreisen um seinen Landsmann. Immer wieder ist neben den Geräuschen der Pferde und des Waldes auch Ragnars fieberhaftes Stöhnen zu vernehmen.  Eigentlich hatte er sich vorgenommen, sich anhand von Geräuschen und der Richtung, aus der ihn Sonnenstrahlen möglicherweise zu wärmen vermochten, ein wenig zu orientieren. Doch die Sonne trifft zu selten auf seine Haut und Ragnars Zustand lenkt ihn sowieso zu sehr ab um sich dauerhaft zu konzentrieren und so wird Manik je länger die Reise dauert immer unruhiger.

Seine Sorgen um den Barbaren werden dadurch verstärkt, dass die Reise schier endlos zu dauern scheint, viel länger als von den Elfen gesagt. Vergeht überhaupt Zeit? Kommen sie wirklich gut voran? Necken die Elfen sie bloß und führen sie sinnlos im Kreis um sie dann bei nächster Gelegenheit blind irgendwo zurückzulassen?
Doch irgendwie passt dieser Gedanke nicht zu den Personen, die sie auf der Lichtung kennengelernt hatten. Diese scheinen zwar misstrauisch - aber auch nett und hilfsbereit zu sein, gar nicht passend zu dem Muster, dass der Waldläufer sich vorher zu dem Charakter der Elfen zurechtgelegt hat.
Der Gedanke wird verstärkt, als sie - endlich - im Dorf der Elfen ankommen.
Als dem Fhokki die Augenbinde abgenommen wird, reibt er sich zuerst die Augen. Anschließend betrachtet er, die Szenerie.

Das Dorf beeindruckt ihn. So ein großer Unterschied zum Dorf der Kargi. Perfekt in den Wald eingebunden. So Unterschiedlich wie das Verhalten der Leute. Zwar findet auch hier ein Menschenauflauf statt, jedoch ohne die offenen Anfeindungen und den Hass wie in Kezhdal.
Doch das alles ist jetzt nicht so wichtig. Maniks besorgter Blick wandert zu Ragnar. Der sieht wesentlich fiebriger aus, als bei ihrem Aufbruch auf der Lichtung. Ragnar muss behandelt werden und zwar sofort, steht auf seinem Gesicht geschrieben, als er zu Sanjan blickt.
Die Ungeduld und Nervosität die sich bereits während der Reise aufgestaut haben, vergrößern sich noch, als die Elfen alle Zeit der Welt für eine Begrüßung zu haben scheinen.  Was gibt es denn da noch zu reden? Namen werden genannt, die sich der Fhokki jedoch in dem Moment nicht merkt. Starr schaut er die redenden Personen an. Gewollt das Wort zu ergreifen wagt er hier nicht, aber beinahe platzt ihm der Kragen, bei dem ganzen Geschwafel. Doch dann kommt eine Elfendame endlich von selbst auf die Idee, Ragnar behandeln zu lassen. Das ist gut. Noch gibt es Hoffnung. Jetzt musste es schnell gehen.
"Danke", wirft er nervös ein, "bitte beeilt euch. Es war eine lange Reise. Der Biss ist schon eine ganze Weile her." Der Blick des Fhokki wandert zu Sanjan. "Nachdem unserem Freund geholfen wurde, sprechen wir dann mit dem Prinzen. In beiden Dingen sollten wir keine Zeit vergeuden."
« Letzte Änderung: 31.03.2015, 23:23:49 von Manik »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #273 am: 01.04.2015, 01:10:25 »
Basilio ist gar nicht überrascht über den Gedanken, dass ein Wesen schön und zugleich grausam sein kann. Die schönsten Frauen spielen bekanntlich am grausamsten mit ihren Verehrern und überhaupt liegt Schönheit ja im Auge des Betrachters. (Bei Grausamkeit ist er sich da nicht so sicher.) Er selbst zum Beispiel findet Kargifrauen attraktiv. Das wusste er vor kurzem noch gar nicht. Das darf man daheim auch niemandem erzählen, es sei denn, man möchte ausgelacht und verspottet werden. So hätte Basilio früher selbst reagiert, wenn ihm jemand so etwas von sich erzählt hätte. Man wage nur einmal einen Vergleich mit der Elfenprinzessin dort drüben. Ist sie nicht hübscher? Ist sie nicht Inbegriff der Schönheit, muss nicht jedes Männerherz bei diesem Anblick höher schlagen? Basilio ist sich sicher: jeder andere seiner Landsmänner, hätte er die Wahl, würde sich lieber die Elfenprinzessin ins Bett holen als ein Grünhautweib, aber auf ihn, Basilio, wirkt die Dame zu kalt, zu stolz, zu unnahbar, egal wie warm sie sich mit ihren Kindern gibt. Ihm friert bei ihrem Anblick. An Maru jedenfalls reicht sie nicht heran.

Und damit ist er wieder bei eben dieser angelangt. Während des langen Ritts hat er sich schon die Zeit mit Gedanken an sie vertrieben—aus Langeweile zunächst, weil sein Gehirn sonst nichts zu tun hatte während der langen drei Stunden und das ertrug er gar nicht, er brauchte etwas zu tun: Eindrücke und Informationen, die es zu vermerken galt, Leute, deren Motive er einschätzen, Gespräche, die er lenken, Gefahren, die er abschätzen, Pläne, die er schmieden musste. All dies blieb ihm während des blinden Ritts verwehrt und so wandte sich sein Denken und Ergründen, da er es nicht eindämmen konnte, nach innen.

Angefangen hatte es dabei gar nicht mit Maru sondern mit dem Elfenmädchen. Basilio war nämlich das Lächeln des Anführer nicht entgangen noch die Geste, mit der 'Onkel Liam' dem Mädchen übers Haar strich, als wolle er sie loben, als sei er sich nur allzu sehr bewusst: ihr allein hatte er es zu verdanken, dass die fremden Krieger brav wie Lämmer ihre Waffen ablegten und sich im blinden Gottvertrauen führen ließen. Und Basilio wäre kein echter Koraker, hätte ihn nicht sofort der Verdacht ereilt: war das kalkuliert von dem Mann? Hatte 'Onkel Liam' die Situation genauso ausgenutzt wie Basilio sich einbildete, dass er selbst es tat? Ha! Basilio hatte sich tatsächlich von der Gegenwart des Mädchens—beider Kinder—einlullen lassen, sich zu sehr darauf verlassen, dass die Elfen ihnen für deren Rettung dankbar waren, egal wie wenig es ihnen behagte, dies zuzugeben. Nicht einmal irgendeine Art von Versprechen, Ehrenwort oder noch so vager Zusage hatte er im Gegenzug verhandelt! Obwohl es jemandem, der lieber mit dem Messer auf lebendigen Häuten schrieb als mit der Feder auf toten, auch zuzutrauen war, sein Wort zu brechen.

Diesen Faden sponn Basilio eine dreiviertel Stunde weiter, bis er sich gewiss war, wie Dihal zu enden, nur würde bei seinem Glück ihn niemand gerade noch rechtzeitig im Wald finden und zu einem Heiler tragen. Und so kam er auf Maru. Maru. Wieso finde ich sie so anziehend? Das soll mir mal einer erklären. Gar nichts vorgefallen ist, gar nicht groß geredet haben wir. Überhaupt, der Gedanke ist lächerlich! Darauf dachte er an Amell und wieder an Maru und verglich die beiden und kam zu dem Schluss, dass er sie beide gleich schön fand, sie beide in gleichem Maße begehrte. Verwirrt fragte er sich: War es nur Trotz, weil Amell demnächst heiraten wollte? Einsicht konnte es ja wohl nicht sein. Einsicht, dass es gänzlich ungebührlich war, über die eigene Schwester so zu denken, vielleicht sogar krank, und er es ihr wie auch dem eigenen Herzen schuldete, der Sache schleunigst ein Ende zu bereiten. Nein, dann hätte ihm nicht ausgerechnet Maru ins Auge fallen dürfen, die schließlich genauso unerreichbar für ihn war wie die Schwester. Darin war sie Amell sogar am ähnlichsten: nur in seinen Träumen würde er sie je besitzen. Wahrlich, er sollte sie sich lieber gleich aus dem Kopf schlagen, so schwer konnte das doch nicht sein. Was fand er überhaupt an ihr? Wusste er das überhaupt? Wie konnte ein Mensch einerseits Amell hübsch finden und Maru andererseits? Das ging doch gar nicht.

Über diese Fragen denkt Basilio noch immer nach, als man sich dem Elfendorf nähert. Und deshalb kommt ihm jetzt beim Anblick der schönen Elfenfrau und all der Anmut um ihn herum ein beunruhigender Gedanke.

