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Autor Thema: Dorwida  (Gelesen 75276 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #510 am: 21.09.2015, 16:03:13 »
Sehr tief atmet Sanjan ein. Das Gespann kann für den Moment auch alleine gerade austrotten, mitten durch die Menge hindurch. Kargi und Soldaten sind also an das Krankenlager zu fesseln. Wenn er Maru noch einmal treffen würde, muss er sie fragen, wie sie mit solchen Kranken umging. Nun ja, auf Reise war es etwas anderes als in einem Stamm. Hier konnte er die verletzten nicht in sein Heilerzelt aufnehmen, und auch für Heiltees mit beruhigender oder ermüdender Wirkung hatte er keine Zeit gehabt. Bei den Ahnen, anstrengend. Besonders wenn die Verletzten so stolz waren und nicht sagten, dass sie schmerzen hatten sondern es ignorierten bis sie platzten, wie gerade hinter dem Wagen geschehen. Aber Heiltee ist wohl ein Gedanke. Dem Hünen, wenn sie weiter zusammenreisten, sollte er wohl Elfenbuttee nahe bringen. Das Kraut dürfte ihn beruhigen und aus seiner wohl nicht gerade lichten Gedankenwelt reißen. Kaum zu glauben, dass er ihn gar richtig verstanden hatte. Er sieht also den Gefangenen und den Kargi wirklich als Ware an. Söldner halt. Wenigstens scheinen die Leute Platz zu machen.

Mit einen Blick in den Wagen, kontrollierte Sanjan ob hinten noch alles in Ordnung war. „ Kirus, kui kõik on tehtud, me joome teed koos vanematega.“[1] bei dem Angebot lächelt Sanjan leicht. Die Kräuter für den Tee hatte er dabei und die berauschende Wirkung wird beide lockerer machen. Jetzt geht aber sein Blick wieder nach vorne. Bald hatten sie es geschafft. Nur noch ankommen hieß es.
 1. Deji für: Kirus, wenn alles geschafft ist, trinken wir etwas Ältestentee zusammen.“

Manik

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Dorwida
« Antwort #511 am: 21.09.2015, 21:28:57 »
Dass Jemma die Sache mit den Wachen zügig und unkompliziert löst, imponiert dem Waldläufer. Die Dame hat offenbar einen gewissen, guten Ruf und Ihrem Wort wird Gehör geschenkt. Oder ist das nur der verlängerte Arm Jareshs? Gewiss ein Mix aus Beidem. Bewundernd blickt Manik drein und kann sich ein breites, fröhliches Grinsen nicht verkneifen, als Sie ihm zuflüstert und die Gardisten schlussendlich nachgeben.

Wie Basilio bewegt Manik sich dann hinter dem Wagen, allerdings zu Pferd und nicht, weil er einfach langsam ist, sondern weil er Bosol im Auge behalten muss. Wer weiß, was der Mann noch für Dummheiten Wagen würde. Außerdem hat man von hinten alles viel besser im Blick. Und der Koraker… wenn er zu stolz ist um nach Hilfe zu fragen, soll er seinen kleinen Körper halt zu Fuß hinter der Gruppe herschleifen. Seine Wahl. Einen kurzen, mitleidigen Blick gönnt der Fhokki ihm, dann ist die Sache erledigt.

Als sie sich dem Dorfplatz nähern und die Lautstärke schon ahnen lässt, wieviele Menschen sich dort versammelt haben, spürt Manik schon wieder ein gewisses Unbehagen ihn ihm aufkeimen. Viele Menschen bedeutet auch viel Potenzial für Probleme, was sich kurz darauf bestätigt.
Tarqetiks Griff zum Schwert lässt den Fhokki aufschrecken und ebenfalls zum Schwert greifen, allerdings lässt er es noch in der Scheide, behält die Hand aber fest am Griff. Als der Gefühlsausbruch des Korakers über die Menge hereinbricht, lacht Manik schallend auf.
Siehst du, DAS war mal schön ehrlich!“ schaut er ihn grinsend an.
Ob die Menge sich aus Angst vor dem Zachel ihres Hünen oder der Komik ihrer halben Portion noch zurückhielt, ist ihm allerdings nicht klar. So nutzt er seine Größe und richtet sich auf seinem Pferd auf. Irgendwo musste doch jemand sein, der für sie einspringen kann.[1] Jaresh zum Beispiel, sein Wort würde sicherlich für Beruhigung sorgen. Oder auch sein Name?
JARESH.“ Schreit er kurzerhand. Sein Blick fährt über die Menge. „WIR SIND IM AUFTRAG JARESHS HIER UND DER KARGI GEHÖRT ZU UNS. BERUHIGT EUCH, LASST UNS GEWÄHREN ODER AUCH BEIDES.
 1. Wahrnehmung: 14
« Letzte Änderung: 21.09.2015, 21:30:24 von Manik »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #512 am: 29.09.2015, 16:14:30 »
Basilios erster Gedanke nach dem Gefühlsausbruch ist: hach, das war mal dringend nötig! Doch die Selbstgeißelung folgt auf dem Fuße: Nein, wie unprofessionell! Warum schmeißt du nicht gleich die brennende Lunte ins Pulverfass! Schließlich wird er zu allem Überfluss auch noch defensiv, und daran sieht man vielleicht am ehesten, wie sehr ihn die vergangenen—waren es vier? fünf? sechs?—Tage mitgenommen hatten, ganz zu schweigen von seiner Verletzung, die seit dem Sturz vom Pferd pocht und brennt und sticht.

Jedenfalls giftet er, als er Maniks Worte hört, gleich in dem Ton weiter, wenn auch weniger laut und nicht mehr an die Zuschauer, sondern die Kameraden gewandt:

"Ehrlich? Wieso sollte das, was man im Zorn spricht, ehrlicher sein als alles, was man unter normalen Umständen von sich gibt? Warum sollte ein Mensch, nachdem er sich tagelang den Arsch wundgeritten hat, von Hyänen schier zerfleischt, von Räubern erschlagen und gleich von zwei verschiedenen Völkern um ein Haar aufgeknüpft oder auf noch publikumswirksamere Weise zu Tode geschunden worden wäre, nachdem er einen Pfeil in die Brust geschossen und wieder herausgerissen bekam und bei alledem nicht einmal eine anständige Mahlzeit abkriegte, warum sollte dieser Kerl der Wahrheit näherstehen als derselbe Mann gesättigt, ausgeschlafen und mit ordentlich verbundenen Wunden? Wieso sollte das hier"—er deutet mit der freien Hand auf sein wütendes Gesicht—"mein' wahres Gesicht' sein, wenn ich die ganze restliche Zeit, die ihr mich kennt, nichts als freundlich und hilfsbereit war?"

Er schnaubt so laut, dass sein Pferd den Kopf hebt und sich umschaut, doch dann atmet er tief ein, schließt kurz die Augen und murmelt zu sich selbst, dass nur die unmittelbar Umstehenden die Worte verstehen: "Für Desto. Desto noch, und dann ein richtiges Bett und eine ganze Nacht Schlaf und ein warmes Frühstück."

