Autor Thema: Wohin die Wärme flieht...  (Gelesen 39105 mal)

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Mara Sorokin

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #15 am: 01.12.2016, 05:39:03 »
Mit Freude nahm Mara wahr, dass sich eine weitere Person aus der Menge schälte und sich dem Bemühen anschloss, den Konflikt zu lösen. Dass sich der Elf dabei einen Seitenhieb ihr und Lavrenty gegenüber nicht verkneifen konnte, spielte kaum eine Rolle. Zwar mochten sie sich in der endgültigen Lösung der Probleme nicht ganz einig sein aber was im Moment zählte war nur, dass sie sich alle im Klaren darüber waren, dass die Wut der Menge ein anderes Ventil als den alten Volakhi brauchte. Ein Problem musste nach dem anderen gelöst werden. Von den Schritten, die Mara und Lavrenty angesprochen hatten, waren die Arbeiter sowieso noch weit entfernt. Um den Hass wirklich auf die richtigen Personen lenken und kanalisieren zu können, brauchten sie vor allem Eines: Eine gute Grundlage. Wie man an diesem Abend sehen konnte, war diese noch lange nicht geschaffen. Bevor sie alle überhaupt konkret an der Lösung all der Probleme arbeiten konnten, mussten sie eine Einheit bilden. Zusammen stehen und sich gegenseitig unterstützen. Füreinander einstehen und zusammenarbeiten. Doch bis es soweit war, würde noch viel Zeit vergehen und einiges an Kraft aufgebracht werden müssen.

Doch war hier noch lange nicht alles geklärt, wie sich schnell herausstellte. Ein blonder Mann erhob seine Stimme in der folgenden Stille und bat darum, die Situation zu überdenken. Mara kannte ihn nicht wirklich aber sie hatte ihn schon des Öfteren im Red Dragon & Crescent gesehen, wo er das ein oder andere Mal einen über den Durst getrunken hatte und aggressiv geworden war. Keine besonders vorteilhafte Art, sich an jemanden zu erinnern. Doch wollte sie ihn deshalb jetzt nicht anklagen oder voreingenommen gegen ihn vorgehen. Es waren harte Zeiten und jeder versuchte auf seine Weise mit den vielen Problemen umzugehen, die schwer auf seinen Schultern lasteten. Sie selbst hatte mehr als einmal ihre Sorgen in Alkohol ertrunken. Zwar war das keine Lösung aber es half zumindest für einen Abend dabei, all die Scheiße zu vergessen.
Weiterhin hörte sie Oleg zu und dachte über seine Worte nach. Wusste er vielleicht mehr, als er hier zugeben wollte? War es wirklich nur der Wunsch, etwas zu essen oder andere geschmuggelte Waren zu finden oder ging es hier um mehr als das? Sie selbst hatte von Gerüchten gehört, dass ein Teil der Leichen, die von den Volakhi transportiert wurden, zur Magiespeicher-Anstalt gebracht wurden, um sie dort ihrer letzten Lebenskraft zu berauben. Man habe die Leichen regelrecht ausgewrungen und dann auf ein Kohleschiff namens Santa-Ana gebracht. Sergej Patiov, der Vorarbeiter des Stahlwerks hatte es selbst gesehen. Seitdem er davon im Red Dragon & Crescent berichtet hatte, war er nicht mehr gesehen worden.
Davon ganz abgesehen, verhielt sich der alte Mann doch recht seltsam. Natürlich war es nicht schön, die Kisten aufzumachen und dann tote, erfrorene Personen zu sehen aber im Endeffekt konnte der Volakhi den Verdacht sofort minimieren und die Wut der Menge löschen, wenn er auch nur eine einzige Kiste öffnete. Wären der Elf, Lavrenty und sie nicht gewesen, hätte er damit im schlimmsten Fall sogar mit dem Leben bezahlt. Dass er die Kisten so schützte, zeigte Mara ganz deutlich, dass er hier mehr als nur Leichen transportierte. Keine Lebensmittel - da war sie sich sicher - aber irgendetwas, das den Mann zum Verzweifeln brachte, wenn er nur daran dachte, dass es entdeckt werden würde. Eindeutig hatte der alte Mann Dreck am stecken.

Mara würde ihn nicht so einfach gehen lassen aber im Moment musste sie sich um andere Dinge kümmern. Der Wagen war langsam und hatte noch einen weiten Weg vor sich. Sie würde ihn wieder einholen können und sich den Inhalt der Kisten ansehen können. Es war sowieso besser, wenn nicht jeder dabei war. Vor allem nicht Lavrenty. Sie verstand seine Worte über Solidarität aber blindes Vertrauen war in dieser Zeit einfach noch nicht angebracht. Es war nicht nur nicht angebracht, sondern auch gefährlich. Sie konnten es sich nicht leisten, irgendwelche Personen in ihren Reihen zu haben, die erste Versuche direkt im Keim ersticken würden, nur weil sie solidarisch sein wollten und blind auf völlig Fremde vertrauten. Für den Moment schwieg Mara allerdings und sah dabei zu, wie der Wagen langsam den Weg entlang gezogen wurde.

Schließlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Personen zu, die Antworten forderten. Das war ihr gutes Recht - von Gerede wurde man nicht satt. Sie ließ ihren Blick über jede der drei Personen wandern und hörte genau zu, was sie zu sagen hatten. Lediglich der Zwerg kam ihr bekannt vor. Ein Ausgestoßener, der sich einen schlechten Ruf hatte. Doch in dem Zwergen steckte mehr, als man auf den ersten Blick erkannte. Er war zwar etwas einfach gestrickt aber durchaus - auf seine Art und Weise - intelligent. Er hatte ein großes Herz und half immer, wenn Hilfe benötigt wurde. Seinen schlechten Witz ignorierte sie soweit es ging - genauso wie das, was Maximov gesagt hatte. Es würde nicht ausreichen, die Bonzen unter die Erde zu bringen. Es war, als würde man dem Unkraut einfach nur die Blätter abschneiden. Doch die würden irgendwann nachwachsen. Um wirklich Erfolg zu haben, mussten sie das Übel an den Wurzeln bekämpfen. Sie mussten nicht nur die Bonzen absetzen, sondern auch für ein anderes - ein gerechtes - System sorgen.
Die alte Dame und der Ork waren es dann, die klare Worte und Antworten forderten. Sie hungerten, froren und wollten nun eine neue Lösung für ihr Problem, da sie ihrer Lösung - die Kisten des Volakhi zu öffnen und dadurch geschmuggelte Lebensmittel zu finden - beraubt worden waren. Sie und die anderen Leute in der Menge suchten nach einem Ausweg aus ihrer Misere. Mara atmete tief durch bevor sie antwortete.

"Ihr friert, ihr hungert und ihr seid es leid, ständig nur Worte zu hören. Ich kann das gut nachvollziehen, weil es mir genauso geht. Uns allen geht es so. Worte können nicht gegessen oder zum Heizen genutzt werden. Doch Worte können dazu genutzt werden, um Ungerechtigkeit zu verhindern. Sie können dazu genutzt werden, über Missstände aufzuklären und sie können genutzt werden, um Gleichgesinnte zu finden. Wir sind arm. Wir besitzen nichts außer unserer Stimme und unseren Worten. Deshalb müssen wir uns bewusst sein, dass Worte unsere mächtigste Waffe sind. Wir müssen lernen sie zu nutzen. Politische Parolen und Gerede mag unseren Hunger nicht stillen können aber sie sind ein wichtiges Mittel zum Zweck. Wenn wir irgendwann dazu fähig sein wollen, etwas zu ändern, dann müssen wir uns zusammenraufen. Zusammenarbeiten. Politische Parolen sind ein gutes Mittel, um unseren Standpunkt rüberzubringen." Nachdem das gesagt war und sich Mara sicher war, dass man sie zumindest ansatzweise verstanden hatte, fuhr sie fort.

"Doch ihr wollt kein Gerede, sondern Antworten. Du..." damit wandte sie sich dem Ork zu. "... willst einiges tun, um deinem Schicksal zu entweichen. Ich glaube ihr alle..." sie hob ihre Arme und umschloss damit symbolisch die Gruppe. "... würdet einiges tun, um nicht mehr hungern und frieren zu müssen. Ich frage euch: Was seid ihr bereit zu tun?" Mara wartete einige Sekunden, damit sich die Menge Gedanken über diese Frage machen konnte. Sie erwartete keine Antworten und fuhr deshalb fort. "Ihr seid euch sicherlich im Klaren darüber, dass man uns nicht freiwillig geben wird, was wir verdient haben. Ich muss euch an dieser Stelle nicht erklären, DASS wir etwas zu essen und ein warmes Heim für uns und unsere Familien verdient haben. Jeder von uns arbeitet hart für die Bonzen und Fabrikbesitzer. Wir sollten für diese harte Arbeit gerecht entlohnt werden. Doch das werden wir nicht und wenn wir noch so sehr darum bitten. Flehen bringt uns nicht weiter. Argumente bringen uns nicht weiter. Nicht bei den Fabrikbesitzern! Das Einzige, was uns bei denen weiterbringt, sind Taten!" Sie wusste es genau, denn vor vielen Jahren war sie selbst eine gewesen. Sie selbst hatte Arbeiter bis aufs letzte Hemd ausgenommen und sich einen Scheiß darum gekümmert, dass sie in dreckigen Gassen verreckt waren.

"Wenn ihr etwas ändern wollt, dann müsst ihr Opfer bringen und schwere Entscheidungen treffen. Ihr müsst euch bewusst sein, dass es kein einfacher Weg sein wird. Das wird für einige von euch nichts Neues sein. Viele von uns haben bereits gestohlen, um uns etwas von dem zu holen, dass wir verdient haben. Viele von uns haben nicht nur die Fabriken bestohlen, sondern uns auch gegenseitig. Ich möchte das an dieser Stelle nicht verurteilen. Auch ich musste stehlen, um am Leben zu bleiben. Doch das kann nicht alles sein. Es kann und darf nicht alles sein, was wir tun können. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, eine Grundlage für ein weiteres Vorgehen schaffen wollen, dann müssen wir weiterdenken. Größer denken. Deshalb frage ich euch noch einmal: Was seid ihr wirklich bereit zu tun? Wie weit seid ihr bereit zu gehen? Was würdet ihr aufs Spiel setzen, um nicht nur eure Situation, sondern auch die Situation der gesamten Arbeiterschaft zu verbessern? Was ist es euch wert?"

Lavrenty Volkov

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #16 am: 05.12.2016, 22:28:33 »
Eigentlich wollte Lavrenty Oleg Taktov hinterher. Er hatte das Gefühl, dass der Mann ihm seine Worte übel nahm, dabei war der Liedermacher selbst daran interessiert, was Taktov so verbissen verfolgte. Doch die Worte des Volakhi rissen Lavrenty aus dem Hier und Jetzt. Die Worte des Alten waren verwirrend und passten kaum zur Situation. Vielleicht war es nur eine staksige Art seinen Dank auszusprechen, doch es fühlte sich für Lavrenty ganz anders an. Und so sah der junge Arbeiter dem rumpelnden Karren erstaunt hinterher, während sich die Leute um ihn und die beiden anderen Wortführer drängten. WIR danken dir dafür? "Wer ist "Wir"?", raunte Lavrenty dem Alten hinterher und konnte sich langsam aus seiner Verwirrung befreien. Inzwischen war er von taktov abgeschnitten und eine Diskussion hatte sich darüber entflammt, was man konkret tun könne, um die Lage zu verbessern.

Das war eigentlich die Königsfrage und für Lavrenty nicht leicht zu beantworten. Er selbst war immer der Meinung, dass die Bewegung noch zu klein war um Aktionen jedweder Art in der gesamten Stadt durchzuziehen. Bisher hatten sie nicht mal eine Mehrheit der Belegschaft eines einzigen Werkes auf die sie zählen konnten. Das war zu wenig für einen Generalstreik und das war erst recht zu wenig für eine echte Revolution. Zwar wuchs die Bewegung von Tag zu Tag, und das sogar in einem Maße, dass einem Mut machen konnte, doch je größer sie wurde, desto mehr sah Lavrenty sich daran arbeiten, dass sie nicht zerfiel oder in verschiedene Gruppen zersplitterte. Wie schwer es war die Leute zur Einheit zu bewegen, selbst dann, wenn sie eigentlich alle die gleichen Nöte hatten...

Die Diskussion war vielstimmig und inzwischen versuchte Mara den Spieß umzudrehen, in dem sie fragte, was die Arbeiter ihrerseits überhaupt bereit wären zu geben. Das war nicht verkehrt und die halblingin hatte auf ihre Art damit Recht, doch Lavrenty hatte das Gefühl, dass es im Augenblick weniger ums Rechthaben ging, als um das, was diealte Frau meinte. Man konnte nur eine gewisse zeitlang mit Wort und Schrift um sich werfen und erwarten, dass dies allein ausreichen würde, die Leute zu mobilisieren. Gewiss konnten sie nicht ohne Weiteres erkennen, dass Lavrentys politische Arbeit nicht ohne Risiko für ihn selbst und seine Mitstreiter war und was sollte es sie auch schon groß kümmern? Brachten seine Texte doch selten mehr als einen kurzen Zeitvertreib und die nachfolgende Möglichkeit die letzten verbliebenen Kohlestücke sicher zu entzünden.

Tatsächlich hatte Lavrenty vor Kurzem ein Lied geschrieben, das unter anderem darauf anspielte. Natürlich würde auch ein lied keine Probleme lösen, aber vielleicht würde es sie alle hier ein wenig mehr zusammenrücken lassen, vielleicht würde es zeigen, dass die Schreiber der "Schundblätter" mehr wollten, als bloß kühne Worte schwingen? Zumindest auf Lavrenty traf dies zu, doch so sehr er es auch selbst wollte, er würde in dieser Nacht nicht alle Probleme lösen können, weder allein, noch mit allen hier Versammelten. Zunächst leise hob er die Stimme und begann sein Leid vorzutragen, dabei immer lauter werdend[1].

