• Drucken

Autor Thema: Willkommen im Tantalum-Komplex  (Gelesen 44248 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #60 am: 30.05.2015, 21:26:27 »
Lilou sah Markus mit einem enttäuschten Schmollmund-Gesicht an, und schüttelte den Kopf. "Das ist das Problem mit den lieben Kerlen", sagte sie zu sich selbst. "Loslassen ist nicht ihr Ding."

Sie lief Markus hinterher, und hakte sich bei ihm unter. "Also gut, mein Prinz, wir machen ein Geschäft. Ich bin zu betrunken, um das hier lange mitmachen zu können. Aber wenn du dich unbedingt damit quälen willst: Schau dir ein paar Minuten ihr Techtelmechtel an. Und danach gehen wir in mein Apartment, und ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, damit du sie zumindest so lange vergisst, wie du bei mir bist." Sie lächelte ihn an. "Und ich verspreche nicht schnell was, hatte ich das erwähnt? Entweder das, oder die traurige, einsame Lilou muss sich einen neuen Prinzen suchen."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Markus Müller

  • Beiträge: 151
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #61 am: 30.05.2015, 23:20:01 »
Mit Lilou untergehakt schlenderte Markus den Asiaten hinterher. Im Moment war die Blondine die perfekte Tarnung.  Später würde er sie irgendwie loswerden müssen.  Er nahm noch eine Flasche Champus für unterwegs mit. Vielleicht brsuchte er sie noch.

Noth

  • Beiträge: 146
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #62 am: 30.05.2015, 23:21:11 »
Seine Hände hielt Tián wie viele seines Berufstandes hinter seinen Rücken, in einander gelegt. Er hörte Frau Tanaka genau zu, ganz genau. Es war verlockend. Freier Zugang zu einem Labor der kommerziellen Forschung und das auch noch ganz unverbindlich. Aber genau solche Labore waren es, warum Forschung immer noch Geld kostet, warum Universitäten sich um Investoren und andere Geldquellen bemühen mussten und warum es in der Medizin eine Mehrklassenbehandlung gab. So blickte er zwar tatsächlich nachdenklich doch ohne Begeisterung die Frau an. Wäre es nur ein medizinisches Problem gewesen aber gut.

„Ich verstehe. Um welche Art der Forschung geht es, dass sie jemanden wie mich haben wollen? Es gibt bessere Ärzte und auch besserer Forscher als mich.“ Natürlich hatte Tián Vertrauen in sich und seine Arbeit. Das sein Professor über ihn mit ihr gesprochen hatte, stärkte ihn sogar noch mehr. Er wollte einfach genau wissen warum sie ihn haben wollte.  Bevor sie antwortete, fügte er noch die Frage an „Da ich auch wenn unverbindlich ein Mitarbeiter von ihnen wäre, nehme ich doch auch richtig an, dass sie, als Organisation, die Rechte an meinen Erkenntnissen haben und vermarkten werden? Jedenfalls an denen die meine Arbeit bei ihnen betreffen.“

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #63 am: 31.05.2015, 01:05:52 »
Frau Tanaka hörte Tián aufmerksam zu, ließ ihn jedoch erst aussprechen, bevor sie etwas sagte. "Wir sind kein Pharmaunternehmen, Herr Haas. Wir verdienen einen großen Teil unseres Geldes mit Patenten, das ist wahr - allerdings befolgen wir dabei stets zwei Prinzipien. Erkenntnisse, die so wichtig, so grundlegend sind, dass sie Allgemeingut sein sollten, patentieren wir nicht - sondern stellen sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Und zweitens, wenn wir ein Patent anmelden, dann vergeben wir Lizenzen nie exklusiv und stets zu Kosten, die auch für kleinere Unternehmen bezahlbar sind." Sie lächelte. "Genau genommen sind wir ein großer Dorn im Auge der Pharmaindustrie, aber wir sind zu gut, als dass sie auf uns verzichten könnten."

Sie liefen an einem Kamerateam vorbei, das gerade ein Interview mit jemandem führte, der offenbar zur Mannschaft des Tantalum-Komplexes gehörte. Frau Tanaka schwieg, bis sie an der kleinen Gruppe vorbei waren, und so konnte Tián ein wenig von dem Interview aufschnappen.

