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Autor Thema: Eine neue Ordnung  (Gelesen 24399 mal)

Beschreibung: Einstieg für Will und Arjen

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William Marlowe

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Eine neue Ordnung
« Antwort #90 am: 20.11.2014, 15:29:01 »
"Ja, lasst uns schnell machen. Vielleicht könnt' ich nur noch kurz schauen, ob er irgendwas bei sich hat, das verrät, wer er war." Und Will durchsuchte die Kleidung des Toten, ob sich daran oder darin irgendetwas dergleichen fand: Wappen, Papiere, Briefe, Schlüssel oder sonstige Utensilien, oder ob Angelo irgendwelche Schmuckstücke trug, vielleicht gar einen Siegelring.[1]

"Priester, nein", erklärte er dabei. "Nur jemand, der einmal so tief in der Scheiße steckte, dass ihm klar wurde: 'Das war's, du bist am Ende, in diesem Dreck krepierst du also!' Und als ich mich in meiner Not an die Götter wandte, haben sie mir zu meiner Überraschung geholfen—und tun es seitdem, aber nur, wenn ich genau dieselben Worte benutze wie beim ersten Mal. Hab schon oft versucht, den einen oder den anderen Namen auszulassen, weil ich wissen wollte, welcher der beiden mich nun erhört hat—aber es klappt nur, wenn ich beide anrufe. Offenbar hat mich da jemand beim Wort genommen und will es mich bis zu meinem Tod nicht vergessen lassen."

Doch da drängte Luca auch schon—mit Blick auf die Töchter—zum Aufbruch und Will musste die Suche abbrechen. Nur eins ließ er sich nicht nehmen: Mit der locker geballten Rechten berührte er seine Lippen, Stirn und darauf mit der flachen Hand die Brust des Toten über dem Herzen, wie er es bei den Merao-Priestern gesehen hatte. Erst dann erhob er sich, um Angelo von hinten unter den Armen zu fassen und darauf zu warten, dass entweder Arjen oder Luca das Fußende übernahm.
 1. perception = 7
« Letzte Änderung: 20.11.2014, 20:09:36 von William Marlowe »
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Arjen Bucalo

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Eine neue Ordnung
« Antwort #91 am: 21.11.2014, 17:21:48 »
Arjen war mit Luca und Will an die Klippe getreten, um den Rauch zu beobachten, aber noch bevor sich ein Verdacht über den Ursprung formen konnte, nahm bereits das Zwiegespräch zwischen Luca und Will seinen Lauf. Die beiden waren aufgeregt, der Wortwechsel schnell und so beschloss der Krieger, sich erst einmal zurückzuhalten. Bei Wills Worten, 'Angelo' könnte sich wieder erheben, stutzte er, sagte aber nichts, da er Lucas Verdacht nicht nch befeuern wollte.

"Ich bin davon ausgegangen, dass nur die Infizierten nach dem Tod wiederauferstehen", dachte er bei sich. "Aber was, wenn das nicht so ist? Was wenn alle Toten wieder aufeerstehen - wenn der Biss keine Krankheit verbreitet, sondern nur den Tod herbeiführt? Und die eigentliche Krankheit - das Wiederauferstehen - bereits in allen von uns schlummert? Dan gäbe es kein Entrinnen - für keinen von uns."

Mit schmerzlicher Deutlichkeit stieg das Bild der frischen Gräber von Diana und Lukas in ihm auf, doch er hatte nicht den Mut, den Gedanken weiter zu denken. Er zwang sich, ihn abzubechen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Als er sah, dass Will eben Angelo unter den Achseln angehoben hatte, ging er hinüber und packte die Beine des Mannes. "Wir haben ihn da unten gemeinsam rausgeholt. Also bringen wir das auch gemeinsam zu Ende", sagte er zum Schauspieler. Dann blickte er zu Luca. "Zwei reichen für diese Aufgabe. Ihr könnt bei euren Töchtern bleiben, falls ihr sie nicht allein lassen wollt. Wir kommen wieder nach oben, sobald wir den Mann unten angemessen zu Ruhe gesetzt haben."

