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Autor Thema: Erstes Buch: Das verlorene Paradies  (Gelesen 43983 mal)

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Laetitia 87

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #15 am: 21.02.2017, 16:14:51 »
Laetitia 87 war keineswegs überrascht. Der Konflikt schäumte an die Oberfläche, wie die Säfte einer schwärenden Wunde - die alte Gesellschaft riss an den Nähten immer weiter auf. Der alte Dachsseher, der so vehement die Wege der Ahnen verteidigte, gehörte wohl zu der Sorte, die lieber alle drei Augen vor der Veränderung verschloss.
Die Luchsin machte für gewöhnlich selten den ersten Zug. Ganz wie ihre jagende Verwandtschaft zog sie es vor, eine Weile zu beobachten und zum rechten Augenblick in Erscheinung zu treten. So drehte sie ihre Ohren und Augen zunächst zum jungen aufmüpfigen Rotfell, dann zum alten Dachs. Diesen betrachtete sie aufmerksamer, schnüffelte die Luft und fühlte nach seinem Wesen: War er sich seiner Position gänzlich sicher, oder wurde er laut, weil die Geister ihn in seinem Wunschdenken alleine ließen?

Weißherbst

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #16 am: 22.02.2017, 12:39:52 »
Der Auftritt des Rotfells weckte Weißherbsts Interesse. Er glaubte zwar nicht, dass dies der Grund war, für den er hierhergebeten würde, aber es war gut zu wissen, dass es auch außerhalb des Kaninchenstammes inzwischen offen rebellische Tendenzen gab. Sicherlich waren die jugendlichen Dachse nicht organisiert, sondern folgten, aufgeputscht durch die feierliche Stimmung, einer Laune und ließen sich mitreißen. Dennoch war hier die Saat gesät für eine neue Generation von Freiheitskämpfern, die, wenn sie von den richtigen Pfoten geführt wurden, den Beginn einer Lawine auslösen konnten.
Der Hase notierte sich innerlich die Gesichter der Halbstarken - zu einem späteren Zeitpunkt würde er versuchen, ein paar Worte mit dem rotfelligen Wiesel zu wechseln.

Dass die Zeit noch nicht ganz reif für die offene Revolution war, wurde einige Augenblicke später bewusst, als der alte Vielfraß versuchte, dem Treiben ein Ende zu setzen. Weißherbst musste sofort an Beckenbauer 33 denken: Wie auch er war das hier ein alter Ewiggestriger, der sich verzweifelt an das Bekannte klammerte, voller Furcht, dass der Sturm der Revolution seine wackelige Machtstellung hinwegfegen würde. Aber beide würden bald feststellen, dass sich dieser Sturm nicht bremsen ließ - und wenn sie versuchten, sich ihm entgegenzustellen ... nun,  ein Nachfolger stand bereits parat.

Neugierig sah sich der Hase um, welche Reaktionen die Worte des Alten bei den Umstehenden auslösten. War ein mehrheitliches Nicken zu sehen, oder gab es Gruppen, aus denen heraus Missbilligung zu spüren war?[1]
 1. Sense Emotion: 2 Erfolge
« Letzte Änderung: 22.02.2017, 17:00:08 von Weißherbst »

Sting73

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #17 am: 23.02.2017, 07:09:53 »
Als es plötzlich zu diesem Tumult an der Feuerstelle kam spannte sich Sting unbewußt an und seine Hand wanderte automatisch zu seiner Waffe. Als er dann jedoch sah das der Tumult nicht ihm galt sondern es eher eine Streitigkeit unter den Dachsen war entspannte er sich ein wenig.
Die Neugierde von Sting war jedoch geweckt, er stand auf und wollte sich diese Dachse mal etwas näher anschauen. Er machte sich auf und näherte sich dem Pulk, vielleicht konnte er ja irgend jemand erkennen der ihm schon einmal begegnet war und sich somit als Rebell zu erkennen gab. Sting mochte diese Heimlichtuerei nicht sehr, er war eher ein Typ der Probleme direkt und offen klären wollte. Das rumsitzen machte ihn nur nervös, daher war er ganz froh das er nun aufstehen konnte ohne das er gleich zu sehr auffiel.

Weißherbst

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #18 am: 27.02.2017, 11:28:37 »
Eine kurze Beobachtung genügte, um die Stimmungen auf dem Platz einigermaßen einschätzen zu können. Die große Mehrheit kümmerte sich vor allem um ihre eigenen Angelegenheiten oder schien dem Schauspiel eher neutral gegenüberzustehen. Aber zwei kleinere, etwa gleich große Gruppen, zeigten bei näherem Hinsehen klare Zeichen von Zustimmung in der einen und Ablehnung in der anderen.