Und weil der Mensch[2] ein Mensch ist, drum braucht er was zum Fressen bitte sehr
Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein Fressen her

Drum links, zwo, drei
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, wenn du auch ein Arbeiter bist

Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern
Er will unter sich keine Sklaven sehen und über sich keine Herrn

Drum links, zwo, drei
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, weil du auch ein Arbeiter bist

Und weil der Prolet ein Prolet ist, drum kann er sich nur selbst befreien
Es kann die Befreiung der Arbeiterklasse nur die Sache der Arbeiter sein

Drum links, zwo, drei,
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, wenn du auch ein Arbeiter bist

Drum links, zwo, drei,
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, wenn du auch ein Arbeiter bist
[3]

Ursprünglich hatte Lavrenty im Sinne, dass das Lied mit einer gewissen Portion Zackigkeit und Trotz vorgetragen werden sollte, doch in diesem Moment trug er sein Stück eher langsam vor und legte einiges an Traurigkeit und Erschöpfung hinein, was nach dem langen Tag un der gerade erlebten Enttäuschung kaum schwer fiel. Als er geendet hatte blieb er einen Augenblick stumm und ergriff erst das Wort, als die Menge langsam wieder unruhig wurde.

"Ist es das, was ihr meint? Mein Geschwätz macht euch genau so wenig satt, wie das was sie euch auszahlen und auch noch 'Lohn' nennen?" Er sah die alte Frau direkt an, nicht wütend, aber dennoch in einer Form, die klar machte, dass er solchen Vorwürfen nicht aus dem Weg gehen würde "Was soll ich sagen, ihr habt Recht!" Lavrenty breitete die Arme aus, wie um zu zeigen, dass er nichts vorweisen könne "Meine Texte und meine Lieder können euch die Zeit vertreiben, euch in Erinnerung rufen, dass ihr nicht allein seid. Aber sie können weder euch, noch eure Lieben wärmen oder ernähren. Sie können ja nicht mal mich warm und satt machen. Nicht das hier jemand glaubt, dass irgendwer bei der Prawda mehr Geld aus der Redaktion herausträgt als er hereinträgt!"

Lavrenty wackelte mit dem erhobenen Zeigefinger und sein schelmischen Grinsen machte sofort klar, wie ernst diese geste zu nehmen sei. "Das Gegenteil ist der Fall. Das was überbleibt und oft sogar das was eigentlich für das eigene Wohl gedacht sein sollte, wandert in unsere Zeitung, wie in ein Fass ohne Boden. Den Eindruck hat man zumindest oft genug, doch es hat auch einen Zweck. Jeden Tag interessieren sich mehr von euch für die Arbeiterbewegung, das sehe ich an der Menge der verkauften Zeitungen, Genossen, und falls ich mich irren sollte, dann lasst euch hier gesagt sein, dass es billigeres Papier gibt, um ein Feuer zu entzünden oder sein Geschäft zu verrichten!" Lavrenty versuchte es einmal mehr mit Humor, doch er selbst konnte kaum darüber lachen, ihm bedeutete die Prawda einiges.

"Ich kann gewiss nicht für jeden der jungen Männer sprechen, die immer so viel von Wechsel reden, doch ich für meinen Teil möchte lieber heute als morgen in einer gerechten Welt leben und deshalb schreibe ich Artikel und Lieder.

Genossin Sorokin hat schon ganz richtig gefragt: 'Was sind wir bereit zu tun?', doch bevor es soweit ist müssen wir uns erst fragen 'Was können wir überhaupt tun?'. Streiken, Enteignen, Machtübernahme? Ist es das was ihr von mir hören wollt?"
Lavrenty pausierte und ließ die Fragen auf sein Publikum wirken.

"Was können wir überhaupt tun? In diesem Augenblick? Wir alle hier streiken? Dann sitzen wir morgen alle auf der Straße! Wir enteignen einen Fabrikbesitzer? Wie lang dauert es bis der letzte von uns erschossen werden würde? Wir hier in diesem Augenblick sind noch nicht genug. Die Bewegung ist in diesem Moment noch nicht genug. Doch wir werden mehr - von Tag zu Tag. Und an diesem Punkt kommt die Solidarität ins Spiel, Genosse Rakh Pfeilschlinger. Wenn es soweit ist steht jeder Arbeiter für den anderen ein. Im Augenblick kannst du vielleicht alleine überleben, aber ändern kannst du nichts. Gemeinsam, solidarisch können wir aber etwas ändern. Wenn genug streiken werden, wenn genug auf die Straßen gehen werden, dann gehört uns die Stadt. Ja ich weiß, dass es wie eine Durchhalteparole klingt und das liegt auch daran, dass es eine ist. Doch bis dahin versuche ich soviele wie möglich davon zu überzeugen sich mit uns zu solidarisieren, eben mit den Texten in meinem Schundblatt..." Lavrenty hoffte, dass er der Menge damit nicht das Herz brach[4], doch es brachte auch nichts, wenn er nicht ehrlich war. Wenn dieser Weg leicht wäre, dann hätten ihn schon andere vor ihnen begangen.

Sanfter und wieder direkt an die Frau gewandt sagte er: "Ich kann dir deine Gockel auch nicht herbeizaubern. Aber ich kann dir anbieten nachzusehen, was aus diesem Wagen geworden ist, der uns versprochen wurde und ich kann mit diesem Viktor Pulijenko[5] sprechen, vielleicht lenkt er ja ein."
 1. Perform (Sing) 32
 2. ich würde es gern durch "Humanoid" ersertzen, allerdings klingt das furchtbar. Könnenw ir davon ausgehen, dass Lavrenty ein allgemeines, neutral Wort nutzt, dass kein Volk im speziellen meint? Ansonsten würde er bei jedem Vortrag ein anderes Volk nennen ("Weil der Ork ein Ork ist...")
 3. Original
 4. Diplomacy 26
 5. Knowledge (Local) 22: Was weiß ich über Viktor Pulijenko?
« Letzte Änderung: 05.12.2016, 23:05:29 von Lavrenty Volkov »
Unser Weg ist noch nicht zu Ende,
Genossen, blickt weit voran,
seht im Wind die Fahne vor uns wehn,
sie führt die Arbeitenden an! Genossen! Los! Los! Los!
(Melodie)

Sawelij

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #17 am: 06.12.2016, 21:10:34 »
Es ging ein Schaudern durch Sawelijs Leib als er erkannte, welche Art von Magie gerade gewirkt wurde. War er gerade noch fasziniert vom Gedanken es sei Feuermagie, sträubt sich jetzt sein ganzer Leib dagegen. Schwurmagie, also waren die Gerüchte und Wünsche der Hoffenden und Liebenden irgendwie wahr. Ob sie auch die Magie der Statur aktivierten, wer weiß? Wahrscheinlich aber eher nicht, sonst wären die Gerüchte anders. Nur ein wissender könnte dies wohl und sein Gegenüber meinte ja er habe hier schon einmal geschworen. Geschworen und dann von seinem Weg abgekommen. Sawelij verstand nur wenig von den Lehren der Magie, aber einen magischen Schwur brach niemand so leicht.

Im Nebel stehend schloss er seine Augen, dachte über die Worte von Dschaba nach. Der Hundeherr hatte sich alles wirklich fein ausgemalt, ihn oder sogar noch jemanden ausspioniert und dann analysieren lassen. Nun spielte er mit Sawelijs normalen Handlungsweisen, beeinflusste ihn so, dass er kaum noch zurück konnte. Die Versammlung, die Blicke in die Menge sie zwangen Sawelij zum Handeln. Der Wagen mit dem Blut und die hungernden Menschen, hier packte er den Elfen bei seinem Gerechtigkeitsgefühl und der Tatsache, dass er stehts versuchte seine Worte zu halten. Eingewickelt wie eine im Fliegennetz und nun ging es zum Maul. Auf in den vor Hunger und Verrat geifernden Mund.
Einen neuen Weg sollte Sawelij bringen, einen den Dschaba nicht gehen konnte. Was war hieran nur Lüge und das Spinnennetz? In Gedanken griff er sich an das rechte Handgelenk. Unter dem Stoff spürte er deutlich das Abschiedsgeschenk seiner Mutter, den silbernen Armreif. Ein Kleingut, an welches er sich regelrecht fest hielt. Welches seine Verbindung zu dem was einst war darstellte. Was jedoch auch, wie er erfahren hatte von schützender Magie durchwoben war. So konnte er stehts Lüge und Wahrheit gut voneinander trennen, doch hier?
Die weltliche Macht, die Übernahme der Hunde, das reizte den Elfen nicht im Geringsten. War es also ein kläglicher Versuche ihn zum Schwur zu drängen. An die innere Gier und den Geltungsdrang greifend oder doch etwas anderes.

Der ausgesprochene Schwur von Dschaba, gefolgt von einer kindlichen Stimme weckten ihn aus den tiefen Gedanken. Er blickte zum Hundeherrn und dann in den Nebel, aus welcher Richtung er die Stimme zu vernehmen glaubte. Eine Hand griff nach ihm. Klein und tatsächlich die eines Kindes. Onkel nannte er ihn. Überrascht blickte Sawelij an sich hinunter, lauscht den verwirrenden Worten. Nun erwidert er den Griff des Kindes fest. Die Worte schwören auf eine dunkle Zukunft ein. Dunkler als alles was er bis jetzt machen musste. Noch verwirrter ist er dann, dass das Kind normal weiter spricht. So als wäre nicht gewesen.
„Nebel, von Blut rot und heiß.“ wiederholt er die Worte der kindlichen Prophezeiung. Er blickte zwischen dem Kind und Dschaba hin und her. Ein Stück ließ er sich von der Statur weg ziehen, löste dann den Griff und blieb stehen. Sein Blick ging zurück zu Dschaba „Auch wenn du sagst ich soll rein bleiben, so wird ich das nicht mehr sein können. Du willst deine Hände an meiner Stelle weiter mit Blut tränken, nur damit die meinen rein bleiben.“ Er atmete zwischendurch immer wieder Tief ein und aus. „Ich würde es gerne glauben, dass so etwas möglich wäre. Doch habe ich gelernt was es heißt Verantwortung für jemanden zu tragen. Es heißt auch für dessen Taten einzustehen. Die Schlechten wie auch die Guten. Gibst du jemanden Brot, so würde ich es ihm im übertragenen Sinne auch geben. Schlägst du jemanden, so könnte auch der Schlag von meiner Hand gewesen sein.“ Sein Blick und seine Gedanken gingen zum Wagen, jedenfalls dort wo er gestanden haben könnte. Durch sein Schweigen, sein still halten hatte er schon einen Teil der Verantwortung übernommen. Etwas von dem Blut klebte damit schon an seinen Händen. Dieser Gedanke ließ ihn erneut erschaudern.

„Verzeih mir.“ Murmelte er mehr zu sich selbst doch der Elfenjunge dürfte es auch gehört haben. Festeren Schrittes ging er zurück zu Dschaba und der Schwurrstatur. „Ich ahne, dass es ein gefährliches Spiel wird. Die Worte des Kindes sprechen auch dafür, doch kann ich noch zurück?“ Er hielt direkt vor Dschaba und der Statur inne. Beide waren nur noch einen Arm breit von ihm entfernt. „Jeder kann fliehen, jeder kann kehrt machen. Ich will nicht, dass meine Hände von Blut rot werden. Ich will die Nebel nicht rot werden lassen. Doch, gehe ich jetzt wer tritt an meine Stelle? Was passiert dann?“ Fragend blickte er zurück zu dem Elfenjungen. Hatte er eine Antwort darauf? Würde vielleicht sogar die von ihm angebotene Flucht zu den roten Nebeln führen? „Hier vor euch beiden …“ beginnt er und berührt die Statur. Irgendwie kommt es ihm richtig vor. „…schwöre ich, dass ich alles in meiner Kraft stehende tun werde um den Humaniden dieser Stadt ein besseres Schicksaal zu ermöglichen. Gelingen soll mir dies zusammen mit der Psina und so nehme ich den Schwur von Dschaba Ebanoidze an. Er soll mir seines Lebtags zur Seite stehen als Freund und Helfer. Das schwöre ich, Sawelij Alagos.“ Wie bei einem normalen Versprechen hielt der Elf dem Menschen die Hand zum besiegeln hin. 

Elrevan Izavel

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« Antwort #18 am: 07.12.2016, 22:59:18 »
Elveran verspürte Erleichterung, als die Menge sich von der Idee abbringen ließ, die Ladung des Volakhi zu durchstöbern. Der alte Mann hatte tagtäglich mit Sicherheit genug Sorgen. Damit, sich auch noch mit einer Bande Ausgehungerten auseinandersetzen zu müssen, war der Alte sichtbar überfordert. Innerlich hoffte Elveran, dass der Mann tatsächlich das transportierte, was er behauptete und war gutmütig genug, dem Volakhi dessen Prostest aus Pietätsgründen abzukaufen, auch wenn sich ein Restfünkchen Zweifel in ihm regte – aber obwohl die Gefahr bestand, dass sich tatsächlich etwas Anderes als Leichen auf dem Karren befanden (zumindest der blonde Oleg Taktov schien nach etwas Bestimmten zu suchen), war Elveran der Überzeugung, dass es nicht richtig war, die Kisten zu öffnen. Seine, an die Menge gerichteten Worte hatte er voller Überzeugung gesprochen.

