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Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75390 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #345 am: 11.05.2015, 17:41:00 »
Nach einer kräftigen Krauleinheit für den Wolf ist auch Sanjan bereit zum Abreisen. Seinen Speer hat er rasch auf seinen Rücken gebunden und nun sitzt er auf dem Pferd und starrt in den Himmel. Zum Glück waren sie auf einer Lichtung und nur wenige Bäume verdeckten den Blick. So kann der Schamane schnell eine Richtung ausmachen, in welcher sie reiten mussten.[1] Doch er sieht nicht sehr begeistert aus.
Seine Schecke bringt er durch ein Schnaltzen in Bewegung. Doch will er nicht weit kommen. Er lenkt es neben den Elfen und Blick zu ihn hinunter. „Ich denk du willst nicht von deinen ehemaligen Leuten gefangen werden. Also, ich würde sagen es geht da entlang.“ Mit einer Kopfbewegung zeigt er die Richtung an, welche er ausgemacht hatte. Dann fährt er weiter leise fort. „Doch sie werden wohl denken, dass wir diesen Weg genommen habe. Schließlich ist er wohl der schnellste. Also, du als Einheimischer, welchen würdest du nehmen, um den Blutumhängen zu entkommen?“ Kurz wartet er auf eine Antwort, fügt dann jedoch an „Vergiss nicht, bis auf den Kargi haben die anderen keine guten Augen in der Nacht.“
 1. Überleben 29, weg zurück zu den Kargi finden

Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #346 am: 15.05.2015, 08:32:59 »
Nervös  trippelt Tarqetik mit seinen Fingern am Schwertknauf, während er darauf wartet, dass der Abschied endlich sein Ende findet. Die Floskeln und die Rührung der Betroffenen sind angespannt und sinnierend von den Vorfällen der Leidtragenden. Fast könnte man meinen, es gäbe nur das eine Problem, bei dem sich das Hauptaugenmerk um die Sorge nach einer ruhigen Reise und einer guten Rückkehr zur Mutters Herd richtet.
Der Mond, der sein weißes Licht zwischen den Ästen und Blättern der Bäume auf das Elfengefängnis wirft, taucht das Gebäude in ein beruhigenden, matten Glanz, bar jeder Erinnerung. Kühl läuft es Tarqetik über den Rücken, Nackenhaare und jene am Unterarm stellen sich auf. Er fasst die Waffe, die er der Elfenwache abgekommen, fester und blickt über die Dächer der Häuser, hinab in ihre Schatten.

Das Pferd wird losgebunden und das Sattelleder ächzt leise, als sich Tarqetik auf den Rücken seines Reittieres zieht. Rasch legt er noch den Waffengurt um Schulter und Brust bevor er sein Pferd in Richtung des Waldes lenkt.
„Bevor wir wieder quer durch das Land reiten, Flüsse und Wälder hinter uns lassen nur um dann zu erkennen, dass wir eventuell in die falsche Richtung unterwegs sind, würde ich gerne ein kurzes Palaver darüber halte, wohin!“
Er lenkt sein unruhiges Pferd und meint weiter: „Nachdem uns das Fräulein Elfenmaid etwas von brandschatzenden Reitern im Norden erzählt hat, würde ich gerne, so als Abwechslung von unserer Völkerkundetour, mal unseren Auftrag weiter verfolgen.“ Er blickt nach alles Richtungen: „Aber ich habe keine Ahnung, wo hier Norden ist. Sanja oder Manik, ihr seid in sowas bewandert."

Und zu Barkas: „Krieger. Wir würden Dich aber zuvor noch zu den deinigen begleiten, die vermutlich am Lager schon warten. Nicht nur, dass wir dann unsere Truppenstärke verbessern, vielleicht können uns deine Kargigefährten einen raschen Weg zu der von der Aisling beschriebenen Stelle zeigen.“ Er hält kurz inne und überlegt laut: „Andererseits wäre es vielleicht gar nicht so dumm, wenn wir uns Aufteilen. Würdest Du den Weg zu den anderen finden?“
« Letzte Änderung: 15.05.2015, 09:08:16 von Tarqetik »

Manik

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Dorwida
« Antwort #347 am: 15.05.2015, 14:02:42 »
Rasch geht Manik zu seinem Pferd und beginnt, die verstaute Ausrüstung loszumachen und sich wieder mit Schwert und Dolch auszurüsten. Danach folgt eine kurze Überprüfung ob noch alles da ist, doch es scheint nichts zu fehlen, also zögert der Fhokki nicht lange und zieht sich schwungvoll auf das Tier, das sogleich aufgeregt schnaubt.

"Ich glaube nicht, dass wir Versteckspiele betreffend mit den Elfen konkurieren können.", begegnet der Waldläufer auf Sanjans Einwand. "Vielmehr sollten wir unseren Vorsprung den wir haben ausnutzen und auf schnellstem Wege den Kargi zurückbringen. Dann haben wir schonmal einen offenen Punkt weniger."
Auch Manik schaut sich jetzt einmal um und versucht die passende Richtung auszumachen, ist dabei aber nicht so erfolgreich wie Sanjan.
"Ich würde sagen, du reitest vor und wir folgen. Wir sollten dicht zusammenbleiben, damit niemand den Sichtkontakt verliert und verloren geht."
Ungeduldig lenkt Manik sein Tier in die Richtung, in die Sanjan mit dem Kopf gedeutet hat und gibt dem Rest mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie besser aufbrechen sollten.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #348 am: 17.05.2015, 12:25:30 »
Elrynor schaut Sanjan ruhig an. Der Halbblut spricht wie selbstverständlich davon, dass er mit ihnen reisen werde. Wie kommt er eigentlich darauf? Warum sollte sich ein Elf - und dazu ein Ivsaar - mit diesen Leuten abgeben? Doch das sind müßige Gedanken. Noch sind sie nicht raus aus dem Machtbereich von Jaylin, und auch wenn es ihm nicht passt, er und diese Leute sind aufeinander angewiesen.

"Ich würde einen Haken nach Westen schlagen - vielleicht zwei Meilen", sagt er. "Das sollte reichen, um die Blutumhänge zu verwirren. Aber wir müssen leise sein. Aber warum sollte ich euch zu den Kargi folgen? Damit mich die Grünhäute aufknüpfen, gleich nachdem ich den Meinen entkommen bin?"

"Nicht aufknüpfen", ertönt die rissige Stimme von Barkas. Der Kargi ist auf Ragnars Pferd gestiegen und lässt es zu Sanjan und Elrynor traben. Er schaut den Elfen direkt an, wärend er spricht - auf dem Rücken des stolzen Rappens wandelt sich sein Bild: er ist nicht mehr der geschundene Gefangene ohne Hoffnung, sondern ein gezeichneter Krieger, der immer noch aufrecht steht. Die Blutergüsse und Schnitte, die seinen Körper bedecken, sind nicht länger Zeichen der Niederlage, sondern wirken nun wie die Beweise überstandener Schlachten.

"Nicht aufknüpfen", wiederholt Barkas. "Deine Prinzessin hat mich gehen lassen. Du wirst Gast sein in Kezhdal. Ein Zeichen für sie, das wir auch suchen keinen Streit."

Da zerreißt plötzlich das Geheul Grimnirs die Nacht und die Männer schrecken auf. Als sie zum Wolf schauen, sehen sie wie dieser die Zähne fletscht und geifernd in den Wald hineinstarrt. Sind die Blutumhänge etwa schon da? Doch nein - als die Gefährten Grimnirs Blick folgen, erkennen Sie ein paar orangener Pupillen, dass ihnen aus dem Dickicht entgegenstarrt und vernehmen ein wütendes Fauchen. Dann löst sich der anmutige Schatten einer Raubkatze aus den Schatten und entblößt scharfe Reißzähne - stählernes Weiß im Mondschein. Es ist ein Luchs - und die verbindet mit den Wölfen gegenseitige Abneigung, wie leicht zu erkennen ist.

Einen Augenblick lang scheint es, als würden die beiden Raubtiere gleich aufeinander losgehen - sie umkreisen sich und fauchen sich an. Barkas zieht Ragnars Bihänder zur Hälfte aus der am Sattel hängenden Scheide.

