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Autor Thema: Die Feuer der Schöpfung I  (Gelesen 21833 mal)

Beschreibung: Erstes Kapitel – Das sterbende Dorf

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Iron God

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Die Feuer der Schöpfung I
« am: 16.07.2016, 19:07:50 »



9. Rova 4713 AR, Ratssaal in Fackel:


"Mitbürger, Verwandte und Freunde. Wir haben diese Versammlung heute einberufen, um mit euch unsere Erkenntnisse der letzten Ereignisse zu teilen."

Die alte Zwergin mit schütterem grauen Haar steht auf einem steinernen Podest hinter einem aus eisernem Schutt geschmiedeten Rednerpult und spricht mit kraftvoller Stimme zu dem fast gänzlich gefüllten Ratssaal. "Die vor zwei Tagen entsandte nunmehr fünfte Expedition unter der erneuten Führung von Ratsherr Khonnir Baine ist leider nicht zurückgekehrt. Wir erwarteten ihre Rückkehr vor mehreren Stunden..."

Ein Raunen durchdringt die Menge. Erschrockene Blicke werden getauscht und ein ängstliches Flüstern der Masse beginnt. Reya und Kieyanna sehen sich erschrocken an und blicken zeitgleich zu Val, deren weit aufgerissene Augen sich mit Tränen füllen. Dolga Freddert hebt beschwichtigend die Hände und schlägt schließlich mit einem fein gearbeiteten Kriegshammer gegen ihr massives Pult, ehe sie fortfährt.

"Wir wissen nicht was mit ihnen geschehen ist, doch die Chance besteht, dass ihre Möglichkeit die tiefen Gewässer des Tränentümpels zu überwinden, verstrichen ist, bevor sie eine Möglichkeit hatten, zurückzukehren. Ich weiß dies klingt wenig beruhigend, doch um herauszufinden, was mit unserem anerkannten Freund und Helfer geschehen ist, ersuche ich alle Freiwilligen für eine Rettungsmission..."

Ein Mann erhebt sich aus der Masse und brüllt nach vorne. "Um noch mehr von uns an diese Höhlen zu opfern? Wollt ihr, dass die halbe Stadt verschwindet?" Mehr Leute erheben sich und stimmen ihrem Vorredner zu. Jon drückt einen der Aufschreienden entschlossen auf seinen Stuhl zurück. Erschrocken blickt dieser ihn an, bleibt jedoch ruhig. Jakob sieht unterdessen zu seinen Eltern. Angst und Schrecken zieren ihre Gesichter und scheinen ihre Befürchtung zu bestätigen, die sie mit ihm und seinem Bruder geteilt haben, als sie vor wenigen Stunden hier angekommen sind.

"Bitte bewahrt Ruhe! Es liegt uns nichts ferner als das Wohl unserer Stadt und ihrer Einwohner, doch solange unsere Lebensgrundlage erloschen ist, ist unsere Zukunft ungewiss. Jeder der gewillt ist herauszufinden, was mit Khonnir Baine und der violetten Flamme geschehen ist, möge sich bei uns im Ratshaus melden."

"Die Technikliga steckt sicher hinter all dem. Einer ihrer Leute hat die Fackel gelöscht, damit wir alle pleitegehen und sie dann hier alles übernehmen können, ohne eine rote Kupfermünze zu bezahlen. Nun haben sie auch noch Khonnir verschleppt, weil er ihnen auf die Schliche kam!" ruft ein jüngerer Landwirt in den Raum und bringt die Menge erneut zum brodeln.

"WIR SCHREIBEN eine hochkarätige Belohnung aus für die, die unserer Stadt die Rettung bringen!" setzt die Zwergin über die harschen Worte aus der Menge hinweg, bevor noch mehr ihrem Unmut freien Lauf lassen. Ohne ein weiteres Wort verlässt sie sichtlich erschüttert ihr Rednerpult und zieht sich mit den anderen beiden Ratsherrn in die hinteren Räume zurück. Es dauert eine Weile bis die Wachhabenden der Stadt den verängstigten und wütenden Saal wieder unter Kontrolle hat, alle Anwesenden sich einigermaßen beruhigt haben und zum Gehen aufgefordert werden.
« Letzte Änderung: 09.08.2016, 18:44:15 von Iron God »
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Iron God