Sternenblut

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« Antwort #92 am: 21.11.2014, 22:02:11 »
Luca schüttelte erneut den Kopf. "Die Mädchen sind hier sicher. Er ist hier, an dem Ort, den ich zu meinem neuen Heim gemacht habe, von uns gegangen. Auch ich möchte ihm die Ehre erweisen."

Gemeinsam brachten sie Angelo über die Plattform nach unten. Luca deutete auf ein Gebäude an der Straßenecke, das einst ein schönes Wohnhaus gewesen sein musste. Der große Garten war von einer weißen, geraden Steinmauer umgeben, die nicht ganz eineinhalb Meter hoch war. "Dort im Garten. Wir sind nah genug an der Plattform, um schnell nach oben zu kommen, wenn es nötig ist. Gleichzeitig ist die Steinmauer hoch genug, damit zufällig vorbeikommende Wanderer nicht sofort zu uns kommen. Und sollte jemand anders kommen... haben wir zumindest ein wenig Sichtschutz."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

William Marlowe

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« Antwort #93 am: 22.11.2014, 11:21:43 »
"Gut, passt ihr beiden bitte kurz auf", sagte Will, als sie zusammen den Garten betraten und den Toten neben zwei Stufen ablegten, die zum Haus hinaufführten. "Ich will ihn doch noch einmal genauer anschauen. Und Ihr seid sicher, dass er tot ist, Luca, und nicht nur in einer besonders tiefen Ohnmacht?"

Derweil durchsuchte Will bereits mit steifen Fingern Angelos Kleidung, kehrte dabei jede Tasche nach außen, klappte jede Falte und jeden Kragen um, öffnete Wams und Weste und fühlte den Stoff ab nach Innentaschen und versteckten Taschen, und bemühte sich nicht daran zu denken, was er danach vorhatte.[1] Trotz seiner Frage an Luca suchte er auch noch einmal sehr gründlich nach einem Puls.

 1. take 20 perception = 23
« Letzte Änderung: 22.11.2014, 12:04:55 von William Marlowe »
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Sternenblut

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« Antwort #94 am: 22.11.2014, 11:54:31 »
Als Will anfing, Angelos Kleidung zu durchsuchen, wollte er eigentlich sehr gründlich vorgehen - doch nach wenigen Momenten packte ihn Luca an der Schulter und zog ihn zurück. "Ist das eure Art, einen Toten zu ehren? Seinen Leichnam zu fleddern?" fragte er scharf. "Hört auf damit! Es reicht! Wir werden ihn jetzt ordentlich bestatten, auf dass seine Seele Ruhe findet. Kriegt euch ein!"

Sein Tonfall grenzte an Wut, und es war offensichtlich, dass er weitere Gegenworte Wills nicht gut aufnehmen würde.
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William Marlowe

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« Antwort #95 am: 22.11.2014, 12:25:10 »
Auch Wills erste Reaktion war, dass in ihm die Wut hochkochte—fast hätte er Lucas Hand weggeschlagen, aber im letzten Augenblick besann er sich.

"Ihr tut mir unrecht", erklärte er ruhig. "Zwar versteh ich nichts von Begräbnisriten oder vom Seelenfrieden, aber wie man die Toten ehrt, das weiß ich sehr wohl: indem man der Nachwelt von ihren Taten erzählt, damit sie nicht vergessen werden. Aber wie soll ich seine Taten besingen, wenn ich nicht einmal seinen Namen kenne? 'Angelo' hab ich ihn nur genannt, nach einem Charakter in einem Theaterstück. Mit seinen letzten Worten deutete er an, dass er sein Lebtag Leute wie mich unterstützt habe, dass er auch mir vor etwas über einem halben Jahr zu einer Anstellung verholfen habe, damit ich wieder den Beruf ausüben könne, für den ich geboren wurde und der mir mehr bedeutet als mein Leben. Dafür, dachte ich, schuldete ich es ihm, sein Leben zu erhalten. Darin habe ich versagt. Ich will nicht auch noch bei seinem Nachruf versagen. Ich bitte Euch also, lasst mich nach Papieren oder einem Siegelring suchen oder nach sonst etwas, das mir verraten könnte, wer er war."[1]
 1. Diplomatie = 24
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Arjen Bucalo

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« Antwort #96 am: 22.11.2014, 12:34:57 »
Als Arjen sah, wie die Emotionen zwischen den beiden Männern hochkochten, ging er dazwischen, versuchte sich zwischen sie zu stellen und sie zu beruhigen. "Beruhigt euch", sagte er zu Luca. "Will spricht die Wahrheit - der Mann war offensichtlich verwirrt, doch er hat mehrmals anklingen lassen, dass er Will aus seiner älteren Zeit kannte. Was glaubt ihr, wonach er sucht? Nach Gold? Um was zu tun - die Wanderer zu bezahlen?"