Nun, jedoch, hielt der Elf sich eher zurück und war längst wieder in die Beobachterposition verfallen, die ihm so viel lieber war, als im Rampenlicht zu stehen. Er gönnte Lavrenty es vollkommen, im Mittelpunkt zu stehen. Allerdings beabsichtigte Elveran dabei nicht, sich vollkommen aus der Diskussion zurückzuziehen. So aufgewühlt, wie hier alle waren, konnte die Stimmung schnell vollends in die falsche, gewaltbereite Richtung schwappen. Gerade Oleg Taktov, eigentlich eher vom aalglatten Typ, konnte seinen Groll schwer vor Elveran verbergen.[1] Das wütende Funkeln in den Augen des ehemaligen Polizisten galt Lavrenty, auch wenn Oleg gleichermaßen unzufrieden mit sich selbst zu sein schien, weil er aufgeflogen war… was ihm allerdings auch aus irgendeinem Grund zu beängstigen schien. Aber auch die anderen Anwesenden waren nun, da der Volakhi weiterzog, nicht unbedingt zufrieden mit der Situation, wenn sie sich inzwischen allerdings soweit beruhigt hatten, dass ein gesittetes Gespräch zustandekommen konnte. Zumindest Marija Olakova[2] schien sich um Vernunft zu bemühen und sich auf das Wesentliche besinnen zu wollen, während der eher einfach gestrickte Khalim[3] nicht wirklich etwas Konstruktives beizusteuern wusste. Dennoch musste Elveran durchaus über die Ausführung des Zwerges schmunzeln.

Die Anwesenden hier spiegelten eine Kostprobe der Bewohner Demjanowkas wider: die verschiedensten Völker und Meinungen lebten auf engem Raum zusammen und teilten das Schicksal der Kälte und des Hungers. Dabei ging jeder anders damit um. Elveran behagte der Gedanke nicht, dass zu viele geneigt sein konnten, sich mit Gewalt zu nehmen, was ihnen, wie sie glaubten, absichtlich von den Reichen vorenthalten wurde. Elveran selbst schloss nicht aus, dass diese aus Verzweiflung, Wut und Neid geborenen Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Dennoch war er überzeugt, dass Gewaltausbrüche noch viel größeres Leid verursachen würden, als ohnehin schon herrschte. Er wusste nicht, welcher Weg der Richtige sein würde, er wusste nur, welcher Weg der falsche war. In der Tat, es war kein einfaches Problem, mit dem sie alle nun umgehen mussten, und der Weg aus dem Leid würde, auf jegliche Weise, ein steiniger sein. Die Meute, in der Person des Orks, den Elveran nicht kannte[4], verlangte nach Antworten.

In diesem Moment, da der Ork auch ihn ansprach, wurde Elveran bewusst, dass er längst nicht aus dem Fokus der Menge gerückt war, so wie es innerlich ein wenig gehofft hatte. Dennoch war er bereit, auch einige Worte zu verlieren, nachdem Mara Sorokin und auch Lavrenty Volkov ihre Meinung geäußert hatten.
„Nun gebe ich Herrn Volkov Recht“, stimmte er zu. „Was schmerzt den Reichen am meisten? Der Verlust seines Gelds. Doch wenn wir zum Streik rufen und nicht jeder hat den Mut, unserer Sache beizustehen, dann sitzen die Streikenden auf der Straße und sind sofort durch bereitwillige andere Arbeiter ersetzt. Durchzuhalten und Genossinnen und Genossen um uns zu scharen, um gemeinsam etwas zu bewirken, ist momentan das, was uns am Herzen liegen sollte. Nur gemeinsam können wir stark sein. Die Stärke liegt bei Weitem nicht in der Gewalt, sondern in der Brüderlichkeit. Mich schmerzt es sehr, euer aller Leid zu sehen, ich fühle es selbst. Wenn ihr euch also fragt, was ihr bereit seid zu tun und was ihr tun könnt, so verbreitet die Botschaft der Solidarität und nicht des Hasses. Wenn Blut auf den Straßen fließt, ist wahrlich nichts gewonnen, so wird das Leid aller nur vermehrt. Dennoch, während wir uns solidarisieren, müssen wir essen, da habt ihr vollkommen Recht. Wenn du erlaubst, Herr Volkov, möchte ich dir helfen, nach dem richtigen Wagen zu suchen.“
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Menthir

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #19 am: 08.12.2016, 00:30:09 »
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park - Arbamanka - 19:43 Uhr

Als die Figur sich durch den Nebel schälte, dieses merkwürdige Kind elfischer Gestalt, verengten sich die Augen von Dschaba für einen Moment, seine Arme verschränkten sich unwillkürlich und Zweifel schlichen über seine Schläfe. Kurz schien es, als würde er eingreifen, als der Junge bereits seine merkwürdig entrückte Prophezeiung von sich gab.

Doch dann glaubte er den Zusammenhang zu verstehen. Niemand, der nicht die Position der Statue, von Sawelij und ihm vor seinem Zauber gekannt hätte, hätte durch den dichten Nebel, durch den nicht zu sehen war, den Weg zu ihnen so direkt gefunden. Es muss also jemand gewesen sein, der sie beobachtet hatte. Was Dschaba Ebanoidze jedoch wirklich einhalten ließ, war auch das Verhalten seiner großen, blinden Dogge, die nicht einmal wirklich auf das Kind reagierte, nicht mehr als ein aufmerksames Schnüffeln von sich gab[1]. In Dschabas Blick war auch eine gewisse Bereitschaft, es einfach geschehen zu lassen. Er hatte einen Weg beschritten, der Sawelij seine freie Wahl ließ, und so würde er wohl kaum eingreifen - zumindest nicht körperlich - wenn Sawelij sich gegen den Schwur entschied.

Der Elf jedoch ließ sich nicht von dem Jungen, der ihn so eindringlich und wahrscheinlich doch befremdlich und rätselhaft vor der Zukunft warnte, fortziehen, befreite sich aus dem Griff und sprach seinen Teil des Schwures.
Ein wonnigliches, schweres Gefühl durchströmte den elfischen Mann, als er seinen Schwur mit der Hand auf der Statue sprach. Eine wohlige, ermattende Wärme ging von ihr aus, legte sich wie ein schützender Mantel über den Elfen. Ein unsichtbare, immaterieller Mantel, so dick, dass er für einen Moment die klirrende, frierende Kälte des kalten Demjanowkas vergaß, verloren in einem weißen Nebel, der zunehmend seine verschwommenen Konturen änderte.
Rötliche Magie griff aus den vier Händen der Statue aus, verband sich mit dem weißen Nebel und färbte die von der Außenwelt abgeschnittene, für Demjanowka unsichtbare Szenerie in ein rotweißes Zwielicht, welches alle Gesichter benetzte. Selbst der feuchte, leicht frierende Nebel schien zu magischen Dampf zu werden. Schweiß vor Wärme stand nun auf den Gesichtern von Dschaba, Sawelij und auch Djirris in seiner jetzigen Form. Mächtige Magie wirkte sich hier, griff über auf die Sinne der dort stehenden. Die Augen wurden schwer, der Blick brach vor Müdigkeit, während der Nebel fortwährend seine Konturen änderte, zwischen ihnen, unter ihnen, über ihnen, um sie herum wabernd. Und aus der Unschärfe allgegenwärtigen, doch verschwommenen Brodems schälte sich ein nebliger Schatten.

Dieser umwitterte sie, umschmiegte sie, griff sanft und ängstlich nach Händen, und blieb doch konturlos genug, um nur den Schemen eines Mannes darzustellen. Der Schemen schien ungebeugt von Arbeit und streckte eine gute sichtbare Hand durch den Nebel, als würde er stolz zeigen wollen, dass noch alle Finger an seiner Hand waren. Ein archaischer Beweis dessen, dass auch die Schwurfinger noch an dem Platz waren, an dem sie zu sein hatten[2].
Der Schemen blieb nun zwischen ihnen stehen, sie weiter umwittend. Der Nebel schien jetzt alle Geräusche von draußen zu schlucken, nur das leise Knurren des blinden Hundes drang noch an ihre Ohren. Ein Knurren, welches nicht von Stärke und Verteidigung kündete, sondern von sorgsamer Angst.

Dschaba, nun so stark schwitzend, dass perliger Schweiß seine Schläfen herablief, blickte etwas sorgenvoll zu dem Schemen. Doch er schluckte seine Bedenken, seine Furcht, die ihn ins Antlitz gemeißelt schien und seine freundliche Selbstsicherheit wie alte Kosmetik hinfortwischte, herunter. Er ergriff Sawelijs ausgestreckte Hand und nickte ihm zu. Dankbar, dass dieser den Schwur geleistet hatte, unterstrich er das durch einen kräftigen Händedruck.

Der Mann im Brodem hatte den Elfen, den Ratling in Form des Elfenjungen und den Anführer der Psina ausgiebig betrachtet. Weiterhin blieb nur seine fünffingrige Hand deutlich sichtbar. Noch schwieg der Mann im Nebel, während der Psina langsam wieder zu Worten fand und mit einer Hand versuchte, den knurrenden Hund zu beruhigen.
"Verantwortung, du siehst sie richtig, Sawelij, und gleichzeitig falsch. Wenn mein Handeln mit deinem verbunden ist, wird mein Handeln als das deine gesehen werden, sodass ich dein Vertrauen nicht gänzlich enttäuschen darf. Wenn jedoch nicht klar ist, dass mein Handeln dein Handeln ist, wird dein Handeln im Hintergrund als mein Handeln gesehen werden. Das entbindet dich, und das siehst du richtig, nicht von der Verantwortung, dass du deine Hände selbst mit Blut beschmierst, wenn du mich für Blut und Mord einsetzt. Dieser Schwur ist nicht dazu, dein Gewissen zu entlasten. Aber dieses wird uns dem Ziel, die Bonzen zu besiegen, unsere Leben zu retten, näherbringen. Ich weiß es."
Dschaba blickte zu dem Elfenjungen. Zwar war die Selbstsicherheit in Anbetracht des Schemens gewichen, doch immer noch fand Dschaba genug Nonchalance, um dem Jungen zuzuzwinkern.
"Und was ist mit deinem Gewissen, Junge. Verstehst du, was du eben sagtest? Was tust du nun, da die Nebel rot werden, ohne dass Blut vergossen ist? Noch nicht vergossen ist..."
Die Augen des Psina glitzerten im rötlichen Zwielicht des warmen Nebels, wandte sich wieder an Sawelij.
"Auch dein..." er betonte das nächste Wort fast schelmisch "...«Neffe» gehört dann sicherlich jetzt deinem, unseren Rudel an. Der Schwur ist getan und..."

Der Mann im Nebel schnitt mit einfacher Geste Dschabas Worte ab. Der Mund des Mannes bewegte sich, doch seine Worte wurden vom Nebel verschluckte, drangen an niemandes Ohr, was Dschaba irritiert innehielten ließ.
"Ich nehme euren Schwur an.", flüsterte die Gestalt fahl und nur verständlich, da der Nebel auch das leise Knurren des Hundes verstummen ließ. "Dieser Schwur ist ein Schwur des Blutes - und so wie der Verlust von Blut schwächt und bis zum Tode führt, ist der Schwur wie euer Blut. Vergießt ihr den Schwur, vergesst ihr ihn, dann werdet ihr schwach und solltet ihr dann von ihm weichen, werdet ihr sterben. Denn so beschlossen es die Alten, als sie die Grenzen der Magie gesprengt hatten durch die Macht der Schwüre. Niemals solle ein Schwur leichtfertig gesprochen werden.

Nie soll ein Schwur ohne Konsequenz sein.
Nie darf Macht ohne Verantwortung sein.
Nie darf Feuer sein, ohne dass etwas verbrennt.
Nie darf etwas wachsen, ohne dass etwas stirbt.
Alles hat seinen Preis."


Die Hand schnellte aus dem Nebel und suchte Sawelij zu berühren. Zielsicher und so schnell, dass der Elf nicht einmal reagieren konnte, legt sich die halb manifestierte Hand auf die Stirn des Elfen[3]. "Doch mit diesem Preis kommt auch Kraft. Du - Sawelij Alagos - hast einen Schwur der Führung geschworen. Du wirst dieser Stadt und diesen Bewohnern ein besseres Schicksal erschaffen - oder du wirst bei dem Versuch sterben, denn es liegt in deiner Macht dies zu tun."
Sawelij schwitzte jetzt auch, konnte spüren, wie brennende Magie durch ihn floß und ein Feuer in ihm entfachte, was er lange nicht mehr, vielleicht noch nie gespürt hatte. Er spürte, wie ein neues Selbstvertrauen in ihm erwachte. Eine Gewissheit, dass Mensch, Elf und Ratling seinem Wort folgen würden, wenn er es mit Bedacht und Sicherheit wählte.
"Doch bedenke, alles hat seinen Preis![4]"

Der Schemen griff ebenso nach Dschaba, und berührte ihn auf der Stirn. "Du hast den Schwur eines Vasallen geleistet. Du wirst Sawelij folgen und ihm in seinem Vorhaben dienlich sein. Du wirst helfen, dieser Stadt und diesen Bewohnern ein besseres Schicksal zu erschaffen - du wirst jedoch nicht nur bei dem Versuch sterben. Dein Tod - zu gegebener Zeit - ist der Preis für eine freie Stadt, Hund."
Dschaba brüllte vor Schmerz auf, als die brennende Magie durch seine Adern floss und Schrecken und zügellose Angst verzerrten das Gesicht des Mannes, der alsbald vor Pein in die Knie ging. Tränen der Mater liefen über seine Wangen.

