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Autor Thema: Gulasado  (Gelesen 47947 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #30 am: 24.12.2015, 14:45:31 »
Der Ritt mit Tross und Mannschaft geht Basilio viel zu langsam, obwohl er es andererseits genießt, wieder unter Soldaten zu sein – die ihn zwar nicht als ihresgleichen anerkennen, aber das ist er ja gewohnt. Man wird sie eben nach und nach überzeugen müssen. Nicht sofort, das wäre aufdringlich, gar verdächtig. Sie sollen ihn und seine Handvoll Kameraden ruhig erst einmal beschauen und "beschnuppern" und sich so an sie gewöhnen dürfen, bevor er ihnen mit Annäherungsversuchen kommt. Und so geduldet Basilio sich – mit Mühe! – den ganzen Tag, an dem wirklich gar nichts geschieht.[1] Er hält sich in Flannaits Nähe, die natürlich die meisten Blicke zieht, auf dass ein kleiner Teil dieser Aufmerksamkeit (und ihres exotischen Glanzes) auf ihn abfallen möge.

Als am Abend dann der vertraute Aufruf zum Latrinenschaufeln erschallt, ist Basilio sofort zur Stelle.

"'Freiwillige vor!' heißt's bei mir daheim an dieser Stelle bloß und alle treten sich vor Eifer auf die Füße", sagte er zu den drei Auserwählten. "Weil sie alle nicht schnell genug zurückweichen können... Aber mir tät heut' eh noch ein wenig körperliche Anstrengung fehlen, um die nötige Bettschwere zu erlangen, ich helf' gern!"[2]

Als die drei Soldaten sein Angebot erstaunt annehmen, entledigt Basilio sich nur rasch seines guten (immer noch fast frisch gewaschenen) Hemdes, schnappt sich eine Schaufel und geht Schaufeln.

Bereits nach kurzer Zeit fällt ihm sein Denkfehler auf: Latrinenschaufeln ist nicht die beste Gelegenheit, um mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Ein jeder schaufelt verbissen und vor allem schweigend vor sich hin. Nun ja, es gibt auch einige Pausen. In diesen versucht Basilio, die Soldaten ein wenig kennenzulernen. Hierzu stellt er zunächst keine Fragen, sondern bringt sie vielmehr mit einigen geschickten Andeutungen dazu, ihn auszufragen, besonders bezüglich der Kargi und der Räuber. (Allerdings beantwortet er auch Fragen zu Flannait gern und dabei ein klein wenig optimistischer, als ein ehrlicher Mann es tun würde.)

Schließlich kommt auch die Frage, die er erwartet hat, in ungläubigem Tonfall hervorgebracht: "Glaubst du wirklich, dass die Grünhäute auftauchen? Denen ist doch nicht zu trauen!"

Und Basilio – nach einer kurzen Bemerkung zum Ehrverständnis der Kargi im allgemeinen und der Ukhtark im Besonderen – erzählt ihnen von dem Überfall der Räuber auf die Karawane, den sie mit Barkas' Hilfe zurückschlagen konnten, wobei er den Mut und die Kampfkraft des Hiroguls abermals betont, aber auch die Feigheit des Feindes: "Mit dreifacher Übermacht haben die sich bloß an die Karawane getraut!"

Danach beschreibt er im Detail, wie die Räuber sich als Grünhäute getarnt haben: "Die Gesichter von etlichen Kargi haben sie abgezogen mitsamt Schopf und allem, das ganze präpariert wie normales Leder, und übergestülpt! Den Rest der eigenen Haut haben sie sich mit einer grünen Paste eingeschmiert."

Barkas' Reaktion auf die grauslichen Masken schildert er ebenfalls anschaulich (und erwähnt dabei nur ganz am Rande, wie er selbst sich dem erbosten Kargi in den Weg gestellt hat, damit dieser nicht den einzigen überlebenden Räuber umbrachte, den sie erwischt hatten... um zu zeigen, dass man mit den Kargi auskommen kann, wenn man sie wie ganz normale Kameraden behandelt.)

"Und schon allein wegen der Masken werden die Kargi auftauchen, obwohl ihr mir glauben dürft, dass auch das Wort des Hiroguls allein – bei seiner Ehre! – dazu gereicht hätte."

Bei seiner Erzählung achtet Basilio natürlich auf die Reaktionen der Soldaten. Danach erst dreht er den Spieß herum und fragt sie ein wenig aus: Wer von ihnen denn schon einmal gegen Grünhäute gekämpft hätte? Ob es hier in Ek'Gakel öfters Räuberprobleme gebe? Wer von ihnen denn diesen verräterischen Mordbuben Sildan noch kenne?

"Und wie funktioniert das eigentlich mit Frauen im Heer? Sowas gibt's bei mir daheim nicht! Aber ich muss sagen, die Kommandantin scheint mir auf den ersten Blick durchaus ihren Mann zu stehen, wenn ich mich mal so ausdrücken darf. Und ihre Befehle scheinen ohne Zögern befolgt zu werden." Letzteres sagte er ein wenig zweifelnd, als hoffe er auf Klärung oder Bestätigung. "Wie gesagt, ich versuche gerade, mir das daheim vorzustellen... Aber am Ende ist alles Gewohnheitssache."