"Und wie genau ist der Komplex verankert? Wir befinden uns fast 5.000 Meter über dem Meeresboden", fragte die Reporterin einen etwa vierzig Jahre alten Mann in blauem Hemd und Jeans. Er strich sein blondes, schütteres Haar nach hinten, und nickte.
"Tatsächlich war das eine der großen Herausforderungen, die fast zu Beginn des Baus gelöst werden mussten. Vier Stahlseile, jedes davon etwa mit einem Umfang von der Größe meines Brustkorbs, sind in gleichmäßigem Abstand zueinander an der Unterseite des Komplexes befestigt. Und ja, sie reichen die gesamte Strecke bis zum Meeresboden - mehr als 4.800 Meter tief."
"Ein solches Stahlseil reißt sicher nicht - aber besteht die Gefahr, dass es sich aus der Verankerung lösen könnte?"
Der Sprecher des Komplexes schüttelte den Kopf. "Das ist extrem unwahrscheinlich. Der Komplex ist darauf ausgelegt, sogar einen starken Taifun unbeschadet zu überstehen. Und selbst wenn so etwas passieren sollte: Zwei Seile werden benötigt, um den Komplex zu stabilisieren. Es würde dann vielleicht ein klein wenig unruhiger werden, aber es wäre immer noch sicher. Würde sich ein Seil lösen, wäre es innerhalb eines halben Tages repariert, ohne dass unsere Gäste etwas davon mitbekommen würden..."

Sie ließen das Reporterteam hinter sich, und die Asiatin blieb erneut kurz stehen. Mit einem Lächeln nickte sie in Richtung des Interview-Teams. "Da habe ich ganz nebenbei noch etwas gelernt." Sie strich ihr Haar aus ihrem Gesicht, und erneut fiel Tián ihre Anmut auf. Es war nicht nur ihr Aussehen: Diese Frau bewegte sich mit einer Grazie, die ihr Äußeres noch unterstrich.

"Wir unterteilen alle Projekte in zwei Gruppen", fuhr sie mit ihren Erklärungen fort. "Es gibt die Internen Projekte, die in der Regel das Ziel haben, ein Patent zu erstellen, und die Open Science-Projekte, deren Erkenntnisse wir kostenlos und frei verfügbar veröffentlichen. Die Mitarbeiter der Internen Projekte besprechen regelmäßig, ob Bestandteile ihrer Projekte in den Open Science-Bereich verschoben werden sollten. Und diese Entscheidung treffen die Forscher eigenständig, das ist keine wirtschaftliche Entscheidung. Ihre Arbeit", sie machte eine kurze Pause zur Unterstreichung ihrer Aussage, "wäre selbstverständlich im Open Science-Bereich angesiedelt."

Sie griff in ihre Weste, und holte ein schwarzes iPhone heraus. Sie deutete kurz auf das Gerät. "Wussten Sie, dass der Tantalum-Komplex eine Direktverbindung zu einem unterseeischen Kabel für die Telefon- und Internetverbindung hat? Wir sind mitten im Pazifik, und haben eine Anbindung, die mindestens so gut ist wie mitten in New York." Mit einigen schnellen Bewegungen entsperrte sie das Smartphone, klickte einige weitere Male, und hielt Tián dann das Display hin. Es zeigte ein Video: Ein Wesen unter Wasser, das vielleicht eine Pflanze war, aber auch eine Koralle hätte sein können.[1]

"Wissen Sie, was Xenophyophoren sind?"[2]

"Was Sie hier sehen, ist eine neu entdeckte Spezies, die wir gerade untersuchen, und die direkt unter uns am Grund des Meeres lebt. Wir haben einen absoluten Zufallstreffer gelandet, das gebe ich gerne zu. Einen, von dem wir sofort entschieden, dass es ein Open Science-Projekt wird. Denn diese Spezies zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine einzigartige Substanz absondert. Eine medizinisch relevante."

