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Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75196 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #330 am: 05.05.2015, 17:34:35 »
Die Augen des Halbelfen verengten sich. Dieser Mensch weiß eindeutig nicht, wann es Zeit ist die Klappe zu halten und dann verwendete er wieder Wörter die Sanjan nicht zuordnen konnte. Drei Mal atmet er tief ein und aus. Blickt Gryphius dabei wütend an. So als ob es gleich losgehen würde. Dann jedoch schnauft er und wendet sich ab. Mit dem Blick zum Gitter verlautbart er „Und du glaubst dein Weltbild sollte jeder übernehmen. Denn alle anderen sind Falsch. Ja die Antwort auf die Frage des Kargi war kurz aber immer noch wahr. Wenn er wissen will warum, kann er die Klappe aufmachen und nachfragen. Ich stimme dir aber zu, dass es mehr als nur eine Art der Ehre gibt und Ehrlichkeit nicht der beste Weg ist. Aber du hast es auch selbst gesagt, in der Familie und ähnlichen Gemeinschaften sollte man möglichst ehrlich sein. Von einem Händler vielleicht zu viel verlangt, so wie es scheint. Außerdem, was soll daran eine Beleidigung sein jemanden zu sagen, dass er dick sei. Das ist eher etwas Gutes, denn es heißt doch, dass er gut jagen kann und seine Familie ernährt.“ Kurz überlegt Sanjan ob er auch das mit den Fremdworten anbringen soll und wie. Dann spricht er weiter, immer noch ohne zu Gryphius zu blicken. „Ansonsten sind mir bei deinen Worten auch einige nicht klar. Warum sollte sich eine freu Schmücken, was ist das überhaupt? Was ist Ehe, Seitensprung, Diplomatie und Diplomat? Diese Worte sind mir unbekannt.“ Kurz hebt der Schamane die rechte Hand, so wie ein Haltbefehl. „Aber ich habe gerade auch kein Interesse mit dir weiter darüber zu reden.“ Damit ist für den Druiden dieser Teil des Gespräches beendet. Nun wartet er nur noch auf die Reaktion des Medico.

Manik

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Dorwida
« Antwort #331 am: 05.05.2015, 17:45:21 »
Als Grimnir knurrt, schaut Manik einmal besorgt zum Wolf und ist dann auch froh, als dieser keine Anstalten macht, sich irgendwie zu bewegen. Ansonsten verfolgt der Fhokki die Diskussion um Ehre und Wahrheit mit stillem Interesse.
Als Gryphius nach seinem Monolog über die verschwimmenden Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge ein Spiel aus der Tasche zieht, lacht Manik jedoch laut auf.
Nach Sanjans wütender Erwiderung - Manik schaut einmal kurz besorgt aus den Augenwinkeln zu den Wachen - wendet er sich anschließend breit grinsend an Basilio: "Ich kenne das Spiel nicht, aber lasst mich raten: Es geht um Lug und Betrug?", schmunzelnd schüttelt der Fhokki den Kopf. "Eine Interessante Einstellung, die du da zu Ehre und Wahrheit hast. Gott sei Dank, müssen wir uns als deine Kameraden ja dann keine Sorgen machen, nicht wahr?", immer noch schmunzelnd schaut Manik Gryphius mit schelmischem Blick an und putzt sich dabei mit dem Handrücken den Mund ab. "Deiner Einschätzung zu Ehre in ehren, aber was die Wahrheit angeht, so ist sie für mich nur dann die Wahrheit, wenn man auch den richtigen Tonfall trifft. Sage ich meinem schlimmsten Feind 'Ich bin mit deinen Entscheidungen nicht so ganz einverstanden' statt 'Ich will dich umbringen du Drecksau' so ist das für mich eine Lüge. Man drückt nicht das aus, was man ausdrücken will weil man sich selbst irgendeine Art Vorteil davon erhofft, aber das hast du ja selbst zugegeben.", der schelmische Blick verschwindet ruckartig von Maniks Gesicht und er blickt Basilio ernst an. "Oder hast du das nicht?".
Das Problem mit diesen wahrheitsverdrehenden Diplomaten ist doch, dass man nie weiß, ob sie grade mit einem diplomatieren oder eben nicht. Kopfschüttelnd seufzt Manik einmal deutlich hörbar. "Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich mit dieser Forderung jetzt lächerlich mache: Ihr solltet euch beruhigen, der Streit bringt uns nicht aus dieser Zelle, würde ich meinen.". Während er diese Worte spricht klopft Manik Sanjan beruhigend - so hofft er - auf die Schulter.
"Also. Wie sind nun die Regeln dieses Spiels?"
« Letzte Änderung: 05.05.2015, 19:02:05 von Manik »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #332 am: 05.05.2015, 19:55:32 »
Es ist vielleicht gut, dass Sanjan so entschieden verkündet hat, er wolle nicht weiter diskutieren: Basilio hat schon den Mund geöffnet, um zu erklären, was es mit der Ehe, dem Seitensprung und dem Weiberputz auf sich hat, und erst mit der Diplomatie! Darüber wäre der Tag und die Nacht vergangen! Und vielleicht hätte man sich doch noch gerauft.

Doch ausgerechnet Manik, der Hitzkopf, der gerade noch einen Elfen verprügeln wollte, geht dazwischen. Basilio grinst zurück. An mehreren Stellen von dessen Rede nickt er eifrig—besonders, als es darum geht, dass sie als seine Kameraden ihm sehr wohl vertrauen dürften!

"Zugegeben?" fragt er dann erschrocken. "Was hab ich denn zugegeben? Ach so, dass ich Maru beweisen will, dass sie unrecht hat, dass es doch Hoffnung auf Frieden gibt? Dass ich nicht will, dass ihr ein Leid geschieht? Meintest du das? Nun, das ist die Wahrheit, denn so seltsam kann nur die Wahrheit sein! Glaubst du wirklich, ich würde eine derart unplausible Lüge ersinnen? Und dass es mir hier um den Frieden geht, und sei es um ihretwillen allein, das ist auch wahr. Wie es überhaupt immer wahr ist, dass man mehr als einen Grund für sein Tun hat, nicht wahr? Denn den dritten habe ich auch bereits genannt: dass ich bei all dem versuche, meinen Vater zu beeindrucken und ihm zu beweisen, dass man mich allein in die Welt losschicken kann, dass ich nämlich was taug und zustande bring.

Aber nun zum Spiel. Du hast in gewisser Weise recht. Es geht dabei um Finesse, um Tricks und um Trümpfe, aber auch um Ehre. Whist ist ein Taktikspiel, bei dem eine Portion Glück aber auch nicht schaden kann. Schließlich braucht man auch ein gutes Gedächtnis, um sich zu merken, welche Karten schon gelegt wurden. Welche Farbe Trumpf ist, entscheidet der Zufall: nämlich die letzte Karte, die ausgeteilt wird. Gespielt wird mit einem normalen brandobischem Blatt. 52 Karten, das macht 13 Stiche. Es tun sich jeweils zwei Spieler als Partner zusammen, welche einander gegenüber sitzen. Jeder zieht eine Karte: die beiden höchsten Karten spielen zusammen, und die beiden niedrigsten. So, wer ist noch dabei? Wir brauchen auch gar nicht um Geld spielen. Es macht auch Spaß, wenn man nur die Punkte aufschreibt."

