Autor Thema: [Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers  (Gelesen 5871 mal)

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Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #15 am: 09.05.2017, 13:09:29 »
Die Frage danach, ob er in der Gegend bekannt sei, bringt den Ronin in Verlegenheit. Er zieht ein finsteres Gesicht und antwortet knapp: "Ich kam schon auf der Durchreise hier vorbei, war aber noch nie in diesem Dorf." Was so nahe an der Wahrheit ist, dass man es nicht als direkte Lüge bezeichnen kann. Nur dass er zu den Männern gehörte, denen der Schutz der Gegend befohlen war, verschweigt er aus Stolz. Die Frage, warum er nun noch als einziger hier zurückgeblieben ist, läge zu nahe.

Während er überlegt, wie er dem Gespräch eine andere Wendung geben kann, ohne sich womöglich durch seine groben Sitten zu blamieren, lässt er seinen Blick durch den Raum wandern. Alles sieht ordentlich und friedlich aus. Was Wunder – die Frauen, die für das Sauberhalten und die Hausarbeiten zuständig sind, leben ja noch hier. Aber wer bringt die Ernte ein, wer betreibt die Handwerke, wer ernährt und beschützt sie, die Kinder und Greise? "Erfahrungen?" meint er schließlich und mustert die Frau mit einem misstrauischen Blick. "Welche Erfahrungen meint Ihr?" Es ist ihm schleierhaft, worin sie Erfahrung haben könnte, die für ihn interessant wären.

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #16 am: 16.05.2017, 07:25:59 »
Falls der Dame das Ausweichende an der Antwort des jungen Kriegers aufgefallen war, lässt sie es sich nicht anmerken. Auch den Stolz darüber, dass sie in all der Zeit als Ehefrau ihre alten Künste nicht gänzlich verloren hat, zeigt sich nicht. Selbst wenn ihr Gegenüber ein einfacherer Mensch sein sollte. So zaubert sie ein Lächeln auf ihre Lippen, halb vom Ärmel verdeckt, und mit niedergeschlagenen Augen. "Verzeiht, ich wollte meine Kenntnisse nicht überhöhen. Ich wollte euch lediglich Informationen über den Ort, die Umgebung anbieten, oder Geschichten aus der Gegend. Zumindest hoffe ich, dass meine Erfahrungen in Angelegenheiten der Konversation euch den Aufenthalt angenehm zu gestalten wissen." Bei den letzten Worten verändert sie sacht ihre Haltung, auch wenn die Andeutungen extrem subtil sind. Zuletzt hebt sie den Blick und lächelt Tsuyoshi offen an.

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #17 am: 16.05.2017, 12:18:18 »
Das ganze Verhalten Kimikos zeugt davon, dass sie als Dame erzogen wurde. Tsuyoshi, der zeit seines Lebens nie in die Nähe einer Frau von wirklich hoher Geburt gekommen ist, zögert. Die zarten Züge, die feinen, schlanken Hände, die gezierten Gesten und die Art, wie sie ihren Blick demutsvoll und zugleich selbstbewusst senkt: Alles Beweise, dass sie gewohnt sein muss, sich in der Gegenwart vornehmerer Männer zu bewegen. Wie kommt sie in das Dorf, und vor allem: Wie soll er ihre Gesten verstehen? "Das wäre sehr freundlich von Euch, Dame" meint er schließlich und neigt kurz den Kopf,
« Letzte Änderung: 16.05.2017, 12:18:53 von Tsuyoshi »

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #18 am: 18.05.2017, 07:17:35 »
Je weiter die Situation sich in eine Richtung entwickelt, mit der Kimiko vertraut ist, umso mehr entspannt sie sich. Nach dem nächsten Nippen an der Teeschale beginnt sie, Tsuyoshi einen kurzen, sachlichen Abriss über das Dorf, seine interessanten Orte und Personen zu geben, sodass er eine Orientierung bekommt. Als sie den Eindruck bekommt, er sei weitgehend eingenommen und entspannt, macht sie schließlich die Überleitung in den Bereich, der sie wirklich interessiert.

Mit dem üblichen zurückhaltenden Auftritt formuliert sie: "Aber vielleicht kann ich für euch das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden: Solltet ihr in einem Auftrag, zum Beispiel Erkundung, unterwegs sein, gibt es wahrscheinlich bestimmte Informationen, die ihr sucht? Seid ihr vorgeschickt, um für nachfolgende Samurai den Weg zu bereiten oder einfach, um nach dem Rechten zu sehen?" Auch wenn sie sich bemüht um einen leichten Plauderton, so fixiert ihr Blick das Gegenüber doch weniger unauffällig.

