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Autor Thema: Akt I - 28 Tage überfällig  (Gelesen 47435 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #15 am: 11.07.2015, 10:03:33 »
Als Rahel ihre Litanei anstimmte, merkte sie gar nicht, wie ihre Worte durch das Stimmengewirr am Tisch schnitten. Um sie herum verstummten einige der Tischnachbarn, neugierige Blicke richteten sich auf sie und ihren Gesprächspartner, es wurde getuschelt. Eine der Zivilistinnen in blauer Uniform verdrehte die Augen und ließ mit Blick zu ihrem Nachbarn ihren Zeigefinger um das eigene Ohr kreisen.

Polanski schien alledem keine Bedeutung beizumessen. Er beließ die Augen auf Rahel und hörte zu. Als sie geendet hatte, entstand zunächst eine Pause, in der der Spitalier die Worte zu verarbeiten schien. Dann antwortete er: "Ein 'glühendes Epizentrum der Gerechtigkeit'? Ich nehme an, die Richter würden ihr Justitian so bezeichnen. Ich würde die Stadt eher als einen 'glühenden Metallsplitter im Arsch' sehen, aber da gehen die Meinungen bekanntlich weit auseinander."

Der Epigenetiker griff nach dem Plastikglas auf dem Tisch und leerte ihn halb mit einem großen Schluck. Zumindest der Tee schien hier einigermaßen in Ordnung. "Das ist eine große Aufgabe, die du dir da stellst. Ich habe wenig Hoffnung dafür, dass sich sowas finden oder bauen lässt. Aber wenn man es versuchen will, ist wohl die TR1 mit der beste Ort dafür. Relativ abgeschieden, kaum Primer-verseucht und die Einheimischen sind - auch Dank unserer Gastgeber hier  - einigermaßen zivilisiert." Bei den letzten Worten nickte Polanski in Richtung der Tischnachbarn. Ein paar lächelten, einer der Männer prostete ihm zu, wobei der Epigenetiker darauf in keiner Weise reagierte, als hätte er keine Notiz davon genommen. War das ein ehrliches Kompliment, oder eine kalkulierte Bemerkung, um die Leute um sie herum nach Rahels Rede wieder runterzukühlen?[1]

"Die TR1 wäre zumindest besser geeingnet, als die Staublunge, Osman oder die purgischen Städte, wo jeder zweite seine Seele verkaufen würde für politischen Zugewinn, ein paar Wechsel, Einfluss oder einfach die nächste Knospe Burn." Polanski hielt kurz inne, und fixierte mit den Augen das winzige, runde Meer in seinem Glas. "Und wenn die eigene Seele als Preis nicht reicht, gibt's halt die Seelen der eigenen Kinder dazu."

Dann schaute der Spitalier plötzlich auf und maß die drei neu hinzugewonnen Gefährten noch einmal mit seinem Blick. "Aber sagt mir doch, wo kommt ihr ursprünglich her? Ich bin Borcer, in der Staublunge geboren - auch wenn ich seit fast zehn Jahren nicht mehr westlich des Sichelschlags gewesen bin. Du" - er deutete auf Kyburg - "bist von hier, oder? Aber bei euch beiden" - dies galt Altena und Rahel - "verhält es sich wohl anders, nehme ich an."

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Als Dan die Tür aufmachte, stockte ihm der Atem. Es war tatsächlich Soldat Tanya Baur, die an seine Tür geklopft hatte, wobei die Bezeichnug "Soldat", seltsam Fehl am Platz erschien. Baur hatte sich leicht vornübergebeugt und lehnte mit dem Unterarm am Türrahmen. Sie trug den Harnisch nicht mehr, sondern nur den hautengen, grauen Overall, der als Unterschicht für diesen diente. Das an sich war nichts besonderes - viele Hellvetiker im Dienst trugen in der Festung nur die Unterschicht, wenn kein Feindkontakt zu erwarten war. Ungewöhnlich war eher, dass der Reißverschluss, der vom Bauchnabel bis zum hochgeschlossenen Kragen am Hals verlief, lässig bis auf Höhe des Schlüsselbeins geöffnet war und relativ tiefe Einblicke auf Hals, Brust und Schulteransatz gewährte. Baur trug die Haare nun offen, die platinfarbenen Strähnen umrahmten das Geischt und streichelten mit den Spitzen die bloße Haut am Schlüsselbein. Ihr neckisches Lächeln verstärkte die erotische Spannung noch mehr. "Schön, dass Sie da sind, Dan. Ich habe eine Kanne Kaffee mitgebracht. Darf ich bitte reinkommen? Ich möchte etwas mit Ihnen... besprechen."[2]
 1. Wer will, kann mit einem Fertigkeitswurf auf Instinkt+Empathie sich eine Meinung hierzu bilden. In Abhängigkeit von der Anzahl der Erfolge bzw. Trigger werde ich dann Zusatzinfos geben
 2. Wenn du Tanya nicht reinlassen willst, mach' bitte einen Charisma+Verführung-FW: bei drei Erfolgen widerstehst du ihren Avancen, ansonsten musst du sie reinlassen. Falls du sie gar nicht abwimmeln willst (was ich ja verstehen könnte  :wink: ), brauchst du natürlich auch nicht zu würfeln.

