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Autor Thema: Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses  (Gelesen 67766 mal)

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Finlay MacBhradain

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #255 am: 02.12.2015, 23:23:58 »
Auch Finlay trat näher und ließ sich von Wilbur erklären, wozu die ganzen Fläschchen und Beutel taugten. Einen Großteil dieser Dinge hatte er sein Lebtag noch nicht in den Händen gehalten, geschweige denn besessen. Ein anderer Teil gefiel ihm auch ganz und gar nicht und er verzog das Gesicht: als nämlich Wilbur auf die Säurefläschchen zeigte und etwas, das "Alchemistenfeuer" hieß. Mit Säure wollte Finlay nichts zu tun haben, mit Feuer noch viel weniger. Aber "Rindenhaut" klang nützlich und er bat um ein Fläschchen davon.

"Und alles, was heilt oder gegen Gift ist, sollten wir auch mitnehmen", sagte er. Von den restlichen Beutelchen[1] würde er sich auch je eins einstecken, wenn der Gnom schon so freigiebig damit war. Alles, was er hier unten nicht brauchte, könnte er später verkaufen.
 1. Also denen unter Punkt 3 im Meisterpost.
Mein Herz ist leer, deines sei voll.
~Wir sind hier~

Shira

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #256 am: 03.12.2015, 23:54:08 »
Nachdem der Alchemist ihr ausgiebig Rede und Antwort gestanden hatte, griff sie letzendlich zum zwei Mittel zur Ablenkung sowie einem Gegengift, um Vergiftungen zu neutraliseren.[1]

"Vielen Dank, Wilbur! Wir werden deine Utensilien zum Wohle der Kinder einsetzen."

Als sie die Mittel verstaut hatte, holte sie ebenfalls etwas hervor.
"Hier ist noch ein besonderes Salz, welches wir im Versteck des Trolls gefunden haben und welches speziell gegen Geister wirkt. Ich weiß zwar nicht, um welche Art Geisterzwerg es sich handelt, aber wir sollten auf alles vorbereitet sein. Unsere beiden Kobolde haben jedenfalls eine heiden Angst vor diesem Zwerg."
 1. Gift neutralisieren, Blitzpulver, Alchemistenfeuer
« Letzte Änderung: 03.12.2015, 23:55:47 von Shira »

Thorgrimm

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #257 am: 08.12.2015, 19:11:57 »
"Oh, also das hier ist..." begann Wilbur seine kleine Unterrichtsstunde. Er war sehr ausgiebig mit Informationen und erzählte jedem - auch denen, die es nicht hören wollten - alles über die Tränke und anderen alchemistischen Erfindungen, die er mitgebracht hatte und jetzt zur Verfügung stellte. Sogar Kibbo und Jarrdreg schauten neugierig herüber - wagten es allerdings nicht, sich zu nähern, um den Jungen nicht zu verschrecken - obwohl sie nichts verstehen konnten. "Bei Torag, jetzt mach aber mal einen Punkt! Wir haben noch was vor!" rief Bergi schließlich, als das Gespräch kein Ende nehmen wollte.
Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten sich die beiden kleinen Männer noch. Dieses Mal war es an Bergi, in seinem Rucksack herumzuwühlen und einen Gegenstand daraus herauszuholen. Es war ein zugekorkter Glaskolben, in dem sich eine ölige Substanz befand. "Das haben wir bei dem Troll im Wald gefunden. Magisches Öl. Könnt ihr bei einem Geist bestimmt gut gebrauchen. Macht es gut und passt auf euch auf! Wir sehen uns spätestens in Falkengrund wieder."

Die Gruppe trennte sich also auf. Savram, Wilbur und Bergi blieben zurück, während Shira, Gerion, Nasreddin, Jarrdreg, Kibbo und Finlay und Theudis sich weiter auf die Suche nach den verlorenen Kindern machten. Statt den direkten Weg zu ihrem Ziel - dem Zwergengeist und damit einem Kind, welches diesem zum Geschenk gemacht worden war - zu nehmen, machten sie einen kleinen Abstecher, um sicher zu gehen, dass sie keines der Kinder übersahen.

Sie wandten sich nach Norden und betraten einen Raum[1], welcher der bisher Abartigste von allen war. Die Mitte dieses Raumes nahmen zwei blutüberströmte Steinquader ein. Während sich auf dem Linken nur getrocknetes Blut und andere unaussprechliche Körperinhalte befanden, lag auf dem rechten Steinblock ein offensichtlich toter Kobold. Seine Brust war regelrecht aufgerissen. Gedärme waren über den Stein verteilt und hingen an den Seiten herab. Kibbo und Jarrdreg wandten sich ab. Nur Shira und Wilbur konnten einige geflüsterte Worte verstehen, die sich um einen alten Freund Namens Mekroo handelten.
Einige Rinnen auf dem Boden führten zu einem großen Loch in einer Ecke des Raumes - ein Abfluss. An den Wänden waren ähnliche Rinnen im Boden zu sehen, über denen rostige und mit getrocknetem Blut überzogene Haken hingen. Der Abfluss war mit allerlei Abfall, Überresten und Knochen verstopft und stank bestialisch. Schließlich ging Jarrdreg auf Shira zu und zupfte an ihrer Kleidung. "Jarrdreg und Kibbo keine Hilfe bei Kampf. Bitte erlauben uns, um Tote zu kümmern. Gute Freunde. Wir uns wollen verabschieden." Die Hexe erinnerte sich daran, dass sie in dem Raum mit den vielen Statuen auch eine Koboldleiche gefunden hatten.[2]

Mit oder ohne die beiden Kobolde, es musste weitergehen. Da sich im Schlachthaus kein Kind versteckte, ging es weiter in den nächsten Raum.

Auch der nächste Raum[3] war schmucklos wie die anderen. Ein Opfer des religiösen Fanatismuses der Zwerge, die sonst ihre Werke ausschmückten wie keine anderen Wesen. In der Mitte befand sich ein etwa drei Meter durchmessendes Loch, um das eine Konstruktion herum aufgebaut worden war. Ein kompliziertes System aus dutzenden Seilen, Flaschenzügen und Ketten war mit einer runden Plattform aus Holz verbunden. Offensichtlich handelte es sich hier um einen Aufzug, der tiefer in den Droskarsfelsen und damit in die Koboldhöhlen führte. Irgendwo dort unten wurden, laut dem Koboldschamanen, die anderen beiden Kinder gefangen gehalten um sie anschließend dem König zu opfern.
An der östlichen Wand befand sich ein großes, mehrere Meter durchmessendes Loch. Die Gruppe musste hier durch gehen, um zum Schmiedeschand zu kommen. Der Tunnel, der jetzt weiter durch den Droskarsfelsen führte, hatte überhaupt nichts mit den Gängen und Räumen von vorher gemein. Er ähnelte eher an einen Minenschacht. Die Gänge waren weder gerade, noch verputzt. Sie teilten sich mehrfach und führten dann wieder zusammen, was etwas verwirrend war. Je weiter sie liefen, desto mehr Rauch füllte die Tunnel. Er war schwarz und ätzend, was das Atmen schwer machte. Selbst mit magischem Licht und einer Laterne war hier nichts mehr zu machen. Kaum zwei Meter weit konnte man sehen. Wenn die Decke der Gänge besonders niedrig war, konnte man Abzüge sehen, die aber verstopft zu sein schienen. Ein rotes Glühen konnte die Gruppe hinter einer weiteren Biegung des Ganges in der Ferne erkennen. Knisterndes und loderndes, fressendes Feuer war zu hören, das in regelmäßigen Abständen von Hammerschlägen auf einen Amboss unterbrochen wurde.
 1. Raum 15
 2. Sollte Shira das nicht erlauben, werden Jarrdreg und Kibbo weiter mitkommen. Ansonsten bleiben sie auch hier zurück, bis ihr in die Koboldhöhlen geht.
 3. Raum 17
« Letzte Änderung: 08.12.2015, 19:56:12 von Thorgrimm »

Shira

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #258 am: 09.12.2015, 23:56:34 »
"Das magische Waffenöl hatte ich ganz vergessen", bemerkte Shira, als Bergi das Fläschen hervor zog. "Wer noch eine nicht-magische Waffe besitzt, sollte dieses Öl auftragen. Wir können alles an Schlagkraft gegen den Schmiede-Zwerg geprauchen. Auch dieses Geistersalz kann helfen, wenn man es aufträgt und erhitzt.
Wenn wir den Kobolden glauben dürfen, ist der Zwerg eine Art Geist und so gut wie unbezwingbar."