Bei den Antworten der Soldaten achtet Basilio abermals auf verdächtige Bemerkungen oder Blicke, besonders aber darauf, ob irgendwelche unzufriedenen Töne durchklingen.[3]

~~~

Im Zelt der Kommandantin dagegen lauscht er schweigend, um nicht zu sagen: hungrig, verschwitzt und verdreckt und völlig geschafft. Während der gesamten Rede studiert er die Karte und versucht, sich jedes Detail genau einzuprägen. Der Plan selbst gefällt ihm nicht so ganz, also der Teil, wo man den Räubern gut zureden will, das Tor doch freiwillig aufzumachen. Er wäre eigentlich dafür, das Teil einfach fix zu sabotieren, wie ursprünglich gedacht. Aber nun gut, man muss ja eh noch zusehen, wie sich das ganze mit der Suche nach Helga kombinieren lässt. Doch das später, bei ihrer privaten Besprechung.

Jedenfalls ist es ihm da gerade recht, dass sich der Halbling mit den seltsamen Vorstellungen von Feindesbefriedung freiwillig meldet, um das Reden zu übernehmen.

"Und ich schleiche gern zum Tor und halte mich bereit", sagt er. "Wenn derjenige, der mit den Räubern verhandelt, nur bitte das Tor möglichst gar nicht ins Gespräch bringt, bevor die Jungs ihm nicht glaubhaft versichern, dass sie von Sildan abfallen im Gegenzug für... Straffreiheit? Das müsste noch geklärt werden: was genau unser Unterhändler ihnen versprechen darf."
 1. Sense Motive = 15
 2. Diplomacy = 14 (für hier + die ges. folgende Szene)
 3. Sense Motive = 13
« Letzte Änderung: 25.12.2015, 14:14:45 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #31 am: 25.12.2015, 14:27:29 »
Kurz nach dem Frühstück verteilt Sanjan vier Beutelchen. Diese hat er noch vor dem Gespräch mit Siola vorbereitet. Eines der Beutelchen behält er für sich ein, ein anderes geht an Manik.  An Tarqetik geht er vorbei, denn dieser hatte sich seinen Sold sofort eingestrichen. Das dritte Beutelchen landet vor Jaresh und das vierte vor Basilio. Zu Jaresh gewand erklärt er „Ragnar konnte nur bis zur Hälfte mit streiten. Seinen Platz nahm Madu ein. Er hat dir zwar nichts versprochen aber die Beute ging an die Gruppe. Damit hat er sich seinen Teil verdient.“ kurz blickt Sanjan zu Basilio, dann wieder zu Jaresh „Jedoch nicht den vollen Anteil. So wie die Zeit geteilt wurde, so soll auch seine Beute geteilt sein. Jaresh, bitte pass auf Ragnars Anteil auf, bis dieser von den Elfen zurück kehrt.“[1]

Den Rest der Gespräche verfolgt Sanjan still. Lieber stärkt er sich am reichhaltigen Frühstück und verteilt an seinen Wolf Streicheleinheiten. Dieser sieht heute, nach einer deutlich längeren Nachtruhe als die Gefährten, viel besser und munterer aus. Die neuen Gefährten beäugt der Wolf misstrauisch. Momentan scheint er lieber bei Sanjan und den guten Stücken Fleisch bleiben zu wollen. Draußen, während alle aufsitzen, gönnt sich Grimnir noch eine Runde um das Haus.
Derweil wird Sanjan von Kirus angesprochen. Der Schamane drückt den Rücken durch und sein Blick wird ernster. „ Muidugi asi Kirus. Pärast minu tagasipöördumist minu juurde tulla ja ma seisan sa sõna ja teoga kui shamaan. Nii Hoolitse enda ja nagu esivanemad vaadata üle teid.“[2] Bei den Worten legt Sanjan dem Jungen die Hand auf die Schulter und lächelt aufmerksam. Ihn selbst macht es sichtlich stolz, wenn andere Dejy ihn um Hilfe bitten und das auch nicht nur in der Heilkunst.
Als dann Grimnir wieder auftaucht, ist auch Sanjan aufgesessen. Er streichelt gerade über die Flanke des großen Kagipferdes. Innerlich freud er sich darauf, ruhiger reiten zu können. Denn der Rücken des Pferdes ist für seinen Geschmak zu kräftig. Die am Verheilen begriffenen Spuhren der letzten Hatz schäuern arg an den Pflanken und er musste sich sich noch stärker als sonst einfetten.

Der Ritt in das Dorf war dank dem Fett und dem milden Tempo angenehm. Angenehmer als der Anblick auf dem Dorfplatz. Sanjan wird beim Anblick der Soldaten deutlich ruhiger, ähnlich wie im Dorf der Elfen scheut er auf einmal die Blicke der meisten Soldaten, aber auch der Bürger des Dorfes mit ihren Bu und Jubelrufen. Nach einer Weile scheint er sich wieder gesammelt zu haben und sitzt gerader im Sattel. Er versucht stolzer, aufrechter zu wirken. Schließlich war er ein Deyjschamane. Der aber offensichtlich noch lernen musste sein innerliches Unbehagen schneller zu verstecken.
Als der Tross sich aufmachte, gesellt er sich zum Feldscher der Soldaten und begann mit ihm über die Kräuter und Zubereitungsweise zu reden. Rasch fangen sie an, über verscheidene Aufkochmethoden zu reden und welche Pflanzenteile sich besonders gut eigneten. Am Ende schlägt der Feldscher vor, den Sud zu destelieren. Sanjan versteht nicht was er damit meint, doch der Feldscher erklärt es dem Dejy nicht sondern will es ihm einfach bei Zeiten zeigen.

Aus dem bei Zeiten, wird dann rasch nach dem Lagerplatz finden. Während um ihnen das Zeltlager entsteht arbeiten die Heiler am Gift.

Später wandert Sanjan begleitet von Grimnir durch das Lager. Er ist auf der Suche nach seinen Gefährten, doch schaut er sich auch die Soldaten an. Versucht ihre Herkunft einzuschätzen. Waren vielleicht noch mehr wir Kirus vom Dejyblut?[3] Dabei erinnert er sich an die Worte von vor einigen Tagen. Krieg soll in der Luft liegen, die Stämme sollen unruhig sein. Was würde das nur werden wenn. Zu den Soldaten selbst hält er dabei abstand, oder sie zu ihm. Grimnir an seiner Seite sorgt wohl oder übel bei einigen für unbehagen. Andere nehmen ihn als Begleiter hin. Besonders wahrscheinlich die, die wissen dass ein Deyjschamane nur selten ohne seinen tierischen Begleiter reist und es deutlich angsteinflößendere Totemtiere gibt als einen Wolf. So ein Bär der einem bis zur Schulter reicht oder eine ellenlange Schlange die einen kleinen Menschen mit Leichtigkeit verschlingen könnte.[4]

Am Abend bei der Kommandantin nickt Sanjan, als sie ihn anblickt. Das Gift war zubereitet und der Plan kann funktionieren. Nur gefällt ihm nicht, so einfach vor den Banditen auf zu tauchen. Diplomatie kannte zwei Wege. Sein Blick wanderte zu Basilio und dann zu Tarqetik. Der eine mit seiner Schlangenzunge und süßen Versprechungen, der andere mit seiner schieren Kraft und Hemmungslosigkeit. Als sich Basilo für die Tormission meldete und der gerüstete kleine Mann für die diplomatische Mission meldet sich auch der Schamane zu Wort. „Nicht nur süß können die Worte sein. Vor Tarqetik haben die Banditen Respekt oder kennen seinen Blutdurst aus unserem letzten Zusammentreffen. Er könnte sie einschüchtern, ihnen klar machen dass sie für die Zukunft nur Blut und Schmerzen vor Augen hätten, wenn sie nicht einlenkten.“ Sein Blick geht kurz zum Krieger, dann legt er sich die Hand auf die Brust. „Ich würde diese Mission auch annehmen. Meine Zunge mag nicht so scharf sein wie die von Madu aber wenn unter den Banditen Deyj sind, kann ich ihnen sicher gut zureden. Für die anderen wäre dann immer noch der Heiler, der sie von den Bauchschmerzen befreien könnte.“ Sanjan blickt zur Kommandatin mit den feuerroten Haaren und dann zu den anderen Mitgliedern seiner Gruppe. „Für diese Aufgabe sollten diejenigen die es machen wohl auch nochmal mit Bosol reden. Er könnte uns über seine ehemaligen Kammerarden erzählen. So dass unsere Zungen mit der Hilfe der Ahnen die passensten Worten finden.“
 1. 1500 p'baparische Löwen (Gold), 6 Pfund lumerischer Stahl
Tarqetik: 375 p'baparische Löwen (Gold) + 3 kg lumerischer Stahl (ggf. noch verteilen)
Manik: 375 p'baparische Löwen (Gold)
Sanjan: 375 p'baparische Löwen (Gold)
Basilio: 188 p'baparische Löwen (Gold)
Ragnar: 187 p'baparische Löwen (Gold)
 2. Dejy für:  Sicher doch Kirus. Nach meiner Rückkehr komm zu mir und ich werde dir mit Rat und Tat als Schamane bei stehen. Pass also auf dich auf und mögen die Ahnen über dich wachen.
 3. Wahrnehmung 25
 4. Grimnirs einschüchternde Wirkung 10
« Letzte Änderung: 26.12.2015, 01:00:34 von Sanjan, von den Bahir »

Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #32 am: 27.12.2015, 20:22:38 »
Als Basilio sich freiwillig für den Latrinendienst meldet, horchen die Männer um ihn herum überrascht auf. Es ist eindeutig, dass keiner von Ihnen das erwartet hat. Zwei der Soldaten sehen sich an und lächeln, einer rollt - wie er meint, unauffällig - mit den Augen.

Doch nach und nach öffnen sich die Männer bei der gemeinsamen Arbeit. Die Erzählungen des Korakers über die Kargi und den Angriff auf die Karawane fesseln sie, wie kleine Kinder. Immer wieder gibt es reingeworfene Bemerkungen - "Ich habe mal so einen Kargi gesehen - fast sieben Fuß war der groß und so breit, wie ein Ochse", "Die haben Augen: rot, orange, gelb; und diese Hauer! Wenn die dich auch noch wütend ansehen, rutscht dir das Herz in den Hodensack, sag' ich dir!"

Eine Bemerkung erregt aber Basilios Aufmerksamkeit ganz besonders. Einer der Soldaten - ein älterer Kämpfer, die schwarzen, kurzen Haare zeigen an den Ansätzen bereits das erste Grau - sticht gerade noch ein Stück Boden aus, als er murmelt: "Lieber die Ukhtark, als Sildan. So wie ich das verstehe, haben die Grünheute ein Verständnis von Ehre. Sildan ist ein Tier. Die Kommandantin wird sich nie verzeihen, dass sie ihn damals nicht festgesetzt hat."

