Als Basilio seine Fragen bzgl. der Männer stellt, die ihre Ehre im Tod wiedergewonnen haben, bleibt Mago stehen und blickt auf die Toten hinab. „
Lieber ehrenvoll sterben, als ehrlos leben“, rezitiert er eine Maxime der Krangi, die in ganz Tellene bekannt ist. „
Ein Mann kann seine Fehler nur eingestehen und die Blutschuld mit Blut abbezahlen. Wenn er im gerechten Kampf gefallen ist, ist es nicht unsere Sache, über ihn zu urteilen. Es ist dann am Lumang Tao[1], ob er die Waage für ausgeglichen hält, oder nicht."
Der Serogul nickt, als er sieht, wie Basilio die Zeichen auf den Gesichtern der beiden Männer anbringt. Dann schreitet er an ihnen vorbei, die Treppe nach unten.
* * *
Als Sanjan seinen Bericht beendet, ist Obekiki eben dabei, die gebrochene Rippe der Kommandantin abzutasten – die Rüstungsplatte hat sie bereits abgeschnallt und zur Seite gelegt.
Ejdarn ächzt, als der Feldscher den Rippenbruch ertastet und bestätigend Sanjan zunickt. „
Danke, gibt sie zurück. „
Kortika hat mir erzählt, dass ihr es wart, die Sildan überwältigt habt. Der Kampf war im vollen Gange. Dann haben sich Verbände in den Bergfried zurückgezogen und wir gewannen die Oberhand. Und als die Nachricht von Sildans Tod kam, gaben seine Männer auf. Ja, der Kampf wäre anders gelaufen, wenn ihr ihn nicht so früh gestellt hättet. Leben sind gerettet worden. Dafür gebührt dir und den anderen Dank. Ahh!“
Wieder hat der Feldscher eine schmerzhafte Stelle erwischt. Ejdarn zuckt zunächst instinktiv zurück, lässt Obekiki dann aber die Behandlung fortsetzen. „
Was den dunkelhäutigen Priester angeht – einige der Männer haben schon von ihm erzählt. Die Männer suchen gerade die letzten Winkel des Bergfrieds nach ihm ab, aber ich vermute, dass er sich davongemacht hat und wir ihn nicht wiederfinden werden. Zumindest nicht heute.“
Ein Soldat kommt heran und übergibt Ejdarn eine zusammengefaltete Depeche. Die Kommandantin nimmt diese entgegen, faltet das Schriftstück auseinander und liest es rasch. Dann nickt sie dem Soldaten zu. „
Gut!“ Dieser quittiert die Antwort und entfernt sich wieder.
„
Zu Sildans Verhör. Ich will es so rasch es geht durchführen, aber natürlich können Leute von euch ebenso dabei sein, wie von den Kargi. Das wäre von Vorteil. Alle sollen sehen, dass wir nichts verbergen und die Sache aufklären wollen. Danke, dass ihr uns mit den Verletzten helft und wenn ihr das wünscht, könnt ihr gerne nachher das Versteck dieses Priesters aufsuchen. Unsere Männer haben das Zimmer bereits gefunden.“
Wieder ächzt die Kommandantin. Obekiki ist gerade dabei, einen dicken Verband festzuziehen. "
Das wird eine Weile dauern, Kommandantin. Legt euch besser hin", murmelt der Svimohzer.
"
Ich lege mich hin, wenn die Arbeit getan ist", gibt Ejdarn zurück. Dann schweift ihr Blick über das Schlachtfeld. "
Nach meiner ersten Schlacht habe ich mich stundenlang ausgekotzt", murmelt sie. "
Mein Kommandant kam irgendwann zu mir, hat mir eine Suppenschüssel hingehalten. Ich habe ihn gefragt, wie schnell man sich daran gewöhnt. Er sagte mir, man gewöhnt sich nie daran - auch nicht nach tausend Schlachten."
Obekiki richtet sich auf. "
Gut", gibt er zurück. "
Sonst wäre die Welt ein noch viel schrecklicherer Ort, als ohnehin schon."