Kyburg

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #16 am: 11.07.2015, 10:36:32 »
Inzwischen hatte Kyburg den Versuch, der rothaarigen Spinnerin zuzuhören aufgegeben- und auch die Litanei ertrug er schweigend, den Brei essend. Eine weitere Rede einer Wahnsinnigen, die glaubte, diese ganze Scheiße, die in den letzten Jahren geschehen war, würde irgendeinem "großen übermächtigen Wesen" gefallen. Er verstand solche Menschen nicht, die noch immer, trotz Sichelschlag, trotz Niedergang der Kultur, die trotzdem eines nicht lernten: Wenn es jemals einen Gott gegeben hatte, war er schon immer ein Arschloch gewesen- und wie man aus einer Religion, die schon immer für Krieg und Unterdrückung gestanden hatte ein gerechtes Zentrum bauen wollte, ging ihm völlig ab. In Gedanken scholt er sich. Er hatte doch zugehört. Hatte doch wieder die Gedanken dieser Frau in seinen Kopf sickern lassen. Er brauchte immerhin ihr "Epizentrum der Gerechtigkeit" nicht. Er saß darin. Was sonst konnte gerecht sein als die Festung der einzigen noch wirklich funktionierenden Nation, geführt von jenen, die es am Besten vermochten- von Soldaten, die ihren Anspruch und ihre Schutzbefohlenen verteidigen konnten? Nicht von Demagogen und Blendern, sondern von Offizieren und Führungsstäben. Hier war wahre Gerechtigkeit geschaffen worden- und schon bald würde auch das schweizer Volk sich von den falschen Vorstellungen ihrer Kultur abwenden, und in ihren Schoß zurückkehren.

Bei den Worten des Spitaliers nickt er wieder, stimmt ihm zu. Der Arzt schien mehr Ahnung von der Welt zu haben, deutlich besser mit der Situation klarzukommen- und immerhin lobte er die Standhaftigkeit der Hellvetiker, auch wenn seine Idee, hier den Einfluss der Sektenspinner auszuweiten ihm nicht gefiel... die Frage nach seiner Herkunft zu beantworten war allerdings etwas schwieriger. Kyburg winkte grob in Richtung des Ostens, hebt schließlich vier Finger hoch- und zeigt auf die blaue Tätowierung über seinem Nasenbein, ehe er sich wieder dem Essen widmet- auch wenn die Schüssel inzwischen nur noch klägliche Reste beinhaltet.
Die Taktik ist die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im Gefecht, die Strategie die Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zwecke des Krieges.

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #17 am: 12.07.2015, 02:21:24 »
Verdutzt wanderte Dans Blick über die Frau vor seinem Quartier. Sie war ihm schon während der langweiligen Besprechung als durchaus ansehnlich im Gedächtnis geblieben. Aber jetzt so hier vor ihm, quasi in zivil war sie eine echte Augenweide. Vor allem, wenn man wie Dan schon länger keine saubere Frau mehr gesehen hatte.

Wenn ich nur wüsste warum sie gerade mit mir anbandeln will? Aber gut, die Auswahl ist relativ klein: ihr Kamerad fällt direkt raus, der Kalkschädel wohl auch. Viel Auswahl bleibt dann ohnehin nicht mehr und da wäre er ja wohl die beste Wahl. Dennoch, was will Sie? Warum gerade ich, gerade jetzt?

Er machte einen Schritt beiseite und blickte dieser kessen Maus in die Augen. Sicher, komm doch rein. Ist das echter Kaffee? Und warum so höflich? Ich denke wir sollten uns nicht siezen, besonders nicht nach einem Kaffee zusammen.

Er zwinkerte ihr zu und machte mit der Hand eine einladende Geste. Immer rein in die gute Stube!

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #18 am: 12.07.2015, 09:47:19 »
Tanya lächelte Dan noch einmal an, als er sie zu sich einlud. "Danke!" Der Schrotter schien eine Bewegung schräg hinter ihr wahrzunehmen und hörte ein leises Knarren. Anscheinend hatte einer der Nachbarn einen Blick durch den Türspalt geworfen, um Dans Besuch in Augenschein zu nehmen. Nun war die Tür wieder zugefallen.