Sie sah Tián aufmerksam an, beobachtete seine Reaktion. Gleichzeitig schien sie selbst ein wenig aufgeregt, und ihre Augen glänzten, als sie weiter sprach. "Sind Sie noch interessiert?"
 1. Etwa so
 2. Knowledge (earth & life sciences).
DC 15 (Anzeigen)
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #64 am: 31.05.2015, 05:26:50 »
Auch Richard setzte sich wieder auf seine Liege.
"Es kommt immer darauf an, wann ich ins Bett gekommen bin." Sein Lächeln nahm wieder einen verschmitzten Zug an.
"Sagen sie mir einfach, wann ich sie abholen soll, Ran Mae."
Er räckelte sich ein wenig in der Sonne und nahm dann einen Schluck von seinem herrlich erfrischenden Gin Tonic.
Richard tat so als müßte er kurz überlegen.
"Tja, der Film.....was kann ich ihnen wohl erzählen, ohne das ich meine Verschwiegenheitspflicht verletze?
Hm, also ich habe eine Bekannte, eine Tiefseeforscherin. Und die wird entführt. Nun ja, und ich muß sie dann natürlich retten.
Sie sehen also der Titel "Rock Power III - The Deep Secret" ist wohl gewählt. Und dieser Komplex hat natürlich auch eine Bedeutung; schließlich wurde hier das Ende gedreht.
Ansonsten bekommen sie mich gewohnt gut gelaunt und in Action zu sehen."

Entwaffend schaute er Ran Mae an und hoffte, dies würde ihr erst mal als Antwort genügen.
Dann lehnte auch er sich ein wenig zurück, allerdings war seine Liege so eingestellt, daß er eher saß als lag.
Das erinnert mich an meinen letzten Film! Da haben wir es so gelöst. ....

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #65 am: 31.05.2015, 09:52:07 »
Die Forscherin hörte Rock gespannt zu, und lächelte dann. "Welch ein Glück für die Forscherin, einen Freund wie sie zu haben", sagte sie mit einem angedeuteten Grinsen. "Ich bin schon sehr gespannt. Ich habe ein Ticket für die Premiere, fünfte Reihe. Das dürfte ein ziemliches Erlebnis werden."[1]

Ran Mae stellte ihre Liege ebenfalls etwas hoch, und drehte sich ein wenig zur Seite, um Richard besser ansehen zu können. Da sie nur einen Bikini trug, waren ihre "weiblichen Reize" so recht deutlich zu sehen. "Ich frühstücke um 8 Uhr morgens. Lassen Sie uns gemeinsam frühstücken", schlug sie vor. Dann setzte sie ebenfalls ein verschmitztes Lächeln auf. "Ich bin schon viel zu lange nicht mehr richtig spät ins Bett gekommen."
Sie sah ihm dabei direkt in die Augen, offensichtlich auf eine Reaktion wartend.
 1. Eines ist Rock auch ohne irgendeinen Wurf klar: Wenn man auf einer Hollywood-Premiere in der fünften Reihe sitzt, ist man nicht irgendwer. Sie dürfte also nicht nur Geld, sondern auch einen gewissen VIP-Status haben, was für eine Forscherin eher ungewöhnlich ist.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Noth