Doch da schneidet Elrynors helle Stimme durch die Nacht: "Tháron - zu mir!" Der Luchs hält inne - beendet das Vorspiel zum Kampf. Immer noch fauchend und die glimmenden Augen auf Grimnir gerichtet trottet die Raubkatze zum Elfen und setzt sich neben dessen Pferd auf.

Da lässt Barkas den Bihänder wieder in die Scheide sinken. "Dein Freund kann auch mit", sagt er.

Als Tarqetik zu ihm spricht und auch Manik seine Meinung kundtut, nickt der Krieger. "Der Nordmann hat recht. Nach Norden heißt durch Gebiet der Aster - das geht nicht. Müssen jetzt nach Süden sowieso. Von dort können wir suchen die Angreifer. Die Ukhtark werden helfen, wenn es so entschieden wird."

Da auch die Mehrheit der Gruppe dieser Meinung ist[1], bricht selbige kurze Zeit später auf. Es ist ein schneller und harter Ritt. Ein halbes Dutzend Mal drohen die Pferde zu stolpern und sich die Beine zu brechen. Herabhängende Äste peitschen den Männern ins Gesicht und kratzen scharfen Krallen gleich ihre Schultern und Arme, sowie die Flanken der Pferde auf. Doch auch wenn die Versuchung groß ist, die Geschwindigkeit zu drosseln, schlägt keiner das vor. Stattdessen ziehen die Männer die Köpfe tiefer ein und treiben die Reittiere weiter an.

Denn immer wieder vermuten die Gefährten hinter sich Verfolger, drehen sich nach verdächtigen Geräuschen oder einem erhaschten Schatten um. Immer wieder glauben sie das Sirren eines zielsicher abgeschossenen Pfeils hinter sich wahrzunehmen, oder die Hufschläge der Elfenkavallerie. Haben sie sie abgehängt, oder war alles bloß der Trug der eigenen überreizten Sinne? Wie dem auch sei - Geräusch und Schatten wandeln sich nicht zur Fleisch und Blut. Das Vermutete bleibt im Schatten und wird nicht zur Gewissheit. Die Männer verlassen das Gebiet der Elfen unbehelligt.

Weiter geht es gen Süden nach Kezhdal und die Dämmerung nimmt ihren Lauf. Das Schwarz und Dunkelblau am Blätterdach weicht dem Grün, Gelb und Magenta des Morgens. Der Ritt schien nur Minuten gedauert zu haben und gleichzeitig scheint der Schein der Sonne eine Ewigkeit her zu sein. Da halten die Gefährten - Sanjan und Manik haben die Führung übernommen - zielsicher auf die Lichtung zu. Schon von weitem sind das Schnauben vieler Pferde und rauhe Stimmen zu vernehmen. Doch eine von Ihnen übertönt sie alle, intoniert - es ist eine Rede, die dort gehalten wird. Und es ist Magos Stimme.

"Das ist mein Bruder", ruft Barkas und treibt seinen Rappen weiter nach vorn. Dann sind laute und aufgeregte Ausrufe vorne zu hören. Anscheinend haben die Vorposten der Kargi die Reiter entdeckt. "Aka doon! Barkas!"[2], ruft Barkas aus und treibt sein Pferd weiter an.

Dann ist es so weit - die Gefährten brechen zwischen den Bäumen auf die Lichtung hervor. Und finden sich vor einer Speerstarrenden Phalanx wieder. Gut fünfzig Krieger sind in vier Reihen zu über zehn Kämpfern aufgestellt. Diszipliniert halten sie die Ordnung und orientieren sich sofort Richtung Neuankömmling. Jeder deckt mit dem Schild auch den Nebenmann. Die Speere sind aufgerichtet, als hätten kalamarische Ingeneure sie vermessen und angeordnet. Mit schmerzlicher Klarheit demonstrieren diese Männer, warum die Schlachtreihen der Kargi in ganz Tellene gefürchtet sind. Die schreckliche Wildheit der Goblinoiden kombinieren die Kargi mit überlegenem Verstand, eiserner Disziplin und erprobter Taktik und werden somit zu einem selbst für elfische Krieger ernstzunehmenden Feind.

Rechts und links von den Hopliten - an den Flanken - sind jeweils zwei Kavallerieeinheiten in Keilformation postiert. Zwei Dreiecke zu je knapp zehn Reitern. Der Mann an der Spitze des rechten Dreiecks - gerade eben stand er noch mit dem Rücken zum Wald und dem Gesicht zu den Truppen - hebt die linke Hand und ruft laut: "Itigil!"[3]

Es ist Mago - und die Männer gehorchen. Gespannte Bögen in den hinteren beiden Reihen der Phalanx werden abgesenkt und die Pfeile von der Sehne genommen. Die Gefährten sehen sich um. Basilio erkennt Maru auf einer Stute, rechts neben der Phalanx, hinter der von Mago angeführten Kavallerieeinheit. Ein lauter Jubelruf aus derselben lenkt die Aufmerksamkeit von Tarqetik und Manik auf Hasdru. Derweil bemerkt der Koraker auch zwei der Männer, die ihn und Dihal am Tor empfangen hatten in der Phalanx. Aber Khenu und sein Vater sind nirgendwo zu sehen.

Barkas gibt seinem Pferd die Sporen und reitet vor. Er hebt beide Arme, um die Männer weiter zu beruhigen: "Aka doon! Barkas", wiederholt er. Und Jubel bricht in der Menge aus. Mago lässt sein Reittier auch vortrotten und neben dem seines Bruders anhalten, so dass die beiden Männer sich schräg gegenüber sind. Dann reicht er dem Jüngeren die Hand zum traditionellen Kargi-Gruß und dieser schlägt ein.[4] Mago zieht seinen Bruder zu sich und umarmt ihn. "Sinumpa mong anak sa labas!"[5], ruft er aus und sowohl beide Brüder, als auch die Männer hinter ihnen brechen in Gelächter aus.

Da lässt Mago seinen Bruder los und wendet sich lächelnd an die übrigen Gefährten, um diese zu begrüßen, als ein lauter Ausruf durch die Lichtung schneidet: "Aster!" Dieses Wort kennen inzwischen alle Gefährten: Kargi für 'Elf'. Im selben Augenblick rucken alle Köpfe in der Menge Richtung Elrynor. Einen Lidschlag später deuten ein halbes Dutzend Pfeile aus verschiedenen Richtungen auf den Elfen. Beängstigende Stille ist eingekehrt über der Lichtung und das Klirren von gezogenen Schwertern lässt bei den Gefährten die Nackenhaare sich aufrichten.

"Itigil! Itigil!", ruft nun Barkas, um die Menge zu beruhigen. "Dieser Elf kein Feind!", ruft er in der Handelssprache, damit auch Elrynor ihn versteht. Doch der Luchs ist keiner Sprache der Menschen mächtig. Er faucht die Streitmacht vor sich an, drückt sich an den Boden und entblößt immer wieder in Drohgebärden die Zähne.
 1. Das nehme ich jetzt an. Basilio wird wohl sicher schnell zurück wollen (Stichwort Maru  :wink: ), Sanjan und Manik haben die Absicht schon geäußert. Daher habe ich hier gleich weitergeschoben.
 2. Kargi; Übersetzung für Basilio: Ich bin es! Barkas!
 3. Kargi; Übersetzung für Basilio: Halt!
 4. Ähnlich dem römischen Handschlag - beide umfassen sich gegenseitig mit der Hand am Unterarm kurz unter dem Ellenbogen
 5. Kargi; Übersetzung für Basilio: Du vermaledeiter Bastard!

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #349 am: 17.05.2015, 15:19:43 »
Auf dem wilden Ritt durch den Wald ist Basilio von einem einzigen Gedanken besessen: seiner Sorge um Maru. Nicht nur wegen der von ihm ersponnenen Möglichkeit eines Schlangenbisses, sondern vielmehr wegen des allzu wahrscheinlichen Risikos, dass sie zu spät kämen. Reiten sie überhaupt in die richtige Richtung? Weiß Sanjan, was er tut? Hoffentlich verwirren sie sich durch den Haken nicht bloß selbst! Wie lange ist es bis zum Morgen hin? Basilio hat das Gefühl für die Zeit verloren. Als er durch Ankunft Aislings und Liams geweckt wurde, war es bereits Nacht, aber wie spät? Ein Blick auf den Mond war und ist nicht zu erhaschen, und selbst wenn, würde Basilio dem bleichen Gestirn kaum eine verlässliche Zeit ablesen können, denn er ist kein Mann der Natur. Und selbst wenn er eine verlässliche Zeit wüsste und Gewissheit ob der Zielgenauigkeit ihres Rittes besäße, wäre er doch nicht weniger besorgt. Was nützt all das, wenn die Kargi in ihrem verletzten Stolz, ihrem Zorn, ihren angeborenen Raubtierinstinkten womöglich vor der vereinbarten Zeit die Geduld verloren haben und schon in Richtung der Elfen unterwegs sind? Wenn der Krieg längst begonnen hat? Dann würde Maru bald entsetzlich leiden, an der Seele noch schrecklicher als am Körper, und sich ihrer tapfer-trotzigen Worte entsinnen und sich wünschen, sie zurücknehmen zu können, doch es wäre zu spät.