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Die Feuer der Schöpfung I
« Antwort #1 am: 09.08.2016, 18:36:15 »
Eine kleine Gruppe Neuankömmlinge löst sich aus der nach draußen drängenden Masse, angeführt von einem rundlicheren Herren mit Schweinsnase, der sie zielstrebig auf ein älteres Ehepaar zuführt. "Caran, darf ich dir Gendus Vardrud vorstellen. Er ist vor Kurzem mit einer Gruppe von Archäologen hier eingetroffen und scheint sehr interessiert an den Höhlen unter unserer schönen Heimat zu sein." Er rückt sich die schmale Brille zurecht und klopft sich überschwenglich räuspernd auf seinen runden Bauch. "Sie stammen aus Ustalav und haben die weite Reise auf sich genommen, um die mysteriösen Funde dieser Lande zu erforschen. Der Zufall will es, dass sie zu dieser schweren Stunde in unser kleines Nest kamen und uns nun bei der Suche nach Khonnir Baine unterstützen könnten. Vielleicht wärt ihr ..."

"Ihr wisst genau was ich davon halte!" unterbricht der wohlhabend gekleidete Elf schneidend und wendet sich sogleich an den älteren Mann, der mit ausgestreckter Hand eine Begrüßung erwartet. "Herr Vardrud, ich empfehle ihnen und ihren Leuten die Ruinen und Funde dieses Landes zu meiden. Wie sie gerade vielleicht mitbekommen haben, werden nun schon über ein Dutzend Männer und Frauen vermisst, die in diese Höhlen oder was das auch immer dort unten ist hinabgestiegen sind, und selbst der Ratsherr, der sich am besten mit dieser 'Technologie' auskannte, konnte das Rätsel um die violette Flamme nicht lüften. Letztendlich fiel auch er ihr nun zum Opfer. Die Tage dieser Stadt sind gezählt, tun sie sich selbst einen Gefallen und suchen sie woanders nach unentdeckten Schätzen oder sprechen sie mit der Ratsvorsitzenden. Guten Tag."
Mit diesen Worten winkt Caran Liader, ein elfischer Händler des Ortes, ab und greift nach der Hand seiner Frau. Janice steht derweil hinter ihrem Expeditionsleiter, der erstaunt hinüber zu dem sprachlosen dicklichen Mann sieht. Die junge Frau kann sich die abweisende Haltung des Elfen nicht erklären, doch ist ihr der versteinerte Blick aufgefallen, den er der jungen Halb-Elfe einige Stuhlreihen entfernt zugeworfen hat.

Kieyanna sieht bedrückt hinüber zu ihren Eltern, die mittlerweile von ihren Stühlen aufgestanden sind. Ihr Vater hat gerade noch mit einem ihrer früheren Nachbarn und einer Gruppe Männern und Frauen, die sie nicht kennt, gesprochen, während ihre Mutter traurig zu ihr hinüber sieht. Schon über eine Woche ist es her, dass sie mit ihr ein paar Worte gewechselt hat und noch viel länger, dass sie ihre Mutter hatte herzhaft lachen sehen. Heute erkennt sie nur noch ein gequältes Lächeln und eine grüßende Hand. Als ihr Vater ihren Kontakt bemerkt, beendet er sein Gespräch abrupt und bedeutet seiner Frau zu gehen. Die Halb-Elfe kennt dieses Verhalten, mittlerweile kommt sie kaum noch in den kleinen Laden an der Ecke der großen Schmieden. Sie sieht ihren Eltern nach und ihre Gedanken verweilen für einen Moment in den Erinnerungen an ihre Kindheit.

Reya bleibt hinter den Stuhlreihen stehen und blickt zurück zu Kieyanna. Sie beschließt für einen Moment zu warten und beobachtet nahe des Ausgangs mit verschränkten Armen und einem Stiefel an der Wand lehnend die Gesichter, die an ihr vorbeiziehen. Den Großteil kennt sie selbst nach mehreren Wochen noch nicht, doch bemerkt sie ernüchternd die Sorgenfalten, welche sie in den letzten Stunden auch bei sich selbst entdeckt hat. Khonnirs Verschwinden stimmt sie besorgt und nachdenklich. Instinktiv greift sie neben sich nach der Schulter der kleinen Val, die sie nach draußen begleiten wollte, doch fühlt sie nach einem kurzen Moment unter ihren Fingern nur das nackte Holz der Wand. Stutzig blickt die junge Frau um sich und entdeckt gerade noch, wie sich das Mädchen mit gesenktem Kopf durch eine Lücke der Masse am Eingang drückt.

