Autor Thema: Die Suche  (Gelesen 4042 mal)

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Mondragor

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Die Suche
« Antwort #30 am: 17.09.2020, 20:33:50 »
"Was?" fragte sein gegenüber irritiert, als Azrim den Kelch in die Hand nahm. "So funktioniert es nicht!" kam ihm noch über die Lippen, bevor er vor Furcht erstarrte: Die Kreatur war nun nur noch wenige Schritte entfernt, und was immer er mit dem Pokal vorgehabt hatte, die Zeit würde nun nicht mehr reichen.

Zwar spürte Azrim ein noch stärkeres Kribbeln, als er das Gefäß berührte, doch sonst tat sich nichts. Gerade noch hatte er genug Zeit, um sein Schwert in Abwehrstellung vor sich zu heben und so hoffentlich den ersten Schlag des Gegners abzuwehren, als sich plötzlich die Szenerie um die beiden herum erneut änderte: Sie waren zurück in Niewinter, doch der Zwist, der eben noch um sie herum entbrannt war, war nun vorüber.

Der Boden um sie herum war jedoch bedeckt mit den Leichen der vorher Streitenden; die Leute hatten sich tatsächlich gegenseitig abgemetzelt, und sie hatten nichts dagegen tun können. Stattdessen waren sie in einer Vision gefangen gewesen, die ihnen reichlich sinnlos erschien. Aber war es eine Vision? Wieso waren sie dann ignoriert worden und lagen nicht ebenfalls tot am Boden? Und wie lange waren sie in dieser fremden Stadt gewesen, wenn hier nun bereits alles vorbei war?

Arsys

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« Antwort #31 am: 20.09.2020, 21:17:27 »
Ebenso ratlos wie Azrim sah Arsys nach allen Richtungen. Tod und Zerstörung, wo man hinblickte. Wie lange waren sie fort gewesen? - falls sie denn tatsächlich fort waren. Wie stand es ums Feuer? Hatten die Söldner damit zu tun? Wo waren die Kinder?
"Schnell, lass uns zur Brücke laufen. Wir müssen uns einen Überblick verschaffen." Die zarte Frau bestätigte ihre Absicht durch einen Blick zu ihrem Bruder und die beiden machten sich dorthin auf, wo der Zwist begonnen hatte. Wenn es Leute gab, die wussten, was hier geschehen war - dann dort.

Mondragor

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Die Suche
« Antwort #32 am: 21.09.2020, 13:39:04 »
Doch auch an der Brücke bot sich ihnen das gleiche schaurige Bild: Offenbar hatten die Leute am Nordufer versucht, die Brücke zu stürmen, woraufhin es zu einem Kampf zwischen ihnen und den Söldnern kam. Vereinzelt hörten sie noch ein Röcheln, doch es war schnell klar, dass niemand das Blutbad überlebt hatte (oder noch lange leben würde) - weder die Söldner noch die Zivilisten, deren Leichen über die Brücke verstreut lagen. Es musste alles sehr schnell gegangen sein, und offenbar war der Kampf noch nicht lange vorbei.

Azrim

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« Antwort #33 am: 22.09.2020, 11:19:15 »
Seinen Blick auf der Suche nach dem Dämon über die Szenerie schweifen lassend, tat sich Azrim sichtbar schwer von der Möglichkeit abzulassen, im Namen Tyrs die Ordnung wiederherzustellen. Eine Wesenheit aus den äußeren Ebenen war in ihre Welt eingedrungen. So etwas durfte keinen Bestand haben!

Nach und nach begann der Paladin sich einzugestehen, dass sie getäuscht worden waren. Oder eine Vision erhalten hatten. Dieser Kelch. Es schien dem Visionsspender um den Kelch gegangen zu sein und nicht um den Dämon.

Hatte er den Kelch vielleicht schon einmal gesehen gehabt?

Über diese und ähnliche Dinge mit seiner Schwester leise sprechend, kamen die beiden Waisen bei der Brücke an und konnten auch dort nur mehr Leichen vorfinden. "Was heute hier geschehen ist... und wir? Wir haben es "verpasst"?" fragte der Halbelf Arsys mit rauer Stimme. Das alles war zu seltsam und unbegreiflich.

Was nun?

Die beiden Ziehkinder von Orbus standen auf der Brücke und sahen sich mehrfach um. Doch kein Lebenszeichen regte sich. All die Bürger Niewinters schienen erschlagen oder geflohen. Und sie beide hatten nichts davon mitbekommen.

Azrims Wunsch zur Burg der Tyr-Anhänger zu gehen, lehnte Arsys ab. Stattdessen wollte die Zauberin zum Lord Protektor um ihre Dienste anzutragen der Stadt bei zustehen. Der Paladin wog kurz die Konsequenzen ab und schloss sich dann seiner Schwester an. Vielleicht konnten sie dort erfahren was geschehen war, den Leuten von Niewinter helfen und sich umhören ob noch mehr Menschen diese Vision gehabt hatten.

Mondragor

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« Antwort #34 am: 29.09.2020, 00:35:03 »
Gemeinsam schritten die beiden traurig durch das Schlachtfeld. Sie konnten es immer noch nicht glauben, was hier geschehen war - und vor allem verstanden sie nicht, was plötzlich in die Leute gefahren war. Während sie gingen, mussten sie unwillkürlich an die Vision denken, die sie beide geteilt hatten, und machten dabei eine überraschende Entdeckung.[1]

Auf dem Weg zum Anwesen des Protektors hatten sie genügend Zeit, über das zu diskutieren, was sie in ihrer Vision gesehen hatten. War es eine Reise in die Vergangenheit gewesen? Sollte es eine Warnung sein? Hatte ein Feind ihnen diese Vision eingepflanzt, um sie zu verwirren?

Schnell merkten sie, dass, was immer das Nordufer getroffen hatte, hier scheinbar nicht oder nicht in dem Maße geschehen war. Auch hier breitete sich der merkwürdige Nebel mehr und mehr aus, der auch von den Strahlen der Sonne nicht aufgelöst wurde, doch die Menschen schienen weitgehend normal zu handeln - wenn auch bei allen, die sie trafen, Angst und Verwirrung herrschten über das, was vor sich ging. Manche der Ereignisse des Morgens hatten sich offenbar bereits herumgesprochen.

Als sie das Anwesen erreichten, herrschte dort große Betriebsamkeit. Die Wachen waren offenbar massiv verstärkt worden und das gesamte Gelände schien abgeriegelt worden zu sein. Die Wachen, denen sie am Eingang zum Gelände begegneten, wiesen die beiden harsch ab; man gab ihnen nicht einmal die Gelegenheit, ihre Anliegen vorzubringen. Arsys versuchte mit all ihrer Überzeugungsgabe, die Söldner zu überreden, sie durchzulassen, doch nichts half, alle Versuche waren nutzlos. Sie brachten nur aus den Wachen heraus, dass der Protektor Truppen in den Norden der Stadt geschickt habe, um bei der Löschung des Feuers zu unterstützen, und dass "alles unter Kontrolle" sei - sie brauchten sich keine Sorgen zu machen.

Frustriert gaben die beiden schließlich auf, und irgendein innerer Drang brachte sie dazu, noch einmal in die Richtung der Brücke zu gehen. Arsys und Azrim waren noch ein gutes Stück von dieser entfernt, als sie plötzlich zwei Gestalten schnell in ihre Richtung laufen sahen.
 1. Ihr bekommt beide eine PN