"
Ha!", schnaubt Ejdarn, dann bricht sie abrupt ab und hält sich die Seite. Anscheinend hat der Ausruf die gebrochene Rippe beansprucht. "
Er sagte auch, dass nur eines schlimmer sei, als der Sieg - die Niederlage."
Obekiki nickt. "
Das wird wohl auch stimmen, Kommandantin. So, und jetzt - lege dich auf die Pritsche. Ich muss das Bein hochlegen und verarzten."
Ejdarn gehorcht. Sie ist müde - psychisch, wie physisch - das kann Sanjan sehen. Das sind sie alle. Obekiki ruft ihm zu, dass er danach mitkommen will, um Ruhushs Raum zu inspizieren. Danach macht sich der Bahir zum Lazarett auf.
* * *
Flannait sitzt noch nicht lange im Lazarett, da eilt bereits einer von Obekikis Männern herbei, um sich um ihre Verwundungen zu kümmern. Anscheinend wirkt eine schöne Frau auch in einem Lazerett voller Verletzter anziehend, ob nun bewusst, oder unbewusst - der Feldscher pickt sich aus der Reihe der verletzten gerade sie heraus.
Er verarztet die oberflächlichen Verwundungen, weiß aber beim Lungentreffer zunächst nicht weiter. Bevor der Mann aber in die Verlegenheit kommt, das zugeben zu müssen, gesellt sich Sanjan dazu. Der Bahir erkennt die Verletzung als das, was sie ist und behandelt sie, so gut es geht. Dauerläufe wird Flannait zunächst einmal streichen müssen, es sei denn, der Bahir greift die nächsten Tage auf Magie zurück. Mit Verletzungen der Lunge ist nicht zu spaßen.
Sanjan widmet sich weiteren Verletzten, verrichtet fachkundig sein Werk. Flannait beobachtet, die Obekikis Männer ihm immer wieder mit wachsender Ehrfurcht Blicke zuwerfen. Der Wilde, für den sie ihn gehalten haben, entpuppt sich als fähiger Arzt. Auch Maru schaut ein Paar Mal zum Bahir hinüber und nickt anerkennend, als sich die Blicke der beiden Treffen.
Dann erspäht die Dariba Basilio, der unweit des Lazaretts, an einen Holzpfahl gelehnt eingenickt ist. Ihr Blick verfinstert sich. Flannait sitzt schräng, wenige Pritschen von Maru entfernt. Sie hört, wie diese sich an den Hirogul wendet. "
Barkas - makakuha ng isang tao at dalhin Basilio kaagad ago. Gusto kong tumingin sa akin ang kanyang mga oras sugat."
[2]Der Ukhtark - ein mächtiger Rücken, mehr als einen Schritt breit, Muskelwülste am Hals, die an die eines Ochsen erinnern, dichtes, lockiges, schwarzes Haar - nickt. "
Tanging ang mga sugat?"
[3], fragt er dann und lacht auf. Flannait kann den Mann hören, sitzt aber hinter ihm und sieht sein Gesicht nicht. Dafür hat sie freien Blick auf Marus Miene und der Gesichtsausdruck dürfte töten können.
Barkas hebt abwehren die Hände und steht auf. Er holt einen der Feldscher und die beiden tragen Basilio - immer noch schlafend; oder bewusstlos? - zur Dariba und legen ihn auf den Behandlungstisch. Flannait sieht, wie Maru schluckt und die Brauen zusammenzieht, als sie die Verletzungen des Korakers erblickt. Dann holt sie hastig weitere Schalen hervor und beginnt Kräuter zu mischen. Sie lässt den Feldscher, diese zu Muß zerstoßen, macht sich selber daran, Basilio das inzwischen mit Blut vollgesogene Hemd auszuziehen und die Wunden freizulegen.
* * *
"
Kaya isang sumpain tanga!"
[4] Basilio schlägt die Augen auf und starrt auf rote Pulippen und zwei breite, vergilbte Hauer. Barkas sitzt auf einer Holzbank, vorgebeugt, die Ellenbogen auf den Knien, das Kinn auf den Fäusten. Ein breiter Verband zieht sich über Bauch und Rippen. Als der Ukhtark Basilios aufwachen bemerkt, lächelt er stumm.