Basilio hält den anderen die verdeckt aufgefächerten Karten hin, damit jeder, der mitspielt, eine ziehen möge: Manik als erstem, und Sanjan als nächstem.

"Komm, gib dir 'n Ruck. Bei nichts versöhnt es sich besser als bei einer Partie Whist!"
« Letzte Änderung: 05.05.2015, 20:29:55 von Basilio Aristide »
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"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #333 am: 05.05.2015, 20:35:04 »
Doch Sanjan reagiert nicht einmal auf die Worte des Händlers. Er blickt weiter aus der Zelle. Wartend, dass der Heiler noch antwortet. Die Kartenspiele der Dörfler hat so oder so nicht verstanden. Was hatten sie auch davon mit komischen Bildern auf kleinen komischen Blättern zu spielen?

Als Manik seine Schulter berührt hat, ist es schon ersichtlich gewesen, dass er nicht sehr glücklich darüber ist. Als er merkt, wer es ist, lässt er es aber zu. Und ja, es wirkt auch wirklich beruhigend.
« Letzte Änderung: 06.05.2015, 10:28:13 von Sanjan, von den Bahir »

Manik

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Dorwida
« Antwort #334 am: 05.05.2015, 22:02:56 »
Gequält lächelnd starrt Manik auf die Karten.
"Was du zugegeben hast? Du glaubst zu wissen, was für die Menschen am besten ist, daher hälst du sie von den Tatsachen fern und wendest deine Diplomatie an. Das hast du zugegeben. Aber nur auf Grundlage der Wahrheit kann ich selbst, der die Informationen erhält, entscheiden was das Beste für mich ist, während ich auf der Grundlage von Diplomatie...", je öfter Manik das Wort verwendet, desto ablehnender betont er es, "vielleicht eine andere, falsche Entscheidung treffe. Wem die dann wohl nutzt?"
Maniks Blick wandert von den Karten zu Basilio.
Dann greift er sich eine der Karten aus dem Fächer und schaut sie sich verdeckt eine ganze Zeit lang an.
"Ich weiß nicht, ob das mit dem Spiel so eine gute Idee ist.", fährt er fort und schnippt die Karte wieder Richtung Basilio.


Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #335 am: 05.05.2015, 22:59:05 »
Basilio starrt Manik einen Augenblick mit offenem Mund an. Hat denn keiner begriffen, dass er über seine Rede vor den Elfen sprach? Und was ist so falsch daran anzunehmen, dass Frieden für alle das beste sei? Mal ganz abgesehen davon, dass es ihr Auftrag ist, sich für eben diesen einzusetzen, ist er doch das Ziel auch eines jeden Krieges: ein möglichst langer Frieden, zu den eigenen Konditionen vorzugsweise, wobei der Gegner aber niemals so hart angegangen werden darf, dass er sich allzu bald zu einem neuen Krieg genötigt sieht, sei es aus wirtschaftlicher Not oder der Demütigung wegen. Die Alternative dazu ist, dass man sich so lange gegenseitig umbringt, bis keiner mehr übrig ist, der ein Schwert heben kann.

Ja, das ist auch eine Form von Ehrlichkeit! Ich kann dich nicht ausstehen, ich hau dich tot! Pah!

Er will schon etwas entsprechendes sagen, da dreht er die Karte um, die Manik ihm zugeschnippt hat, und grinst statt dessen über das ganze Gesicht. Er hält sie hoch: Herzdame. Kommentarlos packt er die Karten wieder ein bis auf diese, die er an seine Brust drückt, dabei lehnt er sich zurück und versinkt in Gedanken. Wenn niemand Lust auf ein Spielchen hat, um sich die Zeit zu verkürzen und etwas angenehmer zu gestalten, dann wird er sich eben selbst mit angenehmen Träumereien ablenken. Wer weiß, ob sie nicht alle morgen sterben werden oder in der Nacht noch!

Also denkt Basilio über Maru nach. Über Maru und ihn. Allein. An einem zeitlosen, nicht näher definierten Ort. Ihre Hütte ist es nicht, aber auch nicht sein Zimmer im Hause des Generals. Das heißt, zunächst versucht er, das Bild zu verdrängen, will lieber an seine Schwester zu denken, aber das tut zu weh, das ist zu real, da kommt ihm jedes Mal, wenn er sich nur ihr liebes Gesicht vorstellen will, ein Gedanke in die Quere: was ist, wenn ich sie nie wieder sehe? Wie unglücklich wird sie sein, wenn ich nicht zurückkomme, wie lange hoffen, da man keinerlei Nachricht hat? Wird sie weinen an ihrer Hochzeit, aber nicht vor Glück?

Er seufzt bekümmert. Nein, das hat keinen Zweck, sich mit solchen Gedanken aufzuhalten, wo doch gerade eh nichts zu ändern ist. Aber er und Maru, nun, daraus kann nichts werden, ob er hier lebend rauskommt oder nicht, das eignet sich viel besser für müßige Phantasien. Und Basilio lernt auch so manches über sich selbst dabei, das ist wichtig für jemanden in seinem Beruf: zu wissen, was seine Vorlieben sind, um sie nutzen zu können oder aber zu verhindern, dass jemand sie gegen ihn einsetzt. Gerade, was seine Erfahrung mit Frauen angeht, muss man ja in einem ehrlichen Augenblick gestehen, dass der einzig treffende Ausdruck dafür 'dürftig' ist. Daher erwartet ihn jetzt, da er so zum ersten Mal darüber nachdenkt, ohne dass seine Schwester dabei die Hauptrolle spielt, eine Überraschung nach der anderen.

Was, im Ernst? Das würdest du gern mit ihr machen? Ist das nicht ein bisschen... ähm... und das? Davon hab ich ja mal gehört, aber nicht so recht geglaubt... ha, Basilio, betonst du nicht immer, bei allem Hass auf die Grünhäute, es seien keine Tiere? Und jetzt willst du...! Und du meinst, sie ließ sich das gefallen? Es würd' ihr gar gefallen?

Und seine Augen werden immer größer dabei und sein Gesicht heißer, und auch die Karte leidet ein wenig, so fest drückt er sie an sich.

"Hach, wenn es nur nicht so schwierig wäre, zu erraten, was einer Frau gefällt!" ruft er aus. Mit Bedauern steckt er darauf die Herzdame zu den anderen Karten in die Tasche und stellt sich auf den Kopf. Auf diesem verbleibt er so lange, bis das Blut wieder dorthin geflossen ist, wo es hingehört.

Mit einem weiteren Seufzer rollt er sich schließlich auf dem Boden in der Ecke zusammen und klappt die Augen zu.

"Weckt mich, wenn etwas interessantes passiert."
« Letzte Änderung: 06.05.2015, 08:32:23 von Basilio Aristide »
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Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #336 am: 06.05.2015, 08:41:48 »
Tarqetik blickt noch zu dem Medicus und versucht über dessen Schulten und am Ellenbogen vorbei zu erkennen was der Heilerelf gerade tut. Doch sind die kleinen und raschen Handgriffe zu präzise und geschickt, so dass Tarqetiks Wissen über Anatomie und Doktorei ihm bald die Information zukommen lässt, dass der Elf sicher weiß was er tut und man den Meister bei der Arbeit nicht stören sollte. So rüttelt Tarqetik noch kurz an der Zelleneinfriedung und wendet sich dann, den Rücken und einen Fuß an der Wand abgestützt seinen Mitinsassen zu.

