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Autor Thema: Prolog: Ein Job wie jeder andere  (Gelesen 59151 mal)

Beschreibung: Jeder braucht Birr

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Amir

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #105 am: 04.08.2017, 15:40:11 »
Während er hinter sich noch Amiras Einschätzung der Reisedauer mitbekommt, ist Amir bereits auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum, den er und Mijirah für den Moment für sich haben. Wohl ist ihm beim Gedanken an das folgende Gespräch zwar nicht, denn eine Zurechtweisung durch Mijirah kann weitaus stärker schmerzen als eine Tracht Prügel es je vermag, aber früher oder später muss er sie ohnehin darüber aufklären, was auf dem Planeten passiert ist - und je früher er es hinter sich hat, desto besser.

Als die beiden schließlich allein sind, hält sich der Junge nicht lange auf, sondern beginnt sofort zu schildern, was er an dem Terminal entdeckt hat und wie er dann vorgegangen ist. Mijirah gegenüber hält er nichts zurück - bei der Richterin, sie würde es wohl sowieso gleich merken - sondern die gesamte Geschichte sprudelt aus ihm heraus. Rückfragen der Kapitänin versucht er nach bestem Wissen zu beantworten, und letztlich schließt er die Erzählung mit der Warnung Amiras vor dem Sicherheitsaufgebot, das den Marktplatz gestürmt hat.

"Wir selbst haben das ja nicht mehr gesehen. Aber wahrscheinlich lag's wohl wirklich an meiner Aktion. Aber Mijirah: Tariq konnte nichts dafür, das war alles meine Verantwortung. Wenn jemand bestraft werden muss, dann ich."
Damit endet er, und mit gesenktem Kopf erwartet er das Donnerwetter - oder was immer es werden wird - was nun folgen wird.

Mijirah al-Khayyam

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #106 am: 05.08.2017, 14:57:15 »
Im Gegensatz zu Tariq wird Mijirah zu keinem Zeitpunkt laut oder ausfallend. Sie hört sich Amirs Beichte ruhig an und lächelt erschöpft.
"Ich erkenne da ein Muster," erwidert sie nachdenklich. "Du folgst deinem Herzen, konsequent und unaufhaltsam wie ein Gestirn in seiner Umlaufbahn. So wie als du dich auf die Phoenix geschlichen hast. Mutig und tüchtig, aber der Verstand kommt dem Herzen kaum hinterher."
Die Kapitänin legt dem Jungen eine Hand auf die Schulter. "Du hast ein gutes Gespür dafür, was richtig ist und was falsch, die Richterin weiß das. Doch das Gespür dafür, was dringend ist und was warten kann, musst du wohl noch schärfen. Das gilt auf diesem Schiff nicht nur für dich," zwinkert sie, "aber die heutige Geschichte musst du aufarbeiten. Bis Lahsan haben wir zehn Tage Zeit, also nutze sie gut. Geh die Daten gründlich durch und finde alles heraus, was du kannst - was das Terminal alles aufzeichnet, wer genau es eingerichtet hat, welche schmucken Schnappschüsse sie von Tariq und dir jetzt haben. Du wolltest etwas Gutes tun, also sorge dafür, dass wir das nächste Mal, wenn wir auf Quamf landen, ein Ass im Ärmel haben. Und," schaut Mijirah etwas strenger drein, "übernimm solange die Putzschichten der anderen. Der Dienst am Schiffsjungen ist eine gute Gelegenheit, über deine Handlungen nachzudenken."

Amir

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #107 am: 08.08.2017, 11:37:41 »
Das Gespräch mit Mijirah läuft besser als Amir erwartet hat; sie scheint durchaus Verständnis für ihn zu haben, auch wenn sie sicherlich recht damit hat, dass er manchmal (meistens?) etwas vorschnell und unüberlegt handelt. Die Aufgabe, die Daten noch einmal nachzuprüfen, ist für Amir alles andere als eine Strafe: Zum einen wollte er das sowieso machen, auch wenn er natürlich nur Zugriff auf das hat, was er vom Terminal heruntergeladen hat, und sicherlich nicht alles beantworten können wird, was Mijirah von ihm verlangt. Zum anderen vergeht die Zeit, die er am Computer verbringt, ohnehin wie im Flug für ihn.