Basilio steigert sich willig in diese Sorgen hinein, weil er sich dabei sehr wohl selbst durchschaut: so lenkt er sich nämlich von den Widrigkeiten des Augenblicks ab. Sprich: von der Sorge um das eigene Leben (er spürt im Rücken schon die Pfeile der Verfolger); von seiner verzweifelten Mühe, mit den anderen mitzuhalten, welche allesamt besser zu Pferd sitzen als er und wohl auch Luchsaugen im Kopf haben; sodann von der daraus resultierenden Angst, sie zu verlieren (er reitet als letzter und macht sich keinerlei Illusionen darüber, dass ihn jemand vermissen oder, wenn doch, sich mit einer Suche nach ihm aufhalten würde); und zuletzt vom Peitschen der Äste. Letzteres gilt es nämlich mannhaft-klaglos zu ertragen, wie die Gefährten es tun, doch Basilio, nun, wie soll man das jetzt ausdrücken, ohne vor sich selbst das Gesicht zu verlieren, aber wenn es um das Ertragen von Schmerzen geht, dann hat er nun einmal ganz andere Strategien als zumindest die Kameraden daheim.

Er sieht gar nicht ein, warum man so tun muss, als täte es einem nicht höllisch weh, wenn doch jeder genau weiß, dass es so ist. Man stelle sich nur einmal vor, Basilio werde beim Kundschaften erwischt und der Feind setzte ihm folglich mit der Folter zu, um alles mögliche an Information aus ihm herauszupressen. Ja, da traut Basilio sich wohl zu, gerade durch Schmerzgeschrei und Betteln und allgemeine Weinerlichkeit mehr Geheimnisse wahren zu können als manch anderer, der trotzig den Unterkiefer vorschiebt und die Folterqual mannhaft zu ertragen vorgibt. Und doch, zeigt sich nun, hat Basilios Strategie einen großen Nachteil: gegen die Peitschen der Feinde mag sie helfen, nicht aber gegen peitschende Äste. Wenn er also doch einmal vor Schmerz aufkeucht oder ihm gar einen erstickter Schrei entweicht, weil ein Ast ihn so fest erwischt hat, dass er schier aus dem Sattel gehoben worden wäre, dann erreicht er damit nichts außer, dass die Kameraden ihn für eine Memme halten müssen.

Solchermaßen mit den eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert, wird Basilio—gerade noch auf den Schwingen des Triumphes durch berauschende Höhen segelnd—erst verdrossen, dann trotzig, dann kleinlaut, dann elend. In diesem Zustand erreicht er als letzter die Lichtung, auf der ihnen—unerwartet, obwohl man es ja eigentlich erwartet hat—ein kampfbereiter Trupp von fünfzig Grünhäuten gegenüber steht, aufgereiht in beeindruckender militärischer Präzision und Disziplin (weit über dem Niveau von allem, was ein menschliches Dorf aufbieten könnte).

Und Basilio, abgekämpft und niedergeschlagen wie er ist, erstarrt.[1]

So sieht deine Zukunft aus, Basilio, schau nur genau hin und denk dir das ganze zehnfach, hundertfach, tausendfach! Wappne dich, mach dich bereit. Nächstes Jahr wirst du einer solchen Schar noch oft genug gegenüberstehen—außer, du krepierst gleich bei der ersten Schlacht!

Dass Maru sich unversehrt unter den Kriegern befindet, vermerkt Basilio durchaus und sein Herz macht auch einen seltsamen kleinen Stolperschritt, doch die Kehle ist ihm wie zugeschnürt und er verharrt am Rande der Lichtung, stumm-starrend und am ganzen Körper angespannt, als wolle er seiner verschwitzten, vor Erschöpfung zitternden Stute gleich wieder die Sporen geben.

Was tu ich hier bloß? Was für ein Spiel treib ich da nur?

Besäße er Nackenhaare, sie hätten sich aufgestellt.
 1. will save = 9
« Letzte Änderung: 17.05.2015, 22:00:23 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #350 am: 17.05.2015, 23:36:11 »
Vorne in der ersten Reihe hat Sanjan etwas mehr Glück. Das Licht im Wald reicht für seine Augen gerade so aus, um die größeren Ästen aus dem Weg zu gehen. Auch schmiegt er sich eng an den Pferdehals. Überlässt dem Tier die Wegfindung sorgt nur dafür, dass es in die richtige Richtung geht. Dabei riecht er den Schweiß und spürt die Hitze des Tieres. Es ist nicht gut, dass sie die Pferde so hetzen müssen aber alles war besser, als die Pfeile der Elfen. Jedes Mal wenn das Pferd von einem Ast getroffen wird, fühlt er dessen Schmerz mit. Seinen eigen, denn er ist solche Gewalltritte eindeutig nicht gewöhnt, versucht er nicht zu laut kund zu tun. Öfters kommt er auch in die Lage, Gefahr zu laufen vom Pferd zu rutschen. Besonders wenn dieses eine enge kurve nimmt. Er kann sich halten und sie erreichen die Lichtung.

Wiehernd bäumt sich die Schecke von Sanjan auf, als sie unerwartet auf die Phalanx treffen. Der Halbelf krallt sich in das Pferdefell. Versucht sich zu halten, doch dann rutscht er ab. Überraschender weise, landet er auf den Beinen, kann sogar den Huftritten seiner Scheke ausweichen, bevor er doch zu Boden sinkt. Er ist vollkommen durchgeschwitzt, die Innenseiten seiner Beine sind aufgescheuert und seine Knie fühlen sie wie Butter an. Aber, bei den Ahnen, sie hatten es geschafft. Waren in Sicherheit. Zum Glück übernahm der Kargi die Begrüßung. So konnte Sanjan einfach sitzen bleiben und schnaufend seine Gedanken Ordnen. Derweil beruhigte sich die Schecke. Ihre Last ist vom Rücken verschwunden und wirklich weg konnte sie nicht mehr. Sie ist viel zu fertig dafür.

Als dann das Wort Aster ertönt, blickt Sanjan auf. „Ja er ist kein Feind.“ unterstützt er die Worte von Barkas. Mit seiner noch immer erschöpft klingenden Stimme. „Die zukünftige Herrin des Waldes will keinen Krieg. Sie hat uns geholfen.“ Sanjan versucht Mago unter den Kargihäuten zu erblicken, doch ist er dafür gerade in keiner guten Position. „Der Ritt war hart, unsere Tiere können kaum mehr und wir ebenso. Ihr müsst nicht gegen die Aster ziehen.“ Bekommt er noch mit gepresster Stimme heraus, bevor ihm die Luft fehlt zum weiter reden. Schnaufens sitzt er also am Boden. Blickt auf die Kargifüße vor ihm und kann kaum mehr den Kopf heben. 
« Letzte Änderung: 17.05.2015, 23:36:31 von Sanjan, von den Bahir »

Manik

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Dorwida
« Antwort #351 am: 19.05.2015, 19:50:00 »
Dass Sanjan sich für den Elfen einsetzt, ist nichts ungewöhnliches, aber ein Kargi? Das überrascht Manik durchaus, was aber auch daran liegt, dass er das Konzept ihrer Ehre immer noch nicht verstanden hat.  Er hat es dem Kargi durchaus auch zugetraut, den ‚Aster‘ nach ihrer Flucht zu töten. Schließlich war es nicht Elrynor direkt, der Barkas bei der Flucht geholfen hat und sein Ableben würde in Jaylin auch niemandem auffallen.