Als die Diskussion über die Ehre, das motorische Taktgefühl beim  Abstechen und das Abwägen der Vor- und Nachteile der Gruppendynamik beim diplomatischen Kugelstoßen an Lebhaftigkeit zunimmt und die Gefühle der Eingesperrten sich zwischen den Gittern nach vorne Kämpfen, glaubt Tarqetik zu begreifen und mischt sich übertrieben mit einem Augenzwingern in das Gespräch mit ein: „So hat halt jeder seine Lieblingsphilosophie im Gepäck. Diese Ehre, die hat wohl Tausende umgebracht aber nicht einem geholfen. Noch besser ist die Diplomatie, wenn sie uns lehrt, dass der Frieden die Belohnung des Krieges sein soll, weshalb wir uns doch gerne für den Krieg rüsten sollten, damit wir möglichst rasch unsere Belohnung erhalten.“ Hier kann er sich ein Lachen gerade noch unterdrücken und hustet es stattdessen röchelnd in seine Hand. Dann mischt er sich weiter ein, und beobachtet dabei die Reaktionen der Wachen, ob diese auch schön aufpassen: „Und dann die Ehrlichkeit der Wahrheit. Es gibt nur das Richtige. Wehe uns, die wir in dieses Jammertal der Lügen und Verbrechen gefallen sind, unwürdig umgeben von Missgunst... weiter kenn ich den Text leider nicht.“

Sich von der Wand lösend, tigert Tarqetik an der Zellenwand auf und ab, lässt die Füße über den Boden schleifen und  versucht die Wache seinen wütenden Blick sehen zu lassen. Zu den Zellenleuten meint er: „Ein guter Einstieg, vielleicht etwas zu früh, aber so werden die Wachen vielleicht gierig darauf, dass wir uns hier etwas hauen und sie eine Unterhaltungsprogramm bekommen, dass interessanter ist, als einem Stamm beim Borken zuzuschauen.“

Sein Wandabwandern unterbricht der Krieger nur kurz als Gryphius sein Liebeswinden am Zellenboden unternimmt. Tarquetik kratzt sich am Kinnbart und bewertet die Situation neu. Eine gute Darbietung, auch wenn der Händler vielleicht einen Arm, um sein Antlitz zu verbergen,  über seine Augen hätte legen sollen, wo ihm dann die Herzdame theatralisch aus der Hand, die geschwächt von den Widrigkeiten der Geschenisse, wäre.
Wieder späht er über seine Schulter, um die Wachen zu sehen. Falls sie angebissen hätten, wäre dies nun ein gutes Ende für den ersten Akt, und die Zuschauer würden schon unruhig zappelnd auf den Nächten warten.

Tarqetik genießt die Ablenkungen, doch die Zellenwände werden davon auch nicht größer, der Raum nicht weiter, das Schafott nicht kleiner. "Spiel und Wille Gut und Recht, aber ich muss hier wirklich bald mal raus."
« Letzte Änderung: 06.05.2015, 10:30:27 von Tarqetik »

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #337 am: 08.05.2015, 08:52:13 »
Als Basilio Barkas die Nüsse anbietet, zögert dieser zunächst. Doch schon einen Augenblick später hat der Hunger über die Zurückhaltung gesiegt - es ist wohl das Schmackhafteste, was der Kargi seit seiner Gefangennahme zu sich nehmen durfte. Also greift die breite Pranke des Kriegers mit der grünlich-grauen, ledrigen Haut nach den Hülsenfrüchten.

"Danke", murmelt er zwischen den beiden ersten Nüssen, die im Mund landen. Dann deutet seine freie Hand auf eine der Wachen, während er mit gedämpfter Stimme weiterspricht. "Wechsel ist immer bei Aufgang der Sonne. Sind immer zu dritt. Einer mit rotem Umhang und noch zwei."

Derweil steht Tarqetik zwischen den Stäben und ruft seine Frage zu Daragh, dem Medicus hinüber. Der Blutumhang ist abgelenkt und misst dem keine Bedeutung bei, die beiden anderen Wachen lauschen jedoch auch interessiert. Als Tarqetik zu Ende gesprochen hat, hebt der Medicus den Kopf und schaut zur anderen Zelle hinüber und ruft. "Dein Freund ist stark. Und er hat das Wohlwollen der Götter. Das Gift wird ihn nicht töten. In einer Woche wird er aufstehen können - falls er so lange überlebt."

Danach entbrennt die lebhafte Diskussion zwischen den Gefährten. Basilio, Manik und Ragnar ergründen den Wert abstrakter Konzepte wie Diplomatie, Ehre und Ehrlichkeit, bis der Korkaker sich schließlich seinen Träumen an die Dariba hingibt und die anderen schweigend in ihren Ecken sitzen bleiben.

Der Elf sitzt grimmig in seiner Ecke und verfolgt die Diskussion. Die Männer flüstern - eigentlich dürften bei ihm nur Wortfetzen ankommen - aber haben die Elfen nicht ein besseres Gehör als Menschen? So wie er dasitzt und die an ihn gerichteten Fragen ignoriert, scheint er unheimlich zu sein.

Barkas dagegen lauscht den Worten. Als Tarqetik geendet hat, erwidert auch der Fürstensohn der Kargi mit kratziger Stimme. "Es stimmt, was du sagst - viele gute Männer sterben ob der Ehre. Aber für die Ukhtark gilt: 'Lieber in Ehre sterben, als ehrlos leben.' Ein Ukhtark ist nichts mehr in dieser Welt, wenn er seine Ehre verloren hat. Verliert er dagegen sein Leben, nicht aber seine Ehre, lebt er in seien Kindern und in der Erinnerung seines Stammes weiter."

Tarqetik fällt ein, dass Jaresh Dorguln auf seinem Gut - war das vor drei oder vier Tagen gewesen? Es kommt einem wie eine Ewigkeit vor, so viel ist schon passiert - ein weiteres Sprichwort der Kargi angesprochen hatte: 'Ich würde lieber ehrenvoll leben, ohne geehrt zu werden, als geehrt zu werden, ohne es zu verdienen.' Ja - das Konzept der Ehre stand eindeutig im Zentrum des kargischen Dogmas.

Aber all dies scheinen müßige Diskussionen zu sein - begonnen vielleicht, ohne es zu wissen, um die Zeit zu verkürzen hinter diesen Gitterstäben. Und so verrinnt die Zeit, während die Gefährten streiten und die Sonne wandert am blätterbehangenen Himmel weiter. Als die Dämmerung sich ankündigt, geht Daragh und wird von Maelis abgelöst, die nun über Ragnar wacht. Eine der Wachen kommt an die Zelle und öffnet das kleine Gitter am Boden, um 6 Schüsseln brauner Brühe hineinzuschieben. Es ist schwer zu sagen, worum es sich dabei handelt, wahrscheinlich um Wasser mit einigen Reststücken von Huhn - mehr Knorpel und Knochen, als Fleisch. Doch die Mägen knurren und der eigene Proviant ist mit den verlorengegangenen Pferden entschwunden, und so essen die Männer, während der Himmel die Sonne gegen die Sterne tauscht und die Nacht über Jaylin hereinbricht.