Ambiente

Die eisernen Scharniere ächzen, als die großen Tore des hölzernen Portals des Ratshauses aufgestoßen werden. Ein lauwarmer Wind trägt den Regen in den steinernen Eingangsbereich, auf dem nach und nach immer mehr Stiefelpaare ihre Spuren hinterlassen, während die Einwohner der Stadt Fackel besorgt, wütend und traurig die Bekanntmachung am Abend des 9. Rova verlassen. Es ist dunkel geworden. Die matschigen Wege durch den seit Tagen anhaltenden Regen glitzern in den Lichtern der entzündeten Laternen der Einwohner, die wie eine Schar aus Glühwürmchen von der hell erleuchteten Halle ausschwärmen. Seltsame eiserne Stab-Konstruktionen in grotesken Formen verlaufen nahe der Dachrinnen und verschwinden in knie-hohem Gras an den Füßen der steinernen Häuser. Kisten und Fässer voll mit Schutt und Müll türmen sich in den Gassen der Häuser und ein fauliger Geruch wird hin und wieder über den Platz getragen.

Jon und Jakob treten hinter ihrem Vater, der gerade sanft, aber bestimmend, eine der tratschenden Trauben am Eingang teilt, in die Nacht hinaus. "Habt ihr das von dem alten Dornoll mitbekommen? Er sagt die mechanischen Kreaturen, die Ratsherr Baine unter dem Hügel gefunden hat, sind nicht die einzigen. Andere kriechen rumd ums Dorf aus dem Boden und greifen Leute an! Bald kann man sich Abends nicht mehr vor die Tür trauen." Beide hören beiläufig die Worte des ängstlichen Mannes in der moosgrünen Kutte, als sie ihre Mutter stützend hinter ihrem Vater nach draußen geleiten.

"Geht es, Lalra? Warte, ich helfe dir." Behutsam legt Jordan seinen bulligen Arm um seine Frau und übernimmt die Stütze, die seine Söhne ihrer Mutter gewährt haben.





"Nun behandelt mich mal nicht wie eine Schwerkranke, ich konnte schon immer spüren, wenn sich das Wetter ändert. Es sind nur die Kopfschmerzen. Luhias Verschwinden, das alles..." antwortet sie schwach. "Sie wieder zu finden ist wichtiger als alles andere. Bestimmt ist sie mit diesem Baine gegangen. Sie verschwand zur gleichen Zeit ..." schluchzt sie und vergräbt ihr Gesicht in der Brust ihres Mannes. Jon und Jakob entgeht der schmerzende Blick in den Augen ihres Vaters nicht, als er ihre Mutter tröstend umarmt.
« Letzte Änderung: 16.08.2016, 12:58:23 von Iron God »
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Reya

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Die Feuer der Schöpfung I
« Antwort #2 am: 09.08.2016, 20:09:46 »
Ihr erster Impuls war laut "Hier!" zu rufen, als die Ratsherrin erwähnte, das nach Freiwilligen für eine Rettungsmission gesucht würde. Doch die brodelnde Stimmung im Saal ließ Reya zunächst zögern.

Das scheint mir hier nicht der richtige Ort und die richtige Zeit zu sein, denkt sie sich. Vielleicht später oder morgen früh.

Eins war jedoch klar, sie würde sich freiwillig melden. Daran gab es für sie nicht den Hauch eines Zweifels. Natürlich war die Sache gefährlich und sie hatte auch nicht das umfangreiche Wissen, welches Khonnir Baine besaß, aber dennoch oder auch gerade deswegen, mussten sie ihn finden. Der Magier hatte sie so herzlich aufgenommen und ihr in den vergangenen Wochen so viel geholfen. Jetzt oblag es ihr, diesen Gefallen zurückzuzahlen, und ihn zu suchen und zu retten. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass er vielleicht gestorben sein könnte. Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein!

Im Moment galten ihre Gedanken aber vor allem Val. Die "kleine Schwester", wie sie sie manchmal nannte, auch wenn sie natürlich nicht im Entferntesten miteinander verwandt waren, war ihr mit ihrer quirligen Art schnell ans Herz gewachsen. Für sie musste gerade eine Welt zusammenbrechen. Und dann war da ja auch noch die "Gießerei". Reya nahm sich fest vor, erstmal auf das Mädchen aufzupassen, auch und vor allem, damit sie in ihrer aufbrausenden Art keinen Unsinn anstellte. Zwar war Vernunft auch nicht gerade ihre größte Stärke, aber sie hatte doch schon einige Jahre mehr auf Golarion verbracht und einen gewissen Erfahrungsschatz angesammelt. Und Reya war sehr wortgewandt, wodurch es ihr in ihrer Zeit hier in Fackel bereits das eine oder andere Mal gelungen war, Val zu beruhigen, wenn sie wieder einmal eine ihrer Phasen durchmachte.