Tanya schien das nicht sonderlich zu stören. Mit zwei federnden Schritten war sie durch die Tür und an ihm vorbei. Im Vorbeigehen ließ sie ihre Schulter wie zufällig über seine Brust streifen und hielt geradewegs auf den kleinen Tisch in der Stube zu, auf dem sie die Kaffeekanne und die beiden Termotassen abstellte. Dann drehte sie sich immer noch mit einem lächeln zu dem Schrotter um. Dan ließ die Tür zu seiner Stube wieder zufallen und wandte sich ebenfalls ihr zu.

In dem Moment, in dem die Tür in den Rahmen fiel, verschwand das Lächeln vor Tanyas Gesicht. Die laszive Körperhaltung wich einer einzigartigen Kobination aus stramm und lässig, die wohl nur Soldaten außer Dienst an den Tag legen können. "Tut mir Leid für die Show, Dan", sagte sie mit fester Stimme. "Aber Sie haben es ja selbst gesehen: Sie haben hier ein paar Nachbarn, die sich zu sehr für das Leben anderer interessieren, und die sollten eine überzeugende Erklärung dafür haben, warum ich bei Ihnen vorbeischaue."

Tanya verzichtete darauf, den Reißverschluss zum Kragen hochzuziehen, doch das war auch nicht mehr nötig - auch wenn der enganliegende Anzug ihre Rundungen weiterhin betonte, war die Stimmung im Raum schlagartig gekippt. "Setzen Sie sich Dan. Tut mir Leid, aber ich will wirklich nur reden. Contini schickt mich - er muss Sie um was bitten." Dann lächelte sie kurz schelmisch und fügte hinzu: "Aber eine Sache stimmte - ich habe guten Kaffee mitgebracht."

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #19 am: 12.07.2015, 10:10:05 »
Die Zeit in den Einöden der umliegenden Regionen hatte das Hirn des Schrotters mürbe gemacht. Nicht eine Sekunde hatte er an der Echtheit ihrer Offerte gezweifelt. Er wollte einfach nicht zweifeln. Tief atmete er ein, um kurz danach mit einem Seufzen auszuatmen.

"Wieso will Contini etwas von mir? Und warum schickt er nicht einfach nach mir. Das muss ja eine ganz bestimmte Sache sein. Da bin ich ja mal gespannt, was ich gleich zu hören krieg. Also raus mit der Sprache. Und hoffentlich ist der Kaffee gut und nicht… ähm… angetäuscht wie der Rest bisher."

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #20 am: 12.07.2015, 12:26:52 »
Nachdem Dan sich auf seine Pritsche gesetzt hatte, zog Tanya den einzigen Stuhl im Raum heran, und ließ sich darauf nieder. Sie griff in eine der Termotassen und holte einen zusammengerollten Batzen heraus. Der Schrotter brauchte nur einen Lidschlag, um zu erkennen, worum es sich dabei handelte: schwarze Tinte, die in eckigen Mustern auf dünnes Papier gestanzt wurde, die Ecken ausgefranst und die Oberfläche vergilbt von der Reibung zu vieler Finger - eine Handvoll Chronistenwechsel.

Die Hellvetikerin legte den Batzen auf den Tisch und hob geschickt etwa ein Drittel davon ab. "Das sind 150 Wechsel", sagte sie. "50 davon sind für Sie, Dan - als Dank für Ihre Mitwirkung. Diego möchte, dass Sie die restlichen 100 einer Frau in Tal übergeben, zusammen mit diesem Brief" - bei diesen Worten zog Tanya einen gesiegelten Umschlag aus der zweiten Termotasse heraus. "Ihr Name ist Karla. Sie ist jetzt in ihren Mittdreißigern und arbeitete zuletzt als Dienstmädchen in der Absteige 'Grashopper'. Sie kann nicht lesen, aber sie hat einen Sohn - um die 8-9 Jahre; der kann es. Geben Sie der Mutter das Geld und dem Sohn den Brief."

Baur legte auch den Brief auf den Tisch - gleich neben die beiden Stapel Wechsel. Dann drehte Sie am luftdichten Verschluss der Reisekanne, bis ein Zischen zu hören war und Dampf aus der Öffnung entstieg. Sofort schwängerte angenehmes Kaffee-Aroma die abgestandene Luft der Stube. Die Soldatin goss nacheinander in die beiden nun leeren Termotassen ein und reichte Dan schließlich eine. Nach dem ersten Schluck war der Schrotter vollends überzeugt - das war tatsächlich erstklassiger Kaffee.

