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Autor Thema: Gulasado  (Gelesen 47894 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #315 am: 09.10.2016, 19:52:15 »
Und wieder einmal bewahrheitet sich eine Binsenweisheit: Wer dumme Fragen stellt, erhält dumme Antworten. Und dumme Gegenfragen.

"Die Schatten der Zukunft sind's, die mir Sorgen machen", antwortet Basilio leichthin. "Obwohl, wenn man es recht bedenkt, beginnen diese ja alle in der Vergangenheit und wir stehen schon mittendrin."

Sein besorgter Blick geht Richtung Zelt, Richtung Flannait und Mago.

"Was soll's. Ich hab' jedenfalls getan, was ich konnte. Jetzt kommt, was kommt. Sag, ist deine Kehle auch so trocken? In meinem Zelt hätt' ich da noch ein kleines Fläschlein Branntwein, das ich eigentlich über die Wunde kippen wollte, aber die hat Maru ja schon versorgt. Viel ist's nicht, aber besser als ein leerer Weinschlauch."

Etwas spät ist's, fällt ihm auf, für derlei Kontaktversuche. Eine gute Woche sind sie gemeinsam durch die Gegend gezogen und er weiß nichts über den Mann—außer, dass man sich im Kampf auf ihn verlassen kann. Vielleicht genügt das ja.

"Ich kann übrigens auch schweigen, wenn ich's mir fest vornehm."
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Tarqetik

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Gulasado
« Antwort #316 am: 09.10.2016, 21:53:46 »
Ich weiß ja nicht wo du drin stehst…
Tarqetik blickt zu Boden und sieht seinen mitgenommenen, verschlammten Stiefel im Schatten des Marterzelts stehen.
Aber sind das etwa die Schatten der Zukunft? Ich hatte mir die Belichtung unseres Sein immer so vorgestellt, dass man von den Schatten der Vergangenheit flieht, und wenn diese einen einholen können, so muss die Sonne doch hinter einem stehen und die Zukunft anleuchten.“
Unversehens blickt Tarqetik in die Sonne und wendet sich sofort wieder ab. Mit zwei Fingern drückt er sich den Sonnenschein aus den überreizten Augen.

Es kann eine Gabe sein, das Schweigen. Doch der Mensch will unterhalten werden. Der Stille hat noch keiner Beifall gespendet; er hätte sie damit nur vertrieben.“
Der Söldner seufzt etwas und lässt beim ausatmen die Lippen flattern.
"Doch beim Trinken redet eh immer nur einer."
« Letzte Änderung: 09.10.2016, 22:03:08 von Tarqetik »

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #317 am: 10.10.2016, 00:01:17 »
"Das hast du schön gesagt!" erwidert Basilio, ohne dass er Tarqetiks Worten hat folgen können. "Also auf, der Branntwein ruft!" Er klopft ihm auf die Schulter und lenkt seine Schritte Richtung Tor, dreht sich aber gleich noch einmal um, ob der Söldner ihm auch folgt. Etwas mulmelig ist ihm bei der Sache schon.

Aus Tarqetik wird Basilio einfach nicht schlau. Die meiste Zeit versteht er nicht, was der Mann eigentlich sagen will. Die Gedankengänge dahinter sind einfach nicht nachvollziehbar. Ob es an den Hirnwindungen selbst liegt? Gibt es da vielleicht rechtswindende und linkswindende, wie bei Kletterpflanzen, und so sehr man sich auch bemüht, eine linkswindene dazu zu bringen, sich rechts herum zu winden, es wird niemals gelingen? (Natürlich hat Basilio das als Junge versucht, kaum hat der Gärtner ihm erklärt, das sei unmöglich.) Genausowenig würde also jemand, der rechts herum denkt, einen, dessen Gedanken nun einmal links herum wollen, je verstehen können—weil er selbst nicht so herum denken kann?

Das, oder der Kerl ist nicht ganz richtig ihm Kopf. Hat einen Knacks weg, von seinen vergangenen Schatten, denen er nicht entkommen kann.

"Jedenfalls gute Arbeit mit Sildan da oben. Hab's ja nur aus dem Augenwinkel mitgekriegt, aber... also, vor allem, dass du ihn außer Gefecht gesetzt hast, ohne dass er dabei drauf ging, das war... na ja, also, äh, gute Arbeit."
« Letzte Änderung: 14.10.2016, 00:54:22 von Basilio Aristide »
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Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #318 am: 11.10.2016, 13:24:43 »
Unten, tief versteckt unter dem Bergfried, lodern die Flammen auf. Rauch zieht aus dem kleinem Fenster hinaus in den Hof. Von der wahrscheinlich aufkommenden Unruhe wegen des plötzlichen dunklen schwarzen Rauches oder auch von der Nachricht, dass der Heiler einen Raum ausbrennen will, ist hier unten wenig zu spüren. Sanjan steht neben Obekiki und blickt in das Feuer. Die Wärme und der entstandene Luftsog sind erstaunlich. Fast möchte der Deyj beides genießen, sich der Hitze und dem kühlenden Wind ergeben, wäre da nicht der düstere Grund für das Feuer. Die beiden Heiler sind aber nicht allein, auch die Soldaten, welche Obekiki angewiesen hatte Ölfesser zu holen, stehen im Gang. Leises murmeln ist von einigen zu hören. Es sind besonders die, welche ebenfalls den Raum betreten mussten. Auch sie haben wahrscheinlich die dunkle Aura gespürt oder einfach nur unwissende Angst vor den Dingen im Zimmer, auf jeden Fall murmeln sie Gebete an ihre Götter oder Flüstern über den Grund, warum das Zimmer brennen muss.

„ Rahutute esivanemad, tulekahju võib verzähren panna oma valu. Võib seda oma kannatuste pääsuke. Vaata, leegid, näete värve. Miski aga tuhka jääb. Ash, mis on laiali tuul, saar, mis võib toita mulda uuesti. Lase oma viha, siis andke oma valud ja oma muresid selles tulekahju. Võib leida oma rahu.“[1] Die Worte des Schamanen sind deutlicher als das Gemurmel, deutlicher als das Geflüster. Sie mischen sich mit dem Knistern und Knacken des Feuers und sind dabei ruhig und fast sanft gesprochen. Bei jedem der Worte streicht er über das Bündel an seinem Gürtel, das Bündel in dem die Masken versteckt sind. Schließlich sind seine Worte an sie gerichtet, an sie und alle die durch den Priester schmerzen erleidet hatten.

Nach einer Pause wendet er sich an die umstehenden Soldaten. „Betretet den Raum bitte nicht, bevor die Asche und vor allem die Steine nicht ausgekühlt sind. Die Ahnen werden über das Feuer wachen, was aber nicht heißt unsere Vorsicht vor den Flammen zu vergessen.“ leicht lächelt er um zuversicht zu zeigen und um sich selbst ein wohleres Gefühl zu geben. Dann geht sein Blick zu Obekiki. „Wollen wir?“ fragt er ihn nur. Den Rest könnten die Soldaten machen und sie mussten nun weiter zu Maru.
 1. Deyj für: Rastlose Ahnen, möge das Feuer den Ort eures Schmerzes verzähren. Möge es eurer Leid mit verschlingen. Seht die Flammen, seht die Farben. Nichts als Asche wird übrig bleiben. Asche, die im Wind verstreut wird, Asche die den Boden neu nähren kann. Möge eurer Zorn, eure Schmerzen und eure Trauer in diesem Feuer vergehen. Möget ihr ruhe finden.

Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #319 am: 13.10.2016, 21:56:28 »
Auch in Flannaits Ohren klingt Sildans zweites Geständnis um einiges glaubwürdiger als der erste Versuch.
Begeistert aufgeregt gestikulierend auf und ab zu marschieren ist allerdings so typisch für Basilio das Flannait bei dem Anblick nur mit Mühe ein amüsiertes Lächeln unterdrücken konnte.
Dabei war ihr eigentlich alles andere als zum Lächeln zu Mute. Im Gegenteil, in Anbetracht dessen, was sie sich vorgenommen hatte war sie nervös wie schon sehr lange nicht mehr.
Und gerade als sie ihren ganzen Mut zusammengenommen hat und fest entschlossen auf den Serogul losmarschiert macht sich Basilio einfach so davon. Dabei braucht sie ihn doch, hier und jetzt, diesen wortgewannten kleinen Mann, der ihr Freund sein will und der doch dafür sorgen könnte das die Uthark auch nach dem Wort Adair weiter zuhören. Er war es doch, der sie überhaupt erst überedet hat an die Möglichkeit des Friedens zu glauben, und jetzt lässt er sie einfach im Stich? Sie kann das hier nicht alleine tun.
Anstatt also den Serogul stolz und mit feurigen Worten zur Rede zu stellen rauscht Flannait an ihm vorbei  aus dem Zelt hinter ihrem sogenannten Freund her.
"Alcuni amico tu sei per me! Ho bisogno di te e ti scappo!"[1] faucht sie Basilio an als sie an ihm und Tarquetik vorbei marschiert und kann sich gerade noch soweit beherschen, dass sie ins kalamarische wechselt um den Streit wenigstens etwas privater zu halten.
Dann lässt sie den Koraker mit seinem Trinkgefährten stehen und marschiert zu ihrem Zelt wo sie in einer Mischung aus Verzweiflung, Anspannung und Wut, auf Basilio und mehr noch auf sich selbst auf ihrem Lager zusammen bricht. Das hatte sie nun davon einem Menschen vertraut zu haben. Vielleicht hatte ihr Großvater doch nicht ganz unrecht mit seinen Vorurteilen.
 1. Kalamarisch: "Ein schöner Freund bist Du mir. Ich brauche Dich und Du rennst davon!"
« Letzte Änderung: 14.10.2016, 00:25:32 von Flannait Adair »
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #320 am: 14.10.2016, 00:20:15 »
Basilio hat noch kein halbes Dutzend Schritte in Richtung Lager getan, da rauscht Flannait an ihm vorbei. Gift spuckend. Basilio bleibt verdattert stehen. Was ist denn da los? So kennt er sie ja gar nicht! Also, Gift spuckend schon, da war er oft genug Zeuge gewesen und ein paarmal sogar das Ziel, aber normalerweise war bei Flannait nachvollziehbar, weswegen sie es tat. Normalerweise hat derjenige, den es trifft, sein Schicksal auf die ein oder andere Weise verdient! Aber zum ersten Mal weiß Basilio nicht, was er falsch gemacht haben soll.

"Hai bisogno di me? Perché non hai detto! Come potevo saperlo? Non hai mai bisogno di nessuno! Si prega di non scappare!"[1]

Doch Flannait hält nicht an. Verdattert starrt Basilio ihr nach. Endlich hat er sich so weit erholt, dass er stammeln kann: "Frauen, ha. Sie ist also doch eine!"

Dann wendet er sich an die nächstbeste Person—Tarqetik, wenn der ihm gefolgt ist, oder ein beliebiger Soldat, der zufällig vorbeiläuft, oder einer der Kargi-Krieger, vielleicht gar Mago selbst, falls der inzwischen aus dem Zelt getreten ist—und fragt: "Kannst du mir das mal erklären? Ich begreif's nämlich nicht. Wieso erwarten Frauen immer, dass man Gedanken lesen kann? Dass man jeden ihrer Stimmungs- und Gesinnungswandel erspürt? Ihnen die Wünsche von der Nasenspitze abliest, als stünden sie da geschrieben!" An dieser Stelle plappert Basilio nach, was er andere hat reden hören. Ihm ist es eigentlich noch nie so ergangen. Amell hat ihm immer klipp und klar gesagt, was sie wollte, und Mirtel auch—sogar Maru, soweit sie es selbst weiß—und zusammen machen diese drei die Summe seiner Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht aus. Flannait hat er bislang gar nicht dazu gezählt, sie schien ihm stets so vernünftig oder unvernünftig wie jeder andere Soldat an der Front. Dass nun ausgerechnet sie ihn mit einer derartigen Lektion in "typischer Weiberart" überrascht, lässt ihn hilflos mit den Armen in der Luft rudern. "Ich mein', da springt einem eine fast ins Gesicht, mit ausgefahrenen Krallen, bloß weil man ihr mit einem wirklich von Herzen gutgemeinten Rat helfen will, und schimpft und krakeelt, man solle sich gefälligst heraushalten, und ein paar Tage darauf springt sie einen wieder an, diesmal aber, weil man sich heraushalten will? Das soll ein Mensch begreifen!"

Kurz wartet Basilio eine Antwort ab. Eigentlich rechnet er ja mit keiner. Einem Achselzucken vielleicht. Er schüttelt den Kopf. Jetzt braucht er aber erst recht einen Schluck. Er schaut, ob Tarqetik noch irgendwo in der Nähe ist. Mit ihm oder allein wird er sich darauf in sein Zelt begeben und dem kleinen Feldfläschchen zu Leibe rücken.[2]
 1. Kalamarisch: "Du brauchst mich? Warum hast du das denn nicht gesagt! Das kann ich doch nicht ahnen! Du hast noch nie jemanden gebraucht! Jetzt lauf doch nicht weg!"
 2. @ Tarqetik: Ich habe den Post eins drüber abgeändert, weil ich jetzt doch auf Flannait reagieren wollte, und Du ja eh noch nicht gesagt hattest, ob Du mit zum Zelt kommst, um Dir einen Branntwein spendieren zu lassen.
« Letzte Änderung: 14.10.2016, 21:40:57 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

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Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #321 am: 15.10.2016, 01:37:49 »
Es dauert eine Weile bis Flannaits Wut soweit abgeflaut ist, dass sie wieder halbwegs klar denken kann und ihr klar wird, dass die angekündigte Totenwache der Uthark ihr eine weitere Gelegenheit geben wird Mago zu konfrontieren. Vor der Dariba und den versammelten Kriegern wird Mago keine andere Wahl haben als den geforderten Bluteid zu leisten oder ihre Herausforderung zum Duell anzunehmen.
Sie muss nur noch sicherstellen, dass Basilio diesmal dabei ist, denn sie fürchtet immernoch, dass Mago sich schlicht weigern könnte einer Adair auch nur zuzuhören und hofft, dass Basilio gegebenenfalls Vermitteln kann. Und auch wenn sie es sich nicht eingestehen mag, würde sie lieber nicht gänzlich alleine vor Mago und seinen Kriegern zu stehen. Allerdings schuldet sie ihm wohl eine Entschuldigung, wenn sie seine Hilfe noch gewinnen will.
Also macht sie sich auf die Suche nach dem Koraker, den sie schließlich leicht angetrunken in seinem Zelt vorfindet.
"Mi dispiace!"[1], eröffnet sie ungewohnt leise aber entschlossen.
"Ho dovuto dirti quello che avevo prima. Così sto facendo ora."[2] Und dann erklärt sie ihm was genau sie am Ende der Totenwache vor hat.[3]"Hai detto che volevi essere mio amico. Ci sarai? Mi aiuterai?"[4] fragt sie schließlich und die sonst so stolze und selbstbewusste Halbelfe hat auf Basilio noch nie einen dermaßen angespannten und hilfsbedürftigen Eindruck gemacht wie als sie nun mit einem Wort schließt, dass er sie so gut wie noch nie hat nutzen hören: "Prego"[5] sagt sie sehr leise.
 1. Kalamarisch: "Es tut mir leid!"
 2. Kalamarisch: "Ich hätte Dir sagen sollen was ich vorhatte. Also mache ich es jetzt."
 3. Mit Rücksicht auf die Spannung erfahren die geneigten Mitspieler das erst in der nächsten Szene. @Basilio: PM!
 4. Kalamarisch:"Du sagtest Du wolltest mein Freund sein. Wirst Du dort sein? Wirst Du mir helfen?"
 5. Kalamarisch: "Bitte"
« Letzte Änderung: 15.10.2016, 13:06:41 von Flannait Adair »
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #322 am: 15.10.2016, 12:20:50 »
Sanjan im Kellergewölbe des Bergfrieds, Basilio und Flannait im Zelt des Korakers, Tarqetik im Burghof - für wenige Stunden sind die Gefährten voneinander getrennt, haben Gelegenheit ihren Gedanken nachzuhängen oder längst Vorgenommenes zu verwirklichen.[1]

Dann, bei Anbruch der Abenddämmerung, machen sie sich auf zum Lager der Ukhtark. Der Weg führt über die Ebene, auf der sich die beiden Heere am Morgen des Vortages begegnet sind -  es wäre damals fast zu einem Kampf gekommen. Jetzt, eine Nacht und eine Schlacht später, begleiten Lihana Ejdarn, die beiden Hauptmänner und ein Dutzend gakelitische Soldaten die Gefährten zu den Kargi, und alle Klingen bleiben in den Scheiden.

Palisadenabschnitte - jeder ungefähr zehn Mann lang und gegeneinander versetzt - grenzen das Lager der Ukhtark auf der Gulasado un den gakeliten zugewandten Seite ab. Die Gefährten und ihre Begleiter betreten das Lager zwischen zweien dieser Abschnitte. Zwei Krieger stehen Wache, schauen sich die Neuankömmlinge an - der Blick bleibt an Sanjan, dann an Flannait hängen. "Sinurpa aster. Isa lamang. Ngayon dalawang. Ano ang nagbibigay sa?"[2], murmelt der Mann zu seinem Kameraden.

Dieser schüttelt den Kopf. "Tahimik, Wurda. Alam mo kung ano ang Serogul iniutos sa akin. Ang mga ito ay aming mga bisita. Ang mga ito ay kaya ginagamot"[3], gibt er zurück.