Nun wandte sich der Schemen zu dem Elfenjungen. Seine Hand umspielte den Nebel um das Gesicht von Djirris, jedoch ohne ihn zu berühren. Es ist beinahe so, als spürte er die Berührung der Hand, leicht stellten sich seine Härchen auf. Er spürte die brennende Wärme dieser Hand, als würde er zu nahe an einem Schmelzofen stehen, und doch spürte er auch, dass die Wärme diese Hand nun verließ. In den Nebel, in das Nichts?
"Deine Rolle...wird eine amüsante sein.", flüsterte der Schemen und dann begann der Schemen seine Kontur zu verlieren, sich im Nebel aufzulösen, der sich dann zu lichten begann.

Kälte umfasste nun wieder die noch Schwitzenden, die just noch im Nebel gestanden hatten. Dort wo der Nebel gewirkt hatte, zauberte die eisige Kälte nun bunte Eisrosen an die Fenster, die Steine, die Statue, welche alle Wärme wieder verloren hatte. Dschaba schluchzte und kämpfte sich zurück auf die Beine. Seine Kleidung war tatsächlich magisch, denn obwohl er in Unrat kniete, blieb sie reinlich. Doch sein Gesicht war nicht magisch, sondern zutiefst menschlich. Der Schmerz war noch nicht wieder aus diesem Antlitz gewichen und er sah nun aus, als wäre er fünf Jahre gealtert. Furchenartige Falten hatten sich durch Stirn und Wange gezogen. Er riss sich zusammen, auch wenn zu sehen war, dass er mit seinem offenbarten Schicksal mehr als haderte. Als hätte er sich - oder jemand ihm - etwas anderes davon versprochen. Seine Stimme war noch etwas brüchig, als er seine Kleidung zurechtrückte und seinen Hut zurechtschob.
"Du bist jetzt der Alpha der Psina.", irgendwie klang bittere Enttäuschung in seinen Worten mit, obwohl nicht deutlich war, ob es mit der Prophezeiung oder seiner abgetretenen Position zu tun hatte. "Was willst du jetzt tun? Ich weiß, das ist eine schwere Frage, deswegen sage ich, was ich für geboten hielte. Du hast entweder die Wahl, die Psina selbst kennenzulernen. Dann lasse ich sie rufen, und wir erklären ihnen, wie es nun ist und die erklärst ihnen, wie wir die Stadt zu einem besseren Ort machen. Oder du nutzt mich als Delegierter, der die Psina weiter anführt. Dann machen wir aus, wie wir die Stadt bessern, du behälst eine relative Unabhängigkeit und suchst auf deine Weise nach Wegen, wie wir fortfahren und ich übernehme den Part der Psina." Dschaba rieb sich die Nase und bemerkte, dass er leichtes Nasenbluten hatte. Erschrocken blickte er auf das Blut, welches er auf den Anzug rieb, der es wie von magischer Hand verschwinden ließ. Sein Blick fiel auf den Elfenjungen.
"Und was ist mit dir? Was machen wir mit dir, der du nun die Wahrheit kennst über uns? Bist du Freund oder Feind? Bist du feig oder kühn? Wieso wichst du, als du die Wahl hattest, das Schicksal der Stadt auf dich zu nehmen?[5]"

Dschaba ging zwei Schritte von der Statue weg, seine Dogge stand auf, sie knurrte seit dem Verschwinden des Nebels nicht mehr, und trottete ihm hinterher. Dschaba schenkte der Statue keine Beachtung mehr, als würde er sie absichtlich ignorieren oder nicht mehr sehen wollen. Immer wieder tastete er nach seiner Nase, doch die Blutung hatte inzwischen nachgelassen. Er fröstelte nach der Hitze der letzten Sekunden etwas.
"Wofür du dich auch entscheidest; ich will dir sagen, was mein nächster Schritt gewesen wäre, Sawelij. Ich glaube nicht daran, dass die Zukunft der Stadt darin liegt, die Produktionsmittel zu zerstören oder einfach nur zu stehlen. Die armen Bewohner, die arbeitenden Bürger, müssen sie an sich nehmen, aber mit Überzeugung und auf breiter Basis. Doch Worte werden allein niemanden überzeugen. Jede Bewegung braucht Speerspitzen, jede Bewegung braucht Taten, um politische Vorstellungen greifbar und erlebbar zu machen. Ich rede nicht von Demonstrationen auf den Straßen, damit wir an den Häusern der Bonzen vorbeimarschieren, als wären wir eine lächerliche Engelsprozession." Eine unterschwellige Wut schwang in den Worten von Dschaba mit. "Ich glaube auch nicht daran, dass wir eine bessere Welt erleben, wenn wir würdevolle Armut predigen. Deswegen wollten die Psina ein Zeichen setzen."
Er schnalzte etwas und blickte sich auf dem Hinterhof um, durch die Ausgänge, welche in die mondbeschienene, dunkle Stadt führten. In den Himmel, an dem Dampfschwaden der nahen Industrie vorbeizogen, doch der ansonsten sternenklar und eisig kalt war. In der Ferne war das Horn eines abfahrenden Zuges zu hören, betrieben von Kohle und Magie. Er blickte in die Fenster, in denen die Stadt eben noch gelauert hatte und aus denen noch einige Bewohner ungläubig gafften, auf die Überreste der Szene, die sie wahrscheinlich nicht verstanden.

"Koura - sie wird auch die Welt in der Faust genannt. Die Faust ist das entscheidende Zeichen. Die Faust steht nicht nur für Gewalt, sondern auch für Entschlossenheit. Mit jener Entschlossenheit..." seine Worte wurden leise genug, dass weit entfernte, wenn auch aufmerksame Zuhörer die Worte nicht vernehmen konnten, Djirris und Sawelij schon. "...wollte ich mit den Psina zeigen, dass wir die Zukunft sind; und wer an jener besseren Zukunft partizipieren kann, wenn er nur will. Die Zukunft, technologisch weist am ehesten das E-Werk in Kurzewo daraufhin. Das wäre das Symbol, dass das große Zeichen wäre, wenn wir es besetzten. Mit der Faust der Psina den Bürger zeigen, wozu sie gemeinsam gegen die Bonzen in der Lage wären. Da ist woran ich arbeite. Du magst dem folgen oder du magst eigene Ideen für uns entwickeln, Alpha Sawelij. Aber ich schlage vor, dass wir - nicht jetzt, doch bald - das Heft des Handelns in die Hand nehmen."
Dschaba spuckte aus, ein Klumpen Blut, den er hochkeuchte. Noch immer steht der Schmerz in seinen Zügen. Ungläubig blickt er auf das Blut vor seinen Füßen, dann jedoch zu den beiden Elfen. Langsam kehrt die Entschlossenheit in seinen Blick zurück. Und auch wenn er seine Hände vor Kälte in die Hosentaschen gesteckt hat. Es ist zu sehen, dass er sie zu Fäusten geballt hat...
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 3. Für den Fall, dass du hättest ausweichen wollen, habe ich einen Angriffwurf gemacht: 33 (natürliche 20)
 4. Dein Charismawert steigt um zwei Punkte durch den Schwur, dass ist ein inhärenter +2-Bonus. Allerdings unterliegst du jetzt auch einem Geas mit dem Eckpunkten des von euch geschworenen Schwurs. Die verhärtete Variante des Schwurs bedingt, dass dieser Geas deine Attribute unter den Wert von 1 setzen kann, du also an den Wirkungen des Schwurs sterben könntest.
 5. Sein hohen Sense Motive-Wurf habe ich zum Anlass genommen, dass er sich seinen Teil denkt. Er ist sich aber nicht 100% sicher. Du kannst versuchen, ihn zu bluffen, würdest du versuchen, von deiner wahren Identität ablenken zu wollen. Er würde dann freilich einen neuen Motiv erkennen-Wurf machen.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Menthir

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #20 am: 09.12.2016, 23:05:12 »
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:40 Uhr

Die frierende Gruppe, kondensierender, stoßweiser und zittriger Atem kam aus einer Vielzahl von halb verfrorenen Mündern, hörte der Halblingin aufmerksam zu. Mara bemühte sich, an ihre Opferbereitschaft zu appellieren und sie musste sehen, dass sie keinen Geist damit regte. Im Gegenteil sah sie schockierte, teils empörte Blicke. War sie nicht verstanden worden, wollte man sie missverstehen? Vielleicht sah sie auch die peinlich berührte Enttäuschung, die in Wut umzuschlagen drohte. Die ältere Dame sprach aus, was wohl so manchen durch den Kopf ging, auch wenn sie gleich versuchte beschwichtigend zu wirken. Sie blickte zwischen den grimmigen Gesichtern, die sie alle umgaben, hin und her. Nur dem Zwergen Khalim stand ein undeutbares, ein wenig scheeles Grinsen ins Gesicht gemeißelt.

"Mein armes Mädchen. Ich glaube zu wissen, was du meinst, aber schau in unsere hageren, eingefallenen Gesichter. Wir treffen jeden Tag schwere Entscheidungen, wir bringen jeden Tag Opfer. Ich glaube, viele finden es beleidigend, wenn man mit seinen Worten ausdrückt, als würden wir leiden, weil wir nicht genug schwere Entscheidungen träfen oder Opfer brächten." Ihr Finger zeigte auf eine junge Frau mit mageren Wangen, Narbengewebe bedeckte ihr rechte Gesichtshälfte und verbarg so die jugendliche Schönheit, die sie sonst sicher zieren würde. "Dina musste die Entscheidung treffen, ihren kranken Mann hungern zu lassen oder ihre kleine Tochter. Sie entschied sich, auf die Zukunft zu vertrauen." Das Murren der umstehenden Personen wurde jetzt ruhig, alle hielten bei diesen ernsten Themen inne und gedachten ihrer Opfer und ihren schweren Entscheidungen. "Podkhalims Vater wurde bei einem Unfall in den Kohleschächten schwer verletzt, und er konnte seinen Vater nicht mehr pflegen, da dieser nicht mehr bei Sinnen war. Podkhalim musste arbeiten, doch verdiente nicht genug, um die Ärzte zu zahlen. Sein Vater litt grausam, also kaufte er etwas Opium, um seinem Vater die Schmerzen zu ersparen und erstickte ihn dann mit einem Kissen, damit er nicht mehr ewig litt." Khalims Gesicht blieb von diesem seligen Grinsen beherrscht, doch liefen ihm jetzt Tränen die schrotigen Wangen herab. "Ich könnte so weiter machen, mit jenen, die ihre Körper für dreckige Liebe an Bonzen verkauften, um ihre Kinder zu ernähren." Sie blickte zu dem Ork, als würde sie seine Geschichte auch erzählen können, doch ein entschiedenes, wenn auch fast unauffälliges Nicken des Orkes ließ sie innehalten. Die alte Dame schluckte.
Der krummbeinige Ork übernahm das Wort selbst, er wollte deutlich erkennbar von seiner Person ablenken. "Die Frage ist also weniger, was wir «wirklich» zu tun bereit sind, sondern was wir tun können. Größer Denken, Taten, Solidarität, es sind alles schöne Worte. Und so wahr deine Worte sind, kleine Frau, unsere Aussage, was wir genau tun würden, wären genauso wenig ertragreiche Worte wie alle anderen auch, zumindest in diesem Moment. Ja, deine Worte sind richtig. Und ja, manche von uns mussten töten, um zu leben, während andere leben mussten, um zu töten. Aber wenn nur die Tat zählt, ist es gleich, ob wir behaupten, dass wir Gebäude niederbrennen würden, Kinder schänden oder freundlich debattieren. Solange niemand diese Taten begeht, sind diese Worte ohne Hall. In unserer Situation ohne Wert. Wir sind über den Punkt jeden Trostes." Zustimmendes Murren, grimmiges Ablehnen. Die Menge war sich unsicher, was zu tun war. Aber kaum noch einer, reagierte auf schöne oder unschöne Worte. Kurz trat Stille ein; die nur Khalim mit seiner offenen Art fragend unterbrach.
"Du redest wie ein Bonze von oben auf uns herab, obwohl du einen Kopf kleiner als ich bist. Als könntest du uns erst sagen, wie du - die alles weiß - uns retten kannst, wenn du dir sicher bist, ob es uns «ernst» ist. Du weißt nichts vom arm sein, oder?"

In der Ferne ratterte der Karren des Volakhi, der sich mit langsamen, aber beständigen Tempo über die holprige Piste voranmühte, gemeinsam mit seinem alten Esel. Irgendwo aus der Stadt ertönte das Signal der Bahn, die bald abfahren würde. Durch die kristallklare Nacht war ihr Geräusch genauso zu vernehmen, wie die noch in die Nacht getragene Arbeit der fernen Fabriken. In den Gesichtern sah man nun, dass diese Versammlung hier nicht mehr ewig andauern würde. Es war zu kalt, um hier noch viel Zeit zu verbringen. Und die enttäuschten Personen wurden kürzer angebunden. Sie murrten etwas vor sich hin, und doch waren sie bereit, sich das Lied von Lavrenty Volkov anzuhören. Es war zu bemerken, dass dieses Lied die Situation der Armen hier vor Ort gut ausdrückte, und Lavrentys zusätzlichen Erläuterungen, seine Offenheit, sprach den Leuten aus der Seele. Wie im Gespräch offenbar wurde, und auch im Lied, sie alle teilten dieselben Sehnsüchte. Darüber gab es keinen Grund zum Streit, keinen Grund zur Debatte. Und als er fragte, was zu tun sei, Übernahme oder Streik oder was ein Arbeiter zu tun in der Lage sein könnte, merkte man an dem nun zielgerichteteren Murren, Murmeln und Flüstern, dass diese Richtung genau war, was die Leute beschäftigte. Die Frage war nicht mehr das «was», sondern nur noch das «wie». Wie war ihre Situation zu verbessern? Wie war der Hunger und die Kälte für alle oder zumindest möglichst vielen von ihnen zu bekämpfen? Wie war den Bonzen zu begegnen? Wie würden sie alle noch ein weiteres Jahr erleben? Wie waren die Kräfte der Arbeiterschaft, der Armen und der Benachteiligten zu bündeln? Oder vielleicht besser: wie wurden die fragmentierten Ideen, Wünsche, Hoffnungen, wie wurde ihr Zorn, ihre Wut, ihre Verzweiflung im Einzelnen, zu einer gemeinsamen Kraft?