~ ~ ~

Ist es Zufall, ein Zeichen, ein Klischee? Gerade als die Männer wieder den Gedankenfaden eines Fluchtplans übernehmen, ist der Ruf einer der Wachen zu vernehmen. Es ist elfisch, aber anscheinend kündigen sich wieder Besucher an - zu dieser späten Stunde.

Einige Augenblicke später ist das Rätsel gelöst - es sind die Prinzessin des Stammes, Aisling Adair, und der Hauptmann der Siedlungswache, Liam Shanahan, die da zwischen die beiden Zellen schreiten. Die drei Wachen nehmen sofort Haltung ein.

"Die Prinzessin wünscht, mit den Gefangenen zu sprechen", ruft Shanahan aus. Interessanterweise benutzt erdie Handelssprache. Anscheinend, damit die genannten Gefangenen ihn auch verstehen können.

"Aj, aj, Herr", ruft die jungenhafte Wache - der Blutumhang hatte sie Padraig gerufen - und deutet mit der Hand Richtung der Zelle.

Shanahan nickt. "Demian", ruft er, und die andere Siedlungswache nimmt Haltung vor dem Hauptmann ein. "Nutzen Sie die Zeit und machen Sie einen Drei-Meilen-Rundgang. Ich löse Sie so lange als dritter Mann der Wache an den Zellen ab. Beginnen Sie im Norden und seien Sie gründlich. Erstatten Sie dann nach umgehender Rückkehr hier Bericht."

"Aj, aj, Herr", bestätigt die Wache und macht sich auf. Derweil versucht Rowan Sullivan wieder die Hauptrolle an sich zu reißen. Er deutet mit der Hand demonstrativ auf die Zelle. "Hier entlang, meine Prinzessin. Aber, wenn ich es anmerken darf, bitte gehen Sie nicht zu nah an die Gitter - zur Sicherheit."

Aisling Adair reagiert lediglich mit einem eisigkalten Blick auf diese Worte und würdigt sie keiner Antwort. Dann treten sie und Shanahan an die Zelle heran. Der Blutumhang und Padraig flankieren sie. Für einen Augenblick herrtscht absolute Stille. Das Uhu einer Eule schneidet durch das Zirpen der Insekten. Irgendwo im Wald raschelt es. Dann beginnt die Prinzessin mit hoher, klarer Stimme zu sprechen.

"Ihr habt meine Kinder gerettet", sagt sie mit einem Blick zu Basilio. "Und ihr habt Blut dabei vergossen", fügt sie sich zu Ragnar umdrehend hinzu. "Ihr kamt her, in friedlicher Absicht und ohne eure Waffen zu erheben, um eine Botschaft zu überbringen. Mein Vater hat das anders eingeschätzt. Das bedauere ich." Wieder kehrt Stille ein. "Ich bin hergekommen, um mich zu bedanken; um mich zu entschuldigen."

Dann blickt die Prinzessin zum Blutumhang neben sich und fügt hinzu: "Und um den Fehler zu korrigieren."

"Wie bitte, was mein..." beginnt Rowan Sullivan überrascht zu fragen, doch er kann den Satz nicht beenden. Aisling Adair lässt den Schaft eines Dolches auf den Hinterkopf des Mannes runterfahren und schickt diesen ins Land der Träume - der Blutumhang sackt bewusstlos zusammen.

"Herr!", ruft Padraig und gelt die Hand an den Schaft seines Schwertes, doch Liam Shanahan legt seine Rechte über die der Wache, bevor diese die Klinge aus der Scheide ziehen kann. "Padraig, Maelis ist derzeit allein mit dem Gefangenen in der anderen Zelle, und die Zellentür steht offen. Das ist ein zu großes Risiko. Ich möchte das Sie hinübergehen und dort die Bewachung des Gefangenen übernehmen. Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Gitterwand und mit dem Gesicht zum Gefangenen, damit sie nicht von Bewegungen außerhalb der Zelle ablenkt werden, und verlassen sie Ihren Posten auf keinen Fall, bevor ich Ihnen die Freigabe erteile."

Der Wächter schaut seinen Vorgesetzten verdutzt an. "Aber Herr, der Gefangene ist bewusstlos, er kann nicht aufstehen."

"Er könnte jeden Augenblick aufwachen", hält Shanahan dagegen. Dann verhärtet sich sein Gesichtsausdruck und die Stimme wird schneidend. "Das ist ein Befehl, Soldat!"

Padraig zögert noch einen Augenblick. Dann nickt er, "Aj, Aj, Herr." Mit diesen Worten eilt der Wächter zu der Zelle gegenüber und stellt sich mit dem Rücken zur Gitterwand in dieser auf. Maelis schaut mit großen Augen darauf, was passiert, sagt jedoch kein Wort.

Derweil beugt sich Liam Shanahan hinunter und nimmt dem bewusstlosen Blutumhang die Zellenschlüssel ab. Er übergibt diese an Aisling Adair. Diese nimmt den Schlüsselbund entgegen und tritt an das Gitter. "Serogul Mago schickt uns totes Haar und ein glitzerndes Stück Metall zum Zeichen seiner Gunst? Nur Männer können solche Narren sein, so etwas für von Wert zu halten."

Die Prinzessin lässt den Schlüssel in die Gittertür gleiten, ohne diesen noch umzudrehen und fährt fort mit bestimmter Stimme fort. Ein herrischer Unterton mischt sich immer mehr ein und zeugt von der Stärke dieser Frau. "Mein Vater hat nur noch wenige Monde vor sich, bevor die Götter ihn zu sich rufen. Er hat noch genug Hass in sich, um einen Krieg gegen die Kargi zu beginnen, aber er hätte nicht mehr die Kraft dazu, uns in diesem Krieg zum Sieg zu führen. Wenn mein Vater stirbt, werde ich über die Adair herrschen. Und ich will keinen Krieg mit den Kargi. Sagt es den Hulads, wenn ihr nach Kezhdal kommt."

Sie dreht den Schlüssel und öffnet die Tür einen Spalt breit. "Ich lasse euch frei - und zahle damit auch meine Schuld für die Rettung meiner Kinder ab. Euch alle - auch den Kargi. Die Ukhtark sollen es als Zeichen meines guten Willens betrachten. Sie schickten mir nutzlosen Tand - Haare und Schmuck - als könnte es meinen toten Bruder ersetzen. Ich dagegen gebe ihnen im Gegenzug ihren Sohn und Bruder - lebend. Aber sagt ihnen auch: Ich bin nicht wie mein Vater. Er will diesen Krieg, ist aber zu schwach ihn zu führen. Ich will diesen Krieg nicht. Aber wenn es notwendig sein wird, bin ich stark genug, Kezhdal in Schutt und Asche zu legen. Keiner soll denken, der Tod meines Vaters ist eine gute Gelegenheit, Jaylin anzugreifen. Wer es doch versucht, wird im eigenen Blut ertrinken."

Damit öffnet sie Tür ganz und deutet mit der Hand nach draußen. "Und nun geht - schnell, bevor wir entdeckt werden." Ihr Blick wandert noch einmal zu Ragnar in der Nebenzelle. "Was euren Freund angeht - vertraut mir, wie ich nun euch vertraue. Ich orge dafür, dass ihm nichts passiert."