  • Beiträge: 146
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #66 am: 31.05.2015, 11:47:03 »
Überrascht lauschte Tián den Worten von Frau Tanaka und fragte sich wie doch gleich der Name ihres Unternehmens war. Denn es hörte sich für ihn zu verlockend an. Leider stellte er fest, dass sie dies nicht gesagt hatte oder er sich einfach nicht daran erinnerte. Da wäre jetzt ein Gedächtnis wie das von Jonas sehr praktisch.
Dem Interview hörte er nur beiläufig zu. Die Worte von Frau Tanaka hatten schon bewirkt, dass er seine totale Abwehrhaltung aufgab. Besonders bei dem –Dorn im Auge der Pharmaindustrie– musste er schmunzeln. So ein Rebell war er nicht, aber er hatte seine Prinzipien und seine Prinzipen schienen nicht so unterschiedlich zu sein wie die dieser Firma. Das stellte er fest, als sie über die Forschungsweise der Wissenschaftler sprach. Wo er so darüber nach dachte, würde bei ihm am Ende genau so eine Haltung dabei heraus kommen. Kostendeckendes Arbeiten mit Profit der in unprofitable aber bewegendere Forschung gesteckt wurde.
Diese sehr schöne Frau machte ihm also beim zweiten darüber nachdenken ein sehr gutes Angebot. Für den Augenblick einen Wimpernschlages gab er sich einem anderen Gedanken hin. Dem Gedanken, dass sich so wohl jemand fühlen müsste, wenn eine Göttin einem ein Angebot machte. Die Göttin Saraswati kam ihm bei der Geste von Frau Tanaka in den Sinn. Mit ihren schwarzen Haaren und dieser Anmut schien sie auch wahrlich einer Göttin nahe.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, hörte er ihr lächelnt weiter zu und ihr Angebot wurde noch verlockender. Dann zückte sie auch schon ihr iPhon und präsentierte ihm den Xenophyophoren. So auf die Schnelle vielen ihm nur die Eckpunkte dieser Spezies ein. Faszinierend, dass so eine Spezies gleich am Ende der vier Kabel leben soll. Als sie dann noch offenbarte, dass die Xenophyophore ein Substanz absondert, welche medizinisch relevant war, weiteten sich seine Augen. Sofort ratterte sein Hirn los. Da es sich um einen Einzeller handelte und Zellen im Grunde ähnliche Aufbaustrukturen hatten, war so eine Enddeckung medizinisches Gold wert. Denn eine einzelne Zelle war einfacher zu untersuchen als ein Zellenkomplex wo noch gegenseitige Wechselwirkungen hineinspielen konnten. Wobei natürlich die Tiefseebewohner die am wenigsten untersuchten Lebewesen der Welt waren. Denn wie hieß es? Der Mond war besser untersucht als die Tiefen unserer eigenen Meere.
Schwer atmete er aus, um sein Hirn zu stoppen weiter über die Möglichkeiten nachzudenken. „Frau Tanaka mir fallen sofort dutzende von Fragen ein. Fragen die nicht öffentlich gestellt werden sollten, noch nicht. Es…“ Er musste da eine Pause machen. „Es verschlägt mir förmlich die Sprache. Eine Xenophyophore, ein Einzeller der nach dem Bild mehr als zehn Zentimeter groß ist, und damit in die Normalgröße seiner Art hineinfällt, soll eine Substanz absondern mit medizinischer Relevanz. Wau, einfach nur Wau.“ Wieder atmete er tief aus um seiner Aufregung Einhalt zu gebieten. Es sah nicht professionell aus, wenn ein Arzt wie ein kreischendes Mädchen vor einen Popstar dastand aber so ähnlich fühlte er sich gerade.
„Linda, eine andere Mitarbeiterin von Professor Layne erzählte mir, dass der Professor auf der Spur nach einer neuen Art war. Nach dem Symposium und ihrem Treffen mit ihm hat das eine mit dem Anderen aber nichts zu tun oder? Selbst wenn nicht, genau deswegen wurde dieser Komplex gegründet, nicht war? Nicht als Ausflugsort für irgendwelche Sternchen oder als Militärbasis sondern als reine Forschungsstation. Damit die Forscher einzeln aber auch gemeinsam die Tiefsee und das Meer um sie herum ergründen konnten.“ Er breitete eine Hand aus und zeigte damit auf den Ozean um seine Worte zu unterstreichen. „Frau Tanaka wenn die beiden Projekte nichts miteinander zu tun haben, es ehrt mich, dass sie mit dieser Entdeckung zu mir kommen und ich wäre ein Dummkopf wenn ich nicht zusagen würde. Natürlich als gerne als freier Mitarbeiter aber nachdem was sie sagen, passt die Philosophie ihrer Organisation zu der meinen. Kann ich eine Karte von ihnen haben?“ Er lächelte leicht. Mit dem Namen wollte er die Worte von Frau Tanaka überprüfen und als freier Mitarbeiter könnte er eh jederzeit aussteigen, wenn etwas gegen seine Prinzipien ging. Innerlich und äußerlich lachte er gerade. Denn mit dem Xenophyophoren hatte sie gerade einen Köder ausgeworfen, den er samt Hacken einfach schlucken musste.
„Uh, ich kann mir gerade vorstellen was für eine Aufregung diese Entdeckung bei ihren Forschern auslöste. Puh, also ich weiß nicht wie ihr Team zusammengestellt ist aber falls sie noch eine Taxonomin sowie Epigenetikerin und einen Ingenieur mit einen fotographischen Gedächtnis benötigen finden sie diese auch im Team von Professor Layne.“ Wieder lächelte er. „Oder frage ich einmal anders. Wenn ich denke das die beiden dem Projekt um die Xenophyophore behilflich sein könnten, dürfen sie dann auch mitmachen? Beim Ingenieur könnte ich mir vorstellen, dass er eine Kammer entwickelt, die die Verhältnisse in der Tiefsee nachahmt. Schließlich wäre das eine, dass mit einer der ersten Schritte. Mh, oder der Stoff entwickelt sich erst durch den Druckunterschied, das langsame Aufsteigen oder oder oder. Wo war nochmal ihr Labor? Wollen wir nicht gleich losgehen?“ Fast vergaß er dabei sein Versprechen mit dem Filmabend und die sonstigen Aufgaben. Aber erst einmal stoppte er seinen Redefluss. Denn er ahnte jetzt schon, dass die Nacht heute sehr kurz werden würde.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #67 am: 31.05.2015, 12:22:23 »
Frau Tanaka nickte bestätigend, als Tián Professor Layne ansprach. "Wir haben einige Forschungsergebnisse mit ihm geteilt. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Da draußen gibt es mehr als nur diese eine Spezies zu entdecken. Aber ja, es gibt Überschneidungen. Tatsächlich unterstützt uns ihr Doktorvater allerdings auch bei weiteren Projekten. Glauben Sie mir, dies hier ist nicht das einzige faszinierende Projekt, an dem wir arbeiten." Wieder setzte sie ihr Lächeln auf, und die kleinen Grübchen in ihrem Gesicht zeigten sich. "Wir sind übrigens... finanziell nicht ganz unbeteiligt an Professor Laynes Ausstattung. Keine Spende, sondern Bezahlung für die hervorragende Arbeit, die er schon für uns geleistet hat."