Der Krieger machte einen Schritt zurück und deutet mit den Armen nach links und rechts. "Ihr sagt selbst - das ist die neue Ordnung. Gold spielt in dieser Welt ebenso wenig eine Rolle, wie im Unterreich, nachdem man die Überfahrt mit seiner letzten Münze bezahlt hat."[1]

Arjen schloss mit dem Gefühl, dass seine Worte etwas zu barsch waren. Er verstand die Gefühle von Luca, aber die Tatsache, dass sich die beiden Kameraden aufgrund eines Missverständnisses stritten, ärgerte ihn.
 1. Diplmacy 12

Sternenblut

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« Antwort #97 am: 22.11.2014, 18:50:29 »
Luca runzelte die Stirn, ging Will aber nicht weiter an. Dennoch schüttelte er den Kopf. "Wenn er euch unterstützt hat, ohne es euch wissen zu lassen, vielleicht wollte er es dann genau so? Vielleicht wollte er gar nicht, dass jemand seinen Namen kennt. Und vielleicht ist eure Idee, ihn nach einem Charakter zu benennen, dann sogar die größere Ehre." Er kniete sich neben den Leichnam. "Auf jeden Fall finde ich es nicht gut, ihn so zu durchwühlen. Tut, was ihr meint, tun zu müssen, aber macht es schnell. Und dann bringen wir ihn unter die Erde."
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William Marlowe

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« Antwort #98 am: 23.11.2014, 01:38:44 »
Tut, was Ihr meint, tun zu müssen... Das wollte Will jetzt mal als Freibrief ansehen, seinen Plan zu Ende zu führen—auch wenn Luca darüber womöglich zu dem Schluss käme, dass er diesen Lebenden doch lieber nicht getroffen hätte. Er begriff nicht ganz, was Lucas Problem war. Angelo war tot; was mit seiner Leiche oder Habseligkeiten passierte, dürfte ihm da, wo er jetzt war, herzlich egal sein. Auch die Sache mit der Namensfrage konnte man anders interpretieren: wenn er wirklich hätte unerkannt sterben wollen, hätte er Will wohl kaum all die Hinweise gegeben.

Er beendete seine Suche so respektvoll wie möglich. Was immer er fand, steckte er zunächst unbesehen ein.[1] Dann umwickelte er Angelos Kopf fest mit der Weste, die er ihm ausgezogen hatte, und drehte den Toten auf den Bauch, sodass der Kopf mit dem Gesicht nach unten auf der oberen Stufe lag. Ein Blick durch den Garten ließ Will einen passenden Stein entdecken, den der Gartenbesitzer wohl zur Dekoration in ein Blumenbeet gelegt hatte. Diesen bereits erhoben, sah er unsicher auf Angelo hinab.

Übertreib ich's? Steiger ich mich da in etwas hinein? Ist meine Sorge nur meiner Phantasie geschuldet, welche von vielen Leuten gern als krank bezeichnet wurde? Aber der Mann war die ganze Nacht—die letzten beiden Nächte und den Tag!—da unten eingesperrt zwischen Wiedergängern. Er könnte gebissen worden sein oder etwas von ihrem Blut abbekommen haben. Und wer weiß schon, wie lange es dauert, bis man sich erhebt? Ja, die Verwandlungen, die ich bezeugen musste, geschahen innerhalb weniger Augenblicke, aber etliche der Kreaturen sahen auch so aus, als seien sie aus ihren Gräbern gekrochen, das will ich ihm ersparen... Überhaupt, kann meine Phantasie kränker sein als die Wirklichkeit?