Wenn man jetzt in die Gesichter jener Verfrorenen schaute, die sich dort am Tor der Brüderschaft getroffen hatten, um gemeinsam enttäuscht zu werden; nur um noch einen Tag gemeinsam hungrig zu bleiben, spürte man - sah man - den Geist gebrochener Hoffnung, geschlagen in das Joch großer Ratlosigkeit. Niemand von ihnen wusste eine Lösung, wie ihre Situation dauerhaft zu bessern war und gleichzeitig spürten sie alle den Druck, dass sie die Situation verbessern mussten - sonst wartete der Gevatter Tod; der blaugefrorene, verhärmte Mann, der in weißblau-schmutziger Robe und mit einem Eispickel in der Kunst der Herzlande dargestellt wurde[1].

Der Ork rieb sich die frierende und leicht laufende Nase, spuckte aus. "Du hast immer noch nicht erklärt, was Solidarität ist.", bemerkte er, als Lavrenty seine Ausführungen beendet hatte. "Dennoch teile ich einen Teil deiner Worte. Ich glaube aber nicht, dass wir erst darauf warten können, dass sich genug irgendeiner - was auch immer sie sein mag, ich habe hier keine gesehen - Bewegung anschließen, um dann gemeinsam zu handeln. Ich bin nur ein einfacher, desertierter Soldat und weiß darum wohl wenig, aber ist es selbst im Krieg nicht so, dass manche wahnwitzige Ideen jemand brauchen, der mit Tat vorangeht, um die anderen zur Tat zu inspirieren? Ich mein, im Guten wie im Schlechten. Was auch immer du planst, du wirst vorangehen müssen, wenn die Leute dich beachten sollen. Nicht nur mit Lied und Stift."

Die ältere Dame blickte zweifelnd zu dem Ork und zuckte die Schultern. "Ich kenne nur das Leid des Krieges, und dass des Hunger und des Verlustes. Wir wollen nicht von kriegerischen Dingen reden. Wenn wir nur von Krieg reden, werden wir wie im Krieg handeln, wenn wir etwas tun. Das wollen wir doch nicht, oder? Wir haben doch...wir werden doch einsehen müssen, dass es nicht richtig sein kann, zuerst mit mehr Leid zu planen, um uns irgendwann zu befreien. Sind wir dann nicht genauso wie die Rekrutierer der Armee. Versprechen etwas Nahrung und Hoffnung, nur um mehr Leid zu säen und mehr Schmerz zu ernten. Die Soldaten unter euch, sie müssen das doch wissen. Warum seid ihr nicht mehr an der Front? Weil mehr Leid untragbar war, richtig?"
Der Ork bleckte die Zähne und griff sich unwillkürlich an sein versehrtes Bein, während die Frau weitersprach. Langsam wurden die Armen wieder versöhnlicher, auch weil man jetzt über Inhalte zu sprechen begann. Manche rückten gar näher, um besser zuhören zu können.
"Ich glaube nicht, wie unser Orkfreund hier, dass die Macht von Worten erschöpft ist. Vielleicht ist ein Gespräch mit dem Eisenbaron[2] wirklich eine Chance. Ich wüsste zumindest nicht, dass es schon einmal jemand versucht hätte, mit ihm zu reden. Man hört ja nur, dass ein jeder ihn hassen soll."

Ein schneidendes, künstliches Lachen zerschnitt die Worte der älteren Frau, als auch Oleg Taktov wieder in die vorderen Reihe der Zuhörer drängte und lachte, als sei irgendwas an der Vorstellung eines ernsthaften Gesprächs schnurrig. "Reden, ja? Mit dem? Pah. Dass ich nicht lache." Seine Stimme hatte einen aggressiven Unterton und jetzt viel auch die leicht säuerliche Note seines Atems auf. Er war leicht angetrunken. Dementsprechend zeigte sein Körper auch weniger Spuren des Frierens, das Nervengift Alkohol war ziemlich gut darin, Wärme vorzutäuschen.
"Wenn ihr was tun wollt; habe gehört, die Köter planen was. Wenn ihr zu wenige seid, um selbst was zu erreichen, macht es wie jede andere, gute politische Bewegung. Missbraucht ihre Angriffskraft, entführt ihre Idee und nutzt das für euch. Ihr wollt ein wichtiges Gebäude besetzen, was genug Verve in eure Sache bringt. Nehmt das verdammte E-Werk und legt das Licht der Stadt lahm, und die neue elektro-magischen Heizungen[3] in den Bonzenpalästen. Damit bekommt ihr ihre ungeteilte und wütende Aufmerksamkeit, auf die ihr so sehr aus seid."
Er schubste sich eine weitere Position nach vorne und blickte zwischen Elrevan, Lavrenty und Mara hin und her. "Ihr wollt also wirklich was bewirken, was? Wisst schon, dass ein paar andere, die auch damit angefangen haben, verschwunden sind. Passt also besser auf, wo ihr euer Aufbegehren verkündet.[4]" Wieder dieses gestelzte, angetrunkene Lachen und ein feindseliger Blick, der Lavrenty traf.
"Müsst ja nicht tun, was ich vorschlage, aber. Naja, wenn ihr eine Tat wollt: aa ist eure Tat. Macht auf euch aufmerksam und dann ordentlich. Oder versucht euer Glück bei einem Gespräch, wo ihr gerade fünf Minuten damit verschwendet habt, festzustellen, dass Worte nichts mehr bringen." Er schnaubte verächtlich, und offenkundig vom Geist des Gegorenen beschwingt in seiner unterschwelligen bis offenkundigen Aggression.

Der Ork blickte den Mann an und schüttelte schnaubend den Kopf. "Ich frage noch mal, was ist diese Solidarität, von der ihr redet[5]? Wenn wir sie einzuschätzen wissen...Wenn ich sie zumindest einzuschätzen weiß, dann kann ich vielleicht helfen." Er blickte sich unter den Anwesenden um, als wägte er ab, ob er das folgende sagen sollte, ringt sich dann doch dazu durch. Die schon gesagt wurde, manchmal musste man einfach vertrauen. "Ich bin nicht alleine geflohen, ich habe Teile meiner Einheit mitgebracht. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, und wenn es jemand in dieser vermaledeiten Stadt einen Weg zeigen kann, wir sind bereit ihn zu gehen. Wir warten einfach auf eine Chance und wir wissen, wie wir behandelt werden, seit die Herzlande im Krieg mit Kirgagrad sind. Wenn ihr einen Weg habt, geb ich euch siebzehn Mann für Streik, für - was auch immer getan werden muss."
Zwei, drei Personen äußerten erschreckte Laute. Flüstern. Orks in der Stadt? Ist ihnen zu trauen? Und dann so viele, unentdeckt? Angstvolle Blicke trafen den Orken, der sie ignorierte, seine Sorge nun verkniffen runterschluckte. Er hatte viel gewagt, dies zu verraten. Wieder das verächtliche Schnauben vom blonden Taktov, während die ältere Frau zu schlichten versuchte.
"Ich denke, dass Aktionismus zwar nahe liegt, aber keine gute Idee ist. Aus den von den Dreien angesprochenen Gründen. Zu schnell zu viel, und wir haben die Polizisten mit den Ruten auf dem Hals, oder wir sind nur Schläger und verlieren uns in Verbrechen wie die Psina. Wir sind vielleicht nicht die richtigen Ansprechpartner, aber in der Stadt gibt es ein paar Personen mit Einfluss auf die Armen und wenn man ihnen beikäme mit Überzeugung und tatsächlich sowas wie eine richtige Bewegung bildete, vielleicht kann man dann was solidarisch erwirken? Ihr wisst schon, wenn man Mr. Hall mit ins Boot holen könnte, oder Madame Bychkova, oder denken wir an die Leute der größten Suppenküche, die sich um Broz[6] sammeln. Da gehen Hundertschaften von Hungrigen ein und aus, wenn man ihn gewänne..." Sie kam einen Moment nicht weiter, weil einige ausriefen, was ihr einfiele, eine Bonzin wie Bychkova zu nennen, doch sie saß die kurzen, frierenden Zwischenrufe einfach aus.
"Und vielleicht kennt ihr noch ein paar Leute in der Stadt mit Einfluß. Wenn man sie auf die Seite bekäme und ihren lokalen Einfluss nutzen könnte, vielleicht könnte man...[7]" Sowas wie echte Hoffnung schwang in ihren Worten mit. "...dann tatsächlich eine Kraft werden."
Erschreckte, verwunderte und dann ansteckende Stille. Ein paar Augen glänzten im Zwielicht der Gaslaternen. War das tatsächlich ein ernsthafter Gedanke der Hoffnung unter den Anwesenden? Konnten die drei ihnen tatsächlich etwas Trost und Hoffnung schenken? Taktov schaufte nur abfällig, während der Ork dieser Idee offensichtlich weniger aufgeschlossen gegenüber war als der Tat, aber er sagte nichts.
Erwartungsvoll blickten nun alle wieder zu Elreven, Mara und Lavrenty. Sie hatten von Änderung gesprochen, jetzt wollten die Frierenden die Verantwortung auf ihren Schultern sehen. Aus Angst, aus Hoffnung, weil sie sich das selbst nicht oder nicht mehr zutrauten oder einfach, weil sie das politische Faß geöffnet hatten.

Nur Podkhalim blieb im Hier und Jetzt, die aufkeimenden Saat der Hoffnung nicht erkennend, für keinerlei Träumerei anfällig. Und so sprach er doch aus, was jedem Hinterkopf blieb.
"Und was esse ich zu Abend?"
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 6. Oberflächliche Infos zu diesen Personen sind in den Beiträgen zur Stadt versteckt. Wenn ihr genaueres über die Personen wissen möchtest, reagiere ich hier auf individuelle Würfe dazu und ggf. Fragen, die mit den Würfen verbunden sind.
 7. Auch hier wieder das Angebot, Content zu generieren.
« Letzte Änderung: 09.12.2016, 23:06:57 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Djirris

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #21 am: 10.12.2016, 06:20:09 »
Leicht stampfte der Elfenjunge mit den Füßen, damit ihm nicht zu kalt wurde. Er schaute mit großen Augen dem Schauspiel zu, das sich vor ihm leicht verdeckt durch den Nebel abspielte.
Der Elf, der seinen Schwur leistete. Dumm, aber konsequent. Er hätte warten sollen. Er ist halt einfach zu gutherzig für diese Welt. Hoffen wir, daß ihm das nicht zum Verhängnis wird. Ach was denk ich da....natürlich wird es das.
Die Schlieren im Nebel. Interessant. Ist das der Brodem? Die Statue muß ich mir später noch mal genauer anschauen.
Der sich bildende Schattenmann. Wer ist das? Gehört er zum Zauber aus der Statue? Hab ich von so was schon mal gehört? Ist er eine Repräsentation der Stadt, die ihre Zustimmung gibt? Da bin ich ja mal gespannt.
Und natürlich hörte er auch die Worte, die gesprochen wurden.

Djirris in seiner Gestalt als Elfenjunge wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Grad wollte er Dschaba auf desen Frage antworten, als die Nebelgestalt sie alle zu Stille verdammte.
Ihre Worte klangen mysteriös und unheilsschwanger.
Als der Mann als letztes nach ihm griff, wollte er erst zurückweichen. Doch etwas ließ den verwandelten Ratling innehalten. Er war sich seiner Rolle bewußt als er jetzt kurz einen furchsamen Blick in Sawelij Richtung schickte, um dann mit trotziger und grimmiger Miene stehenzubleiben und über sich ergehen zu lassen, was der Nebelmann machte.

Die plötzlich auf ihn einstürmende Kälte riß Djirris wieder ins Hier und Jetzt. Der Schweiß, der eben noch heiß sein Gesicht runterlief, wurde schlagartig kalt. Und das, was ihm schon in die Kleidung gelaufen war, erst recht. Er schüttelte sich kurz, als ihn ein Kälteschauer durchfuhr.
Doch auch die Umgebung forderte seine Aufmerksamkeit. Etwas Abseits stehend lauschte er den nächsten Worten des Psinaanführers. Naja, des ehemaligen Psinaanführers, wie dessen erste Worte klar machten.
Als dieser wieder den Elfenjungen ansprach, reagierte Djirris darauf. Ein furchtsamer Ausdruck trat in die Augen des Jungen, als er in gebrochenen Gemein antwortete.
"Onkel, ich nicht wissen, was meinen. Koska sein Feind von niemand nicht. Ich nichts sagen weiter an andere niemals.
Ich wollen holen Onkel Sawelij,..."

Wieder wurde der Kinderkörper starr, die Augen verdrehten sich und er sprach in reinem Gemein die nächsten Worte.

"Dschaba,
Du magst aufmerksam sein,
doch entgeht Dir noch viel!
Der Elfenjunge ist nur Schein
Und gehört nicht zum Spiel.

Dschaba und Sawelij,
ALLE Leute und noch vieles mehr sind die Stadt,
ich warte, bis Ihr DAS verstanden habt.
Dann werden wir reden wie unter Gleichen
und für die Stadt stellen die richtige Weichen."


