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Autor Thema: Kapitel I: Wen die Muse küsst  (Gelesen 17356 mal)

Beschreibung: Ein Semesterstart mit neuen Perspektiven

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Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #90 am: 02.10.2016, 16:44:27 »
Die schmale Gestalt am Klavier hat Ayleen schnell ausgemacht und stellt fest, dass die Plätze direkt dahinter ziemlich leer bleiben. So macht sie sich auf den Weg, gemächlich, und sieht sich nach dem Jungen um. Als sie entdeckt, wie er bereits auf sie zusteuert, legt sie die letzten Schritte zum Sitzplatz zurück, setzt sich und lässt neben sich frei. Bis er angekommen ist, zupft sie ihre Kleidung zurecht, dass es perfekt zu ihrer Haltung passt. Auf der anderen Seite lagert ihr Mantel, da sie keine Garderobe zum Abgeben gesehen hatte.

Bei Rickys Ankunfdt dreht sie sich lächelt um und begrüßt ihn: "Haudi - Schön, dass es geklappt hat. Das Wetter macht dies neidlich-alte gleich wesentlich gemütlicher. Und der Preis ist in Ordnung." Sie bietet ihm zwar die Hand, steht aber nicht wieder auf. Sobald Ricky sitzt, senkt sie ihre Stimme deutlich: "Ich denke, spätestens die Pause zwischen den Filmen sollte lang genug sein, um Herrn Phelps anzusprechen. Ein Filmrollenwechsel geht meist zu schnell. Ich habe einige Abschriften von Auszügen auf dem Stück mit." - Sie berührt den Deckel ihrer Tasche - "Damit konfrontiert solten wir ihm zumindest eine Reaktion abringen können."

Ricky

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #91 am: 06.10.2016, 00:31:21 »
Ricky reicht Ayleen ausdrücklich die Hand, damit jemand, der in ihre Richtung schauen sollte, dies auch auf jeden Fall  mitbekommt. Ihm ist es relativ egal, ob es dadurch zu Gerüchten kommen würde. Für ihn ging es darum, daß niemand einfach ausgegrenzt werden sollte, egal ob wegen Hautfarbe, Herkunft oder sonst etwas. Das Ayleen diese Einsamkeit selbst ein wenig forciert, kann der Jugendliche einfach nicht verstehen.

"Schön, daß du es einrichten konntest zu kommen. Ich freu mich schon auf die Filme." Ricky setzt sich, nachdem er seinen Mantel neben Ayleens gelegt hat. "Ja, das Wetter ist echt mies. Da stimme ich dir zu, daß das Klima hier drin viel besser ist." Auch er senkt jetzt die Stimme. "Halte ich für einen guten Plan. Ich bin gespannt, was Phelps zu sagen hat." Dann kommt ihm noch ein Gedanke. "Meinst du, er macht deshalb nichts mit Tonfilm, damit er diese emotionen-verändernde Musik hier einsetzen kann? Vielleicht probiert er an irgendwas rum." Jetzt wo Ricky es ausgesprochen hat, geht ihm der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. "Hoffentlich probiert er nicht mit uns rum.", wirft er dann hinterher und grinst Ayleen dabei verschmitzt an.

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #92 am: 06.10.2016, 06:13:25 »
Die junge Frau nimmt die angebotene Hand an und senkt den Kopf dazu, vermeidet jedoch, aufzustehen. "Auf die Filme bin ich auch gespannt, ich habe, ehrlich gesagt, noch nicht die Zeit gehabt, sie zu sehen. Ich habe nur viel über sie gelesen.", plaudert sie unverfänglich, "Es hat etwas von alter Magie, wenn die Musik das Einzige ist, das die Geschichte transportiert." Ihre Doppeldeutigkeit ließ sie grinsen, bevor sie wieder leiser spricht: "Der Einsatz von Multiharmonik wäre zumindest denkbar, aber würde das nicht auf die Dauer aufffallen? Ansonsten haben wir ja eine Ahnung, das sollte uns besser gegen die Auswirkungen wappnen beziehungsweise es leichter machen, es zu durchschauen."

