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Autor Thema: Kapitel I: Wen die Muse küsst  (Gelesen 17144 mal)

Beschreibung: Ein Semesterstart mit neuen Perspektiven

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Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« am: 02.04.2016, 19:24:03 »
Gatsburg, USA, im Herbst 195x

Die milde Sonne des beginnenden Herbstes leuchtet auf das ehrwürdige Gebäude des Konservatoriums hinab, das an diesem ersten Tag des neuen Semesters nach der alljährlichen Sommerpause zum Leben erwacht, während rundum die Blätter der Bäume beginnen, das bunte Kleid ihres nahenden Endes anzunehmen und das Auge mit einem Reigen aus kräftig leuchtenden Mustern zu erfreuen.

Der Parkplatz vor dem Konservatorium, sonst nur von den wenigen privaten Wagen einiger Lehrer besetzt, quillt geradezu über: Zahlreiche Limousinen, fast ausnahmslos geräumige, teure Modelle, einige davon mit Kennzeichen, die auf alle möglichen Staaten der USA hinweisen, reihen sich dicht an dicht. Sichtlich angespannte Väter in grauen, blauen oder schwarzen Sonntagsanzügen entsteigen ihnen gemeinsam mit aufgeregten Müttern, die, in ihren besten Kleidern und mit den teuersten Hüten herausgeputzt, ihre kaum minder geschniegelten Sprösslinge einer letzten kritischen Prüfung unterwerfen, bevor sie mit ihnen den Kiesweg zum Schulgebäude beschreiten und dann die Stufen der beeindruckenden Steintreppe zum Haupteingang erklimmen. Dort, in der Aula des mittleren Gebäudeteils, versammeln sich immer mehr Eltern und Neuschüler und harren der Begrüßung durch Leiter und Kollegium des Konservatoriums. Ihre Anspannung äußert sich in einem nicht enden wollenden Gemurmel und verleiht der Aula die Atmosphäre eines summenden Bienenkorbs.

Weitaus weniger beachtet, lediglich von einigen neugierigen (und offenkundig nervösen) Sprösslingen im Vorübergehen beäugt, sieht man auch die Altschüler des Internats allein oder in kleinen Grüppchen der Aula zustreben, leicht erkennbar durch das Grünblau ihrer Schuluniformen: Die Jungen in einer dunkelblauen Bundfaltenhose, weißem Hemd mit ebenso blauer Krawatte und dunkelgrünem Pullunder, die Mädchen in denselben Farben, doch in einem gut knielangen Faltenrock anstelle der Hose und einer weißen Bluse mit einer kleinen Halsschleife anstelle von Hemd und Krawatte. Alle auf der Brust mit dem eingestickten Wappen des Konservatoriums, den drei ineinander verschlungenen Buchstaben GCM[1].

Die Altschüler sammeln sich in den Sitzplätzen der hinteren Reihen, während die Plätze in den vorderen Reihen den Neuankömmlingen und deren Eltern vorbehalten sind. Tatsächlich stehen einige Schülerinnen bereit, den Ankommenden mit freundlichem Lächeln den Weg zu ihren namentlich reservierten Plätzen zu weisen – eine Geste, die auf die meist gut betuchten und recht spendefreudigen Herrschaften bereits in den letzten Jahren nach allgemeinem Einvernehmen einen sehr positiven Eindruck gemacht hat.

Auf dem Podium der Aula, leicht erhöht, sind bereits die knapp zwei Dutzend Pädagogen zu sehen, die für die Ausbildung der gut 150 Schüler des Konservatoriums verantwortlich zeichnen. Auch sie im besten Sonntagsstaat, die meisten von ihnen im gesetzten Alter. Etwas abseits weisen ein Klavier sowie ein hoher Notenständer darauf hin, dass die Begrüßungszeremonie auch einen musikalischen Teil beinhalten wird. Alles in allem herrscht eine feierliche, erwartungsvolle Stimmung.
 1. Für Gatsburg Conservatory of Music