Sie reichte die beiden Utensilien an die anderen weiter.

Im nächsten Raum betrachtete sie sich die beiden Blutquader und die Überreste des Kobolds. Seltsam, sie waren davon ausgegangen, dass die Kobolde hier das Hauptproblem waren, aber die hatten selbst genug zu kämpfen, dass sie überlebten.

Sie holte einen ihrer Zauberstäbe aus dem Ärmel und untersuchte den Quader und alles darauf auf eine magische Ausstrahlung. Dabei wurde sie plötzlich von Jarrdreag am Ärmeld gezogen und unterbrochen. "In Ordnung, gegen den Zwerg könnt ihr uns sowieso kaum helfen. Es wäre allerdings praktisch, wenn ihr die Kobolde etwas beruhigen könnt, bis wir vom Zwerg zurück sind." Sie teilte den anderen das Anliegen der beiden Kobold mit.

Im letzten Raum blickte die Hexe interessiert in die große Öffnung. "Das wird im warsten Sinne eine heiße Angelegenheit.Aber zuminest scheinen wir richtig zu liegen."

Gerion der Wanderer

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #259 am: 10.12.2015, 10:37:42 »
Gerion nickte Bergi zu, als er ihnen die Utensilien übergab und dann los zog. Als die Kobolde sich absetzten war er nicht böse, sie wären bei dem Geist eh nur im Weg gewesen.

Und dann war es soweit, sie näherten sich dem Weg zur Höhle und Gerion hielt noch kurz inne und sagte zu den Kameraden: "Wir sollten uns einen Plan überlegen, wie wir da drinnen kämpfen, dieser Gegner ist eine wirkliche Gefahr. Ich habe eine magische Waffe und werde Öl oder Salz gerne für die zweite verwenden. Die schützende Magie wirkt noch, so dass ich nach vorne gehen kann. Aber muss ich etwas beachten, irgend welche Magie, der ich aus dem Weg gehen soll oder etwas anderes? Und wird jemand mit mir nach vorne gehen und den Geist direkt angreifen?" Als er an den Geist dachte konnte er wieder die Überreste der Kälte spüren, die immer noch tief in seinem Körper steckte. Dieser Gegner machte ihm sorgen, beinahe sogar ein bisschen Angst - und das gefiel ihm nicht. Er hoffte, ihm nicht alleine im direkten Kampf gegenüberstehen zu müssen.

Shira

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #260 am: 10.12.2015, 23:54:28 »
"Nimm dir was du brauchst. Ich kann mich auch gut ohne Waffen wehren", antwortete Shira und streute ihm das Salz vorsichtig auf die zweite Axt. "und lass es mit der Fackel schmelzen."

"Bevor du aber wie ein Derwisch auf den Kettenzwerg zuspringst und er seinen Hammer oder ein seine Axt in dir versenkt, solltest du uns den Vortritt lassen. Mit meinen Zaubersprüchen kann ich ihn vielleicht schon vorher stoppen."

Amani

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #261 am: 11.12.2015, 11:12:39 »
"Wenn man zuschlägt schlägt man schnell und hart. Ihr habt Zeit für einen Zauber bevor ich reingehe. Ansonsten verschwenden wir Ressourcen.", erklärte er den Anderen. Dies war Krieg, dies ist sein Metier. Schnell rein, hart zuschlagen, schnell raus. Diese Taktik hat ihn bisher am Leben gehalten, es gibt also keinen Grund sie zu ändern.

"Sobald ich im Nahkampf bin werde ich versuchen euch nicht die Sicht zu nehmen. Versucht mich einfach nicht zu treffen."
Er zog seinen Zweihänder und versichterte sich, dass die Klinge scharf indem er kurz mit dem Daumen über die Schneide fuhr. Es gab keinen Grund anderes anzunehmen, aber man wurde im Krieg nicht alt, wenn man nur annahm und nicht überprüfte.

Finlay MacBhradain

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #262 am: 11.12.2015, 11:51:29 »
"Ich habe noch eine glückliche Kugel, die würde ich gern loswerden, bevor ihr alle im Weg steht", sagte Finlay, wobei er besonders Gerion und Theudis anblickte. "Ansonsten gilt, was für Ghoule galt, für Geister gleich mal doppelt: mit Magie ist ihnen schwer beizukommen! Nicht nur geistlos sondern auch körperlos, da kann nur die heilige Macht eines Priesters oder die reine Magie eines Magiers ihnen was anhaben[1], alles andere geht durch sie hindurch. Natürlich auch alle Waffen, selbst magische Waffen, obwohl deren Magie ihnen wenigstens schadet. Also, ich nehme gern was von dem Öl."

Finlay zog seinen Rapier, nahm das Öl, das Shira ihm reichte, und mithilfe eines Lederlappens ölte er die schmale Klinge gründlich ein, bevor er das Fläschchen zurückgab.

Dann kramte er noch einmal in seinem Gedächtnis, was er über Geister wusste.[2] Irgendwas mit Unrecht geschehen, von Rachegedanken getrieben, aber erlösen könne man sie. Deshalb hatte Bruder Oldroyd sich auch mit ihnen befasst. Der Untote, den er erlöst hatte, damit dessen Geliebte ihm in den Tod statt in den Untod folgen konnte, war zwar kein Geist gewesen, aber das Erlebnis war Oldroyd so nahe gegangen, dass er Jahre später noch über Untote recherchiert hatte, also welche von ihnen man erlösen konnte und wie genau. Das hieß natürlich noch nicht, dass Finlay alles wusste, was der gute Bruder zusammengetragen hatte. Hatte er überhaupt alle persönlichen Aufzeichnungen seines Mentors mitgenommen, als er Pferd und Wagen verkaufen musste, oder hatten sie deren neuem Besitzer in der Nacht darauf zum Feueranzünden gedient? Dazu würde Finlay in den Tiefen seines Rucksacks stöbern müssen, ob sich nicht ein paar Seiten oder ein Notizbuch dort fänden.

"Also, man kann Geister irgendwie erlösen, habe ich gehört, wenn man nämlich herausfindet, weshalb sie zum Geist wurden—irgendein Unrecht ist ihnen geschehen—und die Sache dann klärt oder behebt. Aber dazu werden wir wohl kaum Gelegenheit finden. Wenn wir ihn mit Waffen bekämpfen, erholt er sich in kurzer Zeit wieder. Aber es sollte reichen, dass wir an ihm vorbeikommen, hin und zurück. Außer, wir brauchen für den Rückweg mehrere Tage."

Er überlegte noch einmal, ob ihm nicht noch etwas nützlicheres einfiel.

"Heiliges Wasser habt ihr nicht zufällig dabei?"