An Selbstbewusstsein scheint es Ayleen nicht zu mangeln. Mit aufmerksamem Blick verfolgt sie das TUn des Herrn Phelps vor ihnen. Sie fragt sich ehrlich, ob Ricky recht hat mit seiner Vermutung, dass sie gleich Teil eines Experiments werden. Auch wenn sie sich ein wenig fürchtet davor, ist ein anderer, urtümlicherer Teil von ihr wesentlich positiver eingestellt. Die Stunden mit ihrer Großmutter mögen zwar nicht recht in die moderne Zivilisation passen und daher einschüchternd gewirkt haben, sie haben eben auch eine Menge Eindruck hinterlassen.
« Letzte Änderung: 06.10.2016, 06:13:49 von Ayleen Chepi Anitsiskwa »

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #93 am: 06.10.2016, 11:20:00 »
Die Schüler und die übrigen Zuschauer unterhalten sich rundum leise miteinander. Aus den gemütlichen, knarrenden Sitzen steigt derselbe Geruch auf, wie ihn die gesamte Einrichtung des Kinos auszudünsten scheint. Ayleen und Ricky riechen, wie er sich mit der Feuchtigkeit der diversen Schuhe und Stiefel, der Mäntel und einiger Regenschirme vermischt. Ein Geruch wie konservierte Zeit – als ob die alten Filme Wirklichkeit seien und ihren Duft verbreiteten... Dann wird die Beleuchtung abgedunkelt, der Vorhang öffnet sich, und die schmale Gestalt von Phelps ist hinter dem Klavier als kaum merklich bewegter Schatten zu sehen, während die ersten Klänge aus dem Bauch des Instruments ertönen.

Auf der Leinwand flimmert der Titel des ersten Films, und schon bald sind die beiden Schüler wie wohl auch ihre Sitznachbarn ganz in die Handlung eingetaucht. Sie können über die Verrenkungen und die Mimik des kleinen Tramps lachen, fiebern mit, als er sich in einem Schneesturm vorankämpft, erleben seine Freundschaft mit Big Jim, seine Liebe zu dem Mädchen Georgine aus der Goldgräbersiedlung, seine Hoffnung und seine Enttäuschungen und vergessen ganz, dass sie nicht Teil der Handlung sind. Über alledem schwebt die musikalische Begleitung und scheint verwoben mit den Bildern. Alles fügt sich zu einem harmonischen Ganzen, so dass die beiden das Gefühl haben, genau so und nicht anders dürfe die Melodie sein.

Schließlich wird die Leinwand wieder dunkel, einige der Lampen an den Wänden leuchten auf und tauchen den Vorführraum in ein warmes, gelbes Halblicht. Phelps steht auf, verbeugt sich neben seinem Klavier und kündigt mit leiser Stimme an, dass es nach zehn Minuten Pause mit dem zweiten Film weitergehen wird. Dann verschwindet er durch eine kleine Tür an der Seite. Die Zuschauer beginnen sich sehr langsam in ihren Sitzen zu regen, und erst nach und nach klingt wieder das übliche Raunen der vielen leisen Unterhaltungen auf. Die meisten machen den Eindruck, als seien sie gerade aus einem Schlaf erwacht. Doch auf den Gesichtern von allen liegt ein kaum wahrnehmbares Lächeln.

Und auch unsere beiden Schüler haben noch ein wohliges Gefühl von Vertrautheit in sich. In dem kurzen Moment nach dem Verlöschen des Flimmerns auf der Leinwand haben sie beide unabhängig voneinander das Gefühl, sich gerade in die Augen gesehen zu haben wie Georgine und der kleine Tramp bei ihrem Wiedersehen auf dem Dampfer, ja, als hätten sie geträumt, diese beiden zu sein, und seien soeben aus ihrem Traum erwacht...

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #94 am: 07.10.2016, 17:22:00 »
SO in Gedanken versunken fällt es Ayleen erst mit dem Beginn des Filmes und der Musik auf, dass ihre Wahrnehmung irgendwie anders gewesen ist als normal - das Empfinden erinnert sie mehr an die Stunden mit ihrer Großmutter. Viel Zeit für Gedanken hat sie nicht, der Film und seine Musik ziehen sie vollkommen in den Bann. Während sie sich zunächst noch fragt, ob diese Musik überhaupt die Originale zu dem Film ist, überfallen sie bald Hunger, Kälte und Misstrauen. Ihre eigenen Emotionen hält sie normalerweise mit Logik im Zaum, doch ist es wie weggewischt. Erst recht, als sie die rauhen Männer in der Bar unterhält und vor der 'Zuneigung' derselben flieht. Die Rettung durch den aufrechten Fremden, die Zuneigung und die Verwirrung, bis sie ihn unverhofft wiedersieht, erfassen sie regelrecht physisch.