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #1 am: 05.04.2016, 18:45:41 »
Wie eigentlich jeden Morgen war Ayleen als eine der ersten ihres Zimmers aufgestanden und hatte sich leise um die Vorbereitungen für den Tag gekümmert. Besonders ihe kräftigen, schwarzen Haare verhielten sich stets sehr widerspenstig, sich in ihre Frisur zwängen zu lassen. Sie machte nur ein paar kurze Übungen für ihr Training und nahm eine Kleinigkeit zu sich, bevor sie aufbrach. Die anderen ignorierte sie wie immer - zum Glück taten sie ihr den Gefallen, es ebenso zu halten. Sie waren noch viel zu sehr damit beschäftigt, mit ihren Ferienaktivitäten zu protzen. Innerlich rollte sie mit den Augen. Sie hatte die wenige Zeit, die sie bei ihrer Familie hatte verbringen dürfen, damit gefüllt, ihnen bei den Geschäften zur hand zu gehen. Das bißchen verbliebene Freizeit hatte sie den Geschichten ihrer Großmutter gelauscht und es geduldet, sich ein paar alte Dinge zeigen zu lassen. Sie schüttelte die Erinnerungen ab und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Sie ging herum, kontrollierte den Schmuck und die anderen Vorbereitungen für die Willkommensfeierlichkeiten, die sie in den letzten Tagen mitgemacht hatte. Manches war in Unordnung geraten, und so brachte sie es gewissenhaft wieder in den gewünschten Zustand. Warum die Leute es als angenehm empfanden, sich mit toten und sterbenden Dinge zu umgeben, ging ihr ab. Schließlich wurde es Zeit und die Amerikanerin steuerte das Bad an, um den Sitz ihres Make-Ups, ihrer Haare, Uniform und Handtasche zu kontrollieren.

Als sie zufrieden ist, verlässt sie den Toilettenraum wieder und trifft noch vor Beginn der Veranstaltung in der Halle ein. Sie ist bereits teilweise gefüllt, so fällt sie weniger auf, während sie einen ihrer üblichen Plätze eher seitlich hinten einnimmt. Sie achtet nicht besonders auf die Umgebung, solange diese ihr nicht zu nahe kommt oder anspricht. In aufrechter Haltung und ohne sich anzulehnen sitzt sie da, die Beine nebeneinandergestellt - das Bild einer wohlerzogenen jungen Dame, wenn da nicht die Hautfarbe wäre. Sie stellt sich auf einige langweilige Stunden ein.

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #2 am: 06.04.2016, 16:46:57 »
Als Ayleen sich zu einem der hinteren Plätze schleicht, nimmt kaum jemand Notiz von ihr. Die Schuluniform lässt sie optisch auf den ersten Blick in der Menge ihrer Mitschülerinnen untergehen, die sich nach und nach einstellen, zumeist in kleinen Grüppchen plaudernd und damit zum allgemeinen Lautstärkepegel in der Aula beitragend. Nachdem sie jedoch eine Weile abgewartet hat, hört sie wieder erwartet neben sich ein Rascheln von Kleidern und ein leises, verlegen klingendes Räuspern. Sie schaut auf, um Tiffany Brooks zu erkennen, der es sichtlich unangenehm ist, mit ihr zu sprechen. Ein nervöser Blick über die Schulter in Richtung einiger tuschelnder Mitschüler und der unsichere Griff, mit dem sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr schiebt, verraten ihr Unbehagen. "Ähm, hi..." beginnt sie recht lahm und sucht offenkundig nach Worten. "Tja, also, es geht darum, dass Laura Ann und ich[1]... also, wir sind zu Euch aufs Zimmer verlegt worden. Hab's gerade eben erfahren."

Es ist für Ayleen nicht schwer zu erraten, was der Hintergrund dieser Entscheidung sein dürfte: Mit ihr und Dorothy, krassen Außenseitern, möchte vermutlich keines der anderen Mädchen zusammengelegt werden. Laura Ann hat am Ende des vergangenen Semesters wieder einmal von sich reden gemacht – Ayleen hat Gerüchte von Leim auf einem Lehrerstuhl und dem ruinierten Kleid einer der Lehrerinnen gehört – und die Direktion hatte Konsequenzen angedroht, auch wenn man Laura Ann eine Verwicklung in die Sache nicht nachweisen konnte. Es könnte also eine Art von Strafversetzung sein, die ihr die beiden neuen Zimmergenossinnen beschert hat. Tiffany schaut auf die Spitzen ihrer Schuhe und scheint noch etwas auf dem Herzen zu haben, rückt aber nicht damit heraus.
 1. Beide Schülerinnen sind ab jetzt, wie alle neuen NPC, die mehrfach auftauchen könnten, unter Dramatis Personae aufgeführt