Die Gestalt des Elfenjunge entspannte sich wieder, als er mit seinem gebrochenen Gemein fortfuhr, als wäre Nichts gewesen. "...wegen Großvater gehen nicht gut. Ich in noch entdecken von Straße, bevor verschwinden in Nebel. Ich so froh gefunden haben Onkel Sawelij."
Der Elfenjunge lächelte erleichtert und lief wieder auf den älteren zu, griff aber diesmal nicht nach der Hand. In Elfisch fragte er dann diesen: "Onkel Sawelij, kommst du jetzt mit?"
Der junge Elf schlugt ein wenig mit den Armen um seinen Körper, ganz so als würde man die Kälte wie aus einem schmutzigen Teppich klopfen können.[1]


 1. Bluff: 24; vllt kriegt Dschaba ja auf Grund seiner Schmerzen und so, einen Malus auf seinen Wurf  :wink:
« Letzte Änderung: 12.12.2016, 06:33:51 von Djirris »

Sawelij

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #22 am: 11.12.2016, 15:21:58 »
Mit weit geöffneten Augen verfolgte Sawelij das Schauspiel des Auftauchens der Nebelgestallt. Was war das nur, war dies Teil des Schwurzaubers? So fühlte sich also wahre Magie an. Noch erstaunter wurde er, als die Nebelgestallt Dschaba mit nur einer Geste das Wort abschnitt und zu sprechen begann. Es war ein Staunen, wie das als er das erste Mal einen elfischen Zauber gesehen hatte.

So war es nicht verwunderlich, dass er dem Griff der Nebelgestallt nicht ausweichen konnte. Doch glaubte er selbst kaum, dass er es auch bei vollem Verstand hätte geschafft. Die Wärme, das Feuer im Leib es brannte so plötzlich auf, dass er die Zähne zusammen biss um nicht auf zu Schreien. So rann ihm bald nicht nur der Schweiß aus den Poren sondern auch Tränen aus den Augen. So verbissen versuchte er hier noch stark zu wirken. Als müsste er es den anderen Beiden oder Nebelgestalt beweisen. Er hob sogar noch seine Hände. Mit der Rechten, die natürlich noch alle Finger hatte, zeigte er die beiden Schwurfinger und band mit dem Daumen die anderen Finger. Die linke Hand hielt er der Nebelgestallt vor die imaginäre Brust, so als müsser er den Schwur noch mal vor ihr leisten.
Als die Gestalt sich Dschaba zuwendete, stützte er sich auf seinen Beinen ab. Keuchend blickte er zu Boden. Nicht was er von der Falle erwartet hatte aber das Ende war das Selbe. Nur war sein Tod beim Versagen nun tausendmal gewisser. Aber wenigstens war er freiwillig in die Falle getappt und kein anderer musste diese Last ertragen. Der Aufschrei von Dschaba ließ ihn hoch blicken. Sein Teil des Schwures war deutlich dunkler. Er würde also sterben, auf jeden Fall. Irgendwie verspürte Sawelij kein Mitgefühl. Der Hundeherr hatte es so gewollt und alles hatte seinen Preis. Auf die Rolle des jungen Elfen war jedoch sehr gespannt.

Der Nebel und die Wärme waren verschwunden. Es war kalt, so kalt wie. Die Kälte kroch rasch in die schweißnassen Sachen. Doch noch konnten sie nicht gehen. Dschaba hatte wieder Kraft gefunden. Auch wenn er nun das Blut vergoss.
Eine scheinbar schwere Frage stellte er und doch war die Antwort leicht. Jedenfalls zeigte Dschaba gleich einen leichten Weg auf. Ja der Hund konnte nicht aus seiner Haut. Hatte natürlich gleich weiter geplant. Sawelij schwieg und fragte sich, wie weit er Dschaba trauen konnte. Der Schwur band nun nicht nur ihn selbst doch hinderte er den Hund nicht daran auch noch seine Pläne weiter zu verfolgen. Sollte er ihm glauben, dass er etwas Besseres für die Stadt erhoffte, dass er seinen Weg verändern wollte? Und dann war noch der Elfenjunge der wieder eine kryptische Botschaft hatte.

„Ich komme gleich.“ sagte Sawelij dann mit einem Lächeln. Also der Elfenjunge wart hier nur schein. Wer spielte ihnen da also einen Streich? „Dschaba, sei du bitte meine Stimme für die Psina. Es wäre denke ich zu viel ihnen jetzt alles zu erklären. Wenn, müssen wir einen Übergang machen der weicher ist. Den alle verstehen können. So dass ihn auch alles akzeptieren, auch jene die deine Nachfolge angestrebt haben.“ Sawelij legte leicht seinen Kopf schief. Die Kälte war ihm gerade unangenehmer als die Situation hier. Doch musste er sich noch zum E-Werk äußern. So senkte auch er die Stimme, so dass die Anderen beiden ihn hören konnten. „Erläutere mir deinen E-Werkplan morgen genauer. Aber ja, Mit Handlungen können Veränderungen gebracht werden. Diese Handlungen dürfen aber nicht nur von der … em uns ausgehen. Sie müsssen auch von den Bürgern, der Stadt selbst kommen. Sonst heißt es am Ende. Die da waren es. Und nicht: Wir waren es. Auch müssen wir uns sicher sein, das E-Werk auch halten zu können. Es bringt nichts so zu sein wie die alte Fabrik in den Bergen. Innen frei aber außen Isoliert. Nicht war, Dschaba?“
Sawelij zog den Mantel enger um sich. Es brachte keine Wärme. „Komm mein Kleiner, dein Opa hat lange genug gewartet.“ Er lächelte den Jungen an und nickte dem alten Hundeherrn zum Abschied zu.
« Letzte Änderung: 11.12.2016, 15:22:17 von Sawelij »

Menthir

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #23 am: 13.12.2016, 15:24:05 »
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Do Glaz Ostanovki - Arbamanka - 19:59 Uhr

Dschabas Blick verriet, was er von diesem krude sprechenden Elfenjungen hielt. Kurz sah es so aus, als würde er sich dazu äußern, doch lediglich ein scharfes Ausatmen ließ kondensierte Wölkchen vor seinem Munde aufsteigen. Er begann den Jungen zu mustern und dann fingen seine Hände an zu wandern, ohne dass er ein Wort sagte, doch Djirris konnte sich ausführlich beobachtet fühlen[1]. Ein wissender Blick traf den Elfenjungen, als der ehemaliger Anführer, jetzt nur noch Wortführer, seine Gesten einstellte und zielsicher in eine Tasche des Jacketts griff, um sich ein Taschentuch zu nehmen, um etwas von dem Blut abzuwischen, was nun an seinen Händen und in seinem Gesicht war.
Seine Aufmerksamkeit widmete er jedoch noch einmal Sawelij, während er sich frierend die Hände rieb, nochmal in das Jackett griff, um sich noch eine Zigarette anzustecken. Er nahm einen tiefen Zug, eine gewisse Resignation stellte sich ein. Wahrscheinlich hätte er sich lieber jetzt über die Sache ausgetauscht und Pläne geschmiedet.
"Ich muss einsehen, dass dieser Wechsel sehr überraschend für dich kommen wird und du dir Gedanken machen musst. Ich erwarte dich morgen um 9 Uhr im Red Dragon[2]. Ich werde alle Psina über diesen Wechsel informieren die Nacht über. Und dann werden wir beim Frühstück über die Eckdaten meines Plans reden. Dann kannst du ihn nach deinem Gusto und Verständnis verändern, sodass er deinen Zielen genehm ist. Ich stimme dir nämlich zu, es darf nicht so wirken, als wäre das eine Tat der Psina alleine. Doch es muss auch wirken, als seien es die Psina. Doch dazu sage ich besser morgen mehr."

Aus irgendeinem Grund schien der Hundeherr nicht erpicht darauf, weiter auf den Elfenjungen einzugehen. Vielleicht verstand er dessen Sprache nicht, vielleicht dachte er sich auch anderes dabei[3]. Stattdessen hob er nur die Hand, steckte die frierende Hände in die Taschen, nachdem er die Piepe zwischen Lippen gesteckt hatte, und stakste frierend aus dem nördlichen Hoftor, zurück in die erkaltete, verruste Stadt, die sie alle Heimat nannten. Wanderte zurück in das Herz des sie verschlingenden Molochs, den sie doch nicht aufgeben wollten. Als wäre dieser Moloch eine doch irgendwie zu zähmende Bestie.

Jetzt, da der neue Beta der Psina den Platz verlassen hatte, bemerken der Elf und der verwandelte Ratling zunehmend den kalten Wind, der unvorteilhaft durch die Straßenzüge blies. Djirris hatte die Stimme der städtischen Winde eines Tages vernommen gehabt und wusste davon, dass die kalten Winden absichtlich durch die Gassen zogen. Malign und rachsüchtig waren die Geister der Luftelemente geworden, die von Magiern, Hexern und dergleichen in den unwilligen Dienst gebunden waren, dort teils gar vergingen, ihre innewohnende Magie verloren bis auf jenen spärlichen Rest, der die Stadt jetzt frieren ließ. Doch sie waren nicht mehr sie selbst, ausgebrannt, und so unterschieden sie nicht mehr zwischen den Freunden und Feinden der Stadt, die Winde huschten nur noch im ewigen Furor des Vergehens. Wie lange noch bis auf dem Furor ein Sturm wurde?
Die meisten Personen, die das Schicksal aus milchigen Fenstern unter trüben Licht beobachtet hatten, waren von den Fenster weggetreten und schenkten der Szene nun keine Aufmerksamkeit mehr. Ihr Blick hatte mehr dem Verteilen von Nahrung gegolten, von der sie nichts abbekommen hatten, oder dem merkwürdigen Nebel. Die wenigsten würden verstanden haben, was sich hier abgespielt hatte.
In der Ferne war das Rattern des Zuges zu hören, der auf eisernen Schienen, betrieben von Kohle und Magie, seinen Weg antrat. Sein Signalhorn übertönte die Fabriken der Stadt für einige Minuten. Sein Klang war durch die sternenklare Nacht zu hören, als würde man neben ihm stehen, in ihm sitzen. Fortreisen in eine bessere, wärmere Zukunft.

Die Kälte zwang die beiden derweil zu Gedanken an einen warmen Ort, was auch immer das in Demjanowka gerade bedeutete. Wärme hieß hier weniger die Gemütlichkeit einer Stube mit Teppich und einem üppig brennenden Kachelofen, dessen Kacheln die Wärme für Stunden speicherte und sorgsam in die Stube abstrahlte, um sie mollig zu halten. Wärme für die Armen Demjanowkas hieß viel mehr ein Ort, an dem man nicht steif fror und wenn man einen guten Tag erwischt hatte, brannte in einem guseisernen Ofen, in einem alten Eisenfass oder gar eine ausrangierten Küchenhexe ein kleines geschürtes Feuer aus Torf-, Kohle- und Zeitungsresten. Oftmals war es frische Braunkohle, deren schwefelhaltige Zusammensetzung, das Zimmer unangenehm nach faulen Eier riechen ließ, verbrannt in einem gußeisernen Ofen, der zwar für die Dauer des Feuers zu heiß zum Berühren war und danach zu schnell erkaltete, um die Wärme im Raum zu halten. Dementsprechend waren Orte mit vielen Besuchern, die eine Weile an einem gußeisernen Ofen gestanden hatten, willkommene Orte, weil man dort ziemlich sicher nicht erfror.

Und genau so einen solchen Ort fanden sie einige Minuten westlich vom Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park. An einer Kreuzung von drei Straßenzügen, hochgemauert aus roten-und russchwarzem Ziegel, achtstöckig, mit schweren Engelsfiguren unter den Fenstern und auf gemauerten Stürzen, welche an die schützenden Engel erinnerten, wurde die spitzzulaufende Ecke des dritten Wohnhauses - von zwei Straßen begehbar und mit kleinen Bullaugen kaum von außen zu beobachten - von einer Gaststube, eine der berühmten Eckkneipen Demjanowkas eingenommen. Hinter den kupferfarbenen, mit Eisrosen bedeckten Bullaugen verbarg sich eine eher heruntergekommene, aber gut frequentierte Kneipe mit dem Namen Do Glaz Ostanovki. Prophetische Worte für eine Kneipe, konnte dies in der Hochsprache Inolias durchaus mit den Worten "Bis zum Augenstillstand" übersetzt werden. Eine Aufforderung, welche auch an diesem noch frühen Abend wieder genügend Gäste mit schauderlichem Ernst versahen. Über die mit krudem Kopfsteinpflaster gebauten Straßen glänzten vor Glätte, und auf der ansonsten gottverlassenen Kreuzung tanzte ein zu leicht gekleidetes Mädchen in langen Hosen und nur mit einem Hemd bekleidet. Ihre fettigen, blonden Haare glänzten in der Kälte und unter dem Licht einer zu grellen Magielaterne. In ihrer rechten Hand lag eine grüne Flasche, ihrer leicht bekleideten Freude nach noch mit Resten von Alkohol gefüllt. Sie tanzte um einen Zwergen herum, der sich am Kantstein nahe der grellen Laterne, welche die ganze Kreuzung flutete, festhielt und sich seinen abendlichen Alkoholkonsum nochmal wortwörtlich durch den Kopf gehen ließ. Beide waren von erschreckender Gebrechlichkeit, im Licht waren die Spuren ihrer Mangelernährung sichtbar, und doch wirkten beide auf ihre Art zusammengehörig und entrückt.