Als Tián über den Komplex sprach, nickte sie erneut. "Ja, das ist der Kern des Ganzen. Die Touristen, das ganze Drumherum... es dient zwei Zwecken: Der Finanzierung, und dem kostenlosen Generieren von Aufmerksamkeit. Schauen Sie sich einmal um, wie viele Kamerateams hier sind. Selbst der Large Hadron Collider am CERN hat keine solche mediale Aufmerksamkeit bekommen. Die ganze Welt schaut auf ein Wissenschaftsprojekt, und sie hört den Wissenschaftlern zu. Die Stars sorgen nur dafür, dass die Kameras auf den Komplex gerichtet bleiben. Das Konzept ist genial. Hätte man diese Aufmerksamkeit durch Werbung erreichen wollen, das wäre teurer als der ganze Komplex geworden."

Bei Tiáns Vorschlag, auch sein übriges Team an Bord zu holen, hob Frau Tanaka abwehrend die Hand. "Ich fürchte, wenn wir das machen, reißt mir Professor Layne irgendwann den Kopf ab. Es ist sein Team, und so interessiert ich bin, aber da muss ich auch diplomatisch bleiben."

Dann griff sie erneut in ihre Westentasche, und holte eine Visitenkarte hervor. Auf den ersten Blick konnte er ein strahlend blaues Logo erkennen, mehr nicht. Obwohl sie die Karte in der Hand hielt, zögerte Frau Tanaka noch. "Sie haben vermutlich bereits von unserer Unternehmensgründerin gehört. Ich möchte Sie bitten, zwei Dinge im Kopf zu halten. Erstens: Sie müssen unterscheiden zwischen Unternehmen und Inhaber - insbesondere bei uns, wo die Forscher im Grunde fast freie Hand haben. Und zweitens: Die Unternehmensgründerin ist ein kleines Genie in Sachen PR. Ähnlich wie beim Tantalum-Komplex, haben ihre Handlungen oft eine andere als die vordergründig offensichtliche Bedeutung. Sie hat zum Beispiel ein Buch veröffentlicht, durch das sie massiv in die Kritik geraten ist - das aber dem Unternehmen auch zum Durchbruch verholfen hat, weil es plötzlich in aller Munde war. Ohne ihr Buch wären wir nicht hier, und deshalb hat sie es geschrieben - auf Kosten ihres eigenen, persönlichen Rufs."

Erst nach dieser Vorrede gab sie Tián die Karte. Das Logo zeigte eine angedeutete Weltkugel mit einer Doppelhelix in der Mitte. Die Karte war zweiseitig bedruckt: Einmal in Englisch, einmal in Chinesisch. Der Firmenname lautete: Liu Bio Sciences.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Noth