Der Hase beschloss, dass dies ein günstiger Zeitpunkt sein könnte, um das rebellische Denken im Dachsbau etwas zu befördern, und bewegte sich langsam in Richtung der Gruppe, die offenbar mit dem alten Vielfraß sympathisierte. Dort angekommen, tat er so, als hätte er die ganze Zeit schon in der Nähe gestanden.
"Jemand follte diefen Taugeniften endlif mal eine Lekfion erteilen. Nifts geleiftet in ihrem Alter, aber grofe Reden fwingen."
Gespannt wartet Weißherbst, ob seine Worte Anklang fanden.

Thofelt 42

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #19 am: 27.02.2017, 18:33:22 »
Die Worte der Seherin entlockten dem alten Dachs nur ein enttäuschtes Kopfschütteln. Er würde garantiert nichts unvernünftiges tun, aber die anderen wohl schon. Er seufzte und ließ die Katze ohne weitere Worte ziehen. Sein Blick verblieb jedoch nur noch einen kurzen Moment beim Wiesel, ehe er sich wieder einmal über sich selbst wundern musste. Er war eindeutig zu alt dafür und noch viel schwerwiegendere Sachen lasteten auf seinen ungebührlichen Gedanken. Thofelt 42 lenkte sich lieber selbst ab und nutze seinen, trotz des Alters, noch fitten Körper, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Immerhin war es Tradition und bevor er sich noch weiter den Kopf zerbrach, war etwas körperliche Ertüchtigung nie verkehrt, auch wenn Teile seines Körpers wohl lieber eine andere Art von Ertüchtigung gesucht hätten.
Als dann jedoch nach einigen Stunden harter Arbeit eine ihm wohl bekannte Stimme zur Freiheit aufrief, seufzte der alte Dachs. Er hatte sich gerade zur Ruhe hingesetzt und spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust, als er befürchtet wohin dies gehen würde. Als wenig später auch noch eine weitere Stimme erschallte, war das Chaos perfekt und alles so gekommen wie befürchtet. Thofelt 42 richtete sich mit einem Ächzen auf und näherte sich dem Feuer, wo ausgerechnet Walter 08 mehr Gift ausspuckte. Der kleiner Dachs war plötzlich hinter ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
“Sei nicht so vorschnell mit deinen Worten. Jeder leistet seinen Beitrag und Niemand kann Unruhe gebrauchen.“
Danach stellte er sich jedoch zwischen die beiden sich langsam bildenden Lager. Mit lauter Stimme sprach der alte Kräutermischer.
“ES IST TRADITION UNSEREN VORFAHREN ZU GEDENKEN. DOCH WIE DIES ERFOLGT IST JEDEM SELBST ÜBERLASSEN, SOLANGE WIR UNSERER ANIMALISCHEN SEITE GEDENKEN. NUR WEIL DIR DIE ART NICHT PASST, HAST DU NICHT ZU ENTSCHEIDEN WIE JEDER GEDENKT, BJOERNDALEN 86. DEIN STREIT TRITT UNSERE TRADITION MIT FÜßEN, DENN SO GEDENKT KEINER UNSEREN VORFAHREN.“
« Letzte Änderung: 28.02.2017, 10:11:21 von Thofelt 42 »
Vergiss deinen tollen Plan. Ich habe hier genau das richtige Mittel dafür.

Idunivor

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #20 am: 27.02.2017, 20:01:53 »
Der Vielfraß wandte sich überrascht um, als er die ihm wohl bekannte Stimme vernahm. Er hatte wohl erwartet, dass die jungen in Neuners Rufe einstimmen würden, aber dass es jemand wie Thofelt es tat, überraschte ihn dann wohl doch. Für einen Augenblick wandte er sich von der Wieseldame auf dem Scheiterhaufen ab, auf deren Gesicht jetzt ein Grinsen erschien, das ihre scharfen Zähne entblößte. Der Vielfraß hingegen sprach immer noch laut, schrie aber nicht mehr so wie zuvor und die Konfrontation zwischen den beiden alten ließ auch den Rest der Menge ruhig genug werden, dass alle die gesprochenen Worte verstehen konnten, ohne dass jemand schreien musste: "Und was soll das heißen Thofelt 42? Sollen wir einfach jeden selbst entscheiden lassen, ob er offen gegen die Wärter spricht, sich nachher sogar offen gegen sie wendet? Das widerspricht allem, was wir gelernt haben, als wir jung waren, mein alter Freund."
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Laetitia 87