Das wünschte er sich jetzt wirklich herbei: heiliges Wasser. Selber herstellen? Natürlich wusste er, wie das geht, hatte es oft genug geübt. Im Wagen standen bestimmt noch ein paar Fläschchen herum. Das dumme an der Sache war, dass man sehr teure Zutaten dazu brauchte. Finlay verstand nicht recht, warum. Konnten die Götter ihren Segen nicht etwas preiswerter herabsenden, wenn schon einer ihrer Anhänger sich traute, gegen Untote ins Feld zu ziehen?
 1. gemeint ist force; Geister sind immun gegen ALLES außer force und holy energy; channel energy und force macht also normalen Schaden
 2. Knowledge (religion) = 16; ich habe mal das bekannteste geschrieben und auch nur vage formuliert.
@ Meister: weiß Finlay noch mehr?
« Letzte Änderung: 11.12.2015, 11:56:46 von Finlay MacBhradain »
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Gerion der Wanderer

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #263 am: 11.12.2015, 12:38:02 »
Gerion hörte allen aufmerksam zu und war froh, dass Theudis mit ihm gehen würde. Als alle geendet hatten sagte er knapp. "Mir ist egal, ob der Geist irgendwann wiederkommt, darum können sich die Zwerge Falkengrunds kümmern. Wir müssen das Kind retten und hier wieder heil heraus kommen. Gut, dann los jetzt. Schleichen wir uns durch den Dampf an bis wir den Raum mit dem Geiste sehen können, ihr macht eure Zauber und dann legen Theudis und ich los." Damit machte er sich bereit, in den Kampf zu ziehen.

Nasreddin Yahya

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #264 am: 11.12.2015, 15:24:23 »
Der Sohn der Wüste betrachtete seine Kameraden voller Sorge, als diese sich auf dem Weg machten um sich dem grausigem Geist, der Zwerge, entgegen zu stellen. Würden sie siegreich sein und falls nicht würden es Bergi, Willbur und er es schaffen die restlichen Kinder zu befreien?

Die Antwort auf diese Frage wollte der Geschichtenerzähler nicht hören, denn es war genau die Art von Antwort welche er von der grausamen Herrin des Schicksals und der heimtückischen Herrin des Glücks gewohnt war, er konnte bereits ihr Gelächter hören.

Bei Sarenrae der gnädigen Göttin, bitte lass es nicht zu das meine Gefährten in diesem Kampf scheitern, anders als dein unwürdiger Diener, welcher der furchtsame Sohn einer Wüstenmaus ist, sind die meisten meiner Gefährten, die Mütter und Väter der Rechtschaffenheit welche Licht in die Finsternis tragen wollen, oder zumindest starke Krieger und unbeugsame Söhne der Tapferkeit, ihr Scheitern wäre der Tod der übrigen Kinder.

"Mein junger Freund Savram, macht euch keine unnötigen sorgen, ihr habt die Stärke meiner Begleiter mit eigenen Augen gesehen und könnt ihren Mut bezeugen, sie werden nichts unversucht lassen eure Freunde zu befreien. Und ihr selbst seid auch sicher, so sicher wie in der Schatzkammer eines Sultans, den ihr steht unterm dem Schutz des Zwerges Bergi einem mächtigem Streiter für die Gerechtigkeit, der so standhaft und ausdauernd ist wie ewigen Pyramiden im fernen Osirion."
Auch wenn Nasreddin zweifel und furcht verspürte und Sorge um seine Freunde, so konnte er es nicht zulassen das diese Sorge und Furcht nach außen drangen, nicht wegen Bergi oder Willbur welche zweifelsohne mutiger waren als er, sondern wegen dem jungen Savram.

"Was euren Wunsch betrifft ein mächtiger Magier zu werden wie euer Vater, das ist nur allzu verständlich, doch sollte sich ein Junger Geist nicht von den tausenden und eine Möglichkeiten die euch offen stehen abschotten. Ihr könnt natürlich Magier werden wie euer Vater, aber genauso gut könntet ihr eine Hexe werden wie Shira, die heldenhafte Sultanina der Magie welche hier hinabgestiegen ist um euch und eure Freunde zu befreien."
Und so versuchte der Geschichtenerzähler sein Möglichstes um den Jungen und sich selbst abzulenken, von der Gefahr die sie alle umgab, wie der schwere Rauch in einem keleshitischen Haus der Träume.[1]
_______________________________________________________________________________________

Doch während Nasreddin all dies sagte und tat, fragte er sich in den dunkelsten Abgründen seines Herzens ob es tatsächlich das Richtige war, oder ob seine bewegründe anders waren als die von Willbur und Bergi welche aus Pflichtgefühl handelten, ob er nicht Savram nur als Ausrede benutzte um seine wahren bewegründe zu verbergen. Denn Nasreddin verspürte blanke Angst und mit jedem grausigen Raum welchen sie entdeckten, kam zu seiner Angst pures Entsetzen hinzu.

Würde es so enden, würde Nasreddin seine Gefährten im stichlasen wie der feige Sohn einer verräterischen Hyäne, war die Freundschaft des Geschichtenerzählers tatsächlich nur so wenig Wert?
Bei Sarenrae, der gnädigen Göttin, was soll dieser Unwürdige bloß tun, der es nicht mehr wagt seine Worte an Cayden Cailean zu richten, dieser Unwürdige, der seinen Gott, seine Ahnen und seine Freunde enttäuscht hat. Würde die Anwesenheit, des Schwächsten der Gefährten tatsächlich etwas nutzen, würde er seine Freunde nicht nur behindern, oder war es wieder die Furcht die von seinem Herzen besitz ergriff?

Bei Cayden Cailean, dem Gott der Abenteuer, selbst wenn dieser Unwürdige nur das furchtsame Herz eines Hasen besitzt, so war er immer noch ein Streiter für das Gute und hier um die Kinder zu Retten. Selbst wenn er Nutzlos im Kampf ist, so ist selbst der sinnloseste Weg nicht vergebens.

Ungeachtet ob Nasreddin Yahya, Sohn des Anargue, Sohn des Edeshirr, Sohn des Zamayden, Sohn des Huushmad nun ein Mann der Tat war, oder schlicht und einfach der blinde Vater der Unvernunft, wenn er jetzt nicht Handelte wäre Nasreddin nicht mehr Nasreddin. Und so entschuldigte sich der Geschichtenerzähler bei Willbur und Bergi, verabschiedete sich von Savram und eilte seinen Freunden hinterher.
 1. Diplomacy: 25
« Letzte Änderung: 11.12.2015, 23:16:43 von Nasreddin Yahya »

Thorgrimm

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #265 am: 26.12.2015, 02:26:45 »
Nachdem Nasreddin zur Gruppe zurückgekehrt war und es Bergi und Wilbur überlassen hatte, über den jungen Savram zu wachen, bereiteten sich alle auf den bevorstehenden Kampf vor. Vorsichtig wurden die Waffen mit einem körnigen, grauen Pulver - dem Geistsalz - bestrichen und anschließend über einer brennenden Fackel so lange erwärmt, bis das Pulver einen kaum wahrnehmbaren Überzug auf den Klingen gebildet hatte. Anschließend wurden die selben Klingen noch mit dem magischen Öl aus dem Glaskolben bestrichen, der noch am gestrigen Tag im Besitz eines Ogers gewesen war.
Nachdem etwaige Zauber gesprochen oder Tränke getrunken und die Taktik besprochen worden war, war es an der Zeit, sich dem Schmiedeschand zu stellen. Laut dem Koboldschamanen befand sich eines der Kinder in der Gewalt dieses Monsters und niemand wusste, was der untote Zwerg mit ihm anstellen würde. Es war also angeraten, sich zu beeilen und die Augen nach dem Kind offen zu halten. 