Und auch wenn das ganze nur wie eine Fortsetzung seines Wutausbruchs wirkt, hat Basilio sich doch wieder soweit im Griff, dass er einen Zweck dabei verfolgt: er hofft sehr, dass seine Aufzählung der durchlebten Gefahren das Publikum neugierig genug machen möge, damit es, statt Krawall zu schlagen, erst einmal zuhören wird.
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Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #513 am: 09.10.2015, 13:20:59 »
Als Tarqetik mit einem Klirren sein Schwert aus der Scheide zieht, geht ein Raunen durch die Menge und die ersten Reihen weichen zurück. Die beiden Soldaten, die die Gefährten begleiten, schauen zunächst zum Brandobiner - unschlüssig, was sie nun tun sollen. Doch nach wenigen Lidschlägen beginnt dieser zu sprechen; die Männer sehen, dass er die Dörfler nicht angreifen will, und wenden sich nun ihrersets diesen zu, um sie weiter zurückzudrängen. Zwei andere Männer aus dem Heer, die vor den Toren des Rathauses Wache stehen, ziehen ihre Klingen und machen einige Schritte nach vorn.

Tarqetiks Stimme hallt über den Platz - und der Hüne trifft den richtigen Ton. Unzufriedenes Gemurre ist zu hören, vielerorten werden Fäuste gehoben, doch die Statur des Kämpfers und nicht zuletzt die vielen Blutflecken an Rüstung und Stiefeln sind Warnung genug. Niemand aus den vorderen Reihen traut sich noch nach vorn.

Dann beginnt Basilio zu sprechen, schüttet sein Herz aus. Vorwürfen an die Menge folgt ein rascher Abriss des Erlebten - der Hinweis auf all die Kämpfe. Zunächst buht die Menge - ein matschiger Pfirsich fliegt nur eine Handbreit an dem Gesicht des Korakers vorbei. Dann ist sie sich uneins. Einige schweigen und wollen hören, was der Mann zu sagen hat. Andere lachen über den Streit mit Manik und zeigen, dass sie Basilio kein Wort glauben. "Halt doch die Klappe!", schallt es aus den hinteren Reihen. Als Basilio schließlich von einem Kampf gegen die "wahren Angreifer" spricht und Barkas als Verbündeten bezeichnet, beginnt die Menge zu brodeln.

"Lügner!"" hallt es aus der Menge. "Das ist ein Kargi-Freund" - "Lasst ihn reden! Ich will hören, was er zu erzählen hat!", halten einige dagegen. "Der hat nur Lügen zu erzählen. Knöpft ihn am besten gleich mit der Grünhaut auf!"

Elrynor hat Probleme, seine Stute im Zaum zu halten. "Was für Dummköpfe" flüstert er. Jemma, zwischen ihm und Manik, hört den Elfen. "Je größer die Menge, desto größer die Dummheit" murmelt sie gedankenverloren.

Wieder scheint Bewegung in die Menge zu kommen, da hallt Maniks laute Stimme über den Platz, als dieser nach Jaresh ruft. Einige Augenblicke später geht das Tor des Rathauses auf und fünf Gestalten in den Uniformen des gakelitischen Heeres stürmen heraus. Die Sonne blendet die Gefährten, so dass sie nur die Umrisse sehen können. Die Gestalt in der Mitte scheint den Befehl zu führen. Rasch und mit heller Stimme gibt sie Anweisungen an die vier Krieger, die mit ihr aus dem Inneren des Rathauses gekommen sind. Die Männer gesellen sich zu den vieren, die bereits die Gefährten umgeben und bilden eine nach außen stachelige Gasse zum Rathaustor für den Wagen und die Reiter.

"Ruhe! Ein Angriff auf einen meiner Männer ist ein Angriff auf das gakelitische Heer. Jeder, der das wagt, wird sich vor Gericht verantworten müssen!, hallt die klare Stimme des Kommandanten über den Platz, während die Gefährten langsam, angeführt von Tarqetik, zwischen den Soldatenrücken auf das Rathaustor zuhalten.

Die Sekunden ziehen sich und kurz steigt der Lärmpegel der Menge noch an. Doch dann zeigen die Worte des Kommandanten Wirkung und die Menschen werden stiller, die Rufe nach "der Wahrheit" oder "dem Lügner" immer seltener.

Noch ein paar Schritte und Tarqetik, Sanjan und Manik erkennen die Gestalt, die die Befehle gibt. Kommandantin Lihana Ejdarn, Offizierien des gakelitischen Heeres und Befehlshabende über die Truppen in Dorwida. Vor einer Woche stand sie auf dem Podium auf ebendiesem Platz und verkündete die Vorbereitung eines Gegenschlags gegen die Kargi, für welchen sie Freiwillige suchte.

Tarqetik geht plötzlich durch den Kopf, dass er - ebenso wie Ragnar und Manik - heute nur hier steht, weil er diesem Aufruf gefolgt ist. Hätte Jemma sie nicht durch eine glückliche Fügung für Jaresh gewonnen, würde er jetzt seine Klinge wetzen, um womöglich Mago oder einem der anderen Krieger der Ukhtark im Kampf gegenüberzustehen.

Das kurz-lockige, feuerrote Haar schimmert wie entflammte Bronze in der Sonne. Die Augen mustern die Neuankömmlinge durchdringend - der Mund ist grimmig zu einem Strich gepresst. "Was bei Tartaros geht hier vor?", fragt die Kommandantin Ortan, einen der Soldaten, der euch nach Dorwida begleitet hat. "Wer seid ihr?" - diese Frage geht an Tarqetik und Sanjan, die weiter vorne sind.

Dann fällt Ejdarns Blick auf Barkas und sie zieht scharf die Luft ein. Ihre Hand geht instinktiv runter zum Schwertgriff, doch sie hält mitten in der Bewegung inne. "Dich kenne ich", murmelt sie. "Ich weiß aber nicht mehr, woher..."

"Aber ich weiß es." Barkas' Stimme ist gewohnt rissig - doch über das Rissige hat sich noch ein weiteres Zittern gelegt. Ein Zittern, dass Basilio instinktiv dazu bringt, zum Hirogul zu schauen. Der Koraker sieht, wie dessen Kiefern malmen. "Dein Trupp hat vor einer Woche meine Patroullie angegriffen und aufgerieben, als wir die Banditen verfolgten", fährt Barkas fort. "Und du warst es, die Argon getötet hat."

Jemma beugt sich wieder zu Manik und murmelt: "Ich kenne die Grünhäute ja nicht so gut. Aber ich nehme an, das wird jetzt ein Problem."

Ein Klicken ist zu hören. Die Gefährten brauchen ein Paar Sekunden, um zu verstehen, dass es Barkas' Fingerknöchel sind, die unter dem Druck der geballten Fäuste knacken. Der Ukhtark bebt vor Wut, aber er straft Jemma Lügen; er schafft es, die Kontrolle über sich zu behalten.
« Letzte Änderung: 09.10.2015, 13:33:33 von Khenubaal »

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #514 am: 10.10.2015, 00:18:56 »
Ein Kargifreund! Was für eine spaßige Bemerkung. Gerne würde Basilio schallend lachen, doch der fordernde Ruf aus der Menge, ihn gleich mitaufzuknüpfen, bringt ihn dann doch ein wenig aus der Fassung. Aufknüpfen? Halt, nein, so war das nicht gedacht. Was ist nur mit den Leuten hier in der Gegend los? Da will jeder jeden umbringen und alle ihn!

Und Manik hat mich hier auch noch als gewohnheitsmäßigen Lügner vorgeführt! Aber ach, ich selbst hab's mir mit meinem Ausbruch verdorben und Lügner hätten sie mich geschimpft allein für meine Worte, Barkas habe wie ein Kamerad an unserer Seite gekämpft. Die Wahrheit will halt niemand hören, als diplomatische Strategie taugt sie einfach nicht. Aber komisch ist's ja schon, dass ich bei den Kargi die richtigen Worte fand und sogar bei den Elfen, über die ich gar nichts weiß, dafür aber ausgerechnet meine Mitmenschen so grundverkehrt anpacke.