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #21 am: 28.02.2017, 00:24:14 »
Die Luchsin, auf die in diesem Moment wohl keiner achtete, schmunzelte vor sich hin. Ihr war, als schaute sie einem heranziehenden Unwetter zu: erst hing der verräterische Duft in der Luft, dann fiel der erste Regentropfen, dann der nächste, und der nächste, bis der Regensturm nicht mehr zu halten war.
Doch die rebellische Geste der jungen Wieselin und die unmittelbaren Reaktionen waren nur die offensichtlichen Anzeichen. Laetitia 87 schaute sich genauer unter den anwesenden Dachsen und deren Gästen um - jenen, die sich nicht am Streit beteiligten. Gab es hier weitere stille Beobachter wie sie? Und schlug die Auseinandersetzung am Scheiterhaufen vielleicht Wellen, die von den meisten unbemerkt blieben?

Sting73

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #22 am: 28.02.2017, 06:57:44 »
Sting gesellte sich nun auch noch etwas näher zu der Gruppe der Dachse um sich einen besseren Überblick verschaffen zu können. Scheinbar könnte sich jetzt hier endlich seine Kontaktperson zeigen.

Ist es der Hase? Oder doch der Dachs der nun das Wort ergriffen hatte? Oder doch einer von diesen Jünglingen? Irgendwie war im Moment alles noch etwas verwirrend, also entschied Sting doch noch einen Moment zu warten und zu schauen ob die Situation bald klarer wird.

Thofelt 42

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #23 am: 28.02.2017, 10:17:35 »
Ein Teil seines Kopfes schrie dagegen auf was er tat und die Worte des Vielfraßes taten mehr weh, als er bereit war zuzugeben. Aber Thofelt wusste auch was er zu tun hatte. Wahrscheinlich würden manche den Kopf schütteln über sein Verhalten oder ihn gar für verrückt erklären, aber es war wie es war. Der Dachs verschränkte die Arme.
"Als wir jung waren...kannst du dich wirklich noch daran erinnern, alter Freund? Denn soweit ich mich erinnere waren wir alle mal jung, ungestüm und wollten die Welt erobern, unseren Platz finden. Heute sind wir weiser und älter, aber das heißt nicht, dass die neue junge Generation nicht ebenso sich die Hörner abstoßen muss, wie wir. Lasst die Jugend an diesem Fest Jugend sein und die Nacht auf ihre Art und Weise feiern. Mehr sage ich nicht."
Erklärte sich der alte Dachs und setzte dann unbedachter weise noch etwas nach.
"Trag deinen persönlichen Konflikt mit Neuner 13 nicht auf diese Art und Weise aus, keiner von uns kann das mehr hören."
Vergiss deinen tollen Plan. Ich habe hier genau das richtige Mittel dafür.

Weißherbst

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #24 am: 28.02.2017, 13:02:41 »
"Verdammt!"
Er hatte fast spüren können, wie die Stimmung der Konservativen sich mehr und mehr aufschaukelte, und ein Ausbruch kurz bevorstand. In seinem Geist hatte er schon die Wutausbrüche gesehen, die den Umstehenden vor Augen geführt hätten, wie ungerechtfertigt die Angriffe auf die friedlich protestierenden Jugendlichen gewesen wären. Das Bild hätte sich verfestigt: Auf der einen Seite die Alten, die mit Gewalt die Freiheit aller anderen einschränken wollten, auf der anderen Seite die selbstlosen Märtyrer, die trotz aller Widerstände den gerechten Kampf gegen die Unterdrückung kämpften.
Und mit ein wenig Glück und Geschick hätte sich Weißherbst als Stimme der Vernunft profilieren können.

Alles vorbei, weil ausgerechnet der alte Thofelt 42 sich einschalten und die Wogen glätten musste. Ausgerechnet Thofelt, von dem der Hase ansonsten eine hohe Meinung hatte - einer der wenigen Älteren, die vermutlich mit dem Widerstand sympathisierten. Und der hatte Weißherbst hingestellt wie einen dummen Jungen, der sein Babyfell noch nicht abgeworfen hatte.