Liam Shanahan räuspert sich. "Ihr solltet von hier aus nach Südwesten. Etwa eine Meile von hier entfernt stehen eure Pferde bereit. Meine Männer haben 'vergessen', eure Habseligkeiten abzuladen, daher dürften diese noch an den Satteln hängen. Aber ihr müsst euch beeilen. In spätestens einer halben Stunde, wird die Flucht entdeckt und Klingenmeister Nola wird die Verfolgung aufnehmen. Und natürlich auch ich - auch wenn ich woanders suchen werde. Ihr solltet hart reiten, um bis dahin weit genug entfernt zu sein."

Dann geht sein Blick Richtung Elrynor, der mit von Überraschung aufgerissenen Augen die Szenerie aus der hinteren Ecke der Zelle verfolgt. "Für dich steht dort auch ein Pferd bereit, Elrynor. Du gehs't mit diesen Menschen."

Als der Elf geschockt die Stirn in Furchen legt und sich nicht rührt, lacht Aisling Adair auf. "Beeil dich, Elrynor. Du wartest wahrscheinlich auf die Hilfe deines Vaters zur Flucht. Nun - sie steht vor dir. Ich war es, die ihm zugesagt hat, dir zu helfen." Sie lässt die Worte kurz wirken und fährt dann fort: "Geh mit diesen Menschen und komm nicht mehr zurück. Was glaubst du, wie ich die Flucht erklären werde? Deine Magie wird es sein, die die Prinzessin des Stammes und drei Wachen ausgeschaltet hat, so dass du und die anderen fliehen konnten. In einer Stunde wirst du als Verräter des Stammes gelten. Du kannst nicht mehr zurück."

Wieder kehrt Stille ein. Die Stimmung ist so, als hätte eben ein Richter ein hartes Urteil gesprochen. "Aber das ist immer noch besser, als durch die Klinge von Nola zu sterben", fügt die Prinzessin hinzu.

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #338 am: 08.05.2015, 10:23:11 »
Nicht nur die junge Elfenwache ist von den Taten der Prinzessin und des Hauptmannes verwirrt. Auch Sanjan hat sie misstrauisch beäugt. Jedoch zeugen Wort und Tat von Ehre, auch wenn sie kühl vorgetragen sind. Er ahnt, dass die Prinzessin ein riskantes Spiel spielt. Ihre Lüge, um den Krieg zu verhindern, kann leicht aufgedeckt werden. Schließlich mussten nur das Heilermädchen und die junge Wache befragt werden. Doch was hat sie gesagt? Nach dem Aufstehen blickt Sanjan zum mitgefangenen Elf. Sie sagt etwas von Magie. Kann der Elf etwa auch die Ahnen anrufen oder gar andere Wunder? Ein Glück, dass sie nicht gegen ihn gekämpft haben. Die kurze Ruhe tat zwar gut aber Sanjan fühlte sich immer noch geschwächt. Ein Kampf mit Magie wäre jetzt nicht das Beste gewesen.

Während Sanjan noch verblüfft dasteht, nimmt Grimnir die Gelegenheit wahr. Er trottet als erster aus der Zelle hinaus in die neue Freiheit. Draußen reckt und streckt er sich, bevor er sich etwas entfernt. An der äußeren Zellenwand erleichtert er sich. Dann ist er auch wieder bei der Tür und wartet, dass die Anderen heraustreten.

Derweil ist Sanjan aus der Zelle gekommen. Er grüßt die Prinzessin und ihren Hauptmann mit der Faust auf der Brust. „Ich werde den Kargi deine Worte wissen lassen. So die Ahnen es wollen, werden wir noch rechtzeitig sein, um ein Blutvergießen zwischen euren Stämmen aufzuhalten.“ Sein Blick wandert zur anderen Zelle. „Wir haben dir Ragnar schon einmal anvertraut. Es wäre traurig, wenn die Arbeit deines Heilers vergeudet sei. So sei es auch dieses mal.“ Sanjan hört sich deutlich ruhiger an, als noch vor einigen Stunden. Sein Frust scheint größtenteils verschwunden. Doch verliert er kein Wort über ihren Fluchtkumpanen. Für ihn ist es scheinbar klar, dass der Elf nach verlassen das Waldes verschwinden wird, ebenso wie Gryphius nach dem Heimbringen des Kargis nichts mehr in der Gruppe hält.

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #339 am: 08.05.2015, 13:47:29 »
Tarqetik, der erfolglos nach etwas Schlaf sucht und parallel dazu mit der ländlichen Auslegung eines coq au  vi kämpft, springt sofort auf, als er merkt, wie sich jemand der Umfriedung nähert. Das Gespräch zwischen den Wachen, die Arbeit des Sandmannes, quittiert er mit einem Stirnrunzeln. Bereit das Unausweichliche in der Falle zu erwarten,  entspannen sich seine Muskeln erst als er das unrhythmische Klacken des Schlosses hört.
Die Rede des Prinzessin und des Elfenonkels berühren ihn nicht weiter, nur fragt er sich, warum die Elfen überall und in allen Sagen als grazile und lautlose Kämpfer bekannt sind, wenn man in ihrer Umgebung nicht mal Schlafen kann. Er zeigt keine Anzeichen an Interesse für die Schuld für die geretteten Kinder, aus welcher sich die beiden Elfen durch diese Tat freizukaufen versuchen. Sein Körper giert danach diese Zelle so rasch wie möglich zu verlassen und er schreitet hinter Sanjan aus dem Menschenkäfig hinaus.

Als er an Adair vorbeischreitet, bleibt er kurz stehen verneigt seinen Kopf in ihre Richtung und lässt ein aufrichtiges aber sehr leises: „Danke“ entweichen und wendet sich dann zum Gehen. Den Elfen mit der Beule erleichtert er noch kurz um dessen Schwert, das er kurz in der rechten und dann in der linken Hand rotieren lässt, um dessen Balance zu ermitteln. An Liam vorbei, tritt Tarqetik einen Schritt zurück und fragt den Hauptmann: „Wenn dieser Nola uns mit seinen Leuten einholt, würdet Ihr dessen Tod sehr bedauern? Ich meine so in Richtung, ewig andauernder Hass und Verfolgung gegen uns?“ Die Katzenaugen des Elfenkriegers lassen ihn eine Antwort erahnen, doch er nimmt die, die er gerne möchte. Mit einem Griff an sein Gemächt geht Tarqetik aus dem Gefängnis.

Auf dem freien Feld vor dem Gefängnis zieht der Krieger kurz die Nachtluft mit geblähten Nasenflügeln ein und lässt es mit einem zufriedenen Stöhnen entweiche. Dann dreht er sich um, legt einen Finger an die Lippen und zeigt damit den nachfolgenden Insassen und auch Barkas, still und leise zu sein.
So, Sanja, ich nehme an, Du weißt noch am ehesten, wo unsere Pferde stehen. Und wenn Du schreiend durch die Pfeile eines Elfenhinterhaltes stirbst, werde ich genau hinter Dir in Deckung sein.“ Dabei gibt er der seinem Mitflüchtling ein Nicken mit der Kopf in keine bestimmte Richtung und blickt in die nächtliche Dunkelheit, mit angemessener Paranoia die Schatten nach Schatten absuchend.

