Jurin in Not - Runde 2
Als sich Nasreddin an Gerion und der Höhlenwand vorbeiquetschte, um aus der heißen Rußwolke herauszukommen, zuckte eine der Ketten wie eine lebendige Schlange um den Schmiedeschand herum und traf den Barden hart an der Seite. Glühendheiße Widerhaken fraßen sich in die Hüfte des Keleshiten - ließen ihn dann, als er außer Reichweite war aber wieder los. Das Gewand des Mannes fing an sich vor Blut rot zu verfärben.
Obwohl der Hexe auf Grund des beißenden und stechenden Qualms sehr unwohl war und sie dies auch merklich durch Verbrennungen auf der Haut zu spüren bekam, musste sie dringend den Jungen retten. Sie konnte ihn zwar nicht richtig sehen, aber eben war er noch kurz vor ihr gewesen. Sie tastete sich einen Schritt an der Wand entlang, als der Junge wieder in ihr Blickfeld geriet. Sofort zog sie ihren Zauberstab aus dem Ärmel und tippte das bewustlos vor ihr liegende Kind an.
"Curare!"Ebenso bemerkte sie Finlay und rief ihm zu:
"Lass uns den Jungen hinter den Ambos ziehen, dort ist er vielleicht etwas geschützter und wir laufen weniger Gefahr, dass er im Kampf getroffen wird."Auch der Kater blieb von den Geschehnissen nicht unbeeindruckt. Als der die Wolke auf sich zukommen sah, zog er sich weiter zurück.
Nachdem Shira den Jungen mit heilender Magie erfüllt hatte, fing dieser reflexartig an, tief einzuatmen und sofort wieder zu husten. Nun öffnete er auch wieder die Augen aber da er nichts sehen konnte und gefesselt war, blieb ihm nichts anderes übrig, als alles über sich ergehen zu lassen.
Sein erster Angriff war nicht erfolgreich gewesen, aber er war durch Glück nicht in den Funkenregen gelangt und nun war auch Theudis da, so dass sie beide effektiv würden kämpfen können. Also brachte er sich in eine gute Position und griff erneut mit all seiner Kraft und Erfahrung an. Wenn er Shira richtig verstanden hatte, würde das Salz seine zweite Axt nur einmal verbessern, diese Chance wollte er nutzen.
Beide Axthiebe fraßen sich durch einige dünne Kettenglieder und trafen daraufhin auf das tote Fleisch des Schmiedeschandes. Ob der untote Schmied überhaupt noch Schmerzen empfinden konnte war fraglich - bis auf ein kurzes Grunzen und schwarzen Rauch, der aus der Wunde trat, konnte Gerion nichts bemerken.
Finlay ist der erste, der sich unter dem Funkenregen wegduckt. Feuer! Lebendig zu verbrennen! Vor nichts hat er eine panischere Angst. Und doch wirft er sich schützend über den Jungen, will ihm die Flammen ersparen, die auf seinen eigenen Leib prasseln. War das überhaupt Mut? Oder Zufall, ein reiner Reflex, da er dem Jungen eh schon zugewandt war, dieser eh in Fluchtrichtung kauerte?
Die Frage stell ich mir später, jetzt muss der Junge erst einmal hier raus! Verflixt, man sieht hier ja nicht einmal die Hand vor den eigenen Augen!"O teño!" rief er. Vor lauter Aufregung hatte er in seine Muttersprache gewechselt, ohne es zu bemerken.
Den bewusstlosen Jungen in den Armen rappelte er sich auf und stolperte den Weg zurück, den er soeben er gekommen war. Sein Rapier hatte er aus den Händen verloren. Verdammt, war der Kerl schwer!
Wohlgenährt, aber die Ketten wiegen bestimmt auch noch mal die Hälfte. Hört die Rauchwolke denn niemals auf? Au, verflixt, das war die Felssäule, an der ich mich vorhin vorbeigedrückt habe, wie weit denn noch? Spür ich da nicht einen Luftzug? Ich kann nicht mehr, er rutscht mir aus dem Arm!Doch dann brach Finlay endlich aus der Wolke hervor und sah wieder normal. Also vor allem war es dunkel. Nur die Wand wenige Schritte vor ihm war erhellt durch die Fackeln der beiden zurückgebliebenen Kameraden.
"Wilbur!" rief er hustend und krächzend: er hatte zuviel Rauch und Asche eingeatmet.
"Oder..." Verflixt, er hatte den Namen vergessen.
"Oder der Zwerg! Einer von euch hierher!" Ob sie ihn gehört hatten? Doch er musste sich erst einmal um den Jungen kümmern. Die Ketten, waren das normale Ketten oder waren sie für seinen Zustand verantwortlich? Saßen sie irgendwo zu eng, dass sie ihm die Luft abschnürten oder fügten sie ihm vielleicht gar magischen Schaden zu?
"Naderi hilf", murmelte er, den Jungen noch immer im Arm.
"Naderi, oh bitte, lass mich nicht zu spät sein!"Ich hätte mich sofort um ihn kümmern sollen, nicht erst angreifen. Dumm, dumm, dumm!Und weil er sich solche Gedanken machte, und überhaupt der plötzlichen Verantwortung nicht gewachsen (wann war er das je gewesen?), weil die Angst ihm im Nacken saß, war er beim Zaubern zu hastig, ließ die heilende Energie, mit der seine Göttin ihn erfüllte, viel zu früh auf den Jungen übergehen, vergeudete das meiste, wie jemand, der beim unachtsamen Wassereinschenken die Hälfte neben den Krug goss.