Erst jetzt fällt dem Waldläufer auf, dass er immer noch hoch oben auf seinem erschöpften Ross sitzt.
Langsam und vorsichtig steigt er von seinem Tier und bekommt ein dankbares Schnauben zu hören. Als seine Füße wieder die Erde berühren spürt er, wie sie kurz davor sind nachzugeben, doch mit wackligen Knien hält er sich auf den Beinen und schaut stolz auf sein Pferd. Aufmunternd klopft er auf dessen Seite und erntet erneut ein Schnauben.

Sie hatten einen harten Ritt hinter sich. Vollste Konzentration war nötig gewesen um Sanjan durch den Wald zu folgen, vor allem als es noch dunkel war. Innerlich war Manik bereit, die Führung zu übernehmen, sollte es nötig werden, aber ihr Schamane führte sie vorzüglich.
Als dann so langsam aber sicher die Sonne aufging, wurde die Sache etwas einfacher. Man konnte nun sogar sehen wo man hinritt und ebenfalls die Geräusche des Waldes besser einordnen. Angsteinflößende Geräusche verloren so ihren Schrecken und in kurzen Intervallen hatte der Fhokki sogar Zeit, an Jaylin zurückzudenken. An Ragnar, seinen Landsmann. Und auch an Maelis, die blonde Elfenheilern, die sich vielleicht grade jetzt über Ragnar wacht.

Und hinter Sanjan auf die Lichtung zu brechen, ist auch ein Vorteil gewesen, so konnte er ein bisschen weiter hinten stoppen und ihm blieb das Schicksal des Schamanen erspart.
Manik sucht mit seinem Blick den am Boden sitzenden Schamanen, atmet einmal tief durch, schlendert zu ihm hinüber und klopft ihm aufmunternd auf die Schulter.
Gute Führung, alter Junge. Aber was den Elfen angeht, bin ich für meinen Teil nicht so sicher. Es ist immerhin ein ‚Aster‘. Vielleicht ist es ein Spion? Wir sollten… nur um sicher zu gehen, oder?“.
Ein breites Schmunzeln macht sich auf den Gesichtszügen des Fhokki breit.
„Verdammt. Ich war noch nie so froh, eine Horde Kargi zu sehen. Habe ich überhaupt schonmal eine kampfbereite Horde von euch gesehen? Ziemlich beeindruckend.“, plappert Manik an niemand Speziellen gerichtet fort. Doch rasch verschwindet sein Grinsen wieder und er macht sich tatsächlich Sorgen, dass einer der Grünhäute seine Worte für voll nimmt und jeden Moment wild schreiend auf Elrynor losstürmt.
„Nein, Nein“, fügt er deswegen noch hinzu „es stimmt, die Elfenprinzessin will keinen Krieg. Wir sind hier, mit Barkas. Und ehrlich gesagt, können unsere Pferde und wir ein bisschen Verpflegung gut gebrauchen.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #352 am: 21.05.2015, 20:10:48 »
Bei Barkas Worten friert die Szene zunächst ein. Auch Mago reißt wieder die Rechte mit geballter Faust hoch, um den Hintermännern anzuzeigen, nicht ohne seinen Befehl anzugreifen.

Als dann Sanjans Beteuerungen kommen, entspannt sich die Lage, nur um von Maniks etwas misslungenem Witz wieder aufgeheizt zu werden. Barkas und Mago blicken überrascht zum Fhokki, während sich der Elf selbst mit einem Fluch auf den Lippen zu ihm umdreht.

Doch da rudert Manik auch schon zurück - Elrynor kann nur ungläubig den Kopf schütteln - ebenso wie Maru, die das jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen tut.

"Gute Nachrichten!", ruft Mago, als er hört, dass die Ukhtark nicht gegen Jaylin ziehen müssen. Dann dreht er sich um und bedeutet seinen Männern, den Rückzug anzutreten. "Sa mga lalaki! Walang labanan ngayon - ngayon namin ipagdiwang. Kami ay lumipat sa Kezhdal."[1]

Freudige Schreie dringen aus Dutzenden von Kehlen und in der Phalanx recken starke Arme die Speere in die Luft. Die Morgensonne blitzt rötlich an den stählernen Spitzen auf, als wären sie mit Blut getränkt und die Männer intonieren lauthals ihren Schlachtruf: "Para Ukhtark!"[2]

Derweil tritt Mago an Sanjan und Manik heran und vollführt mit beiden den Handschlag auf Kargi-Art. Es ist eine kraftvolle Geste - die starken Finger des Seroguls umfassen den Unterarm - die beiden Männer sind so erschöpft, dass es fast schon schmerzlich erscheint. Gleichzeitig nehmen Sie die erstaunliche Kraft, die in dem Kargi-Prinzen wohnt. Keine Schlacht heute - aber er wäre bereit gewesen.

"Ich danke euch", sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen und nickt ihnen zu - ebenso wie auch Tarqetik und Basilio. "Natürlich - natürlich. Wir rasten kurz und ihr bekommt frische Pferde. Eure Tiere werden an den Zügeln geführt werden, so dass sie sich erholen können. Aber erzählt: was ist passiert? Ihr sagtet, die Elfenprinzessin will keinen Krieg. Welche Elfenprinzessin? Sprecht ihr von Aisling Adair? Und wenn ja - warum spricht sie für die Adair und nicht ihr Vater? Ist der Elfenfürst etwa tot?"

Dann fällt der Blick des Seroguls auf Elrynor und seine Lippen ziehen sich zusammen, zu einem Strich. "Mein Bruder und seine Gefährten verbürgen sich für euch", sagt er mit ruhiger Stimme. "Also will ich Ihnen auch glauben. Reitet mit uns nach Kezhdal - dort können wir uns dann ausführlicher unterhalten."

Elrynor erwidert Magos Blick stumm und ungerührt. Nur der Luchs entblößt wieder die Zähne und faucht. Der Serogul schaut mit einem spöttischen Lächeln herab auf den Begleiter des Elfen. "Und behaltet euer Kätzchen im Auge", sagt er dann.

Gleichzeitig winkt er Hasdru und Zahur herbei. Beide geben den Pferden die Sporen und sind in wenigen Augenblicken in der Nähe ihres Kronprinzen. Mago gibt kurze Anweisungen an die beiden. Anscheinend geht es darum, dass sie den Elfen im Verlauf der Rückreise nach Kezhdal im Blick halten sollen.

Zahur führt sein Pferd zu Elrynor und stellt sich neben dem Elfen auf. Er lehnt sich vor und spuckt auf den Boden vor diesem - wahrscheinlich erinnert er sich noch genau daran, mit welchen Verletzungen Dihal ins Dorf gebracht wurde. Doch Mago weist den Krieger harsch zurecht, so dass dieser wieder Haltung annimmt.

Hasdru dagegen hat weniger Interesse an dem Elfen. Er schaut besorgt die Reihe der Gefährten entlang und wendet sich dann an Tarqetik und Manik: "Und wo Ragnar?", fragt er. "Ist er tot?" Verbittert wartet der Kargi auf eine Antwort.

All das bekommt Basilio nur halb mit. Immer noch sitzt er auf seinem Pferd, steigt nicht ab, obwohl die Männer um ihn herum mit Beispiel vorangehen. Der Schlachtruf der Kargi hat den Eindruck nur verschlimmert. Er muss mehrmals blinzeln, um die Morgenröte nicht für Bluttropfen zu halten. Dann spürt er etwas an seinem Unterarm und schreckt überrascht zurück.

"Händler, was ist los?" - es ist Marus Stimme. Die Dariba ist neben ihm, sitzt auf ihrer Stute. Die brauen haben sich besorgt und fragend zusammengezogen. Die Augen schauen ihn verwundert an. "Du siehst aus, als hättest du einen bösen Geist gesehen", sagt sie.

Derweil ebbt langsam die Freude der Menge ab und Unterführer beginnen damit, die Soldaten zu koordinieren. Die Feuerstellen sind schon gelöscht, Zelte bereits abgebaut und verpackt an den breiten Rücken der Krieger - der Tross war zum Abmarsch bereit - nur dreht er nun; nicht nach Jaylin geht es, sondern nach Hause, nach Kezhdal. Und so braucht es auch keine langen Vorbereitungen, bis die kleine Streitmacht sich in Bewegung setzen kann. Die meisten Männer machen sich bereits auf. Nur eine Handvoll bleibt noch zurück mit Mago, Maru, Hasdru, Zahur und den Gefährten, denen eine kurze Rast gegönnt wird.