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #340 am: 08.05.2015, 18:59:26 »
Die Ankunft der beiden Elfen reißt Basilio aus einem Schlaf, der in dieser Tiefe und traumerfüllten Süße nur Leuten mit einem blütenreinen Gewissen vergönnt ist. Entsprechend zerknautscht und verwuschelt und ein wenig desorientiert tappst Basilio durch die Gegend, mal diesem in den Weg laufend, mal jenem. Vom Strom der Kameraden erfasst, steht er draußen, ehe er noch ganz begriffen hat, dass man sie offenbar gerade freilässt—genau, wie er vorhergesagt hat! Schließlich findet er sich, noch immer gähnend und sich den Schlaf aus den Augen reibend, in der Nähe der Prinzessin und Onkel Liams wieder, die gerade noch Instruktionen verteilen. Viel Bitterkeit, viele Drohungen, aber doch die ahnende Hoffnung, dass Aisling Adair ein besserer Herrscher als der Vater sein wird. Dann wird zum Aufbruch gedrängt. Halt, nicht so schnell! Er hat den beiden doch auch so viele Dinge sagen wollen, was war das noch alles gleich?

"Mago bedauert es, wisst Ihr?" fällt er, recht undiplomatisch, mit der Tür ins Haus. So schnell, wie ein Mensch nur reden kann, erklärt er dann: "Er hat uns davon erzählt, wie das zugegangen ist, in jenem Kampf. Ich kenne die Umstände nicht: wie und warum es überhaupt dazu kam, wer wen provoziert hat, wer den ersten Schlag getan, ich weiß nur, dass Mago davon sprach ganz ohne den Stolz eines tapferen jungen Kriegers, der sich gegen einen übermächtigen Feind behaupten konnte, sondern eher wie von einer peinlichen Situation. Etwas, das nicht hätte sein dürfen. Eigentlich hätte er sterben müssen, hat er gesagt, eigentlich hätte er keine Chance gehabt. Euer Bruder war der bessere Krieger, das wusste Mago und machte sich schon für die Ewigkeit bereit, da kam ein Zufall ihm zuhilfe: der Prinz, Euer Bruder wurde abgelenkt...

Wenn Ihr die Kargi nur gut genug kennen würdet, könntet Ihr ermessen, was es ihn gekostet hat, das vor Menschen und damit auch vor Euch zuzugeben. Ich glaube, er möchte tatsächlich eine vorsichtige Versöhnung, wenn sie denn möglich wäre, wie ich überhaupt selten einen derart besonnenen Kargi erlebt habe. Ihr sagtet da gerade, das mit der Krone sei eine lächerliche Geste in Euren Augen, sie war aber in allem Ernst gemeint! Vielleicht liegt es daran, dass wir Menschen oder Kargi nicht mehr als fünfzig, höchstens aber siebzig oder achtzig Jahre vom Leben erwarten, aber bei uns ist das Gedenken an die Toten sehr wichtig, und ja, ein besonderer Besitz des Toten kann zum Symbol werden, durch das wir uns dem Toten einerseits verbunden fühlen, andererseits einen Abschluss finden, ihn besser loslassen können, sodass unser Herz ein klein wenig daran heilt. Das wollte Mago Euch im Tausch für das Leben seines Bruders anbieten. Deswegen hat er uns auch erzählt, wie genau es passiert ist... Ach, ich wünschte, ich könnte es besser erklären!"


Er zappelt unglücklich, weil die Worte, die da in aller Eile von seiner Zunge purzeln, nicht halb so schön und überzeugend klingen wie in seinem Kopf. "Jedenfalls, wenn mir noch eine Anmerkung gestattet sei... also, ich weiß, Ihr wollt hier Eure Ruhe haben, aber der Abbruch oder die Verweigerung diplomatischer Beziehungen hat bislang noch immer über kurz oder lang zum Krieg geführt. Jedes kleinste Missverständnis kann einen solchen entzünden, wenn man sich keine Wege offenhält, um es aufzuklären! Wenigstens für einen derartigen Notfall solltet Ihr etwas mit den Kargi und am besten auch mit den Menschen ausmachen, dass man sich irgendwie treffen und sprechen kann, vielleicht auf der Grenze, man müsste nur ein Zeichen vereinbaren... Wenn Ihr wollt, könnte ich dem Serogul etwas derartiges vorschlagen und Sanjan dem Bürgermeister von Dorwida, und wir lassen euch irgendwie eine Antwort zukommen. Also, ich halte das wirklich für dringend nötig. Zumal noch nicht geklärt ist, wer hinter der Sache mit den seltsamen Überfällen steckt, wer hier Kargi gegen Mensch und Elf gegen Kargi und überhaupt alle gegeneinander versucht aufzuhetzen..."[1]

Er schaut Aisling mit großen, bittenden Augen an. Ihre kleine Tochter könnte sie nicht mit größeren oder bittenderen Augen anblicken!
 1. Diplomacy = 10
« Letzte Änderung: 09.05.2015, 15:25:12 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Manik

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Dorwida
« Antwort #341 am: 08.05.2015, 20:28:36 »
Manik ist grade etwas am vor sich hindösen, als die Neuankömmlinge die Zellen erreichen im Gegensatz zu seinen Gefährten aber wenig daran interessiert, was die ganze Prozession wohl zu verrichten habe. Mit halbgeschlossenen Augen betrachtet er die Prinzessin und den Hauptmann müde und bei dem Gedanken daran, dass sie trotz der Rettung ihrer Blagen hier gelandet sind, keimt wieder etwas Wut in dem Fhokki auf.
Als plötzlich das dumpfe Geräusch eines Schlages zu vernehmen ist, ist der Fhokki jedoch hellwach und starrt mit aufgerissenen Augen den zu Boden plumpsenden Blutumhang an.
Was…? Wie…?“, stammelt er noch schlaftrunken, doch ehe er sich versieht, steht er kerzengrade in der Zelle und verflucht Aisling dafür, dass sie sie nicht einfach freilässt, sondern noch eine Rede schwingt.
Als er schließlich im Freien steht, streckt er sich einmal ausgiebig. Anschließend folgt die Andeutung eines dankbaren Nickens Richtung Aisling und ein leise gemurmeltes „Danke.
Grade seine Gedanken gesammelt und sich ein paar Worte zurecht gelegt, beginnt jedoch Basilio auf Liam und Aisling einzuplappern.

Ohne sich um die Worte des Halblings zu kümmern, wendet sich Manik in Richtung Ragnar um und geht ein paar Schritte Richtung seiner Zelle, freilich mit respektvollem Abstand zu der Siedlungswache. Die Gefahr, dass diese einen plötzlichen Anfall von Ehrgefühl bekommt und die ganze Sache doch noch zu verhindern versucht, auch wenn das einem Selbstmord gleichkommen möge, besteht durchaus noch, denkt der Waldläufer sich.
Mach’s gut, alter Freund.“, flüstert der Fhokki, obwohl sie sich nicht allzugut gekannt haben. „Ich hoffe du wirst gut behandelt und wir sehen uns einmal wieder!“. Anschließend fällt der Blick Maniks auf Maelis, die der ganzen Szenerie erstaunt zu folgen scheint.
Bitte!“, fährt Manik halb fordernd, halb flehend fort, „bitte kümmert euch gut um Ragnar, solange dieser sich noch in eurer Obhut befindet.“. Der Waldläufer will noch Worte hinzufügen, dass sie Aislings und Liams Spiel besser mitspielt, auch wenn er nicht genau weiß, was die beiden vorhaben, doch dann denkt er sich, dass die Ablösung des Heilers für Ragnar möglicherweise im Plan der beiden verankert ist und bringt nur noch ein „Danke.“, hervor. Rückwärts gehend schaut er Maelis nochmal eindringlich in die Augen und wendet sich dann nochmal um, an Aisling und Liam.