"Du jedenfalls hast deinen Wunsch doch noch bekommen, Angelo. Den Tod. Möge er alle Schuld sühnen und die Nachwelt sich nur an deine guten Taten erinnern. Arjen, Luca, vielleicht wollt ihr zu eurem eigenen Schutz auf Abstand gehen."

Dann zog er sich sein Halstuch über Mund und Nase, ließ sich neben Angelo auf ein Knie hinab, und sammelte all seinen Mut, um zuzuschlagen.
 1. Wenn er nichts findet, pass ich den Satz an.
« Letzte Änderung: 04.12.2014, 12:29:38 von William Marlowe »
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Sternenblut

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Eine neue Ordnung
« Antwort #99 am: 29.11.2014, 22:32:38 »
Will fand einen kleinen Beutel, vermutlich mit Münzen gefüllt, ein Halstuch, das allerdings eher zu einer Frau als zu einem Mann passte, sowie eine schmale lederne Mappe: Eine Brieftasche, ein neuer modischer Trend, den sich nur die Reichsten leisteten. Die kleine, in der Mitte gefaltete Tasche bot wohl die besten Chancen, etwas über Will's Retter zu erfahren.

Als Will Angelo dann vorbereitete, verfinsterte sich Lucas Miene erneut - und ein neuerlicher Wutausbruch trat auf, als Will den Stein erhob. "Seid ihr jetzt vollkommen von Sinnen? Hat euch das Leben in der Fantasie endgültig den Verstand geraubt?" Er packte Will am Arm, und zwang ihn so, den Stein zu senken.[1]

Er sah, Unterstützung suchend, zu Arjen. "Was auch immer er erlebt haben mag, sein Körper ruht jetzt. Wir werden nicht riskieren, dass eure Taten seine wütende Seele in diese Welt zurückbringt!"
 1. Stärkewurf, wenn du dich dagegen wehren willst
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William Marlowe

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« Antwort #100 am: 30.11.2014, 00:55:27 »
Als Luca seinen Arm packte, hielt er reflexartig dagegen, doch sobald sein Verstand die Situation erfasste, gab Will nach. Von Sinnen, er? Das traf ja wohl eher auf Luca zu. Was tat der Mensch so überrascht, nachdem Will sein Vorhaben doch klar genug verkündet hatte? Zweimal sogar, weil Luca nachgefragt hatte. Und jetzt wollte der Kerl es nicht verstanden haben? Am wirrsten aber war die Begründung.

"Was redet Ihr da? Warum sollte Angelo wütend auf mich werden, wenn ich ihm als letzten Freundschaftsdienst den Schädel einschlage, um es ihm ganz sicher zu ersparen, als Wiedergänger aufzustehen? Ihr habt es bei Euren vormaligen Helfern doch auch so gehalten, weil es nun einmal die einzige Art ist, dass sie gewiss zu Boden gehen und dort bleiben. Habt Ihr nicht die Frau gesehen, die halb unter dem gestürzten Turm begraben ist? Soll das aus Angelo werden, wenn wir ihn ohne diese Vorsichtsmaßnahme verbuddeln?"

Doch seine Worte erreichten Luca nicht.[1] Die Augen des Mannes leuchteten in religiösem Eifer, der Wahn der Rechtschaffenheit hatte sein Gesicht verzerrt, er schnaufte vor entrüsteter Ehrbarkeit.

Was glaubt der Kerl? Ernsthaft? Dass die Seelen der Verstorbenen rachlüstern zurückkehren, wenn man ihre Leichen etwas ruppiger anpackt? Zida und Neodor, was soll man zu so einem Quatsch sagen? Da gibt es nichts zu sagen! Egal was ich sage, er wird mir nicht glauben, denn seht nur, er ist beseelt von der Wahrheit! Woher nimmt er die Gewissheit? Allzu viele Menschen kann er nicht unter die Erde gebracht haben, so allein in seinem Wald. Wie's im Straflager zuging, das hätte er sehen sollen!