Was stell ich dumme Fragen! Nicht, was ich selbst schön finde spielt hier noch eine Rolle, es ist ja bereits um mich geschehen. Da müsst ich mich besser fragen: kann eine Kargifrau jemanden wie mich überhaupt hübsch finden? Blass wie ich bin, schmächtig, so ganz ohne Hauer im Gesicht? Denn egal wie hässlich uns Menschen die übergroßen Beißer der Kargimänner vorkommen, eins weiß ich bestimmt: Kargifrauen werden die Dinger wohl schön und imposant finden und ihre Partner danach aussuchen, wer die schönsten und imposantesten hat!

Nicht, dass auch nur einer dieser Gedanken in seiner jetzigen Lage—oder jeder anderen—angebracht ist. Basilio reißt sich endlich zusammen.

Er tritt ein wenig vor, lächelt Fearchara zu und verneigt sich tief vor Aisling Adair. Beim Aufrichten findet er seinen Blick auf ihren Brüsten wieder. Es ist nicht seine Schuld. Er kann nichts dafür, dass er so klein und die Prinzessin so hochgewachsen ist und der Waldboden hier zudem noch ein ungünstiges Gefälle aufweist. Normalerweise hätte er darüber wohl kaum die Fassung verloren, aber die Gedanken, die ihm eben diese Dame betreffend noch vor wenigen Augenblicken durch den Kopf gingen, scheinen ihm jetzt plötzlich wie auf seiner Stirn geschrieben.

"Ich, ähm", stottert er, errötend. Vergessen ist, was er hat sagen wollen. Da hilft nur ein nochmaliges Verbeugen, aus dem er sich diesmal mit einigem Schwung erhebt, damit sein Blick auch ganz sicher auf ihrem Gesicht landet.[1]

"Gryphius Hengrimm, zu Euren Diensten, fürstliche Hoheit. Ähm, ist das die korrekte Anrede? Wir sind leider kaum informiert über Euer Volk." Das ist jetzt nicht sonderlich elegant formuliert gewesen, aber wenigstens hat Basilio seinen Faden wiedergefunden. "Vielleicht, wenn ich eine ganz bescheidene Bitte äußern dürfte... wenn es nicht zu viel verlangt wäre... könnte einer der Anwesenden es wohl auf sich nehmen uns, bevor wir zum Fürsten gehen, in der korrekten Anrede und Etikette unterweisen? Das würde uns einiges an Peinlichkeit"—ah, Basilio, schlechte Wortwahl!—"oder gar an Missverständnissen ersparen. Wir wären demjenigen zu Dank verpflichtet."

Er sieht sich hilfesuchend zu Sanjan um. Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass ich bei einer einfachen Begrüßung etwas falsch machen könne? So ungeschickt bin ich normalerweise nicht. "Nördliche Einsatzgebiete" hin oder her, ich sollte wirklich an meinem Umgang mit Frauen arbeiten, das braucht man doch öfters als ich dachte!
 1. Diplomacy = 7 (nat. 1)
« Letzte Änderung: 02.04.2015, 14:25:02 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #274 am: 01.04.2015, 08:54:17 »
Mit den verbundenen Augen bemüht Tarqetik seine anderen Sinne, um nicht ganz hilflos auf dem Rücken seines geführten Pferdes zu sitzen. Er erkennt aber rasch die begrenzten Möglichkeiten, da das Hören des Windrauschens und dem Knacken von Ästen alle 10 Meter dasselbe zu sein scheint. Immer wieder spuckt er die Mücken aus, wenn er durch einen Schwarm hindurch geführt wird. Bewundernd und die Zähne mit einem Finger reinigend, blickt er sich dann schließlich im Dorf der Elfen um, als ihm gutwillend die Augenbinde wieder abgenommen wird. Die Farben des Holzes, die Windungen der Häuser, die sich an die kleinsten Hebungen im Boden anpassen, das Laub- und Blätterwerk im Licht beschienen Farbenspiel. „Nicht übel hübsches …. Handwerk“, meint er zu Liam.

Danach schwingt sich der Krieger von seinem Ross und sucht vergeblich einen Pfahl um dieses anzubinden. Lässt aber die Zügel dann resigniert die Zügel fallen und meint zu seinem Pferd: „Ich vertraue darauf, dass du nicht an das Gemüse der Einheimischen gehst, aber wenn ich dich am falschen Ast anbinde, legen die Leute hier das vielleicht als Misshandlung von Onkel Baum aus.“ Ein Griff an die Seite seines Sattels, um sich der Lage und der Position von Schwert und Speer zu vergewissern. Nickt dann Onkel Liam sarkastisch kurz zu und wendet sich dem akuteren Problemfall zu.

Mit Sympathie auf den Lippen hört er zu wie der junge Elfenprinz seiner Mutter die Ergebnisse seiner Abenteuerreise durch den Wald beichtet und dabei großzügig und freigiebig die Wahrheit verteilt. Als nach der Geschichtenstunde die Prinzessin der Elfen sich vorstellt und harsch die Hilfe für Radgar bekundet, schüttelt Tarqetik süffisant den Kopf und versucht sein Pferd ruhig zu halten, das unter der donnernden Ansprache der Aisling Adair schon nervös mit den Hufen trippelt.

Tarqetik tritt an Sanjan heran und greift mit beiden Armen unter den ächzenden Radgar, um diesen tragen zu können. Als er diesen mit einem leisen „uff“ gehoben hat, wendet er sich wieder an Aisling Adair: „Vielen Dank.“  Mit zusammengebissenen  Zähnen und hervortretenen Adern auf dem Untarm fragt er noch schnell: „Der Medicus? Wohin?“

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #275 am: 02.04.2015, 15:34:27 »
Eine ganze Weile bleibt Sanjan hinter Ragnar auf dem Pferd sitzen. Das Dorf, die Elfen schienen ihn zu verstören. Irgendwie ist es gut, dass Ragnar vor ihm auf dem Pferd sitzt. Denn so sieht es so aus als würde er Ragnar einfach nur festhalten, als er an Ragnars Hüfte greift. In Wirklichkeit fühlt er sich aber so unwohl, dass er sich festhalten muss. Menschen, ja selbst die Kargi glaubt er zu verstehen aber Elfen waren für ihn einfach nur anders. Nicht einmal die Schönheit der Prinzessin half ihm über sein Unwohlsein hinweg. Am liebsten würde er den Aufenthalt hier so kurz wie möglich halten. Sobald Ragnar das Gegengift hatte, sie den Kargi und die Elfen ihre verfluchte Krone könnten sie auch schon wieder zurück reisen. Doch erst einmal eines nach dem Anderen.

Ragnar brauchte Hilfe. Dieses Ellenlange gerede, auch wenn es nur einige Minuten dauerte, ist kostbare Zeit für den Krieger. Auf dem Ritt ins Dorf hatte Sanjan ihn nur vor Stürzen bewahrt und davor, dass seine Atmung aussetzte. Doch gegen den beginnenden Schüttelfrost und gegen das Gift war er machtlos. Jeder Augenblick den sie mit Worten vergeudeten, war einer zu viel. Darum ist er auch Manik und Tarqetik dankbar. Besonders als der Krieger mit dem frechen Mund half Ragnar vom Pferd zu bekommen. Unten am Boden legt er Manik eine Hand auf die Schulter und nickt ihm zu. Dann blickt er zur Prinzessin und Gryphius. Der Händler war schnell im Wort und machte das, was Sanjan bei den Kargi gemacht hatte. Gut, damit muss er selbst weniger reden. „Danke werte Tütarpealik[1], wir sind euch für die Hilfe verbunden. Doch die Zeit drängt. Der schüttelnde Schlaf befällt ihn schon. Führt uns, wir folgen.“ Diese Worte waren wohl nicht die Hilfe die Gryphius erwartet hat, aber wenigstens lenkte es um die Etikette ab. Denn Sanjan buckelte nicht vor der Prinzessin. Wie wohl fast jeder Dejymann stand er zur Begrüßung aufrecht und hat die rechte Hand auf die Brust gelegt. Nicht anders hatte er vor dem Kargihäuptling gestanden.

Um seine Bereitschaft zum Gehen zu verdeutlichen, greift er kurz nach seinen Worten nach den Füßen von Ragnar. Auch wenn Tarqetik das größere Gewicht hielt, ächzte der schmale Schamane. Der Krieger ist nicht gerade leicht, noch dazu schmerzt ihm der Hintern und der Rücken. Der Ritt im Sattel, welcher für zwei viel zu klein ist und die Tatsache, dass er selbst nicht an das Reiten in einem Sattel gewöhnt ist, haben ihren Zoll eingefordert.
 1. Dejy für: Tochter des Stammesfürsten

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #276 am: 03.04.2015, 12:23:16 »
"Was, du redest gerade so, als ging's mit ihm schon auf sein Ende zu, wie kann das sein? Ich dachte, sechs Stunden bräuchte das Gift?"