"Sie sind Freunde der Familie von Diego und er möchte Ihnen helfen", fuhr Tanya fort. "Selbstverständlich ist diese Angelegenheit sowohl im Korps als auch außerhalb diskret zu behandeln. Wenn Sie mit einem Brief des Jungen zurückkommen, erhalten Sie weitere 50 Wechsel. Ich weiß, ich weiß - wenn sie einfach das gesamte Geld nehmen und verschwinden, würden Sie mehr verdienen; habe ich dem Hauptfeldwebel auch genauso gesagt." Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und stellte diese wieder auf dem Tisch ab. Danach fixierte sie mit ihren smaragdgrünen Augen den Schrotter. "Er meinte, sie wären sowas wie ein Freund; er vertraut Ihnen. Was meinen Sie - hat er damit recht?"
« Letzte Änderung: 12.07.2015, 21:31:10 von Khenubaal »

Altena Wagner

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #21 am: 12.07.2015, 14:21:29 »
Altena hatte sich bisher ähnlich wie Kyburg mit Worten zurückgehalten und erst einmal neugierig zugehört was Rahel und der Spitaler zu erzählen hatten. Sie hatte schon früh gelernt, das man Menschen am Besten kennen lernte indem man sich auf sie einließ. Egal wie hanebüchen ihre Ideen auch vielleicht sein mochten. Anders als ihr Kamerad nickte die Dunkelhäutige lächelnd zu der leidenschaftlichen Rede der Wiedertäuferin und machte sich ihre eigenen Gedanken dazu. Wenn sie wetten müsste, würde sie ihre Wechsel auf Polanskis Theorie setzen. Sie glaubte auch nicht unbedingt an einen Vater im Himmel, der auf seine ameisengleichen Kinder herabsah. Warum sollte sich so ein allmächtiges Wesen um so unbedeutende Existenzen kümmern?

Menschen waren für sich selbst verantwortlich. Alles was auf ihrer Welt passierte, lag allein in Menschenhand. Eben darum war ihre Mission so wichtig. Wenn das schweizer Volk sich erst aus der Asche erhob und zu seinen stolzen Wurzeln zurückkehrte, würden sie ein leuchtendes Beispiel für ihre Mitmenschen darstellen. Solange die Bewohner das Spiel mitspielten natürlich. Der Plan klang immer toll, wenn man ihn hörte. Aber realistisch umgesetzt würde es verdammt schwer werden. Wenn es eine Sache gab die noch zu ihrem Untergang führen würde, dann war es Uneinigkeit. Scheuklappen vor den Augen und ja keine Kompromisse suchen. Sich  immerzu im Kreise drehen bis irgendwann die Lichter ausgingen...

Mit religiösen Seelen zu sprechen erforderte immer viel Fingerspitzengefühl. Fast schon hatte sie dazu tendiert sich gar nicht dazu zu äußern, aber andererseits wollte sie auch nicht gleich als unsozial gelten.

„Wenn ich das also richtig verstehe, ist dein Gott nicht wortwörtlich tot, sondern nur erbost und überlässt uns unserem eigenen Schicksal. Spielt es für dich denn jetzt noch eine Rolle, ob er sich eines Tages wieder für die Menschen interessiert? Was du da sagst, klingt doch erst einmal ziemlich vernünftig. Du willst dich um deine Nächsten kümmern und ein sicheren Flecken Erde aufziehen. Wie würde dieses Epizentrum von dir genau aussehen?“


Gerechtigkeit war ein von Menschen geschaffener Begriff, zu dem jeder seine eigene Meinung besaß. Viele gingen davon aus das der Andere sofort verstehen würde was er damit meinte. Leider war das Gegenteil der Fall. Für sie selbst war Empathie das Schlüsselwort. Was man selbst nicht erleiden wollte, sollte man keinem Anderen zufügen. Das war im Grunde die einzig wichtige Regel die der Mensch  für ein gemeinsames Miteinander brauchte.

Nachdem sie ihren Bissen mit einem Schluck Tee hinunterspühlte, nickte sie dem Spitaler kurz zu.

„Ich stamme aus Linz, TR3...meine Mutter besitzt hybrispanische Wurzeln.“
Erklärte sie gleich ihre doch einigermaßen ungewöhnliche Hautfarbe inmitten so vieler tendenziell eher blasser Hellvetiker.

 

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #22 am: 13.07.2015, 11:28:16 »
Noch immer regten Tanyas Augen und Kurven den Verstand des Schrotters an. Und nicht nur seinen Verstand. Doch als er die Wechsel sah, schüttelte er kurz den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben. Er musste jetzt genau zuhören was sie von ihm wollte. Der Duft des Kaffees war herrlich und eine kleine Entschädigung für die Enttäuschung. Dan rieb sich ein-, zweimal über das bärtige Kinn.