Auch die anderen Männer scheinen von diesen Worten überrascht, doch keiner traut sich, nachzufragen. Als Basilio nachhakt, hebt der Mann abwährend die Hände: "Vergiss' es, Koraker. Ich habe eh schon zu viel gesagt."

Dennoch bleibt Lihana Ejdarn weiter das Thema. Basilio spricht über das reine Männerheer in Korak und fragt danach, wie es in Ek'Gakel zugehe. Die Männer grunzen und lachen. Doch schließlich stellt sich heraus, dass da viel Rauch ist, aber wohl nahezu kein Feuer. Es gäbe nur sehr wenige Frauen im Heer, sagen sie, auch wenn es nicht verboten sei. Die meisten hielten sich eben heraus aus der Armee, auch weil die meisten Offiziere nichts von Frauen als Soldaten hielten.

"Sie sagen, die sind schlecht für die Moral. Würden den Zusammenhalt in der Truppe schwächen", sagt der Ältere - Gustan, wie er sich mittlerweile vorgestellt hat.

"Also, meine Moral würden sie steigern", sagt einer der jüngeren mit einem schelmischen Lachen. "Zum Beispiel die Elfe da, die ihr mit habt, Koraker. Die hätte ich gern immer in den Nähe. Und zusammenhalten würde ich mit der auch, wenn du weißt was ich meine."

"Halt den Mund, Ionu!", fährt ihn der Ältere an. "So, wie ich die Elfe einschätze, schneidet sie dir alles, womit du dich an ihr festhalten könntest, schneller ab, als du auch nur einen Stiefel ausgezogen hättest."

Vor Lihana Ejdarn haben aber alle Männer gehörigen Respekt. Stark und selbstbewusst sei sie; streng, aber auch gerecht. Sie könne die Männer zwar bestrafen, sei aber nicht unnötig grausam. "Keiner in der Truppe sieht sie als Frau an", sagt Gustan. "Sie ist einfach der Kommandant. Deswegen macht auch keiner Blödsinn, obwohl sie ja eigentlich eine hübsche Frau ist."

Basilio muss bei diesen Worten schmunzeln. Es ist immer einsam an der Spitze. Auf eine weibliche Kommandantin eines ganzen Trupps von Männern dürfte das noch einmal mehr zutreffen. War das der Grund dafür, dass Ejdarn Tarqetiks Avancen nicht unterband? Ihm war es so vorgekommen, als hätte die Kommandantin bei ihren gelegentlichen Halten bei der Gruppe auf dem Ritt immer wieder auch einen prüfenden Blick auf den Brandobiner geworfen. Aber wahrscheinlich war das nur die Wirkung der letzten Nacht, so dass er gerade alles um sich herum nur noch durch dieses eine Prisma sehen konnte.

* * *

Der Feldscher der Truppe ist für den Schamanen zunächst eine echte Überraschung. Der Mann hat olivfarbene Haut, ist schwarz wie die Nacht. Kurzes krausiges Haar bedeckt Kopf, Mundpartie und Wangen. Dennoch ist die Erscheinung sehr freundlich und gepflegt. Sanjan hatte schon bei seinem Stamm von den mustad mehed[1] gehört, die von einer großen Insel im Süden stammen sollten. Später, bei einem seiner Besuche bei Jaresh, sprachen die beiden lange und ausgiebig über dessen Reisen. Svimohzia sei keine Insel, sondern der südliche Kontinent ihrer Welt, erzählte Dorguln ihm damals. Er selbst sei dort nie gewesen, doch die Svimohzer seien großartige Händler und hätten mehrere weit entwickelte Kulturen. Er hätte einige Male mit ihnen Handel getrieben und an den südlichen Ufern von Tellene würden oft svimohzische Handelsschiffe anlegen.
 
Nun hat Sanjan zum ersten Mal selbst einen Svimohzer vor Augen. Der Mann ist ebenfalls jung - ungefähr Sanjans Alter und die beiden verstehen sich gut miteinander. Vielleicht, weil beide Mediziner sind und auf ihre Art Fremde in dieser Gemeinschaft. Im Nu ist auch das milde Gift destilliert und die Männer widmen sich einem erfrischenden Kräutertrank, den der Südländer zubereitet hat.

Obekiki - so hatte er sich vorgestellt - will soeben von seiner Heimat erzählen - als Sanjan ins Zelt der Kommandantin gerufen wird. Der junge Svimohzer neigt nur den Kopf und lächelt: "Vielleicht lässt es sich ja noch morgen reden, dọkịta. Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen."

Auf seinem Weg durch das Lager beobachtet Sanjan die Männer um sich herum. Ungefähr die Hälfte, so schätzt er, haben Dejy-Blut in den Adern. Die meisten haben Ihre Wurzeln entweder vergessen, oder verleugnen diese. Sie kleiden sich wie Städter und tragen das Metall stolz an ihrer Seite. Das ist auch nicht verwunderlich - schließlich sind mehrere Jahrhunderte ins Land gezogen, in denen Brandobiner und Kalamarer alles daran gesetzt haben, die eingeborenen Stämme zu zivilisieren, wie sie es nannten.

Zu großen Teilen ist es Ihnen gelungen: Viele Dejy sind inzwischen in den urbanen Kulturen von Tellene aufgegangen - Jaresh Dorguln ist das beste Beispiel. Wahrscheinlich haben inzwischen mehr als die Hälfte aller sesshaften Menschen in den Jungen Königreichen auch Dejy-Blut in den Adern. Wo soll man da die Grenze ziehen zwischen den Städtern und den immer noch traditionell und naturverbunden lebenden, sesshaften oder auch umherziehenden Stämmen?

Sanjan sieht auch einige Männer, die kleine Symbole tragen, die auf Ihre Herkunft, oder zumindest auf teilweise Abstammung von den Dejy hindeuten. Ein Amulett aus Knochen am Gürtel, ein kleiner, seitlicher Zopf bis zur Schulter, der unter dem Helm hervorlugt. Wie würden sich solche Männer fühlen, wenn Ihnen plötzlich befohlen werden würde, gegen einen Dejy-Stamm zu ziehen? Jeder Soldat würde den Einsatz gegen die Eingeborenen zumindest hinterfragen, und diese Männer doch noch mehr? Die Spannungen zwischen den Defohi und den anderen Stämmen in Ek'Gakel und der Führung in Benesato bergen wirklich die Gefahr eines Bürgerkriegs in sich.

* * *

Die Bemerkungen und Vorschläge der Gefährten hört sich Ejdarn aufmerksam an. Die beiden Hauptmänner sind schweigsam, aber ebenfalls konzentriert. Sie nicken mehrmals bei Basilios und Sanjans Worten.

Als auch Sanjan wieder verstummt, ergreift die kommandantin wieder das Wort. "Das sind gute Einwände. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Anblick des Brandobiners den ein oder anderen einschüchtert. Wie sieht es aus, Tarqetik?" Der letzte Satz geht an den Recken, der bis dato stumm gelauscht hat.

"Wenn Tarqetik sich ebenfalls der Gruppe um Jamir und Sanjan anschließt, dann würden Manik und Flannait bei Basilio bleiben und für die Sabotage am Tor zuständig sein. Geht das so in Ordnung?" Auch auf diese Frage will die Kommandantin nicht sofort eine Antwort, sondern gibt den Gefährten Zeit zum Überlegen, während sie ihre weiteren Vorschläge und Fragen beantwortet.

"Ich werde dafür sorgen, dass Bosol bei der morgigen Besprechung, wenn wir unser Lager vor der Festung aufschlagen dabei ist. Dann könnt ihr mit ihm noch einmal sprechen und ihn genauer aushorchen. Ich muss sagen, er hat sich bis jetzt kooperativ gezeigt. Vielleicht verdient er sich wirklich die Amnestie.

Das wäre übrigens auch das, was ihr den Sildans Männern versprechen könnt. Ausgenommen Sildan selbst, seine Stellvertreter und Hauptmänner, kann jeder seiner Männer mit einer Amnestie für die bisherigen Verbrechen rechnen, wenn er bei der Öffnung der Tore mithilft und nach der Schlacht die Waffen bei uns niederlegt.

Was das Boot an sich angeht, so haben wir bereits die Balken in mehreren Gruppen zusammengelegt und können es relativ schnell an Ort und Stelle zusammenbauen. Die einzelnen Teile sind auf den Wagen, aber hinter Planen verborgen. Je weniger Leute davon im Vorhinein wissen, desto besser.
"

Sie schaut noch einmal der Reihe nach in die Gesichter der Anwesenden. "Gibt es noch Fragen oder Anregungen? Wenn nicht, würde unser Plan weitgehend stehen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Götter dabei mitspielen."

"Und dass die Kargi wirklich auftauchen, und zwar auf der richtigen Seite, wie versprochen", wirft Hrajr ein.
 1. Schwarze Männer

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #33 am: 28.12.2015, 11:30:07 »
Als Sanjan die Beutelchen verteilt, zögert Basilio. Eigentlich hat er ja gesagt, er dürfe hier kein Geld annehmen. Andererseits ist Jaresh nur der ehemalige Bürgermeister eines noch dazu unbedeutenden kleinen Dorfes und er verlangt nichts von Basilio als das, was dieser bereits aus eigener Initiative heraus getan hat, und überhaupt stammt das Geld ja gar nicht von Jaresh, wenn man es genau nimmt, sondern von Sanjan, Tarqetik und Manik, drei fahnenlosen Gesellen, von denen er unbesorgt etwas annehmen darf. Jedenfalls wird ihm niemand vorwerfen können, Geld von einer fremden Regierung angenommen zu haben. Leider hat Basilio nie so richtig zugehört, wenn es während seiner Ausbildung um derlei langweilige Rechtsdinge ging, daher muss er sich ganz auf den eigenen gesunden Menschenverstand verlassen und der sagt ihm:

Eingeschlagen hast du, ohne mit der Wimper zu zucken, auf das Geschäft mit Jemma: Quiki-Seide im Wert von fünfhundert Gold, und ein einziges Goldstück drückt deinen Beutel. Das ist so leicht zu rechnen, dass sogar Finanzminister Blim auf dieselbe Zahl wie du käme: es fehlen dir der Goldstücke noch vierhundertneunundneunzig! Aber stell dir bloß vor, was Amell für große Augen machen wird, wenn sie dein Geschenk sieht, und wie Luis Labat vor Neid erblassen wird!

Diese Gedanken sausen ihm mit der Geschwindigkeit eines basirischen Rennpferdes durch den Kopf, dass es von außen tatsächlich nur wie ein kurzes Zieren wirkt, bevor Basilio sich den Beutel schnappt.