Ihr Weg führte die Gruppe ein weiteres Mal durch das Loch an der Wand und durch den unbearbeiteten, mit beißendem Rauch gefüllten Gang. Schon aus der Ferne drangen die bereits bekannten Geräusche einer Schmiede - knisterndes Feuer und Hammerschläge auf einen Amboss - an die Ohren der Abenteurer. Doch jetzt folgten sie dem Gang weiter und gingen geradewegs auf das rote Glühen in der Ferne zu.
Sie betraten eine Höhle, die zu einer riesigen Schmiede umfunktioniert worden war. Der heiße Rauch löste sich zwar auch hier nicht komplett auf aber fand anscheinend zumindest einen Weg hinaus und so besserte sich die Sicht der Abenteurer und erlaubte so einen schnellen Blick auf ihre Umgebung. Die gegenüberliegende Wand wurde fast vollständig von einer massiven und gewaltigen Esse eingenommen, die der Ursprung des knisternden Feuers und des Rauches war. Wenige Meter davor stand ein mächtiger Amboss mitten im Raum. Er war umgeben von Hämmern, Zangen und anderen Werkzeugen. Überall hingen Ketten in verschiedenen Größen - selbst von der Decke.

Vor dem Amboss stand ein Wesen, welches definitiv körperlich war aber bei dem es sich nichtsdestotrotz um den Schmiedeschand handeln musste. Schon aus der Ferne drang der Geruch nach geschmolzenem Stahl, verbrannten Haaren und fauligem Fleisch an die Gruppe heran, der das Wesen wie eine unsichtbare Wolke zu umgeben schien.
Auch wenn es die Größe - wenn auch viel breiter und massiver - eines Zwerges hatte war von diesem Körper nicht mehr viel zu sehen. Dutzende, rotglühende Ketten, halb geschmolzener Stacheldraht und riesige Stahlhaken waren an und in dem toten Fleisch dieses Untoten befestigt und bildeten so einen makaberen Körper aus Stahl. Nur hier und da konnte man den verbrannten, ehemaligen Körper dieses Zwerges zwischen dicken Schichten Stahlketten erkennen.
Noch bevor irgendjemand die Situation auch nur halbwegs verarbeitet oder begriffen hatte, drehte sich der Schmiedeschand um.
Die vielen schweren Ketten und Haken klirrten dabei und laut hallten diese Geräusche durch die Schmiede. Das Gesicht des untoten Zwerges war von Wahnsinn und Tod zerfressen. Zwei kleine, kohlschwarze Augen blickten die Gruppe aus tiefen Augenhöhlen an. Was von dem Gesicht noch übrig geblieben war, wurde durch Haken und Ketten in die richtige Position gezogen und dort unter Spannung gehalten. Dicker, schwarzer Rauch, der wie aus dem Nichts an der Stelle entstand, an der früher einmal der Stolz eines jeden Zwerges gehangen hätte, umgab den Kopf des Schmiedeschandes.

Als wäre das noch nicht genug, erspähte die Gruppe auch eines der Kinder. Es war ein Junge - etwas größer und dicker als Savram - der geknebelt und mit langen Kette gefesselt vor dem Amboss lag. Er bewegte sich kaum. Selbst das ungeschulte Auge mochte erkennen, dass er vermutlich zu viel Rauch eingeatmet hatte und schnell hier rausgebracht werden musste.


Der Schmiedeschand hob seinen schwarzen Kriegshammer und machte sich bereit für den Kampf. Ein Flüstern, nicht viel mehr als ein Windhauch, ging durch die kleine Höhle. "Mehr Seelen für Droskars Esse... auf das ich endlich erlöst werde..." Wie auf einen ausgesprochenen Befehl, fingen einige der lose herabhängende Ketten, die den Körper des Schmiedeschandes bildeten, an sich wie Schlangen zu bewegen.


« Letzte Änderung: 26.12.2015, 02:54:13 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #266 am: 04.01.2016, 02:08:45 »
Jurin in Not - Runde 1

"In Falkengrund im Gauklerlager habe ich noch eine Geistergeschichte gehört", sagte Finlay, als man sich langsam zum Tunnel vorwagte. "Gerade hier über den Schmiedeschand, wird er wohl genannt. Er hat seinen Gott enttäuscht und muss so lange hier unten bleiben, bis er ihm eine Seelenkette geschmiedet hat. Eine Kette aus Seelen, nehme ich mal an. Jedenfalls, um hier Hammer und Amboss zu benutzen, kann er eine feste Gestalt annehmen."

Finlay wurde ein wenig blass bei der Erzählung. "Wieviel davon stimmt, weiß ich nicht. Ein alter Mann hat's den Kindern am Lagerfeuer erzählt und ich habe so recht genau gar nicht zugehört." Weil sein Herz sich in der Brust verkrampft hatte vor Sehnsucht, vor lauter Neid... weil es in den Ohren gerauscht und pulsiert hatte... ganz so wie jetzt, wenn auch der Grund ein anderer war.

Sei keine Memme, Finlay verbat er sich. Lass nicht schon wieder ein Kind im Stich!

So schlich er mit Theudis und Gerion vor, während Nasreddin und die padrona nachfolgten. Seine Schleuder hielt er so fest in der Linken, dass die Knöcheln weiß hervortraten.

Doch so sehr er sich gegen den Anblick des untoten Feindes zu wappnen versuchte, bekam er doch, als er sich durch die letzte Engstelle des Tunnels gequetscht hatte und die verrauchte Esse betrat, beim Anblick des kettenbehangenen Monstrums einen Riesenschreck, der ihn aufkeuchen ließ. Darauf musste er husten, denn der Rauch brannte ihm ganz fürchterlich in Brust und Kehle, und darüber ging sein Angriff hoffnungslos ins Leere.

Oh weh, und der Junge atmet dieses ätzende Gift schon wer weiß wie lange ein, wie dreckig muss es ihm gehen.

Finlay sprang also hinter Theudis und Gerion vorbei und um den Jungen herum—einen Schritt weiter und man hätte sagen können, er werfe sich heldenhaft zwischen diesen und das Ungetüm (er zog auch den Rapier dabei)—doch blieb er statt dessen beim Jungen, bereit ihn zu heilen, wenn die Kameraden ihm darin nicht zuvorkämen.


In der Schmiede des Seelenzwergs war es sehr rauchig und der Junge, der vor ihnen in Ketten lag, hatte diesen ätzenden Qualm die ganze Zeit schon eingeatmet. Eile war geboten, sonst würde er ersticken.

Doch davor mussten sie noch dieses Monstrum aus Ketten erledigen. Doch wie nur? Dies war ein Untoter, ihre Sprüche würden bei ihm nicht viel Wirkung zeigen.

Kurzerhand lud sie ihre leichte Armbrust und schoss einen Pfeil auf den Zwerg, der auch geradewegs sein Ziel fand.

Allerdings wurde der Bolzen schon nach wenigen Sekunden einfach so aus dem Fleisch des Schmiedeschandes gedrückt. Übrig blieb keinerlei Wunde.

Gerion erschauderte, als er die Kreatur das erste Mal erblickte. Es dauerte einen Wimpernschlag, bis er sich von diesem Anblick erholte. Sie mussten das Kind retten und daher würden sie die Kreatur besiegen. Als Gerion sah, dass Shira keinen Zauber benutzte, war klar, dass ihre Magie hier nichts taugte. Also musste er ran. Hier würde er seine ganzes Geschick im Kampf benötigen also konzentrierte er sich schnell auf die Kreatur und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Alles andere trat in den Hintergrund, nur das Wesen, seine Axt und er waren im Visier. "Wir erlösen dich, Kreatur!" rief er und trat dann mit 2 Schritten heran und seine Axt führ auf das Monstrum hernieder, aber die Axt glitt einfach an den Ketten ab.