Während er neben dem Krankentransport herläuft, kommt Basilio noch so einiges andere seltsam vor, was ihm bestimmt früher aufgefallen wäre, hätte er sich nicht in völlig irrelevante Überlegungen über Frauen und die Subjektivität von Schönheit verrannt. Im Grunde sitzt ihm aber schon die ganze Zeit ein ungutes Gefühl im Nacken: zu viele Zufälle!

Außerdem weiß er doch so einiges über Gifte, es ist eins seiner speziellen Interessensgebiete[1], wenn auch erst seit etwas über einem Jahr, und Kolyak hat noch nichts von einer praktischen Anwendung wissen wollen, dazu sei Basilio insgesamt noch zu grün, müsse noch auf zu viele Dinge achten, und wer mit Giften hantiert, der müsse sich ganz auf diese konzentrieren. Jedenfalls weiß Basilio genug über Gifte, um zu folgendem Schluss zu gelangen:

"Nein, das mit dem Kampf allein erklärt es nicht. So anstrengend war der für unseren Kameraden ja nicht: zweimal zuhauen, vom Pferd fallen, wieder aufstehen. Das hätte der feine Wurzelbrei packen müssen! Überhaupt, wäre es nicht ein gar sehr seltsamer Zufall, dass uns Hyänen und Schlangen zur gleichen Zeit angreifen? Glauben würde einem das keiner, wollte man ihm das erzählen! Nein, ich sag euch was: wenn Ragnar kurz vorm Krepieren ist, gerade so, als wär er vor fünf Stunden gebissen worden, dann ist's wohl auch so lange her! Dann lagen wir falsch und es passierte nicht beim Sturz vom Pferd, sondern beim Frühstück im Lager!"

Die letzte Konsequenz aber spricht er nicht aus: wenn's im Lager passierte, dann ist Ragnar vielleicht nicht der einzige, den die Schlange gebissen hat. Maru! Hoffentlich hat das Vieh Maru nicht erwischt. Ob sie das Gegengift kennt? Sie ist noch zu jung, zu unerfahren, hat ihre Ausbildung bei der alten Dariba nicht zu Ende bringen können, weil diese im Wald verschwand, und wenn die Blauflamm so selten ist, wird das nicht das erste gewesen sein, was die Alte ihr beigebracht hat. Aber selbst, wenn Basilio hier verhandeln könnte, dass man ihnen auch eine Portion des Gegengiftes mitgäbe, wäre alles zu spät!

Delneb, so grausam bist du nicht, ja? Dass du mir das Glück der letzten Tage so verrechnen tätest? Oh Randor, wach über sie, beschütz sie, ich bitt dich!

Das alles behält Basilio für sich, auch wenn ihm die plötzliche Sorge gar jämmerlich ins Gesicht geschrieben steht und jeder, der weiß, wer alles im Lager auf ihre Rückkehr wartet, leicht erraten kann, wem diese gilt.
 1. 
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« Letzte Änderung: 03.04.2015, 12:57:42 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #277 am: 07.04.2015, 19:45:14 »
Als Basilio seine reichlich ungeschickte Vorstellung vor der Prinzessin beendet hat, schaut diese ihn für einige Augenblicke stumm an. Ihre Gesichtszüge bleiben gefasst und falls Basilios Fauxpas ihr aufgefallen ist, so kann sie das meisterhaft verbergen. Aisling - der Blick in ihren Augen macht der ersten Silbe ihres Namens alle Ehre.

Anders sieht es beim Hauptmann der Siedlungswache - dieser verzieht bei Basilios Worten den Mund zu einem süffisanten Lächeln. Als die Prinzessin ihm einen kurzen Seitenblick zuwirft, nickt er: "In der Tat, meine Prinzessin, war der Mann vor euch - Gryphius Hengrimm, wie er sich nennt - derjenige, der Fearchara vor dem Angriff zweier Hyänen bewahrt hat, wie sie mir auf dem Ritt erzählte", sagt er immer noch lächelnd.

"Ja, Mama!", wirft das Mädchen ein. "Er hat mich wieder auf den Ast geschoben, als ich fast runtergefallen wäre!"

Aisling Adair lächelt ihre Tochter an - da kommen auch schon Maniks und Sanjans Einwürfe und die Hinweise auf die Dringlichkeit der Behandlung von Ragnar. Sie nickt dem Fhokki und dem Schamanen zu und schaut dann wieder zu Basilio. "Wir sollten zunächst euren Freund zum Medicus bringen und kümmern uns erst danach um alles weitere. Einen Rat kann ich euch aber schon vorab geben, Gryphius Hengrimm. Schaut meinem Vater stets aufs Gesicht - am besten in die Augen - wenn ihr mit ihm sprecht. Vermeidet andere Körperteile."

Ohne ein Lächeln, dass offenbaren könnte, ob Sie die Aussage als ernste Antwort auf eine so verstandene Beleidigung, oder als einen witzigen Einwurf zum Abbau der Spannung getätigt hat, und ohne eine Entgegnung von Gryphius abzuwarten, wendet sich die Prinzessin an Sanjan. Gern würde Basilio letzteres glauben - auch der immer noch amüsierte Ausdruck auf dem Gesicht des Hauptmanns deutet in diese Richtung. Doch Dihals Rücken lässt eher ersteres vermuten.

Sie will schon etwas sagen, da rutscht Sanjans Kopfbedeckung ein wenig nach hinten, als er Ragnar bei den Füßen packt und offenbart seine leicht spitz zulaufenden Ohren. Aisling hält inne und für eine Sekunde zeigt sich Überraschung auf ihrem Gesicht. "De réir na déithe", murmelt sie. "A leath-fola." Auch um sie herum tuscheln einige der Anwesenden, als sie Sanjans elfisches Blut bemerken. Dann fängt sich die Prinzessin und spricht an Tarqetik und Sanjan gewandt. "Kommt mit - ich führe euch zum Medicus."

Einen Augenblick später ist die kleine Prozession, bestehend aus Tarqetik und Sanjan, die ächzend den schweren Ragnar tragen, Manik, der neben seinem Landsmann geht, Grimnir, der hinterhertrottet und Basilio auf der anderen Seite bereits unterwegs. Aisling schreitet mit sicheren und weiten Schritten voran.

Einige der Schaulustigen wollen folgen, doch Shanahan gibt mit einigen kurzen Handzeichen seinen Männern zu verstehen, dass das nicht erwünscht ist, und ein halbes Dutzend Wachen hält die Menge davon ab. Drei von Shanahans Männern flankieren und decken die Gäste. Der Hauptmann selbst gesellt sich zur Prinzessin, die inzwischen ihre Kinder nach Hause geschickt hat und tauscht mit ihr einige Worte in elfisch aus.

Das Dorf der Elfen hält, was es versprochen hatte, aber dennoch fehlt ein Teil des Ganzen - so fühlen die Besucher. Die natürlich wirkenden Rundungen der Häuser und Hütten fügen sich auch weiter nahtlos in die Landschaft ein und an die sie stützenden Bäume. Die Treppengänge über ihren Köpfen sind häufig genutzt. Auf einigen der Terrassen auf den Ästen sehen sie Bogenschützen Wache halten, auf anderen - offensichtlich zivilen - gehen Dorfbewohner ihrer Beschäftigung nach. Die kommen an zwei Gerberhütten vorbei und können den unangenehmen, überall bekannten Geruch der Gerbemittel riechen. In der Ferne ist sogar ein steinernes Gebäude auszumachen - selbst die Elfen können nicht auf hölzerne Mühlen zurückgreifen.

Was fehlt, ist das, worauf sich der Mythos dieses Volkes gründet, und was das gemeine Volk von Tellene so an dn Elfen fasziniert: ihre Kunst und ihre Magie. Nirgendwo sind Bildhauer zu entdecken, die an einer bezaubernden Holzskulptur arbeiten würden. Auf keiner der Terrassen sitzt ein Meister mit Pinsel vor einer Leinwand. Nirgendwo vernimmt man den bezaubernden Gesang der elfischen Barden, die auf dem ganzen Kontinent berühmt sind. Und nirgendwo sieht man eine Feuerzunge aus dem nichts nach oben schlagen, oder Lichter ohne sichtbare Quelle die Straßen erhellen. All die kleinen magischen Wunder, von denen in den Sagen über die verborgenen Elfendörfer immer gesprochen wird. Nun gut - zumindest die Magie mag der Übertreibung in den Sagen und Geschichten geschuldet sein.

