So durchsuchten die Krötenschlecker Heldengoblins den Bauch des Schiffes so gewissenhaft, wie Goblins es eben vermochten. Reta und Mogmorsch nahmen sich den Bug vor. Nachdem sie sicher waren im Hauptraum nichts finden zu können, stiegen sie gemeinsam die schmalen Stiegen zum eingezogenen Boden hinauf. Während Mogmorsch auf seiner Seite versuchte möglichst leise zu sein, starrte Reta einen Moment nach oben, lief beherzt hinauf und schrie:
"Krötenschleckaaa!!!" Schufti zuckte im Hauptraum sichtlich zusammen und verdrehte die böse funkelnden Augen. Mit gezogenem Messer hüpfte die Goblinkriegerin unbeirrt in die Mitte des offenen Raumes, hüpfte nach rechts und schnaubte, hüpfte nach links und schnaubte. Mogmorsch streckte den Kopf soweit nach oben, dass er sie dabei sehen konnte. Reta war sehr mutig. Aber es war niemand da, den sie hätte beeindrucken können - abgesehen von den vielen kleinen Spinnen, die den Ort ihr Eigen nannten. Mogmorsch schloss auf und half ihr beim Plündern. Der Ort war ebenso staubig wie der Hauptraum. Die Wände waren mit zerbrochenen hölzernen und verrosteten metallenen Dingen gesäumt. Altes Segeltuch lag hier, eine Kanonenkugel dort. Reta verschob in ihrem Eifer sämtliche großen Trümmer in der Hoffnung doch noch auf einen Schatz zu stoßen, Mogmorsch suchte nach versteckten Nischen. Den eigentlichen Schatz fanden sie gemeinsam in einer solchen Nische hinter einem großen Stück Holz, das die Form eines zusammengebrochenen Pianos haben mochte. Mogmorsch zog ein eingewickeltes Bündel hervor. Sie beäugten den Inhalt
[1], verstauten alles sicher und fuhren mit ihrer Arbeit fort.
Poog und Schufti stießen unterdessen in Vorkas Empfangsraum vor. Was sie dort sahen, ließ sie erschaudern. Die Wände waren, ähnlich den Dekorationen an Bord, mit Kunstwerken aus Goblinknochen, Haut und Sehnen verziert. So manche Augenhöhle starrte sie aus zerbrochenem Goblinschädel düster an. In der Mitte stand Vorkas großer Kessel. In ihm eine erkaltete, zähe Flüssigkeit von der Farbe vergorener Johannismarmelade. Nahe des Kessels an der Wand hing zu Poogs Grausen ein halbzerlegtes Skelett. An manchen Knochen hingen Fleischfetzen, andere schienen blankpoliert. Fein säuberlich waren zwei Ohren an die Wand genagelt. Schufti besah sie sich näher. Anhand der Linien wurde schnell klar: Hier handelte es sich um den Quell ihrer ganzen Odyssee. Kritzelfratze höchst persönlich hatte hier sein Ende gefunden. Und was für ein Ende es gewesen sein mochte! Poog konnte einige nützliche Ingredienzien
[2] erkennen und stopfte sie in seinen Beutel.
Schufti schlich lieber weiter in Vorkas Schlafgemach. Dies war der einzig wirklich saubere Raum auf dem ganzen Wrack. Im Zentrum stand ein für Goblinverständnisse überdimensioniertes Bett. Darauf ein Quilt, der sich anfühlte, als wäre es ein Lieblingsstück eines wahren Meistergerbers, und der aus unzähligen kleinen Lederstückchen zuammengenäht war. Eine Bastelecke mit angefangenen Schmuckstücken aus Zähnen und Knöchelchen
[3], sowie eine große Waschschüssel befanden sich außerdem dort. Genau durchsuchte Schufti auch den Beistelltisch
[4] und den Raum unterm Bett. Tatsächlich! Poog sah in den Raum und fand Schufti halb unter dem Möbel versteckt.
"Pack mal mit an!" Der Priester kroch ebenfalls darunter und half Schufti dabei, die große Kiste
[5] hervorzuziehen, die sich dort verborgen hatte.
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Alle waren froh gewesen, den alten Kahn noch vor Einbruch der endgültigen Dunkelheit zu verlassen. In den finsteren Teil des Sumpfes zurück wollten die Heldengoblins jedoch auch nicht so schnell, also beschlossen sie, die Nacht am Strand im Schutze einer höheren Düne zu verbringen. Schufti hatte Vorkas große Schlafdecke mitgebracht und als Picknickdecke unter den anderen ausgebreitet. Bevor er sich darauf niederließ, schritt er abermals die nächste Umgebung ab und vergewisserte sich, dass sie hier halbwegs sicher waren. Reta streichelte abwesend über die weiche Oberfläche des Quilts und sah zu, wie Mogmorsch elegant ein Feuer entfachte, dass sie die ganze Nacht warm halten würde. Poog bereitete ihnen ein wahres Festmahl aus Dingen, die er mitgebracht und unterwegs gefunden hatte. All die Kostbarkeiten hatten die Goblins auf einen gemeinsamen Haufen gelegt. Nachdem sie den ersten Gang geräuschvoll verspeist hatten und das ein oder andere Krötenschleckersiegeslied gegrölt, begannen sie zu bereden, wie sie mit den Schätzen umgehen sollten, was der nächste Schritt wäre und vor allem, was morgen auf sie zukäme.