Natürlich entgingen der aufmerksamen Halbelfin auch nicht die Blicke zwischen Kieyanna und ihren Eltern. Da lag offensichtlich auch einiges im Argen. Ihr war bewusst, dass das Verhältnis der Hexe zu ihren Eltern ein wenig kühl war, aber so hatte sie es bisher noch nicht erlebt. Die beiden Halbelfinnen hatten sich über Khonnir Baine und über ihr gemeinsames Interesse an der Magie und den technologischen Wundern Numerias kennengelernt. Wobei Kieyanna sie mit ihrem scharfen Verstand mehr als nur einmal beeindrucken konnte. Sie hatte schon viel länger mit dem Magier zusammengearbeitet und ihr Wissen über Technologie war beachtlich. Wenn es jemanden in Fackel gab, der Khonnir Baine dahingehend das Wasser reichen konnte, dann war das Kieyanna. Wahrscheinlich war das auch der Grund für die ablehnende Haltung ihres Vaters. Er wirkte eher skeptisch und wenig begeistert von diesen Dingen. Warum er dann mit seiner Familie gerade hier in Fackel lebte, war eine andere Frage. Dass Kieyanna sich ebenfalls für die Rettungsmission melden würde, hält Reya für sehr wahrscheinlich, schließlich lag ihr mindestens ebensoviel an dem Magier. Aber wie würde ihr Vater darauf reagieren? Sie will im Moment nicht darüber nachdenken.

In dem Moment, wo Reya sich wieder Val widmen will, bemerkt sie gerade noch, wie das junge Kellidin sich durch die Menge nach draußen windet. "Val! Warte!" ruft sie ihr nach, doch so schnell wie das quirlige Mädchen konnte sie sich dann doch nicht nach draußen begeben.

"Phoebe, ich könnte jetzt wirklich mal Deine Hilfe gebrauchen," sagt sie etwas leiser, als die Tätowierung auf ihrem rechten Schulterblatt sich auch schon ablöst und in einen kleinen Vogel verwandelt.

"Ja, wenn Du mal wieder meine Hilfe brauchst, bin ich Dir gut genug, hmm?" zwitschert Phoebe in ihrer gewohnt hochnäsigen Art. "Na, ich will mal nicht so sein..."

"Zu gütig, Eure Hoheit!"

Eine kurze Erklärung folgt und schon flattert der kleine Vogel davon, für Phoebe ist die Menschenmenge kein ernsthaftes Hindernis, um in gebührendem Abstand ein Auge auf Val zu werfen und ihr erstmal zu folgen, um dann später (oder früher, je nach Dringlichkeit der Lage) zu Reya zurückzukehren, und ihr zu berichten.

In der Zwischenzeit bahnt Reya sich dann auch ihren Weg nach draußen. Ein wenig frische Luft würde ihr jetzt sicherlich gut tun.

Kieyanna

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Die Feuer der Schöpfung I
« Antwort #3 am: 09.08.2016, 20:34:27 »
Kieyanna blickt ihren Eltern etwas hinterher. Sie lässt sich nichts anmerken, doch die ganze Situation macht die Halbelfe traurig. Trotz alle dem wird sie sich nicht von ihrem Traum abbringen lassen, eine große Gelehrte zu werden und die Technologie so gut es geht zu erforschen. Der Zwist mit ihrem Vater schmerzt Kieyanna, aber vielleicht war er unvermeidlich, auch wenn gar manches Mal vor allem Nachts ein Gefühl der inneren Zerrissenheit, ob den jüngsten Geschehnissen auftrat. Nur ihr Ritual mit dem Zauberstab und die mystische Verbindung zu einem höheren Wesen gab ihr irgendwie die Kraft nicht vollends zu verzweifeln in dieser schwierigen Lage.

Kieyanna war in Gedanken versunken und so bemerkte sie nicht das, was Reya reaktionsschnell zu bemerken schien. Die kleine Hexe folgte einfach Reya so gut es ging. Ihre Sinnesschärfe war sicherlich besser als die Kieyannas. Jedenfalls sagt sie auf dem Weg zu ihr auf Varisianisch mit keiner allzu auffällig lauten Stimme: "Du weißt ja, wie sehr ich Khonnir mag! Ihm verdank ich viel. Er hat mich als jugendliche Halbelfe mit all ihren Träumen immer ernst genommen. Ich hoffe auch Val macht nichts Doofes und wir finden und retten meinen Lieblingsgelehrten."