Mit diesen Gedanken beschäftigt versucht er in der Menge die größten Unruhestifter auszumachen, um sich deren Gesichter zu merken und an ihrem Aussehen und Gebaren abzuschätzen, was für eine Sorte Mensch er da vor sich hat, doch es sind einfach zu viele und er kann nicht immer sehen, wer spricht, und die Rufe kommen ja von überall um ihn herum, sodass er sich nicht schnell genug in jede Richtung wenden kann.[1]

Inzwischen hat die Situation sich längst weiterentwickelt, und nicht unbedingt zum Guten. Basilios Blick zuckt zu Barkas hinüber—der Blick, aber nicht die Hand. Barkas hat beim Wachposten vorhin bewiesen, dass er sich am Riemen reißen kann und darüberhinaus kommt diese Begegnung hier alles andere als unerwartet, also gibt es keinerlei Grund, den Ukhtark durch eine solch ängstliche Geste zu beleidigen.

Stattdessen tritt er lediglich neben Barkas und ergänzt: "Und wir wissen, wie es dazu kam. Wie es wirklich dazu kam."
 1. perception = 10
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Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #515 am: 12.10.2015, 10:31:40 »
Tarqetik lässt sein Pferd noch ein paar kleine Schritte auf die Kommandeurin zumachen. Er blickt sich kurz nach der brodelnden Menge um, die wie die Oberfläche eines Sees leicht auf und abgeht. Das mögliche Brechen der Wellen und der Garndenlinie zwingt im ein blankblinzelndes Lächeln ab. Wenig hält er von dem gemeinen Pöbel, der nur in der Masse an Stärke und Wurfkraft gewinnt, und abschätzig blickt Tarqetik durch das Spalier seines Helmes.

Als die harsche weibliche Stimme vom Rathaus aus ihm entgegen schallt, stellen sich seine Prioritäten neu ein. Sein Pferd tänzelt annähernd am Platz stehend und zeigt damit Spuren von Nervosität und Erregung. Den Schild fest mit der linken Hand haltend, versucht Tarqetik die Zügel mit zwei Fingern etwas straffer zu nehmen, und den Kopf des Tieres nach unten zu halten.
Die neuen alten Anfeindungen zwischen der Anführerin der Garde und dem Hirogul treten gerade hervor, als der Krieger etwas sagen möchte. Doch die Besorgnis vor einem Eskalieren scheint nicht gegeben, da weder die eine das Schwert in der Scheide lässt und der andere ebenfalls die Hand ruhig hält.
Nach einem verstrichenen Moment zur Kontrolle, wendet der Kämpfer seinen Blick und rückt seine Körperform auf dem Sattel gerade. Ein dumpfes und kurzes Surren ertönt als der Brandobiner sein Schwert zurück in die Scheide fahren lässt. Das Visier wird nach oben geklappt und Tarqetik bemüht sich um einen eher freundlichen und ruhigen Gesichtsausdruck, als er zu Lihana Ejdarn spricht:
Auch wenn es schwer zu glauben ist, werte Frau, bringen wir hier weder Ärger noch Leid….“

Der Ton seiner Stimme wird von einer leichten Gereiztheit unterstrichen, die im Verlauf der Worte aber an Raison zurückgewinnt.
Aber auch keinen Gefangenen für Eure Unterhaltung am Schafott oder die Handhabe zur Möglichkeit zur Rache.

Tarqetik deutet dabei leicht nach hinten zu Barkas. Dann wendet er sich an die umstehenden Massen und verleiht seiner Stimme etwas mehr an Lautstärke.
Im Auftrag von Jaresh, der auf eine beiderseitige Aussöhnung mit den Kargi und nicht auf einen offenen und blutigen Krieg hofft, bringen meine Kameraden und ich euch Kunde über die Vorgänge im Grenzland. Entdeckungen über Verrat, Mord und noch weitere Schandtaten, mit dem die Menschen und die Kargi getäuscht werden sollten.

Seine Worte schweben noch über den zusammengeströmten Pöbel, als Tarqetik wieder zu Lihana Ejdarn spricht:
Wir, wenn ich so verwegen sein darf, würden Euch, dem Herrn Jaresh und dem Stadtrat gerne unsere Erkenntnisse mitteilen. Und das am liebsten noch bevor der Gefangene Kargi aufgehängt wird und die Sache hier noch eskaliert. Ob Ihr uns glaubt oder nicht, überlasse ich gerne Euch, aber uns zumindest anzuhören könnte sich für Euch und die Menschen hier lohnen und das eine oder andere Leben retten.
« Letzte Änderung: 13.10.2015, 08:19:29 von Tarqetik »

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #516 am: 13.10.2015, 10:53:58 »
„Dies kann gleich vor Gericht passieren.“ fügt Sanjan an. „So ist auch gleich der Richter eingeweiht und es kann in Ruhe gesprochen werden.“ Weiter hier draußen sprechen, vor den aufgebrachten Dorfbewohnern, empfand Sanjan als Falsch. Es gab zwar Stimmen welche auf ihrer Seite waren, aber auch genug welche dagegen sprachen. Auch zweifelte er an, dass sich der Mopp lange von der Drohung der Frau abhalten ließ. Besonders junge Leute würden sich wohl nicht abschrecken lassen.

Insgesamt überrascht war er von Tarqetiks Worten. Er hatte eindeutig einen lichten Moment, oder anders gesagt viele verschiedene Gesichter. Die sich auch manchmal überlagern können. Im Grunde war der Krieger damit gefährlicher als der Lügner Basilio, die Frage wäre nur, ob er die Masken bewusst aufsetzte, wie Basilio, oder nicht. Aber das war eine Frage die nicht wichtig war, jedenfalls im Moment.

Der Blick des Schamanen blieb vorne bei der Soldatin. An ihr mussten sie vorbei, doch hatte sie hier, als gerufene Wache Rechte? Die Politik der Dörfler war verwirrend für den Dejy. Zum schluss, daran glaubte er, müsse sie sie so oder so vorlassen. Vor zum Gericht oder dem Dorfherren.

Manik

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Dorwida
« Antwort #517 am: 13.10.2015, 22:56:05 »
Als das Rathaustor geöffnet wird, glaubt Manik schon, seinem Ruf nach Jaresh sei Gehör geschenkt worden, doch heraus tritt nur die rothaarige Soldatin. Wie hieß sie noch? Zu seinem Erstaunen entsteht auch keine neue Diskussion und die plärrende Menge wird zur Ruhe gebracht.

Vor dem Rathaus entsteht dann jedoch das nächste Problem. Maniks besorgter Blick in Richtung Barkas wandelt sich jedoch nach Jemmas Kommentar zu einem Schmunzeln. Die Halblingsdame und ihre Kommentare, das mag er und so schaut er sie breit grinsend an, als er flüsternd erwidert: „Normalerweise ja, aber es scheint, als schaffe er es, das Feuer in sich zurückzuhalten, zweifelsohne eine enorme Anstrengung. “. Er ist darauf bedacht, dass Barkas seine Worte nicht hört, auch wenn dieser im Moment ruhig bleibt, ist sich der Fhokki doch gewiss, dass der kleinste Funke das Schwelen in dem Krieger erneut entfachen könnte.

Den ausgesprochen Weisen Worten ihres Kriegers – zum Glück hatten sie ihm die Köpfe weggenommen, wer weiß was sonst passiert wäre – und Zusatz des Schamanen hat der Waldläufer indessen nicht mehr viel hinzuzufügen.
Ja, lasst uns hinein gehen und dort über Schuld und so weiter sprechen.“ bringt er noch nickend hervor.