~~~

"Oh, mit den Hauern verhält es sich genau andersherum, als man meinen möchte", greift Basilio sich eine der Bemerkungen seiner Schaufelkameraden heraus. "Hüten sollte man sich nämlich besonders vor den Grünhäuten mit kleinen Hauern, weil diese—ich will nicht sagen immer oder auch nur meistens, aber eben oft genug—glauben, sie müssten den Mangel an Hauergröße durch besonders aggressives Verhalten wieder wettmachen. Verkompliziert wird das ganze, weil Kargifrauen offenbar auf große Hauer stehen—oder so meinen ihre Männer jedenfalls. Nun ja. Auch das wie bei uns. Man spricht sie besser nicht darauf an."

Als Gustan dann seine Bemerkung über Sildan fallenlässt, aber Basilios Nachfrage abblockt, lässt dieser sofort ab und steuert das Gespräch zurück ins Heitere: "Ja, ein einziger Offizier, der nichts taugt, besonders wenn er charakterlich nichts taugt, kann viel verderben. Nicht umsonst betet man uns in der Offiziersausbildung täglich vor, wir müssten unseren Mannschaften stets in allem ein Vorbild sein, oder die Heimat ist verloren. 'Ein guter Offizier', hat Vater mir schon in meiner Kindheit beim Frühstück eingeprägt, 'muss bereit sein, jeden Auftrag, den er einem seiner Leute erteilt, auch selbst zu erledigen—ja, am besten sollte er ihn mindestens einmal selbst erledigt haben, bevor er ihn erteilt!' Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass er im Fall Latrinenschaufeln für sich selbst eine Ausnahme gemacht hat—die Erfahrung habe ich ihm jetzt voraus!"

Damit packt er seine Schaufel und schaufelt verbissen weiter. Wenig später streckt er allerdings den Kopf schon wieder aus der Grube, als man nämlich auf "die Elfe" zu sprechen kommt.

