Die Schüler und die übrigen Zuschauer unterhalten sich rundum leise miteinander. Aus den gemütlichen, knarrenden Sitzen steigt derselbe Geruch auf, wie ihn die gesamte Einrichtung des Kinos auszudünsten scheint. Ayleen und Ricky riechen, wie er sich mit der Feuchtigkeit der diversen Schuhe und Stiefel, der Mäntel und einiger Regenschirme vermischt. Ein Geruch wie konservierte Zeit – als ob die alten Filme Wirklichkeit seien und ihren Duft verbreiteten... Dann wird die Beleuchtung abgedunkelt, der Vorhang öffnet sich, und die schmale Gestalt von Phelps ist hinter dem Klavier als kaum merklich bewegter Schatten zu sehen, während die ersten Klänge aus dem Bauch des Instruments ertönen.
Auf der Leinwand flimmert der Titel des ersten Films, und schon bald sind die beiden Schüler wie wohl auch ihre Sitznachbarn ganz in die Handlung eingetaucht. Sie können über die Verrenkungen und die Mimik des kleinen Tramps lachen, fiebern mit, als er sich in einem Schneesturm vorankämpft, erleben seine Freundschaft mit Big Jim, seine Liebe zu dem Mädchen Georgine aus der Goldgräbersiedlung, seine Hoffnung und seine Enttäuschungen und vergessen ganz, dass sie nicht Teil der Handlung sind. Über alledem schwebt die musikalische Begleitung und scheint verwoben mit den Bildern. Alles fügt sich zu einem harmonischen Ganzen, so dass die beiden das Gefühl haben, genau so und nicht anders dürfe die Melodie sein.
Schließlich wird die Leinwand wieder dunkel, einige der Lampen an den Wänden leuchten auf und tauchen den Vorführraum in ein warmes, gelbes Halblicht. Phelps steht auf, verbeugt sich neben seinem Klavier und kündigt mit leiser Stimme an, dass es nach zehn Minuten Pause mit dem zweiten Film weitergehen wird. Dann verschwindet er durch eine kleine Tür an der Seite. Die Zuschauer beginnen sich sehr langsam in ihren Sitzen zu regen, und erst nach und nach klingt wieder das übliche Raunen der vielen leisen Unterhaltungen auf. Die meisten machen den Eindruck, als seien sie gerade aus einem Schlaf erwacht. Doch auf den Gesichtern von allen liegt ein kaum wahrnehmbares Lächeln.
Und auch unsere beiden Schüler haben noch ein wohliges Gefühl von Vertrautheit in sich. In dem kurzen Moment nach dem Verlöschen des Flimmerns auf der Leinwand haben sie beide unabhängig voneinander das Gefühl, sich gerade in die Augen gesehen zu haben wie Georgine und der kleine Tramp bei ihrem Wiedersehen auf dem Dampfer, ja, als hätten sie geträumt, diese beiden zu sein, und seien soeben aus ihrem Traum erwacht...