"
Kung hindi siya makapag-isip na ang mga sugat na kailangan upang maging ginagamot?", fährt die Stimme fort. "
No - lamang ay namamalagi pababa sa loob ng paningin ng ospital at pupunta sa pagtulog. Kung hindi sana ako nagpadala sa iyo upang suriin sa kanya, maaaring siya ay kinunan ng dugo sa kamatayan."
[5]Was? Basilios Schädel dröhnt noch. Wer spricht da? Irgendjemand zerrt und zupft an ihm herum. Aber es war nicht Barkas, der gesprochen hat. Der Hirogul sitzt immer noch stumm da - nur lächelt er jetzt noch breiter und deutet mit den Augen an, Basilio möge den schräg liegenden Kopf nach oben drehen und die Quelle des Gesagten ansehen.
Es ist eine Frauenstimme, wird Basilio langsam klar, nachdem er immer weiter aus dem tiefen Schlaf aufsteigt. Oder war es eine Ohnmacht gewesen? Dann erkennt er die Stimme plötzlich: Maru! Als er den Kopf nach oben rückt, sieht er, wie die Dariba gerade den Verband fester um seine Schulter zieht. Die Bauchseite ist schon behandelt und bandagiert worden. Kräutergeruch steigt ihm in die Nase. Die Dariba muss wohl einige der kleineren Abschürfungen damit eingerieben haben. Da fällt Basilio auf, dass sein Oberkörper komplett freigelegt ist.
Maru hat noch nicht bemerkt, dass er zu sich gekommen ist, und kümmert sich weiter um die Wunden. Da lacht Barkas auf. "
Gusto ko sabihin, itanong mo sa kaniya ang iyong sarili. Siya ay sa katunayan lamang woken up"
[6], sagt der Hirogul.
"
Ano?"
[7], fragt Maru verwirrt. Dann geht ihr Blick zu Basilios Gesicht und sie hält kurz in der Bewegung inne.
© Basilio"Nais ko hindi mo makagambala sa trabaho", murmelt Basilio noch halb im Schlaf. Er versucht sich aufzurichten, doch Maru ist noch nicht fertig mit ihm. Ihre Hand auf seiner Brust jagt einen Schauer durch seinen Leib. "Ikaw at ang iba pang mga manggagamot, nagkaroon ka ng sapat na upang gawin na may pinsala na ito ay nahuli ng isang pulutong mas masahol pa kaysa sa akin. Gusto ko mamaya dumaan sa aming kampo at nagkaroon ako sa mga kantina ano ang tungkol dito tagilid. Mula sa maliit na. Bilang karagdagan, hindi mo dapat na kaya malungkot bilang isang mahusay na mandirigma. Ako lang dito dahil ako ay naghahanap para Barkas. Dahil alam ko na ang tao"—an dieser Stelle grinst Basilio den Hirogul an—"laging gitna tumatakbo, lamang kung saan ito ay pinaka-mapanganib. Dahil ang isa ay dapat tiyak na gumawa ng pag-aalala."[8] Sein Hirn ist noch nicht ganz wach, aber der Mund plappert schon. Jetzt muss Basilio erst einmal tief Luft holen. Beides zusammen erklärt wohl den nächsten Satz. "Oh Maru, amoy mo kaya magandang!"[9]
Dann ist der letzte Schlaf verflogen und er begreift, dass er wach ist und nicht mehr träumt (er hat von ihr geträumt, natürlich hat er von ihr geträumt!) und was er da gerade gesagt hat.
"Uh", windet er sich darauf mit heißem Gesicht. "Kaya ko ... ang aking ... lamang ang nakapagpapagaling damo at iba pa ... sa halip sa iyong kaibig-ibig mainit-init ng balat ... Oh Diyos, kung ano ako ng pakikipag-usap nang. Patawarin mo ako, ikaw? Hinahamak ng mangmang ang tawag mo ako nang tama. ngunit sabihin sa kung paano ako nagkaroon ng dahil upang makita ito darating? Mayroon akong ngunit ay hindi alam na tulad ng isang bagay ay posible! Kung ikaw kaya hindi pa alam ng isang tao kung ikaw lamang ay matatagpuan lamang nakatagpo at halos wala bawat isa alam kung paano tulad ng isang tao ng isang lubos na mahalaga bigla? Naiintindihan mo na? O ako ay isang kumpletong tanga? Ako ba ay mali ganap na kung ang ibig sabihin ko, sa tingin ko may isang bagay na sa inyo na gumagawa ng tingin sa akin ang iyong ginagawa tulad ng sa akin?"[10]Basilio endet und starrt Maru an. Diese schaut zurück, beißt sich kurz stumm auf die Unterlippe. Dann blickt sie Vorwurfvoll zu Barkas. Der Hirogul steht von der Pritsche auf. "
Pupunta ako na."