"100 Wechsel für einen einfachen Botengang? Das Angebot kann man nicht abschlagen, schon gar nicht wenn man derart freundlich gefragt wird. Contini vertraut mir völlig zu Recht. Und wenn dein Boss mir vertraut, dann kann es doch nur richtig sein, nicht wahr? Er hat schließlich Ahnung und Menschenkenntnis."
Mit diesen Worten zwinkert Dan Tanya kurz zur und greift nach seiner Tasse Kaffee.
« Letzte Änderung: 14.07.2015, 22:23:17 von Dirty Dan »

Rahel

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #23 am: 14.07.2015, 15:25:35 »
Rahel nahm die Reaktion der Soldaten durchaus zur Kenntnis, aber sie beschloss, so zu tun, als merkte sie es nicht. Sie war es gewohnt, für abgedreht gehalten zu werden, und ebenso war sie es gewohnt, dass die Leute sehr ablehnend und beizeiten auch aggressiv wurden. Und diese Reaktionen erlebte sie durchaus von beiden Seiten: Für die Religiösen war sie eine Blasphemikerin und für die Atheisten eine Fanatikerin.

"Anyway, wenn eine Brücke einstürzt, hilft es auch nichts, sich an anderen festzuhalten. Man muss verdammt noch mal Anlauf nehmen und entweder es reicht oder es reicht nicht!"

"Gott ist nicht einfach nur erbost über die Menschen, er ist fertig mit ihnen. Er hat es aufgegeben, das Gute in der Welt bewirken zu wollen. Er hält kein Heil mehr für diese Welt bereit und auch kein Gericht. Wir gehen ihm am Arsch vorbei und vielleicht merkt er es nicht einmal, wenn sich diese Welt einmal selbst vernichtet hat. Gott ist tot - und wir haben ihn getötet."

"Die Atheisten und Humanisten sind am Ziel. Der Mensch hat die Erde vom Himmel losgekettet. Er kann sich nun auf den Thron setzen und sein eigenes Schicksal machen. Wir sind jenseits von Gut und Böse, nur noch uns selbst unterworfen. Spielt es denn noch eine Rolle, ob er jemals wiederkommen wird, wie Du sagst Altena? Oder noch schärfer formuliert: Wollen wir diese grenzenlose Freiheit jemals wieder aufgeben? So lasst uns denn Fressen und Saufen und Ficken und fröhlich sein."

"Wenn wir jedoch am nächsten Morgen aufwachen und tierisch verkatert sind, wird uns bewusst, was wir getan haben. Denn wohin bewegen wir uns, wenn wir den Himmel nicht mehr sehen? Stürzen wir nicht fortwähren? Rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Haben wir noch eine Richtung, wenn unser eigenes Ziel wir selbst sind? Finden unsere Augen noch Ruhe, wenn wir die Möglichkeiten unseres Seins bedenken? Eine jede Möglichkeit schreit seinen Anspruch in unser Ohr. Und wenn wir uns für irgendetwas entscheiden, weil Zeit und Zufall immer eine Entscheidung abfordern, welchen Wert hat es?"

"Wer von Euch ist so stark, sich selbst zu tragen und noch die Welt hinzu? Wer kann noch leben und lieben und Freude empfinden in einer Welt, die bar jeder Notwendigkeit ist? Und andererseits, vielleicht seid ihr ja doch so stark. Vielleicht seid ihr Übermenschen und Ihr seid Euch selbst genug."

"Einer hatte die Vision vom Fortgang der Geschichte. Einer fürwahr höheren Geschichte des Menschen, als alle Geschichte bisher war. Wie gefühllos und abgebrüht! Wie arrogant! Soll wirklich alle frühere Geschichte nur ein notwendiges Opfer gewesen sein? Ob Du zu den zahllosen Opfern auf dem Schlachtfeld, in den Fabriken und in den Kolonien gehörst, soll es einfach nur Zeit und Zufall geschuldet sein? Und da wir es offensichtlich nicht sind - oder noch nicht -, sind alle Leiden und Schmerzen in der Welt schon damit gerechtfertigt, dass wir ab jetzt die Möglichkeit haben, es besser zu machen?"

"Ich sage Euch: Kein Fortschritt in der Welt kann den Tod auch nur eines Kindes rechtfertigen. Könnt Ihr Eure Ohren vor dem Leiden in der Welt verschließen? Ich kann es nicht. Ich liebe die Menschen, wie ich mich selbst liebe. Und daher darf ich nicht aufhören zu hoffen, auch wenn Gott tot ist. Kein Mensch darf verloren gehen."

"Ich will es nicht zulassen und ich verlange nach einer höheren, nach einer besseren Wahrheit, als alle Wahrheiten, die der Mensch hervorgebracht hat und hervorbringen wird. Was ich will, ist die Auferstehung Gottes in der Welt, denn auch nur so wird der Mensch auferstehen."
« Letzte Änderung: 14.07.2015, 17:06:36 von Rahel »
Eine Stimme ist in Rama gehört worden, viel Jammern, Weinen und Klagen; Rahel beweint ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, denn sie sind nicht mehr. - nach Jer 31,15

Kyburg

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #24 am: 16.07.2015, 11:21:41 »
Gerne hätte Kyburg bei den Worten der Rothaarigen gelacht- aber Lachen schmerzte noch immer. Und irgendwie waren die Worte auch eher traurig. In dieser Welt von Lieben und Freude zu sprechen? Das ist kein Fanatismus. Das ist Wahnsinn. Das Einzige was in dieser Welt hilft ist Gewalt- und das hatte diese Irrsinnige nicht begriffen. Ihren Gott wiederbeleben? Wozu. Es ist ein schlechter Gott. Ein Gott der Liebe und des Friedens.