Am Ende, als das Licht wieder aufflammt, blickt sie aus verträumten Augen und braucht etwas, um in die Realität zurückzufinden. Als sie die Augen öfnet und Ricky erkennt, werden ihre Augen immer größer und ihre Hand fährt zu den Lippen. Schlagartig verdunkelt sich ihre Hautfarbe. Bis sie sich gefangen hat, vergehen Augenblicke. Dann schüttelt sie leicht den Kopf und die Farbe weicht zurück. "Dumme Gans!" - schilt sie sich selbst - "Da dachtest du, du wärest auf die Multiharmonik vorbereitet - oder was auch immer das für ein Efekt war - und dann das!"

Sie stolpert mehr als das sie aufsteht, greift fahrig ihre Tasche und vergisst darüber, die Reaktionen der anderen Besucher zu studieren. "DAS- nehme ich an - ist dir auch noicht entgangen, oder?" Sie haben nicht viel Zeit und sie hatte schon genug verplempert, so steuert sie auf die Tür, durch die der Kinobesitzer gegangen war, zu.
« Letzte Änderung: 07.10.2016, 17:23:08 von Ayleen Chepi Anitsiskwa »

Ricky

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #95 am: 11.10.2016, 09:56:48 »
Als er in ihre Augen schaut, sieht er ihre Einfühlsamkeit, ihre Lebensfreude, ihre Güte. Und auch ihre Liebe für ihn, den kleinen Tramp.
Und auch sein Herz ist für sie entflammt.

Grad möchte er ihre Wange berühren, zärtlich darüber streichen, als sie sich plötzlich wegdreht. Verwirrt schaut er das hübsche Mädchen an, das ihm gegenüber sitzt.
Sitzt? Und warum ist ihr blondes Haar auf einmal schwarz?
Langsam läßt der kleine Tramp die Hand sinken.
Nein, nicht der Tramp. Ricky! Sein Name ist Derrik Harrold Meadows!
Jetzt schüttelt auch er den Kopf, versucht seine Gedanken zu ordnen. Als er angesprochen wird, versteht er erst nicht. So geht es ihm oft, wenn er so vor sich hingeträumt hat. Aber so hat er auch ein wenig Übung darin, sich schnell wieder zu fassen. Das Gehörte geht also  nicht ganz an ihm vorbei.
"Das ist ...das ist ja ... unfassbar." Ricky findet irgendwie kein Wort, daß das eben erlebte beschreibt.
Auch er rappelt sich auf und folgt Ayleen.
"Ich habs ja gewußt! Der nimmt uns als Versuchskaninchen für seine Mutliharmonik-Versuche. Glaubst du, er ist von der Regierung? Oder ein Spion der Russen?"
Während sie Phelps hinterher eilen, überlegt er, ob die gehörte Musik, soweit er sich erinnern kann, mit anderen Versionen deckt. Nicht umsonst hat er ein gutes Gedächtnis für Musik.
« Letzte Änderung: 11.10.2016, 09:59:00 von Ricky »

Changeling

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #96 am: 11.10.2016, 13:21:13 »
Während die übrigen Zuschauer, Schüler wie Ortsansässige, sich in kleinen Grüppchen zusammenfinden, um entweder trotz des unangenehmen Wetters in der Pause ein wenig frische Luft zu schnappen oder aber sich in der eigenartig gelösten Atmosphäre des Vorführraums leise zu unterhalten, wenden sich Ayleen und Ricky der kleinen Tür zu, durch die Phelps verschwunden ist. An sie schließt sich ein sehr schmaler Flur mit einer steilen Stiege nach oben an, die parallel zur Seitenwand des großen Saals verläuft. Die ausgetretenen Stufen knarren unter ihren Schritten, alles riecht hier nach altem Holz und Politur, die Oberflächen glänzen matt im Schein einiger altmodischer Wandleuchten.