Dieter von Stein

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #3 am: 06.04.2016, 18:40:58 »
Dieter verzieht die Lippen vor Abscheu gegenüber diesem Zirkus. Dass hier ist nichts als eine Farce, um neue Schüler zu ködern. Ihnen ein falsches Gefühl von Sicherheit zu geben. Lächelnde Gesichter, die sich vermutlich schon in der ersten Nacht mit ihren neuen Zimmergenossen in fiese Grinser verwandeln werden. Er kennt das Prozedere. Und er hasst es. Hasst es fast so sehr, wie er die verdammten Yankees hasst, mit ihrem falschen Patriotismus, mit ihrer Kultur, die den Sprung von der Barbarei zur Dekadenz ohne den Umweg über die Kultur versucht, mit ihrer vorgespielten Toleranz- die nichts weiter als eine Lüge ist. Ein schönes Schaubild. Aber spätestens wenn man sieht, wie sie ihre Neger und ihre Rothäute behandelten merkt man- die Yankees sind keinen Deut besser als die Nazis. Dreckige Hunde. Heute wird wieder lustiges Treiben zeigen, was für ein toller Ort diese Musikschule war. Irgendein drittklassiger Amateuer billigen Musikabklatsch vor sich hinklimpern- weit entfernt von den wahren Meistern der Kunst, und weit entfernt davon, an wirkliche Virtuosität heranzukommen. Aber wer würde in einem solchen Land auch Kultur erwarten? Ein Land, dass Krankheiten wie Rock’n ’Roll oder Rhythm and Blues hervorgebracht hat? Aber auch heute wird er brav den wohlerzogenen Jungen spielen. Lächeln, winken und so tun als würde ihn dass alles hier interessieren, und hoffen das dieses lächerliche Schauspiel bald vorbei ist. Fürs Erste beibt er an der Säule lehnen, beobachtet das Treiben, schenkt jedem Lehrer, der in seine Richtung sah, ein Lächeln- und hofft, dass dieses nicht allzu ironisch aussieht.
« Letzte Änderung: 06.04.2016, 20:34:50 von Dieter von Stein »

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #4 am: 06.04.2016, 21:11:47 »
Dieter geht es ähnlich wie Ayleen: Viele nehmen von ihm keine Notiz. Oder besser gesagt: Er wird von den meisten Schülern geflissentlich ignoriert. Lediglich einige der Mädchen schenken ihm im Vorübergehen einen kurzen Blick. Sein Posten an einer Säule ist ein relativ weitab vom Geschehen gelegener, solange die Veranstaltung noch nicht startet und er gezwungen ist, sich einen Sitzplatz zu suchen. Und da die Unruhe im Saal sich noch nicht legt, scheint er auch noch ein wenig Zeit zu haben, bis es soweit kommt.

Doch unvermittelt reißt ihn eine Stimme aus seinen Betrachtungen: "Na, Fritz, wie sieht's aus? Hast du dich auf der Suche nach deinem Platz verlaufen..?" Mit einem breiten Grinsen sieht ihm Eddy[1] aus einer Gruppe etwa gleichaltriger Schüler entgegen. Seit er von Dieters Herkunft erfahren hat, nennt er ihn nur noch so. Leises Kichern und das Grinsen der anderen begleiten seine Worte, während sie an ihm vorüber zu den Sitzreihen marschieren. Mehr können sie sich hier, quasi unter den Augen der Lehrer, allerdings auch nicht erlauben.
 1. Siehe Dramatis Personae

Ricky

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #5 am: 06.04.2016, 22:50:40 »
Rick hatte lange geschlafen, wie er es eigentlich immer tat, wenn er die Möglichkeit hatte. Irgenwie liebte er es, im Bett zu liegen und zu träumen. Besonders in dieser Halbschlafphase, in der er das Gefühl hatte, Kontrolle über seine Träume zu haben.