Der Serogul greift persönlich nach dem Wasserschlauch, während Zahur gepöckeltes Dörrfleisch, aber auch herbes Brot und kalten Braten verteilt. Mago schaut auf zu Sanjan und seinem Bruder. "Erzählt - was ist passiert."
 1. Kargi; Übersetzung für Basilio: Auf Männer! Keine Schlacht heute - heute feiern wir. Wir ziehen nach Kezhdal.
 2. Kargi; Übersetzung für Basilio: Für die Ukhtark

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #353 am: 22.05.2015, 00:58:56 »
Aus dem Augenwinkel sieht Basilio eine Bewegung und erkennt gerade noch rechtzeitig, wer da die Hand nach ihm ausstreckt[1], sodass er nur zusammenzuckt und nicht völlig aus seiner Haut springt.

"Maru!" keucht er. "Du bist's." Dann muss er erst einmal wieder Luft kriegen und den Puls runter und dabei überlegen. Er braucht jetzt rasch eine Erklärung für sein schreckhaftes Verhalten! Aber warum redet sie ihn nur so komisch—ironisch?—mit 'Händler' an, ahnt sie, dass er keiner ist? Oder gar, dass 'Gryphius' nicht sein richtiger Name ist?[2] "Ein böser Geist, das trifft es ganz gut", sagt er, um Zeit zu gewinnen. Nein, sie klang freundlich, nicht misstrauisch. Sie hat wohl scherzen wollen, vielleicht gar, um ihn aufzumuntern? Ein Mann darf ja wohl noch hoffen! Jedenfalls wäre eine einfache Erklärung genug, nur nicht ohne Not allzu kreativ werden.

"Ihr jubelt und sprecht von Feiern, als wäre alles vorbei, dabei ist noch gar nichts vorbei! Es fängt gerade erst an. Die Menschen in Dorwida denken ja noch immer, ihr hättet ihre Höfe überfallen und Karawanen werden auch vermisst und euer Mann soll bald hingerichtet werden und wenn wir das nicht ganz schnell klären, dann marschieren eure Krieger so wie sie da gerade aufmarschiert standen bald gegen Dorwida, und dann war alles umsonst. Bei den Elfen haben wir ziemliches Glück gehabt und ich weiß nicht, ob der neue Bürgermeister in Dorwida nur halb so vernünftig sein wird wie Aisling Adair und Onkel Liam, und ich war auch ganz unglaublich in Fahrt, ha, ich wünschte, du wärst dabei gewesen! Die anderen werden dir nämlich nichts Gutes über meinen Auftritt vor dem Elfenfürst berichten, weil sie nichts von Diplomatie verstehen und vielleicht tatsächlich denken, ich hätte zum Fürsten gesprochen und damit nichts erreicht, sonst hätte er uns ja nicht verhaften und einsperren lassen, aber ich habe gleich gesehen, dass der hoffnungslos einen an der Klatsche hat, und habe in Wirklichkeit zu den anderen geredet, und wir wären jetzt nicht hier, wenn ich Aisling und Liam Shanahan nicht überzeugt hätte, uns zu befreien, auch Barkas, damit es keinen Krieg gibt. Ich habe sogar versucht zu erklären, was Mago mit der Geste mit dem ollen Stirnreif eigentlich hat sagen wollen, das hat sie nämlich gar nicht kapiert, aber nach meiner Erklärung hat sie dann doch ganz vorsichtig gemeint: 'Es mag sein, dass die Zeit wirklich reif ist für einen echten Frieden. Unsere Väter haben sich bekriegt, und deren Söhne kämpften bis zum Tod. Das soll nicht unseren Kindern geschehen. Wenn es so weit ist, werde ich all dies bedenken.' Und trotzdem wird es am Ende bloß heißen, ich seh's schon kommen: und beim Kampf gegen die Hyänen saß Gryphius bei den Elfenkindern auf dem Baum!"

Basilio unterbricht sich lange genug, um erstens tief Luft zu holen, zweitens sich mit zitternden Muskeln von seiner Stute gleiten zu lassen, um dann, drittens und auch für ihn sehr plötzlich, Marus Hand mit den seinen zu ergreifen und dabei ganz außer sich auszurufen (obwohl ihm die Rede bis hierher doch eigentlich noch recht gut gelungen war):

"Und die ganze Zeit hab ich mich um dich gesorgt, ob du vielleicht auch von der Blauflamm gebissen wurdest, die Ragnar erwischt hat—ich glaube ja, es muss noch hier im Lager passiert sein—oder was dir alles geschehen wird, wenn wir versagen, wenn ich versage, und wenn du mich jetzt so kopflos reden hörst, wirst du mir gar nicht glauben, wie klar und besonnen ich für euch vor den Elfen gesprochen habe, aber wenn man es selbst sagt, ist's ja gleich geprahlt, und so heißt Tarqetik jetzt also 'der Berg', weil er drei Hyänen umgehauen hat—warte nur ab, die Geschichte braucht nur ein paarmal erzählt werden, dann wird es heißen: mit einem Schlag!—und Gryphius wird, wenn überhaupt, als der 'plappernde Prahlhans' auftauchen. Aber du darfst mich nicht so nennen, schließlich hast du's ja wissen wollen."

Bis hierhin hat Basilio Marus Hand umklammert, zum einen, weil es sich gut und richtig anfühlte, zum anderen, weil er befürchten musste, sonst in die Knie zu gehen oder umzukippen oder etwas ähnlich unrühmliches zu tun, doch inzwischen zittert er gar nicht mehr.[3]

"Ha!" ruft er überrascht und strahlt Maru an. "Es ist alles eine Frage der Balance, weißt du? Wenn ich zu lange geredet habe oder mit dem Kopf gearbeitet, dann brauch ich Bewegung, nach zu viel Bewegung und Kraftanstrengung dagegen muss ich reden, bis alles wieder im Lot ist. Aber du darfst nicht 'Händler' zu mir sagen, ja? Sonst kann ich dich ja gar nicht Maru nennen. Gryphius, bitte."

Und er lässt jetzt doch, mit Bedauern, ihre Hand los.
 1. perception = 23
 2. sense motive = 22
 3. fortitude save = 15 (vs. 12)
« Letzte Änderung: 23.05.2015, 11:09:15 von Basilio Aristide »
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Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #354 am: 22.05.2015, 14:29:16 »
Wieder im Sattel schließen sich Tarqetiks Beine um die Flanken des Pferdes. Sein Rücken rastet an seinen Schultern ein und lässt die Arme auf den Hüfen leicht schwingen. So verfällt er, unterstützt durch den gemütlichen Schaukelgang des Tieres unter seinem Hintern, rasch in einen dämmrigen Zustand, der auf seinem Höhepunkt als leichtes Schlafen auszulegen ist. In seinen Gedanken bilden sich die Schatten der Bäume zu Personen, bewaffnet und ohne sinnhafte Ordnung bewegen sie sich an ihm vorbei, tauchen in eine Formation und bilden sich zurück.

Mit dem unvorbereiteten Ruck eine schleichenden Kraft, die sich zu spät darauf besinnt dem Hindernis auszuweichen, kippt der Körper des Kriegers leicht nach vorne und bleibt vornüber gebeugt im Sattel. Geschrei und Gejohle holen den Geist aus den Bäumen wieder in den Kopf zurück. Als sich auch der Rest des Körpers wieder an seine Kraft erinnert, steigt Tarqetik aus dem Sattel und begutachtet die Kargirotte, die sich ohne Tarnfarben im Unterholz positioniert hatte.

Kurz dreht er sich noch um, nur um unsicher zwischen die Bäume zu blicken und sich klar darüber zu werden, dass er nicht zwischen zwei Phalanxtruppen steht. Die Truppe ist noch kaum angekommen, als sich die Erzählungen überschlagen. Berichte und Erlebnisse werden subjektiv aufgewärmt weitergegeben und das kurze Abenteuer zwischen Elfenbäumen und Elfenkerkern widergegeben.