Als sie sich einer ebenso schmalen Tür nähern, hören sie Geräusche. Leises Klappern, Rumpeln, Schleifen... durch die angelehnte Tür fällt Lichtschein aus dem hell erleuchteten, winzig erscheinenden Räumchen dahinter, das mit einem altertümlichen Vorführapparat und hohen Regalen mit Filmrollen vollgestopft ist. Phelps' schmächtige Gestalt ist über die Seite des Geräts gebeugt, und die beiden Schüler werden Zeuge einer regelrechten Ansprache, die der alte Mann dem Apparat hält: "Du dreimal vermaledeites Miststück von einem klapprigen Blechkasten! Rostiges, nutzloses Überbleibsel einer überteuerten, missratenen Fehlkonstruktion! Lauf gefälligst, Klapperkasten, elendiger! Schrottreifes Museumsteil, veralteter Veteran..!" Bei diesen Worten versetzt der dürre Mann dem Gerät einige derbe Schläge mit einem Schraubenschlüssel, die das Gehäuse nur so scheppern lassen.

Darauf ertönen einige quietschende, knarrende Geräusche aus den Inneren des alten Apparats – und einen Moment später schnurrt er leise wie ein zufriedener Kater los... Phelps nickt mit einem leisen Brummen. "Na also, geht doch..!"

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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Kapitel I: Wen die Muse küsst
« Antwort #97 am: 20.10.2016, 07:00:05 »
Phelphs Rumoren in dem kleinen Raum und die Erinnerung daran, dass sich ein solches Eindringen eigentlich nicht gehört lässt Ayleen zögern und weitere wertvolle Sekunden verlieren. Immerhin holen ihre Gedanken ihr Handeln wieder ein und ihr wird klar, dass die Musik eigentlich nicht der Multiharmonik entsprach. "Aber was war dass dann gewesen?", fragt sich die Schülerin, Rickys Worte aus ihrem Rücken bestätigen noch einmal ihren Gedankengang, außer dass er behauptet, die Filmusik wäre modifiziert worden. "Dafür gab es doch gar keinen Anhaltspunkt! - Hey, Mädchen, es können auch andere mal was sehen und du es übersehen!", ruft sie sich selbst zur Ordnung, auch wenn die Skepsis bleibt.

So gibt sie sich selbst einen Ruck und zieht die Tür zum Nachbarraum auf, um einzutreten. Ihre Tasche noch immer umschlossen und geschlossen tritt Ayleen vor und beginnt: "Herr Phelphs, vielen Dank für die eindrucksvollle Vorführung. Bevor es weitergeht, würden ich die Zeit gerne nutzen, um Ihnen ein paar Fragen zu  stellen. Ist dies in Ordnung?" Sie setzt ein freundliches Lächeln auf, hat aber unabhängig von seiner Antwort sowieso vor, die ihr auf der Zunge brennenden Fragen zu stellen, ihn im Zweifesfall auch verbal in die Enge zu drängen (der kleine Raum übernahm schon den physischen Anteil).

Ricky

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« Antwort #98 am: 25.10.2016, 05:46:48 »
Rick teilt Ayleen seine Beobachtungen über die Musikstücke während des Films mit. Diese kleinen Änderungen sind auch ihm fast verborgen geblieben. Wenn da nicht sein ausgezeichnetes Gedächtnis für Musik wäre, ...
Natürlich läßt er Ayleen den Vortritt, als sie sich vor ihm in den Raum schiebt.
Gar nicht ihre Art, so forsch vorzugehen.
Ein kleines, kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht, daß das Mädchen zum Glück nicht sehen kann.
Er selbst stellt sich in die Tür und versucht sich dabei etwas größer und breiter zu machen, damit Phelps gar nicht erst auf die Idee kommt, an ihm vorbeizuschlüpfen.
Diesem kleinen Mann traute er inzwischen fast alles zu.
"Ja, Herr Phelps. Die Musik ist echt faszinierend.", schließt er sich dann Ayleens Worten an.

Changeling

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« Antwort #99 am: 25.10.2016, 13:59:34 »
Der kleine Mann schaut auf, als die beiden Schüler ihn ansprechen. Umständlich rückt er seine Brille zurecht, kommt um den Vorführapparat herum und musterte die zwei von oben bis unten. "Hm, hm... junge Leute, tjaja..." Indem er seine Augenbrauen erstaunlich weit nach oben zieht – fast wie Chaplin es gelegentlich auf der Leinwand tut, brummelt er: "Eigentlich hier kein Zutritt für Unbefugte, hrm..." Kurz stottert hinter ihm der Apparat, worauf er sich umdreht, mit der flachen Hand auf das Gehäuse schlägt, dass es nur so scheppert, und es mit einem grimmigen Nicken quittiert, als die Mechanik wieder rundläuft. Dann wendet er sich Ayleen und Ricky erneut zu, die Daumen in die Taschen seiner verschossenen Weste gehakt.