[11] Beim Vorbeigehen legt er Basilio kurz die Hand auf die Schulter. Dem Koraker kommt es so vor, als würde die mächtige, breite Pranke, seine halbe Brust bedecken. "
Natutuwa akong ikaw ay buhay, kapatid."
[12]Dann ist der Hirogul fort. Maru schaut wieder zu Basilio. Die orangenen Pupillen fixieren ihn, sie lächelt - nur kurz, nur ein wenig. "
Walang - hindi mo linlangin ang iyong sarili"
[13], murmelt sie. "
Mayroon akong sabihin sa iyo ng isang bagay, ngunit ngayon ay hindi ang oras. Ang nasugatan ay dapat na ibinigay. At pagkatapos ay pinarangalan sa mga patay. Natin makipag-usap tungkol sa aming mga heroes apoy Hayaan. At ngayon - magpahinga."
[14]* * *
Tarqetik sitzt in der Nähe des Grabens an der Außenmauer auf einem Stein und schaut auf die Ebene vor Gulasado hinaus. Die beiden Zelthaufen - in Grau die der Menschen, in Braun die der Kargi, vom "Teerfeld" getrennt - bauschen sich im Wind. Hier und da ist ein Lagerfeuer zu sehen. Vereinzelt ziehen schwarze Gestalten in den Gassen.
Der Brandobiner bemerkt, dass die Zelte der Kargi in ihrer Anordnung genauso gerade und diszipliniert aufgeschlagen sind, wie die der Gakeliten. Das hier sind keine Haufen von wilden Orks, sondern die Erben von Kruk-Ma-Kali. Das wird wieder deutlich.
"
Beeindruckend - nicht wahr?" Die Stimme reißt Tarqetik aus den Gedanken. Er bemerkt den Schatten rechts von sich, dann die Person, zu der er gehört - Ejdarn. Die Kommandantin steht gerade. Die Rüstung hat sie abgeschnallt, unter dem Ledernen Wams lugen Ränder eines weißen Verbands hervor. Hier und da sind Abschürfungen zu sehen - doch sie hält sich gerade, schaut hinaus in die Ferne.
"
Ohne die Kargi... ich weiß nicht, wie es dann ausgegangen wäre. Ich spreche nicht für Dorwida, aber hätte ich was zu sagen, dann würde ich sagen: sie haben sich einen neuen Vertrag und zumindest einen Teil der neutralen Zone verdient."
Dann geht der Blick der Kommandantin zum Recken. "
Und ohne dich und deine Kameraden wäre auch viel mehr Blut vergossen worden. Ich habe die Leute gefragt, wer genau Sildan niedergerungen hat. Sie haben gesagt, du warst das. Ich war nicht überrascht - gute Arbeit."
Sie hält kurz inne und schaut Tarqetik weiter an. Dann lächelt sie schelmisch. "
Ja - ich weiß: der Sold. Alles, was versprochen war - und noch einmal 100 p'baparische Löwen dazu. Du bekommst es noch heute ausgezahlt. Versprochen. Bis dann."
Damit dreht sie sich um und geht zurück zur Festung. Bevor sie den fuß auf die Zugbrücke setzt, hält sie jedoch noch einmal an und wendet sich an Tarqetik: "
Ach übrigens - du weißt nicht zufällig, wo Sildans Schwert abgeblieben ist? Eigentlich wollte ich es demjenigen geben, der ihn niederstreckt - also dir. Wenn du es also findest, kannst du es gerne behalten!"
Mit diesen Worten und ohne auf eine Antwort zu warten, macht sich Ejdarn zurück in die Festung auf.
[15]