Diese seltsam deplatzierten Gedanken geistern eben durch die Köpfe der Gefährten, als sie endlich vor einem weiten, beigen Zelt mit Vordach hat machen. Die Prinzessin tritt einen Schritt vor und hebtden Vorhang. Shanahan geht hinein und winkt die Gefährten ebenfalls hinein. Wenige Sekunden später befinden sich alle im Zwielicht des Zeltinneren. Es ist das Lazarett des Medicus' - kein Zweifel. Vier Pritschen sind mit Leinenlaken bezogen, aber nur eine am Ende des langgezogenen Zeltes belegt. Ein alter Elf mit schlohweißem, geradem Haupthaar, dass ihm bis zur Rückenmitte reicht, einem Vollbart, der in einem langen, dünnen Zipfel unterhalb des Kinns ausläuft, und einer langen, braunen Robe, wendet sich um und begrüßt Aisling auf elfisch. Diese erwidert den Gruß hastig und beginnt zu sprechen. Sie spricht schnell und in ihrer Sprache, so dass ihre Worte unverständlich bleiben, doch letztendlich deutet der berobte Greis auf einen hohen, mit einem lacken bespannten Tisch, auf den Ragnar abgelegt werden soll - offensichtlich der Behandlungstisch.

"Legt euren Gefährten auf den Tisch", führt Liam Shanahan das Offensichtliche aus. "Das ist unser Medicus - Daragh. Er wird sich um ihn kümmern."

Als Ragnar endlich auf dem Tisch liegt, tritt der Greis heran und ruft mit rissiger Stimme: "Maelis!" Sekunden später taucht eine Junge Elfe mit blondem Haar und schneeweißer Haut hinter einem der Vorhänge auf und eilt zum Behandlungstisch. Als sie die vielen Besucher im Raum sieht, verlangsamt sich ihr Schritt für einen Augenblick, doch dann eilt sie doch heran und fragt den Medicus etwas auf elfisch. Dieser gibt ihr Anweisung, und Maelis eilt zu einem der Arzneischränke, um gleich mehrere Fläschchen zu holen.

Liam Shanahan, der neben Tarqetik und Basilio steht, beginnt leise zu sprechen: "Ich hoffe, euer Freund schafft es. Doch so lange die Ärzte beschäftigt sind, lasst mich euch fragen - ihr seid beide nicht von Dorwida und keine Kargi. Das ist offensichtlich. Woher kommt ihr? Das muss ein gefährlicher Ort sein, an dem selbst ein einfacher Unterhändler gleich drei Klingen am Leib tragen muss", sagt er mit einem Blick zu Basilio. Während er seinen Blick zu Tarqetik wendet, fügt er hinzu: "Und ein noch gefährlicherer, an dem Mann so die Klinge zu führen lernt, wie ihr. Torin hat auf dem Ritt geplaudert, ihr hättet ein wahres Blutbad unter den Hyänen angerichtet. Er nennt euch den Berg."

Während der Medicus die Substanzen in bestimmten Mengen miteinander vermischt, schaut sein Lehrling mit Interesse die Fremden an. Ihr Blick verharrt etwas zu lange auf Manik und als der Fhokki zu ihr hinüberschaut, lächelt sie ihn sogar schüchtern an. Dann räuspert sich die Prinzessin und Aislings strenger Blick fällt auf Maelis. Schnell wendet das Mädchen die Augen ab, doch der Blick kehrt nach kurzer Zeit immer wieder zurück.

In diesem Augenblick ist der Medicus mit der Zubereitung des Arzneimittels fertig und wendet sich an den Schamanen. Er verflüssigt den dickflüssigen Brei mit Wasser und flößt ihn Ragnar ein. Danach wendet er sich an Sanjan: "Ich werde nun seine Bisswunde behandeln. Die Vergiftung ist nun schon weit fortgeschritten. Wir werden ihn mit Lacken, die wir mit kaltem Wasser tränken werden, kühlen. Alles andere wird die Zeit zeigen. Wenn er morgen Abend aufwacht, wird er es schaffen. Wenn nicht, dann nicht."

Dann wendet er sich an Aisling: "Tá a thuilleadh ag teastáil Cuairteoirí anseo." Die Prinzessin nickt ihm und wendet sich an Sanjan: "Ihr könnt hier nichts mehr tun - wir können nun also zu der Nachricht kommen, die ihr übebringen wollt. Mögt ihr vielleicht zunächst mir sagen, was euch zu meinem Vater führt? Ich versichere euch - ich bin der leichtere Gesprächspartner im Vergleich zum Fürsten; es ist also in eurem Interesse. Und bei der Gelegenheit - erzählt mir bitte, woher ihr stammt, deartháir fola."

Zum ersten Mal versteht Sanjan ein elfisches Wort - Blutsbruder. Auch hier hat man seine Herkunft erkannt. Auch hier spielt sie eine Rolle. Doch im Gegensatz zu den Kargi, scheint sie hier zumindest nicht von Nachteil zu sein.
« Letzte Änderung: 07.04.2015, 20:23:37 von Khenubaal »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #278 am: 07.04.2015, 20:19:05 »
Als Elrynor mit offensichtlichen Zaubertricks den Eintopf heranzieht und dann auch noch verfeinert, wendet sich der Blutumhang demonstrativ ab. "Pah!", sagt er schnaubend. "Selbst in seinem Käfig macht er weiter. Reicht es nicht, dass du unseren Fürsten vergiftet hast mit deinen Machenschaften?", ruft er Elrynor zu. Dann legt sich ein eiskaltes Lächeln auf seine Lippen. "Aber zum Glück wirst du das nicht mehr lange machen können - bald sind wir dich los."

"Was soll denn das heißen, Rowan", ruft Padraigs Kamerad - der zweite Siedlungswächter. Der Blutumhang - Rowan Sullivan - zieht ein noch breiteres Lächeln und antwortet. "Na - die Vögel zwitschern von den Dächern, dass der Fürst endlich eingesehen hat, dass er mit diesem Hexer hier zu nachgiebig war und dass er ihm endlich die gerechte Strafe zukommen lassen wird", ruft er aus.

Rowan Sullivan - seine Boßheit und Kaltherzigkeit stand beim Kommandanten der Fürstenwache sicher hoch im Kurs, doch schon aufgrund der Tatsache, dass er kein Geheimnis für sich behalten vermochte, weil er es nicht erwarten konnte, sich durch dessen Verbreitung wichtig zu machen, würde dafür sorgen, dass er nie weiter aufsteigen würde, als zu seinen aktuellen Rang.

Dennoch waren seine Worte beunruhigend für Elrynor. Der Elf wollte sich darüber gerade Gedanken machen, da kam eine weitere Störung - diesmal eine willkommene. Er erkannte einen kleinen, blonden Jungen - acht Sommer alt, wie er genau wusste. Es war Balin - der Sohn einer der Mägde im Haushalt seines Vaters. Auf seinen flinken, dünnen Beinen kam der Junge herangeschossen und trug einen kleinen Leinenbeutel in der Rechten. Er schoss geradewegs auf Elrynors Zelle zu, als Padraig ihn am Arm packte und zurückhielt. "Was soll das denn werden, Kleiner?", fuhr er ihn streng, aber nicht zu barsch an.

Balin hielt an und schaute zum Siedlungswächter auf. "Lady Ivsaar schickt mich", sagte er mit seiner hohen Stimme. "Ein paar Äpfel für den Jungen Herren. Sie sagte, einmal im Monat dürfe sie ein Geschenk schicken."

Der Junge hielt Padraig den Leinenbeutel geöffnet hin, so dass dieser hineinsehen konnte. Einen Augenblick später nickte der Wächter. "Na gut", sagte er.

"Was machst du denn da?", fuhr der Blutmantel auf.

"Was soll denn schon sein?", rief Padraig gereizt. "Es sind nur Äpfel - ein Geschenk von seiner Mutter."

"Was, wenn da ein Zauber dran ist?", rief Rowan, doch da war Balin schon am Zellengitter und warf den Leinensack mit einem "Guten Tag, Junger Herr" zwischen den Gitterstäben hindurch, um sich gleich darauf wieder auf den Rückweg zu machen. Der Blutumhang sah die Szenerie, und drehte sich wutschnaubend um.

Elrynor packte den Beutel und machte ihn auf. Es lagen tatsächlich ein halbes Dutzend Äpfel im selbigen. Doch einer von ihnen hatte einen geraden Riss, genau in der Mitte. Als würde er aus zwei Teilen bestehen, die aneinander klebten, aber dennoch eine Fuge hinterließen. Als den Apfel vorsichtig mit einer Hand prüfte, rutschten die beiden Hälften einen Fingerbreit auseinander. Tatsächlich - der Apfel war aufgeschnitten und die beiden Hälften wurden durch zwei ins Fruchtfleisch getriebene Holzstängel zusammengehalten. In der Mitte war der Apfel entkernt und hohl. Ein kleines, zusammengefaltetes Stück Pergament lag in diesem Hohlraum.