Die erstere mustert er nochmals von oben bis unten. "Ts, die jungen Dinger heute – die Röcke werden auch immer kürzer..! Früher sagte man mal, dass eine wahre Dame ihre Knöchel nicht sehen lässt, wussten Sie das, Miss Unbekannt..?" Dann fährt sein kritischer Blick über Ricky. "Und Sie, Mister Namenlos..? Nennen Sie das da wohl eine Frisur, he?! Haare nenne ich das, allenfalls..! Die Jugend von heute..!" Kopfschüttelnd und vor sich hin brummend steht er vor den beiden, ohne auf die Frage des Mädchens oder die Bemerkung ihres Begleiters einzugehen. Es dauert eine Weile, bis er sie wieder ansieht und das gesamte Gesicht in einer Weise verzieht, die es irgendwie zerknautscht aussehen lässt. "Junge Leute mit einem Ohr für schöne Musik, eh..? Na, werden auch immer seltener heutzutage..."

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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« Antwort #100 am: 31.10.2016, 08:04:39 »
Ayleen wir dvorübergehend abgelenkt von Herrn Phelphs Apparat und dessen Behandlung. Sie mustert das Gerät und schaut, ob es etwas Ungewöhnliches zu entdecken gibt und er immer noch seinem normalen Zweck dient. Den Sermon lässt sie bei stabilem Lächeln über sich ergehen und denkt nur bei sich: "Früher war mitnichten alles besser - Wir haben mehr Freiheiten gewonnen und die Welt ist friedlicher geworde. Und sie haben scheints auch nachgelassen. Das ginge nämich wesentlich höflicher." Außer leicht zusammengezogenen Augenbrauen lässt sie aber nichts nach außen dringen.

Stattdessen bietet sie ihm die Hand an und beginnt: "Anitsiskwa. Wir entschuldigen uns für diesen Überfall, aber das Kunstwerk war einfach zu eindrucksvoll, als still zu sitzen und der Freude keinen Ausdruck zu verleihen." Sie gibt Ricky kurz die Gelegenheit, sich selbst vorzustellen, und Herrn Phelphs die Hand zu ergreifen, bevor sie fortsetzt: "Uns ist noch eine weitere eindrucksvolle Komposition in die Hände gekommen und wir würden Sie gerne fragen, welche Erfahrungen Sie mit dieser hatten - das Unendlichkeitskonzert." Mit großer Aufmerksamkeit versucht sie sich keine noch so kleine Reaktion ihres Gegenübers entgehen zu lassen.

Ricky

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« Antwort #101 am: 03.11.2016, 23:57:06 »
"Meadows, Derrick Meadows ist mein Name. Erfreut ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Phelps."
Auch er wird dem älteren Herren die Hand schütteln, sollte dieser seine dargereichte Hand ergreifen.
"Entschuldigen sie bitte, daß wir sie so unvermittelt mit unserer Neugier behelligen."
Vielleicht wird die Entschuldigung Phelps ein wenig gütiger stimmen.

Auch sein Blick ist zunächst zu dem alten Projektor gewandert, der so mutwillig malträtiert wird.
Aber als Ayleen jetzt das Unendlichkeitskonzert erwähnt, richtet sich auch seine Aufmerksamkeit allein auf Phelps. Denn auch er ist gespannt, wie dieser reagieren wird.

Changeling

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« Antwort #102 am: 05.11.2016, 15:04:49 »
Obwohl beide Schüler den Vorführapparat intensiv mustern, fällt ihnen nichts Außergewöhnliches daran auf. Das Gerät ist, einer kleinen Plakette des Herstellers auf dem Rahmen zufolge, sehr alt und in keinem sonderlich guten Zustand. Es wirkt eher abgenutzt, und es erscheint verwunderlich, dass es bei den Vorführungen noch so gut läuft, dass man auf den Rängen unten vor der Leinwand nichts merkt. Ein beinahe... so knorrig wie sein Besitzer wirkender Apparat, der den beiden Schülern belustigt zuzuzwinkern scheint... Was eine bloße Maschine natürlich nicht kann.

