Die drei folgen vage der Richtung der vermuteten Hauptstraße, machen aber weiträumige Abstecher in die umliegenden Gebäude und Teile des überall hineingewucherten Dschungels. Trotz der üppigen Vegetation dominiert das Urbane. Tiere sind nahezu ständig irgendwo zu hören und bisweilen huschen auch ein paar aufgeschreckte Schatten in der Entfernung umher, doch kein Wesen präsentiert sich ihnen auf dem Silbertablett und auch andere Nahrungsquellen lassen sich nicht wirklich auftreiben. Stattdessen entdecken sie in einigen der Ruinen ein paar besser erhaltene Wandmalereien, meist mit einer dichten Schicht Moos und anderen Gewächsen überzogen, die es zunächst zu entfernen gilt. Die Abbildungen zeigen Dinge, die Yalena teils an ihre inzwischen stark verblassten Visionen oder die eher kruden Bilder im Tempel der Schnecken erinnern. Die Zeichnungen hier sind - obgleich verblasst und oft beschädigt - von hoher Kunstfertigkeit. Sie zeigen hochgewachsene, schwarzhäutige Männer und Frauen in verschiedenen Posen und Lebenslagen: Wie sie in großen Booten über den Ozean fahren, Tempel und Paläste mit prächtigen Kuppeldächern errichten, wilde Tiere jagen, die Sterne betrachten und mit Pfeifen eine in silbernen Farben dargestellte, teils malerisch verherrlichte Pflanze rauchen. Es ist der heimische Lotus... Alles in allem formt sich das Bild einer hochentwickelten, jedoch vielleicht auch dekadenten Kultur. Führte sie Protz und Prunk in den Untergang oder war es etwas anderes, das sie letztendlich ausgelöscht hat? Die gefundenen Abbildungen lassen hierüber keine weiteren Rückschlüsse zu und auch die gesuchten Steine sind bislang nirgendwo abgebildet.
Einar sucht ebenso vergeblich nach einem Fluss und hört auch keinen Wasserfall. Seine Überlegung, dass so viele Menschen eine gut zugängliche Wasserquelle gehabt haben müssen, erscheint ihm dennoch schlüssig und richtig - aber wer weiß, wie das Rad der Zeit die hiesige Umgebung im Verlauf vieler Jahrhunderte - vielleicht sogar Jahrtausende - verändert hat?!
So streunen sie ungefähr anderthalb Stunden durch die Stadt. Die Malereien mögen auf gewisse Weise aufschlussreich sein, doch so langsam beginnen ihre Mägen zu knurren. Sie begeben sich bewusst tiefer in bewaldetes Gebiet, in der Hoffnung, zumindest auf einige wildwachsenden Früchte zu stoßen. Sie haben wieder dichte Bäume sowie einen von Baumkronen verdeckten Himmel um sich herum, als sich hinter einem völlig zugewachsenen Gebäude in der Nähe etwas bewegt. Lange Beine tasten sich in ihr Blickfeld, je eines allein so dick wie Einars Oberschenkel. Was zunächst an eine gewaltige Spinne erinnert, entpuppt sich als Käfer - der chitinerne Leib so grün wie die Umgebung, etwa drei Meter groß und mit Sicherheit mehrere hundert Kilo schwer! Fast lautlos krabbelt das Ungetüm auf die Gruppe zu. Yalena, Einar und Kiran starren in horizontal angeordnete Mundwerkzeuge, die an flink häkelnde Dolche erinnern und perfekt ineinandergreifen. Der Panzer des Käfers ist segmentiert und von zwei parallel verlaufenden Linien mit spitzen, schlanken Auswüchsen überzogen, an denen man sich ohne Mühe aufspießen könnte. Ebenso aufgereiht sind sechs pechschwarze Facettenaugen - je drei pro Kopfseite.