Dann ist die Gruppe auch schon an den beiden vorbei und innerhalb des Lagers. Das zentrale Rund ist zwischen den geraden Zeltreihen gut zu erkennen. Umso leichter, als sich nahezu alle Ukhtark dort versammelt zu haben scheinen. Die Gefährten erkennen hinter den Köpfen der Menge sechs dunkle Erhebungen - anscheinend um die zwei Schritte hoch.

Barkas wartet mit zwei weiteren Männern gleich hinter der Palisade. Er begrüßt die Neuankömmlinge und deutet dann Richtung Lagermitte. "Mein Bruder mir befohlen, euch hier abzuholen. Kommt", sagt er.

Nach einigen Schritten deutet Hrajr Kortika auf die dunklen Erhebungen hinter der Menge. "Was ist das?", fragt er.

"Bayani kampo", antwortet Barkas, besinnt sich dann und fügt hinzu, "Heldenlager, würdet ihr sagen. Wir haben sechs Mann verloren in der Schlacht. Sie werden auf Heldenlager gelegt - für das Heldenfeuer."

"Also Scheiterhaufen", murmelt Kortika.

Barkas verzieht die Lippen. "Nein", sagt er. "Das heißt - ja. Aber anders. Schwer zu erklären."

Danach schweigt die Prozession. Barkas und die beiden Ukhtark führen sie an der Menge vorbei nach vorne in die erste Reihe. Aus der Nähe können die Gefährten weitere Details erkennen. Bei den sechs Gebilden handelt es sich tatsächlich um steil aufragende, fachmännisch gelegte Scheiterhaufen. Auf jedem von Ihnen ist ein toter Krieger gebettet - die Füße zusammengelegt, die Hände auf der Brust gekreuzt, in voller Montur und der Waffe in der Hand. Davor steht Mago. Der Serogul hat sein Gesicht weiß gefärbt. Der Oberkörper ist frei, die Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Vor ihm brennt ein rundes Feuer in einer mit Steinen begrenzten Feuerstelle. Vier Fackeln stecken in einem Halbkreis um das Feuer im Boden. Der Serogul begrüßt die Gefährten mit einem Nicken, als er sie in der ersten Reihe der Menge erblickt.

Links und rechts von Mago, jeweils einen Schritt hinter ihm stehen Maru und zwei Hauptmänner der Ukhtark. Auch deren Gesichter sind rituell bemalt, mit weißen Strichen, die sich über Stirn, Nase und Mund ziehen, sowie über die Wangen. Die Gesichter sind unbewegt, die Blicke gehen weit in die Menge.

Aus der Menge werden den Neuankömmlingen immer wieder Blicke zugeworfen. Neugierde ist zu sehen, hier und da Feindseligkeit, aber auch Anerkennung in einigen Gesichtern, wenn die Ukhtark jemanden erblicken mit dem Sie zusammen gekämpft haben. Gemurmelte Worte, Gelächter, Ausrufe - alles vermischt sich zu dem unverwechselbaren, vibrierenden Hintergrund einer großen Menge. Aber diesmal ist es der Hintergrund einer Kargi-Menge, und das ist doch etwas völlig anderes. Die Gefährten ertappen sich dabei, dass ihnen trotz der gemeinsamen Erlebnisse der letzten Woche unbewusst ein kalter Schauer den Rücken runterläuft.

Dann hebt Mago die Hände und die Menge verstummt so schnell und vollkommen, wie ein Mann. Für einen Augenblick bleibt der Serogul so stehen und blickt auf seine Stammesbrüder. "Matalo kami ng isang labanan. At hindi na namin won!"[4], ruft er.

Die Menge bricht zu Antwort in frenetischen Jubel aus. Fäuste werden in den Himmel gereckt, Jubelschreie lassen die Luft vibrieren. Mago lässt die Männer für einige Lidschläge gewähren, dann hebt er erneut die Hände und wieder verstummt die Menge sofort.

"Ang mga ninuno ay nagpasya na anim na ng ating mga kapatid ay may upang bayaran ang presyo para sa mga ito tagumpay. Ang iyong paglalakbay dito ay higit sa. Sila ay sumali sa iba pang mga bayani - sa bayani panel sa Stonuthir!"[5]

Wieder bricht kurzer Jubel aus. Wieder beruhigt der Serogul die Menge. "Ito dito ay ang kanyang mga bayani apoy. Namin malinis ang kanilang mga katawan at libre ang kanilang mga isip, kaya na siya ay maaaring umakyat sa langit upang panoorin mula doon sa pamamagitan ng Ukhtark. Ang kanilang mga pangalan ay remembered - magpakailanman!"[6]

Die Menge jubelt abermals. Diesmal lässt Mago sie gewähren, dreht sich um und geht langsamen Schrittes zum Scheiterhaufen ganz links in der Reihe - am weitesten von den Gefährten entfernt. Er bleibt neben diesem stehen und zieht sein Schwert. Wärhend er mit der Klinge auf den Scheiterhaufen deutet, bringt seine bare Linke die Menge abermals zu Ruhe.

"Narito ang Arda, isang bayani ng Ukhtark. Siya ay mabilis at smart na may isang sibat. Ang isang mahusay na mangangaso at mandirigma. Ama ng tatlong anak na lalaki. Siya pumatay ng dalawang Lizardmen sa labanan sa Dukemp-Moor. Kapag isa gabi ventured isang Wolffear sa aming kampo, siya struck ulo ng hayop off na may isang solong pumutok. Siya fought buong giting sa labanan at nahulog ngayong gabi. Siya ay hindi kailanman nakalimutan!"[7]

Den letzten Satz schreit der Serogul in den Himmel. Die Menge nimmt diesen auf, reckt die Hände in die Luft. "SIYA AY HINDI KAILANMAN NAKALIMUTAN!"[8], dröhnt es aus fast einhundert Kehlen.

Dann schreitet der Serogul zum nächsten Gefallenen, erzählte dessen Gesichte, lobt dessen Leistungen. Jedes mal schließt er mit dem gleichen Satz. Und jedes mal bestätigt ihn die Menge ebenso. Basilio blickt kurz zu Barkas, der neben ihm steht, und sieht dass auch der Hirogul völlig gebannt ist von der Zeremonie.

Dann, als alle sechs Krieger gebührend vorgestellt wurden, kommt Mago wieder nach vorne und nimmt seinen Platz vor dem Feuer ein. Er greift nach einer der Fackeln vor sich und hält sie in die Flamme. Die umwickelte, ölgetränkte Spitze lodert auf. Nun endlich rühren sich auch Maru und die beiden anderen Krieger. Auch sie kommen nach vorne, nehmen sich eine Fackel und zünden sie an. Alles unter tosendem Beifall der Menge.

Dann reihen sie sich an den Scheiterhaufen auf. Wieder verstummt die Menge. Der Serogul läutet das Heldenlied ein.[9]

"Lieber drei Tage Mann sein, als ewig Geist!", ruft Mago und zündet einen Scheiterhaufen an.
"Nicht gebissen - der sein, der beist!", antwortet einer der Krieger und legt ebenfalls Feuer.
"Lieber Bären hetzen, als Hühner hüten!" - Mago, während er den dritten Haufen anzündet.
"Lieber einmal schlüpfen, als lange brüten!" - der zweite Krieger, der vierte Scheiterhaufen.
"Lieber Schlangen walken, als Würmer kneten!" - Mago, vor Maru, am fünften Gefallenen.
"Nicht zertrampelt werden, nein - selber treten!" - die Dariba und der sechste Haufen.
Die Vier reihen sich wieder vor der Menge auf. Hinter Ihnen lodern die sechs Feuerstellen.
"Lieber Stahl für Stunden, als ewig Leder!", ruft Mago.
"Lieber einmal einer, als immer jeder!", schallt es zu Antwort aus einhundert Kehlen,
"So viel besser das Schwert, als die Feder!"[10]

Der Serogul und seine drei Helfer verstummen. Die Menge jubelt weiter. Die Feuer lodern. Und in der ersten Reihe stehen die Gäste und lassen die Szenerie auf sich einwirken.

"Das war also die Zeremonie des Heldenfeuers", murmelt Ejdarn nach einigen Minuten, als die Menge sich etwas beruhigt hat. "Beeindruckend."

Lugano nickt. "Das kann man wohl laut sagen."