Als Händlerin hatte Kieyanna die Sprache des wandernden varisianischen Volkes aufgeschnappt und sprach diese Sprache überraschend gut. Eines Tages würde die kleine Hexe bestimmt auch exotischere Sprachen beherrschen. Das war zumindest ein weiteres großes Ziel von ihr.

Jakob Faust

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Die Feuer der Schöpfung I
« Antwort #4 am: 09.08.2016, 21:09:38 »
Jakob streicht sich mit der Hand durch das lichter werdende Haar.

Kaum war er wieder eine Woche in der Stadt, schon kam es ihm vor als wäre er nie fort gewesen. Als hätte alles was er erlebt hatte nie stattgefunden.

Hier war er wieder der Sohn seiner Eltern, einer der Fausts. Die Leute nickten ihm zu, einige tuschelten auch hinter seinem Rücken. Nicht das es ihn kümmern würde.

Hatte man bemerkt, dass er fast 6 Jahre lang weg war? Wenn dem so war, dann ließ es sich niemand anmerken.

Die blasse Stirn in Falten legend wendet sich Jakob von seinen Eltern ab und blickt hinauf in den Sternenhimmel.

"Dieser Baine... was hatte Luhia mit ihm zu schaffen?
Von dem was ich über ihn gehört habe, scheint er ein netter Kerl gewesen zu sein. Hart arbeitend, durchschnittliches Aussehen, vermögend, aber nicht verschwenderisch.
Klingt nicht nach Luhias Typ von Mann.

Sicher, dass sie mit ihm gegangen ist, Mutter? Könnte sie nicht einfach abgehauen sein?"

Jon Faust

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« Antwort #5 am: 09.08.2016, 21:21:44 »
Jon wirft seinem Bruder einen Blick zu, bei dem er seine Stirn in Falten legt.

"Die Flamme erlischt und in den Tiefen lauert Gefahr? Sie ist ganz sicher dort unten, großer Bruder, sie ist eine Faust!"

Bei den letzten Worten lächelt Jon. Er vermisst seine Schwester, aber er wusste schon immer, dass auch ihr das Leben ihrer Eltern irgendwann zu klein werden und sie ihr eigenes Abenteuer finden würde. Doch auch Jon geht es nahe, dass sich seine Mutter Sorgen macht und so schlägt er seinem Bruder aufmunternd auf den Rücken und versucht, die Stimmung herum zu reißen.

"Mach dir keine Sorgen, Mutter. Jakob und ich werden diesen Baine schon finden und unserer kleinen Schwester helfen, Fackel zu retten. Nicht wahr, großer Bruder!"

Jakob Faust

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Die Feuer der Schöpfung I
« Antwort #6 am: 09.08.2016, 21:40:44 »
Jakob hustet laut, nachdem Jon Pranke von Hand ihm die Luft aus dem Brustkorb gedrückt hatte.

Es hatte sich wirklich gar nichts geändert. Er hasste es immer noch wie ähnlich Jon ihrem Vater war.

"Ich bin hier um Luhia zurück zu bringen oder zumindest herauszufinden wo sie ist. Baine interessiert mich nicht. Es tut mir Leid um Fackel, aber dies ist nicht mehr meine Stadt - oder mein Leben.

Ich habe Verpflichtungen in Schrottwall, wenn wir Luhia gefunden haben gehe ich zurück."


So, jetzt war es heraus. Mochte seine Familie denken was sie wollte, Jakob würde seine Freiheit nicht opfern und seinen Dienst in der Uhrwerkkapelle nicht gegen die alten familiären Pflichten eintauschen.
Es war ihm nicht wohl dabei, er wusste, dass seine Leute keine schlechten Menschen waren.

Doch er hatte seinen eigenen Weg zu gehen. Und er passte nicht nach Fackel.
« Letzte Änderung: 09.08.2016, 21:42:52 von Jakob Faust »

Jon Faust

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« Antwort #7 am: 09.08.2016, 21:47:12 »
Jon lacht laut auf und legt einen Arm um seinen Vater.

"Siehst du, Vater, auch Jakob kann es kaum erwarten, in die Höhlen zu gehen. Wir waren zu lange weg, aber jetzt wo wir wieder da sind, wird alles gut!"

Seine Mutter in seinen anderen Arm nehmend, strahlt Jon Jakob mit einem Grinsen über beide Ohren an.

Es war gut gewesen, aus Fackel heraus zu kommen, aber es war auch gut, wieder hier zu sein. Er hatte seine Familie vermisst, auch Jakob.

"Gleich morgen brechen wir auf, mal sehen, wer sich noch so alles meldet."