Unbeeindruckt von den bisherigen Angriffen, blieb der Schmiedeschand einfach neben seinem Amboss stehen. Fast schien es so, als wäre er zu einer Salzsäule erstarrt aber dann konnte man sehen, wie er immer dicker wurde und sich sein Gesicht aufblähte. Kurz darauf öffnete der untote Schmied seinen Mund und stieß eine Wolke aus dichtem, schwarzem Ruß, Rauch und Funken auf die Gruppe. Lediglich Gerion wurde davon nicht erfasst.
Der Junge, der sich vorher schon kaum bewegt hatte, schrie plötzlich auf, als Hitze und Funken ihn trafen und versuchte sich dabei schwach zu wehren. Im letzten Moment konnte Finlay sich über den Jungen werfen, um ihn vor dem Angriff zu schützen. Trotz des Schutzes, bewegte sich der Junge nicht und schreite auch nicht mehr. War er ohnmächtig oder sogar noch stärker verletzt, als anfangs angenommen?
Eine genauere Untersuchung war jetzt allerdings nicht möglich, denn es fehlte die Zeit dafür. Außerdem konnte man aufgrund der dichten, heißen Rußwolke kaum etwas sehen. Wenn der Junge noch leben sollte, dann musste er augenblicklich aus dieser Schmiede gebracht und stabilisiert werden.
Neben dem Knistern der Funken war wieder die geisterhafte Stimme des Schmiedes im Raum zu hören. "Tot oder lebendig, es ist gleich... Eure Seelen vervollständigen meine Kette und befreien mich... endlich... frei..."


Theudis Muskeln pumpen und trotz seiner aktuellen Blindheit bewegt er sich in Richtung des Zwerges. Obwohl seine Chancen niedrig stehen ihren Widersacher zu treffen versucht es der Söldner. Doch ein metallischer Ton zeigt ihm, dass er den Amboss getroffen hat und nicht den Schmied.

Auch Nasreddins Augen waren vor Schrecken geweitet als er den Schmiedeschand sah.
Der Geschichtenerzähler wäre beinahe für den Rauch dankbar gewesen, welche einen klaren Blick auf das Monstrum verhinderten, würde dieser nicht so sehr in seinen Augen brennen und kaum hatte er den Raum betreten wurde er sogleich von dem feurigen Atem des Untoten empfangen.

Doch anstatt das Monstrum direkt anzugreifen, blieb der Keleshite stehen, zeigte auf das Ungetüm und rief mit lauter Stimme: "Bei Sarenrae, dieses Monstrum hat keinen Platz auf dieser Welt!"

Nasreddin konnte es nicht sehen aber bei der Erwähnung der Göttin des Lichts, der Sonne und der Heilung, wich der Schmiedeschand einen kleinen Schritt zurück und ließ seinen schwarzen Kriegshammer ein Stück weit sinken.
« Letzte Änderung: 04.01.2016, 02:14:51 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #267 am: 10.01.2016, 00:35:24 »
Jurin in Not - Runde 2

Als sich Nasreddin an Gerion und der Höhlenwand vorbeiquetschte, um aus der heißen Rußwolke herauszukommen, zuckte eine der Ketten wie eine lebendige Schlange um den Schmiedeschand herum und traf den Barden hart an der Seite. Glühendheiße Widerhaken fraßen sich in die Hüfte des Keleshiten - ließen ihn dann, als er außer Reichweite war aber wieder los. Das Gewand des Mannes fing an sich vor Blut rot zu verfärben.

Obwohl der Hexe auf Grund des beißenden und stechenden Qualms sehr unwohl war und sie dies auch merklich durch Verbrennungen auf der Haut zu spüren bekam, musste sie dringend den Jungen retten. Sie konnte ihn zwar nicht richtig sehen, aber eben war er noch kurz vor ihr gewesen. Sie tastete sich einen Schritt an der Wand entlang, als der Junge wieder in ihr Blickfeld geriet. Sofort zog sie ihren Zauberstab aus dem Ärmel und tippte das bewustlos vor ihr liegende Kind an. "Curare!"
Ebenso bemerkte sie Finlay und rief ihm zu: "Lass uns den Jungen hinter den Ambos ziehen, dort ist er vielleicht etwas geschützter und wir laufen weniger Gefahr, dass er im Kampf getroffen wird."

Auch der Kater blieb von den Geschehnissen nicht unbeeindruckt. Als der die Wolke auf sich zukommen sah, zog er sich weiter zurück.

Nachdem Shira den Jungen mit heilender Magie erfüllt hatte, fing dieser reflexartig an, tief einzuatmen und sofort wieder zu husten. Nun öffnete er auch wieder die Augen aber da er nichts sehen konnte und gefesselt war, blieb ihm nichts anderes übrig, als alles über sich ergehen zu lassen.

Sein erster Angriff war nicht erfolgreich gewesen, aber er war durch Glück nicht in den Funkenregen gelangt und nun war auch Theudis da, so dass sie beide effektiv würden kämpfen können. Also brachte er sich in eine gute Position und griff erneut mit all seiner Kraft und Erfahrung an. Wenn er Shira richtig verstanden hatte, würde das Salz seine zweite Axt nur einmal verbessern, diese Chance wollte er nutzen.

Beide Axthiebe fraßen sich durch einige dünne Kettenglieder und trafen daraufhin auf das tote Fleisch des Schmiedeschandes. Ob der untote Schmied überhaupt noch Schmerzen empfinden konnte war fraglich - bis auf ein kurzes Grunzen und schwarzen Rauch, der aus der Wunde trat, konnte Gerion nichts bemerken.

Finlay ist der erste, der sich unter dem Funkenregen wegduckt. Feuer! Lebendig zu verbrennen! Vor nichts hat er eine panischere Angst. Und doch wirft er sich schützend über den Jungen, will ihm die Flammen ersparen, die auf seinen eigenen Leib prasseln. War das überhaupt Mut? Oder Zufall, ein reiner Reflex, da er dem Jungen eh schon zugewandt war, dieser eh in Fluchtrichtung kauerte? Die Frage stell ich mir später, jetzt muss der Junge erst einmal hier raus! Verflixt, man sieht hier ja nicht einmal die Hand vor den eigenen Augen!

"O teño!" rief er. Vor lauter Aufregung hatte er in seine Muttersprache gewechselt, ohne es zu bemerken.

Den bewusstlosen Jungen in den Armen rappelte er sich auf und stolperte den Weg zurück, den er soeben er gekommen war. Sein Rapier hatte er aus den Händen verloren. Verdammt, war der Kerl schwer!

Wohlgenährt, aber die Ketten wiegen bestimmt auch noch mal die Hälfte. Hört die Rauchwolke denn niemals auf? Au, verflixt, das war die Felssäule, an der ich mich vorhin vorbeigedrückt habe, wie weit denn noch? Spür ich da nicht einen Luftzug? Ich kann nicht mehr, er rutscht mir aus dem Arm!

Doch dann brach Finlay endlich aus der Wolke hervor und sah wieder normal. Also vor allem war es dunkel. Nur die Wand wenige Schritte vor ihm war erhellt durch die Fackeln der beiden zurückgebliebenen Kameraden.