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #518 am: 14.10.2015, 13:59:43 »
Als Barkas spricht, weiten sich Ejdarns Augen für einen Augenblick und sie scheint sich zu erinnern. Als die Gefährten, einer nach dem anderen, das Wort an sie richten, hört sie aufmerksam zu, doch der Blick fixiert weiterhin den Ukhtark.

Dieser steht nur starr da und erwidert den Blick der Kommandantin. Basilio - immer noch neben dem Hirogul, spürt - wie dieser nach und nach immer mehr die Kontrolle über sich zurückgewinnt. Die Hände entkrampfen, die Atmung beruhigt sich wieder. Die orangenen Augen sind jedoch unverändert auf die rothaarige Frau vor sich gerichtet.

Als Auch Manik geendet hat, kehrt Schweigen in die Gruppe ein und der wieder ansteigende Lärmpegel der Menge wird bemerkbar. Ejdarn wirft einen raschen Blick auf ihre Männer, die den Karawanenwagen samt Reittier und die kleine Prozession abschirmen. Die Menschen sind noch zurückhaltend - ihre Warnung hat gewirkt; keiner wagt sich an die Soldaten heran. Doch das wird nicht mehr lange so bleiben.

Schließlich nickt die Kommandantin: "Also gut - lasst uns reingehen und hören, was ihr zu sagen habt. Richter Anis hat den Vorsitz." Dann fällt ihr Blick auf die Blutflecken auf Tarqetiks Rüstung und Umhang und schließlich auf den Schwertknauf an seiner Linken. Er gleitet hinüber zu Sanjans Speer und Maniks gefiederten Pfeilenden, die hinter dessen Rücken heraufragen, und bleibt schließlich an Barkas' gewaltiger Klinge haften. "Aber im Rathaus selbst ist mit Ausnahme für die Wachen das Tragen von Waffen untersagt. Wenn ihr reinkommen wollt, dann werdet ihr eure Klingen am Eingang abgeben müssen."

Mit diesen Worten tritt die Kommandantin - ohne sich umzudrehen, oder den Blick von der tobenden Menge und der Gruppe der Gefährten zu wenden - einige Schritte zurück zum Rathaustor und klopft mit der Linken gegen die schwere Eichenholztür. Einen Lidschlag später wird ein Türflügel von einem weiteren Soldaten aufgemacht. Der junge Mann hört und sieht die aufgebrachte Menge und ist sichtlich überfordert mit der Situation. "Ja, Kommandantin?", strammelt er.

Ejdarn nickt in Richtung der Gefährten. "Wir haben weitere Zeugen, Nardin. Diese Männer wünschen vor Gericht zu sprechen und werden ihre Waffen bei dir und Jorik abgeben." Nachdem die Anweisung erteilt ist, richtet die Kommandantin ihren Blick fragend auf die Gruppe und wartet deren Entscheidung ab.

Die Menge wird immer lauter und eine vorbeifliegende, verfaulte Tomate rauscht nur einen halben fuß am Kopf von Elrynors Stute vorbei, so dass das Tier wiehert und sich erschreckt aufbäumt. Der Ivsaar kann sie nur mit Mühe und einer ganzen Reihe elfischer Verwünschungen unter Kontrolle halten. Er wendet sich wütend an die anderen: "Also - worauf warten wir? Lasst uns reingehen und die Sache hinter uns bringen. Vielleicht gibt es ja da drinnen jemandem mit auch nur ein bisschen Verstand. Hier draußen in der Menge ja anscheinend nicht."

Mit diesen Worten steigt Elrynor aus dem Sattel und will sein Pferd an einem der Verandenpfosten des Rathauses anbinden. "Ihr passt hier aber gut auf meine Stute auf, klar?", herrscht er die Soldaten an.

Plötzlich ist eine unsichere Stimme zu vernehmen. "Hm..." - es ist Kirus, der immer noch auf dem Kutschblock sitzt und sichtlich verunsichert ist durch die Ereignisse um sich herum. Er blickt fragend zu Sanjan. "Soll ich hier draußen warten?"

"Eine gute Frage", wirft Jemma ein, bevor der Dejy reagieren kann. "Und eine noch bessere wäre, ob wir nicht noch etwas oder jemanden mitnehmen sollten, wenn wir reingehen? So, zwecks Beweisführung?" Sie nickt bei den letzten Worten Richtung Karrenverschlag.

Manik

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Dorwida
« Antwort #519 am: 14.10.2015, 20:48:37 »
Waffen abgeben? Warum wollte nur jeder ständig, dass sie Ihre Waffen abgeben? „Was wollen die alle nur mit unseren Waffen?“, grummelt Manik und wendet sich wieder im Flüsterton an Jemma: „Wenn wir unseren Grünling ein wenig piesacken, braucht der keine Waffen um da drin aufzuräumen.“ Das ist vielleicht ein wenig optimistisch, aber das letzte Mal, das eine Waffenabgabe anstand, ist noch nicht sehr lange her und noch gut in Erinnerung.
Seufzend will der Fhokki sich schon auf den Weg in Richtung Eingangstür gehen, als Jemma an ihren Gefangenen erinnert. „Du hast wie so oft Recht.“verkündet Manik lobend. Hastig dreht er sich auf dem Absatz um und geht eiligen Schrittes in Richtung des Wagens, einen besorgten Blick zur Menge werfend. Eine weitere Tomate kommt in seine Richtung geflogen, landet aber gut einen Meter vor seinen Füßen. Das Werfen von Obst nach ihnen macht ihn zu einem gewissen Grad sauer und so erwidert er die Blicke des geifernden, immer lauter werdenden Mobs mit unverhohlener Verachtung.

Wie feige aus einer Menge heraus etwas nach der Gruppe zu werfen. Am liebsten würde er etwas zurückwerfen. Einen Pfeil. Mit seinem Bogen. Wobei das vielleicht ein bisschen übertrieben wäre, wobei… ein Schuss in die Hand, das wäre doch was. Der Fhokki stellt sich den Schmerzensschrei eines Werfers vor, der im Moment des Wurfes von einem Pfeil die Hand durchbohrt bekommt und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Und es ist dieses Lächeln mit dem er zu Bosol in den Karren steigt. „Wir sind da.“, beginnt er knapp. Das Lächeln verschwindet, die Miene wird ernst, er schaut Bosol eindringlich in die Augen. Der Mann scheint immer noch ängstlich zu sein, vielleicht sollte er ihn nicht verschrecken. „Du kommst mit und erzählst denen, was du mir erzählt hast, und wenn sie dich bestrafen wollen dafür, werfe ich ein, dass du uns zu der Gruppe, zu den Anführern, führen kannst und willst.“ Der Fhokki denkt kurz nach. „Erschrecke jetzt nicht, keine Sorge.“ Manik zieht seinen Dolch, für zufällige Beobachter soll es den Eindruck erwecken, als er schneide er Bosol nur los, doch am Ende der Aktion wandert der Dolch nicht an den dafür vorgesehenen Platz, sondern vorsichtig an den seitlichen Bund seiner Hose, versteckt, wie Manik hofft. Sein Blick fällt wieder auf Bosol. „Je besser du dich beträgst, desto besser deine Chancen, würde ich meinen!“. Der Waldläufer hofft, dass sein Gesichtsausdruck irgendwie aufmunternd wirkt.

Na toll, sehr einfühlsam mal wieder, soviel zum Thema nicht verschrecken. Genialer Plan übrigens. Niemandem was erzählen und trotzdem auf den Mann angewiesen sein. Was ist, wenn sie ihn trotz allem sofort hängen wollen? Achso. Ihn mit einem Dolch freikämpfen natürlich. Wenn das mal nicht durchdacht ist.