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #279 am: 07.04.2015, 21:49:38 »
Kurz nachdem Sanjan die Beine von Ragnar gehoben hatte, fühlt er wie seine Ohren warm werden. In sich hinein grummelnd, unterdrückt er den Drang sich um zu blicken. Kurze Zeit später ist ihm klar warum seine Ohren warm sind. Seine Kopfbedeckung war verrutscht und er kann gerade nichts dagegen machen. Damit sahen jetzt wohl alle seine spitz zulaufenden Ohren. Wenigstens begleitet die Traube der Schaulustigen sie nicht, und so kann der Halbelf wieder durchatmen. Jedenfalls in dieser Sache.

Auf dem Weg zum Heiler erlaubt sich Sanjan nur ab und an hochzublicken. Diese Elfen wirken auf ihn eher wie ein kriegerischer Stamm als wie das mystische Volk. Das bringt ihm tatsächlich etwas mehr Selbstsicherheit wieder, auch wenn er sich immer noch unwohl fühlt.
Das Heilerzelt erreichen sie für ihn genau richtig. Ragnar ist nicht der leichteste und Sanjan nicht der kräftigste in der Gruppe aber sie hatten es Geschafft. Ragnar liegt vor dem Medicus Daragh und dieser macht sich auch gleich daran ihm zu helfen. So hatte Sanjan einen Moment Zeit um seine schmerzenden Muskeln zu strecken und die Kopfbedeckung zu richten. Innerlich hofft er, dass es nicht zu spät war. Jeder Körper reagierte anders auf ein Gift und Gryphius könnte recht haben, dass der Biss schon länger her war.

So wie die Gehilfin, schaut auch Sanjan bei der Behandlung zu. Er konnte hier noch etwas lernen, auch wenn die Befehle des Elfen für ihn unverständlich waren. Als dieser den Schamanen dann in der Handelssprache anspricht, nickt Sanjan dem Medicus dankend zu. „Habt vielen Dank. Hoffentlich schafft er es.“ Sie konnten hier wirklich nicht mehr viel machen. Drei Heiler an zwei Kranken waren deutlich zu viele und schließlich war es nicht Sanjans Schamanenzelt. Dass es sich überhaupt um ein Heilerzelt handelt, wundert Sanjan schon seit dem Betreten. Die Elfen bauten wie sesshafte Menschen und doch ist der Raum für die Heilung nicht in eines der Häuser integriert.

Seltsam aber viel Zeit zum Nachdenken hat er nicht. Die Prinzessin spricht ihn an. Wieder glühen seine Ohren und er ist überrascht, dass er glaubt ihre Worte zu verstehen. Blutsbruder hatte sie ihn genannt. Bevor er ihr antwortet, berührt er Ragnars Schulter und entfernt sich vom Krankenbett. Vor der Prinzessin bleibt er stehen. „Vere õde, Tütarpealik[1] ich komme aus dem Dejystamm der Bahir, welche die weite Steppe und Wälder im Nordosten von Ek'Gakel ihre Heimat nennen.“ Seine Brust schwillt bei diesen Worten an. Er hat sich entscheiden gleich mehr zu beantworten als nur das was die Prinzessin gefragt hatte. „Dort wurde ich geboren als Sohn von Narischa der Jägerin. Mein Vater, welchen ich nie kennenlernte, war ein elfischer Händler. Ich werde Sanjan gerufen.“ Nach dieser etwas genaueren Vorstellung, legt er in höflicher Dejymanier seine beiden zu Fäusten geballten Hände auf die eigene Brust und öffnet sie dann in einer Halbkreisbewegung wieder. „Der Grund, der uns zu euch führt, ist kein sehr angenehmer. Wir sind Abgesandte eines ältesten von Dorwida der um den Frieden der Menschen mit den Kargi bangt. Er hat uns zu den Kargi gesendet um nachzuforschen, ob sie wirklich hinter den Angriffen auf Dorwida stecken und gegebenenfalls den wahren Übeltäter zu finden. Die Wolken des Krieges hängen in der Luft, doch noch sind es nur Androhungen. Bei den Kargi waren wir anwesend, als sie eure Drohung erhalten haben. Sie nehmen sie sehr ernst und so drohen die Wolken des Krieges nicht nur den Menschen sondern auch euch. Die Kargi scheinen aber nicht für die Angriffe auf Dorwida verantwortlich zu sein, was die Sache etwas komplizierter macht. Denn nur durch die wirren dieser düsteren Wolken hat der Kargi eure Grenzen überschritten. Dies ist den Kargi bewusst und sie haben uns als Unterhändler geschickt, um den Frieden zwischen euch und ihnen zu wahren. Ihnen dürstet es nicht nach Blut. Nicht von dem der Elfen, noch den Menschen, nicht heute. Sie bitten auf ihre Art um Verständnis und die Herausgabe ihres Stammesbruders.“[2] Den Reif will er noch nicht präsentieren. Die Prinzessin wird vielleicht eh gleich fragen, was sie dafür bekommen würden, denn ein Frieden mit den Kargi häng ihnen nicht sehr am Herzen. Nicht einmal bei nüchternen Sachlagen wie dieser. Erst dann, wenn tatsächlich fragen würde, will der Schamane lüften, was noch so außer Kräuter in seinem Reisebündel am Gurt verstaut hat.
 1. Dejy für Blutsschwester, Fürstentochter
 2. Diplo 2 ... nat 1
« Letzte Änderung: 07.04.2015, 23:19:46 von Sanjan, von den Bahir »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #280 am: 08.04.2015, 09:17:07 »
Zwei Hyänen? denkt Basilio empört. Drei waren's! So schnell wird einem die Heldentat kleingeredet! Na gut, in der einen Hyäne steckte schon einer von Maniks Pfeilen und kurz darauf war's vorbei, aber in dem Augenblick rang Wagemut mit Todesangst in meiner Brust!

Als Aisling Adair ihn anspricht, will Basilio sich schon wieder verbeugen, fängt sich aber gerade noch rechtzeitig. Verflucht, diese alberne Sitte kann man sich angewöhnen, auch wenn man nicht in einer Monarchie aufgewachsen ist. Beim Ratschlag der Prinzessin verzieht er reumütig das Gesicht—egal, wie sie ihre Worte meinte, das ist nie verkehrt—und murmelt bei sich: "So klein bin ich nun auch wieder nicht, dass ich dem Fürsten nicht bis über den Gürtel reiche."

Auf dem Weg zum Medikus und auch dort schweigt Basilio dann erst einmal, während er fieberhaft überlegt: lässt sich sein Fehler nicht vielleicht doch zum Vorteil nutzen? Das ist in seinem Geschäft die halbe Pacht: alles zum Vorteil nutzen, auch die Fehler und persönlichen Schwächen, sogar das eigene Herzensleid, wenn es sein muss, alles wird genutzt, eingebaut, verdreht. Doch diesmal sieht Basilio keine Möglichkeit dazu. Anders als bei den Grünhäuten, bei denen er jedenfalls zu Beginn einfach nur harmlos erscheinen wollte, ein Tölpel und Schmeichler, möchte er hier ernst genommen werden. Dass man ihm die Harmlosigkeit auch nicht so leicht abkaufen würde, zeigt die Frage des Hauptmanns.

"Woher ich komme?" hält Basilio ihn zunächst hin. "Oh, ursprünglich aus Baneta in Pekal. Das ist eine weite Reise, da muss man schon auf sich aufpassen können. Vor allem, wenn man so klein ist wie ich. Die Leute sehen einen Mann wie Tarqetik hier—mit 'Leute' meine ich jetzt Schläger oder Wegelagerer—und sie nehmen Reißaus, ob er bewaffnet ist oder mit den nackten Fäusten daherkommt. Aber bei jemandem wie mir denkt jeder, er dürfte ungestraft einmal draufhauen, zumal ich ein Mundwerk wie ein Großer hab. Diese Kombination hätte mir einmal schon schier das Leben gekostet, in einer dreckigen kleinen Gasse in Baneta, vor einer dreckigen kleinen Kneipe, wohin eine Mutprobe mich geführt hatte. Und Ihr werdet es nicht glauben, eine Grünhaut war's, die damals befand, dass drei gegen einen nicht die feine Art sei, und mir deshalb beistand. Die Lehre, die ich damals daraus zog, war nun allerdings nicht, dass ich lernen müsse, die Klappe zu halten, sondern dass man immer einen unverhofften Helfer dabei haben sollte, sei es eine Grünhaut in der Gasse oder ein Messer im Ärmel. Letzteres ist leider weniger effektiv. Na ja, jedenfalls, hätte der Mann mir damals nicht geholfen, stünde ich jetzt nicht vor Euch. Zwar hat er mir nie gesagt, woher er stammt oder wohin er geht, aber als die Kargi von Kezhdal fragten, ob jemand mutig genug sei, als Unterhändler zu den Elfen zu gehen, habe ich mir gedacht, das ist eine gute Gelegenheit, die alte Schuld zu begleichen.[1]

Und die Messer", fährt er fort, "dass ich die rausgerückt habe, habt Ihr allein Fearchara zu verdanken, obwohl sie mich noch nicht ganz davon überzeugt hat, dass wir nicht doch alle wie Dihal enden werden. Ein Vorschlag zur Güte: Könntet Ihr vielleicht diesmal Kargi-Schriftzeichen verwenden? Die eignen sich soviel besser dazu, jemandem in die Haut zu ritzen, mit ihren geraden Linien. Ich könnte Euch die Nachricht gern vorher auf Papier übersetzen..."