Mago, die Dariba und die beiden Kämpfer stehen weiterhin vorne. Auch der Großteil der Menge ist noch versammelt - nur vereinzelt ziehen sich die ersten Ukhtark wieder zurück. Die Feuerzungen der sechs riesigen Scheiterhaufen lecken zum Himmel und die Hitze ist in den ersten Reihen deutlich zu spüren. Langsam bewegt sich Mago, gibt seinen Platz vor dem kleinen Feuer auf. Der offizielle Teil der Zeremonie ist nun zu Ende und Flannait muss sich entscheiden. Falls sie den Serogul wirklich vor der Versammlung seiner Krieger stellen will, dann ist jetzt der Moment gekommen.
 1. Für Sanjan und Tarqetik bietet sich hier die Möglichkeit retrospektiv einzubauen, was sie in dieser Zeit gemacht haben (Obekiki wird Sanjan begleiten, falls dieser es will), ist aber kein Muss.
 2. Kargi, Übersetzung für Basilio und Flannait: "Verdammte Elfen. Erst einer. Jetzt zwei. Was soll das?"
 3. Kargi, Übersetzung für Basilio und Flannait: "Ruhig, Wurda. Du weißt, was der Serogul befohlen hat. Das sind unsere Gäste. Sie werden so behandelt."
 4. Kargi, Übersetzung für Basilio und Flannait, ich nehme an, dass ihr auch für Tarqetik, Sanjan und die anderen ein wenig mitübersetzt: "Wir haben eine Schlacht geschlagen. Und wir haben gesiegt!"
 5. Kargi: "Die Ahnen haben entschieden, dass sechs unserer Brüder den Preis für diesen Sieg zahlen müssen. Ihre Reise hier ist zu Ende. Sie schließen sich den anderen Helden an - an der Heldentafel in Stonuthir!"
 6. Kargi: Dies hier ist ihr Heldenfeuer. Wir reinigen ihren Körper und befreien ihren Geist, so dass er in den Himmel aufsteigen kann, um von dort über die Ukhtark zu wachen. Ihre Namen sollen nicht vergessen werden - für alle Zeiten!
 7. Kargi: "Hier liegt Arda, ein Held der Ukhtark. Er war schnell und geschickt mit dem Speer. Ein großer Jäger und Krieger. Vater von drei Söhnen. Er erschlug zwei Echsenmenschen bei der Schlacht im Dukemp-Moor. Als sich eines Nachts ein Schreckenswolf in unser Lager wagte, schlug er der Bestie den kopf mit einem einzigen Hieb ab. Er kämpfte tapfer in der Schlacht und fiel heute Nacht, zerschellte auf den Felsen, beim Versuch, den Bergfried zu erklimmen. Er wird niemals vergessen werden!"
 8. Kargi: "ER WIRD NIEMALS VERGESSEN WERDEN"
 9. Naturgemäß ist auch das Lied in Kargi, allerdings habe ich es aus Gründen der Leserlichkeit auf Deutsch belassen.
 10. Originalgedicht stammt aus Gisbert Heafs' Roman "Radscha" - ich habe kleine Änderungen vorgenommen. Link
« Letzte Änderung: 16.10.2016, 09:13:20 von Khenubaal »

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #323 am: 15.10.2016, 14:50:20 »
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Nachdem Flannait ihre Bitte vorgetragen hat, erwidert Basilio lange Zeit nichts. Seiner Miene sieht man die Gedanken nicht an, die ihm durch den Kopf gehen, aber der Halbelfe fällt auf, dass er mehrmals schlucken muss.

"Auf der Totenwache, Flannait", murmelt er schließlich verzweifelt[1]. "Glaubst du wirklich, das sei der rechte Augenblick? Vor all seinen Männern?" Er hat ein Bild im Kopf, wie sie sich vor dem Serogul aufbaut, die Arme in die Hüften gestemmt, und ihm mit zornblitzenden Augen ihre Forderung entgegenschleudert.

"Vor die Wahl stellen willst du ihn vor all seinen Männern? Ja glaubst du wirklich, dass du ihm damit eine Wahl lässt? Eine Herausforderung ist das auf ganzer Linie und so wird er's auffassen! Ja, was denkst du denn: dass ein Serogul sich von der Tochter des Feindes, einem außerehelichen Halbblut noch dazu, derart vor die Wahl stellen lassen darf? Das Gesicht würde er verlieren, wenn er etwas anderes täte, als deine Herausforderung zum Kampf anzunehmen! Und mir setzt du das Messer auf die Brust, damit ich dir bei deinem wahnwitzigen Plan helfe, der im besten Fall in deinem Tod enden wird, im schlechteren mir alles verderben? Hast du überhaupt eine Ahnung, wieviel Ärger mir daheim eh schon blüht für mein eigenmächtiges Tun? Bis jetzt kann ich zu meiner Verteidigung wenigstens einwenden: aber ich hatte doch Erfolg! Und da soll ich mich, nachdem ich mir gerade das Vertrauen einiger Ukhtark verdient habe, auf die Seite eines ihrer Todfeinde stellen und alles auf einen Schlag wieder verlieren? Glaubst du, wenn du Mago tötest, sie würden meinen Beteuerungen glauben, dass ich ganz zufällig in Dorwida auf dich getroffen sei? Dass ich nicht von Anfang an in deine Pläne involviert war?"

Allerdings wäre das Desaster für ihn fast ebenso groß, wenn er Flannait nicht hilft, deshalb hat er eigentlich auch keine andere Wahl. Trotzdem:

"Wenn ich dir helfen soll, dann musst du mir eines versprechen: du darfst ihn nicht einfach so wild herausfordern, wie du es vorhast, du musst ihm mehr Spielraum lassen. Er muss vor seinen Männer Gesicht wahren können! Was würde dir auch ein Blutschwur nutzen, wenn der Serogul dafür die Unterstützung seiner Krieger verliert? Nichts! Also musst du ruhig bleiben, respektvoll, nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen! Wäre es nicht viel besser, er kommt selbst auf die Idee, dir einen Eid zu leisten, statt dass du es lauthals von ihm forderst? Und wenn er denn tatsächlich dazu bereit wäre, auch dann gilt: die Wortwahl musst du ihm überlassen! Da musst du dich vielleicht sogar mit weniger zufrieden geben, als du dir erhoffst, denn auch er kann dir nicht die Sicherheit versprechen, die du dir wünschst! Denn schau, unehrliche Männer haben keinerlei Probleme damit, alles mögliche zu versprechen, ein ehrlicher Mann wie Mago aber will nicht mehr zusagen, als er meint halten zu können! Und wieviel von dem, was du gerne hören würdest, kann ein einzelner Mann denn schon versprechen? Ja, er hat das Ohr des Vaters, kann ihn beeinflussen, das habe ich im Muog mit eigenen Augen gesehen—und bin vor Neid erblasst! Wenn der General nur so auf mich hören tät!—aber noch ist Mago nicht Gul. Wie alt ist der Vater, wie lange macht er noch? Keine Ahnung! Die Grünhäute werden ja, in dem seltenen Fall, dass sie mal in ihrem Bett sterben, eine ganze Ecke älter als wir Menschen—mit sechzig gilt man bei denen noch als im besten Mannesalter[2]—deshalb tu ich mich immer schwer, ihr Alter abzuschätzen. Aber selbst wenn er dann endlich Gul ist, wird Mago nicht tun und lassen können, was er will. Im Muog quasseln einem ständig die ehrwürdigen Alten dazwischen, draußen im Feld ist man auf die Zustimmung und den Respekt seiner Männer angewiesen! Wenn er dir also nur etwa, sagen wir: 'einen Waffenstillstand, solange er mit gutem Willen erreichbar ist' versprechen will, so sieh das doch bitte als Zeichen der Hoffnung an und bedenke die Alternative!"

An dieser Stelle meint Basilio, dass sich der dramatische Effekt seiner Rede steigern ließe, indem er sich vom Boden erhebe, um so der Halbelfe auf Augenhöhe zu begegnen. Eine Weile lang müht er sich zu diesem Zwecke redlich ab, doch der Boden kommt ihm immer wieder in einem überraschenden Winkel entgegen, wie die Planken eines Schiffes bei hohem Seegang. Endlich gibt er auf und beschließt seine Rede im Sitzen.[3]

"Meinst du also, du könntest all das tun? Ruhig bleiben, ihm Spielraum lassen, nicht gleich das Messer an die Brust setzen so wie mir, ihm nicht die Wahl diktieren, die er deiner Meinung nach hat, sondern dich gedulden, bis er vielleicht selbst auf die richtige Lösung kommt? Vielleicht könntest du in einer weiteren Sache über deinen Schatten springen, wo du nun ausgerechnet die Totenwache als Zeitpunkt zur Konfrontation ausgewählt hast: vorher bitte alles tun, um deinen Respekt für die gefallenen Kargi zu bezeugen? Sie sind im gemeinsamen Kampf gefallen, für uns alle: ihr Tod bedeutet unser Leben. Das hat nichts mit eurer alten Fehde zu tun. Überhaupt, du kannst nicht nur fordern, sondern musst ihm auch etwas anbieten: Versöhnung, zum Beispiel, oder wenigstens die Aussicht darauf. Glaubst du, das schaffst du alles? Dann werde ich an deiner Seite stehen."