"Oh, bei Flannait täte ich nicht so sehr von 'mithaben' reden", bekennt er in einem Anflug von Ehrlichkeit, "als vielmehr davon, dass wir zufällig gerade in derselben Richtung unterwegs sind." Doch dann grinst er schon wieder spitzbübisch. "Aber gestern abend in der Sauna hättet ihr sie sehen sollen! Ich sage nur: alle außer ihr hatten es hinterher sehr eilig, ins kalte Wasser zu kommen..."

~~~

Schweigend lauscht Basilio abermals Lihana Ejdarns Rede und nickt dabei an den richtigen Stellen. Erst zum Schluss, als Hauptmann Kortika die Ukhtark anzweifelt, sagt Basilio in einem finalen Ton: "Sie werden da sein."

Das heißt, wenn Barkas seinen Vater und Bruder überzeugen kann. Und Gul Hulad die Ältesten. Und wenn sonst nichts dazwischen kommt. Hoffentlich sind die Elfen inzwischen nicht auf dumme Gedanken gekommen! Hoffentlich ziehen die Ukhtark nicht zu viele Krieger ab, dass die Elfen während ihrer Abwesenheit Dummheiten machen könnten!

Doch das ist es nicht, was an ihm nagt, sondern folgendes: Wenn Sildan tatsächlich nicht geflohen sein sollte, dann sieht der Mann entweder seinen Plan noch nicht als verloren an oder er hat einen neuen. Über die erste Möglichkeit hat Basilio sich schon während des Tagesritts den Kopf zerbrochen, ohne Ergebnis. Wie will Sildan seinen Karren herumreißen? Basilio ist nichts dazu eingefallen. Vielleicht hat der Kerl  Plan und Auftraggeber aber auch längst in den Wind geschossen und es geht inzwischen um etwas ganz anderes. Vielleicht ist es ihm von Anfang an um etwas anderes gegangen und er hat den Auftrag nur zu diesem Zweck angenommen: die Konfrontation mit der Kommandantin.

"Zwischen Euch und Sildan, läuft da irgendeine private Fehde, Kommandantin?" fragt Basilio daher ungewohnt direkt. "Ihr wart Euch so gewiss, dass er trotz gescheitertem Plan und gut zwei Tagen Vorsprung nicht fliehen werde. Jeder Einblick, den Ihr uns in sein Denken verschaffen könnt, mag sich uns als hilfreich, wenn nicht gar lebensrettend erweisen."

Eine zweite Frage wird Basilio hinterherschicken, sobald die erste beantwortet ist, sofern dieser Punkt dabei nicht sowieso zur Sprache kam: "Wieso glaubt Ihr, dass man unsere Anstifter, sollten sie scheitern, festsetzen werde? Warum würde Sildan sich die Mühe machen? Warum ihnen nicht einfach die Kehle durchschneiden? Was könnte er mit Geiseln anfangen, zumal keiner davon zu Eurer Truppe gehört—was ihm wohl kaum entgehen wird?"
« Letzte Änderung: 28.12.2015, 11:42:02 von Basilio Aristide »
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Tarqetik

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Gulasado
« Antwort #34 am: 28.12.2015, 14:43:09 »
Mühsam folgt Tarqetik den Ausführungen der Offiziere. Das Zelt riecht verbraucht, die Luft ist von schlechtem Tabak und verschwitztem Ledergewand ungemütlich warm. Auch juckt ihm der Hintern von dem schlecht geputzten Donnerbalken und zusätzlich hat er sich auch noch einen Holzspieß im Daumenballen seiner rechten Hand eingezogen, den er sich erst nach aufwendigem Stochern und schneiden mit einem Messer entledigen konnte; doch kann er nicht aufhören mit den Fingernägeln an der frischen Wunde zu kratzen und zu drücken.

In leicht gereizter Stimmung, die in ihm die Kritik anregt – egal zu was  und zu welchem Thema es sich auch handelt – wiegt er seine Fähigkeiten mit den taktischen Plänen ab. Um aber nicht die Moral zu kippen, versucht er es mit einer Art von Söldnergalantheit: „Ein sehr hübscher Plan. Aber könnte mir das nochmal jemand vom Militär erklären? Ein Mann womöglich?“ Grinsend zieht der Söldner seine Zungenspitze von Mundwinkel zu Mundwinkel und widmet sich der über den Tisch gespannten Karte.

Er fährt mit einem Finger auf der Planungskarte langsam und Punkt für Punkt den Weg ab den die Kommandantin so genau beschrieben hat. Am Ende verharrt er mit einem Fingernagel auf dem großen massiven Bergfried. „Doch ich bin nicht so gerissen wie der Rest in diesem Zelt wie es scheint, daher nehme ich den Tipp und den Ratschlag an, dass ich mich an der Seite der Recken Jamir und Sanjan gegen die Soldaten stelle, zumal ich Komplimenten immer wehrlos gegenüberstehe.“ Tarqetik zieht die Luft ein und schüttelt den Kopf bevor er fortfährt: „Ich hätte mich nach erschlagenem Mann bezahlen lassen sollen, wie es scheint, könnte dies für mich hinterher vorteilhafter sein.“

Da spricht Basilio noch ein paar vom Verstand geschickte Wörter, die auch dem Söldner zum Nachdenken geben. Denn Wasser und Brunnen zu vergiften scheint taktisch klug und wirksam, doch wer sich an solche Pläne heranwagt, zögert auch nicht davor Felder zu Salzen, Stober und Scheunen zu verbrennen oder eine Einheit als Köder zu benutzen. „Und wie war das beim Fischen? Für den Köder geht immer schlecht aus.“

An die Kommandantin, ohne seinen Blick von Basilio zu nehmen, spricht er: „Der nette junge Mann hier zu meiner linken strotzt zwar übermäßig vor Ideen über Intrigen und Verräterei, was mich sehr an der Fähigkeiten seiner Heimatheere zweifeln lässt,  aber er könnte doch auch mal recht haben.“ Tarqetik blickt mit gesenktem Kopf in die Richtung der Offiziere, und meint damit nicht nur die rotehaarige Kommandantin als er sagt: „Ihr habt nicht vor hier einen persönlichen, sagen wir „Hader“ aus der Welt zu bringen obder sonst irgendwie auszutragen? Sicher Euer Lehnsherr zahlt und damit stehe ich Euch zu diensten, aber nicht uneingeschränkt. Ihr solltet daher doch einhalten und gut überlegen bevor ihr Euch anschickt einen Söldner zu verraten, und damit meine ich auch beliebig für Eure Zwecke zu benutzen. Diese Rechnung könnte unterm Strich höher sein als ihr wollt.“

Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #35 am: 01.01.2016, 16:05:30 »
Als Basilio die Kommandantin unumwunden auf eine mögliche Fehde mit Sildan anspricht, schaut diese überrascht auf. Während der Koraker seine Fragen stellt, richtet sich Ejdarn auf und fixiert diesen mit den Augen. Noch bevor sie etwas erwidern kann, schlägt auch Tarqetik in die gleiche Kerbe. Seine abfällige Bemerkung und die Frage nach einem Mann lassen sie ihre Brauen zusammenziehen; der Mund wird zu einem schmalen Strich. Als Tarqetik dann auch noch die Möglichkeit anspricht, sie könnte sie als Bauernopfer in einem Ränkespiel benutzen, malmt Ihr Kiefer und die Gefährten sehen, wie sie mehrmals schluckt und die Halsmuskeln anspannt. Offensichtlich braucht Ejdarn gerade all Ihre Selbstbeherrschung, um Tarqetik nicht aus dem Zelt zu jagen.

Stattdessen wartet die Kommandantin mit verschränkten Armen ab, bis dieser zu Ende gesprochen hat. Dann holt sie noch einmal tief Luft und fragt mit schneidender Stimme: "Fertig?"

Sie wartet einen Augenblick, in dem frostige Stille im Zelt herrscht. Die beiden Hauptmänner werfen der Kommandantin, Tarqetik und schließlich einander beklemmende Blicke zu, sagen aber nichts. Schließlich spricht wieder Ejdarn. Die Stimme ist ruhig, gedämpft. "Es gibt keine offene Rechnung mit Sildan, keine Rache - nur einen furchtbaren Fehler. Wir beide haben als Unteroffiziere zusammen gedient - im Süden, in den Nähe von Barido. Das ist heute fast zehn Jahre her. Wir hatten gerade erst unser erstes Patent erhalten - hatten je sechs Mann unter unserem Kommando.

Er war der einzige, den ich am neuen Stützpunkt kannte und ihr könnt mir glauben, es ist nicht einfach, sich als frischer Unteroffizier Respekt bei der Truppe zu verschaffen. Nicht bei den Soldaten. Nicht bei den Vorgesetzten. Zwei Wochen waren wir da, da habe ich ihn nachts erwischt, wie er einen seiner Männer an einem Pfahl zusammengebunden mit einem Brandeisen folterte. "Bestrafen" hat er das genannt.

Ich wollte ihn sofort melden, aber er hat mich bekniet, es nicht zu tun. Der Mann hätte offen seine Befehle verweigert, der Feldwebel würde ihn aber aufgrund einer persönlichen Bekanntschaft nicht bestrafen. Er hätte keine andere Wahl, was sollte er denn noch tun, damit sie ihn ernst nehmen? Ich habe nichts davon hören wollen, doch er hat immer weiter gebettelt; hat versprochen, dass das nie wieder vorkommen wird. Er würde niemals wieder übertriebene Härte gegenüber Kameraden oder Untergebenen anwenden. Das sei das erste und letzte Mal gewesen. Ich habe mich überreden lassen. Ich habe still gehalten. Der Soldat hat die Geschichte gemeldet, aber Sildan gab an, bei mir gewesen zu sein. Als ich befragt wurde, habe ich das bestätigt.