Aber irgendwann muß man ja mal aufstehen. Also den üblichen Gang ins Bad, schnell noch in die Cafeteria, bevor das Frühstück abgeräumt wurde und dann auf die Zermonie der Neuankömmlinge vorbereiten. Zum Glück hatten ihn seine Eltern schon vor zwei Tagen hergebracht.
Die Klamotten hatte er schon am Abend rausgesucht. Deshalb braucht das Umziehen auch nicht sehr lange. Kurz überlegt Rick noch, ob er sich die neumodische Frisur, die er sich in den Ferien zugelegt hatte, wieder rauskämmen soll, entschließt sich dann aber dagegen. Zum Glück gab es für die Haartracht der Männer am Konservatorum nur wenige Regeln.
Bevor er sein Zimmer verläßt, greift er seinem Klarinettenkoffer. Er hat bestimmt noch eine Stunde Zeit, bevor das große TamTam losgeht.
Und so macht er das, was er fast immer macht, wenn in nichts hetzt. Eine große Eiche im Garten der Anstalt bietet ihm ein wenig Schatten und eine Möglichkeit sich anzulehnen.
Spoiler (Anzeigen)
[1]
Als er jetzt noch einmal mit der Klarinette üben will, spielt er verschiedene Interpretationen des Stücks, die er gehört hat nach. Eine Fähigkeit, die er bis heute nicht versteht. Wie von selbst kommen ihm die Töne und Tempi in den Sinn. Seine Finger brauchen nur nachmachen, was sein Geist schon weiß.
Noch immer ist er unentschlossen, welche Version ihm am Besten gefällt. Soll er vielleicht eine eigene entwickeln?
Doch dann schrickt er auf. Ein Blick auf die Uhr verrät ihm, daß er mal wieder viel zu spät ist. Hastig rafft er seine Sachen zusammen und rennt in Richtung Aula. Etwas außer Atem und ein wenig zerzaust betritt er dann den Saal. Bei einer kurzen Umschau stellt er fest, daß er tatsächlich einer der letzten ist, die eintreffen. Schnell und möglichst unauffällig sucht er sich einen Platz.
 1. Falls ich mir zu viel rausnehme, streiche ich den Spoiler wieder.

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #6 am: 07.04.2016, 11:37:22 »
Auf seinem Weg in die Aula überholt Ricky noch einige stolze Eltern mit ihren geschniegelten Sprösslingen, die in Kürze ihre Ausbildung am Konservatorium aufnehmen sollen. Die Schüler sind dagegen schon größtenteils versammelt. Auf den letzten Metern muss er etwas verlangsamen, weil vor ihm eine Gruppe von Schülerinnen läuft. Unter ihnen befindet sich Laura Ann, deren Gekicher wieder einmal so lautstark und unbeschwert ist, dass einer der Lehrer vom Podium einen missbilligenden Blick ob der Zurschaustellung solch mangelhaften Benehmens für eine junge Dame in ihre Richtung wirft. Das Mädchen scheint davon aber nicht weiter bekümmert.

Ricky bekommt auf dem Weg zu seinem Platz nur noch mit, wie sie den anderen Schülerinnen in einem selbstsicheren Ton verkündet: "Ich zieh' das durch, verlasst euch drauf, Mädels! Wetten, dass ich spätestens in einer Woche genug Leute gefunden habe, die den Mumm dazu haben? Ha!" Dann haben die Mädchen einige freie Plätze zwischen anderen Schülerinnen ausgemacht und sind damit außer Reichweite – denn obwohl es keine explizite Regelung hierzu gibt, wird es doch von der Schulleitung gern gesehen, wenn männliche und weibliche Schüler die Nähe der jeweils anderen Partei nicht allzu sehr suchen. So haben sich auch heute fast automatisch eine Jungen- und eine Mädchenseite herausgebildet.

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #7 am: 07.04.2016, 17:31:30 »
Zunächst hat Ayleen angenommen, die Person, die sich nähert, möchte vorbei und zog die Beine an. Dann bleibt die andere stehen und die junge Dame sieht sich genötigt, ihr mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie erkennt schnell Tiffany, eine der Personen, die ihr bisher kaum aufgefallen ist, außer als Opfer unfreundlicherer Mitschülerinnen. Kurz ruft sie sich zur Ordnung und steht mit einer Andeutung eines Lächelns auf und nickt als Erwiderung der Begrüßung. Die Worte und ihr Verhalten werden sofort analysiert und gedeutet. "Womit sie das verdient hat, bleibt mir aber ein Rätsel. Vielleicht reicht die Nähe zu Laura. Die bedeutet Ärger, aber schlimmer als ihre Vorgänger kann es nicht werden." Diese waren älter gewesen und hatten das ausgenutzt. Zum Glück waren sie nun mit Abschluß gegangen. Die Tiffany war ihr als Zimmergenossen willkommen, die andere nicht.
So in Gedanken verloren wurde ihr bewusst, dass sie wohl besser mal reagieren sollte. Sie streicht ihre Uniform zurecht und klopft ein imaginäres Staubkorn fort, bevor sie die Hand ausstreckt und ihr Lächeln breiter wird: "Dann herzlich willkommen. Dorothy und ich freuen uns auf euch. Braucht ihr Hilfe?" Ihr war die Unruhe und vor allem nicht entgangen, dass ihre Gesprächspartnerin noch etwas auf dem Herzen hat. Sie sucht ihren Blickkontakt und versucht, es ihr zu entlocken. "Sonst zieht sich das noch.", scherzt sie innerlich.