Phelps hat sich unterdessen in einer Pose aufgestellt, die ein wenig an einen Vogel erinnert: Nach vorn gebückt und mit seitlich gedrehtem Kopf schaut er die Internatsschüler schräg von unten an und kneift dabei ein Auge zusammen. "So, so, ähä..!" brummt er und schielt dann auf Ayleens Hand, als würde ihn die Geste ziemlich überraschen. Nach kurzem Zögern ergreift und drückt er sie – erstaunlich kräftig und vital für einen so mageren, ältlich wirkenden Mann, wie auch Ricky kurz darauf bemerkt. Mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck, der ihn mehr als zuvor wie ein verschrumpelter Apfel wirken lässt, hört er sich die Erklärungen der beiden an.

Bis sie das Unendlichkeitskonzert erwähnen. Phelps' buschige Augenbrauen wandern in die Höhe, und seine Miene nimmt etwas äußerst aufmerksames an. "Hrm... hemm... nun ja..." räuspert er sich endlich polternd. "Es kann wohl sein, dass ich mich in der Vergangenheit für etwas in der Art interessiert habe. Aber das ist schon länger her... meiner Meinung nach hält es nicht, was es verspricht" meinte er mehrdeutig und zieht ein großes, rotweiß gewürfeltes Taschentuch hervor, mit dem er seine Nickelbrille poliert.

"Und wenn Sie meinen Rat wollen: Lassen Sie's auch bleiben! Ist nichts für junge Leute – zu abgehoben, zu trügerisch... lassen Sie sich davon nicht verführen! Wenn Sie sich damit so beschäftigt hätten wie ich, wüssten Sie, dass es zunächst geheimnisvoll zu sein scheint – gerade magisch – aber dahinter ist nichts verborgen. Ganz und gar nichts! Sie würden nur enttäuscht werden!"[1]
 1. Perception + Empathy gegen 7, um seine Reaktion genauer einzuschätzen

Ayleen Chepi Anitsiskwa

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« Antwort #103 am: 10.11.2016, 06:19:42 »
Ayleen ist ein wenig irritiert von dem Eindruck, den sie von der Maschine gewinnt, wodurch ihr Ärger über die unfreundlichen Worte des Herrn Phelps ihr abhandenkommt. Dei Anwort desselben auf ihre Frage frustriert sie, normalerweise klären sich Rätsel für sie relativ bald, dieses verwirrt mehr und mehr mit jedem Schritt, den sie gehen. Das sie allerdings nicht die ersten sind, die ihn darauf ansprechen, überrascht sie kaum. Die Sorge schon eher, auch wenn sie ihr nich passt. "Wir sind schon in der Lage, auf uns selbst zu achten!"

 Bevor er viel Zeit hat, sich seine Antworten zurechtzulegen, setzt sie fort: "Vielleicht - vielleicht nicht, kommt darauf an, wieviel man sich verspricht. Aber eigentlich hatten wir mehr darauf gehofft, sie könnten uns ein paar Hinweise zur Behandlung und Interpretation geben. Mit wem haben sie sich mit dem Stück beschäftigt? Wie ist es Ihnen ergangen? Welche ähnlichen Stücke wären denn ihrer Meinung nach etwas für junge Leute?" In ihrer üblichen Art, alles allein regeln zu wollen kommt ihr nicht der Gedanke, dass Ricky unter Umständen sich auch beteiligen wollen würde oder man den Herren zu einer Probe einladen könnte.

Ricky

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« Antwort #104 am: 11.11.2016, 02:35:14 »
Auch Ricky ist verstört, als der Projektor ihnen zuzwinkert. Kurz wischt er sich über die Augen und der Eindruck ist gleich wieder vorbei.
Irgend etwas stimmt hier nicht. Sind es noch die Nachwirkungen der Vorführung?
Der Junge senkt kurz den Kopf, schließt die Augen und atmet tief durch.
Phelps Worten lauscht er dabei intensiv.
Auch er hätte einige Fragen, aber als Ayleen dann vorprescht, hält er sich erst einmal zurück.
Schließlich würde es nicht helfen, den alten Herrn mit Fragen zu bombardieren.
Lieber erst einige Antworten abwarten; dann könnten sich auch einige der eigenen Fragen vielleicht schon geklärt haben.

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