Mit all den Gedanken im Kopf will Manik einen lockeren Sprung vom Karren machen und stolpert dabei fast, kann sich jedoch halten. Anschließend schaut er zur Gruppe. „Hilft mir hier jemand? Ich bezweifle, dass Bosol schon wieder kräftig genug um zu laufen ist, oder Bosol, was sagst du?

So oder so, geht es Richtung Rathaus, Richtung Verhandlung. Was Sie wohl da drin erwarten wird? Mehr Vernunft als bei den Kargi oder Elfen? Spannende Frage. Am Eingang gibt Manik sein Langschwert ohne Umschweife dem Mann namens Nardin. Oder ist das jetzt Jorik?
Ob ich wohl meinen Bogen behalten dürfte? Immerhin sprach die da nur von ‚Klingen abgeben‘, sieht nicht wie eine Klinge aus, das Ding, oder? Und bis ich das Ding da drin geladen und gespannt habe, bin ich eh von 10 Soldaten mit gezogenen Schwertern umzingelt. Na, was sagt ihr? Einem alten Mann würdet ihr auch nicht den Stock wegnehmen, oder?

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #520 am: 14.10.2015, 22:47:09 »
Auch Basilio begibt sich zum Wagen und schnappt sich dort die erbeuteten Kargimasken. Sich eine davon vors Gesicht haltend, wendet er sich der Menschenmenge zu und ruft: "Buh!"

Kurz darauf steht er vor den beiden Soldaten, die Befehl haben, ihre Waffen entgegen zu nehmen und überlegt. Er überlegt so lange, dass sein Zögern dem aufmerksamen Beobachter auffallen musste, auch wenn dieser die Ursache dafür wohl eher missverstehen würde. Nicht vor der Waffenabgabe zierte Basilio sich, sondern vor dem Betreten eines gakitischen Gerichtssaals. Auch in Ek'Gakel—wie eigentlich überall—stand der Strick auf Spionage. Wenn also einer seiner Begleiter erwähnte, dass er ein korakischer Offizier war, gar mit Auftrag unterwegs...

Ach, warum habe ich die Sache nicht vorhin angesprochen, als wir noch unter uns waren. Die halbe Nacht hätte ich Zeit dazu gehabt! Nein, so habe ich mir meinen ersten Auftrag nicht vorgestellt: von einem Patzer zum nächsten tappsen! Ah, hoffentlich haben die anderen mehr Verstand als ich! Das wär's noch, wenn ich Grünhäute und Spitzohren übersteh, aber bei den Menschen dann am Galgen baumel.

Derweil entledigt er sich schon einmal der offensichtlichen Waffen—Rapier und Armbrust—auch wenn eigentlich klar ist, dass er es nicht wagen kann, auch noch Waffen in den Gerichtssaal zu schmuggeln. Also zieht er als nächstes, fast ohne zu zögern, auch die beiden Messer aus ihren versteckten Scheiden und gibt sie mit kaum hörbarem Zähneknirschen ab.

Wozu habe ich die eigentlich mitgenommen? Wenn es wenigstens Teil einer Einschüchterungsstrategie wäre. Oh Delneb, bei meinem Glück sitzt da drinnen Logan Horvitt in der ersten Reihe!

Logan Horvitt ist der Dorfsäufer vom Dienst, mit dem Basilio sich bei seinem ersten Aufenthalt in Dorwida etwas länger in der Taverne unterhalten hat und der ihm bereitwillig alles erzählte, was sich am Vormittag auf dem Dorfplatz abgespielt hatte. Vorgestellt hatte Basilio sich natürlich als Gryphius Hengrimm. Den Grund dafür will er dem Richter eigentlich auch nicht erklären müssen...

"Kargifreund", murmelt er kopfschüttelnd vor sich hin. "Herrje, mein Ruf ist ruiniert."

Dann zwinkert er Barkas zu und grinst.
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Tarqetik

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Dorwida
« Antwort #521 am: 15.10.2015, 08:50:09 »
Tarqetik sitzt noch auf seinem Pferd, die Vor- und Nachteile der Abgabe seiner Waffen abwägend, als seine Kameraden bereits diese Entscheidung für sich getroffen hatten. Langsam lenkt er sein Pferd voran bis Rathaustor und bringt es rechts daneben zum Stehen und steigt von seinem Ross.

Als Manik versucht den lädierten Zeugen aus dem Karren zu hieven, wendet sich Tarqetik dem unschlüssigen Lenker des Furwerks zu:
„Kirus. Geh Manik etwas zu Hand und stütze unseren netten und ruhigen Begleiter auf dem Weg ins Rathaus, nicht das er uns verloren geht.“

Er wartet noch ab bis das Trio, gefolgt von Basilio an ihm vorbei ist und stampft dann auch zum Tor. Seinen Speer lässt der Brandobiner unter dem Sattelblatt stecken, auch den Schild belässt er an seinem Pferd zurück.
Auf Höhe der Kommandantin beginnt Tarqetik seinen Waffengurt abzuschnallen und wickelt die Ledergürtel um die Scheide seines Schwertes. Den Dolch schob er provisorisch zwischen die Lederbänder. Das gesamte Packet drückt er dann dem Herrn am Eingangstor in die Hand. Anschließend öffnet der Krieger den Verschluss seines Helmes und wirft diesen dem Mann zu, der bereits seinen Waffengurt trägt.
Die metallbewähren Handschuhe auf Augenhöhe hebend, fragt er zynisch: „Ich werde hiermit  wohl kaum einem ihrer hohen Herren das Herz herausreisen können, oder?“

Mit einem schelmischen Grinsen steht der Krieger waffenlos vor Ejdarn. „Ihr solltet Euch geehrt fühlen. Das letzte Mal als ich auf das… sagen wir „Bitten“ einer Frau meine Waffen ablegte, hatte diese selbst auch nur das nötigste am Leibe. Eine Eigenschaft, die die Entschlusskraft einen Mannes durchaus beeinflussen kann.“
Das verschmitzte Grinsen ist nun besser zu sehen. „Wie sieht das bei Euch aus? Darf ich zumindest auf einen Kuss hoffen?

Khenubaal

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Dorwida
« Antwort #522 am: 16.10.2015, 11:54:12 »
Als Manik in den Verschlag tritt und Bosol die Neuigkeiten mitteilt, schüttelt der Mann zunächst nur mit dem Kopf. "Nein", murmelt er. "Ich hatte doch gesagt, nicht nach Dorwida, die werden mich umbringen...", doch schon hat der Waldläufer ihn gepackt und hilft ihm aus dem Wagen und herunter. Bosol humpelt immer noch aufgrund der Bauchwunde - die Bauchmuskulatur ist in Mitleidenschaft gezogen. Doch auf den herrischen Hinweis von Tarqetik hin, springt Kirus vom Kultschbock hinunter und stützt den Mann auf der anderen Seite. So machen sich die drei auf zum Eingang.

Die Kommandantin verzieht das Gesicht, als sie den Verletzten sieht, verzichtet aber auf Einwände und Fragen. Anscheinend soll der Rest drinnen geklärt werden. Als Manik am Eingang sein Langschwert abgibt, aber den Bogen behalten will, schaut der Mann namens Nardin fragend zu Ejdarn. Diese steht gerade hinter der kleinen Dreierkette aus Manik, dem verletzten Bosol und Kirus. Sie macht einen Schirtt auf die Rücken zu und ergreift mit der Rechten die gefiederten Pfeilspitzen, die am Rücken des Waldläufers aus dem Köcher schräg nach oben ragen.