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #8 am: 07.04.2016, 19:44:48 »
Tiffany scheint ehrlich überrascht von der Reaktion ihres Gegenübers – und weiterhin unschlüssig. Einerseits sind das Lächeln und die ausgestreckte Hand Ayleens schwer zu ignorieren, andererseits gibt es eine ganze Anzahl von Schülern, die das Gespräch bemerkt zu haben scheinen und sich wohl fragen, was die nicht übermäßig beliebte, aber doch immerhin weiße Tiffany mit der "Rothaut" zu schaffen haben mag. Endlich ringt sie sich aber durch, erwidert das Lächeln ein wenig schüchtern und nimmt die angebotene Hand. "Danke. Na ja, Hilfe nicht direkt... es ist nur so, dass ich fragen wollte, ob es für euch okay ist, wenn wir..." Sie spielt am Saum ihres Pullunders, während sie nach Worten suchend herumdruckst.

"...also wenn wir versuchen, gut miteinander auszukommen. Laura Ann ist echt ganz nett" versichert sie gleich darauf. "Wenn sie manchmal ein bisschen, na, ein bisschen direkt wird mit ihren Scherzen, dann ist das nicht so gemeint, ehrlich! Und wo wir doch jetzt schon einen Anschiss vom Direktor bekommen haben und sie euch auch auf dem Kieker haben, dachte ich mir, wir sollten uns nicht noch untereinander streiten." Dann versucht sie sich noch einmal an einem Lächeln, das ihr so halbwegs gelingt. "Frieden..?" erkundigt sie sich[1]. Darauf geht ihr Blick an Ayleen vorbei, und diese kann hinter sich die Stimmen mehrerer Mädchen hören – und unter diesen ganz unverwechselbar das Kichern Laura Anns.
 1. Um sie näher einzuschätzen, darfst du einen Wurf auf Perception + Empathy machen

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #9 am: 08.04.2016, 19:20:19 »
Ayleen steht lächelnd und wartet mit unaufdringlich angebotener äußerlich mit Engelsgeduld darauf, wie und ob Tiffany die Worte findet, die sie sucht, und ob sie auf das Angebot eingeht. Als sie es schließlich tut, drückt sie die Hand vorsichtig, statt sie lang zu schütteln, dann lässt sie sie wieder los. Die Aufmerksamkeit, die die beiden aus der Umgebung auf sich ziehen, bemerkt sie zwar, ignoriert sie aber. Sie konzentriert sich ganz auf ihr Gegenüber. "Über das Nett-Sein des Fräulein Wainwrights lässt sich streiten. Sie benimmt sich nicht angemessen für ihren Status und übt nicht die angemessene Grazie aus.", denkt sie bei sich. Das sie mehr als einmal direktes oder indirektes Opfer ihrer Scherze geworden war, hat sie zwar nicht vergessen, jedoch maß sie dem keine besondere Bedeutung bei, da es ihr gegenüber sehr viele an angemessenen Umgangsformen fehlen ließen. Umso angenehmer ist ihr Tiffany.
Sie macht eine Geste mit freundlich offenen Händen und akzeptiert den Vorschlag: "Natürlich und gerne. Ich sehe keinen Nutzen und es als Zeitverschwendung an, anderen das Leben zu erschweren. Solange man mich fair behandelt, bin ich freundlich und hilfsbereit." Ayleens Lächeln wird breiter, während sie sich etwas vorbeugt und verschwörerisch-scherzhaft sagt: "Vor allem bei Herrn Hughes müssen wir Mädchen zusammenhalten."[1]
 1. Französichlehrer, der auffallend gerne Schülerinnen kontrolliert und wegen Fehlern zu Nachsitzen bei ihm zitiert.