"Ich bin hier!" rief der Gnom und kam geradewegs auf Finlay zugestolpert, da ihn seine kleinen Beine nicht so schnell tragen konnten, wie er eigentlich rennen wollte. Auch Bergi war zur Stelle und sogar Savram lugte aus dem Nachbarraum hervor. Allen Drei war der Schrecken deutlich anzusehen, als sie den Jungen sahen.
Das Finlay offensichtlich heilende Kräfte besaß, kommentierte lediglich Bergi mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem tiefen, schwer einzuordnenden Brummen.
"Jurin! Das ist Jurin!" rief Savram und kniete sich sofort neben den etwas dicklicheren Jungen, um sich um ihn zu kümmern. Wilbur kramte währenddessen in seinem Rucksack herum und fing an, die Inhalte einiger kleiner Fläschchen zusammenzumischen.
"Halt still!" rief Bergi und ließ daraufhin seine Axt zielgenau auf die Ketten niederfahren. Jurin selbst schien es durch die heilende Magie schon besser zu gehen. Er war geschockt und sagte kein Wort aber das Savram bei ihm war, beruhigte ihn ganz offensichtlich.
Schon als Gerion seine Äxte aus dem toten Fleisch des Schmiedeschandes herauszog, konnte er beobachten, wie sich die vollkommen blutlosen Wunden anfingen zu schließen und kleiner wurden. Sein Angriff hatte Erfolg gehabt aber offensichtlich verfügte der Untote über starke Selbstheilungskräfte.
Bei genauerer Betrachtung wurde auch deutlich, dass sich die vielen Ketten samt glühender Widerhaken in das Fleisch des Schmiedes bohrten aber die zugefügten Wunden danach sofort wieder verheilten. Dieses Wesen war ein Gefangener seiner eigenen Ketten und musste andauernde, unglaubliche Schmerzen verspüren - wenn es denn noch dazu fähig war.
"Erlöst mich..." wanderte die geisterhafte Stimme des Schmiedeschandes abermals durch die grob behauene Höhle. Er drehte sich zu der neuen Gefahrenquelle herum und ließ seinen schwarzen Kriegshammer auf Gerions Schulter herniederfahren. Ein zuckender Schmerz bestätigte dem Waldläufer, dass er hart getroffen wurde. Auch die lebendig wirkende Kette schlug nach Gerion aber unter diesem Angriff konnte er sich gerade noch wegducken.
Der Geschichtenerzähler taumelte mit einem vor Schmerzen verzerrten Gesicht nach hinten. Er hielt sich die Seite während das Blut langsam durch seine Finger hindurch sickerte
Bei Sarenrae, der gnädigen Göttin und Cayden Cailean, dem Gott der Abenteurer, selbst wenn dieser Unwürdige nun stirbt, bei einem Abenteuer, beim versuch Kinder zu retten, so wird meine Seele dennoch nicht ihren Frieden finden, sondern zu einem weiteren Glied in der Rüstung diese Untoten Zwerges.
Die grausame Göttin des Schicksals und die hinterhältige Göttin des Unglücks haben uns wieder ein Schnippchen geschlagen, indem sie uns in eine ausweglose Situation, ohne Aussicht auf Erfolg brachten.
Doch auch wenn sie bereits besiegt waren so würde Nasreddin sein möglichstes tun, damit Wilbur und Bergi den Jungen hier wegbrachten, er würde die Zeit für ihre Flucht mit seinem Leben erkaufen und als Sohn einer keleshietischen Händlerfamilie war er zuversichtlich was seine Fähigkeiten im Feilschen betraf.
Und so summte er leise vor sich hin als er, seine blutverschmierten Hände zu einem Rhythmus bewegte den nur er wahrnehmen konnte, als plötzlich die Gestalt eines mächtigen Zwergen Kriegers auf dem Amboss erschien.
Breitbeinig stand der Krieger da, in seiner goldenen Rüstung über weißen Tuch, die einen starken Kontrast zu seiner von Sonnen gegerbten Haut bot. Die Rüstungen und Waffen welche der stumme Krieger trug, muteten exotisch an und das Motiv eines Raubvogels war überall an ihnen zu finden, selbst die goldene Axt dieses Kriegers, besaß die Form eines Raubvogels mit gespreizten Flügeln. Und dieser mächtige Krieger richtete seinen falkenartigen Blick auf den Untoten, bereit sich auf das Monstrum zu stürzen wie ein Raubvogel in schnellem Flug.
Lediglich einen kurzen Seitenblick hatte der Schmiedeschand für die Illusion Nasreddins übrig. Ob er den Schwindel durchschaut hatte oder in diesem Krieger - so gefährlich und imposant dieser auch aussah - keine Gefahr sah, wurde nicht deutlich.
Der Amboss war rechts von ihm, dass hatte Theudis gehört. Also musste der Zwerg links davon stehen. Er nahm all seine Kraft zusammen und holte mit zusammen gekniffenen Augen mit seinem Zweihänder aus. Und dieses mal merkte er den typischen Widerstand, wenn das Schwert auf eine Panzerung traf und sie durchschlug.
Da der untote Schmied seine Aufmerksamkeit auf Gerion lenkte, war der Angriff trotz der schlechten Sichtverhältnisse und des beißenden Rauches ein voller Erfolg. Die Klinge seines Zweihänders durchbrach einige der Ketten und fraß sich tief in den Rücken des Schmiedeschandes. Dieses Mal schrie der Untote laut auf und wandte sich sofort der neuen Bedrohung zu.
"Droskar wird seinen Spaß mit deiner Seele haben... so kräftig... wild..."