"

Ejdarn schaut nacheinander allen in der Runde in die Augen. Auch ihren beiden Hauptmännern, denen sie gerade eine Möglichkeit geliefert hat, sie beim Hauptkommando zu denunzieren. Doch die beiden Männer erwidern lediglich stumm den Blick. Dann fährt die Kommandantin fort. "Zehn Jahre ist das her und seit zehn Jahren muss ich mit dieser Schuld leben. Und mit jedem Leben, das dieser Bastard nimmt, jedem Verbrechen, das er begeht, wird sie größer - Tag für Tag. Hätte ich ihn damals nicht gedeckt, sondern gemeldet, wäre der Mann im Kerker verschwunden und hätte nie Hauptmann des Heeres und dann Söldnerführer werden können."

Ihr blickt geht zu Basilio aber die nachfolgenden, eindringlichen Worte richten sich weniger an ihn, als an ein unsichtbares Publikum, für das die Gefährten und die beiden Hauptmänner stellvertretend stehen: "Deswegen muss ich ihn stoppen. Es muss hier und jetzt enden. Keinen Tag länger soll es dauern - auch wenn es schon viel zu spät ist. Ihr habt gefragt, warum er noch da sein wird. Weil er ein arroganter, selbstsicherer Bastard ist, und weil er rechnen kann. Er weiß, ich habe um die sechzig Mann und kann nicht alle gegen Gulasado schicken. Also habe ich nicht genug Männer, um seine Festung ohne größere Verluste zu nehmen. Und er traut es mir nicht zu, in einen offenen, verlustreichen Kampf gegen ihn zu ziehen. Er denkt, ich schicke nach Verstärkung und das gibt ihn noch einmal mindestens eine Woche für was auch immer. Er denkt, er hat es immer noch mit der unsicheren, jungen Frau zu tun, die damals seine Folterung gedeckt hat. Daher denke ich, dass er noch da sein wird. Jedenfalls hoffe ich das.

Was das "Festsetzen" der Anstifter angeht - es klingt netter, als "Meucheln", aber Ihr habt Recht, Koraker. Höchstwahrscheinlich lässt er euch töten, wenn er euch festsetzt. Ich kann nur nicht garantieren, dass er es schnell und schmerzlos machen wird. Andererseits gibt eine mögliche Folter uns Zeit, eine Rettungsaktion in die Wege zu leiten.
"

Nach diesen Worten wendet sich Ejdarn Tarqetik zu. Ihre Augen glühen auf vor Zorn, so scheint es, und die Stimme wird eine Spur lauter, als sie wieder spricht: "Nun zu dir. Jetzt weißt du eine Menge über mich, aber nichts davon ist relevant für unseren Plan. Er ist genauso gut oder schlecht, wie ohne meinen persönlichen Groll. Ich weiß nicht, wie das in Brandobia gehalten wird, oder in den Freischärlertrupps, in denen du zuvor gedient hast, aber ich opfere keine Männer aufgrund von persönlichen Rachegelüsten; weder treue Soldaten des Heeres, noch angeheuerte Söldner, wie euch. Reicht diese Antwort, oder soll das einer meiner Hauptmänner mit einer wohlkingend männlichen Stimme nachsprechen, damit du besser verstehst?"

Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #36 am: 02.01.2016, 01:19:00 »
Ruhig steht Sanjan neben den anderen. Basilio und Tarqetik hatten interessante Gedankengänge. Ab und an schienen sie auch nicht weit voneinander fern zu sein. Den Wiederhall der Kommandantin hörte er schweigend zu. Sie gab gerade wirklich einen Einblick und harschte dabei noch zurück. Ein auflachen unterdrückt der Dejy jedoch. Sie war hier der Häuptling und gerade jetzt könnte sie ein Lachen Falsch verstehen. Auch wenn er mehr über ihre gewitzte Vorführung von Tarqetik lachen würde.

„Ich habe keine Fragen oder Anregungen mehr.“ sagt er schließlich. Dabei denkt er noch über die Foltergeschichte von ihr und die Worte von Kirus nach. Arrogant, selbstsicher sollte der Mann sein? Ein Mann der andere Männer oder auch Frauen mit Folter bestraft die nicht seinen Befehlen folgen. Dumm, würde hier wohl auch passen. Ebenso wie eigentlich eher wenige Selbstsicher. Ein Anführer, gleich ob Mann oder Frau, würde mur auf Schmerzen setzen wenn er Unsicher ist. Als einzigen Weg sich Lokalität zu sichern nur den Schmerz und Unterdrückung kennt. Das wiederum zeugt von etwas verstecktem. In seinem Stamm hätte der Schamane nie zugelassen, dass jemand in solch einem seelischen Ungleichgewicht eine Führende Position erlangt. Nicht ohne eine Behandlung. Hier schien es aber anders zu sein. Schließlich muss es nach diesem Vorfall noch mehr solche Vorfälle gegeben haben. Wer hatte ihn wohl da gedeckt, wer die Worte der Soldaten nicht erhört?


Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #37 am: 02.01.2016, 12:02:05 »
Basilio lauscht mit gerunzelter Stirn. Tarqetik hat den Wortlaut seiner eigentlich legitimen Frage verdreht und verschärft und doch fördert die hitzige Antwort der Kommandantin genau die Art der Information zu Tage, die Basilio sich erhofft hat. Jetzt darf sie aber gerne wieder herunterkommen.

"Rachegelüste habe ich Euch nicht unterstellt, Kommandantin", stellt er klar, "und auch keine Unprofessionalität. Lediglich nach Eurer Verbindung zu Sildan hatte ich gefragt und dass Ihr Eure Einblicke in sein Denken mit uns teilen möchtet. Und das habt Ihr hiermit in eindrucksvoller Weise getan. Meinen Dank dafür."

Er sagt dies in einem versöhnlichen Ton[1], obwohl er doch schockiert ist: die Folter eines Untergebenen nicht nur zu verschweigen, sondern durch Meineid zu decken, das ist schon ein starkes Stück. Hat sie seine windigen Ausreden und Beteuerungen tatsächlich geglaubt? Oder hat sie damals schon bloß `gehofft´, obwohl sie es eigentlich besser wusste? Und wenn sie sich heute deswegen schuldig fühlt, so kann man wiederum nur `hoffen´, dass sie deshalb nichts Unbesonnenes tut. Insgesamt wird hier viel zu viel gehofft für meinen Geschmack!

Doch weder Schock noch Zweifel lässt Basilio sich anmerken; es bräuchte schon sehr guten Menschenverstand, diese hinter seinem professionellen Ton und neutralen Miene zu vermuten.[2]

"Besonders interessant wäre natürlich genau die Frage, was er in der gewonnenen Woche hätte erreichen wollen. Vielleicht hofft auch er auf Verstärkung? Vielleicht gibt es einen Plan B: wenn das Aufhetzen nicht klappen sollte, dann offener Kampf? Nur wozu? Gegen wen? Kezhdal, wenn’s dem Auftraggeber um Land geht, aber das ist ja bloß Spekulation. Vielleicht soll Sildan auch nur für eine zweite Gruppe Zeit gewinnen, die derweil wer weiß was für Machenschaften in Gang setzt."

Während er auf diese Weise laut vor sich hindenkt, mustert er die Kommandantin etwas länger und durchdringender, als höflich gewesen wäre—dies aber nicht mit Absicht, sondern eben weil er so tief in Gedanken ist, die zudem auf Abwege geführt haben. Er gibt sich einen Ruck und kommt aufs Thema zurück.

"So, Sildan unterschätzt Euch also. Das ist nicht schlau von ihm. Auch dass er unseren nächsten Zug so gar nicht antizipiert haben soll, obwohl wir doch die naheliegendste unserer Möglichkeiten ergriffen haben: ein Bündnis mit den Ukhtark gegen den gemeinsamen Feind. Er hat doch gesehen, dass wir einen dabei hatten, der an unserer Seite kämpfte. Ist er also wirklich derartig phantasielos? Unterschätzen wir ihn da nicht? Kann ein Mann, bloß weil er selbst lieber Gewalt anwendet, wirklich dermaßen ahnungslos sein, wie viel ein anderer mit ein bisschen amateurhafter Diplomatie erreichen kann? Also, ich weiß ja nicht."

Basilio stutzt kurz, dann fügt er seine Schlussfolgerung aus Sildans Charakterstudie hinzu: "Man sollte Bosol vielleicht noch fragen, wer von den Offizieren unter Sildan sich um die Belange der Mannschaften kümmert—die Moral, Rekrutierung, Streitschlichtung, was auch immer. Wenn Sildan ein derart unerfreulicher Geselle ist, muss es einen anderen geben, an den die Männer sich wenden können, zu dem sie aufschauen, der sie zusammenhält. Mit Furcht allein erreicht man das nicht. Es muss auch gar nicht ein Offizier sein. Jedenfalls, wenn unsere Unterhändler zu diesem Kerl durchdringen könnten, haben sie vielleicht wirklich eine Chance."
 1. Diplomatie = 15 (unter Zuhilfenahme seiner täglichen Extraportion Charme)
 2. Sense Motive gegen seinen Bluff von 20
« Letzte Änderung: 06.01.2016, 18:08:36 von Basilio Aristide »