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #19 am: 18.05.2017, 11:48:01 »
Die Dame lässt den jungen Samurai mit ihren feinen Sitten fast seine prekäre Situation vergessen. Er entspannt sich zunehmend, auch wenn die Klinge noch immer griffbereit neben seinem Knie liegt. 'Traue niemals den Frauen aus der Stadt' hat ihm sein Vater immer wieder eingebläut. 'Wenn du dorthin gehst, riechen sie sofort, dass du vom Land kommst, dass du kein feiner Herr bist und nicht viel Geld in der Tasche hast. Hüte dich auch, im Übermaß zu trinken oder das Kopfkissen mit ihnen zu teilen, denn sie verstehen es, einen Mann mehr reden zu lassen, als weise ist. Sie betören und verwirren den Narren, der ihnen traut!' Er wirft Kimiko einen Blick zu. Ist sie eine Frau aus der Stadt, eine von jenen..?

Ein einfaches Weib vom Land jedenfalls hätte nicht solche Manieren, kleidete und schminkte sich nicht so teuer. Schmerzlich bemerkt er, wie wenig Erfahrung er abseits des Kampfes besitzt – in all jenen Dingen, die ein wahrer Samurai auch beherrschen sollte. "Was könnt Ihr mir denn über dieses Dorf sagen?" erwidert er vorsichtig, ohne direkt auf ihre Gegenfragen einzugehen. Das mag nicht der Gipfel der Höflichkeit sein, doch er kann nicht ganz verleugnen, dass die Dame anziehend ist, und das lässt ihn misstrauisch werden. Gegen sich selbst ebenso wie gegen sie. "Wovon leben die Leute hier, wenn keine Männer da sind?" Oder, anders ausgedrückt: Würde es sich für die Banditen lohnen, hier einzufallen? Denn die Gesetzlosen sind wie die Frauen: Auch sie verstehen sich darauf, arglosen Zeitgenossen Dinge zu entlocken. Beispielsweise, wo es fette Beute zu holen gibt.

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #20 am: 23.05.2017, 06:38:52 »
Josei Kimiko bleibt ein paar Augenblicke ruhig, bevor sie antwortet - warum zeigt ihr höflich-freundliches Gesicht nicht. "Warum weicht er aus, erst recht auf etwas, dass ich schon angesprochen habe? Dazu noch seine unvollständige Ausrüstung - geht er etwas nach, bei dem er nicht identifiziert werden will? Ich werde ihn überprüfen müssen, also mit denjenigen, die ihn identifiziert haben, sprechen müssen. Dann besser eilig, bevor er wieder get." Schließlich beginnt sie doch zu erzählen: "Wenn man von diesem Haus absieht, ist die Lage ein wenig angespannt. Die Zurückgebliebenen nutzen dass, was sie können, um über die Runden zu kommen. Da wäre die Bestellung der Felder und die Wacht über die Tiere, dazu kommt noch Fischerei und was der Wald zu geben bereit ist. Hervorzuheben wäre die Miko an unserem Schrein, sie leitet Jagden für die Gemeinschaft an."

Sie unterbricht ihre Worte wieder einmal für den Ritus des Teetrinkens und beobachtet ihn dabei über den Rand ihres Kimonoärmels. Nachdem sie wieder abgesetzt hat, fragt sie mit einem freundlichen Lächeln: "Werdet ihr eine Weile bleiben? Dann könntet ihr euch umsehen und erholen vom Geschäft des Krieges. Und euch ... alles, was euer Interesse weckt, zeigen lassen." Diesmal weichen weder ihr Blick noch ihre Haltung von vorher ab.

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #21 am: 23.05.2017, 14:57:15 »
Mit düsterem Blick hört der junge Samurai den Schilderungen Kimikos zu. Gelegentlich rinnt ein Tropfen Schweiß über seinen Nacken oder seine Stirn unter den Stoff seine Kimonos, während er reglos dasitzt und vor sich hin starrt. Genau wie er erwartet hatte: Ein Dorf mit Weibern, Greisen und Kindern, die sich wohl redlich bemühen mögen, aber kaum in der Lage sind, allein zu überleben. Und das wenige, das sie erwirtschaften können, ist eine leichte Beute für die Räuber. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, als er daran denkt, wie seine Kameraden den Auftrag im Stich gelassen haben, einer nach dem anderen.