Basilio klappt eilig den Mund zu. Er hat schon zu viel gesagt. Dass er Kargi spricht und schreiben kann, das hat er eigentlich nicht offenbaren wollen.

"Und es waren drei Hyänen", setzt er noch hinzu. "Eine kam von hinten, die hat Fearchara gar nicht gesehen."
 1. Bluff = 11
« Letzte Änderung: 08.04.2015, 23:54:10 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Manik

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Dorwida
« Antwort #281 am: 08.04.2015, 16:12:55 »
Endlich geht es zum Heiler. Das wurde aber auch Zeit.
Als Sanjan sich mit Ragnar abmüht und unter seinem Gewicht ächzt, wünscht Manik sich, dass er eher zur Stelle gewesen wäre und das Tragen seines Landsmannes übernommen hätte. Umso mehr, als Sanjan in Folge seine Kopfbedeckung verrutscht und seine Ohren sichtbar werden. Nervös schaut Manik sich daraufhin um. Hieß es nicht, dass die Elfen die Tatsache, dass ein Halbelf ihr Dorf betritt möglicherweise nicht allzugut aufnehmen würden? Dafür ist es aber ausreichend ruhig. Die Frage ist nur, ob das alles nur Wahrung der äußerlichen Disziplin, sprich Selbstbeherrschung darstellt, oder Sanjans Herkunft wirklich kein Problem darstellt.

Während der Waldläufer stumm neben dem Tross Richtung Heiler herläuft, überkommt ihn zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen mit dem Elfen ein frösteln. Zum ersten Mal, setzt er deren äußere Schönheit und Ästhetik nicht mit inneren, schönen Charaktereigenschaften, Sanftmut, Gastfreundlichkeit und Ähnlichem mehr Gleich. Vielmehr überkommt auch dem Fhokki das Gefühl, dass es sich schlecht ausrechnen lässt, wie ihr Besuch bei den Elfen wohl enden möge. Doch im Moment, wurde ersteinmal Ragnar geholfen, das war gut.
Bei der Ankunft am Zelt der Heiler ist Manik froh und lässt einen erleichternden Seufzer erklingen. Obwohl der Weg beileibe nicht sehr lang war, kommt es ihm so vor, dass schon wieder zuviel wertvolle Zeit verstrichen ist.
Doch endlich wird Ragnar behandelt. Endlich! Der Blick des Nordmanns ruht auf seinem auf dem Tisch liegenden Kameraden, doch zu der Sorge, die in ihm zu erkennen ist, gesellen sich nun auch Funken von Hoffnung. Gebannt schaut Manik der Behandlung zu, während Basilio und Tarqetik sich offensichtlich lieber mit Liam unterhalten. Die Handgriffe des Medicus, Daragh, wirken sicher und schnell, wofür Manik dankbar ist. Einen Stümper der nichts von seinem Handwerk versteht, hat er aber auch nicht erwartet.
Doch während Manik seinen Gedanken und Sorgen um Ragnar nachgeht, spürt er einen Blick auf sich ruhen. Ein kurzer Blick offenbart, dass ihn Maelis, die junge Gehilfin, die der Medicus herbeigerufen hat, anblickt und anlächelt. Das Lächeln der jungen Elfendame ist bildhübsch und so erwidert er fasziniert ihren Blick, doch das Räuspern der Prinzessin lässt Maelis sich wieder abwenden.
Verärgert konzentriert sich auch Manik wieder auf Ragnar. Sollte die Gehilfin des Medicus nicht ihrem Medicus helfen, anstatt sich auf irgendwelche Gäste zu konzentrieren? Doch nur kurz danach wurde ihm klar, wie absurd der Gedanke ist. Der Medicus kam bestens zurecht und es gibt nichts für Maelis zu tun, außer vielleicht vom Meister zu lernen.  Als ihm das klar wird, huscht seit langer Zeit wieder ein Lächeln über Maniks Gesicht und sein Blick wandert wieder zu der jungen Elfe, die ihn in dem Moment auch wieder, kurz, anblickt. Für einen kurzen Moment sind seine Sorgen um Ragnar vergessen.
Als Daragh Ragnar die Arznei verabreicht hat, wirft Manik ein kurzes „Danke. Danke euch!“ ein und murmelt anschließend ein paar leise, fast geflüsterte Worte an Ragnar. Dabei legt der Fhokki eine Hand auf die Schulter seines Landsmanns.

Als die Prinzessin nach dem Grund ihres Besuches fragt, ist Manik zunächst überrascht. Es war doch wohl unnütz alles zwei Mal erzählen zu müssen? Dennoch lauscht er konzentriert der Erwiderung Sanjans, mit dessen Worten er dieses Mal nicht ganz so zufrieden ist. Sicherlich, die Zeit drängt, aber mit der Tür ins Haus zu fallen, ist doch eigentlich eher sein Part. Immerhin hat er den Reif nicht gleich offenbart.
Als sein Gefährte geendet hat, fährt Manik fort:

„Lasst mich noch ein, zwei Dinge… ergänzen; verehrte Prinzessin.“, beginnt der Waldläufer und schaut ihr dabei direkt in die Augen. „Die Kargi wollen ihren Bruder zurück, dass sie uns vorgeschickt haben um friedlich zu verhandeln, anstatt gleich ihrem Naturell zu folgen und gewaltsam vorzupreschen, - so mit Äxten und Fackeln die euer kostbares Holz beschädigen -  spricht doch für die Grünhäute…, äh in dem Fall, oder nicht?“, ein wenig stolz ist Manik auf den Einfall schon, doch wünscht er sich, er würde ein bisschen ruhiger werden und sich die Worte erst zurechtlegen, bevor sie aus ihm herauspurzeln.
„Ihr seht, wir haben die Beschwerden einer langen Reise auf uns genommen um Blutvergießen zu verhindern. Abgesehen davon, wer weiß wie es euren Kindern nun gehen würde, hätten wir die Reise nicht angetreten. Ich würde sagen… wie nennt ihr das, Sanjan? Eine göttliche Fügung? Wer könnte deeeem noch widerstehen?“, mit einem schiefen, erwzungenen Lächeln blickt Manik die Prinzessin an. Der letzte Satz sollte nicht so sarkastisch klingen, wie er ihn meinte, eigentlich hat er vorgehabt ihn ernst klingen zu lassen.

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #282 am: 09.04.2015, 10:31:56 »
Der kurze Weg zum Medicus bedenkt Tarqetik mit der Idee, dass es für die anderen eine Lehre sein sollte, dass, wenn man sich schon von Kreuzkommtod steckenderweise beißen lassen muss, doch wenigstens die Rüstung ausziehen kann und seinen Freunden den Rücken damit schont.