  • Beiträge: 146
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #68 am: 31.05.2015, 13:21:23 »
Als Tián das Logo las, biss er sich auf die Unterlippe. Dass Frau Tanaka zwischen ihrer und der Forschung von Professor Layne Grenzen ziehen musste, verstand er. Er musste sich jetzt auch eingestehen, dass er von seinem Doktorvater überrascht war. Er arbeitete also mit der Firma von Frau Liu zusammen. Vielsagen sog er die Luft durch die Nase ein. Frau Liu hatte einen eindeutigen Ruf in der Wissenschaft aber auch in der Öffentlichkeit und dieser Ruf war nicht der angenehmste. Von PR verstand er selbst wenig aber ja, Aufmerksamkeit war immer ein Weg der schwer für die Wissenschaft war. Denn die breite Masse wurde schlussendlich nur mit wirklich kritischen Thesen angesprochen. Die Nachricht über ein Heilmittel wurde oft übertrumpft von Skandalen.
„Ich verstehe.“ sagte er und steckte die Karte in die Innentasche des Parkas. „Ich muss gestehen, das ich Child Design nicht gelesen haben aber ja Genetik ist ein heiß diskutiertes Thema. Moralisch und auch Ethisch hat dieses Gebiet der Wissenschaft eindeutig Probleme. Denn es ist eine der Wissenschaften die genau an den normalen Ethischen Grenzen kratzt und so die Moral verändern kann. Aber ähnliche Diskussionen gab es im späten Mittelalter auch in Europa. Wo jeder mit etwas mehr Wissen über den Körper oder auch nur anderen ethischen Ansichten verbrannt wurde.“ wieder biss er sich auf die Unterlippe. „Da mein Bereich mehr in Richtung Pflanzen und Tiere geht, habe ich auch nur ein einfaches Verständnis für die Arbeit von ihr. Ich brauchte mich ehrlich gesagt noch nie mit dieser ethischen Grenze auseinander setzen. Wo sie aber Recht haben, eine Organisation ist nicht gleich ihrem Gründer. Auch aus meiner Sicht, spricht einiges dafür, sich erst einmal ein Bild zu machen. Zum einen muss ich auch gestehen, dass ich sehr gespannt bin auf Frau Liu. Denn ja sie ist ein Genie, und gleich wie die Öffentlichkeit denkt, dass ist unumstreitbar.“ Er merkte wie seine Hände feucht wurden. Es war gefährliches Eis auf dem sich Frau Liu bewegte und jeder ihrer Mitarbeiter damit auch. Aber in Anbetracht der Chancen für die Medizin, wie könnte er da einfach ablehnen? „Ich denke es wird noch einen Vertrag über die Freie Mitarbeit geben aber ich kann ihnen Frau Tanaka sagen, dass ich immer noch interessiert bin. Der Ruf der Öffentlichkeit täuscht oft und ich wäre kein Wissenschaftler, wenn ich einfach auf das hören würde was andere sagen. Ich denke ich werde es nachholen und Child Design lesen und mir erlauben mein eigenes Bild über ihre Firma und Frau Liu zu machen.“ Er lächelte Frau Tanaka an und wie in der westlichen Gesellschaft üblich, hielt er ihr die Hand hin. „Also es freut mich, dass sie auf mich zugekommen sind. Wann darf ich mit der Forschung bei ihnen anfangen?“

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #69 am: 31.05.2015, 14:28:54 »
Lilou war sichtlich an dem Champagner interessiert, und nach ihrem Long Island Ice Tea merkte man ihr nun den Alkohol auch schon deutlicher an. Ungefragt erzählte sie Markus von ihrer Heimat Paris, davon, dass ihr Vater ein reicher Manager war, sie mit viel Geld versorgte, aber ansonsten nicht viel Zeit für sie hatte. Lilou selbst studierte Kunst an der École des Beaux-Arts in Paris, und würde im nächsten Jahr ihren Abschluss machen. Danach, so der Plan, wollte sie eine eigene Galerie eröffnen, und sich zugleich selbst als Malerin einen Ruf machen.

Plötzlich unterbrach sie sich, und sah überrascht zu Markus. "Hast du das gesehen? Sie hat ihm eine Visitenkarte gegeben. Das ist gar kein Techtelmechtel, obwohl der Junge schon ziemlich auf sie steht, das ist klar. Aber für sie ist das nur Business." Sie blieb stehen, und hielt Markus dabei am Arm fest. "Also, mein Prinz, wie sieht es aus? Ich für meinen Teil brauche keinen Spaziergang mehr, sondern etwas... menschliche Nähe."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #70 am: 31.05.2015, 14:46:02 »
Frau Tanaka nickte, als Tián über Frau Liu sprach. "Ja, das ist sie, und zudem eine unglaublich interessante Person. Sie wird Sie ziemlich überraschen, da bin ich sicher."