So will er beinahe schon wieder erleichtert aufstehen, als die Kapitänin ihm im Nachsatz die eigentliche Strafe erteilt: Sämtlichen Putzdienst zu übernehmen, für wer weiß wie lange. Er hofft, "solange" bezieht sich nicht wirklich auf die Zeit, bis sie wieder nach Quamf zurückkehren; aber zumindest für die kommende Reise wird er nicht drum herum kommen.
Zehn Tage lang alle Putzschichten - Amir wird fast übel, als er nur daran denkt. Mijirah gegenüber versucht er aber, sich nichts anmerken zu lassen, und nickt nur.
"Dann werde ich gleich anfangen ... und danke, Mijirah!" Letzteres meint er ehrlich, denn das Verständnis der alten Frau lässt ihm wirklich einen Stein vom Herzen fallen.

Nachdem das Gespräch nun vorüber ist, macht sich der Data Djinn auf den Weg zu Sabahs Kabine. Sie ist es, die laut Putzplan heute die Gemeinschaftsräume reinigen sollte, und auch wenn es ihn etwas Überwindung kostet, die strenggläubige Frau in ihrem Gebet zu stören, ist es ihm doch lieber, wenn er die unangenehmen Sachen so schnell wie möglich hinter sich bringt.
"Sabah!", ruft er von draußen, als er an ihre Kabinentür klopft. "Ich soll deinen Putzdienst übernehmen."

Tariq Al-Shamrani

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #108 am: 08.08.2017, 12:40:21 »
Als Amir sein Gespräch mit Mijirah beendet, ist Tariq schon einige Zeit im Workshop zugange. Er hat sich ein großes Ablassventil samt dazugehöriger Ventilsteuerung vorgeknöpft, welche er vor etwa zwei Wochen aus der Maschinerie rund um den Schiffsreaktor entfernt und ausgetauscht hat. Seiner Meinung nach sind einige der Teile noch brauchbar, entsprechend hat er alles aufbewahrt, um bei Gelegenheit nochmal einen genauen Blick darauf zu werfen.

Ohne Eile wuchtet er den Kram auf seine Werkbank und beginnt mit der Demontage. Jedes herausgetrennte Einzelteil wird inspiziert und gesäubert. Nach einer Weile macht er sich dann an die größeren Elemente, die er in Stücke zerlegen will, um sie anderweitig einsetzen zu können. Aus einer Schublade holt er eine dunkel getönte Schutzbrille und setzt mit dem Plasmaschneider an. Grelle Funken tanzen um die Flamme des Werkzeugs, während der Workshop ist in ein ach so typisches Zischen und Kreischen getaucht wird. Für Tariq ist es fast wie Musik. Er denkt an nichts anderes und konzentriert sich allein auf die Arbeit vor ihm. Das ist seine Art der Entspannung und selten ist die Wut so weit weg von ihm, wie wenn er hier im Workshop ohne Zeitdruck herumbasteln kann.
« Letzte Änderung: 08.08.2017, 12:46:37 von Tariq Al-Shamrani »

Mijirah al-Khayyam

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« Antwort #109 am: 08.08.2017, 15:03:22 »
Seine Enttäuschung kann Amir vor Mijirah nicht gänzlich verbergen, doch sie hält die Maßnahme für nötig, damit er es sich angewöhnt, über das, was er tut, nachzudenken - und das nicht erst im Nachhinein. Sie schmunzelt jedoch, als der Junge davoneilt, um selbst diese langweilige Strafaufgabe voller jugendlichen Enthusiasmus anzugehen.
Die Kapitänin selbst verlässt ebenfalls den Gemeinschaftsraum und steuert zunächst die Kombüse an. Die Schiffsvorräte sind allesamt nicht sehr exquisit oder abwechslungsreich, doch die Bastardprinzessin achtet zumindest immer darauf, dass nur guter Kawah eingekauft wird. In aller Ruhe bereitet sie eine Tasse des heißen, duftenden Getränkes zu, verschließt sie mit einem aufschraubbaren Deckel und begibt sich damit zur Werkstatt, in der Tariq in das Zerlegen von ausgetauschten Ersatzteilen vertieft ist.
Die Frau wartet ab, bis das schrille Kreischen und Fauchen des Plasmaschneiders für einen Moment verstummt und klopft dreimal kräftig gegen die Metalltür.