"Wilbur!" rief er hustend und krächzend: er hatte zuviel Rauch und Asche eingeatmet. "Oder..." Verflixt, er hatte den Namen vergessen. "Oder der Zwerg! Einer von euch hierher!" Ob sie ihn gehört hatten? Doch er musste sich erst einmal um den Jungen kümmern. Die Ketten, waren das normale Ketten oder waren sie für seinen Zustand verantwortlich? Saßen sie irgendwo zu eng, dass sie ihm die Luft abschnürten oder fügten sie ihm vielleicht gar magischen Schaden zu?

"Naderi hilf", murmelte er, den Jungen noch immer im Arm. "Naderi, oh bitte, lass mich nicht zu spät sein!"

Ich hätte mich sofort um ihn kümmern sollen, nicht erst angreifen. Dumm, dumm, dumm!

Und weil er sich solche Gedanken machte, und überhaupt der plötzlichen Verantwortung nicht gewachsen (wann war er das je gewesen?), weil die Angst ihm im Nacken saß, war er beim Zaubern zu hastig, ließ die heilende Energie, mit der seine Göttin ihn erfüllte, viel zu früh auf den Jungen übergehen, vergeudete das meiste, wie jemand, der beim unachtsamen Wassereinschenken die Hälfte neben den Krug goss.

"Ich bin hier!" rief der Gnom und kam geradewegs auf Finlay zugestolpert, da ihn seine kleinen Beine nicht so schnell tragen konnten, wie er eigentlich rennen wollte. Auch Bergi war zur Stelle und sogar Savram lugte aus dem Nachbarraum hervor. Allen Drei war der Schrecken deutlich anzusehen, als sie den Jungen sahen.
Das Finlay offensichtlich heilende Kräfte besaß, kommentierte lediglich Bergi mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem tiefen, schwer einzuordnenden Brummen.
"Jurin! Das ist Jurin!" rief Savram und kniete sich sofort neben den etwas dicklicheren Jungen, um sich um ihn zu kümmern. Wilbur kramte währenddessen in seinem Rucksack herum und fing an, die Inhalte einiger kleiner Fläschchen zusammenzumischen.
"Halt still!" rief Bergi und ließ daraufhin seine Axt zielgenau auf die Ketten niederfahren. Jurin selbst schien es durch die heilende Magie schon besser zu gehen. Er war geschockt und sagte kein Wort aber das Savram bei ihm war, beruhigte ihn ganz offensichtlich.

Schon als Gerion seine Äxte aus dem toten Fleisch des Schmiedeschandes herauszog, konnte er beobachten, wie sich die vollkommen blutlosen Wunden anfingen zu schließen und kleiner wurden. Sein Angriff hatte Erfolg gehabt aber offensichtlich verfügte der Untote über starke Selbstheilungskräfte.
Bei genauerer Betrachtung wurde auch deutlich, dass sich die vielen Ketten samt glühender Widerhaken in das Fleisch des Schmiedes bohrten aber die zugefügten Wunden danach sofort wieder verheilten. Dieses Wesen war ein Gefangener seiner eigenen Ketten und musste andauernde, unglaubliche Schmerzen verspüren - wenn es denn noch dazu fähig war.
"Erlöst mich..." wanderte die geisterhafte Stimme des Schmiedeschandes abermals durch die grob behauene Höhle. Er drehte sich zu der neuen Gefahrenquelle herum und ließ seinen schwarzen Kriegshammer auf Gerions Schulter herniederfahren. Ein zuckender Schmerz bestätigte dem Waldläufer, dass er hart getroffen wurde. Auch die lebendig wirkende Kette schlug nach Gerion aber unter diesem Angriff konnte er sich gerade noch wegducken.

Der Geschichtenerzähler taumelte mit einem vor Schmerzen verzerrten Gesicht nach hinten. Er hielt sich die Seite während das Blut langsam durch seine Finger hindurch sickerte

Bei Sarenrae, der gnädigen Göttin und Cayden Cailean, dem Gott der Abenteurer, selbst wenn dieser Unwürdige nun stirbt, bei einem Abenteuer, beim versuch Kinder zu retten, so wird meine Seele dennoch nicht ihren Frieden finden, sondern zu einem weiteren Glied in der Rüstung diese Untoten Zwerges.
Die grausame Göttin des Schicksals und die hinterhältige Göttin des Unglücks haben uns wieder ein Schnippchen geschlagen, indem sie uns in eine ausweglose Situation, ohne Aussicht auf Erfolg brachten.

Doch auch wenn sie bereits besiegt waren so würde Nasreddin sein möglichstes tun, damit Wilbur und Bergi den Jungen hier wegbrachten, er würde die Zeit für ihre Flucht mit seinem Leben erkaufen und als Sohn einer keleshietischen Händlerfamilie war er zuversichtlich was seine Fähigkeiten im Feilschen betraf.

Und so summte er leise vor sich hin als er, seine blutverschmierten Hände zu einem Rhythmus bewegte den nur er wahrnehmen konnte, als plötzlich die Gestalt eines mächtigen Zwergen Kriegers auf dem Amboss erschien.
Breitbeinig stand der Krieger da, in seiner goldenen Rüstung über weißen Tuch, die einen starken Kontrast zu seiner von Sonnen gegerbten Haut bot. Die Rüstungen und Waffen welche der stumme Krieger trug, muteten exotisch an und das Motiv eines Raubvogels war überall an ihnen zu finden, selbst die goldene Axt dieses Kriegers, besaß die Form eines Raubvogels mit gespreizten Flügeln. Und dieser mächtige Krieger richtete seinen falkenartigen Blick auf den Untoten, bereit sich auf das Monstrum zu stürzen wie ein Raubvogel in schnellem Flug.

Lediglich einen kurzen Seitenblick hatte der Schmiedeschand für die Illusion Nasreddins übrig. Ob er den Schwindel durchschaut hatte oder in diesem Krieger - so gefährlich und imposant dieser auch aussah - keine Gefahr sah, wurde nicht deutlich.

Der Amboss war rechts von ihm, dass hatte Theudis gehört. Also musste der Zwerg links davon stehen. Er nahm all seine Kraft zusammen und holte mit zusammen gekniffenen Augen mit seinem Zweihänder aus. Und dieses mal merkte er den typischen Widerstand, wenn das Schwert auf eine Panzerung traf und sie durchschlug.

Da der untote Schmied seine Aufmerksamkeit auf Gerion lenkte, war der Angriff trotz der schlechten Sichtverhältnisse und des beißenden Rauches ein voller Erfolg. Die Klinge seines Zweihänders durchbrach einige der Ketten und fraß sich tief in den Rücken des Schmiedeschandes. Dieses Mal schrie der Untote laut auf und wandte sich sofort der neuen Bedrohung zu.
"Droskar wird seinen Spaß mit deiner Seele haben... so kräftig... wild..."
« Letzte Änderung: 11.01.2016, 04:14:00 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #268 am: 21.01.2016, 00:31:21 »
Jurin in Not - Runde 3

Gerion sah den mächtigen Hieb des Gegenübers, den er aber in der Aschewolke nur als grobe Silhouette erkennen konnte. Hier war dessen große Waffe von Vorteil, aber das half nichts. Das Salz war zwar verbraucht, dennoch griff er mit beiden Waffen an, denn er wollte mit eigenen Augen sehen, dass eine Waffe ohne magische Kraft nichts erreichen konnte. Also schlug er erneut auf die Kreatur ein, in der Hoffnung, das er auch mit den kleinen Waffen einen guten Treffer landen würde.

Wieder traf Gerion mit seiner magischen Axt und hinterließ eine dampfende Wunde im toten Fleisch des Schmiedeschands. Die nichtmagische Axt traf auf eine der Stahlketten und wurde durch den Aufschlag abgelenkt, sodass sie keinen Schaden verursachte.