"Du kannst den Bogen gerne behalten, wenn es unbedingt sein muss", sagt sie. "Uns reicht es, wenn die Pfeile hierbleiben." Mit diesen Worten zieht sie die Geschosse aus dem Köcher und drückt sie dem anderen Soldaten - Jorik - in die Hand. Doch die Szene hat auch ihr Gutes. Anscheinend hat niemand bemerkt, dass Manik noch einen Dolch bei sich trägt.

Als der Waldläufer, zwar unwilligen Schrittes, aber dennoch mit den beiden Begleitern ins Rathaus tritt, folgen auch Sanjan und Elrynor. Beide geben die Waffen zügig ab und verschwinden im Inneren. Dem Elfen sieht man an, dass er so schnell wie möglich aus der Reichweite des Mobs gelangen will.

Als nächstes ist Basilio an der Reihe und gibt seine Waffen ab. Nardin nickt dem Koraker zu und nimmt die Klingen entgegen. Anscheinend hat ihn noch niemand erkannt, denn die Wachen verhalten sich ruhig. Dann ändert sich der Gesichtsausdruck der Wache und Basilio ahnt schon Schlimmes. Wodurch hat er sich verraten? Er hat doch nichts getan?

Ein Schatten fällt auf Nardin und liefert die Erklärung. Basilio kann erleichtert aufatmen. Die Anspannung im Gesicht des Soldaten gilt nicht ihm, sondern Barkas. Der Ukhtark ist neben Basilio getreten, und nickt ihm kurz zu, als dieser ihn auf die Bezeichnung "Kargifreund" hinweist.

Sein Blick ist grimmig, die orangenen Pupillen fixieren den Soldaten. Basilio bemerkt, dass Barkas im Gegensatz zu seinem älteren Bruder nicht besonders hochgewachsen ist. Doch die immense Schulterbreite des Ukhtark verfälscht diesen Eindruck. Seine Brust- und Rückenmuskeln wölben sich wie Berge über dem mächtigen Rippenkorb und Schultern und Nacken erinnern an die eines Ochsen. Selbst unter den Kargi ist der Hirogul eine imposante Erscheinung und für Nardin muss es so aussehen, als würde ein Bulle hoch über ihm aufragen.

Der Koraker erinnert sich, dass Barkas erst vor wenigen Tagen in Gefangenschaft war und dem Tod in die Augen geblickt hat. Und nun fordern Menschen, die einen seiner Kameraden im Kampf getötet haben und einen weiteren zum Tode verurteilen wollen, ihn auf, seine Waffen abzugeben und sich ihnen auszuliefern. Keine leichte Entscheidung.

Doch der Hirogul wird damit fertig. Sein Blick wandert zu dem kleinen Haufen Waffen, den die Gefährten bereits abgegeben haben und dann noch einmal zu Basilio. Schließlich greift er kopfüber, zieht das mächtige Bastardschwert aus der Scheide und reicht es wortlos an Nardin. Der Soldat schluckt und nimmt die Klinge entgegen. Dann folgen Schild und zwei Dolche. Daraufhin dreht sich Barkas um und nickt Lihana Ejdarn zu. Immer noch stumm tritt er ins Rathaus.

Als letzter kommt Tarqetik an die Reihe. "Ha!" - Die Kommandantin lacht kurz auf, als sie die schelmischen Worte des Kriegers hört. "Ich habe einen anderen Vorschlag. Ihr geht jetzt da rein und sagt was ihr zu sagen habt. Falls ihr keine Schwierigkeiten macht und auch noch wirklich etwas sinnvolles zu dieser Sache beitragt, gibt es von mir einen festen, freundschaftlichen Händedruck."

Damit betritt die Gruppe geschlossen das Gebäude. Jemma bindet noch schnell die Pferde an und folgt den anderen.

* * *

Im Rathaus angekommen, gelangt die Gruppe durch einen kurzen Korridor zum Sitzungssaal. Dieser ist voll besetzt - sechs Reihen von Zuschauern haben auf den Bänken Platz genommen und blicken auf das Podium. In der Mitte - auf einem erhöhten Sessel und vor einem ebensolchen Pult, sitzt ein Mann in schwarzer Robe. Das dunkelgraue Haar ist noch leicht von schwarzen Strähnen durchzogen. Es ist kurzgeschnitten und bildet einen Kontrast zu den meisten Frisuren im Raum. An den Seiten findet es nahtlos den Übergang zu einem ebenso gepflegtem Vollbart. Die Haut ist dunkel, macht einen wettergegerbten Eindruck und verrät zumindest Beimischungen von Dejy-Blut. Die stramme Haltung und - so weit sichtbar - der immer noch gut in Form befindliche Körper unterstreichen den asketischen Eindruck. Das muss wohl Richter Anis sein, von dem Ejdarn gesprochen hat.

Für den Betrachter links vom Richter stehen ein halbes Dutzend Stühle, auf denen weitere Männer Platz genommen haben. Gleich neben dem Richter sitzt Bürgermeister Hiram Sulu in beiger Robe. Es folgen weitere Ratsherren. Die meisten sind in Sulus Alter - Männer jenseits der Vierzig oder Greise. Nur einer ist jünger - ein Mann mit kurzem braunen Haar.

Rechts vom Podium stehen zwei weitere Soldaten und der Scheriff des Ortes, Gelspad, um die Anklagebank herum - einem klobigen Holzklotz, der mehr an einen Block auf dem Marktplatz, als an ein Pult erinnert. In das Holz ist ein metallener Haken eingelassen, von dem eine Kette nach oben führt und die Handgelenke des Angeklagten umschließt. Und da steht er - ein hochgewachsener, ungewöhnlich schlanker Kargi. Nicht so muskulös, wie Barkas, aber dafür drahtig und ausdauernd. Schnittwunden ziehen sich über die grünliche Haut, ein Bluterguss zeichnet sich Blau ab an den Rippen. Das langgezogene Gesicht wird von einer schwarzen, lockigen Mähne umrahmt, die feuerroten Pupillen sind trotzig in die Menge gerichtet. Das muss Desto sein.

Als die Gruppe hereinkommt, richten sich alle Augen auf die Gefährten. Ein Raunen geht durch die Reihen, als Barkas ausgemacht wird. Einige der Anwesenden springen auf. Die Soldaten legen die Hände an die Schwertknäufe und Fragen werden gebrüllt, bis Lihana Ejdarn mit erhobenen Händen die Menschen beruhigt.

"Barkas! Alam ko na hindi mo ipaalam sa akin pababa, kapatid na lalaki!"[1], schallt es plötzlich durch die Halle. Es ist der Gefangene, dessen rissige Stimme - typisch für die Ukhtark - durch den Raum trägt.

Der Hirogul schluckt, als er seinen Kameraden sieht. "Hindi sa buhay na ito o sa susunod na mga kapatid na lalaki.", ruft er. "Ang iyong kapatid, ang iyong ama, kami ay handa na ang lahat. Kami ay labanan ang kanilang mga paraan kung kailangan maging."[2]

Der laute Knall des Richthammers schneidet durch Barkas' letzte Worte und beendet gleichzeitig das Gemurre in der Halle. "RUHE!", donnert Richter Anis. "Was bei Tartaros geht hier vor, Kammandantin?"

Lihana Ejdarn tritt vor. "Richter Anis, diese Männer behaupten im Auftrag von Jaresh Dorguln mit den Kargi verhandelt zu haben. Sie behaupten, wichtige Neuigkeiten zu bringen. Neuigkeiten, die im Bezug auf die heutige Verhandlung von Bedeutung sind und vor Gericht gehört werden sollen."