Ein überflüssiger Gott.

Langsam erhebt er sich vom Tisch. Stellt sein leeres Tablett weg, militärisch korrekt, präzise aufgeräumt. Nickt im Vorbeigehen noch einmal seiner Kommandantin zu- und verschwindet dann, sich in die Vorbereitungen stürzen. Er ist hier fertig- wird sich diesen Unsinn nicht mehr anhören.
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Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #25 am: 18.07.2015, 11:50:01 »
Tanya prostete bei Dans Worten diesem zu und nahm ebenfalls einen Schluck. Anscheinend gab sie sich zufrieden mit seiner Antwort. "Ich kenne Feldwebel Sarina", sagte sie nach ein paar Augeblicken der Stille. "Ein guter Mann. Hat mehr Außeneinsätze hinter sich, als die meisten. Hat vor zwei Jahren eine schwere Beinverletzung davongetragen - es war ein Scharmützel mit einer Bande von Bastarden; Usudi. Hat trotz Verletzung noch drei seiner Untergebenen aus der Gefahrenzone gebracht."

Sie goß Dan und sich selbst weiteren Kaffee aus der Tasse ein. "Er hätte sich aufgrund der Verletzung in den Innendienst versetzen lassen können. Wollte er nicht. Also ging er wieder raus. Und jetzt wird er vermisst. Ich erzähle das Ihnen, damit Sie wissen, dass Sie nicht nach irgendwem suchen, sondern nach jemandem, der es wert ist." Eine Aussage, die ob ihres Gebarens im Besprechungszimmer überraschend war. Wo Quantität und Zahlen dominiert hatten, war nun Individualität und Charakter in den Fordergrund gerückt.

Tanya nippte wieder an ihrer Tasse und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf Dans Sachen, die gut sichtbar in der Stube lagen. "Sie sollten jetzt packen. Morgen geht es früh raus. Ich trinke noch meinen Kaffee aus, bevor ich gehe, wenn es Ihnen nichts ausmacht." Dann lächelte Sie neckisch und fügte hinzu: "Wenn ich zu früh gehe, kriegen Sie sonst noch einen zweifelhaften Ruf, was ihre Kondition angeht - das will ich Ihnen nicht antun."

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Rahels Appel hallte derweil noch einige Zeit wider in der Kantine, die sich langsam lichtete. Die meisten Besucher zogen sich nach und nach zurück. Das Klappern der Tabletts, die nach und nach weggeräumt wurden, verband sich zu einem unangenehm asynchronen Stakkatto.

Auch am Tisch der Teilnehmer der Mission S5-17 wurde es ruhiger. Dario verabschiedete sich so, wie er auch am Tisch geweilt hatte - schweigend. Die Narbe auf seinem Gesicht glänzte im Licht der Leuchtstoffröhren, als er sich erhob und fortging. Polanski schaute ihm mit skeptisch verzogenen Lippen hinterger. "Ist wohl nicht der gesprächigste, sagt er leise, doch es erfolgte keine Antwort von den anderen am Tisch. Und der Epigenetiker hatte anscheinend auch keine erwartet. Nach ein paar Augenblicken der Stille, erhob er sich ebenfalls und nickte Altena und Rahel zu. "Meine Damen, es war schön euch kennenzulernen", sagte er förmlich. Es war nicht ersichtlich, ob diese Förmlichkeit ernst gemeint, oder witzig sein sollte. Auf jeden Fall ließ sich Polanski kein Lächeln entlocken, das dieses kleine Rätsel hätte auflösen können. Stattdessen nickte er Wiedertäuferin und Hellvetikerin noch einmal zu, brachte sein Tablett zur Ablage und entschwand durch den Ausgang.
« Letzte Änderung: 18.07.2015, 11:54:20 von Khenubaal »

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #26 am: 18.07.2015, 20:59:34 »
Auch Dan nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so einen guten Kaffee getrunken hatte. Dann fiel es ihm wieder ein: noch nie. Er besah sich die Soldatin und nickte bei ihren Worten.

"Interessant zu erfahren, dass ihr Waffennarren nicht nur nackte Zahlen versteht, sondern auch die Bedeutung der Zahlen kennt. Das hätte ich nicht erwartet."
Dann wanderte sein Blick von ihrer Tasse den Arm entlang, über die Schultern bis zu ihren Augen. "Ich dachte immer, den Kaffee gibt es hinterher. Wieder was Neues gelernt. Neu ist mir auch, dass ich hier einen Ruf habe. Vielleicht sollte der Ruf und die Realität miteinander verglichen werden. So macht ihr Hellvetiker das doch, oder?"