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Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #38 am: 02.01.2016, 14:23:08 »
Basilios Worte scheinen die Spannung im Raum ein klein wenig zu lösen. Als er darüber nachsinnt, worauf Sildan wohl noch warten möge, zuckt Ejdarn mit den Schultern: "Ich weiß es nicht", sagt sie. "Die wichtige Frage ist doch: Weiß Sildan, was wir wissen? Weiß er, dass Bosol unser Gefangener ist und seinen Aufenthaltsort verraten hat? Er hielt ihn wohl für tot, als er und seine Männer wegritten und ihn bei der Karawane zurückließen. Weiß er, dass ihr - nachdem ihr den Angriff auf die Karawane vereitelt habt - nach Dorwida geritten seid, um alles zu melden? All das ist unsicher. Vielleicht hofft er immer noch, dass ihr lediglich ein weiterer Söldnertrupp seid, der keine direkte Verbindung zu Dorwida hat. Oder seine Späher im Dorf - falls er welche hat - hatten noch keine Möglichkeit, ihn zu warnen. Ich weiß - ihr hättet gerne mehr Gewissheit; ich auch. Aber mehr Gewissheit haben wir derzeit nicht."

Als Basilio Barkas anspricht und das Bündnis mit den Ukhtark als 'naheliegend' bezeichnet, schnaubt Vedran Lugano laut und auch Hrajr Kortika schüttelt ungläubig den Kopf. "Bei aller Liebe, Koraker - nicht mal ich glaube ernsthaft daran, dass die Grünhäute auftauchen werden", sagt Lugano. Der Mann ist hochgewachsen, hat eine Hakennase, ein längliches Gesicht mit schmalem Kinn und kurzes, rotblondes Haar. Er ist eindeutig kalamarischer Abstammung. "Und wenn sie auftauchen, weiß ich nicht, auf welche Seite sie sich stellen werden. Ein Bündnis mit Kezhdal hielt in Dorwida vor ein Paar Tagen noch keiner für möglich. 'Naheliegend' ist das sicher nicht. Auch wenn ihr eine Grünhaut dabei gehabt habt - was soll das schon groß bedeuten.

Wie viele von den Kargi verdingen sich überall auf Tellene als Söldner? Imperator Bakar in Kalamar heuert die gleich als ganze Trupps an - nicht nur Kargi, sogar Orks, habe ich gehört. Wahrscheinlich denkt Sildan, dass euer Kargi einfach ein weiterer Söldner ist, der nur blöderweise einen Strich durch seine Rechnung gemacht hat.
"

"Oder auch nicht" - es ist wieder Ejdarn, die den Faden wieder aufnimmt. "Oder er hat einen Spitzel in Dorwida und weiß längst was auf ihn zukommt. Vielleicht wartet er auf Verstärkung und hat weitere Pläne. Vielleicht ist er schon weg.

Ihr habt recht - wir fragen Bosol morgen Abend, ob er uns seine Hauptmänner nennen kann und wer den besten Draht zu seinen Leuten hat. Und, ob er Verstärkung erwartet. Wir wissen es nicht. Aber wenn er noch da ist, dann wissen wir zumindest, wo er ist. Die Chance müssen wir nutzen.
"
« Letzte Änderung: 02.01.2016, 14:25:42 von Khenubaal »

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #39 am: 02.01.2016, 15:36:40 »
Basilio versteigt sich kurz in Überlegungen, für wen Hauptmann Lugano wohl zarte Gefühle hegt: so wie er es formuliert hat, kann er damit eigentlich nur die Grünhäute oder Basilio gemeint haben. Dieser verkneift sich jedoch einen entsprechenden Kommentar. Doch ein mit einem derartigen Schnauben hervorgebrachter Unglaube gehört ausgenutzt.

"So, Ihr glaubt es also nicht. Ist Eure Börse denn auch so groß wie Euer Mund?" Basilio zückt die seine und zählt eine Handvoll Münzen ab, die Summe[1] gerade so hoch, dass ein Hauptmann sich eine solche Wette von seinem Sold noch leisten kann. "Was sagt Ihr, haltet Ihr dagegen? Ich sage, die Ukhtark tauchen auf, und zwar auf unserer Seite."

Sollte Lugano einschlagen, würde Basilio Kortika, der sich zuvor genauso ungläubig gab, dieselbe Frage stellen: "Und wie sicher seid Ihr Euch, dass ich unrecht habe?"
 1. Der Meister möge sagen, was da realistisch ist.
« Letzte Änderung: 04.01.2016, 23:51:43 von Basilio Aristide »
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Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #40 am: 02.01.2016, 15:40:25 »
„Es gibt noch deutlich mehr Unwegbarkeiten.“ wirft Sanjan, der sich ja fast schon aus dem Zelt mit der sprichwörtlich erdrückenden Luft zurükziehen wollte, ein bevor der Hauptmann die Wette annehmen kann. „Der Nebel der Erschöpfung liegt über dem angesprochenen Kampf. Ich erinnere mich nur daran, dass jemand rief, wir müssen einen lebend haben. Ob Sildan es gehört hat oder nicht, weiß ich nicht. Auch kann ich nicht beantworten, ob er unsere Zugehörigkeit erkannt hat. Doch wenn er nicht dumm ist, hat er von dem Aufruf des Bürgermeisters gehört und zählt mal kurz ein und ein zusammen. Dann waren wir zwar immer noch Söldner, hatten aber vielleicht die Aufgabe die Karawane zu beschützen. Wenn er es gehört hat, und er nicht dumm ist, wird er ahnen was wir mit einem lebenden Gefangenen vorhaben könnten. Mit Glück denkt er aber wir seien solche Söldner die seinen Kopf holen wollen und alleine angreifen.“ Der Schamane zuckt mit den Schultern und blickt in die Runde. „Bei den Ahnen, am Ende sind das nur Vermutungen. Doch der gute Jäger erwartet, dass der Bär ihn längst gewittert hat.“ Langsam geht er ein paar Schritte zum Ausgang und genießt die frischere Luft.

Dann wendet er sich zurück „Das Selbe gilt am Ende auch für einen Verräter im Dorf.“ er blickt zu den anderen im Zelt. „Gehen wir davon aus, dass er weiß das wir kommen. Jedoch nicht weiß wie der genaue Plan aussieht. Wenn er das weiß, beschränkt sich die Anzahl der möglichen Verräter sehr schnell.“ Er senkt den Blickund dachte kurz über mögliche Spione aus dem Dorf nach. Ihm fallen auch ein paar ein, doch äußert er die Namen nicht. „Aber eines nach dem anderen. Können wir einen möglichen Verräter aufdecken? Ich glaube im Moment nicht. Also richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das vor uns und sichern uns für die schlimmste Möglichkeit ab.“

Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #41 am: 03.01.2016, 11:40:19 »
Verwundert, aber auch belustigt schaut Lugano Basilio an, als dieser ein Dutzend Goldmünzen abzählt und als Wetteinsatz anbietet. Der Hauptmann ist zunächst unsicher und schaut zu Ejdarn. Diese hat die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengezogen, nickt jedoch fast unmerklich. Daraufhin entspannt sich Lugano ein wenig.

"Also gut", sagt er. "Die Wette gilt. Ich traue den Grünhäuten nicht." Er greift nach seiner Börse und beginnt die Münzen abzuzählen.

Als Basilio sich mit demselben Angebot an Kortika wendet, lehnt dieser mit erhobener Hand ab. "Nein, Danke. Ich will glauben, dass die Kargi ihr Wort halten werden."

"Ach was", mein Lugano, während er weiter die Münzen abzählt, "das meinst du doch nicht ernst, Hrajr?"

"Doch, Vedran", erwidert Kortika. "Du hast den Kargi nicht gesehen, der mit diesen Leuten nach Dorwida kam. Ich schon. Er hat sich freiwillig ausgeliefert, obwohl wir einen seiner Männer zuvor im Kampf getötet und einen anderen gefangengenommen haben. Ich glaube ihm. Und ich will glauben, dass er für den Rest des Stammes sprechen kann. Ansonsten hat all das hier" - er breitet die Arme aus und umfasst bildlich das Besprechungszelt - "eh keinen Sinn."

"Stimmt schon", sagt Ejdarn. "Ich werde dann den Wetteinsatz erstmal einziehen. In etwas mehr als einem Tag bekommt dann der Gewinner die Summe ausbezahlt." Sie schaut zu Basilio. "Ich hoffe sehr, dass du das sein wirst," sagt sie mit einem knappen Lächeln. Dann streckt die Kommandantin die Hand aus und nimmt die Münzen von Basilio und Lugano an sich.[1]

Danach wendet sie sich an Sanjan, der bereits kurz davor ist, herauszugehen. "Was du sagst, Bahir, stimmt. Wir sollten auf das schlimmste unter den realistischen Szenarien vorbereitet sein. Wir sprechen morgen noch einmal mit Bosol und hoffen, dass er uns noch etwas nützliches erzählen kann. Und dass die Ukhtark rechtzeitig hier sein werden.

Jetzt lasst uns rasten. Morgen ist wieder ein längerer Tag und am Abend werden wir wieder Kriegsrat abhalten.
" Mit diesen Worten löst die Kommandantin die Versammlung auf.
 1. Basilio: Bitte GM-Vorrat um 12 reduzieren

Tarqetik

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Gulasado
« Antwort #42 am: 04.01.2016, 11:18:10 »