Tariq Al-Shamrani

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #110 am: 08.08.2017, 15:23:40 »
Tariq horcht auf, als in einer seiner Schneidepausen an die schwere Tür geklopft wird. Besuch hat er hier eher selten. Er schaltet den Plasmaschneider aus und legt ihn beisete, dann zieht er sich die Schutzbrille hoch, so dass die Gläser auf seiner Stirn ruhen. "Nur herein.", ruft er in einer angemessenen Lautstärke und dreht sich auf seinem Stuhl in Richtung Tür, um den Besucher zu erwarten. "Es ist offen."

Mijirah al-Khayyam

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« Antwort #111 am: 08.08.2017, 15:51:56 »
Die schwere Tür gleitet beiseite, und Mijirah tritt in Tariqs Zuflucht herein. Diesen Bereich des Schiffes besucht sie nicht allzu oft - die Temperaturen, die laufende Maschinen erzeugen, laden nicht unbedingt zum Verweilen ein. Den Mechaniker stören sie allerdings eher weniger, ganz im Gegenteil.
Die Kapitänin schließt die Tür hinter sich, durchquert den Raum und stellt die Kawah-Tasse auf die Werkbank neben Tariq.
"Wieder in deinem Element? Hier," nimmt sie den Deckel ab. Wie ein freigelassener Djinn strömt der aromatische Dampf aus der Tasse empor. "Du hast dir unten auf dieser Staubkugel wieder nichts gegönnt, habe ich recht?"

Amira Najjar

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« Antwort #112 am: 08.08.2017, 16:17:26 »
Amira sitzt tief versunken in Ihrem Pilotensitz und klopft mit dem Finger immer wieder ungeduldig auf Ihre Stuhllehne. Die Beine hat sie dabei übereinandergeschlagen und auf der Steuerkonsole abgelegt. Immer wieder schwenkt Sie Ihren Blick auf das Borddisplay. Nach wenigen Minuten erscheint auf dem Bildschirm des Bordcomputers die erfolgreiche Aktivierung des Autopiloten und die Kopplung mit Ihrem Communicator und so atmet Amira hörbar erleichtert auf und schnellt in einem Satz von dem Pilotensitz nach oben. Für Amiras Ansprüche hat die Berechnung mal wieder viel zu lange gedauert, was wohl hauptsächlich Ihrem stürmischen und ungeduldigen Wesen geschuldet ist.

Mit einem letzten Blick überprüft Sie das Überwachungssystem, die Fluginstrumente und die Sensoren und verlässt dann als Letzte ebenfalls die Brücke.
Auf direktem Weg steuert Sie auf den Gemeinschaftsraum der Phoenix zu und lässt sich dort regelrecht in die dortige Sitzecke fallen. Mit einigen wenigen Handgriffen entledigt Sie sich Ihrer Stiefel und lässt diese so wie Sie auf den Boden fallen liegen. Mit einer kurzen Körperdrehung schwingt Sie Ihre Beine ebenso auf die Sitzecke und lehnt sich nach hinten um die Augen zu schließen.

Tariq Al-Shamrani

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #113 am: 08.08.2017, 16:36:35 »
"Mijirah.", begrüßt Tariq leicht überrascht seine Freundin und wischt kurzerhand mit einem Schwenk des Arms einen Teil der Werkbank frei, so dass sich Mijirah bei Bedarf setzen kann. Die dadurch leicht in Unordnung gebrachten Teile sind ihm egal.

Mit einem Lächeln nimmt er die dampfende Tasse. "Du bist zu gütig. Ich danke dir." Kurz genießt er den Duft, dann nimmt er einen kleinen Schluck, bevor er auf Mijirahs Frage antwortet. "Eigentlich wollte ich mir auf deinen Rat hin doch noch eine Schawarma kaufen, aber ich habe vorher noch nach Amir gesehen und... naja... den Rest kennst du. Ich habe versucht, mit dem Jungen so schnell wie möglich zu verschwinden. Da war dann keine Zeit mehr..."
« Letzte Änderung: 08.08.2017, 19:00:15 von Tariq Al-Shamrani »