Sie lächelte wieder ihr bezauberndes Lächeln. "Es freut mich sehr, dass Sie so offen sind. Ihr Professor hat nicht zu viel versprochen. Lesen Sie das Buch, aber vergessen Sie nicht: Manches ist bewusst so geschrieben, um zu provozieren - und manchmal überschreitet sie Grenzen, weil sie weiß, dass man nur so zumindest einen Bruchteil davon tatsächlich erreichen kann. Frau Lius Herz gehört der Wissenschaft und der Zukunft der Menschheit. Deshalb sind wir hier, auf dem Komplex."

Sie deutete auf die Karte. "Schreiben Sie mir eine E-Mail, dann lasse ich Ihnen einen Vertragsentwurf zukommen. Wir haben Standardverträge, die sehr fair sind." Sie nahm die ihr angebotene Hand an und schüttelte sie - es war ein überraschend fester Händedruck für die sonst so sanft wirkende Frau. "Wenn wir den Vertrag unter Dach und Fach haben - von unserer Seite aus gerne gleich morgen früh."

Kurz dachte sie noch über etwas nach, und nickte dann zu sich selbst. "Ich will Ihnen gegenüber ganz offen sein. Meine Hoffnung ist, dass Sie nach Abschluss Ihrer Doktorarbeit eine Festanstellung bei uns annehmen - vorausgesetzt natürlich, beide Seiten sind mit der freien Zusammenarbeit bis dahin zufrieden. Aber ich habe da wenig Zweifel. Abgesehen von den wissenschaftlichen Möglichkeiten verdienen unsere Forscher auch sehr gut, deutlich über Branchenstandard. Aber das Angebot der freien Mitarbeit gilt unabhängig davon, ob Sie einen solchen späteren Schritt in Betracht ziehen oder nicht."

In dem Moment gab ihr Handy einen kurzen Piepston von sich. "Was für ein Timing. Meine Mitarbeiter brauchen mich. Es hat mich sehr gefreut, Sie persönlich kennenzulernen, Herr Haas, und ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit!"

Nachdem sie sich verabschiedet hatten, wandte sich Frau Tanaka um und zückte auch gleich ihr Handy, um zu telefonieren.
« Letzte Änderung: 31.05.2015, 14:46:45 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Noth

  • Beiträge: 146
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #71 am: 31.05.2015, 18:08:47 »
„Vielen Dank, bis dann.“ sagte er nur noch. Eine sehr geschäftstüchtige Frau diese Frau Tanaka dachte er sich nur noch. Jetzt hieß es aber zurück zu Linda und Jonas. Der zweite Cocktail wartete und er musste ja auch noch eine Mail absenden. Die Information mit der Telefonleitung war auch sehr Hilfreich. Er hatte sein Smartphone noch nicht auf eine Verbindung kontrolliert aber nun. Rasch war auch sein Telefon hervorgeholt, und während er sich auf den Rückweg machte, kontrollierte er ob er in das Internet kam. Wenn ja, wäre eine Mail schnell gesendet und nebenbei könnte er auch noch das Buch Downloaden.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #72 am: 31.05.2015, 19:38:25 »
Tatsächlich entdeckte Tián gleich eine ganze Reihe WLAN-Netzwerke:

TK-GUEST
TK-Maintenance
TK-Common
TK-Apartments
CNN-Secure
Wireless-17
Acra-Tellion
WelcomeToTheGrid
Jun-1
BBC-Local


Sortiert nach Empfangsstärke (wobei selbst das schwächste noch guten Empfang hatte), war TK-GUEST wohl auch inhaltlich die beste Chance. Tián probierte, sich zu verbinden, was auch gelang. Ein Browserfenster öffnete sich, mit folgendem Hinweistext:


Willkommen auf dem Tantalum-Komplex!

Sie haben den passwortfreien Gast-Zugang gewählt. Dieser erlaubt den Zugriff auf das World Wide Web sowie Standard-E-Mail-Verbindungen. Andere Dienste sind nicht freigeschaltet. Kritische Websites (z.B. Angebote für Personen über 18 Jahren) sind gesperrt. Die Zugangsgeschwindigkeit ist zudem gedrosselt.