Die Hitze wurde immer schlimmer und ihre blasse Haut fühlte sich kurz vor dem Kochen an.
Sie musste hier weg, denn sie konnte ohnehin kaum etwas sehen. Aber wohin?
Wenn sie nicht alles täuschte, hatte Nasreddin gerade eben einen fürchterlichen Schrei von sich gegeben, der ganau von der anderen Seite kam. Immer gerade den nächsten Schritt vor sich erkennend, ging sie in diese Richtung. Und plötzlich wurde es wieder heller. Sie kam sogar aus der Rußwolke heraus, wodurch ihr auch sofort das atemen wieder leichter viel.

Und nun konnte sie auch den Schmiedeschand wieder erkennen, der die Schuld an allem trug und dies verursacht hatte. Wütend riss sie den Zauberstab in seine Richtung und sofort entlud sich ein Strahl positiver Energie, der nur durch ein Flimmern erkennbar auf den Zwerg zuraste. In einem solchen Wesen konnte die Heilkraft einfach nur Schaden anrichten.

Doch all dies hatte ihr schwer zugesetzt und so bäumte sie sich noch einmal auf, zog den Zauberstab zurück und lies bei einem weiteren "Curare!" die Energie durch ihre Glieder strömen. Dies war Balsam auf ihrer lädierten Haut.

Im gleichen Moment, in dem sich Shiras Wunden schlossen und die Verbrennungen auf ihrer Haut verheilten, richtete die positive Magie beim Schmiedeschand das genaue Gegenteil an. Eine der Wunden, die Gerion dem Untoten bereits zugefügt hatte, vergrößerte sich und stieß dabei stinkenden Dampf aus.

Als Finlay, den Jungen noch im Arm, den Gnomenzwerg mit erhobener Axt auf sich zurennen sah, schaffte er es gerade noch, ersteren nicht allzu ruppig auf dem Boden abzusetzen und dann aus dem Weg zu springen—da fuhr die Axt auch schon auf die Ketten hinab, die den Jungen fesselten.

Jurin, wie der andere Junge ihn nannte, schien erst einmal außer Lebensgefahr; soviel Zeit, um das festzustellen, nahm Finlay sich. Aus der Schmiede hinter ihm ertönten derweil gellende Schmerzensschreie und auch ihm selbst ging es kaum besser: Brandwunden auf jedem Flecken freier Haut und jeder Atemzug brennende Qual.

"Ihr müsst", bringt er hustend hervor, "schnell weg. Weit weg. Eingang. Weiß nicht, ob wir ihn packen. Muss wieder... Muss..."

Ja, was musste er? Wieder hinein in die Wolke? Das konnte niemand verlangen. Vielleicht war jetzt der geeignete Moment vorzuschlagen, dass er mit den beiden Kindern und dem alten Gnom nach Falkengrund zurückkehrte und der Gnomenzwerg sich statt seiner in die Schlacht stürzte, worauf er als Kämpfer sich ja viel besser verstand als Finlay, einfacher Gaukler der er war.

Schließlich hab ich den Jungen, für den's das Geld gibt, ja jetzt gefunden! war der beschämende Gedanke, der sich ihm aufdrängte, gefolgt von einer jähen Panik: Seelenkette! Wenn er meine Seele damit einfängt, werde ich niemals mit meiner Liebsten vereint! Bis in alle Ewigkeit ohne sie!

Doch kaum hatte Finlay dieses entsetzliche Schicksal ausgemalt, da war ihm plötzlich klar: das würde seine Göttin niemals zulassen! Ihr Versprechen galt!

"Muss wieder... zu den anderen. Beeilt euch! Und Wasser! Jurin. Bald. Trinken!"

Dann wandte er sich der heißen Wolke zu. Irrte er sich oder wurde diese bereits lichter?

"Aargh!" schrie der Gnomenzwerg. Erst wandte er sich Finlay zu, dann den Kindern aber schließlich hatte er eine Entscheidung getroffen. "Verdammt! Passt gut auf euch auf!" Mit diesen Worten drehte er sich zu den beiden Jungen und dem Gnom um. Vorsichtig hob er Jurin hoch und brachte ihn weiter von der gefährlichen Schmiede fort. Wilbur hatte wieder seine alchemistischen Zutaten in der Hand und braute irgendeinen Trank für den Jungen zusammen.

Auch wenn Gerions Axt sich ein weiteres mal in das untote Fleisch des Schmiedeschandes fraß, wandte dieser sich nicht nach dem Waldläufer um. Theudis bezahlte seinen erfolgreichen und zerstörerischen Angriff jetzt mit der ungeteilten Aufmerksamkeit des Untoten, der anscheinend Gefallen an ihm gefunden hatte und seinerseits zum Angriff überging.
Dem Hammerschlag konnte Theudis einfach ausweichen, weil dieser recht vorhersehbar gewesen war aber die lebendige Kette hatte der Mann wortwörtlich nicht kommen sehen. Wie aus dem Nichts erschien sie aus dem schwarzen Rauch hinter Theudis und warf sich mit einer Wucht gegen den Krieger, die man von diesem Stück Stahl nicht erwartet hätte.
Rotglühende Widerhaken begannen sich in das Fleisch des Kriegers zu bohren und rissen dabei seinen gesamten Rücken auf.

Schmerzlich merkt Theudis wie die Kraft aus seinem Körper weicht. Doch im selben Moment merkt er wie eine unglaubliche Kraft durch seine Muskeln fahren. Doch er musste die Position des Schmiedes erraten. Ein lautes steinernes Klacken machte darauf aufmerksam, dass er verfehlt haben musste.

Nasreddin wich ängstlich zurück als er merkte dass der Schmiedeschand seine Illusionen ignorierte.
Der Geschichtenerzähler hatte im Verlauf dieses Kampfes seine mächtigsten Zauber bereits aufgebraucht und was übrig blieb, besaß nicht einmal den Wert eines Pfefferkorns. Zum wiederholten mahle musste der Keleshiete feststellen, dass die Zauber welche er mit sich führte, in dieser Region genauso nutzlos waren, wie eine Fackel für einen feurigen Ifrit.

Doch noch hatte er sein letztes Blatt noch nicht gespielt, er hatte schließlich noch seine Karten die er auf das Ungeheuer werfen konnte.
Bei Sarenrae, mit meinen Karten werde ich dieses Monstrum nicht einmal kitzeln, da es sich hierbei offensichtlich um den unheiligen Sohn eines Amboss und eines Steins handelt.
Bei der Sinnlosigkeit seiner Handlung konnte Nasreddin natürlich nicht anders als zu Lächeln, auch wenn dieses Lächeln nur die Hoffnungslosigkeit des Keleshieten widerspiegelte.

Leider waren seine Gefährten im Weg und da er diese mit seiner magisch verstärkten Karte nicht treffen wollte, ging der Angriff daneben.
« Letzte Änderung: 21.01.2016, 01:02:35 von Thorgrimm »

Thorgrimm

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Kapitel 2 - In den Tiefen des Droskarfelses
« Antwort #269 am: 22.01.2016, 02:04:24 »
Jurin in Not - Runde 4

Als der Rauch und die Funken sich gelichtet hatten, sah Gerion, dass Theudis eine furchtbare Wunde davongetragen hatte. Aber er konnte im Moment nichts für ihn tun, die Kette der Kreatur würde alle Versuche zu Nichte machen, dem Kameraden zu helfen. Also konnte er nur ein tun, das Wesen von Theudis ablenken und versuchen, gute Treffer zu landen. Also schrie er ihn an "Fahr zur Hölle, du Monster. Dein Gott wird dich nie aufnehmen, so erbärmlich und schwach wie du bist." Dann schlug er zu, mit all seiner Kraft.