Sabah bint Zalos

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« Antwort #114 am: 08.08.2017, 18:43:24 »
Sabah schrickt von ihrem Gebet hoch und blinzelt für einen Augenblick verwirrt. Sie ist sich nicht ganz sicher wie lange sie schon in ihrer Mediation versunken war bevor Amirs klopfen sie aus ihren Gedanken gerissen hat. Tatsächlich ist sie sich auch nicht sicher womit sich ihre Gedanken in den letzten Minuten überhaupt beschäftigt haben. Bevor sie diese Erkenntnis weiter beunruhigen kann rappelt sie sich auf und macht sich auf den Weg zur Tür. Bei ihrer kleinen Kabine dauert dies natürlich nicht lange. "Amir? Einen Moment bitte!", ruft sie dem Jugendlichen durch die Tür zu, als sie ein kleines, metallisches Objekt auf dem Boden bemerkt. Die Kundschafterin bückt sich und stellt mit neuer Verwunderung fest, dass es sich bei dem Gegenstand um ihr Amulett der Märtyrerin handelt, das ihr beim Gebet wohl irgendwie aus den Händen gefallen sein muss. Schnell hängt sie sich den Talisman an der feinen Kette wieder um den Hals und öffnet dann die Tür.

"Hey Amir. Was gibt es?", schenkt sie ihm ein Lächeln um darüber hinwegzuspielen das sie gerade selbst noch ein wenig durcheinander ist, aber auch um ihm zu zeigen das sie wegen seines "Abenteuers" auf Quamf nicht wütend auf ihn ist. "Meinen Putzdienst übernehmen? Warum erledigen wir das nicht einfach zusammen. Dann geht es viel schneller und es ist auch nicht so langweilig.", zwinkert Sabeh Amir zu. Der Tochter von Zalos hatte noch nie ein Problem damit derart mundäne Tätigkeiten zu übernehmen, ist sie soch selbst eigentlich einen viel reglementierteren Tagesablauf gewohnt als das Leben auf der Phoenix meistens von ihr verlangt. Sie greift sich ein Haarband und bindet ihre langen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann verlässt sie ihre Kabine um sich zu Amir zu gesellen. Sie will zwar eigentlich nicht undergraben was von Mijirah vermutlich als Strafe gedacht ist, aber vermutlich ist es für den Jungen noch schlimm genug überhaupt Putzen zu müssen wenn er eigentlich nicht an der Reihe wäre.

Mijirah al-Khayyam

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« Antwort #115 am: 09.08.2017, 00:37:16 »
Die Schmugglerin lehnt sich an die Ecke der Werkbank, die Tariq hastig freigeräumt hat.
"Kein Landausflug ohne Überraschungen, nicht für uns," sinniert sie, "der halbe Hüllenbruch auf dieser unsäglichen Raumstation, die Schießerei auf Algol, ein blinder Passagier, und das alles nicht einmal einen Zyklus her. Aber die Ikonen haben was für Amir übrig. Du weißt, dass du für ihn wie ein Vater bist, Tariq? Nein, nicht weil du seinen Aufpasser spielen musst. Sondern weil du ein Vorbild für ihn bist. Er sieht zu dir auf - du bist außer ihm der einzige Mann auf dem Schiff! Was er in dir sieht, prägt ihn wohl am meisten."
Die Frau macht eine Pause, seufzt und fährt dann fort: "Sabah hatte unrecht mit ihrem Vorwurf, aber es adelt dich in niemandes Augen - vor allem nicht in Amirs Augen - wenn du ausfallend wirst und sie in diesem Ton zurechtweist. Ich weiß, dass ihr nicht die besten Freunde seid und weiß der Bote wahrscheinlich auch nie sein werdet, aber auch sie ist Teil der Crew, Teil der Familie. Sie hält sich an die Regeln und hat ebenso ein Recht, hier zu sein. Außerdem, kein Diplomat hat seine Zuhörer je durch schiere Lautstärke und Beleidigungen von seinem Standpunkt überzeugen können. Tariq," schaut sie dem Techniker in die Augen, "ich möchte, dass du dich bei Sabah entschuldigst," wiederholt sie die zuvor schon geäußerte Bitte mit ruhiger, ernster Stimme.
Kurz darauf holt die Kapitänin ein Taschentuch hervor und tupft sich die Stirn ab. "Wenn du nicht auf der Phoenix wärst, würdest du wohl in einem Vulkanschlot leben," kommentiert sie weniger ernst die Hitze in der Werkstatt.