Nun blieb dem Hasen nichts anderes übrig, als schweigend zuzuhören, wie die beiden Senioren des Dachsbaus miteinander stritten - und sich zu überlegen, ob dies hier der Grund seines Hierseins war? War alles nur inszeniert gewesen? Oder würde ihn doch noch jemand kontaktieren?

Garcia 13

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #25 am: 01.03.2017, 23:34:01 »
Als es auf einmal Laut in ihrer Nähe wurde, streckte die alte Schildkröte doch wieder den Kopf auf ihrem faltigen, langen Hals in die Höhe, um mehr zu sehen.
Ah, die Jugend begehrt auf! Wie typisch!
Dennoch stimmte er dem jungen Wiesel innerlich zu.
Freiheit!
Ja, das wünschte er sich auch. Denn er hatte schon das ganze Tal bereist und alles gesehen, das es zu sehen gab. Neue Erfahrungen waren, was er sich wünschte.
Dennoch wußte er auch, daß es so etwas erst geben würde, wenn es keine Zäune mehr gab, die sie im Tal halten würden.
Aber wie viel war er selbst bereit dafür zu tun?
Er wußte es nicht, wurde Garcia 13 klar.
Vielleicht gab es hier die Gelegenheit es heraus zu finden.
Für den Moment beobachtete er die Szene weiter und notierte sich innerlich, wer auf welcher Seite stand.
 

Idunivor

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #26 am: 02.03.2017, 15:18:34 »
"Persönliche Konflikte?" schnaubte Bjoerndalen 86. "Hier geht es um sehr viel mehr als um persönliche Konflikte! Hier geht es um das Schicksal unseres Stammes!" Jetzt mischte sich das Wiesel von oben auf dem Scheiterhaufen wieder ein: "Ganz richtig, das Schicksal unseres Stammes. Unser Schicksal! Und wenn es um unser Schicksal geht, dann müssen wir das auch selbst in die Hand nehmen und nicht einfach die Väter unserer Väter entscheiden lassen, ohne selbst nachzudenken." Von den jungen Anhängern der Wiseldame gab es jetzt wieder zustimmende Jubeln und auch wenn es nicht allzu sehr auffiel, stimmte doch einige Stimmen mehr in diesen Jubel mit ein, als zuvor. Offenbar hatte der Vielfraß mit seinem Ausbruch genau das Gegenteil erreicht, wozu Tholfelt wohl nicht wenig Beitrag geleistet hatte mit seinem Tadel.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Burton 05

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« Antwort #27 am: 03.03.2017, 21:44:25 »
Eigentlich war der Braune nicht hierhergekommen, um sich dieses Gezanke anzuhören. Genau aus diesem Grund war er lieber für sich allein. Jung und Alt schaukelten sich gegenseitig hoch und das Ergebnis würde doch das Gleiche bleiben. Wenn die Jungen zu laut waren, würden die Wächter vorbeischauen, ein paar Unglücksraben verschleppen und ihren Standpunkt bewiesen haben. Die Alten würden sich darin bestätigt sehen, dass stummes Leiden die einzige richtige Lösung blieb. Der Bär konnte beide Seiten nicht besonders leiden. Wieso alles so schwarz und weiß sehen? Damit war Niemandem geholfen. Eher widerwillig erhob er sich und gesellte sich zu dem streitbaren Geknubbel. 

"Humpf. Offener Widerstand beschert uns nichts als Ärger. Ein allzu ungestümes Feuer erstickt schnell an seinem Eifer. Wer die Wege der Alten unbedingt verlassen will, sollte sich wenigstens anhören was sie zu sagen haben. Selbst eine Ameise kann durch Einigkeit und Zielstrebigkeit gewinnen. Davon sehe ich bisher noch nicht viel. "

Burton 05 verließ sich auf die gegebenen Tatsachen. Fakt war - von ein paar einzelnen Meuterern ließen sich die Wächter nicht beeindrucken. Da half auch noch so großer Idealismus und überschüssige Energie nichts. Nach wie vor stand er einer Rebellion skeptisch gegenüber. Es gab keinen König, der sie führte. Vielmehr war es ein wildes Durcheinander mit verschiedenen Ideen und Absichten. Der Hüne brummte halb amüsiert.

"Selbst nachdenken sei euch Jungvolk ruhig vergönnt. Schließlich sollt ihr aus den Fehlern eurer Alten lernen. Nur tot nützt man niemandem etwas. "


Eine neutrale Haltung einzunehmen war immer eine unglückliche Angelegenheit, ließ sich aber eben auch nicht ändern. Der Bär hatte selbst schon manche Freunde eingebüßt. Das wünscht er keinem. Und ohne irgendetwas erreicht zu haben...hätte so jemand tatsächlich besser nichts weiter getan.