Auf dem Weg zur Treppe, dreht sich Jon noch einmal um. Das Haus der Fausts war nicht besonders groß und es gab nur ein Zimmer für die Jungen mit einem Doppelbett. Da niemand unten schlafen wollte, sind sie früher immer gerannt und der erste, der oben war, bekam das obere Bett. Jon liebte dieses Spiel, auch weil er meist schneller war als Jakob. Aufmunternd blickt er zu seinem Bruder.
« Letzte Änderung: 09.08.2016, 21:48:12 von Jon Faust »

Iron God

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« Antwort #8 am: 09.08.2016, 22:29:58 »
Flink flattert der kleine Vogel von Reyas Schulter über die Köpfe der Menge hinweg und schlüpft so nur kurze Zeit später durch den Ausgang des Ratshauses in die Dunkelheit der eingebrochenen Nacht. Kieyanna schafft es zu Reya aufzuschließen, als diese sich gerade an einem ausladenden Kleid einer vornehm gekleideten Dame vorbeischiebt. "... Und was es mit den seltsamen Kopfschmerzen auf sich hat, unter denen die Leute in letzter Zeit leiden? Ich wette, jemand spielt im Krähenfederpalast herum. Ich trinke ja nur Regenwasser und ich habe keine... OH, also wirklich, junges Fräulein, OH, nicht schon wieder, meine Damen, passen sie doch bitte auf!" ruft die Dame Reya und Kieyanna empört hinterher, als diese auch schon hinter den nächsten Leuten verschwunden sind.

Wie durch einen Irrgarten winden sich die beiden Frauen und Kieyanna hat Mühe mit Reya Schritt zu halten, doch einen Augenblick später spürt sie die kühle Nachtluft und den leichten Regen auf ihrer Haut. Allmählich verteilen sich die Einwohner vor ihnen, doch kann sie weiterhin keine paar Meter weit blicken.

Reyas Augen suchen im fahlen Licht der Laternen den Nachthimmel nach ihrer kleinen Gefährtin ab, und tatsächlich erkennt sie die Nachtigall, die in am Ende des Platzes aufgeregt zwitschert und sofort weiter in die Dunkelheit fliegt.

****

Lalra schält sich aus der bärigen Umarmung ihres Mannes und streicht mit beiden Händen immer noch schluchzend über die Köpfe ihrer Söhne. "Ich bin so froh, dass ihr hier seid und eurer Schwester zur Hilfe eilt. Jakob mein Junge, ich weiß wie schwierig es für dich sein muss." Ihr Vater blickt betreten zu Boden und ballt bei der Aussage seines Ältesten die Fäuste. "Luhia hat ihre Entscheidungen immer mehrmals überdacht und wir haben sie immer bestärkt über alles mit uns zu reden. Doch glaubte ich nicht sie würde ohne ein Wort einfach des Nachts verschwinden. Nein das hätte sie nicht getan."

Als sie den Platz überquert haben und zwei Straßen weiter das Familienheim erreicht haben, spürt Jon in einem Moment der Unaufmerksamkeit plötzlich einen Schlag in der Seite.

"Aua..." Als er neben sich hinunterblickt erkennt er ein junges Mädchen mit zerzaustem blonden Haar, das mit einem Haarreif zurückgehalten wird. Sie trägt ein einfaches rotbraunes mit Kordeln versetztes Kleid, das erstaunlich viele aufgenähte Taschen besitzt. Ihr Gesicht ist verheult und ihre offensichtliche Gesichtsbemalung verschmiert, als sie zu Jon und Jakob empor sieht. "Es...es tut mir Leid."

Jakob bemerkt nicht nur das Mädchen, welches wohl ungewollt in seinen Bruder gerannt ist, sondern auch das Gezwitscher über ihren Köpfen, welches nicht mehr aufhören will.
« Letzte Änderung: 09.08.2016, 22:30:11 von Iron God »
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Reya

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« Antwort #9 am: 09.08.2016, 23:29:12 »
"Entschuldigung! Tut mir leid." Reya drängelt sich so gut sie kann nach draußen.

Mit einem sanften Lächeln nickt sie in Kieyannas Richtung, als sie bemerkt, dass die junge Hexe ebenfalls nach draußen gekommen ist.

"Wir finden ihn schon. Los komm mit! Jetzt müssen wir erstmal Val suchen. Sie muss irgendwo dort drüben sein!" sagt sie, während sie in die Richtung deutet, wo das Vogelgezwitscher zu hören ist. Ohne dabei groß anzuhalten macht sich die Halbelfin auch schon auf den Weg.