Doch der Lehnsherr ist tot, niemand zahlt mehr für ihren Unterhalt, keiner ist da, ihre Lehnstreue noch einzufordern. Schließlich fährt er sich gedankenverloren über den Unterarm mit der juckenden Narbe aus dem Scharmützel gegen eine Räuberbande, blickt wieder auf und meint zweifelnd: "Eine Miko, die auf die Jagd geht? Keine Aufgabe für Mädchen oder Frauen!" Dann überlegt er kurz und nickt knapp, ohne genau zu wissen, warum überhaupt. Es ist mehr der Trotz, der ihn sagen lässt: "Ja. Ich ruhe für eine Weile hier aus und sehe mir das Dorf und den Schrein mit dieser merkwürdigen Dienerin der Götter an." Und wozu? Weil ich nicht weiß, wohin sonst – dieser Ort ist so gut wie jeder andere. Es sei denn, er suchte sich einen neuen Lehnsherrn, so wie die anderen...

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #22 am: 27.05.2017, 06:11:25 »
"Damit wäre zumindest ein Anfang gelegt.", denkt sich Kimiko und stellt fest, dass er zwar geantwortet hat, jedoch keine direkte Fortsetzung der Konversation angeboten hat. Sie kann sich nciht helfen, aber auch ohne äußere Anzeichen scheint er in Gedanken versunken. "Woran?", fragt sie sich. Sie lässt ihm ein wenig Zeit, bevor sie sich in Erinnerung ruft.

"Ich bin mir sicher, ihr werdet noch das ein oder andere von Interesse entdecken.", behauptet sie. Sie beschreibt ihm den Weg zum Schrein, dann nennt sie andere Orte von besonderer Bedeutung und den Weg dorthin. Auch Chuseis Schmiede erwähnt sie. Das Gut ihres Onkels spart sie aus, noch bestand Misstrauen. "Willkommen werdet ihr überall sein, vor allem, wenn ihr bereit wäret, zu helfen."
« Letzte Änderung: 06.06.2017, 17:41:16 von Josei Kimiko »

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #23 am: 27.05.2017, 14:20:58 »
Mit einem knappen Nicken bedankt er sich für die Auskünfte. Dann will er nach seinem Daisho greifen, als Zeichen des beabsichtigten Aufbruchs, als ihn die Worte Kimikos noch einmal innehalten lassen. "Helfen?" Tsuyoshis Brauen wandern in die Höhe. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass sie von seiner Schwertkunst spricht – denn jede andere Arbeit von einem Samurai zu verlangen, käme einer Beleidigung gleich, für die er sie direkt niederstrecken müsste. "Was meint Ihr damit? Ich mag nicht reich sein, doch meine Klinge ist nicht käuflich! Hütet Eure Zunge, Weib..!" sagt er, und Zorn flammt in seinen Augen auf. Seine Linke umfasst die Saya, der Daumen stößt Tsuba und Klinge leicht daraus hervor, während die Rechte drohend über dem Tsuka schwebt, bereit, das Griffstück zu packen und die Waffe vollends zu ziehen.

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #24 am: 31.05.2017, 07:21:45 »
Weder die plötzliche Drohung noch die Beleidigung lassen Kimiko zusammenzucken und sie hält den Blick. Erst als er fertig ist, weicht sie Tsuyoshis Blick aus und neigt den Kopf und Oberkörper soweit vor, dass ihr Fächer das Gesicht verdeckt und er teilweise ihren Rücken und Nacken sehen kann. Selbst diese Geste der Auslieferung hat etwas surreal Elegantes. In die gespannte Situation und Stille hinein haucht sie mit einer Spur Zittrigkeit in der Stimme: "Ich bitte untertänigst um Entschuldigung, meine Worte müssen missverstanden worden sein! Die aktuellen Zeiten legten nahe, dass ihr in einem Schutzauftrag unterwegs seid - und wenn ihr in diesem Rahmen euch länger aufhalten würdet, wäret ihr in besonderem Maß willkommen."
Innerlich regiert neben der Sorge vor allem Ärger. Sie hat sich zu weit vorgewagt. Kurz denkt sie darüber noch, ob der Krieger seine Reaktion so heftig ausfallen lässt, weil er sie eigentlich spielt, aber sie verwirft den Gedanken wieder. Eigentlich hat sie seine Freundlichkeit und Integrität testen wollen, nun wusste sie, dass er ein Heißblut war. Immerhin hat er verraten, dass es um seine Finanzen schlecht steht. Das und unter Umständen die Ursache davon könnten sich nutzen lassen, um ihn zu halten.