Wenn ich bis dahin wieder stehen kann. Warum habe ich nur soviel getrunken? Das ist doch sonst gar nicht meine Art. Und ausgerechnet jetzt kommt Flannait mit sowas daher und ich hab' meine Sinne nicht beisammen! Das soll mir eine Lehre sein!

~~~
 1. Alles auf Kalamarisch.
 2. korrigiert, nach meisterlichem Beschluss: Hobgoblins können bis zu 150 Jahre werden, verglichen mit 110 bei den Menschen; erst mit 72 gilt ein Kargi (regeltechnisch) als "alt", verglichen mit 53 bei den Menschen.
 3. Fort save = 3 => betrunken.
« Letzte Änderung: 16.10.2016, 11:48:52 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
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Tarqetik

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Gulasado
« Antwort #324 am: 16.10.2016, 13:18:49 »
Die Feuer sind hell und warm. Die Holzscheite knistern und knacken, mit einem halben Ohr meint Tarqetik zu hören wie die Knochen der Toten von der Hitze aufgebrochen werden und die Luft auf dem Fleisch pfeifend zum Himmel fährt.

Hell und Laut, Menschen und Grünhäute haben ihren Spaß wie es scheint. Der Krieger hat in der Zwischenzeit irgendwo einen größeren Humpen als den Seinen gefunden und diesen immer wieder aufgefüllt. Durch freundschaftliche Geste oder aufgrund von Respekt.
Der Alkohol rinnt durch die Adern und belebt das Herz mit. Takt und Rhythmus der Rufe, ein eingängiger Sprachgesang, den die Grünen da gezeigt haben, lassen den Krieger etwas mit den Füßen wippen. Doch diese kurze Phase ist eben kurz und nur mäßig beeindruckt sieht sich Tarqetik wieder nach etwas anderem um, das die Langeweile von ihm nimmt. Der Söldner sieht es positiv. Vermutlich wäre es noch langweilgier geworden, wenn er die ganze Ansprache von Mago hätte verstehen müssen.
Rasch findet er einen Soldaten, der mit vollen Humpen und Schläuchen von einem Ort A zu einem Ort B will. Doch sind dem Krieger die Orte egal, nur der Schlauch ist wichtig und geschwind ist sein Humpen wieder voll.
Ein wenig gutes Tropfen dieses Mal. Tarqetik spült den Schlucke kurz zwischen den Zähnen. Sein Gesicht verzieht sich. Sauer wie Essig, legt sich der Wein auf seine Zunge. Er erinnert sich an das schale und weiche Bier vor ein paar Tagen im Wirtshaus. „Essigwein und Früchtebier. Kein Wunder, dass die Menschen hier Streit und Kampf suchen. Irgendwie muss sich der Frust ja entladen.
Da ist Tarqetik Bier viel lieber, doch woher nehmen wenn nicht stehlen. Ein Söldnerlager hat da schon seine Vorteile. Sicher, weniger koordiniert und sicherlich unsauberer, aber es mangelt nie an Frauen und Fässern. Ein billiges Mittel der Herren, Söldner bei der Stange zu halten. Eine gute Einführung, wie sich Tarqetik denkt. Diese Galkinistischen Truppen sind zu pflichtbewusst.

Der Krieger spuckt aus. Ein weiter Strahl an Essigwein springt in hohem Bogen zwischen seinen Lippen hervor und klatscht auf den Boden. Den Becher, konterminiert von diesem Gesöff, lässt er einfach achtlos fallen. Die Suche geht weiter.
« Letzte Änderung: 16.10.2016, 13:22:26 von Tarqetik »

Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #325 am: 16.10.2016, 22:22:24 »
Mit Obekiki zusammen führte der Weg nach Verlassen der Mauern direkt zurück zum Heilerlager. Maru sollte die traurigen, unheiligen Masken sobald wie möglich erhalten. Zur Erleichterung wohl der beiden, ist Maru noch da gewesen. Möglichst ruhig, und abseits spitzer Ohren erklärte der Schamane seiner Kollegin ihren grausigen Fund. Unweigerlich bekommt er wieder eine sichtbare G.änsehaut, als er nach der Geschichte ihr den Beutel übergibt. „Mögen sie in deinen Händen Frieden finden“ Flüstert er und senkt den Blick. „Mir … der dunkle Priester Ruhusch ist mir und ein paar der Anderen in den Gewölben begegnet. Wir konnten ihn zur Flucht zwingen, etwas was für die Jagt gut war. Aber diese Hyäne wird somit ihr Treiben weiter führen können. Wohl nicht gleich morgen und hier in der Nähe aber er wird es machen.“ Mit der Zungenspitze benetzt sich der Schamane die trocken gewordenen Lippen. „Seine dunkle Kraft ist eine Gefahr für das Land, ohne Frage. Darum bei den Ahnen, so ich und mein Bruder Wolf seine Verte jemals wieder wittern, werden wir es deinem Stamm wissen lassen. Und, wenn es in meiner Macht steht, so werde ich ihn auch jagen.“ Er hebt seinen Blick, sieht Maru in die Augen und tut etwas was er bis jetzt nicht getan hat. Er ballt beide Hände zu Fäusten, lässt sie mit einem dumpfen Ton auf seiner Brust aufkommen und verneigt sich tief vor der Dariba. „Bei den Ahnen und meiner Ehre, sein Herz wird seinen letzten Schlag getan haben und meine Hände werden rot von seinem Blut sein.“ Er schweigt. Besser kein er seine Worte gerade nicht in die Handelssprache übersetzen. Wie auch, denn er weiß noch nicht einmal ob und wie er diesen Schwur verwirklichen kann. Würde er den Priester jetzt wiedersehen, ganz alleine ohne Grimnir und seine Gefährten, Sanjans Beine würden ihm vor Angst den Stand versagen. Die dunkle Aura in der Kammer, die beschworene Schreckensbestie und die Magie in den Schriftrollen all dies ist Stärker als das was er gerade selbst vermag. Selbst zum Kämpfen muss er sich auf die Klauen und Schwerter anderer verlassen. Nie ein großer Jäger!“ spucken die hämischen Rufe aus seiner Kindheit im Kopf wieder.

Nach seinem Versprechen wendet er sich an Obekiki. Er fragt ihn, ob er gleich mitkommen wolle, sich den Dreck und Schmutz vom Leib waschen. Kurz zögert der Feldscher, willigt dann aber ein. Bevor sie sich zum Burggraben aufmachen, holt Obekiki eine tönerne Flasche aus dem Heilerzelt. Dabei meint er „Für nach dem Bad“ und grinst wieder kurz. Abseits der Brücke, und ungestört von neugierigen Blicken, machen sich beide fertig für das Bad. Das Wasser ist kalt, erfrischend. Denn noch genießt Sanjan es. Ein dichter braunroter Schleier löst sich von der Haut des Schamanen. Die gesamte Bemalung, das Blut und der Dreck der letzten Tage gehen ab. Hinterlassen seinen warmen Braunton und die roten Tätowierungen. Nach dem Bad, nur in seiner Tunika, sitzt Sanjan am Wasser und säubert seine Rüstung. Obekiki sitzt neben ihm und lüftet das Geheimnis der Flasche. Es ist ein sehr starker Brand. Nicht aus seiner Heimat oder so, auch eher für Wunden gedacht aber wie der Feldscher mein jetzt gerade richtig. Nach einem tiefen Schluck hält dieser ihm die Flasche auffordernd hin. Sanjan lässt sich nicht lange bitten. Nach dem tiefen Schluck kneift er jedoch die Augen zusammen und streckt seinen Hals gen Himmel. Obekiki lacht laut auf. „Ja, das brennt alles weg, was?“ meint er und nimmt selbst noch einen weiteren Schluck.

Die Flasche ist schnell leer, die Rüstung gut angetrocknet und beide merken wie die Müdigkeit in ihre Knochen fährt. Zusammen machen sie sich auf in das Feldlager, zurück zu ihren Zelten. Sanjan ist so benebelt vom Schnaps, dass er es gerade noch zu seinem Zelt schafft, bevor er umkippt und sich dem Schlaf ergeben muss.