Vielen Dank“, fährt der Waldläufer hier fort, „schaut bitte, dass ihr nicht zu auffällig am falschen Ort sucht. Was Ragnar angeht, habt ihr uns befreit, also traue ich euch mit ihm. Ich hoffe auch den Menschen die Ragnar helfen, geschieht nichts.“. Dankbar nickt der Fhokki die beiden nochmal an und will schon losgehen, als ihm noch was einfällt: „und das der bewusstlose Blutumhang eure Story widerlegen könnte, wisst ihr vermutlich? Ich würde da kein Risiko eingehen…?

Aber jetzt sollten wir los!“, wendet er sich an die ganze Gruppe, „die Zeit drängt!
Sanjan, meint ihr euer Wolf kann uns führen? Ich könnte den Weg vermutlich auch bestimmen, würde dafür im dunklen aber möglicherweise mehr Zeit benötigen.“

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #342 am: 09.05.2015, 09:50:27 »
Die Worte des kleinen Gryphius, gleich wie gestammelt sie sind, lassen erahnen wie ernst ihm die Sache mit dem Frieden ist. Vielleicht hat er schon einmal einen Krieg miterleben müssen und war deswegen so geprägt darauf. Wobei Sanjan ihn nur in einigen Punkten zustimmte. Für den Schamanen ist Krieg niemals ein Weg zum Frieden. Ein Stammesführer sollte das Wohl seines Stammes im Sin haben. Krieg war damit nur die letzte Option zur Verteidigung. Aber sei es drum. Tarqetik, welcher sichtlich auf dicke Hose macht, und Manik sind bereit für den Aufbruch. Besonders die Gesten von Tarqetik lassen Sanjan das erste Mal über den Krieger schmunzeln. Langsam formte sich ein Bild vor den Augen des Schamanen. In einer Rotte war Tarqetik nicht der dummschwatzende Krieger sondern eher der extrem selbstbewusste und wohl auch arrogante. Eine Gefährliche Kombination wenn es nicht um den Kampf geht, aber es gut jemanden dabei zu haben, der einen Gegner mitten ins Gesicht spuckte. Das war schließlich auch eine Art der Ehrlichkeit.

Kurz blickt der Schamane zu den beiden Elfen. Sie waren freundlich zu ihm, andere jedoch nicht. Es ist schon seltsam. Dann antwortet er endlich den beiden in einer angemessenen leisen Lautstärke. „Gut zu wissen Tarqetik, dass du direkt hinter mir sein willst. Damit brauche ich mir um Pfeile in meinen Rücken keine Sorgen mehr machen. Und du, mein bester, dir werde ich dann, wenn wir es überlebt haben, gerne die Pfeile aus deinen Hintern ziehen. Manik, wenn wir auf Grimnir achten, wird er uns vor Feinden waren. Ansonsten kann ich wohl den Weg finden. Also dann, wir müssen uns beeilen.“ Damit macht der Schamane sich bereit nach Südwesten aufzubrechen. Eine Meile muss rasch überwunden sein. Sie hatten wirklich nicht viel Zeit und auf die Begegnung mit Nola sollte vermieden werden. Denn er glaubt nicht, dass vier Emporkömmlinge an die Waffenkunst eines kriegserfahrenen, steinalten Mannes herankommen würden.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #343 am: 09.05.2015, 19:46:37 »
Als Basilio Aisling von Magos Worten erzählt und die Situation noch einmal zu erklären versucht, bleibt die Miene der Elfenprinzessin zunächst ausdruckslos. Doch bei den Worten des Serogul über ihren Bruder entgleiten die Züge doch ein wenig. Vielleicht ist es nur der Mondschein, aber dem Aristide kommt es so vor, als würde er den Schimmer eines Tränenschleiers auf ihren Augen sehen - auch wenn keine einzige dann ihren Weg über die Wange findet.

Doch die Prinzessin hört zu. Und als er endet, antwortet sie mit bedachter Stimme: "Habt Dank für eure Worte, Gryphius. Es mag sein, dass die Zeit wirklich reif ist für einen echten Frieden. Unsere Väter haben sich bekriegt, und deren Söhne kämpften bis zum Tod. Das soll nicht unseren Kindern geschehen. Wenn es so weit ist, werde ich all dies bedenken."

Als nächstes kommt Barkas aus der Zelle. Das Gesicht des Kargi ist immer noch mit Blutergüssen gesprenkelt. Das Auge öffnet sich langsam, ist jedoch weiterhin stark zugeschwollen. Dennoch murmelt er mit seiner unverkennbar rauh-rissigen Stimme ein "Danke." Dann nickt Barkas Aisling zu und fügt an: "Ich werde meinem Vater und meinem Bruder von deiner ehrenvollen Tat erzählen." Auch die Prinzessin nickt, und der Kargi macht sich auf, sich Manik, Sanjan und Grimnir anzuschließen, die bereits weiter vorne sind.

Während Sanjan und sein treuer Begleiter bereits den weiteren Weg bestimmen, ist Manik jedoch noch an der gegenüberliegenden Zelle. Maelis nickt ihm zu bei seinen Worten und murmelt unsicher etwas. Ihre Stimme ist zu leise, aber es soll wohl eine Beteuerung sein, dass sie sich um den Nordmann kümmern wird.

Damit kehrt der Waldläufer zurück zu Liam und hört gerade noch Tarqetiks Frage an den Hauptmann. Dieser antwortet mit einem schelmischen Grinsen. "Die Frage stellt sich nur hypothetisch, Fremder. Ich glaube, Ieafann Nola würde zakanthischen Schaschlik aus dir machen, insofern brauchst du dir um meinen eventuellen Gram nicht zu sorgen. Aber für den Fall eines Wunders - sei unbesorgt."

Bei Maniks Warnung, der Blutumhang könnte die Geschichte der Prinzessin widerlegen, lacht Liam kurz auf. "Ganz sicher nicht - Sullivan würde auch bestätigen, dass die Götter selbst vom Himmel gestiegen sind, bevor er zugibt, dass wir beide einen Blutumhang ausgeschaltet haben, bevor dieser auch nur seine Klinge ziehen konnte."

"Und selbst wenn doch", fügt die Prinzessin mit einer Stimme, kalt wie Eis, an, "wird mein Vater ihm nicht glauben. Wenn er es täte, müsste er mich enterben und hinrichten. Bei noch zwei Monden zu leben und ohne weitere Erben außer mir würde das das Ende des Hauses Adair bedeuten. Er hat keine andere Wahl, als mir zu glauben."