Tariq Al-Shamrani

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« Antwort #116 am: 09.08.2017, 02:02:04 »
"Ein Vorbild...", murmelt Tariq, als Mijirah nach ihren ersten Sätzen kurz pausiert, und starrt dabei auf sein Getränk. "Der Junge ist wirklich arm dran, wenn er nur mich als Vorbild hat, hm?!" Er lächelt müde und hört seiner Freundin weiter zu, die nun auf Sabah und die ausstehende Entschuldigung zu sprechend kommt. Bevor er antwortet, nimmt er einen tiefen Zug aus der Tasse. "Heh. Ich bin vielleicht so einiges, aber ein Diplomat bin ich mit absoluter Sicherheit nicht!"

Weniger amüsiert und nunmehr ernst fährt er nach einer Pause fort. "Ich bin nicht wie du, Mijiriah. Die Leute sehen in mir nicht das, was sie in dir sehen. Ich bin nicht... gut mit Worten. Ich bin gut mit meinen Händen..." Tariq starrt kurz auf seine von der Arbeit dreckigen Finger, bevor er den Blick wieder hebt und seiner Freundin ungetrübt in die Augen sieht. "Als ich klein war, haben mir meine Worte auf der Straße nicht geholfen. Also haben irgendwann meine Hände angefangen für mich zu sprechen. Ihnen hat man zugehört... Später, mit Farrah, dachte ich, es könnte einmal anders sein... aber dann explodierte dieses verdammte Schiff und alles wurde nur viel schlimmer!

Ich weiß, ich... Ich will diesen Zorn nicht! Aber manchmal kommt er so schnell, dass ich ihn nicht abwehren kann! Er ist der Grund, warum meine Frau fortgegangen ist, warum ich meine Tochter nicht habe aufwachsen sehen! Ich weiß das - und trotzdem kann ich ihn nicht abschütteln. Er ist immer da. immer!" Tariq senkt den Blick wieder auf die Tasse in seiner Hand. "Bei der Richterin, ich versuche die Dinge richtig zu machen, aber... ich bin kein gutes Vorbild. Weder für den Jungen noch für sonst irgendwen."

Er seufzt, dann schüttelt er den Kopf und nimmt einen weiteren Zug aus der Tasse. "Heh. Hör mir einer zu. Ein alter Mann, der in Selbstmitleid ertrinkt und nur dummes Zeug redet, eh?!" Er ringt sich ein Lächeln ab und versucht relativ erfolglos einen Funken Humor auszustrahlen. Dann schnieft er peinlich berührt die Nase und seufzt abermals. "Jedenfalls... Ich wollte nicht laut werden; es ist einfach so passiert. Du hast Recht, Sabah und ich laufen nicht unbedingt auf der gleichen Wellenlänge..."

Mit einem letzten Zug leert er die Tasse. Als Mijirah auf die Hitze zu sprechen kommt, um die Stimmung etwas zu lockern, antwortet ihr Tariq völlig aufrichtig: "Wenn ich nicht auf der Phoenix wäre, wäre ich nirgendwo mehr... Danke! Für den Kawah und... alles andere. Ich werde mich bei Sabah entschuldigen. Ich bin ziemlich gut darin, Dinge ungewollt kaputt zu machen, aber immerhin kann ich versuchen, die Einzelteile später wieder zusammenzubauen, nicht wahr?"
« Letzte Änderung: 09.08.2017, 02:04:22 von Tariq Al-Shamrani »