~~~

Die anderen mussten den Schamanen wecken, als es zum Heldenfeuer der Kargi losgehen sollte. Mit dicken Schädel und noch immer Müde folgt er den Anderen. Diese Müdigkeit verschwindet jedoch kurzzeitig während der Zeremonie. Die Blicke der Anwesenden, ihre Ausrufe und einfach die ganze Zeremonie lassen im Schamanen alle Sinne Wach werden. Ohne die Worte zu verstehen, steht er stramm dar, so würdevoll es sein dicker Schädel erlaubt. Die Toten Ehren, dass ist gerade der Sinn und während ihr Fleisch im lodernden Feuer vergeht denkt Sanjan nach. Darüber wie die letzten Kampfe gelaufen waren und über seinen Rollen darin. Unterbrochen werden die Gedanken erst, als das Lied losging. Ein wohliger Schauer legt sich über seine Haut und weitere Erinnerungen an seinen Stamm werden wach.
« Letzte Änderung: 16.10.2016, 22:23:32 von Sanjan, von den Bahir »

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #326 am: 19.10.2016, 14:14:19 »
Von Barkas an der Lagergrenze abgeholt, drückt Basilio sich so weit hinten wie möglich herum. Der Hirogul braucht ja nicht unbedingt mitbekommen, wie sehr Basilio sich darauf konzentrieren muss, einen Fuß mit zielgerichteter Absicht vor den anderen zu setzen. Dies gelingt ihm sogar zumeist, dank einer enormen Willensanstrengung[1], welche ihn allerdings unterwegs und während der gesamten Zeremonie ebenso schweigsam wie unansprechbar werden lässt. Immerhin hat er seine Sinne soweit beisammen, dass er bei der Verlesung der Kriegernamen den erforderlichen Respekt zollt, indem er seinen Rapier zieht, um damit erst zum Himmel zu weisen, dann das Heft an die Brust zu drücken. (Allerdings vollzieht er diese Geste nur einmal für alle sechs Gefallenen statt für jeden einzeln: die Gefahr, dabei einem der Umstehenden ein Auge auszustechen, ist ihm dann doch zu groß.)

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum er jetzt lieber nüchtern wäre. Denn obwohl seine Gedanken sich noch viel mehr als die Füße jeder geraden Linie verweigern, ist ihm die Einzigartigkeit seiner Situation nur allzu bewusst. Wann hat ein Koraker je eine solche Zeremonie miterleben dürfen? (Außer vielleicht Kriegsgefangenen, die bald darauf auf fürchterliche Weise dem blinden Gott geopfert wurden...) Und er, Basilio, verpasst die Hälfte!

Flannait ist schuld. Weil sie mich abgelenkt hat, vorhin vorm Kommandozelt, habe ich Tarqetik aus den Augen verloren, und weil ich Tarqetik aus den Augen verloren habe, konnte ich ihm nichts von meinem Branntwein spendieren und nur deshalb musste ich ihn ganz allein leertrinken!

Immerhin, das Spektakel dauert hinreichend lange, dass die frische Luft ihre vertreibende Wirkung auf die Weingeister entfalten kann. Als die Scheiterhaufen brennen und die Ukhtark ihren Gesang anstimmen, ist Basilio wieder soweit beisammen, um sich über mehrere Dinge den Kopf zu zerbrechen. Wie schaffen die Ukhtark es, wie hundert Mann zu klingen, dabei sind's bloß zweiundachtzig Mann und eine Frau? Doch diese Frage ist vergessen, sobald Basilio sich daran macht, den Text ihres Liedes diversen Verständnis- und Interpretationsfragen zu unterziehen.

  • Wieso ist "Geist" das Gegenteil von "Mann"? Welche religiöse Vorstellung steckt da wohl dahinter? Endet dem Glauben der Ukhtark nach jeder, der im Leben keinen echten Mannesmut bewiesen hat, als rastloser Geist gefangen zwischen den Welten, weil in Stonuthir nur echte Krieger eingelassen werden?
  • Wäre die zweite Zeile rhythmisch und sprachlich nicht viel ansprechender, wenn man einen richtigen Satz daraus machte? 'Nicht gebissen werden, sondern der sein, der beißt?'
  • Wieso sollte jemand Hühner hüten? Hühner braucht man nicht zu hüten. Die laufen einfach hierhin und dorthin, picken Körner vom Boden oder Schnecken vom Salat und gackern dabei aufgeregt herum und abends schlüpfen sie wieder in ihr Hühnerhaus. Hühnerhirte, gibt es das Wort überhaupt? Schafhirte ja, Ziegenhirte und Kuhhirte, aber keinen Hühnerhirten. Da, bewiesen! Also, was soll hier der Quatsch vonwegen Hühner hüten?
  • Ha, und die nächste Zeile macht noch weniger Sinn. Lieber einmal schlüpfen? Wer bitte schlüpft denn zweimal? Nicht einmal ein identischer Zwilling, auch wenn man es in diesem Fall poetisch so umschreiben könnte, aber was sollten die Grünhäute gegen Zwillinge haben? Glauben sie etwa, da seien unheilige Kräfte am Werk? Dass einer der beiden das böse Abbild des anderes sein müsse? Aber was hatte das mit "brüten" zu tun? Das Wort ist ja wohl im übertragenden Sinne gemeint, also "nachdenken", ja? Oder wollen sie damit sagen, es sei besser, als Mann aus dem Leib einer Frau gepresst zu werden, statt als Frau einen künftigen Mann herauspressen zu müssen? Ha, das dürfte ja wohl jedem einleuchten, das bräuchte man kaum extra zu erwähnen, beim Totenfeuer noch dazu. Vielleicht handelt es sich um eine noch allgemeinere Aussage: mit jeder Geburt entsteht ein neuer Tod? Wenn die beiden aber von Anfang an gleichgesetzt sind, kann man die Zeile auch genau andersherum verstehen: lieber schnell sterben, als lange leiden? Ha, so wird ein Schuh daraus!
  • Aber das nächste kann nicht stimmen. Schlangen walken? Würmer kneten? Unter welch seltsamen Umständen würde jemand das eine oder das andere tun wollen? Also, das kann allmählich nicht mehr sein, ich glaub', ich übersetz das alles hier völlig falsch... Misstrauisch macht mich ja allein schon, dass sich meine brandobische Übersetzung reimt... Ebensogut wäre möglich, dass bei so einem Lied, welches gewiss seit Generationen weitergereicht wird, jede Generation sich ein paar Wörter falsch gemerkt hat... Oder die Worte sind wieder im übertragenen Sinne gemeint, symbolisch... Schlangen stehen ja für das Jenseits oder vielmehr die Reise dorthin, und Würmer, hm, für das elende Irdendasein? Also lieber stolz sterben, als elend leben? Wobei, Schlangen stehen ja irgendwie auch für Wärme, Feuer—Flammen und Schlangen, beide züngeln—also vielleicht heißt das auch einfach bloß: lieber eine Feuerbestattung statt in der Erde verbuddelt werden, den Würmern zum Fraß?
  • Ach, und ausgerechnet meine liebe, süße Maru schreit was davon, dass sie lieber selber zutritt, als sich treten zu lassen. Ja, natürlich, auf den zweiten Blick überrascht mich das gar nicht...

    Aber im Ernst, was soll man jetzt von kargischer Dichtkunst halten? Wenn ich nach dieser Kostprobe bereits ein Urteil fällen müsste, würde ich ja sagen: ihr tut gut daran, beim Schwert zu bleiben! Welche Feder wäre bei der Aufschrift solcher Zeilen zu Komplizenschaft bereit?[2]