Auf dem Weg zwischen den Pferdeleibern vorbei, zu Hasdru, den aus dieser Richtung waren Worte gefallen, die allesamt an einen Abend mit geschlachtetem Tier und frischem Getränk an warmen Feuern anstatt geopfertem Menschenkopf auf Pfahl im zugigen Waldwind erinnern. Als er Gryphius passiert hat und Teile seines Gespräches mitbekommt, fasst er dem Händler an die Schulter und meint: „Ja es ist alles furchtbar. Gestern noch waren wir beim Henker vorgemerkt und heute müssen wir uns auf ein Fest freuen. Es ist ungerecht, dass so etwas wahr sein kann, wo doch irgendwo irgendwie irgendwer nicht glücklich ist.“Sein Blick wandert zu Maru und ändert den Tonfall in einen etwas fröhlicheren: „Am besten tun wir den sorgengeplagten, selbstlosen Propheten etwas Gutes. Bei dem Fest gibt es doch sicherlich ein kaltes, nasses Loch in das er sich setzen kann und, sofern ihn die Freude des anderen nicht stört, einen Krug mit moosigem Wasser und Brotrinde.“ Kopfschüttelt entfernt sich Tarqetik in die schon vorhin eingeschlagene Richtung, hebt den Zeigefinger seiner rechten Hand und spricht: „Das ist dann wohl das wahre Glück.“

Nach zwei Schritten ist er bei Sanjan und Manik. „Hier gab es was zu Essen?“

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #355 am: 22.05.2015, 16:35:04 »
Mit geballten Fäusten und grimmig verzogener Miene steht Basilio da und starrt dem Söldner nach.

"Wenn meine Mutter nur etwas mehr gegessen hätte, als sie mit mir schwanger war, dann könnt der was erleben!" knurrt er laut genug, dass Tarqetik den ersten Satz noch mitbekommt, doch der ungeknurrte Rest ist nur für Maru bestimmt: "Aber sie war halt sehr auf Mode bedacht, wie bei uns nun einmal üblich: eine Frau hat schlank zu sein und sich zu schnüren—Wespentaille, nennt man das—sogar unter diesen Umständen, und dann waren wir ja auch zu zweit da drin und mussten uns das wenige an Platz und Nahrung auch noch teilen. Übrigens sollten wir hier schnellstmöglich verschwinden. Wir sind ja nur eine halbe Stunde an der Grenze vorbei, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Blutumhänge, die uns verfolgen, diese respektieren werden, zumal sie ja frech behaupten können, wir hätten den da"—er wies auf Elrynor—"entführt und sie hätten uns nachmüssen, etc. Wie es halt so ist. In zwei Monaten, wenn Aisling dran ist, wird's besser, falls sie die Blutumhänge des Vaters in den Griff bekommt, aber sie hat auch treue Helfer auf ihrer Seite, also lasst uns mal das Beste hoffen."

Der Blick, mit dem er Tarqetik hinterher sah, wurde ein wenig neidisch. "Es wäre manchmal schon schön, man könnte nur im Hier und Jetzt leben, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was morgen oder anderswo geschieht, nicht wahr? Aber es muss auch Männer mit Verantwortungsbewusstsein geben, und denen fällt solch Unbekümmertheit schwer. Sag, ich hab den Vater und den Bruder des in Dorwida gefangenen Kriegers vorhin gar nicht gesehen. Weiß man denn auch, dass sie gerade keine Dumm—verzeih, ich meine, keine verzweifelte Tat begehen?

Tut mir leid, meine Gedanken stehen niemals still, aber zurzeit rasen sie, als wäre aus jeder Hölle ein Teufel hinter ihnen her. Bei den Elfen vorhin, gerade aus der Zelle entlassen, die Verfolger quasi schon im Nacken, bin ich noch zurückgeblieben, um Aisling Adair Erziehungstipps für ihre Kinder zu geben! Das heißt, eigentlich hab ich mich an deren Onkel gewandt, so von Mann zu Mann, weil ein Mann so etwas besser versteht, und er sollte auch bloß die Nachricht der kleinen Prinzessin weitersagen. Ihr Bruder ist nämlich ein ganz entsetzlich dummer Lausebengel, den ich eigentlich gar nicht mochte, dabei aber so gut verstand, als würd' ich in den Spiegel schauen. Und so ein Lausebengel, das weiß ich genau, der braucht seine Schwester, denn wenn auch die Schwester ihn wie einen Lausebengel behandelt, wird er immer einer bleiben. Ach, am liebsten wäre ich überall zugleich und tät die Sachen richten, die andere verbocken! Aber das geht natürlich nicht. Ich hätte fast den Anschluss darüber verloren, dann würde ich jetzt sanft schaukelnd an einem Baum hängen oder man benutzte meine Haut gerade als Briefpapier. Aber was ist schlimmer: sich zu sehr um andere zu sorgen oder immer nur um sich selbst? Da tät ich gern eine Antwort drauf finden."

Die nächste Persona, nimmt Basilio sich vor, wird weniger treuherzig. Manches von dem, was ich da gerade vor mich hinplappere, ist ja wirklich nicht zum aushalten! Aber nun gut, es wäre ja auch besser für uns beide, wenn Maru sich entnervt von mir abwendet, so sehr ich mir auch das Gegenteil erträum', also hurtig noch eins draufgesetzt!

Er setzt also ein nachdenkliches Gesicht auf, wie er so zu Mago und seinem "kleinen" Bruder Barkas hinüberschaut, und fährt sich dabei mit der Zunge über die Schneidezähne, erst die obere Reihe, dann die untere entlang.

"Wie wichtig ist es eigentlich bei euch Kargifrauen, dass eure Männer schöne, große Hauer haben? Ich meine, für die Attraktivität, spielt das eine große Rolle?"


Es wäre kein Wunder, wenn Maru sich auf Basilios ganze Rede keinen Reim zu machen wüsste, denn mal scheint er ihr mit verzweifeltem Eifer gefallen, dann wiederum sie von sich stoßen zu wollen. Wie sie seine letzte Frage wohl verstehen wird, als Frechheit oder in unschuldigem Ernst gestellt?[1]
 1. Diplomatie: gefallen vs. von sich stoßen quasi punktgleich = 23 vs. 24
« Letzte Änderung: 24.05.2015, 19:48:58 von Basilio Aristide »
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Manik

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Dorwida
« Antwort #356 am: 23.05.2015, 09:56:23 »
Dankend nimmt Manik den Wasserschlauch entgegen und nimmt hastig ein paar Schlücke, bevor er den Schlauch weitergibt. Anschließend wischt sich der Fhokki mit dem Handrücken den Mund ab und schaut Hasdru mit traurigen Augen an. „Fort“, beginnt er zu erzählen, „nicht mehr bei uns. Eine Schlange hat ihn gebissen. Blaufeuer, oder so?“, fragend blickt der Waldläufer zu Sanjan. „Die Elfen haben ihm das Leben gerettet, oder es zumindest versucht. Bei unserer nicht ganz planmäßigen Abreise war seine Zukunft noch nicht klar.“, Manik schluckt schwer und atmet tief durch, bevor er fortfährt. „Wir mussten ihn zurücklassen. Eine Flucht mit ihm wäre nicht möglich gewesen. Haben wir uns gesagt, ohne es zu probieren.“, seufzend wendet Manik den Blick ab, weg von Hasdru. „Vermutlich war es auch so, wenn ich an unseren Ritt zurückdenke. Wir haben ihn Aisling Adair anvertraut. Der Elfenprinzessin die uns und auch Barkas befreit hat. Weiß Gott was mit ihm geschieht. Ich kann nur beten, dass Ragnar kein Bauernopfer eines Plans ist, der ihr Ansehen unter dem Volk stärken soll. Das… das kann ich nur hoffen. Seht her, die Fremden sind geflohen, dafür hängen wir den Ihren noch heute auf. Das mit dem Vertrauen ist bei mir immer so eine Sache, obwohl uns die Prinzessin immerhin schon befreit hat und damit ein großes Risiko eingegangen ist.

Betreten schaut Manik zu Boden als Tarqetik aufkreuzt.
Als Antwort auf seine Frage, beißt er in ein Stück Fleisch, das er von Zahur erhalten hat und schaut den hochgewachsenen Recken dabei ausdruckslos an.

Doch fährt er dann zwischen den Bissen fort.
Nun, was den Einfluss der Prinzessin angeht, so ist der Fürst todkrank und sie hat über seinem Kopf entschieden um einen Krieg zu verhindern, aber auch betont, dass sie ohne zu zögern mit ganzer Kraft einen führen würde, sollte es unumgänglich sein. Oder so ähnlich…
Außerstande fortzufahren seufzt der Fhokki einmal laut und schaut hilfesuchend zu Sanjan und Tarqetik hinüber, in der Hoffnung sie würden verstehen und die Geschichte ausführlicher erzählen.