Mijirah al-Khayyam

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« Antwort #117 am: 11.08.2017, 16:57:35 »
Mijirah rügt Tariq für seinen Anflug von verbittertem Selbstmitleid nicht - er weiß, dass er in ihrer Gegenwart seinen Frust und seine Enttäuschung frei von der Seele reden kann. Doch ihn darin versinken lassen will sie nicht. Sie schüttelt den Kopf.
"Verkaufe dich nicht unter wert, alter Freund. Ich bin auch keine Technikerin, aber inzwischen kenne ich den Unterschied zwischen einem Druckventil und einem Kondensator," meint sie mit einem halben Grinsen. "Dank dir. Und die Phoenix fliegt - dank dir - nach all den Abenteuern, die sie mit uns erdulden durfte. Du hast nicht nur dem armen Stahlvogel das Leben gerettet, mehr als einmal. Du bist ein fähiger und guter Mann, für den Aufgeben ein Fremdwort ist - denkst du, Amir sieht das nicht?"
Die weißhaarige Schmugglerin legt eine Hand auf die Schulter des Mannes. "Du bist nicht dein Zorn. Du bist Tariq Al-Shamrani. Ich habe Tariq angeheuert und ich nenne Tariq meinen Freund - nicht den weißglühenden Shiqq, der Tariq befiehlt, aus seiner Haut zu fahren." Sie lächelt aufmunternd, sammelt die leere Tasse samt Deckel auf und wendet sich zum Gehen. "Danke auch dir."

Tariq Al-Shamrani

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #118 am: 11.08.2017, 19:09:42 »
Tariq nickt seiner Freundin auf ihre aufbauenden Worte nur zu. Er könnte ihr so viel sagen, doch für manche Dinge gibt es keine passende Formulierung. In seinen Augen allerdings erstarkt wieder der Glanz der Zuversicht. Es war ein gutes, vielleicht sogar wichtiges Gespräch. Eines das ihn am Arm packt und durchrüttelt, wenn es nötig ist. Mit keinem anderen Menschen als Mijirah kann er über diese Dinge reden. Dinge die ihn bewegen, schwächen und zweifeln lassen. Sie ist die einzige Person, vor der er sich bereitwillig öffnet und vor der er weich werden kann und sich zurechtweisen lässt. Und er ist dankbar dafür, dass so einen Menschen gibt.

Als Mijirah sich zum Gehen wendet und nach einigen Schritten die Tür erreicht, entschließt sich Tariq, ihr doch noch etwas zu sagen. Etwas das in den vielen Jahren ihrer Freundschaft und des gegenseitigen Respekts und Vertrauens während vieler gefährlicher Abenteuer herangereift ist. Es kommt nur selten zur Sprache - das muss es auch gar nicht - doch auch wenn sie beide es fühlen, glaubt Tariq, dass dies ein guter Moment ist, es laut auszusprechen.

"Mijirah." Er wartet, bis sie sich zu ihm umdreht. "Egal was passiert - egal welchen Weg du einschlägst und egal wer diesen Weg mit dir geht, sich von dir abwendet oder dir als Feind entgegentritt - ich werde dir zur Seite stehen! Ich bin laut, stur und oft unbeherrscht, aber weder Shiqq noch Djinn noch sonst irgendwelche dunklen Mächte werden jemals soviel Macht über mich besitzen, um daran etwas zu ändern!"
« Letzte Änderung: 12.08.2017, 16:40:19 von Tariq Al-Shamrani »

Luther Engelsnot

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Prolog: Ein Job wie jeder andere
« Antwort #119 am: 14.08.2017, 22:48:28 »
So steuert die Phoenix unaufhaltsam durch die Weiten des Alls in Richtung ihres Ziels. Der Autopilot bringt das Schiff auf einen ruhigen Kurs, während die Scanner die Umgebung im Auge behalten und alle Gefahren oder Absonderlichkeiten anzeigen. Der Crew des Schiffes bleibt in den kommenden Tagen nur noch die Maschinen und Computer regelmäßig mit Aufmerksamkeit zu beschenken, das Schiff in Schuss zu halten und sich untereinander zu unterhalten. Die ersten Tage vergehen ohne Zwischenfälle und es scheint wirklich eine entspannte Zeit zu werden. Doch am fünften Tag der Reise melden die Sensoren plötzlich etwas und es scheint ihre Reise zumindest ein wenig zu verkomplizieren. Die Crew findet sich auf der Brücke ein und die ersten Bilder scheinen eindeutig. Ihr aktueller Kurs bringt sie mitten in eine dichte Gaswolke. Die Partikel könnten die weitere Reise erschweren und wer weiß, was sich dort drin alles verbirgt. Ein Umweg würde jedoch auch wertvolle Zeit kosten und es bleibt der Crew der Phoenix überlassen, wie sie mit diesem Problem um gehen.
Leite:
Coriolis: 1001 Sterne zwischen der Finsternis

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