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #27 am: 19.07.2015, 11:30:00 »
Bei Dans Worten setzte Tanya ein skeptisches Grinsen auf. "Ich denke, dieses Geheimnis muss nicht schon heute gelüftet werden, Dan. Für Sie bleibt dann neben den 50 Wechseln ein weiterer Anreiz, uns noch einmal zu besuchen."

Ein paar weitere Minuten vergingen im eher belanglosen Gespräch, bis sich die Hellvetikerin schließlich aufmachte, die Stube zu verlassen. Tanya zog den Reißverschluss ihres Anzugs bis zum Kragen hoch und band die Haare mit einem Lederband zu einem Zopf zusammen. "Lassen Sie Termoskanne und -tassen einfach stehen, wenn Sie morgen früh aufbrechen. Ich hole sie dann ab. Wir sehen uns am Ausgang Tiss."

Sie machte ein paar Schritte auf die Tür zu und legte die Hand auf die Klinke. Die Tür noch geschlossen, wandte sie sich noch einmal an den Schrotter. "Ach Dan - nur ein gutgemeinter Rat. Wenn Sie das nächste Mal nach einem langen Marsch bei uns absteigen, benutzen Sie unbedingt die Dusche am Ende des Gangs. Für den Fall, dass ich dann vorbeikomme und nicht bluffe."

Mit einem neckischen Lächeln auf den Lippen und ohne auf eine Antwort zu warten drückte die Hellvetikerin die Klinke herunter und entschwand aus dem Raum.[1]

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Null-Sechshundert. Die Beleuchtung des Gangs sprang gerade von Nacht- auf Tagesbetrieb. Die altersschwachen Röhren flackerten auf, manche stabilisierten sich schnell, andere flimmerten weiter kränklich. Das Ausgangstor des Tunnels TR1 - Q4 - IV, unter den Männern und Frauen der Festung auch bekannt als Ausgang Tiss, bestand aus zwei zwei unterarmdicken Eisenflügeln. Der rechte Torflügel war in der oberen Hälfte knapp einen Metter breiter, als unten. Auf Mitte der Höhe des Flügels verjüngte er sich horizontal. Der linke Torflügel war entsprechend passen in seiner unteren Hälfte breiter als oben. So passten beide Seiten perfekt ineinander und verschlossen den Ausgang hermetisch. Entsprechende hydraulische Hebel an beiden Türen zeigten an, dass man diese zur Not uch von Hand bedienen konnte, doch im Allgemeinen griff man wohl auf den Kontrollkasten an der rechten Wand zurück.

Neben dem Kontrollkasten stand Hauptfeldwebel Contini, flankiert von Soldat Baur. Tanya nickte Dan kurz zu, als sie ihn sah, gab aber sonst in keinter Weise zu erkennen, dass sie den Schrotter am Tag zuvor noch einmal getroffen hatte. Die Zusatzausrüstung für den Einsatz - Waffen und Munition der Hellvetiker, sowie ein verpacktes Termozelt[2] - lag ordentlich gestapelt an der Wand. Zwei voll ausgerüstete Soldaten in Harnisch und mit Wegbereiter in der Rechten flankierten das Tor.

"Guten Morgen", begann Contini. "Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht und sind bereit. Es ist der 25.10. - Feldwebel Wagner, gemäß unsere Standardvorschriften erwarte ich ihre erste Meldung aus dem Cluster in Galle innerhalb der nächsten 5 Tage. Danach alle 14 Tage."

Contini wandte sich kurz an Baur "Aufmachen" Tanya nickte, drehte sich zum Tor um und gab eine sechsstellige Kombination ein. Ein grünes, rechteckiges Feld leuchtete auf dem Kontrollkasten auf. Tanya hielt eine Karte an das Feld und drückte den großen, roten Knopf an der rechten, unteren Ecke.

Zwei gelbe Alarmleuchten sprangen über den Torflügeln an und ein Alarmgong erscholl. Dann hörte man das zischen sich entriegelnder Hadraulikverschlüsse und das Rattern von Riemen. Zunächst schrill, dann weniger hoch, dafür mit umso mehr Wucht, erhob sich das Pfeifen des Windes. Kälte und weißes Licht erfüllten den Korridor und ließen die Anwesenden ihre Köpfe unwillkürlich tiefer unter Kapuzen und Helme ziehen. Die beiden Tore glitten unter lautem Knattern weiter in die Wände hinein. Schließlich verschwanden sie vollständig im Stein der Festung und Ausgang Tiss stand offen. Ein Tor voller Weiß: unten erstreckte sich ein endloser Teppich aus frischem Schnee nach unten zur Ebene und blendete jeden Betrachter durch das gespiegelte Sonnenlicht. das Licht einer Sonne, die selbst im tosenden Schneegestöber nicht auszumachen war - wo der weiße Teppich der Erde endete, begann das weiß-graue Flirren der Flocken, die die Sicht auf maximal zehn Meter begrenzten. Und der Wind sang sein Lied.