"Ihr habt es tatsächlich geschafft!" - ein alter Mann ist aufgestanden und schaut freudig zu den Gefährten. Sanjan, Manik und Tarqetik erkennen die graue Mähne und das freundliche Lächeln von Jaresh Dorguln. Der Dejy wendet sich an den Richter. "Varoth..., Richter Anis - diese Männer sagen die Wahrheit. Ich habe sie vor einer Woche angeheuert, mit dem Auftrag, mit den Ukhtark zu sprechen und die Wahrheit über die Überfälle ans Licht zu bringen. Ich bitte das Gericht, sie anzuhören."

"Das ist doch lächerlich - hör endlich auf damit, Onkel!", ruft der junge Mann aus dem Podium. Bürgermeister Hiram Sulu hebt beschwichtigend die Hände. Als der junge Mann wieder schweigt, wendet er sich ebenfalls an den Richter. "Richter Anis, die Verhandlung läuft bereits, wir sollten sie nicht durch Aussagen unglaubwürdiger Quellen verfälschen. Die Beweislage ist doch eindeutig genug?"

Für einen Augenblick kehrt Stille ein. Alle warten auf die Entscheidung des Richters. Doch bevor dieser etwas sagen kann, macht Barkas zwei Schritte nach vorn. Nardin und Jorik stürmen vor und halten ihn an den Armen zurück, aber der Ukhtark geht in seiner Wut noch weitere zwei Schritte und schleift die Männer mit, bevor er zum Stillstand kommt. Die Zuschauer in den letzten zwei Reihen springen verängstigt auf und weichen zurück. "Desto hat nichts getan!", ruft Barkas. "Lasst mich sprechen!"

Die Stimme des Kargi donnert durch den Raum. Schwer atmend hält er inne und schaut zum Richter. Der Mann bleibt erstaunlich gefasst und erwidert den Blick ruhig. Ein paar Sekunden vergehen, dann schlägt Richter Anis noch einmal mit dem Hammer auf das Pult. "Also gut. Das hier ist eine Halle der Gerechtigkeit. Jeder soll gehört werden. Sprecht. Sagt, was ihr zu sagen habt."
 1. Kargi, Übersetzung für Basilio: "Barkas. Ich wusste, dass ihr mich nicht im Stich lasst, Bruder!"
 2. Kargi, Übersetzung für Basilio: "Nicht in diesem Leben und auch nicht im nächsten, Bruder. Dein Bruder, dein Vater, wir alle stehen bereit. Wir werden den Weg freikämpfen wenn es sein muss."

Sanjan, von den Bahir

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Dorwida
« Antwort #523 am: 16.10.2015, 12:33:58 »
„ In tarkus esivanemate annab meile ülevaate“[1] spricht Sanjan rasch und tritt vor. So getrennt von Grimnir fühlte er sich nicht sher wohl, aber der Wolf war daraußen bei ihren Sachen besser aufgehoben. „Wie der Älteste Jaresh sagt, hatte er uns ausgesandt um Klarheit zu bringen.“ dabei legte er die Flache Hand auf die Brust und neigte leicht das Haupt vor dem Richter. Mit den Einstiegsworten zusammen dürfte es dem Halbdejy zeigt das Sanjan ein eher traditioneller Dejy ist. „Es war ein überraschend schwer und langer Weg zu den Ukhtark und zurück. Mit vielen Nächten ohne Schlaf. Kohtunik[2] Anis wisst ihr, dass die Kagi von Menschen angegriffen werden? Sie sind sehr gereist, haben gar ihre Patrouillen verstärkt aber ihren Worten nach den Schwur nicht gebrochen.“ Langsam geht Sanjan noch ein paar weitere Schritte vor, jedenfalls soweit es der Respekt gestattet. „Sie sind es nicht, welche die Karawanen angreifen und dieses Dorf bedrohen. Jemand will es dem Dorf nur glaubend machen.“ Sanjan nutzte das aufkommende murren der Zuhörer für eine Pause. „Wir selbst haben vor nicht mal einen Tag einer Karawane geholfen, weit ab vom Kargigebiet, dem Angriff der wahren Übeltäter zu entgehen.“ Mit der linken Hand deutete er auf Kirus. „Dieser Bursche ist einer der geretteten Händler. Er hat gar die Stimme des Anführers der Angreifer erkannt auch wenn er nicht das Gesicht des Mannes trug, an welchen sich Kirus erinnert. Das kann wohl zuerst unser Madu erklären.“ Damit zeigte Sanjan auf Basilio und überließ ihm mit der Maske das Feld.
 1. Dejy für: Auf das die Weißheit der Ahnen uns Erkenntnis schenkt
 2. Dejy für Richter

Basilio Aristide

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Dorwida
« Antwort #524 am: 17.10.2015, 14:26:47 »
Und wieder passiert so viel um ihn herum, dass Basilio kaum weiß, wohin gucken, damit ihm nichts wichtiges entgeht. Ein Auge auf Barkas, das andere auf die Offizierin, vermerkt er wohlwollend sowohl den machtvollen Willensakt, mit dem ersterer sich zusammenreißt, als auch Lihana Ejdarns Reaktion auf Tarqetiks deplazierte Schäkerei.

Ha, so sähe die Disziplin also aus, wenn man Frauen ins Heer lässt. Amell wettert ja immer, man solle endlich diese alberne Regelung aufheben, in anderen Ländern täte man den Frauen ja auch nicht verbieten, für ihr Vaterland zu kämpfen. Hach, wie wütend sie immer wird, wenn ich konter, dass irgendwer ja die nächste Generation Soldaten gebären muss. Aber sehr interessant, einmal eine Offizierin bei der Arbeit zu beobachten. Einen effizienten Eindruck macht sie ja...

Was Basilio an Lihana Ejdarns Reaktion aber noch viel mehr interessiert: der versprochene Händedruck. Das Angebot scheint ehrlich gemeint, in anderen Worten: offenbar ist sie tatsächlich daran interessiert, dass die Lage doch noch entspannt und ein Krieg mit den Grünhäuten vermieden wird. Er ist geneigt anzunehmen, dass sie nicht mit Edmond Sildan unter einer Decke steckt. Ähm. Also, das sollte jetzt keinerlei Anspielung sein...

Etwas zögernd folgt Basilio ihrem kleinen Zug in den Gerichtssaal und hält sich auch dort zunächst im Hintergrund, bis Sanjan ihn plötzlich verbal vorschiebt. Die Augen des Richters, Bürgermeisters und, so kommt es Basilio vor, des gesamten Saales richten sich auf ihn, während sein eigener Blick hilfesuchend zu Manik und Tarqetik wandert, gerade so als erhoffe er sich, einer der beiden möge sich doch vordrängeln. Als ihm keiner der beiden den Gefallen tut, räuspert Basilio sich so bescheiden, wie er nur kann, und tritt vor. Einen Schritt. Einen zweiten. Dritten. Dann geht's schon ein wenig besser und er langt vor der Bank des Richters an. Ein militärisch knappes Nicken als ersten Gruß geht an den Richter, ein etwas tieferes an den Bürgermeister, auch wenn dieser tatsächlich noch alberner ist, als Basilio ihn sich vorgestellt hat, den Erzählungen des Dorfsäufers nach zu schließen.