Laetitia 87

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #28 am: 04.03.2017, 18:58:19 »
Laetitia 87 war bereits dabei, den Pilzbewuchs von einem morschen Holzscheit abzupflücken und zu naschen. Pilze hatten meist die klügsten Ratschläge parat. Burtons Auftritt ließ sie mitten in der Bewegung - eine Hand in der Luft - innehalten. Der Versuch, die Waagschalen ins Gleichgewicht zu bringen, passte durchaus zum muskelbepackten Eigenbrötler, fand sie. Nicht, dass sie sein Einschreiten erwartet hätte - aber genau jene, die nicht taten, was man von ihnen erwartete, waren die Interessantesten.
Die Luchsin riss sich erst davon los, dem Hünen beim Wogenglätten zuzuschauen, als sie ein Ziehen im Hinterkopf verspürte. Die Pilze begannen, eindringlich zu quäken. Die Seherin hatte keine andere Wahl, als dem Drang zu folgen, herumzuwirbeln, auch wenn ihr davon speiübel wurde. Ihr angestrengtes Keuchen klang, als müsste sie einen Haarball auswürgen. Dafür hatte sie jedoch keine Zeit: Die fragilen Sonnenstrahlen des Frühlingsabends brachen sich zur großen Aufregung der Pilze an etwas Metallenem - der schreiend unnatürlichen Haut eines Wärters! Vielleicht war es auch mehr als nur einer, gekommen, den Widerstand im Keim zu ersticken. Wieder war es jedoch an Burton 05 zu tun, was von ihm nicht erwartet wurde, diesmal von den Gefängnishütern: nämlich ihnen in höchst effektiver Art und Weise die Stirn zu bieten und sie zu Haufen scharfkantiger wie schweigsamer Einzelteile zu zerlegen. Gerade gut genug, damit Walter 08, oder Weißherbst, wie er sich nannte, hinterherhoppeln und die interessantesten Teile aufsammeln konnte.
Laetitias Sicht begann rasch zu verschwimmen - ein Hinweis, dass das was sie gesehen hatte, womöglich nicht die Gegenwart war. Trotz jahrelanger Übung fiel es ihr nicht immer leicht, die Fäden der plötzlichen Visionen von den tatsächlichen Ereignissen zu trennen. Mit geweiteten Pupillen und sich drehendem Kopf zog sich die Katzenfrau unauffällig in den nächsten Schatten zurück, um sich in Ruhe einen Reim aus den Stimmen der Pilze zu machen[1].
 1. Scry: Burton, Kampf gegen Wärter, 1 Erfolg
« Letzte Änderung: 04.03.2017, 19:25:40 von Laetitia 87 »

Thofelt 42

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Erstes Buch: Das verlorene Paradies
« Antwort #29 am: 05.03.2017, 11:57:06 »
Thofelt 42 schüttelte zumindest innerlich den Kopf, vor allen Leuten würde dieses Signal wohl etwas falsches senden, zumindest glaubte der Dachs genau das. Die Worte des Vielfraßes waren in seinen Augen nicht viel wert, nicht einmal Thofelt stimmte mit ihm sonderlich oft überein. Das ausgerechnet ein Bären dann auch noch beruhigende, glättende Worte sagte, versetzte dem Dachs einen Stich, fast so schlimm wie Waltz 37. Dennoch musste er die Chance nutzen.
“Darüber wird schon noch früh genug eine Entscheidung fallen, aber nicht durch dich oder mich oder sonst jemand alleine.“
Stimmte er Burton 05 gewissermaßen zu und richtete es an alle Beteiligten. Der Kessel brodelte schon viel zu lange, aber er hatte keine Lust den Deckel drauf zu halten oder ein Teil davon zu sein, er war entschieden zu alt für den Mist.
“Aber heute Nacht sollten wir feiern und gedenken. Morgen ist auch noch ein Tag oder nicht? Lass uns die ganze Sache über einem guten Glas Selbstgebranntem diskutieren.“
Schlug Thofelt 42 Bjoerndalen 86 vor, um sich ihm zu nähern und einladend zu wirken.
“Lass die Jugend heute Abend Jugend sein, während wir Alten uns selbst beschäftigen, was sagst du?“
Vergiss deinen tollen Plan. Ich habe hier genau das richtige Mittel dafür.

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