Klappernd wuchtet er denn den Körper auf den Tisch und tritt zurück, um dem Meister Platz zu machen. Die fast schneeweiße Elfingehilfin ist dem Brandorianer ein heller Fleck in den Augen. „Nicht übel ausgestattet, so ein Behandlungszimmer und edel anzusehen. Die verwendeten Materialien und natürlichen Ressourcen.“ Meint er und blickt sich, um den ersten Blick nicht zu lange ruhen zu lassen auch noch rasch sporadisch im Zimmer um.
Liams Worte reißen Tarqetik dann aus den Ufern des Tagtraumes, leider bevor er noch den Horizont ermessen konnte. Bei der Betitelung durch den Elfenknaben lacht der Krieger kurz begeistert auf und als Basilio sarkastisch in die Beschreibung miteinstimmt, quittiert er es: „Groß und ohne Mitleid. Wie sprach jemand einst: Ja, er beschreitet, Freund, die enge Welt wie ein Koloss, und wir kleinen Leute, wir wandeln unter seinen Beinen und schauen umher nach einem schnöden Grab.“ Dann hält er kurz ein und sagt denn bestimmend weiter: „ Kein schönes Gewerbe, das mit dem Tod“, und mit einem Blick zu Ragnar und mit übertriebener Höflichkeit zu Liam, „den unsere Fehler müssen wir begraben.“

Dann beginnt auch schon Sanjan mit einem kurzen Abriss für den Grund ihres Aufenthaltes im Wald und der Reise zu den Elfen. Manik bessert die Geschichte an einigen Stellen noch notdürftig aus, um die Waage ins Gleichgewicht zu stellen. Als optische Ablenkung zu den Monologen seiner drei Gefährten sieht Tarqetik der heilenden Rührhand des Medicus zu und versucht Ragnars schmerzverzehrte Mine zu deuten. Doch schon nach der ersten Berührung des Elfen an dem verwundeten Nordmann, ist Tarqetik mit der Arbeit des Heilers überfordert und sieht nur noch der Form halber weiterhin zu.
Als es wieder ruhiger geworden ist, spürt er den Blick des Elfenhauptmanns auf sich ruhen. Fragend blickt er zurück und nach einem kurzen Schulterzucken erinnert er sich an dessen Frage. „Es wurde alles gesagt, ich kann die Tatsachen nicht noch weiter ausführen.“ Da der Hauptmann aber mit seinem Blick zu insistieren scheint, gibt Tarqetik noch kurz ein paar persönliche Daten an: „Als in Dorwina die Angst um eine Eskalation mit den Kargi laut wurde, kam diese Kunde auch zu mir. Da es gerade keine anderswertige Arbeit gab und ich ohnehin von Münzenresten aus meinem Beutel lebte, fad ich es eine gute Alternative zum Kämpfen für Herrschaften und ihre politischen Launen. Wer hätte gedacht, wohin dieser Weg doch führen würde.“

Elrynor Ivsaar

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Dorwida
« Antwort #283 am: 11.04.2015, 04:25:35 »
Das erste Mal seit einer langen Zeit, schlich sich wieder ein Lächeln auf das Gesicht Elrynors. Der Blutumhang - so vorhersehbar Rowan Sullivan war, hatte Elrynor gewusst, dass er so reagieren würde - sprang natürlich auf die kleine Provokation an. Wie ein abgerichteter Hund, dem man einen Befehl gab und der dann entsprechend reagierte. Belohnt wurde der Hund dann mit einem Stück Fleisch und einer Streicheleinheit. Nichts anderes war und tat dieser Mann. Er war einer der Bluthunde des Fürsten und gierte regelrecht nach dessen Anerkennung und einem Leckerli. Der Blutumhang war gefährlich aber diese Eigenschaft war auch die Einzige, auf die er stolz sein konnte. Er ahnte noch nicht einmal, dass seine eigene Wichtigtuerei ihn daran hinderte, weiter aufzusteigen. Er war ein jämmerlicher Mann und irgendwie bedauerte er ihn.
Einen Moment lang überlegte Elrynor, den Blutumhang noch weiter zu provozieren. Wenn es stimmte, was Rowan sagte, dann würde er sowieso bald hingerichtet werden. Er zweifelte nicht an den Worten der Fürstenwache - schließlich war er bekannt dafür, kein Geheimnis für sich behalten zu können. Was konnte Elrynor also tun? Dasitzen und auf seinen Tod warten? Das würde er niemals tun.

Bevor er sich weitere Gedanken zu dem Thema machen konnte, kam ein kleiner Junge auf die Zelle und ihn zu. Elrynor erkannte ihn recht schnell und wusste, dass es Balin sein musste. Doch was ihn viel mehr interessierte, war der Leinenbeutel und dessen Inhalt. Mit einiger Genugtuung sah er dabei zu, wie die Wachen sich stritten und der Junge erklärte, dass es sich um Äpfel - ein Geschenk seiner Mutter - handelte. Elrynor war froh, dass seine Mutter an ihn dachte. Die würden ihn nicht aus dieser Zelle herausbringen aber zumindest konnte er sich damit diesen grässlichen Eintopf ersparen.
"Danke. Bist ein guter Junge." verabschiedete er sich von Balin und lächelte ihm zum Abschied dankbar an. Traurig erkannte Elrynor, dass auch dieser Junge in dem Glauben aufwachsen würde, dass Magie schädlich und schlecht war. Vielleicht hatte man ihm das sogar schon erklärt aber bisher war Elrynor keine negative Einstellung des Jungen zu ihm aufgefallen. Er war immer nett und zuvorkommend gewesen. Eigentlich war es nicht notwendig sich darüber Gedanken zu machen. Er würde ja sowieso bald hingerichtet werden.

Einen Kommentar konnte er sich dennoch nicht verkneifen. "Das ist doch lächerlich." erklärte er Rowan auf dessen Vermutung. "Meine Mutter würde unsere Familie niemals in Gefahr bringen. Diese Äpfel sind sicherlich nicht verzaubert." Er kramte in dem Beutel herum und entdeckte den aufgeschnittenen Apfel. Er hob eine Augenbraue - nahm dann allerdings erst einen anderen Apfel zur Hand und warf ihn durch die Gitterstäbe Rowan zu. "Hier. Ich teile gerne mit meinen Mitmenschen." Er fragte sich, wie weit er bei dem Mann noch gehen konnte und entschied sich dazu, es dabei zu belassen und ihn lieber in Ruhe zu lassen. Er wollte nicht, dass der Mann zu wütend würde aber Elrynor war sich sicher, dass er als Fürstenwache genügend Selbstbeherrschung besaß, um nichts unerlaubtes und unüberlegtes zu tun. Dafür war er viel zu sehr Speichellecker.
Er zog sich wieder in die hintere Ecke seiner Zelle zurück, legte den Sack auf seine Beine und fing an - nachdem er sich sicher war, dass Niemand auf ihn achtete - den Zettel zu lesen. Die Frage, die sich ihm vor allem stellte, war, ob diese Nachricht wirklich von seiner Mutter stammte. Vielleicht auch von jemand anderem aber wer würde für ihn diese Gefahr eingehen? Freunde hatte er nur sehr wenige im Dorf.
« Letzte Änderung: 11.04.2015, 04:27:53 von Elrynor Ivsaar »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #284 am: 14.04.2015, 18:32:19 »
Während Daragh sich um den reglosen Ragnar auf dem Tisch kümmert, entspinnen sich die Gespräche zwischen der Elfenprinzessin, Liam Shanahan und den übrigen Besuchern des Dorfes. Aisling hört den Ausführungen von Sanjan und Manik aufmerksam zu - als beide die Kargi erwähnen, wird ihr Blick hart und die Augen verengen sich kaum merklich. Es ist schwer zu beschreiben, aber es scheint keine Feindseligkeit zu sein, sondern eher Skepsis, oder Wachsamkeit.

"Die Wolken des Krieges brauen sich tatsächlich zusammen, deartháir fola", antwortet sie dem Schamanen, und fährt dann an beide gewandt fort. "Wir haben tatsächlich einen Kargi in unserem Gewahrsam, doch wir haben ihn auf unserem Gebiet aufgegriffen. Das ist ein Bruch des herrschenden Friedensvertrags."

Ihr blickt geht zu Liam Shanahan, Basilio und Tarqetik, die auf der anderen Seite des Behandlungstisches stehen. Die Prinzessin hört, wie der selbsternannte Pekaler eben über Schriftzeichen spricht, die man am besten in die Haut seiner Feinde ritzen sollte. Ihre Augen suchen die des Hauptmanns der Siedlungswache und die Blicke der beiden treffen sich. Ragnars Gefährten bekommen mit, wie Shanahan die Kinnmuskeln anspannt und auch Aisling zieht den Mund zu einem Strich zusammen. Ein ungewohntes, ein unerwartetes Bild. Basilios Worte waren offensichtlich eine Provokation, doch weder lösten sie eine zornige Trotzreaktion bei den beiden aus, noch schien es, als würde es ihnen nichts ausmachen. Fast beschlich einen das Gefühl, als wären sie beschämt - als wären ihnen die Erwähnung dieses Vorfalls unangenehm.

Stille kehrt ein - die dann von Daragh unterbrochen wird. Der Medicus - in seiner hellen Robe und dem schlohweißen, langen Haar und Bart eine erhabene Gestalt - dreht sich plötzlich zur Seite, zieht rüpelhaft den Naseninhalt nach oben und spuckt angewidert auf den Boden. Eine Geste, die derart deplatziert und unerwartet von diesem Mann kommt, wie es nur sein konnte, aber offensichtlich ist es eine Reaktion auf das Thema.

Maelis macht erschrocken ein paar Schritte nach hinten, während sich ihr Lehrmeister wieder nach vorne wendet und mit seiner rissigen Stimme spricht: "Rowan - sin bastaird. Is iad na cábaí fola náire ar ár rialta agus do gach Elf ar Tellene. Féach ar iad. Na fir a cheapann againn mar savages. Agus ceart!"