Changeling

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« Antwort #10 am: 10.04.2016, 15:11:00 »
Bei Ayleen bleibt der Eindruck, dass ihr Gegenüber hauptsächlich erleichtert ist. Tiffany scheint regelrecht aufzuatmen. Sie wendet den Blick von der sich nähernden Laura Ann wieder ihr zu und nickt. "Okay, dann... dann ist ja alles klar" meint sie und versucht dabei fröhlich und leichthin zu klingen, wirkt aber so unsicher und gehemmt wie üblich. Bei der Erwähnung des Lehrers stutzt sie erst für einen Moment, dann nickt sie nochmals, wobei sie sich ganz unwillkürlich leicht bückt und den Saum ihres Rocks mit einem unbehaglich wirkenden Lächeln nach unten zieht. "Ja, das stimmt..." bringt sie gerade noch heraus, bevor hinter Ayleens Rücken die Stimmen mehrerer Mädchen verstummen und Laura Anns gut vernehmliches Organ ertönt: "Na, Mädels, wie geht's? Bestimmt geht die Show gleich los – ich wette, Morten[1] hält wieder 'ne Ansprache von mindestens einer halben Stunde." Grinsend tritt sie zwischen Ayleen und Tiffany, während ihre kichernden Begleiterinnen einige freie Sitzplätze in Beschlag nehmen. "Was hab' ich da gehört, ihr habt's von Hughes?" fährt sie dann deutlich leiser – für ihre Verhältnisse regelrecht flüsternd – fort. Ihre Miene ist ungewöhnlich ernst, als sie die stumm den Kopf schüttelnde und leicht errötende Tiffany mustert.
 1. Der Rektor des Konservatoriums, siehe Dramatis Personae

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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« Antwort #11 am: 12.04.2016, 11:04:48 »
Ayleen nickt und richtet sich wieder auf, eigentlich, um ihren Platz einzunehmen. Da platzen Laura und ihre Gruppe herein. Sie dreht sich herum mit einem leichten Lächeln und antwortet: "Gut, danke, und euch?" Beim Rest nickt sie nur zustimmend. Sie hatte die Einführungsfeierlichkeiten schon mehrere Male erlebt und es hatte sich kaum voneinander unterschieden. Lauras Art und Lautstärke, auch die ihrer Clique, befremdeten sie immer ein wenig und ließen sie noch steifer werden. Sie setzt sich zusammen mit den letzten hin und antwortet auf ihre Frage ruhig: "Das kommt darauf an, wovon ihr sprecht. Fräulein Brooks und ich haben dabon gesprochen, dass man bei Herrn Hughes besser Respekt hat und sich seiner Aufmerksamkeit nicht alleine stellt." Ihr Gesicht bleibt dabei fast maskenhaft ernst und sie vermeidet, allzu deutlich zu werden mit ihren Andeutungen.

Changeling

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« Antwort #12 am: 12.04.2016, 15:35:22 »
Während sich Ricky einen Sitzplatz sucht und Dieter Eddy und seine Kumpane ebenfalls zwischen den Sitzreihen verschwinden sieht, beginnt das Gemurmel langsam abzuebben. Mr. Morten ist an das Rednerpult getreten und hat einige Male in das Mikrophon gehustet, woraufhin seine Stimme in der gesamten Aula deutlich vernehmbar wurde. Ein Blick von ihm geht über die Reihen, während er sein Jackett richtet und sich umständlich noch einmal seine Lesebrille putzt. Ein offenkundig vorbereitetes Manuskript wandert auf das Pult. Auf diese Weise erhalten alle die Gelegenheit, sich nun noch rasch zu setzen.

Auch Laura Ann und die übrigen Mädchen bekommen die diversen Anzeichen dafür mit, dass Morten seine Begrüßung bald beginnen wird. Die Schülerin mit dem frechen Ponyschnitt zieht eine Grimasse, bevor sie sich an Ayleen und Tiffany wendet: "So ein Mist... jetzt geht's gleich los. Ich schlafe schon bei der Vorstellung ein. Aber es hilft ja nichts – los, Mädels, setzen wir uns." Sie zieht Tiffany am Ärmel mit sich, wobei sie Ayleen noch einen Blick zuwirft und grinst: "Nur nicht so steif, Mädchen – du wirkst ja, als hättest du 'nen Besenstiel im Hintern. Aber wart mal ab... ich hab' da was, das ich nachher mit euch besprechen will. 'ne ganz klasse Sache! Dann kommst du schon in Fahrt." Damit nehmen die beiden ebenfalls Platz, Tiffany ordentlich, die Knie beisammen und die Hände im Schoß gefaltet, während Laura Ann die Arme vor der Brust verschränkt und ihre Beine ziemlich ungeniert übereinander schlägt.