Trotz dieser wirren Gedanken steht Basilio, als die ersten Ukhtark sich hierhin und dorthin zurückziehen, halbwegs klaräugig da und sieht sich nach den Personen um, von denen er im Anschluss an die Zeremonie gewisse Aktionen erwartet. Maru wollte ja noch mit ihm sprechen. Barkas sicher auch. Der dürfte eine Antwort auf das angebotene 'Bruder' erwarten. Mago? Nun, eigentlich rechnet Basilio aus dieser Richtung mit keinerlei ihn betreffender Aktion, so pointiert wie der Mann Basilios letzten drei oder vier Ansprechversuche ignoriert hat. Die interessantere Frage ist daher: wo befindet sich, in Relation zum Serogul, Flannait, und was wird sie als nächstes tun? Hat sie sich seinen Rat durch den Kopf gehen lassen? Wird sie Basilios "Bedingung" akzeptieren und die Sache zumindest diplomatisch beginnen? Oder hat der kriegerische Gesang ihre zaghafte Hoffnung, zu der Basilio sie überredet hat—dass ein Friede zwischen den Ukhtark und den Adair möglich sei—mit einem Schlag vernichtet?
 1. will save = 14
 2. Sorry für die nicht ganz ernst gemeinte Gedichtsinterpretation (bzw. Verriss) - ich vermisse Will ;o).
« Letzte Änderung: 19.10.2016, 19:09:03 von Basilio Aristide »
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Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #327 am: 19.10.2016, 23:38:56 »
Flannait hört Basilios Rede mit zunehmend nachdenklicherem Gesichtsausdruck und brauchte ihrerseits einen Moment das gesagte zu verarbeiten.
"Und Du fragst warum ich Dich brauche?[1], fragte sie dann leise und mit gesenktem Blick, dann hebt sie den Kopf und Stimme.
"Als ich in den Norden zurückkam, hatte ich vor Mago zu fordern und zu töten, und ein Teil von mir will das am liebsten immernoch. Es tut mir leid, wenn ich Dich in Schwierigkeiten bringe, aber Du warst es doch, der mich überhaupt erst davon abgebracht hat. Ich kann mich nicht entsinnen Dich darum gebeten zu haben. Diplomatie ist nunmal nicht meine starke Seite, schon gar nicht mit dem Mann, der meinen Vater auf dem Gewissen hat! Du hast das hier angefangen, nun hilf mir es zu Ende zu bringen. Ich bin eine Adair. Mago wird mir nicht zuhören weil ich nett darum bitte, aber Du hast sein Vertrauen, du kannst ihn dazu bringen mich anzuhören." Mitgefühl für seine Situation kann Basilio hier offenbar nicht allzuviel erwarten.
"Aber mehr als den Verzicht auf meine Rache habe ich Mago nicht  zu bieten. gibts sie zu bedenken. "Ich mag von Declans Blut sein, aber ich bin leath fear, Halbmensch, niemand in Jaylin wird sich an irgend etwas gebunden fühlen, dass ich Mago, oder irgenteinem anderen Uthark im Namen der Adair verspreche." auch wenn sie sich bemüht, kann Flannait die Bitterkeit nicht aus ihrer Stimme halten, "und Du kannst Dir sicher sein, dass Mago das nur zu gut weiß. Aber nach allem was Du mir erzählt hast, können Du und Barkas bezeugen, das Aisling noch immer Frieden will und in wenigen Monaten wird sie Fürstin von Jaylin sein. Wusstest Du, dass sie es war, die Declan nach Vaters Tod dazu gebracht hat, das Waffenstillstandsabkommen mit den Uthark anzunehmen? Damals habe ich sie dafür gehasst, dass sie mir die Möglichkeit nahm, meinen Vater zu rächen, aber wenn Aisling die Adair und meinen Großvater" - das Wort trieft geradezu vor Verbitterung und Verachtung - dazu bringen konnte, den Waffenstillstand zu schließen und einzuhalten, dann können Mago und deine Maru das auf seiten der Uthark ebenso."
Den gefallenen Kargi mehr als oberflächlichen Respekt zu zollen wird Flannait schwerfallen, der alte Hass stirbt nur langsam in ihr und wie alle Adair sieht sie die Kargi nicht als wirklich ebenbürtig an. "Ausserdem  sind die Uthark aus eigenen Motiven in die Schlacht gegen Sildan gezogen, nicht etwa um Dorwida oder sonst wem einen Gefallen zu tun.
Aber wenn das der Preis für Basilios Hilfe und letztendlich hoffentlich den Frieden zwischen Jaylin und Kezhdal ist, wird sie ihn zahlen.
"Ich werde mich bemühen deinem Rat zu folgen. Ich hatte nie vor Mago während der Zeremonie zu fordern, sondern danach. Er bekommt seinen Spielraum und ich werde nicht mehr erwarten, als er als Serogul versprechen und halten kann,  aber wenn er mich nicht überzeugt, dass er den Frieden will werde ich ihn fordern und töten. Du magst dem Mann vergeben haben, der deinen Vater hinrichten lies, ich kann Mago nicht so leicht vergeben!" sie schweigt einen Moment. "Ist das genug?" fragt sie dann fast zaghaft denn sie ist sich nach Basilios Vortrag nur um so mehr im klaren darüber wie gering ihre Aussichten auf etwas anderes als ein Duell auf Leben und Tod sind, wenn sie Mago ohne Basilios Unterstützung entgegen tritt.

~~~

Flannait bleibt während der ganzen Zeremonie in Basilios Nähe, wobei sein Zustand ihr schon im Zelt nicht entgangen war. "Ausgerechnet heute musstest Du Dich besaufen? Ich dachte Du wärst klüger als Typen wie der da." sie blickt hinüber zu der Stelle an der sich Tarquetik, schon wieder einen Humpen in der Hand und nur zu offensichtlich langweilt der Zeremonie folgt. Die Bereitwilligkeit mit der sich Menschen zu den unpassensten Zeiten mittels Alkohol selbst ihrer Sinne, ihrer Reaktionsfähigkeit und ihrer Kontrolle berauben überrascht die Halbelfe immer wieder.

Die Zeremonie findet sie wieder willen eindrucksvoll, auch wenn sie mehrfach die Zähne zusammenbeißen muss um keine Miene zu verziehen wenn der Serogul wieder einmal die Verdienste eines der Gefallenen im Kampf gegen die Adair lobt. Aber sie bleibt hoch aufgerichtet stehen und neigt nur bei jedem "SIYA AY HINDI KAILANMAN NAKALIMUTAN!" respektvoll den Kopf.
Der Gesang lässt sie allerdings entgültig am Friedenswillen der Uthark zweifeln.
"Selbst wenn Mago Frieden will. Das hier, Krieg und Ruhm in der Schlacht ist ihre wahre Kultur." Aber sie hat Basilio versprochen es zu versuchen und dem Duell wird sich Mago nicht entziehen können, was immer zuvor passiert. 
Also greift sie als das Ende der Zeremonie gekommen ist Basilios Oberarm und tritt mit ihm aus der Menge heraus auf den Serogul zu ehe sie ihn wieder loslässt. Kerzengerade aufgerichtet,  die Hände unterhalbe der Elfenklinge auf dem Rücken verschränkt, das Haar im Licht der tanzenden Flammen feuerroter den je, die tiefgrünen Augen die so sehr denen ihres Vaters gleichen unverwand auf Mago gerichtet hebt sie die Stimme und übertönt ohne Mühe das Murmeln der Menge und das Prasseln der Scheiterhaufen:
"Mago, anak ng Hulad Serogul ng Uthark. Ako Flannait Adair, anak na babae ng Semias Adair. Babaguhin ba ninyo ang makinig sa kung ano ang kailangan kong sabihin?"[2] Es ist eine Geste des Respekts, dass sie Kargi spricht, aber der weiche elfische Akzent ist unüberhörbar als sich alle Augen auf die Halbelfe und den sie um mindestens Haupteslänge überragenden Anführer der Uthark richten.
 1. Alles auf Kalamarisch
 2. Kargi:"Mago, Sohn des Hulad, Serogul der Uthark. Ich bin Flannait Adair, Tochter des Semias Adair. Wirst Du hören, was ich zu sagen habe?
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Tarqetik

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Gulasado
« Antwort #328 am: 24.10.2016, 21:59:28 »
Ohne erkennbare Richtung geht Tarqetik durch die Reihen der Zelte.
Hin und wieder wirft er ganz leger,  einen Blick drüber und mal her, schaut mit gut gezieltem Blicke auf die Tische, doch es ist fast Tücke, dass jeder volle Kelch und jeder Becher, gehört schon einem Soldatenzecher.
Immer weiter geht der Recke, lang und länger wird die Strecke. Seinen Kurs zur harten Leber, den hält er und da geb´ er seine letzte blanke Münze, wenn sie ihm denn etwas nütze. Doch der Sitz am buchenhölzern Tisch bleibt verwehrt. „Wäre ich doch eingekehrt“, denkt sich der Kriegermann und verflucht sodann seine nicht genutzte Chance bei dem kleinen Mann. „Ein Krügerl ward versprochen, schon fast hab ich den Duft gerochen, von den Trauben, den Vergorten. Treten müsste ich den verborten Geist, der im Kopf mir saß und an meiner Langeweile fraß. Was nutzt mir nun mein stolz Gehabe? Fort ist´s nun, die nette Gabe von einem vollen großen Humpen. Dessen Inhalt könnte doch schon pumpen, mein Herz durch meine Körperteile und aus wär´s mit der Langeweile.“