Wieder wünschen sich Taqrqetik und seine Begleiter - einer von ihnen könnte die Worte verstehen. Offensichtlich kann der Medicus kann offensichlich Binnenbrandobisch, doch diese Worte waren für seine Stammesleute bestimmt.

Liam Shanahan wendet sich an den alten Mann. "Ciúin, Daragh", sagt er. Das Wort 'Ciúin' haben die Gefährten bereits einige Male gehört. Es scheint 'Ruhe' oder 'ruhig' zu bedeuten. "Auch wenn du recht hast", fügt der Hauptmann noch leise hinzu.

Es vergeht wieder ein Augenblick, dann spricht Aisling Adair. "In der Tat haben unsere Männer diese Warnung überbracht:" Ihre Augen richten sich dann auf Basilio. "Ich für meinen Teil hoffe, dass das nie wieder zu geschehen braucht." Dann wendet sie sich wieder an Sanjan und Manik. "Ihr sprecht von dem Zwist zwischen den Menschen und Kargi und davon, dass sie diesen Zwist zu uns tragen wollen. Ich halte die Umstände für klar. Es gab einen Vertragsbruch und dafür sollte es die vereinbarte Strafe geben. Unter normalen Umständen würde ich sagen, dass es nichts mehr zu verhandeln gibt und keine Unterhändler gebraucht werden."

Aisling macht eine kurze Pause und lässt die Worte wirken. Es scheint, als würde sie auch ihre nächsten Sätze überdenken. Liam Shanahan schaut ebenfalls gespannt zu seiner Prinzessin - ebenso, wie wohl auch die Gefährten. Dann fährt sie fort: "Doch das hier sind keine gewöhnlichen Umstände. Die Kargi beweisen Respekt, indem sie euch und keinen der ihren schicken, unser Land zu betreten. Sie machen damit deutlich, dass sie die Vereinbarung, dass kein Kargi unser Land betreten darf, einhalten wollen. Und so sollten wir meiner Meinung nach uns zumindest anhören, was sie - was ihr - zu sagen habt."

Mit diesen Worten wendet sich Aisling an den Medicus. "Kümmert euch weiter um ihn, Daragh." Nach kurzer Pause setzt sie dann hinzu: "Und kommt dann Abends in die Gemächer meines Vaters - wie gewohnt."

Zu den Gefährten schauend, sagt sie dann: "Nun kommt. Ich führe euch zu meinem Vater und unseren Fürsten: Declan Adair."

~ ~ ~

Der Weg ist kurz und aufwühlend. Die Prinzessin, Liam Shanahan und zwei seiner Männer führen die vier Unterhändler über einige Pfade wieder durch das Elfendorf, bis man schließlich eine Art Versammlungsplatz erreicht. Ein runder Platz ist es - festgestampfte, von Pflanzen und Wurzelwerk befreite Erde, von einem Ring aus rechtwinkligen, einen halben Fuß aus dem Boden ragenden Begrenzungssteinen umgeben. Es scheint eine Art Amphitheater zu sein, bloß ohne durchgehendes Rund für die Besuchersitze. Nur auf einer Seite - im Nordwesten, erhebt sich stufig eine gebogene Tribüne gute vierzehn Fuß in die Höhe. Sie wähst stufig zur Mitte an. An beiden Seiten an den Rändern könnten Menschen - oder Elfen Platz nehmen. Zur Mitte hin kommt eine zweite Sitzreihe hinzu, dann eine dritte, dann eine vierte. In der Mitte gibt es keine Sitzreihen, sondern es führen Stufen hoch zu einem Thron, der gut neun Fuß über der Erde angebracht ist. All das ist aus Stein gehauen und mit Holz und Wurzelwerk verziert. Seltsamerweise wirkt es in dieser ansonsten so natürlichen und von Holz dominierten Siedlung nicht deplatziert.

Um die kleine Prozession herum haben sich - wie bereits in Kezhdal - wieder Dorfbewohner gescharrt, die neugierig die Szenerie verfolgen. Kein Zweifel: Während die Männer beim Medicus waren, hat sich die Kunde ihrer Ankunft im Dorf verbreitet. Basilio erkennt an einer Seite Fearchara und Torin stehen, offensichtlich mit einer Amme. Das Mädchen winkt ihm zu und der Junge ist offenbar auch freundlich gesinnt. Sanjan spürt viele Augen auf sich ruhen - offensichtlich ist auch die Neuigkeit von einem Halbelfen im Dorf von Interesse.

Drei Hochgewachsene Elfen in schwarzem Lederpanzer und blutroten Umhängen stehen an den Begrenzungssteinen des Platzes und halten die Menge allein mit ihrem Blick zurück. Langbögen hängen ihnen über den Rücken. Je zwei Klingen zieren die Seiten. Die Gesichter sind grimmig, die Augen kalt. Auch einige Männer der Siedlungswache sind anwesend. Liam Shanahan spricht mit einem der Krieger mit rotem Umhang und die gruppe wird vorgelassen. Aisling bleibt zurück und gesellt sich zu ihren Kindern. Der Hauptmann tritt mit der Gruppe vor.

Dann richten die Gefährten den Blick auf den Thron - und erstarren. Der Anblick, der sich ihnen bietet, ist niederschmetternd. Declan Adair, der mächtige Fürst der Elfen, gleicht einem Leichnam. Sein Haar ist sorgsam zurechtgelegt; es wirkt dennoch wirr und zerzaust, rar und ohne den Glanz, der Seinesgleichen eigen ist. Schlohweiß und trocken wie Stroh umrahmt es seine eingefallenen Wangen und die tiefsitzenden Augenhöhlen. Die Haut wirkt weiß, aber offensichtlich ist sie mit Puder behandelt worden. Dieses soll die rötlichen und violletten Pusteln, die sich über das ganze Gesicht, die schwächlich wirkenden Hände und Beine ziehen, verbergen. Aber es hat den Anschein, als würden sie dadurch nur noch deutlicher hervortreten. Sanjan muss schlucken und auch Tarqetik erkennt die tückische Krankheit, die er einmal bei einem Kameraden im Ludus gesehen hat: Es sind die Dämonsröteln - letztes Stadium, äußerst schmerzhaft, unheilbar, tödlich. Und zum Glück für die Anderen nicht ansteckend.

Auf dem Kopf des Mannes ist ein Kronenreif zu sehen - ähnlich dem des Kronprinzen, den Sanjan bei sich hat. Vor dem Thron steht ein weiterer Soldat mit blutrotem Umhang, langem, goldenen Haar und pechschwarzen Augen - wie eine Kriegerstatue. Liam Shanahan tritt vor und spricht zum Fürsten: "Mein Fürst, hier sind die Männer, von denen man euch berichtete. Sie haben eure Enkel im Wald vor den Hyänen gerettet und sie sagen, sie kommen als Unterhändler von den Kargi von Kezhdal, mit wichtigen Neuigkeiten. In Anbetracht dessen, hielt ich es für angebracht, sie nach Jaylin zu euch zu führen."

Der Fürst hebt müde den Kopf, als er Shanahans Worte hört und schaut diesen mit strengem Blick an. Lange bleibt es stumm, als der Hauptmann zu Ende gesprochen hat. Schließlich erhebt der Fürst seine rissige Stimme. "Ist das so?", fragt er. "Nun - das ist eine weitere der alten Traditionen unseres Stammes - eingeführt von meinem Großvater. Wenn Gäste und Unterhändler zu uns kommen, findet die Unterredung aus Respekt in ihrer Sprache statt. Vielleicht wird es Zeit, dass ich sie aufkündige - nun muss ich mich mit dieser hässlichen Karrikatur von einer Sprache abgeben, anstatt elfisch zu sprechen. Wäre das doch meine einzige Sorge. Aber sagt, Liam, was können diese Männer so wichtiges zu sagen haben, dass ihr unsere aller Sicherheit aufs Spiel setzt und sie ins Herz unseres Heims führt. In meinen Augen ist es Wahnsinn - insbesondere vom Hauptmann der Siedlungswache, der geschworen hat, Jaylin zu beschützen."

Stille kehrt über dem Versammlungsplatz ein. Shanahan hält den Kopf oben und erwidert den strafenden Blick seines Fürsten, entgegnet jedoch nichts. Ein Lächeln huscht über das harte Gesicht des Kriegers am Fuße des Throns. Dann wendet sich der Fürst an die Gefährten; mit einem spöttischen Unterton in der Stimme. "Nun - Unterhändler - was bringt ihr denn für Kunde, dass mein Hauptmann sich bemüßigt fühlt, Fremde in das Herz unserer Siedlung zu führen?"
« Letzte Änderung: 14.04.2015, 18:43:01 von Khenubaal »

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