Will ließ den Stein fallen und entblößte beide Handgelenke, um sie Luca unter die Nase zu halten.[2] Die Narben waren blasser geworden, aber noch immer unverkennbar. Wütende Worte lagen Will auf der Zunge, vielleicht sogar auf der Seele: Wenn einer von uns krepiert ist, was glaubst du wohl haben die Wächter mit der Leiche gemacht? Den Hunden zum Fraß vorgeworfen! Um sie auf den Geschmack zu bringen! Damit der Rest von uns nur wisse, was uns bei einem Fluchtversuch blühen würd. Und weißt du was, kein einziger von ihnen ist je als Rachegeist zurückgekehrt, dabei waren es ein gutes Dutzend pro Jahr, da möcht man meinen, wenigstens einer davon wäre rachsüchtig genug gewesen. Ja, nicht einmal Flint ist zurückgekehrt, und den haben die Hunde bei lebendigem Leibe zerfleischt!

Will, sei kein Narr! Luca hält dich eh schon für Abschaum. Wenn du ihm hierin nicht nachgibst, wird er dich nicht einmal die kommende Nacht mehr in seinem Versteck übernachten lassen. Und du hast noch immer keinen Plan, wohin, was tun, wie überleben! Ja, wenn du dich nur entscheiden müsstest zwischen Angelos Seelenfrieden und deinem eigenen jämmerlichen Leben, vielleicht würdest du dann Ehre genug in dir finden—obwohl, ehrlich, ich zweifel da sehr!—aber wenn Lissie und die Kinder tatsächlich irgendwo da draußen sein sollten...

Er schluckte also die bitteren Worte hinunter, trat einen Schritt zurück und ließ auch die Arme fallen.

"Schön. Ich richte mich nach Euch. Da Ihr so genau zu wissen scheint, was mit unseren Seelen geschieht, wenn wir sterben, übergebe ich die Sorge und Verantwortung für Angelos Seele ganz in Eure Hände." Er sah sich nach einem Schuppen um, in dem man Gartengeräte vermuten könnte. "Ich nehme an, Ihr habt die beiden anderen auch schon hier verbuddelt? Ist im Gemüsebeet noch Platz? Dort dürfte die Erde am besten gelockert sein. Schaufeln? Lasst uns an die Arbeit gehen."
 1. Ich würfel jetzt nicht noch einmal auf diplomacy, sondern geh von einem Misserfolg aus; es ist noch immer dieselbe Situation und derselbe Gesprächspartner; offenbar war die 24 oben nicht genug.
 2. Ich deute den missglückten Fortitude save mal zu einem missglückten Will save um.
« Letzte Änderung: 30.11.2014, 02:07:11 von William Marlowe »
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Arjen Bucalo

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« Antwort #101 am: 30.11.2014, 09:39:36 »
Als Arjen sah, wie sich Will und Luca abermals fast rauften, konnte er nur noch innerlich den Kopf schütteln. "Ach Will - warum musste es ein Stein sein?", dachte der er. "Ein sauberer Stich ins Ohr hätte wohl die gleiche Wirkung und würde das Andenken an den Mann nicht so entehren und Luca nicht so aufbringen."

Aber nun war die Situation so, wie sie nun einmal war. Und in gewisser Weise hatte Luca recht: Wie viel von seiner Menschlichkeit durfte man aufgeben, um zu überleben, bis nichts mehr von einem übrig blieb, was wert war, gerettet zu werden? "Und was mich angeht - so habe ich bereits sehr viel davon aufgegeben. Zu viel."

Nein - vielleicht war es nicht die einfachste, nicht die sicherste Entscheidung. Aber allem Anschein nach gab ihnen das Schicksal - oder der Zufall? - diesmal die Wahl. Und sie sollten sich gebührend verhalten. Sie beide - sowohl Will, als auch er - hatten seit Ausbruch dieses Alptraums genug Wanderer mit zerschmetterten Köpfen auf der Straße liegen lassen. Alles ehemals Menschen - Ehemänner, Ehefrauen, Väter und Söhne, Mütter und Töchter. Es war nicht anders gegangen. Aber diesmal ging es anders.

Als Will wieder sprach und einlenkte, nickte Arjen und schritt zu den beiden Männern. "Das sehe ich auch so. Wenn wir schon die Möglichkeit haben, dann sollten wir Angelo die Ehre erweisen. Wer weiß? Ich habe noch keine Toten gesehen, die sich aus den Gräbern wieder erhoben haben. Vielleicht verhindert ein ordentliches Begräbnis ja wirklich die Auferstehung."