Djirris und Sawelij gingen an diesem alltäglichen Bild des Elends vorbei und öffneten die schwere, mit braunem Lack bestrichene Tür, deren Rückseite noch zusätzlich mit Stoff und Pappe beklebt war, in der Hoffnung etwas Wärme im Raum zu halten. Der dreieckig gebaute Schankraum öffnete sich zu einem überdimensionierten Tresen aus gestapelten und verschweißten Metallfässern hin. Vor ihm an stattlichen zwanzig Barhockern, ebenfalls aus diesen Metallfässern gebaut, drängelten sich etwa fünfzehn Frauen und zwölf Männer, allesamt Menschen oder Zwerge. Die Eingänge von den beiden Straßen waren jeweils in der Mitte und zeigten dasselbe Aussehen. Neben dem Tresen brannte ein kleiner Kohleofen, ein zweiter brannte in der sich verjüngenden Ecke. Um diesen alten Ofen, der auffallend klapperte und polterte, standen mehrere dunkelgrün bespannte und abgenutzte Ledersessel, die sehr niedrig waren und sicher einst einem Zwergen gehört hatten. Die Sessel waren momentan nicht in Beschlag, wahrscheinlich weil es am Ofen sehr heiß war, weil er gerade zu stark befeuert wurde.
Zwischen diesen beiden Extrempunkten der Kneipe waren an den Seitenwänden, unter den insgesamt acht Bullaugen an der Wand Birkentische - siffig und fleckig - verschraubt, zusammen mit ebensolchen Bänken, von denen ein Großteil besetzt war, von Elfen, Menschen und zwei Tengus.

Sawelij sah einen Menschen mit einer roten Schnur um das linke Handgelenk. Unmerklich tippte dieser Mann seinen Kopf an, als würde er einen Hut vom Kopf ziehen und nickte Sawelij zu. Dienstbar und für die anderen Gäste unmerklich, ein Psina. Der dürre Mann von eher bescheidenem Wuchs deutete dem Wirt - einem ebenfalls dünnen Mann, der aber noch Reste einer faßigen Statur trug - an, dass er zwei Getränke zu Sawelij bringen sollte. Djirris war derweil, noch etwas hinter Sawelij befindlich, noch nicht entdeckt worden[4].
Keiner erhob das Wort und niemand nahm so wirklich Notiz von den beiden Ankömmlingen, bis jetzt. Und so würden sie zumindest die Möglichkeit finden, in Ruhe miteinander zu sprechen. Der Lärm der trunkenen Leute an den Tischen und dem Tresen war laut genug, dass kein Ohr zufällig oder absichtsvoll unauffällig ein Gespräch belauschen könnte. Und das beste: an diesem Ort war es wärmer als draußen, auch wenn es hier nach schalen Schweiß, faulen Eiern und altem Urin roch.
 1. 
 2. Damit ist der The Red Dragon & Crescent Pub gemeint.
 3. 
Sense Motive SG 25 (Anzeigen)
 4. Damit du die Chance hast, nicht als Elfenjunge in die Kneipe zu gehen oder so bemerkt zu werden, wenn du es nicht möchtest.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Mara Sorokin

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #24 am: 14.12.2016, 03:28:55 »
Grimmig ließ Mara die Worte der Menge über sich ergehen. Hörte und sah sich an, dass sie nicht das erreicht hatte, was sie gehofft hatte zu erreichen. Dabei waren es vor allem Khalims Worte, die sie wirklich schmerzten. Als Bonze bezeichnet zu werden und zu behaupten, dass sie nichts darüber wusste, wie es war, arm zu sein, versetzte ihr einen Stich. Fast wollte sie schreien, warum sie dann abends in der Eiseskälte stand und darauf wartete, verschimmeltes Brot zu kaufen, wenn sie nichts vom arm sein wusste. Warum sie sich vor die Menge gestellt und versucht hatte, ihnen zu helfen? Selbst Khalim musste das doch verstehen. Warum würde sie das tun, wenn sie nicht im selben Boot steckte? Sie hatte alles verloren. Ihr altes Leben, ihre Familie, Freunde ihren Reichtum und mit der Zeit auch Teile von sich selbst. Übrig geblieben war eine Frau, die sich jetzt stoisch für diese Menge einsetzte, nach Antworten suchte und dafür solche Worte an den Kopf geschmissen bekam. Doch mit Wut auf die frustrierten Männer und Frauen zu reagieren, würde jetzt nur alles schlimmer machen, weshalb Mara ihre Gefühle einfach unterdrückte und mit der ihr umgebenden Kälte einfror.

Trotzdem hatte sie zumindest einen Teil dessen erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Sie hatte die Menge daran erinnert, dass es - trotz aller vergangenen Opfer, die sie gebracht hatten - noch lange nicht vorbei war. Das sie weiterhin Opfer bringen und schwere Entscheidungen treffen mussten. Es mochte sie schmerzen und beleidigen, dass so offen auszudrücken aber es war die Wahrheit und bevor sich nicht ein jeder dieser schmerzhaften Tatsache bewusst war, würde es keinen Fortschritt geben. Dass man sich dessen bewusst war und dass man bereit war, weiterhin Opfer zu bringen, war einfach gesagt aber ob man es wirklich tun würde, eine ganz andere Angelegenheit. Denn es war ein riesengroßer Unterschied, ob man Opfer für sich, seine Freunde und seine Familie brachte oder auch für völlig Fremde, die für die gleiche Sache arbeiteten. Wenn sie irgendwann eine so große Bewegung aufgebaut hatten, dass man wirklich etwas verändern konnte, dann würde es nicht mehr darauf ankommen, ob man für seine Nächsten bereit war, Opfer zu bringen. Dann musste man Opfer für die Bewegung bringen und das war etwas so abstraktes, dass es eine völlig andere Einstellung erforderte.

Doch keine dieser Gedanken verließen Maras Mund. Sie blieb still und hörte sich stattdessen an, was Laverty und der Elf zu sagen hatten. Bei Ersterem bemerkte man sofort, dass er wusste, wie man der Menge gab, was sie wollte und wie man sie wirklich traf. Der Mann war ein geborener Redner und hatte einiges an Erfahrung in diesem Gebiet. Im Gegensatz zu ihr. Ihre Reden und Diskussionen hatten sich bisher fast ausschließlich auf irgendwelche Bars und Kneipen beschränkt, in denen die Hälfte aller Anwesenden sowieso besoffen war. Doch das hinderte Mara nicht daran, weiterzumachen. Weder diese Tatsache, noch die Reaktion der Menge. Sie wollte helfen. Sie wollte etwas verändern und auch wenn ihre Worte nicht gut gewählt gewesen waren, würde sie weitermachen.
Trotz allem bemerkte sie, dass die Blicke der Menge sich langsam auch wieder an sie hefteten. Sie wusste nicht, ob sie froh darüber sein oder die Leute ohrfeigen sollte. Sprach man die Wahrheit aus, waren alle beleidigt und stellten einen infrage aber anscheinend war man trotzdem noch gut genug, um die Verantwortung zu übernehmen. Gut. Mara war das egal. Sie stand zu ihren Worten und würde etwas tun.

"Wir werden niemanden für unsere Sache missbrauchen." stellte Mara schließlich klar und warf Oleg einen kalten Blick zu. "Wenn wir damit anfangen, eine Bewegung auf Lügen aufzubauen und Leute ausnutzen, dann wird sie schneller scheitern, als wir gucken können." Sie wandte sich an den Rest und nickte der alten Frau zu. "Du hast völlig Recht. Wir dürfen nicht zu schnell und zu überstürzt handeln. Wir dürfen nicht zu große Wellen schlagen. Wichtige Gebäude zu besetzen oder den Strom zu kappen..." sie warf dem aggressiven Mann einen weiteren, vielsagenden Blick zu. "... wird uns jetzt nicht weiterbringen." Mara schüttelte den Kopf.
"Nein, wir werden klein anfangen müssen. Wir werden mit Abweisung und Niederlagen rechnen müssen und es wird lange dauern, bis wir wirklich bereit und fähig sind, etwas zu bewirken. Es tut mir leid, wenn ich das so deutlich sage und damit etwaige Hoffnungen auf eine schnelle Lösung zerstören aber so ist es nun mal und ich werde diese Tatsache nicht totschweigen oder euch Honig ums Maul schmieren."

"Ich meine es völlig ernst und bin bereit, voranzugehen und mit den Leuten zu sprechen. Das bedeutet aber auch, dass ich keine halben Sachen mache. Wenn wir Erfolg haben wollen, werden wir diesen Erfolg nicht sofort zu spüren bekommen. In erster Zeit wird es uns vielleicht noch schlechter ergehen als jetzt schon aber das wird es wert sein." Sie schwieg einen Moment und sah dann Khalim an. "Wie schon vorgeschlagen wurde, können wir nach dem Wagen sehen. Vielleicht finden wir etwas zu Essen für uns alle. Falls es dann noch nicht zu spät ist, können wir anfangen, unseren Plan in die Tat umzusetzen und mit einigen Leuten reden." Sie sah wieder die alte Frau und den Ork an.

"Mr. Hall und Madame Bychkova sind ein guter Start. Beide setzen sich für Unseresgleichen ein und wären wertvolle Verbündete. Mit ihrer Hilfe könnten wir viel mehr Leute erreichen, als es uns alleine möglich wäre. Lavrenty ist durch seine Zeitung bekannt aber uns beide kennt so gut wie niemand." Sie nickte bei den Worten in Richtung des Elfen. "Wenn Mr. Hall und Madame Bychkova auf unserer Seite sind, wird man uns viel mehr Vertrauen schenken." Sie dachte einen Moment nach. "Was ist mit dem alten Boris aus Sjukowo? Viele sind bei ihm aus- und eingegangen, um ihre Leiden behandeln zu lassen. Er ist nur ein alter Arzt aber hilft wo er kann und viele Leute kennen und vertrauen ihm." Sie fuhr fort. "Wir könnten und auch an Irina wenden, die immer noch jeden Tag dutzende Betten und einen warmen Platz zum Übernachten anbietet. Weder sie, noch Boris sind so bekannt wie Mr. Hall oder Madame Bychkova aber jeder kann helfen und Irina ist eine alte Freundin von mir, die deshalb vielleicht eher bereit wäre, uns zu helfen."

"Bevor ich... wir..." sie sah zu dem Elfen und Lavrenty "... uns auf die Suche nach dem Wagen machen, wollte ich noch einmal kurz auf die Solidarität zu sprechen kommen. Ich glaube jeder erfährt und erklärt Solidarität etwas anders. Deshalb wird es wohl keine klare Antwort geben aber die Solidarität beinhaltet immer Zusammenhalt. Eine Art Wir-Gefühl. Wenn wir zusammen stehen und zusammen für unsere Ziele eintreten, darüber diskutieren und aktiv auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, dann sind wir solidarisch. Wenn wir nicht wegschauen oder egoistisch handeln, sondern füreinander einstehen, dann sind wir solidarisch. Eine solidarische Gemeinschaft gibt Halt und Kraft. Das was wir jetzt tun - miteinander reden, nach Antworten suchen - und später noch tun werden - nach dem Wagen der Halblinge suchen und mit den verschiedenen Leuten reden - das ist Solidarität, weil wir zusammenarbeiten und es für ein gemeinsames Ziel tun."

Sawelij

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« Antwort #25 am: 17.12.2016, 10:50:19 »
Der kindliche Elf führte Sawelij durch die Höfe und Gassen. Nachdenklich nutzte er dies um den Jungen zu betrachten. Er war also nur Schein, nicht teil des Spiels. Welches Spiels nur? Einige Glücksritter aber auch einige Bonzen betrachteten ja das Leben als Spiel. Sawelij fand dies auf der einen Seite romantisch verklärt und auf der anderen Seite mehr als abscheulich. Ja seines Glückes Schmied war jeder selbst, so konnte das Leben ein Spiel sein. Doch für die Reichen war es auch ein Spiel, mit dem Leben anderer zu spielen. Doch meinte das Kind das Leben oder zielte das Wort Spiel mehr auf Dschabas Falle ab und das danach ab? Wenn ja, dann trennten sich bald die Wege der beiden. Sawelij könnte dann gleich hinter der nächsten Ecke verschwinden, doch war er gespannt was alles am Kind nur schein war? Kennen kannte er ihn nicht aber das hieß nicht viel unter der Elfengemeinschaft. Vielleicht war auch das ganze eine Lüge und der Kleine hatte etwas anderes im Sinn. Auch das konnte er nur erfahren, wenn er ihm weiter folgte.

Um der Kälte unter den Mantel Einhalt zu gebieten, zog der junge Elf wieder die Arme durch die Ärmel an seinen Leib und rieb sich mit den Fäusten über die Brust und den Bauch. Unauffällig prüfte er dabei gleich den Sitz seines Messers. Wenn der Kleine etwas Dummes im Sinn hatte, wollte Sawelij nicht zwei Mal am selben Tag in eine Falle tappen. Aber die Provozierung passte irgendwie nicht zu dem Verhalten des Kindes.

Traurig wanderte sein Blick zu den beiden Tanzenden, als sie sich ihrem Ziel näherten. Leicht schüttelte er den Kopf. Die Leute, die Stadt war krank. Sie ertranken ihr Leben im Suff. Traurig das es soweit kommen musste und eben nur ein Beispiel für so manche dunkle Seite der Stadt. Aber dieses Gefühl verband auch die mit selben Schicksaal gleich welcher Art. Wiederum traurig war nur, dass sie sich nicht gegenseitig aus ihrer Lage halfen. Sehr kurz leckte er sich über seine Lippen. Ein Gedanke formte sich, der ihm ohne den Schwur wohl nicht gekommen wäre.