"Ehrenwerter Richter Anis", beginnt Basilio, während er noch fieberhaft überlegt, wo er eigentlich mit seinem Bericht beginnen soll. "Bürgermeister. Meine Kameraden und ich bringen Euch Beweise, dass die Kargi nicht hinter den Überfällen stecken. Vielmehr sind sie Ziel ganz ähnlicher Überfälle, allesamt von einer dritten Partei begangen. Diese ist sowohl für die Überfälle auf die Karawanen verantwortlich als auch für das Missverständnis, über welches dieses Gericht zu befinden hat. Denn ebendiese dritte Partei hat gleichzeitig einen Überfall auf eine hiesige Farm wie auch auf Kargigebiet verübt und zwar auf eine derart koordinierte Art und Weise, dass sich ihre jeweiligen Verfolger in der Mitte trafen"—er nickt zu Lihana Ejdarn, dann zu Barkas und Desto—"und sich gegenseitig für die jeweils Verantwortlichen hielten. Es ist ein teuflicher Plan, den wir hier aufgedeckt haben. Wir haben Zeugen, Beweisstücke, einen Gefangenen." Er deutet auf Kirus, dann Bosol, dann wendet er sich an Barkas.

"Hirogul Barkas, Ihr erlaubt, dass ich dem Gericht kurz die Zusammenhänge darlege? Im Anschluss daran könnt Ihr Details, die ich vielleicht übersehen habe, ergänzen."

Mit Barkas' Einverständnis gewappnet, tritt Basilio noch einen Schritt vor und legt zwei der Kargimasken auf das Richterpult. Die dritte hält er sich abermals vor das Gesicht und blickt damit einmal kurz durch den Raum.

"Man denke sich einen etwas kräftigeren Kämpfer dazu, die Haut mit einer grünen Paste eingeschmiert, dazu Dämmerlicht, und schon haben wir einen Überfall der Grünhäute." Er wendet sich kurz ans Publikum. "Aus der Entfernung ist dies vielleicht nicht zu erkennen, aber dies sind echte Häute, abgezogen von—es steht zu hoffen: toten—Grünhäuten." Und wieder zum Richter gewandt: "Ganz offensichtlich beabsichtigt hier jemand, Dorwida und Kezhdal gegeneinander aufzuhetzen, ja, in einen blutigen Krieg zu stürzen. Doch ich beginne hinten. Ehrenwertes Gericht, bitte erlaubt mir, ein wenig auszuholen, damit ich Euch von Anfang an berichten kann, wie wir das alles aufgedeckt haben."[1]

Auf ein entsprechendes Zeichen des Richters hin, fährt er fort. Dabei räumt er als erstes aus dem Weg, was sich nicht mehr länger aufschieben lässt, ohne aufzufallen, und bleibt auch sonst so nahe an der Wahrheit (was ihn selbst betrifft), wie es nur eben geht. Über die Konsequenzen wird er sich hinterher Gedanken machen.

"Um als erstes dem Vorwurf zu begegnen, eine unglaubwürdige Quelle zu sein: euer ehemaliger Bürgermeister sagte ja bereits, dass er meine Kameraden angeheuert hat. Ich dagegen stieß später hinzu. Mein Name ist Basilio Aristide de Laroque, Sohn General Garnaks und gewiss kein Kargifreund. Ich war in einer privaten Angelegenheit unterwegs und auf dem eiligen Weg heimwärts, um die Hochzeit meiner Schwester nicht zu verpassen, als ich—einen gebührlichen Bogen um Kezhdal schlagend—mitten auf meinem Weg einen tödlich verletzten Krieger der Ukhtark fand. Befremdlich war zudem, dass der Mann brutalst gefoltert worden war. Mehr noch: Schriftzeichen waren ihm in die Haut geritzt worden. Es war also nicht zu verkennen: hier will jemand eine Nachricht schicken. Aus Rache für die Überfälle? ging mir durch den Kopf. Davon hatte ich nämlich auf meiner Durchreise gehört. Eigentlich wollte ich mich nicht einmischen, aber es lief meinem Ehrgefühl zuwider, den Mann einfach im Staub verbluten zu lassen, Grünhaut hin oder her. Also verband ich seine Wunden und wir schleppten uns gemeinsam zu seinem Dorf, wo zur gleichen Zeit Jareshs Gesandte bei Gul Hulad vorsprachen."

Basilio berichtet so knapp wie möglich, wie man im Muog erfuhr, dass die Kargi ebenfalls unter Überfällen litten und dachten, die Menschen von Dorwida hätten ihrerseits den Friedensvertrag gebrochen und dass Sanjan ihnen mit Mühe einen Aufschub abgerungen hat, um die Ursache des Missverständnis aufzuklären.

"Dies führte uns aber zunächst zu den Elfen im Elnina-Wald, denn von ihnen stammte die blutige Nachricht auf Dihals Haut. Ich hatte meine Hilfe angeboten, da ich in Verhandlungen nicht ganz ungeschickt bin: kein erfahrener Diplomat, bei weitem nicht, aber doch mit einem gewissen Interesse in dieser Richtung."

Bezüglich der Geschehnisse bei den Elfen geht Basilio noch weniger ins Detail, da der ganze Streit zwischen Elfen und Kargi sowie die Probleme, welche die Elfen gerade mit ihrem Fürsten haben, ja überhaupt nichts zur Sache tut. Lieber konzentriert er sich auf das wenige, das zählt: dass es dort einen ähnlichen Friedensvertrag gibt, der auf dem Spiel stand; dass es ihnen gelang, die Freilassung des Hiroguls zu verhandeln, welcher auf Elfengebiet geraten war, als Lihana Ejdarn ihn verfolgte; dass zum Dank dafür, dass sie die Sache dort aufklären konnten, der Hauptmann der Elfenwache ihnen berichtet habe, in welcher Richtung sie die Quelle der Karawanenüberfälle vermuteten.

Ja, und dann ist Basilio auch schon beim eigentlichen Überfall angelangt. (Das Zwischenspiel mit den Kargi und dem kleinen privaten Missverständnis tut noch weniger etwas zur Sache als die Komplikationen bei den Elfen.) Auch von diesem berichtet er zu knapp wie möglich und so detailliert wie nötig. (Nötig ist dabei natürlich, vor allem den Heldenmut des Hiroguls herauszustellen.) Dann noch schnell, was das Verhör des Gefangenen ergeben hat: nämlich eine Bestätigung dessen, was Kirus bereits an der Stimme erkannt hatte:

"Hinter den Überfällen steckt, zumindest auf der durchführenden Seite, Edmond Sildan, ehemaliger Heeresoffizier, der, so würde ich nach der Beschreibung vermuten—vielleicht kann Kommandant Ej-, äh, -in Ejdarn das bestätigen oder korrigieren—wegen übermäßiger Gewaltanwendung den eigenen Rekruten gegenüber entlassen wurde und sich nun von einem Hintermann, den unser Zeuge leider nicht namentlich kennt, zu Raub- und Mordtaten anheuern lässt.

Um nun zu guter letzt auf die Sache zurück zu kommen, die hier eigentlich verhandelt wird: Der Angeklagte ist nicht nur unschuldig an den Überfällen, Ihr würdet mit seiner Verurteilung sogar dem Wunsch der eigentlichen Täter entsprechen. Wenn die Menschen von Dorwida deren perfiden Plan aber vereiteln wollen, wären sie besser beraten, sich mit ihren Nachbarn aus Kezhdal gegen diese freche Bande zu verbünden und deren Nest auszuräuchern. Dabei ließe sich hoffentlich auch in Erfahrung bringen, wer dies alles denn nun in Auftrag gegeben hat."


Nach einem abermaligen Nicken tritt Basilio wieder einige Schritte vom Richterpult zurück und wartet auf Reaktionen oder Ergänzungen. Etwaige Zwischenrufe aus dem Publikum hat er zuvor geflissentlich überhört, jetzt spitzt er aber die Ohren.
 1. Diplomacy = 22
« Letzte Änderung: 17.10.2015, 19:31:47 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

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