Reya

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« Antwort #10 am: 10.08.2016, 14:34:38 »
Kieyanna nickt nur stumm, sie ist noch immer in Gedanken und trottet im Moment einfach hinterher, daher übernimmt Reya auch weiterhin die Führung und schließt zu Phoebe auf, die Val offenkundig ausfindig machen konnte.

Über ihre empathische Verbinung zu ihrer Vertrauten schickt die Halbelfin Gefühle der Dankbarkeit für die Hilfe, ohne den kleinen Vogel wäre es garnicht so einfach gewesen, Val hier draußen zu finden. Phoebe zwitschert zufrieden. Aufmerksamkeit war etwas, das ihr immer gut gefiel. Wahrscheinlich war sie in einem ihrer früheren Leben eine Katze. Das würde jedenfalls gut zu ihr passen.

Bei der kleinen Gruppe angekommen, verlangsamt Reya ihre Schritte. Dort stand sie, umringt von Leuten vor irgendeinem Haus. Val hatte den Kopf in den Nacken gelegt, um mit tränenden Augen zu dem hühnenhaften Mann aufblicken zu können, der sie um mehrere Köpfe überragt.

In dem Moment kommt auch die kleine Nachtigall angeflogen, die für das Gezwitscher oben auf den Dächern verantwortlich war, und landet geschickt auf der Schulter der rothaarigen Halbelfin. "Na, was würdest Du nur ohne mich tun," sagt sie und verschwindet daraufhin, so als wäre sie nie dagewesen, während sich auf Reyas rechtem Schulterblatt wieder eine Tätowierung bildet, die einen kleinen Vogel zeigt, der doch starke Ähnlichkeit mit Phoebe aufweist. Auch entlang ihres linken Arms sind zahlreiche Tätowierungen zu sehen, die größtenteils arkane Symbole darstellen[1].

Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen wendet sich Reya nun der kleinen Gruppe zu.

"Entschuldigt die Störung, ich wollte nur sehen, dass mit Val alles in Ordnung ist..."

Und sicherstellen, dass die Kleine jetzt keine Dummheiten anstellt... führt sie den Satz in Gedanken zuende.

"Es ist im Moment nicht ganz einfach für sie."
 1. Wer sich mit arkanen Runen auskennt, wird sie der Schule der Hervorrufung zuordnen können.

Jon Faust

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« Antwort #11 am: 10.08.2016, 19:19:53 »
"Alles gut, ist ja nichts passiert."

Mit einem breiten Lächeln, geht Jon in die Knie, um der Kleinen in die Augen zu sehen und wuschelt ihr durch die Haare. Er hat das Mädchen noch nie zuvor gesehen, aber sie hat offensichtlich geweint und Jon versucht, sie ein wenig aufzumuntern.

"Ist denn bei Dir alles gut?"

Erst jetzt bemerkt Jon, dass die Kleine nicht alleine unterwegs ist. Den beiden Halb-Elfinnen lächelt er freundlich zu. Eine ist Kieyanna, Carans Tochter, die andere hat Jon in Fackel noch nie gesehen. Er ist wohl lange weg gewesen. Fackel ist kein Dorf, aber Jon ist schon immer gesellig gewesen und kannte damals die meisten Bewohner der Stadt zumindest vom Sehen her.

Er schaut dem Mädchen wieder ins Gesicht.

"Du bist also Val." Und auf den Nachsatz der Halb-Elfe reagierend, fügt er hinzu. "Freut mich dich kennenzulernen, Val. Ich bin Jon und das, über seine Schulter auf Jakob deutend, "ist Jakob. Haben gehört, was hier in Fackel gerade los ist. Unsere Schwester ist ebenfalls dort unten. Eigentlich kann sie ganz gut auf sich aufpassen, aber Jakob und ich haben trotzdem beschlossen, ebenfalls in die Höhlen zu gehen und mal nach ihr zu schauen. Wenn du willst, können wir auch gerne jemand anderen suchen. Jakob und ich haben schon so manches Abenteuer erlebt. Du musst dir keine Sorgen machen. Wir finden alle Vermissten, bringen die Fackel wieder zum Leuchten und kommen dann wieder zu euch zurück." Dabei legt er ihr seine große Hand auf die Schulter und drückt aufmunternd zu. "Dann musst du mir auch unbedingt zeigen, für welchen Stamm deine Gesichtsbemalung steht. Ich habe früher oft davon geträumt, zu den wilden, mutigen Stämmen Numerias zu gehören, so wie du."

Dann richtet er sich wieder auf und lächelt den beiden Halb-Elfinnen zu.