"Du sprichst harsche Wahrheiten aus, Prinzessin." Es ist die helle Stimme des Elfen, der mit den Gefährten in der Zelle saß. Nun tritt er eben aus der Tür und stellt sich vor Aisling. Mit kaltem, selbstbewussten Blick mustert er die Prinzessin. "Und harsche Lügen auch - über mich."

"Ich rette dir das Leben, Ivsaar", erwidert die Prinzessin kühl. "Behalte es, oder verweile noch länger hier und wirf es weg." Sie dreht sich zu den anderen um und fügt an: "Das gilt für alle von euch. Bricht nun auf und macht schnell."

Die Gefährten wollen bereits aufbrechen, da greift Liam noch nach Tarqetiks Unterarm, um ihn aufzuhalten und spricht noch einmal zu den Männern. "Eins noch. Ihr sagtet, jemand säe Streit zwischen den Menschen von Dorwida und den Kargi. Vielleicht ist es nichts, aber vielleicht hat es ja doch damit zu tun: Meine Männer haben seit einigen Wochen immer wieder bewaffnete Reiter östlich des Waldes auf Höhe von Jaylin oder auch weiter im Norden beobachtet. Wir wissen nicht, wo ihre Basis ist und ob sie eine haben. Zwei Karawanen auf dem Weg nach Dorwida wurden auf Höhe unserer Siedlung auf der Straße überfallen. Wir wissen nicht, ob es diese Reiter waren, die Kargi, oder andere - wir kamen erst an, als es nur noch Leichen und Schutt zu begutachten gab. Aber die Überfälle fanden weit im Norden statt - nicht in der Nähe von Kezhdal, wo die Ukhtark normalerweise angegriffen hätten. Falls die Menschen von Dorwida diese Überfälle meinen, würde ich eher auf die Reitergruppe tippen, als auf die Ukhtark. Vielleicht hilft es euch weiter. Und jetzt - geht schnell"

Die Nachricht sackt noch, da treiben die Prinzessin und der Hauptmann die Gefährten bereits an, und so zieht die ungleiche Siebnergruppe - angeführt vom einzigen Vierbeiner - in den nächtlichen Wald hinaus. Immer weiter geht es im Dickicht voran. Die leisen Sohlen gleiten über weichen Boden und Gras. Das Blätterdach über ihnen glänzt silbern und grau im Schein des Mondes. Die Äste heben sich schwarz ab gegen den dunkelblauen Nachthimmel und zeichnen verwirrende Schatten auf den Boden.

Immer weiter geht es in diesem Wirrwarr, dem grauen Schemen Grimnirs hinterher. Nach einigen Minuten glauben die Männer die Geräusche von Schritten links von sich zu hören, die allerdings schnell wieder von der Nacht verschluckt werden. War das eben der unsichtbare Wächterring um Jaylin, den sie passiert haben? War das die Patroullie, die diesen Ring abläuft? Sie wissen es nicht, doch zum Glück scheint dies nicht mehr wichtig.

Weitere Minuten im schnellen, geduckten und heimlichen Trab vergehen. Dann ist ein leises Schnauben und Wiehern zu vernehmen, das in den Ohren der Männer wie Musik klingt. Und siehe da, der treue Grimnir führt die Gruppe tatsächlich raus auf eine kleine Lichtung, wo die Reittiere der Gefährten festgebunden warten. Sanjan, Manik, Tarqetik und auch Basilio erkennen ihre Pferde sofort. Eine schlanke, graue Stute ist ebenfalls an einen Baum angebunden, mit elfischem Sattel und Zaumzeug - wohl das Reittier für Elrynor. Natürlich haben die Elfen kein Pferd für Barkas vorbereitet, aber es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Ragnars stolzer, dhrokkerischer Stürmer nun ohne Reiter darsteht und wartet. Mit seinem breiten Rücken ist er geradezu prädistiniert für den wuchtigen Kargi. Ein recht barscher Wink des Schicksals - des einen Leid, des anderen Freud.
« Letzte Änderung: 09.05.2015, 21:52:21 von Khenubaal »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #344 am: 09.05.2015, 22:57:01 »
Etwas erschrocken über die Tränen, stammelt Basilio: "Danke, Prinzessin, mehr wollt ich ja gar nicht... verzeiht, dass ich so plötzlich, so unerwartet... ich wollt nicht unsensibel sein! Wenn ich nur mehr Zeit gehabt hätte, dann hätte ich etwas behutsamer an das Thema herantasten können, etwas weniger direkt... Aber es musste doch gesagt werden. Euch viel Glück und nochmals danke für alles.—Ist ja gut, Leute, ich komm ja schon!"

Doch bei Onkel Liam hält Basilio noch einmal inne. "Danke auch an Euch. Und bitte grüßt Fearchara von mir. Ich hätt' mich ja gern selbst verabschiedet. Ich wollt ihr nämlich noch sagen, dass sie auf ihren Bruder aufpassen soll. Sie ist nämlich die schlauere. Aber sie darf nicht so mit ihm schimpfen! Von den Erwachsenen kriegt er wegen der Dummheiten, die er anstellt, schon den ganzen Tag zu hören: lass das sein, was machst du denn schon wieder, komm gefälligst her! Wenn dann auch die Schwester noch ruft: halt den Mund! Was wird ein Lausebengel wie er dann wohl machen? Noch mehr Dummheiten aushecken natürlich. Ich red' da aus Erfahrung. Eine Schwester muss zum Bruder halten, und wenn er auch im Leben nicht zugeben würd, dass er sie braucht! Aus mir zum Beispiel wäre gar nichts rechtes geworden, wenn ich meine Schwester nicht gehabt hätte, die zu mir hält und mich vor Dummheiten bewahrt. Das hatte ich der Kleinen zum Abschied noch sagen wollen. Lebt wohl!"

Und dann muss Basilio aber auch wirklich los: die anderen sind schon fast außer Sichtweite. Er nimmt die Beine in die Hand und spurtet hinterher.

Nicht ein einziges Wort sagt er während der Flucht durch den Wald. Auch nicht, als man die Pferde erreicht. Er nimmt rasch seine Waffen wieder an sich—Dolch, Rapier, Armbrust, nur die Messer lässt er, wo sie sind, damit Barkas nicht den falschen Eindruck von ihm gewinnt—dann steigt er auf seine brave Stute und wartet ungeduldig, dass es weitergeht. Ein bisschen ärgert er sich ja schon. Keiner der anderen würdigt ihn eines Blickes oder eines Wortes. Er hat die Prinzessin und den Hauptmann davon überzeugt, dass man den Frieden mit den Kargi versuchen solle, nur deshalb haben die beiden das Risiko auf sich genommen, sie alle freizulassen. Wäre ein Schulterklopfen als Anerkennung dafür zu viel verlangt, oder ein leicht dahin geworfenes: 'Vielleicht war es doch nicht ganz so verkehrt von uns gewesen, den kleinen Händler mitzunehmen'? Hach, die Welt ist einfach nicht gerecht!

Er ist als erster fertig und wartet ungeduldig auf den Aufbruch. Hoffentlich erreichen sie Maru und die anderen noch rechtzeitig, sonst war alles umsonst. Und hoffentlich ist keiner der Grünhäute—nein, hoffentlich ist Maru nicht! die anderen sind Basilio herzlich egal—von derselben Schlange wie Ragnar gebissen worden.
« Letzte Änderung: 14.05.2015, 11:15:35 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
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