Dann gibt er sich seinen Gedanken des letzten Tages hin. Die Ankunft bei den Elfen. Ragnars Fall. Das Heilerzelt. Die Gefangennahme. Der Aufenthalt in der Zelle. Das zurücklassen Ragnars… sein Liegen in der anderen Zelle, ungewiss was mit ihm geschehen wird. Kein Abschied. Die Flucht. Der Ritt. Die Ankunft bei den Kargi. Der Moment des Eintreffens auf der Lichtung nochmal als Bild vor Augen. Die Kargiarmee, Mago, Hasdru, Maru… Moment. Plötzlich macht sich ein anderer Gedanke im Kopf des Fhokki breit, ein im Moment wichtigerer.

Eh“, schreit der Fhokki plötzlich auf „wo sind eigentlich Khenu und Hanno, waren die eben da? Ich hoffe die zwei bauen keine Scheiße und sind grade auf dem Weg nach Dorwida?!

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #357 am: 23.05.2015, 10:34:07 »
Sanjan, der sich wieder aufgerichtete hat aber noch mit zitternden Beinen dasteht, nickt auf auf Maniks Frage „Ja fast, Blauflamm hieß sie.“ dann nimmt er den Wasserschlauch an den Mund und trinkt einen kräftigen Schluck. Auch Grimnir der hechelnd neben ihm steht, bekommt von Sanjan Wasser in den Mund gespritzt.

So wieder zu Atem gekommen führt er Maniks kurze Ausführung fort. „Richtig. Der Herr des Waldes leidet an einer tötlichen Krankheit und wird diesen Sommer nicht überleben. Leider ist sein Geist vernebelt und er ließ keine Worte des Frieden an seine spitzen Ohren. Denn noch hat er den Reif an sich genommen und war in Trauer versunken.“ Der Schamane knirscht mit seinen Zähnen. „In meinen Stamm wäre so jemand schon längst kein Häuptling mehr aber gut ist. Seine einzige Nachfolgerin war zugänglicher für unsere Worte, besonders wohl auch für die unsere Händlers. Aisling möchte wie gesagt keinen Krieg aber ist wie du bereit ihr Volk zu verteidigen. Ihr Vater hat uns ins Gefängnis zu deinem Bruder gesteckt. Aus diesen hat sie uns befreit und die Flucht vorbereitet. Sie trauert ihrem Bruder vielleicht noch nach, aber wegen altem vergossenen Blut weinen. Vielleicht die Möglichkeit für eure beiden Stämme ein glücklicheres Abkommen zu schließen.“ Ab und an blickt Sanjan beim Sprechen zu Barkas und den Anderen, welche jederzeit seine Worte berichtigen oder erweitern können. „Jedenfalls vertrauen wir ihr gerade einen der unseren an. Ragnar der von der Baumflamm gebissen wurde lag im Sterben und kämpft wohl noch gerade gegen die Bösen Geister des Giftes an. Sie hat uns versichert, dass er sicher zurückkommt, sobald er gesund ist.“

 Hungrig leckt sich Sanjan über die Lippen. Grimnir hat sich wieder ein dickes Stück fleisch gesichert und war am Essen. Nun, da alles gesagt wurde, konnte auch er sich etwas nehmen. Gierig schnappt sich Sanjan etwas vom Brot und dem Dörrfleisch und schlingt es fast schon hinunter. Fast hat er sich dabei verschluckt und muss Husten. Nach diesem Happen, sieht er fast noch erschöpfter aus. Anscheinend würde er jetzt am liebsten umfallen und einfach schlafen.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #358 am: 25.05.2015, 22:00:18 »
Als Basilio Marus Hand ergreift und wild zu reden beginnt, schaut sie ihn an und hört zunächst aufmerksam zu. Dann wird der Koraker immer schneller und wirrer in seiner Rede und gleichsam wächst das Erstaunen und die Belustigung auf Marus Zügen. Die Augen glitzern und volle Lippen formen ein schelmisches Lächeln - jedoch zeugt es eher von Überraschung, ist freundlich und nicht als Spott gemeint.

Als Basilio sie schließlich bittet, ihn beim Namen anzusprechen, lacht sie kurz auf und sagt dann frei heraus: "Schon gut - Gryphius -" - den Namen betont sie besonders - "aber hole mal Luft! Auch wenn deine Geschichte sehr interessant ist und ich gerne hören möchte, was ihr erlebt habt - in dem Tempo halten das deine Lungen nicht aus und geben nach, das sage ich dir als Dariba."

Dann läuft Tarqetik vorbei und wirft seinen spitzen Kommentar in die Unterhaltung. Maru nimmt auch diesen mit einem Kichern zur Kenntnis und lacht auf, als Basilio in Rage gerät. Aber auch diesmal ist es eher ein Lachen, das die Spannung lösen soll und keines, das gegen den Koraker gerichtet ist.

So jedenfalls nimmt es Basilio wahr und setzt gleich zum zweiten Teil seines stakkatoartigen Monologs an. Und hier scheint er es ein wenig zu übertreiben. Zwar hört die Kargi ihm weiterhin aufmerksam zu, doch das Lächeln wird schmallippiger und die Augen ruhiger. Auch wenn der Inhalt der Erzählungen sie sichtlich interessiert, scheint sie der Erzählweise überdrüssig zu werden. Jedoch zeigt sie auch jetzt keine offene Ablehnung, sondern versucht weiterhin ein geneigter Zuhörer zu sein.

Als Basilio letztendlich mit seiner Frage schließt, zieht Maru skeptisch die Augenbrauen zusammen. Sie findet diese wohl frech oder forsch - und bestätigt damit Basilios Annahme. Sie folgt Basilios Blick und schaut ebenfalls kurz zu Barkas und Mago hinüber. Die beiden Brüder liegen sich gerade in den Armen und lachen. "Nun", sagt sie, "die Antwort auf deine Frage ist 'ja' und 'nein' zugleich." Dann wendet sie den Blick von den Brüdern ab und schaut direkt Basilio an. "Die Hauer an sich sind ebenso unwichtig, wie auch jedes andere Körpermerkmal es für sich allein genommen wäre. Einige der größten Krieger unseres Stammes hatten ausgesprochen kleine Hauer und das stand ihnen nie im Weg. Das Problem ist viel mehr, dass die meisten unserer Männer sich große Sorgen machen, falls Ihre Hauer nicht imposant genug wirken. Sie versuchen das durch übertriebenes Gehabe wieder wettzumachen und verlieren dadurch erst das, was einen Mann zu einem Mann macht: nicht seine Hauer, sondern sein Selbstbewusstsein und seine Fassung. Komm, iss und trink etwas und erzähle, was ihr noch erlebt habt."

Mit diesen Worten fasst die Dariba den jungen Mann am Oberarm und zieht ihn sachte zu der Feuerstelle, um die sich gerade die anderen gruppieren. Manik ist gerade dabei, Hasdru von Ragnars Schicksal zu erzählen. Als er endet, nickt der Kargi ihm zu. "Ehrenvolles Handeln von der Seroda der Aster. Ich werde zum Alten Mann beten, dass er Ragnar beisteht."

Die Gefährten setzen sich um die Feuerstelle - es soll nur ein kurzer Moment des Ausruhens sein, bevor es weiter ins Dorf geht, denn die Zeit drängt. "Es sind bedeutende Neuigkeiten, die ihr bringt. Aisling Adair - sie scheint eine weise Frau zu sein", sagt Mago mit bedacht. "Und die Krankheit des Guls der Elfen muss ebenso abgewogen werden. Ich bin gespannt auf eine ausführlichere Erzählung. Am besten beim Ritt."

Auf Maniks Frage hin nickt der Serogul und antwortet dann: "Fast. Und deswegen ist es gut, dass ihr zurück seid. Hanno und Khenu haben sich geweigert, sich uns anzuschließen. Mit einem Dutzend ihrer Sippe sitzen sie gerade auf. Wären wir gegen Jaylin gezogen, wären sie gen Dorwida geritten, um Desto zu retten." Mit diesen Worten schaut Mago zu seinem Bruder und fügt hinzu: "Ich hoffe, du kannst mir etwas von deiner Gefangennahme berichten, was uns hilft Desto ohne einen Krieg zu retten. Die Menschen von Dorwida behaupten, ihr seid ausgeritten in die Neutrale Zone - das stimmt doch nicht, oder Bruder?"