Lange daran festhalten konnte er aber nicht, die beiden hatten ihr Ziel erreicht. Eine der typischen Eckkneipen. Der kleine lies Sawelij den Vortritt. So steckte er die Arme wieder durch die Ärmel und trat ein. Drinne wäre der junge Elf sofort dahin geschmolzen. Ach was sollen der Gestank und die dicke Luft? Es war warm. Sehr warm. Sofort lüftete er den Mantel und diese Wärme konnte sofort sein klammes grünes Hemd umfangen. Ein sehr schönes Gefühl.
Dem Mann mit dem roten Bändchen, nickte Sawelij leicht zu. Also das war einer seiner Männer und Dschaba hatte ihnen schon wahrscheinlich vorher die Order gegeben, dass ein neuer Hund kommen würde. Innerlich ärgerte er sich über den Beta aber mehr über seine Dummheit. Doch nun war es wie es ist. Das Schicksaal war halt doch kein planbares Spiel.
Nun gut, jetzt war aber erst einmal das Elfenkind an der Reihe. Jemand mit offensichtlichen Problemen sah er hier gerade nicht. So lenkte er seine Schritte auf den viel zu heißen Ofen und die kleinen Sessel. Nicht nur seine Kleider sondern auch die des kleinen mussten trocknen. Die Kälte der Nacht wartete draußen auf sie und würde sich über jedes Futzel nasser Kleidung freuen. So landete Sawelijs Mantel als bald über der Rückenlehne eines der Sessel und er in selbigen.

Djirris

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« Antwort #26 am: 18.12.2016, 11:41:43 »
Als sich der Elfenjunge mit Sawelij auf den Weg aus dem Park machte, sprang auf einmal ein schwaz-weiß-braun gescheckter Pelzball aus einem der Büsche am Weg. Direkt in die wartenden Arme des Jungen. Schnell ließ dieser das Wesen unter seinem Mantel verschwinden und ging weiter, als sei nicht passiert. Nur ungenau konnte Sawelij von hintern erkennen, daß das Kind wohl das Knäul unter dem Mantel streichelte, während sie weiter durch die kalte Winternacht wanderten.
Dann und wann wedelte er mit seiner kleinen Hand durch die Luft, ganz so wie man stinkende Dämpfe vertreiben wolle murmelte etwas vor sich hin, was aber für den größeren Elfen unverständlich war.

"Zu Großvater werde ich dich heute wohl nicht mehr bringen. Es ist dafür zu spät und kalt. Und wer weiß, wo er grad ist?", war das Einzige, neben dem Murmeln, was der Elfenbursche auf dem Weg sagte, wobei er danach merkwürdig gluckste. Fast wie ein Kichern, wie auch die kleinen Atemwolken deutlich machten, die von ihm in den dunkelen Himmel aufstiegen.

Schon unterwegs mußte Sawelij auffallen, daß sich etwas an dem Jungen änderte. Seine fettigen Haare schienen jetzt kürzer und strubbiger. Sein Gang bekam einen etwas watschelnden Eindruck. Und auch die wedelnde Hand wirkte pelziger; vielleicht ein Handschuh, den der Knabe sich übergestreift hatte?[1] Schließlich ringelte sich tatsächlich ein langer Rattenschwanz unter dem Mantel des Kindes hervor. Und als es sich drehte, um nach Sawelij zu schauen, mußte dieser erkennen, daß er keinen Elfenjungen sondern einen Ratling vor sich hatte. Wortlos winkte dieser den Elfen weiter und steuerte auf ein Kaschemme zu.
Das betrunkene Päärchen auf der Straße schien ihn nicht zu interessieren, wenigstens würdigte er sie keines Blickes. Stattdessen hielt er Sawelij die Tür auf und schien es dem Elfen zu überlassen, ob er sich tatsächlich mit dem Ratling unterhalten wollte.
Wobei Djirris im Moment ganz andere Dinge beschäftigten. Er mußte dafür sorgen den Alten, von dem Stadt gesprochen hatte, zu finden. Heute würde er dafür nur noch einige Orte aufsuchen, an denen man immer Gerüchte aufschnappen konnte. Morgen würde er die Stadt selbst befragen, denn den Zauber dafür hatte er heute nicht vorbereitet. Wie viel sollte er davon dem neuen Anführer der Psina erzählen? In wie weit sollte er sich überhaupt in deren Belange einmischen? Nun, er würde warten und schauen, was der Elf wollte. Denn so ganz unwahr waren seinen "prophetischen" Worte auf dem Platz nicht gewesen. Er stand für die Stadt und nicht nur für die Bewohner eines Viertels wie die Psinas.

Als er dann die Schenke betrat, schaute er sich kurz um. Natürlich hatte er auf Grund seiner geringen Größe kein gutes Sichtfeld. Aber das brachte auch den Vorteil, daß man ihn nicht so schnell wahrnahm. Und so war es auch jetzt. Niemand nahm wirklich Notiz von ihm und so sollte es auch sein.
Er gesellte sich zu Sawelij an den Ofen und zog, ähnlich wie dieser seinen Mantel aus, um ihn aufzutauen.
Als er sich in den Sessel gegenüber des Elfen plumpsen ließ, angenehm ob der geringen Größe erfreut, nutzte er die Armlehne als Schutz gegen die allzu große Hitze vom Ofen. Auch Mukel kam jetzt aus den Tiefen der Kleidung des Ratlings gekrabbelt und machte es sich auf dessen Schoß bequem, wo er woniglich die Streicheleinheiten seines Herrn genoß, wie sein Schnurren deutlich vernehmbar zeigte.
Aufmersam und wartend schaute er den Elfen an.


 1. Der Zauber "Alter Self" hält ja nur ein paar Minuten und müßte spätestens jetzt auf dem Weg enden

Sawelij

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« Antwort #27 am: 18.12.2016, 20:32:15 »
Zuerst schwieg der Elf. Das finden einer passenden Haltung auf den kleinen Sesseln fiel ihm deutlich schwerer. Doch irgendwann hatte er eine Position gefunden und schien die Wärme zu genießen, jedenfalls solange sie ihm nicht zu heiß wurde. Sawelij dachte über den Kleinen nach.
Der Wirt, mit den Bieren, holte ihn aus der Gedankenwelt. Freundlich bedankte er sich bei ihm, und nahm dessen Warnung, sich hier nichts zu verbrennen, ebenso dankend hin. „Nimm dir ruhig.“ sagte er zum Rattling als der Wirt ging. Er selbst nahm einen der Humpen in die Hand, prostet dem Rattling zu und trank einen kräftigen Schluck. Dann begann er mit etwas gesenkter Stimme zu sprechen: „Fangen wir doch mit dem einfachsten an. Wie heißt du? Meinen Namen kennst du ja schon aber ich denke du möchtest von mir nicht Kleiner gerufen werden.“ Sawelij spannte seine Rückenmuskeln an, die Wärme taute ihn nicht nur äußerlich auf. „Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube du warst auch Dschabas zweite Gaste, nicht wahr? Hast aber nicht so mitgespielt wie er wollte oder einfach nicht wie er erwartet hat. Ich glaube er hat einiges nicht erwartet. Ähnlich wie deine Worte im Zauber. Diene zentralen Worte waren ja nicht wirklich schon und bieten reichlich an Interpretation. Bist du da fähig oder gewillt Klarheit zu schaffen?“ Beides zweifelte Sawelij irgendwie an. Denn eins war klar, es saßen sich gerade zwei gegenüber, welche vom selben Fach waren, aber offensichtlich andere Mittel hatten. „Da wäre dann auch noch eines. Nehmen wir mal an du wärst der zweite Gast, dann steht dir Dschabas Frage auch zu und es wäre nur fair, wenn wenigstens ich deine Antwort hören könnte. Also was wünscht du dir für die Satdt? Ich bin auf deine Antwort neugierig, denn so könnten wir eher abschätzen warum wir beide geladen waren.“ Außer der offensichtlichen Tatsache in der Sawelij gerade steckte. Aber den Teil des Satzes verkniff er sich. Nahm eher den nächsten Schluck vom viel zu schnell warm gewordenen Bier und wartete auf Antworten.

Djirris

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« Antwort #28 am: 19.12.2016, 23:57:40 »
Als der Elf endlich sprach, bedankte sich Djirris für das Bier. Er hob den Humpen und goß ein wenig davon in seine andere Hand, die er zu einer Schale geformt hatte. Diese hielt er der Katze hin, die kurz schnupperte und dann ein wenig von dem Getränk schleckte, nicht ohne aber zuvor kurz protestierend das Näschen zu rümpfen und zu maunzen. Sawelij konnte jetzt deutlich das zerfetzte, linke Ohr und einige Narben im Pelz erkennen, die die Katze hatte. Auch der Ratling gönnte sich einen Schluck, lehnte sich zurück und began zu antworten.
"Du hast Koska kennengelernt. Jetzt bin ich Djirris. Morgen magst du mich als Mensch namens Milwan treffen. Oder als den Zwergen Barkov. Oder vielleicht sogar mal als Sawelij Alagos.
Oder du nennst mich Eisiger Hauch in den Straßen. Blöder Dornenbusch im Park, an dem sich deine Kleidung verfangen hat. Muffiger Schlafraum, den du teilen mußt.
Am Ende läuft es darauf hinaus, das du mich auch einfach Demjanowka nennen könntest, wenn du möchtest. Und Kleiner ist auch okay."
Ein leises Kichern folgte.
"Ich weiß nicht, was Dschaba will oder wollte. Aber wenn ich es war, dann wußte er auf jeden Fall nichts!
Denn dann wüßte er, daß meine Wünsche für die Stadt die Wünsche der Stadt sind. Aber was wünscht sich eine Stadt, fragst du dich."
Wieder kicherte der Ratling leise.
Du wirst es wissen, wenn du verstanden hast, wer und was die Stadt und wer und was ich bin!
Wenn du es endlich weißt, dann brauchst du nicht mehr zu fragen.
Ziemlich mystisch, was? Aber auch das wirst du dann verstehen.
Was die Worte angeht, die Kosta gesagt hat, mußt du mir auf die Sprünge helfen. Ich weiß nur so ungefähr in welche Richtung ihre Bedeutung gegangen sein könnte. Der genaue Wortlaut ist mir verborgen. Da müßtest du schon genauer werden.[1]"

Djirris war gespannt, welche der Worte wohl für den Elfen wichtig waren.
"Aber auch ich hab eine Frage an dich, Sawelij, neuer Alpha der Psina. Was glaubst du passiert, wenn Dschaba tatsächlich das E-Werk in seine Gewalt bringt?" Bei dieser Frage beugte sich der Ratling vor und funkelte den Elfen aus seinen kleinen, glitzernden Augen an. Und auch die Katze hatte sich Sawelij zugewand. Ihre jetzt im Kerzenschein unheilvoll grünleuchtenden Augen betrachteten ihn aufmerksam. Der junge Elf brauchte nicht viel Menschenkenntnis um zu erkennen, daß er hier wohl auf eine Probe gestellt wurde.
 1. Bluff: 30, für die Lüge. Will ja geheimnisvoll bleiben.  :D
« Letzte Änderung: 20.12.2016, 00:03:53 von Djirris »

Sawelij

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Wohin die Wärme flieht...
« Antwort #29 am: 20.12.2016, 01:09:13 »
Sawelij verengte kurz die Augen[1]. Also war der Rattling dem Wahn nahe, wenn man glauben könnte, dass er gerade die Wahrheit sagte. Aber was war die Wahrheit heute schon mehr als eine Lüge die man glauben wollte.
Kurz nickte Sewalij in Richtung des überhitzten Ofens. „Ohne genau zu wissen was er vorhat. Das da. Er würde einen Ofen mit Scheiten überhitzen und zum Knallen bringen. Deine blutige Prophezeiung würde wahr werden und die Armee oder sonst wer würde alles abschlachten.“ Er sog schwer die Luft ein. „Es wäre ein blutiger Versuch, der wohl ein Mahnmal werden könnte aber die meisten würden sich opfern. Es würde momentan kaum etwas ändern.“ hierbei ging er davon aus, dass es als Aktion der Prisma angesehen werden würde. Dschabe hatte ja deutlich gemacht, dass er ebenfalls dieses Problem sah. „Solange du, gleich deines Namens, nicht mehr weißt, ist dies sehr wahrscheinlich. Es ist so, als würde man es auf die Tasche eines Neureichen abgesehen haben und die Wachen ringsum ignorieren.“ Kurz schloss er die Augen und dachte über die Stadt nach. „Es bringt nichts, wenn die Stadt der Lethargie, den eisigen Geistern verfällt. Sich seinem nahen Tod ergibt. Es wäre nur ein weiterer Schrecken, der mit der Zeit vergessen werden würde. Denn momentan ergeben sich viele der Angst, der Trauer und ihrem eigenen Schicksaal. Erinnert sich noch jemand an das wir? An die Freundlichkeit zwischen Nachbarn oder eben auch den Völkern?“[2] Das Bier ist nach dem nächsten Schluck schon halb ausgetrunken und die Gesichtshaut des Helfen scheint sich unter der Wärme des Ofens zu spannen. Nach einem Moment vergeht sein eigenes Funkeln in den Augen, er lehnt sich wieder zurück in den Sessel. „Kalt und weiß, der Nebel der dich umgibt, bald wird er rot sein, Blut getränkt und heiß. Bevor du einen Schwur gibst, bedenke das Leben was dann entweicht. So zögere jetzt mit dem Handeln, den sonst kannst du in dunklen Schatten wandeln. Das war dein erster Spruch. Im zweiten Spruch entziehst du dich von Dschabas Spiel. Sagst erst wenn wir verstehen was die Stadt ist, wirst du mit uns wie unter gleichen reden.“ Sawelij leckt sich über die durch die Wärme trockenen Lippen. Er schluckte die Worte hinunter, welche er sagen wollte. Sagte eher, die die ihm als zweites in den Sinn kamen. „Nun, egal was ich mache, egal was Dschaba macht, was machst du? Kannst du dich wirklich heraus halten, wenn zwei Blinde in der Stadt rumstochern?“ Das Blinde war offensichtlich auf sich und Dschaba bezogen.
 1. ich verzichte auf einen Gegenwurf
 2.  Dipol 22,  unbewusst versucht Sanjan eine Gefühlsregung zu provozieren