Und so geht er mit gebeugtem Rücken und lässt an keiner Feuerstell sich blicken, lieber schlurft er mit viel Durst – und Hunger auch, auf Fleisch und Wurst – weiterhin von Zelt zu Zelt; in den Taschen noch das Geld.
Da erblickt er gar im Feuerschein, und denkt sich: „Das kann wahr nicht sein“, einen Wagen, der so steht, eine Plane drüber g´weht. Und an einer Wagensecke, unverhüllt von der Planendecke, steht, aus gebogen Holz und Eisenringen, ein Fässchen. Eben eines von den Dingen, die mit Fruchtsaft aufgefüllt, der so stark, dass er den Geist einhüllt. Langsam Tarqetik kommt, an den Wagen und dort formt die Lippen, um zu fragen, wer dies hat wohl hergetragen. Diese Frage stellt er nicht sehr laut, und aus Sorge, dass es einer klaut, greift mit beiden Händen rasch er zu, kehrt um und verschwindet auch im Nu flux hinter einer  nächsten Ecke; „Das war klug“, denkt sich der Recke.
So findet er an einer Bank sich wieder, dort setzt er sich auch erstmal nieder. Hält die Beute fest im Arm, hält sie sicher, hält sie warm. Ist das Fässchen doch auch schwer, hergegeben wir das nimmermehr. Für den Recken ist ein Fest, denn schwer ist nur, was voll auch ist.
Nun, in Sicherheit getragen, will er es doch nun schon wagen, den Inhalt jetzt auch auzukunden, um zu wissen, ob ein Schatz gefunden. Sieh, im Holze ist nicht ein Loch, zum öffnen fehlt ein Werkzeug noch. Die Rechte greift zum scharfen Messer, nichts ist nützlicher und besser als der scharfe Stahl für die perfekte Werkzeugwahl. Die Spitze hebt den Deckel  nur sehr leicht und schon ein bekannter Duft entweicht. Diese wohlig warmen Dürften, erfüllen gebietend gleich die Lüfte. Kaum dass der Leib dies  schon vernahm, wird’s in allen Gliedern warm. Um nichts zu vergeuden von dem edlen Tropfen, geht der Deckel wieder zu -  durch Klopfen. Die Vorfreude und das ist g´wiss, stet´s was ganz was besonders is.
Doch es nahen nächste Sorgen, woher ein Becher, wenn nicht borgen? Zuerst: das Fass das wird gut bedacht unter der Bank in Sicherheit gebracht. Nicht dass es ein andrer findet und damit auch noch entschwindet. Dann, mit sicherem und raschem Schritt, der Krieger zu den Feuern tritt. Dort stehen Männer und lachen Hohn, wer sitzen muss, der säuft halt schon. Man hört wie auch hier das Bier gut zischt, da halt wohl einer n Rausch reingemischt. Wichtig ist´s nicht, was die dort sprechen, die Themen sind bekannt vom Zechen. Zu einem netten Wachmann Tarqetik geht, fragt wie es so läuft und steht, ob alles fidel, gut auflegt, aber das versoffene Gebrabbel er nicht versteht. Der nette Herr beginnt zu Lallen und ist im nächsten Augenblick schon niedergefallen. „Danke“, sprach´s und griff den Becher, der lose liegt in der Hand vom Zecher. An einem Wasserkübel wäscht er den Humpen aus, und zieht davor den fast Ertrunkenen darin heraus. Das Metall ist sauber aber nicht sehr rein, so muss es aber auch nicht sein. Zu kommt der Krieger zum Bankerl zurück, das Fass ist noch da – ein riesen Glück. Mit dem Gefühl als großer Sieger, setzt er sich auf Bankerl nieder, macht das Fässchen wieder auf und mit dem ersten Glas beginnt der Lauf.

Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #329 am: 25.10.2016, 14:31:16 »
Ein Raunen geht durch die Reihen bei Flannaits Worten. Stimmen werden laut. "Adair?", "Kanyang sinabi Adair?", "Sinumpa Aster!"[1]

Die Krieger zu beiden Seiten des Seroguls machen einen Schritt nach vorne. Einer, der ältere, zieht klirrend seine Klinge aus der Scheide. Das scheint ein zeichen zu sein - die Gefährten hören mehr Geklirr als weitere Ukhtark in der Menge Waffen ziehen. Die Stimmen werden lauter.

Nicht Mago. Der Serogul streckt die Hände zu beiden Seiten aus, versperrt damit den zwei Kriegern den Weg zur Halbelfe, bedeutet ihnen anzuhalten. Der Ältere schaut verwirrt zu seinem Kommandanten, doch beide gehorchen, halten an - er senkt die Klinge.

Mago erwidert Flannaits Blick, schaut einige Augenblicke schweigend zur Halbelfe. Basilio und Sanjan stehen in der ersten Reihe, hören, wie das Stimmengewirr immer lauter wird. "Adair! schallt es immer wieder aus der Menge.

Der Bahir steht neben Kommandantin Ejdarn. Diese - des Kargi nicht mächtig - versteht offensichtlich, dass die Gemüter sich erhitzen, kennt aber den Grund hierfür nicht. Sie schaut fragend zu Sanjan, dann fragt sie einen der Kargi hinter sich. Sanjan erkennt ihn - es ist Hasdru, der schon bei ihrem ersten Zusammentreffen mit den Ukhtark - vor einer Woche, vor einer Ewigkeit - dabei war. Der Krieger ist aufgebracht, erklärt aber in Grundzügen, was passiert ist. Ejdarn schüttelt den Kopf. "Bei den Göttern...", murmelt sie.

Basilio fixiert Maru mit seinem Blick. Die Dariba steht unbewegt da, kein Geschrei, kein Gefuchtle. Doch das kann den Koraker nicht täuschen. Er sieht die angespannten Halsmuskeln, ein leichtes Zittern in den Händen. Was ist es - Überraschung, Hass, Aufregung? Dann reißt ihn Barkas aus seinen Gedanken. "Alam mo ba na?"[2].

Und Flannait? Sie erwidert den Blick des Seroguls. Ein gespenstisch wirkendes Gesicht mit der weißen Zeremonienbemalung und zwei orange funkelnde Augen. Schwarzes Haar und möchtige Hauer vor dem Hintergrund von sechs gewaltigen Totenfeuern - hinter ihr die tosende Menge von mehreren Dutzend Ukhtark. Die Situation fordert ihre ganze Selbstbeherrschung.

Dann - endlich - hebt Mago die Arme weiter an und über Kopf. Die Hände sind offen, die Handflächen zu seinen Stammesbrüdern gewandt. Langsam wirkt er auf diese ein und die Menge beruhigt sich allmählich. Immer wieder peitscht ein widerwilliger Schrei über die Köpfe, doch Mago bleibt dabei. Nun schweift sein grimmiger Blick über die Versammelten, sucht die Aufrührer, und so verstummen auch die letzten Stimmen. Nach all dem Trubel ist die Ruhe gespenstisch - das Knistern und Knacken der Heldenfeuer erscheint plötzlich schmerzhaft laut.

Der Serogul wendet sich an Flannait. Er spricht mit ruhiger Stimme, aber laut, so dass die Menge ihn hören kann. "Ito dito ay isang bayani apoy. Ito ay doon upang parangalan mandirigma. Ikaw fought well ngayon, Flannait Adair. At ang iyong ama" - hier macht der Serogul eine Pause - "ay isang mahusay na mandirigma. Say anak na babae Semias' - ikaw ay may karapatan na gawin."
[3]

Damit endet er. Die Menge bleibt stumm. Alle Augen sind auf Flannait gerichtet.

* * *

Tarqetik genießt gerade sein zweites Glas herrliches Bier, als lautere Worte seine Aufmerksamkeit auf eines der Feuer in der Nähe lenken. Zwei Ukhtark und einer von Ejdarns Männern sitzen um selbiges herum - alle sind nicht mehr ganz nüchtern. Der Brandobiner muss glucksen, als er einen der Kargi erblickt. Der linke Hauer des Kriegers ist wohl vor längerer Zeit Nahe der Wurzel abgebrochen und so sieht das Gesicht lachhaft assymmetrisch aus. Dass er aber darüber so kichern muss, dass ihm das leckere Gebräu zum Teil durch die Nase herunterläuft ist für Tarqetik ein Zeichen, dass auch sein bulliger Körper nicht unbegrenzte Mengen Gerstensaft aufnehmen kann, ohne zu erweichen[4].

Die drei Männer haben wohl Knochen und Würfel geworfen und nun entbrennt ein Streit. "Su spielst falsch!", schreit der Gakelite und steht auf. Die Ukhtark erheben sich auch, beide schwanken. "Du sagen - ICH LÜGE?", schreit einer. "JA", schallt es zu Antwort - "dreckiges Wildschwein!". Der Kargi macht einen Schritt nach vorne und verpasst dem Menschen einen Fausthieb ins Gesicht.

Der Gakelite fällt rücklings zu Boden. Die beiden Kargi lachen auf, krümmen sich. Während der Mann torkelnd wieder hochkommt, verhöhnen sie ihn in ihrer Sprache. Doch der Soldat gibt nicht auf - noch nicht ganz aufgerichtet, läuft er den überraschten Ukhtark mit einem Schrei auf den Lippen an, rammt diesen und reißt ihn um. Die beiden fallen in den Dreck, rollen durch das Feuer auf die andere Seite und beginnen, auf dem Boden miteinander zu ringen.
 1. Kargi: "Adair?", "Sagte Sie, Adair?", "Verdammte Elfen!"
 2. Kargi: "Hast du das gewusst?"
 3. Kargi: "Dies hier ist ein Heldenfeuer. Es ist dazu da, um Krieger zu ehren. Du hast heute gut gekämpft, Flannait Adair. Und dein Vater" - hier macht der Serogul eine Pause - "war ein großer Krieger. Sprich' Semias' Tochter - du hast das Recht dazu."
 4. -2 auf alle Würfe wegen Trunkenheit, Dauer 3 Stunden

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