Stille legt sich plötzlich über die Feuerstelle. Alle lauschen gespannt und warten auf Barkas' Entgegnung. Dieser zögert, senkt den Kopf und schaut in die Flammen, fletscht dann trotzig die Zähne. Seine Augen richten sich auf Elrynor - offensichtlich will er nicht vor dem Elfen sprechen - doch dann scheint er diese Zweifel beiseite zu wischen. "Doch", grollt es aus seiner Kehle.

Hasdru entlässt die aufgestaute Luft in einem ungewollten Seufzer aus den Lungen. Maru senkt den Blick gen Boden und murmelt nur "Sumpain lahat ng ito."[1] Mago schaut seinen Bruder nur ungläubig an: "Was?"

"Es war anders, Bruder", sagt dieser voller Zorn und Trotz. Hastig fügt er hinzu: "Lass mich erklären. Wir haben unsere Nordostgrenze patroulliert - entlang der Neutralen Zone, aber immer noch auf unserer Seite, wie von Vater befohlen. Doch dann tauchten drei Reiter auf. Menschen in der Kleidung der Krieger von Ek'Gakel. Sie verspotteten und beleidigten uns. Sie riefen 'Tod den grünen Bastarden' und 'Der Elnina-Wald für Dorwida!' Desto wollte da schon angreifen und auch mein und Argons Blut kochte, aber ich erinnerte mich an die Befehle von Vater und hielt ihn zurück. Dann holten Sie die Bögen von den Schultern und schossen auf uns. Sie begannen auf unsere Rinder zu zielen - der Hirte war in diesem Augenblick nicht bei der Herde - und töteten zwei der Tiere. Da befahl ich den Angriff. Sie flohen - und wir nahmen die Verfolgung auf."

Mago schüttelt den Kopf und seufzt. "Und während ihr sie verfolgt habt, erhielten sie Verstärkung?", schlussfolgert er.

Barkas verneint ebenfalls mit einem Kopfschütteln. "Nein. Sie verschwanden hinter einem Hügelkamm. Wir folgten den Spuren, doch anstatt auf diese drei zu stoßen, stießen wir auf einen anderen Trupp Krieger von Ek'Gakel. Sie waren auch so gekleidet, wie die ersten drei. Auch Krieger der Menschen. Aber es war ein anderer Trupp. Die ersten waren zu dritt - der Anführer war groß, kahl und mit einer Narbe quer über das Gesicht. Der zweite Trupp hatte mehr Mann - sechs oder sieben. Und der Anführer war eine Frau - das Haar rot wie Feuer. Und sie kamen uns entgegen und flohen nicht vor uns. Und sie kamen aus dem Südosten - die drei flohen aber nach Nordosten. Ich hielt sie für Feinde, weil sie die gleiche Uniform trugen, wie die Angreifer. Und sie griffen uns auch sofort an, als sie uns sahen."

Barkas hält kurz inne, seine Augen verdüstern sich. Bitterkeit legt sich wie ein schweres Tuch über seine Worte, als er fortfährt: "Wir haben gut gekämpft; wir haben trotz Überzahl zwei Ihrer Krieger vom Pferd gestoßen. Aber Argon fiel - ein Speer hatte ihn durchbohrt. Und auch Desto war tot - zumindest dachte ich das bis heute. Da versuchte ich zu entkommen, aber ich war verletzt und muss das Bewusstsein verloren haben. Das Pferd trug mich zu den Aster. Sie nahmen mich gefangen. Haben mich gefoltert." Barkas schaut auf zu Mago und der Bluterguss um sein Auge ist pechschwarz und schmerzhaft deutlich zu erkennen. Auch wenn dieser bereits zu verklingen scheint - die Schnitte und Narben auf dem gesamten Körper werden womöglich ewig von den Taten der Elfen zeugen. "Dann geschah das, was diese Männer bereits erzählt haben", fügt der Kargi noch hinzu.

Ruhe kehrt wieder ein. Einige Augenblicke lang spricht niemand mehr. Nur das Knistern des ersterbenden Feuers ist zu vernehmen. Dann atmet Mago schwermütig aus. "Ich bin ebenso voller Zorn wegen dem, was dir wiederfahren ist, Bruder. Aber nein, nein und noch einmal nein. Verstehst du denn nicht? Ihr hättet die Männer niemals verfolgen dürfen, nachdem sie sich zur Flucht umwandten. Das waren die Befehle des Guls." Die Worte sind ruhig gesprochen, und doch schneiden sie so scharf durch die warme Luft, wie eine frisch aus Eiswasser gehobene Klinge. Es ist bezeichnend, dass Mago von den Befehlen des Guls spricht, während Barkas an dieser Stelle stets den Vater nannte.
 1. Kargi; Übersetzung für Basilio: Verdammt noch mal.
« Letzte Änderung: 25.05.2015, 22:58:17 von Khenubaal »

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #359 am: 25.05.2015, 23:47:22 »
Am Feuer setzt Sanjan seine Kopfbedeckung ab. Ihm ist so warm, dass er am liebsten in den nächsten Fluss steigen würde. Auf seinem Fleisch rumkauend, hört er den Worten von Barkas zu. Es bringt weiteres Puzzelteil zu Tage und dieses gefiel ihm ganz und gar nicht. Denn es bestätigte nur die Worte der Elfen und die Vermutung einer dritten Partei. Dummer weise scheint diese Partei einiges im Voraus geplant zu haben, so dass keine der anderen Parteien etwas davon mitbekommen hatte. Was sollen sie nur machen? Zurück nach Dorwida und alles berichten? Sie haben schon einiges zusammengetragen doch wo war der Beweis? Vor den verbländeten Dorfbewohnern würden nur wie Handlanger dastehen, mit den Worten eines dreckigen Kargi und einer Waldelfe. Langsam saugt Sanjan die Luft ein. Ihm gefiel nicht der Schluss zu dem er gekommen war.

„Mago“ beginnt er ruhig seine Worte. „der Kaitsjad Grove linnas[1] Liam erzählte uns seine Krieger haben ungefähr östlich des Waldes, auf der Höhe von Jaylin, bewaffnete Reiter gesehen. Sie haben auch die Überreste angegriffener Karawanen weit im Norden gefunden. Das könnte erklären, warum keine bei den Menschen ankamen. Sie wäre gerade unser ehester Anhaltspunkt.“ Sein Blick wanderte zu Barkas. „Leider scheinen sie wirklich geplant zu agieren. Irgendwie besser als normale Straßenräuber. Vor allem, wenn sie deinen Bruder in die Arme einer Hauptfrau der Ek'Gakel getrieben haben.“ Leichtes Kopfschütteln verrät, dass er die folgenden Worte unwillig sagt „Mein Körper lächts nach eine ruhigen Nacht und doch scheinen die Ahnen es nicht zu wollen. Mago, habt ihr einen Raben der zum Ältesten von Dorwida fliegen kann? Wenn nein werde ich Grimnir senden.“ Sein Blick wandert zu seinem treuen Begleiter. „Wir haben gerade kaum Zeit um den Ältesten zu informieren und nach einem Beweis zu suchen. Daher will ich ihm ein schreiben senden und so Manik und Tarqetik zustimmen, sobald wie möglich diese Reiter suchen. Wir brauchen einen Beweis für die Dorfbewohner von Dorwida. Leider sind wir nur zu dritt und weder der Elf noch der Händler haben die Aufgabe des Ältesten angenommen, daher können wir sie nicht verpflichten mitzukommen.“ ein träges Lächeln zieht über das Gesicht des Halbelfen. „Nimm sie mit in dein Dorf. Zumindest ich werde hier die Nacht verbringen und dann weiter nach Nordosten. Ich weiß nicht wieviel ein oder drei Mann ausrichten können, aber ich vertraue den Ahnen.“ Innerlich hofft Sanjan, dass wenigstens der Händler noch mitkommen würde und dass Mago ihnen zwei drei Krieger zur Seite stellte. Aber zu so früher Stunde mahlt er sich kaum etwas aus.
 1. Deji für: Wächter des Hains

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