Bitte wenden Sie sich an unser Personal, wenn Sie Fragen haben. Als Touristik-Gast steht Ihnen alternativ das kostenfreie Netzwerk TK-Common zur Verfügung. Bei Ihrer Anreise haben Sie alle Informationen hierzu erhalten. Als Mieter bzw. Mitarbeiter der im Komplex befindlichen Unternehmen steht Ihnen für private Zwecke das Netzwerk TK-Apartments zur Verfügung. Informationen zum Login finden Sie in der Willkommens-Mappe Ihres Apartments.

Für einen Zugang über Ihr Unternehmen sprechen Sie bitte mit Ihrem Administrator oder Vorgesetzten.


Trotz der Einschränkungen funktionierte der E-Mail-Versand problemlos. Auch "Child Design" fand er schnell als E-Book, und startete nach dem Kauf den Download. Dieser ging überraschend schnell vonstatten - wenn dies die gedrosselte Geschwindigkeit war, würde er im "richtigen" Netzwerk definitiv ohne jede Einschränkung arbeiten können.

Schließlich kam er wieder bei seinen beiden Kollegen an. Während Jonas gerade mit seinem Samsung-Smartphone beschäftigt war, erwartete Linda ihn mit einem erwartungsvollen Grinsen. "Erzähl, erzähl, erzähl!" forderte sie ihn auf.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Markus Müller

  • Beiträge: 151
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #73 am: 01.06.2015, 15:57:30 »
Markus sah, dass sich die beiden Asiaten trennten. Als der junge Mann, das Ziel seiner Interesse, sein Smartphone aktivierte, nutze er die Gelegenheit. Schnell sagte er zu Lilou: "Trink noch einen Schluck, ich muss schnell etwas nachschauen."

Er holte sein PDA heraus, und scannte die WLAN-Verbindungen. Sicherlich würde er den Gast Zugang benutzen, wenn er gerade erst angekommen war. Er erkannte das nächste Handy (Markus stellte sicher, dass er am nächsten zu Tians Handy war) und während sein Programm den Datenstrom des Netzwerkes filterte, kopierte es die ausgehende E-Mail auf sein Gerät. Dann stellte er fest, dass der Asiate noch einen Download durchführte. Sein Programm kopierte auch diesen und schleuste dabei unbemerkt einen Trojaner zur Kontrolle Tians Handy ein. Er kontrollierte den Einwahlknoten des WLANS, aktivierte den GPS-Chip in einem getarnten Modus und checkte die Position des Gegenübers. Egal, wohin Tian mit dem Smartphone ging, er würde es wissen, sein Trojaner würde auch den gesamten Datenverkehr überwachen[1].Markus hatte den Asiaten, hoffte er zumindest.
"Lilou, meine Liebe. Wie war das mit der unvergesslichen Nacht?"
 1. Computer Use: 33; Ich hoffe, das reicht für die angegebene komplexe Aktion

Noth

  • Beiträge: 146
    • Profil anzeigen
Willkommen im Tantalum-Komplex
« Antwort #74 am: 01.06.2015, 18:17:51 »
Da die Mail schnell geschrieben war, sie bestand ja auch nur aus den Worten –Danke für das Gespräch, hier meine Mailadresse- und der Ellenlagen Autosignatur einer Universität, wanderte das Smartphone bald wieder in eine Tasche. Bei seinen Kollegen angekommen, grinste er verschwörerisch und bestellte sich noch einmal den gleichen Drink. An die Bar lehnend, drehte er sich um. „Unser Professor war mit ihr auf einem Seminar. Dort hat er mich ihr empfohlen. Sie arbeitet für eines der anderen Labore und möchte dass ich mitarbeite als freier Angestellter.“ Er nahm einen Schluck und blickte zu Linda. „Für das was sie wollen konnte ich nicht nein sagen. Sie haben eine Art entdeckt und möchten dass ich bei der Untersuchung mithelfe. Also das gleiche wie bei uns, nur das wir unseren Fang noch machen müssen.“ Er lächelte Linda an. „Daran glaube ich fest und dann wird es vielleicht auch etwas ähnlich großes. Jedoch gibt es einen Hacken.“ Der Blick von Tián wandelte sich zu einem nachdenklichen. „Die Chefin der Firma hat keinen guten Ruf, aber sie hat viel versprochen und falle etwas nicht stimmt, kann ich jeder Zeit raus. Mh, ihr kennt sicherlich die Dame Liu Ran Mae?“ Sein Glas drehte er bei den Namen in der Hand. Auf das Buch war er schon gespannt, besonders durch den jetzt auf eine populistische Schreibweise gelenkten Blick.

  • Drucken