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #25 am: 31.05.2017, 20:03:23 »
Für einen Moment hält der junge Samurai inne. Er hat sich von seinem Stolz leiten lassen und weiß nun nicht recht mit der Situation umzugehen. Die Reaktion seines Gegenübers lässt ihm eigentlich keine Wahl: Da die Frau sich so unterwürfig gibt und bei ihm um Entschuldigung bittet, wäre es eine unsägliche Verletzung aller Regeln, trotzdem ihr Blut zu vergießen. Er würde sich selbst entehren. Daher entspannt er sich wieder – sehr langsam, den eben entflammten Zorn mit Mühe niederkämpfend, um sich keine Blöße zu geben. Den Geboten der Etikette zufolge ist es stets an der Frau, die Schuld für ein Missverständnis oder eine Missstimmung auf sich zu nehmen, und genau das hat Kimiko getan. Berechnend? Aus angeborenem oder anerzogenem Schamgefühl? Schwer zu sagen...

Und er ist sich auch nicht sicher, ob sie sich bewusst war, dass die Gegenwart eines Samurai eine ständige Gefahr bedeutet, weil jeder Mann aus dem Kriegeradel dazu erzogen ist, seine Ehre mit der Klinge zu verteidigen. Möglicherweise ist ihre Angst also ehrlich, vielleicht auch nur gespielt. Sehr wahrscheinlich beides zum Teil. Doch sie hat sich richtig verhalten. Daher nickt er, legt die Waffe wieder neben seinem Knie ab und sagt: "Du musst keine Angst haben... dir ist verziehen." Indem er sie nachdenklich mustert und wartet, bis sie sich nach der angemessenen Zeit wieder aufrichtet, fügt er hinzu: "Du konntest nicht wissen, dass es für einen Samurai beschämend wäre, gegen Lohn zu kämpfen." Denn das, was er von seinem Lehnsherrn erhielt, war kein Lohn: Es war ein Zeichen der Anerkennung für einen treuen Gefolgsmann, der jederzeit bereit sein muss, das eigene Leben für den Lehnsherrn zu opfern. Wie könnte eine Frau und Nichtsamurai das verstehen? "Hast du große Furcht vor den Banditen? Lebt ihr in Angst vor ihnen?" forscht er dann nach.

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #26 am: 06.06.2017, 17:53:22 »
Bei aller Selbstscherheit, die Kimiko ihr eigen zu nennen pflegt, verinnt die Zeit bis zur erleichternden Reaktion des Kriegers sehr zäh. Sie merkt, dass sich doch ein leichter Schweißfilm auf ihren Handflächen und anderen unauffälligen Stellen gebildet hat. Aber sie zwingt sich, in aller Ruhe und Form seine Worte abzuwarten und in angemessen schüchternem Ton ihren Dank auszudrücken, bevor sie in ihre alte Haltung zurückkehrt.

Innerlich fühlt sie sich durch seine erklärenden Worte verletzt, aber sie ist zu gut trainiert, es sich anmerken zu lassen. Dabei stolpert sie über etwas: Er spricht von Lohn - seine Geldsorgen wirken sehr intensiv, denn sie hatte eigentlich mehr an Hilfen wie Tragen oder andere, zugegeben nicht standesgemäße, Gefälligkeiten gedacht, die die Beschenkten sicherlich mit anderen Gefälligkeiten vergelten würden. Das jetzt zu erklären erscheint ihr unangebracht. "Vielleicht habe ich seine Bildung überschätzt?", überlegt sie.

Seine Frage erwischt sie dann auf dem falschen Fuss und sie schaut kurz auf, bevor sie ihren Blick wieder wegdreht. "Dies...ist kein erfreuliches Thema, aber ihr habt natürlich recht, im Sinne eurer Aufgaben werdet ihr dies wissen und fragen müssen. Ich...habe gehört, es hätte ein paar Flüchtlinge gegeben, die ins Dorf kamen. Sie waren die letzten Überlebenden eines Räuberüberfall und erzählten Schauerliches über die Bande." Sie studiert seine Reaktion, denn wenn er wieder erwarten doch ein Späher oder Informant sein sollte, würden ihm die erfolgreich Geflohenen nicht ins Konzept passen - und sie treffen würde er erst recht nicht wollen.