Der Schmiedeschand wankte unter der Wucht der beiden Schläge. Es war offensichtlich, dass er nicht mehr viel aushalten würde.

Als sich die Aschewolke auflöste, rannte Finlay zurück in die Schmiede, noch ehe er sich entschieden hatte, ob das tatsächlich seine Aufgabe sei. Ja, du kannst die deinen nicht im Stich lassen! schrie die Zigeunerseele in ihm, aber der Kleriker fragte kühl: Dienst du deiner Göttin damit? Kinder und Kameraden retten ist nicht deine Aufgabe, das haben andere Götter sich auf ihre Fahnen geschrieben. Du solltest dich darum kümmern, unglücklich Liebende zusammenzubringen. Und das kannst du nicht, wenn du tot bist.

Doch dann stand er längst mitten in der Schmiede und sah die Kameraden vor sich: verbrannt, aus vielen Wunden blutend, und Theudis, der so aussah, als dürfe er nicht mehr auf den Beinen stehen; ja, wenn Finlay es nicht mit eigenen Augen sähe, dächte er: niemand kann mit so einer Wunde noch umherlaufen, geschweige denn kämpfen!

Es gibt einen sicheren Weg herauszufinden, ob Naderi will, dass ich ihnen helfe...

Über die Konsequenzen dachte er nicht lange nach. Schließlich wollte er diese Gegend, dieses Land, sowieso so schnell es ging verlassen. Also hob er beide Arme zur Decke—dank der weiten Hemdsärmel entblößte diese Bewegung seine Arme bis zum Ellebogen und legte die Tättowierungen frei: links die züngelnden Flammen, rechts die leicht bekleidete und bis auf die Haut durchnässte junge Frau mit der einladenden Pose und dem versteckten Dolch in der Hand—und rief seine Göttin leise um Hilfe an.

"Axúdame! Axúdalos! Estou te implorando."

[Varisisch: Hilf mir! Hilf ihnen! Ich flehe dich an.]


Zuerst schien es so, als antworte Naderi nur widerwillig, daher wiederholte er seine Bitte, laut, mit Nachdruck, namentlich: "Naderi, dea máis graciosa de amantes, axúdanos! O teu servo humilde pídeche!"

[Varisisch: Naderi, gütigste Göttin der Liebenden, hilf uns! Dein demütiger Diener bittet dich.]

Diese Worte brachte er gerade noch verständlich hervor, danach hörte man ihn nur noch würgen. Das Gesicht nun ebenfalls zur Decke erhoben, schnappte er nach Luft: vergeblich, denn aus dem nun weit aufgerissenen Mund quoll unter Würgen und Spucken ein Schwall Wasser um den anderen empor. Wasser lief ihm zudem aus der Nase, den Augen, sogar den Ohren, die erhobenen Arme rann es hinab, tränkte seine Kleidung, die ihm bereits am Leib klebte; auch das Haar klebte klatschnass an seiner bleichen, bläulich-verfrorenen, aufgedunsenen Haut, und seine Augen erst! Milchig trüb starrten sie, leblos, tot! Wäre Finlay nicht gestanden, gäbe es keinen Zweifel: so sieht ein Ertrunkener aus.

Doch es konnte keine Nekromantie sein, die Finlay da wirkte, denn der Sprühnebel, der von ihm ausging und die gesamte Schmiede erfüllte, legte sich balsamisch kühl auf die heißen Gesichter seiner Kameraden und jeden bloßen Flecken Haut. Es war mehr als eine kurzzeitige Erleichterung: Brandwunden verheilten, blutige Schnitte schlossen sich. Es konnte keinen Zweifel geben: es war eine segnende Hand, die sie alle hier berührte.

Ein letztes Würgen, das in Husten und dann Spucken überging, dann bekam Finlay endlich wieder Luft.

Er lachte, als ihm etwas klar wurde. Zögere, und deine Göttin zögert, aber tu, was du tust, mit Nachdruck und Überzeugung, und sie steht an deiner Seite. Sie vertraut dir, wenn du dir selbst vertraut, hört auf dein Urteil, wenn du selbst auf dich hörst!

"Mil gracias, Naderi, dea máis graciosa en todos os ceos."

[Tausend Dank, Naderi, der du die gütigste Göttin in allen Himmeln bist.]

Heilender Nebel ging auf die Kameraden des versteckten Priesters nieder, verschloss ihre Wunden und kühlte ihre Haut. Der Untote blieb zwar verschont aber wandte sich für einen kurzen Moment Finlay zu. Fast meinte dieser Angst in den Augen des Schmiedes erkennen zu können.

Theudis sah erbärmlich zugerichtet aus. Aber wie konnte Shira zu ihm gelangen, ohne dass der Schmiedeschand sie mit seiner glühenden Kette malträtierte?

Gerade als sie darüber nachdachte, brüllte Gerion wütend auf den Zwerg ein und lies seine Äxte auf ihn niedersausen.

Und diese zeigten Wirkung. Davon motiviert, diesem Unwesen endlich den Rest zu geben, richtete sie ihren Zauberstab erneut auf die heiße, mit Ketten versehene Haut. "Curare!", brüllte sie aus vollem Leib. Theudis würde vermutlich keinen weiteren Schlag des Schmiedeschands überstehen.

Das musste er auch nicht, denn mit der Kraft des Heilstabes, schaffte es Shira endlich, den Schmiedeschand vom Untot zu befreien. Ein letztes Mal bäumte sich der Schmied auf, hob seinen Hammer aber fiel dann um. Der Rauch um sein Gesicht löste sich langsam auf und gab den Blick auf ein furchtbar entstelltes, verbranntes Antlitz frei. Die herumwirbelnde, lebendig wirkende Kette fiel mit einem Mal auf den Boden und lag, wie der Rest der Ketten, die den Körper des Schmiedeschandes umwickelten, einfach nur noch da. Der Untote schwelte und rauchte noch ein bisschen aber es war offensichtlich, dass er besiegt war.

Die Vernichtung des Schmiedeschandes hatte aber noch weitaus deutlichere Folgen. Ein Beben durchfuhr die Schmiede und brachte die gesamte Höhle zum Wackeln. An der Decke hängende Ketten trafen mit lautem Klirren aufeinander, Werkzeuge machten sich selbständig und verteilten sich auf dem Höhlenboden, während das Feuer dabei wie wild in der Schmiede tanzte. Der untote Schmied fing an stärker zu rauchen, als würde er bei lebendigem Leibe verbrennen - dieses Mal wirklich. Von der Decke löste sich Staub, Ruß und kleinere Steinchen, die auf die Köpfe der Helden fielen. Das ging einige Sekunden so, bis sich im nordwestlichen Teil der Schmiede ein dünner Riss im Boden immer weiter ausweitete und so innerhalb von Sekunden zu einer Spalte wurde. Die Lautsärke war ohrenbetäubend und fast konnte man zwischen den klirrenden Ketten und dem Poltern und Rumpeln ein tiefes Lachen zu hören. Mit einem Mal war alles vorbei. Das Feuer in der Schmiede erlosch und hinterließ lediglich glühende Kohlen, das Beben hörte auf und zurück blieb nur Chaos. Der Schmiedeschand hatte sich währenddessen gänzlich in Rauch aufgelöst. Nur eine einzige Kette - die Seelenkette - war zurückgeblieben.
« Letzte Änderung: 30.01.2016, 02:02:26 von Thorgrimm »

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