"Jon Faust, freut mich, dich wiederzusehen, Kieyanna und es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen. Das ist meine Mutter, Lalra Faust, mein Vater Jordan Faust und mein Bruder Jakob Faust. Ich habe euch hier ehrlich gesagt noch nie gesehen, auch wenn ich eine Zeit lang weg war. Seid ihr neu in Fackel?"

Kieyanna

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« Antwort #12 am: 10.08.2016, 19:48:28 »
Kieyanna entschuldigt sich auch bei der Dame, die angerempelt worden ist.

In letzter Zeit ist sie tatsächlich ungewöhnlich schweigsam geworden seit der jüngsten Ereignisse in Fackel. Sie nickt Reya einfach nur kurz zu. Dann fällt ihr tatsächlich das Vogelgezwitscher auf. Wieso hatte sie das nicht schon gleich bemerkt?

Auch wenn es Kie nicht ganz so nach außen gezeigt hatte, wollte sie auch ursprünglich noch etwas ergänzen in Richtung Reya und auch Val etwas kurz sagen, aber da ergreift schon Jon Faust das Wort. Sie lässt ihn einfach ausreden. Ein Wunder war es schon, dass Val nicht trotzig einfach weiter gestürmt ist in ihrer schwierigen Situation, sondern Jon Faust so lange zugehört hat.

Kieyanna lächelt Jon etwas an und sagt zu ihm: "Hallo Jon! Schön auch dich wiederzusehen. Du musst mir unbedingt einmal erzählen, wie es dir auf deinen Reisen erging. Ich war ja noch etwas kleiner, als wir uns das letzte Mal sahen. Ach damals..." Und man sieht die Halbelfe etwas in Gedanken abschweifen. Ein sicherlich passender Moment für Reya, um sich selbst vorzustellen. 

Damals noch als Jon Kieyanna etwas kennenlernte, konnte sie in jüngeren Jahren schon manchmal reden wie ein Wasserfall. So vergleichsweise kurze Sätze war man von ihr so gar nicht gewohnt.

Reya

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« Antwort #13 am: 10.08.2016, 22:21:27 »
Reyas Laune, auch wenn sie nicht so schlecht war, wie bei manch anderem an dem Abend, und eher von Besorgnis geprägt, hellt sich merklich auf, als sie Jons Worte vernimmt. Vor allem den Teil, dass sein Bruder und er sich auch auf die Suche machen wollen. Jetzt sind sie schon mindestens zu viert, was gerade bei den zu erwartenden Gefahren, wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, deutlich sicherer sein würde.

"Hörst Du das Val, wir finden ihn schon."

Freundlich nickt sie dann den versammelten Fausts zu. Mit ihren knappen Eins-Siebzig geht sie Jon vielleicht bis zur Schulter und muss den Kopf daher auch ein wenig nach hinten beugen, um ihn ansehen zu können.

"Es freut mich auch, eure Bekanntschaft zu machen. Ich bin Reya. Tatsächlich bin ich noch nicht so lange hier, einige Wochen werden das jetzt sein. Ich komme aus Varisia. Meine Forschungen haben mich hierher geführt. Khonnir hat mir in der Zeit viel beigebracht und ich habe ab und an in der Gießerei ausgeholfen. Ich werde mich auf jeden Fall auch auf die Suche machen. Das bin ich ihm schuldig."

Janice

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Die Feuer der Schöpfung I
« Antwort #14 am: 10.08.2016, 23:03:01 »
Das letzte mal das Janice so eine angespannte Stimmung spürte, war als die Bestie von Lippstadt ihre Heimatstadt unsicher machte. Obwohl sie erst ein paar Tage in der Stadt war und die neue Umgebung sie ziemlich inspirierte,  ist sie über die Verzweiflung der Einwohner traurig. Sie hofft, das sie, ihr Team und Professor  Vardrud mit der ohnehin geplanten Höhlenmission auch die vermissten Stadtbewohner finden und am besten retten. Als dieser Elf Caran ihren Professor recht rüde anfährt,  beherrscht sie sich nicht eine schnippisch Bemerkung zu machen. Aus ihren Ohrenwinkeln hört sie das magische Wort Belohnung. Belohnung für etwas das sie auch kostenlos machen würde. Ohne die Gedanken an die Hierachiekette zu verschwenden, schließlich  müsste Professor Vardrud die Verhandlungen führen, versucht sie der Zwergen zu folgen.

"Ratsherrin Freddert, darf ich Sie kurz sprechen, möglicherweise kann ich ihnen helfen ?"
« Letzte Änderung: 11.08.2016, 10:22:11 von Iron God »

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