Er glaubte selbst nicht recht daran - auch wenn es zu schön gewesen wäre. Wieder sah er Diana und Lukas vor seinen Augen. "Aber selbst wenn nicht", tröstete er sich in Gedanken, "dürften sechs Fuß Erde genug Gewicht haben, um einen Wiedergänger für immer unter der Erde unbeweglich zu halten."

Sternenblut

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« Antwort #102 am: 30.11.2014, 11:54:53 »
Luca ließ Will's Arm los, warf ihm aber noch einen finsteren Blick zu. Dann sah er zu Arjen. "Ihr seid ein guter Mann", erklärte er. Dass er Will dabei nicht bedachte, verriet wohl, was er inzwischen von dem Barden hielt.

Dann ging er zu Angelo, und kniete sich neben ihm auf den Boden. "Schaufeln sind nicht nötig", erklärte er. Er berührte den Boden mit beiden Händen, und sprach dann einige Worte in einer Sprache, die Will und Arjen unbekannt war. Sekunden später bewegte sich auf der anderen Seite neben Angelo der Boden - und brach dann plötzlich nach unten hin weg! Wie ein Schlund öffnete sich der Boden, tiefer und breiter, bis sich schließlich eine Grube vor ihnen geöffnet hatte: Zwei Meter lang, einen Meter breit und gute zwei Meter tief.

Luca erhob sich, und sah zu Arjen. Will's Blick vermied er. "Ich denke, wir sind soweit."
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William Marlowe

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« Antwort #103 am: 30.11.2014, 12:25:13 »
"Öffne dich, Erde, zu meinen Füßen und verschlinge mich! Birg meine Schande, meine Untat, meinen Fehltritt vor der Welt!" murmelte Will, dem es beim Anblick der offenen Grube graute. In einem Punkt hatte Luca recht: Will hatte zu viel Phantasie, und diese Phantasie ließ ihn ausmalen, wie es wohl sein müsse, in seinem verwesenden Körper gefangen zu sein und dann auch noch in einem Grab, bei vollem Bewusstsein, egal wie sehr vom Wahn entstellt. Hatten die anderen noch nicht darüber nachgedacht, ob es am Ende nicht die eigenen Seelen waren, die dem toten Leib nicht entrinnen konnten?

Er wandte sich ab. Verzeih mir, Angelo, so leicht hab ich mich von dem stillen Versprechen abbringen lassen, das ich dir gab! Wie soll ich die Szene nur schreiben? Thomas, der Reimer kann doch nicht gleich im ersten Akt als Schuft entlarvt werden, dessen Wort nichts gilt!

Über die Schulter sagte er zu seinen beiden Begleitern: "Um Eure Frage von vorhin zu beantworten, Luca: sobald ich einen Plan habe, wo ich die Suche nach den meinen beginnen soll, seid Ihr mich los. Arjen, wenn du willst, entbinde ich dich gern von deinem Versprechen, das du voreilig gegeben hast, ohne meinen verdorbenen Charakter zu kennen. Da ich gerade selbst eines breche, kann ich schlecht darauf bestehen."

Damit ging er zur Gartenmauer hinüber, die in Richtung ihres Rückwegs lag, und hielt Ausschau nach Wiedergängern.[1]
 1. Es würfelt der Meister. Code, s. Status unter "Würfe" der oberste.
« Letzte Änderung: 30.11.2014, 13:27:22 von William Marlowe »
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Sternenblut

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« Antwort #104 am: 30.11.2014, 12:33:09 »
Tatsächlich konnte Will einen einzelnen Toten entdecken, der in gut hundert Schritt Entfernung durch die Straßen wankte. Es war schwer zu sagen, ob er die kleine Gruppe schon entdeckt hatte, aber er lief - nun ja, schlurfte und stolperte - zumindest grob in ihre Richtung. Dabei zog er mühsam sein linkes Bein hinterher, in einer fast wütend anmutenden Bewegung, Schritt für Schritt. Doch wenn Luca die Grube ebenso schließen konnte, wie er sie geöffnet hatte, dann wären sie längst hier weg, bis die Kreatur bei ihnen angekommen war.
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