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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« Antwort #13 am: 14.04.2016, 00:34:48 »
"Dann wollen wir mal.", denkt Ayleen, als es losgeht. Sie setzt sich elegant und ruhig hin, ihre Haltung entspricht fast haargleich der von Tiffany. Laura erntete für ihre Abschlussbemerkung einen kalt-neutralen Gesichtsausdruck, aber keine verbale Reaktion mehr. Nachdem sich alle gesetzt haben, entspannt sich ihr Gesicht wieder, wird gelangweilt-ruhig. Die Anstrengung eines Dauerlächelns sieht sie im Moment nicht ein. Stattdessen macht sie sich Gedanken, wofür Laura ihre Andeutungen gemacht hat. Ein wenig Sorge macht sie sich, dann sie kennt einige Stoffe, auf die ihre Worte hindeuten könnten, deren Legalität und Auswirkungen. "Bleibt zu hoffen, dass es ein harmloser Spaß sein wird..."

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #14 am: 14.04.2016, 12:24:31 »
Als sich schließlich Ruhe in der Aula ausbreitet, beendet Mr. Morten das Brilleputzen, setzt sich seine Augengläser wieder auf die Nase und lächelt in die Runde. Dann räuspert er sich mehrmals, ergreift sein Manuskript und beginnt: "Wertes Kollegium, hochverehrte Eltern, liebe Schüler, alte wie auch junge: Wir haben uns hier versammelt, um den Beginn eines neuen Semesters an diesem Institut zu begehen, das sich so sehr der Erziehung junger Menschen zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft, zu guten Amerikanern und – dies möchte ich besonders hervorheben – zu Musikern mit wahrem Herzblut verschrieben hat! Es freut mich daher besonders, an dieser Stelle die Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, die den zahllosen unermüdlich Arbeitenden, den selbstlos Spendenden und den tüchtig Lernenden gebührt, welche unserer Institut erst mit Leben erfüllen! Lassen Sie mich hierzu etwas weiter ausholen..."

So vergeht – wie von Laura Ann vorhergesagt – tatsächlich deutlich mehr als eine halbe Stunden, während der freudestrahlende Direktor in seiner umständlichen Weise die Begrüßungsansprache zu einem gedanklichen Rundgang durch die gesamte Geschichte des Konservatoriums macht, unzählige Male den Honoratioren dankt, die Schüler zu Fleiß und Anstand ermahnt, die Eltern beglückwünscht. Einige im Publikum rutschen bereits auf ihren Stühlen hin und her, manche der Schüler tuscheln miteinander, doch Morten scheint in anderen Sphären zu schweben und kommt erst zu einem Ende, als er sein gesamtes Manuskript abgearbeitet hat. "Und nun, meine Damen und Herren, liebe Schüler, wollen wir unseren neuen Schülern und ihren Eltern, die sie so vertrauensvoll in unsere Obhut geben, eine kleine Demonstration der Ergebnisse widmen, die unsere Bemühungen gezeitigt haben..."

Worauf der Direktor mit einem breiten Lächeln auf den Teil der Bühne weist, auf dem das Klavier und der Notenständer bereitstehen. Einer der Lehrer steht auf und winkt eine Schülerin heran. Das Mädchen, in der Schüleruniform des Konservatoriums und mit einer farblich passenden Schleife in ihrem goldblonden Engelshaar, tritt vor das Klavier, macht einen Knicks und setzt sich dann. Nach einer kurzen Erklärung des Lehrers, was sie zu Gehör bringen wird, spielt sie einige klassische Stücke, was unter Mortens wohlwollendem Nicken auch ohne Schnitzer gelingt und einige der Eltern im Publikum zu beeindrucken scheint. Dann ist sie mit einem weiteren Knicks entlassen, und der Lehrer schaut sich suchend unter den Sitzreihen um, bevor er Ricky entdeckt und ihn mit einem weiteren Wink zu sich beordert[1].
 1. Für seine Darbietung ist das ein Wurf auf Dexterity + Music, Schwierigkeit 6, wenn du solide Standardkost bieten möchtest, Schwierigkeit 7, wenn du versuchst, mit schwierigeren Stücken zu beeindrucken

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