"Die Temperatur beträgt -7 Grad Celsius." Contini schrie nun, um sich im tosenden Wind verständlich zu machen. "Nicht das beste Wetter für einen Spaziergang, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Sie sollten innerhalb von 5-6 Stunden im Tal ankommen. Gemäß unseren Wetterstationen ist das Wetter unten deutlich besser und sie haben freie Sicht."

Der Hauptfeldwebel und Baur reichten nacheinander allen vier Teilnehmern der Mission die Hand. Zuletzt salutierten sie vor den Kameraden Wagner und Kyburg. "Gute Jagd", sagte der Hauptfeldwebel zum Abschied. Es war Zeit zum Aufbruch. 
 1. Dan gewinnt folgende Gegenstände für sein Inventar hinzu: Ein Brief; 150 Wechsel
 2. Last 1 - bekommt ihr jetzt von mir zusätzlich, Kapazität: bis zu 5 Leute, 2 lb
« Letzte Änderung: 06.08.2015, 09:16:43 von Khenubaal »

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #28 am: 22.07.2015, 17:29:39 »
Dirty Dan hatte seinem Namen alle Ehre gemacht, auch wenn es ihm in diesem Fall alles andere als Recht war. An die Dusche hätte er wirklich selbst denken können. Aber so etwas geschah ihm ständig. Er war in letzter Zeit einfach zu selten in der Zivilisation gelandet. Und wenn, dann war es seinen Geschäftspartnern meist egal ob er geduscht oder versifft erschien. Er hatte gute Ware zu liefern, nicht mehr und nicht weniger. Zähneknirschend nickt er Tanya zu und sagte: "Ich werde es mir merken. Dann bis morgen in aller Frühe."
Als sie gegangen war, entschloss er sich doch noch eine heiße Dusche zu nehmen und früh an der Matratze zu horchen.
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In aller Frühe ratterte am nächsten Tag die Weckeinrichtung der Alpenfestung für Dirty Dan. Er pellte sich aus dem Bett und ging mit aller Ruhe und größter Sorgfalt seine Ausrüstung durch. Besonders wichtig war natürlich auch Lucys Zustand. Sie war Dan fast genauso wichtig wie er selbst. Auch sie wurde am frühen Morgen noch ein paar Mal richtig gebogen und gebürstet. Schließlich hatte sie ihm zu oft das Leben gerettet. Entweder hielt sie gierige Konkurrenten fern oder sie besorgte Nahrung für Dan, wenn er kein Glück auf den Schrottfeldern hatte.

So stand er da, einpackt in seinen dicken Ledermantel und den dicken Hosen. Die Wanderstiefel an, die Handschuhe an und die Mütze weit über die Ohren gezogen. Auch die Skibrille war bereit zum Einsatz. Lucy hing in einer Halterung am Rucksack und in der Hand war seine Axt. Er betrachtete die Truppe und für einen Moment Tanya. Besonders als sie die Zahlen in das Pad des Tors eingab, so sah sie seine Blicke nicht.
"Das Zelt können die Blechbüchsen tragen", dachte er bei sich und nickte Contini zum Abschied zu.

Rahel

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #29 am: 23.07.2015, 01:19:26 »
Rahel war schon seit einer Stunde wach. Sie bracuhte nicht viel Schlaf und außerdem bracuhte sie die Zeit zum Beten. Ihre Gebete waren einfach, kurz und repetitiv. Rahel betete darum, dass sein Reich kommen würde. Sie betete, dass es in ihr wachsen würde und von dort die Welt überstrahlen würde. Alles war besser als diese Leere und Hoffnungslosigkeit in einer Welt ohne Gott. "Der Mensch muss überwunden werden.", beendete sie ihre Kontemplation, wie jeden Morgen.

Sie suchte ihre Gefährten in der Bergfeste und fand sie am vereinbarten Ort. "Guten Morgen!", begrüßte sie sie schon beinahe fröhlich. "Ein scheiß Wetter haben wir da. Aber das bedeutet, dass es besser werden kann. Alles kann besser werden, nicht wahr?"

"Na, wollen wir dann?", fragte sie und schulterte ihren Rucksack.

« Letzte Änderung: 23.07.2015, 01:20:00 von Rahel »
Eine Stimme ist in Rama gehört worden, viel Jammern, Weinen und Klagen; Rahel beweint ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, denn sie sind nicht mehr. - nach Jer 31,15

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