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #27 am: 07.06.2017, 12:15:31 »
Langsam aber sicher beginnt sich der Ronin unbehaglich zu fühlen. Er ist kein Mann geschliffener Manieren, obwohl er es gern wäre. Doch das geringe Einkommen des Vaters hat die Familie begleitet und ihre Alltagssorgen bestimmt, solange er sich zurückerinnern kann. Abgesehen von seinem Status und seiner kriegerischen Ausbildung war sein Leben dem eines Bauern ähnlicher als dem eines hohen Herrn. Die gezierte Art der Frau vor ihm verwirrt und verunsichert Tsuyoshi, zumal er noch immer nicht recht einzuschätzen weiß, was ihre Absichten sind. Nach dem Zornausbruch eben hätte er eigentlich erwartet, dass sie das Gespräch abzukürzen versucht, um aus seiner Nähe zu entkommen. Ein Krieger ist für Nichtsamurai stets eine latente Bedrohung. Doch sie hat wohl noch nicht die Absicht, sich zu entschuldigen.

Im Gegenteil: Diese seltsame Dame Kimiko beweist eine sanfte Beharrlichkeit, wie sie wohl nur Frauen dank ihrer Erziehung zeigen können. Ein simples Ausharren, das bei aller schuldigen Unterwürfigkeit in ihrem Verhalten eine unausgesprochene Aufforderung zu enthalten scheint, der man sich schwer entziehen kann, ohne als regelrechter Barbar und Rohling dazustehen. Misstrauisch mustert er sie nochmals und bemerkt dabei wiederum, wie viel Mühe sie sich mit ihrem Äußeren gegeben haben muss. Dieser feine Ansatz des Nackens, den ihr Kimono enthüllt, wenn sie sich verneigt. Und ihre schmalen Hände, die fast unter den Ärmeln verschwinden... "Ehrloses Gesindel, das wehrlose Bauern überfällt, statt sich einem offenen Kampf zu stellen!" stößt er voller Verachtung hervor, froh um die Ablenkung, die dieser Gedanke bedeutet.

Josei Kimiko

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #28 am: 09.06.2017, 15:16:30 »
"Absolut!", bestätigt Kimiko sofort, um dann nachzusetzen: "Sollte es für eure Aufgabe von Relevanz sein, werde ich gerne sehen lassen, ob ich die Flüchtlinge ausfindig machen lassen kann, damit ihr sie befragen könnt." So leciht will sie diese Prüfung seiner Reaktion und Aufgabe nicht aufgeben und beobachtet ihn. "Vielleicht ist dies eine gute Sache, um meinen Fehler wieder gut zu machen. Ich hatte euch erquickliche Zeit versprochen und nun ist mir dies mißlungen. Es tut mir leid und es ist möglicherweise besser, wenn ich mich entferne, auch wenn mir diese Begegnung eine große Freude ist." Überraschenderweise ist ihre Teeschale trotz ihrer kleinen Nippschlucke leer. "Ich werde die Flüchtlinge suchen lassen und zu euch schicken." "Ergänzt um jemanden, der eure Identität überprüfen kann.", denkt sie bei sich selbst. Sie schließt ihren Fächer und lässt ihre Hände in den Ärmeln verschwinden, während ihr Blick den des Kriegers sucht, um ihre Entlassung bestätigt zu bekommen.

Tsuyoshi

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[Szene 1] Die Ankunft eines einsamen Wanderers
« Antwort #29 am: 09.06.2017, 17:29:20 »
Es überrascht den jungen Ronin, wie schnell sein Gegenüber reagiert und ein neues Angebot macht. Sie muss in diesem Dorf eine hohe Position innehaben, wenn sie den Bäuerinnen derartiges befehlen kann. Da er jedoch der einzige waffenfähige Mann hier zu sein scheint, nickt er nach kurzem Zögern: "Gut. Ich werde mir anhören, was sie zu sagen haben." Was er indes danach tun wird, ist ihm selbst noch nicht so recht klar. Zu kämpfen versteht er, doch kommandiert hat er bislang noch nie, und wer wäre auch da, den man kommandieren könnte? Frauen, Kinder, Greise? Er ist allein, völlig allein.

Als Kimiko dann fortfährt, fühlt sich Tsuyoshi subtil an seine heftige Reaktion erinnert, und er beginnt darüber nachzudenken. Immerhin ist sie nur eine Frau – womöglich war er doch ein wenig zu harsch. Er mustert sie eine Weile schweigend, ehe er nach seiner Teeschale greift und einen Schluck daraus nimmt. Als das Trinkgefäß wieder an seinem Platz steht, meint er ein wenig steif, um seine Unsicherheit zu verbergen: "Ihr dürft euch entfernen, Dame. Und... nehmt euch euren Fehler nicht zu sehr zu Herzen. Ihr seid kein Krieger, der in einer solchen Situation kühlen Kopf zu wahren gewohnt ist." Damit nickt er ihr knapp zu. Für eine Frau ist sie sogar tapfer zu nennen.