Wenig amüsiert von den Belehrungen und Tiraden auf das eigene Geschick und Schicksal der Kommandantin, zieht Tarqetik nur eine Augenbraue nach oben und lässt ihr den Standpunkt auf dem sie wackelt und alles zu überblicken und bestimmen scheint. Ein sehr morscher Schemel als Thron, doch ob er bricht wird sich erst mit der Schlacht und deren Ausgang zeigen.

Mit einer kurzen und prägnanten Verbeugung nickt der Söldner die Angaben und den Ausgang der Versammlung ab und schwenkt stante pede um in Richtung des Ausganges des Zelts.

"Es kümmert mich wenig viel über Euch zu wissen. Doch wer einmal lügt, dem glaubt man nicht."
fährt es durch den Sinn des Sölders als er vor dem Zelt kurz innehält und durch die Reihen der Soldaten blickt. "Unsicher ob die Verstärkung kommt, eine Kommandantin mit Sand in der Vagina, ein übermütiges Corps und.." er blick über die Schulter zum Zelt der Anführer, " ...und eine nicht ganz harmonische Gruppenleitung im Befehlsstab."
Langsam aber bestimmt trommeln die Finger seiner rechten Hand auf dem durchgeschwitzten Lederbeutel an seinem Gürtel.

In Gedanken nach Rat suchend, hört Tarqetik die Wette des kleinen Kämpfers mit den Grünhassern des Lagers. Auch wenn er kaum ein Wort versteht - Wetten auf Ausgang eines Kampfes sind ihm mehr als bekannt -  stoppt er das sinnende leise Trommeln und blick nach oben zum freien Himmel. Ein zähnezeigendes Lächeln ziert seine Wangen. "Doch immer nur einem Weg. Die rothaarige Zimtzicke hat es ja auch auf Ihre leicht feminine Art gesagt. Man bezahlt mich, so gehe ich den Weg des Geldes. So weit kommt es noch, dass ich hier moralische Anliegen sehe. Vitae previs ars longa. Und für diese Kunst werde ich dann immerhin bezahlt." Mit sich zufrieden, den alten gewohnten Weg seines Selbst wieder gefunden zu haben, richtet er seien Blick wieder auf seine direkte Umwelt.

Da sieht er aus den Augenwinkeln, die spitzen Ohren des Halfelfen und heftet seine eigenen Ohren an dessen Bedenken und Anliegen. Der Söldner setze eine freundlichen Ton auf seine Zunge:
"Nun das ist ein Mann, der über den Tellerrand blickt." Tarqetik lässt seinen schweren Oberarm auf die Schulter Sanjans fallen. "Ihr seit Jäger, der seinen Pfad er auch im trübsten Morast erkennen würde, oder?" Tarqetik spricht seinen Gefährten direkt an. "Ihr scheint geschult darin immer alles zu berücksichtigen. Von Euch und Euren Ahnenlehrern, kann ich sicher noch einiges lernen." Der Söldner zeigt mit der Finger auf die Zelte des Heeres. "Hier finden wir sicher einen Humpen, gefüllt mit einer Flüssigkeit, die uns das Leben und Streben erheitert. Wollen wir diese Jagt vielleicht gemeinsam begehen?"

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #43 am: 09.01.2016, 11:59:31 »
"Ich auch, Kommandantin, ich auch", sagt Basilio. "So ein Hochzeitsgeschenk ist nämlich viel teurer, als ich gedacht hätte. Für das gleiche Geld könnte man zehn Mann ausstatten, Rüstung, Schwert und alles!"

Damit verabschiedet er sich von den drei Offizieren und tritt aus dem Zelt. Dort weicht das strahlende Grinsen, das gerade noch sein Gesicht erhellt hat, einer verdutzten, fast schon gekränkten Miene.

"Also, ich fand's naheliegend, dass Dorwida und Kezhdal sich zusammentun, um die frechen Kerle zu stellen, die sie beide an der Nase herumgeführt haben und gegeneinander aufhetzen wollten. Allein schon, um denen eine Lehre zu erteilen: ha, ihr Dreckskerle, ihr wolltet uns täuschen? Seht, jetzt machen wir das Gegenteil von dem, was ihr erreichen wolltet! Bin ich da wirklich so allein in meinem Denken?"

Auf eine Verneinung seiner (rhetorisch gemeinten) Frage hoffend, sieht er sich unter den Gefährten um und gerät ausgerechnet als erstes an Flannait. Schnell lenkt er den Blick zu Sanjan und Tarqetik hinüber, die etwas weiter weg stehen, und schließlich zu Manik, der mit ihm zusammen ins Freie getreten ist. (Jamir übersieht er, da er nicht auf die Idee kommt, nach unten zu blicken; das ist er einfach nicht gewohnt.) Dabei hört er, wie Tarqetik Sanjan eine gemeinsame 'Jagd auf einen Humpen machen' vorschlägt. Ha, soweit käme es noch! Dass die Kommandantin 'Humpen' im Lager erlaubt in der Nacht vor möglichem Feindkontakt. Ob's in einem Söldnerlager so dahergeht?

"Wir sollten uns auch noch besprechen, jetzt da wir mehr wissen", sagt er zu Manik. "Dringend."

Er spart sich hinzuzufügen "wegen Helga", denn das dürfte klar sein.
« Letzte Änderung: 10.01.2016, 00:47:17 von Basilio Aristide »
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Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #44 am: 10.01.2016, 01:19:48 »
Flannait nutzt die Gelegenheit die Karte der Burg sorgfältig zu studieren und sich einzuprägen. Von ihrer Zeit in Korak ist sie sich nur zu bewußt wie schnell mangelnde Ortskenntnis für einen Scout tödlich enden kann.
"Gibt es nur ein Tor oder auch ein Fallgatter?", erkundigt sie sich. "Das würde die Sabotage erheblich erschweren. Es dauert einfach erheblich länger ein Gatter zu öffenen als ein  bloßes Tor." Ihr erscheint der Gedanke sie könne für etwas anderes als das Tor-Team eingeteilt offensichtlich völlig abwegig. Dabei fällt ihr Blick auf Sanjan und mit einer Geste in Richtung des jungen Schamanen stellt sie ihre zweite Frage "hat dieser Sildan eventuell magische Unterstützung? Jemanden wie Sanjan oder Elrynor?"

***

Typen wie Tarquetik sind Flannait von der Front in Korak nur zu bekannt. Söldner, Männer und einige wenige Frauen,  die von und mit dem Schwert leben und deren Loyalität allein ihrem Geldbeutel und ihrem persönlichen Vorteil dient. In der Regel gute und kompetente Kämpfer, aber nur eingeschränkt vertrauenswürdig.
Was immer an Respekt sie für den großen Brandobier gehabt haben mag verliert er mit seiner anzüglichen Bemerkung auf einen Schlag. Nicht das sie solcherlei Bemerkungen nicht zur Genüge selbst kennengelernt hat,
aber dass er Ejdarn in dieser repektlosen Weise vor allen Anwesenden angeht und damit aktiv ihre Autorität untergräbt ist nicht nur sexistisch sondern auch unprofessionell.
Aber Flannait verkneift sich die scharfe Zurechtweisung die ihr auf der Zunge liegt und hört lieber mit Interesse der Erklärung der Kommandantin zu. Das Ejdarn zum einen ob Tarquetiks Verhalten nicht die Beherschung verliert und zum anderen den Mut hat, ihr altes Vergehen einzugestehen, nötigt der Halbelfe Respekt ab und sie schließt sich Basilios Dank mit einem Nicken an.
Auch Flannait zweifelt nach wie vor ob die Kargi worthalten und vor Gulasado erscheinen werden. Die rationale und prakmatische Scout, die in Korak das Ehrempfinden der Kargi kennengelernt hat weiß, dass es unwahrscheinlich ist, dass der Serogul sein Wort bricht aber die junge Frau die erzogen worden ist in den Kargi nichts als verhasste niederträchtige Feinde zu sehen und deren verehrter und geliebter Vater von eben jenem Serogul erschlagen wurde kann und will nicht daran glauben, dass die Kargi tatsächlich Frieden wollen und auf Seiten der Gakeliter kämpfen werden.
Aber immerhin, anders als Lugano nimmt sie Basilios Wette nicht an.
Tarquetiks Jagd nach einem Humpen Bier am Vorabend der Schlacht kann ihrer niedrigen Meinung von dem Brandobier nicht mehr viel hinzufügen."Definitiv unprofessionell - und ungewaschen.", denkt sie sich, als sich der verschwitzte ehemalige Gladiator an ihr vorbei zu dem Schamanen drängt.
Sie ist heilfroh, das dieser grobe Klotz nicht bei ihrem Team sein wird, das sich unbemerkt über den Hof der Burg und zum Tor schleichen soll. "Mag zwar sehr gut sein wenns ums totschlagen geht, aber ich möchte wetten selbst ohne seine Rüstung würde man ihn schon auf 30 Schritt Entfernung hören - und riechen."
Sie gesellt sich stattdessen lieber zu Basilio, an dessen diesbezüglichen Fähigkeiten sie keinerlei Zweifel hegt, und Manik und nickt bei den Worten des Korakers."Allerdings, schließlich sind wir gerade zu einem Team geworden." der Geist eines Lächelns huscht über das ernste Gesicht als sie Basilio in die Augen sieht. "fast wie in alten Zeiten."
« Letzte Änderung: 10.01.2016, 01:27:52 von Flannait Adair »
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

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