Indem Einar eiligen Schrittes voranmarschiert, zwingt er die dicht hinter ihm bleibenden Aklo ebenfalls zu einem schnellen Fuß - was der mit leisem Gesang untermalten Prozession etwas die Erhabenheit raubt. Als der Nordmann die neue Kammer erreicht, kann er noch beobachten, wie sich Yalena und Kiran auf verzierte Stühle ohne Armlehnen setzen und hochgehoben werden. Die Stühle sind wie bei einer Sänfte unten mit langen Stäben versehen, so dass sie mit kräftigen Armen herumgetragen werden können, während sich der einzelne oben wie ein König fühlen darf. Mit Gedanken, die seine eigenen sind, tut er es seinen Kameraden gleich - er lässt sich die Fackel abnehmen, hockt sich auf den nächstbesten "Thron" und legt Langspeer sowie Großaxt auf den Schoß...
Yalena und Kiran werden von je vier Aklo getragen - zwei vorne, zwei hinten - ein jeder fixiert den auf der Schulter ruhenden Tragestab mit beiden Händen. So geht es in spürbar erhöhter Position und unter stetem Gesang weiter vorwärts. Einars Sänfte folgt dank der Eile des Nordmannes nur kurze Zeit später und holt danach langsam auf. Genau wie seine beiden Kameraden bemerkt der Tharagier, dass die Rückenlehne seines Stuhles unter Druck leicht nachgibt und nach hinten kippt - nicht viel, aber genug, so dass man die Muskeln erschlaffen und problemlos schlafen könnte, ohne Gefahr zu laufen, vornüber aus dem Sitz zu fallen.
Der nächste Gang ist kurz und nur schwach erleuchtet. Ein einzelner Aklo schreitet gemeinsam mit dem Träger des Schlangenstabes vor den drei Sänften her und leuchtet allen den Weg, während der mit dem Stab Takt und Worte des Gesanges vorgibt. Sie erreichen eine Kammer, die wie eine unmöblierte Höhle erscheint. In einer dunklen Ecke erhaschen die drei Kameraden dann plötzlich ein riesenhaftes Knochengebilde. Aber... hatte es sich gerade kurz bewegt oder war es nur das Lichterspiel umhertanzender Schatten?! Noch während sie womöglich den Kopf nach hinten verdrehen, bleibt die letzte Sicherheit diesbezüglich aus, denn die Prozession marschiert ohne Pause weiter, nun einige sanfte und breite Stufen hinab. Die Decke des Ganges wirkt vom Stuhl aus fast in Griffweite und aus unweiter Entfernung dringt nun wieder das Geräusch des wild strömenden Flusses an ihre Ohren. Als der Treppengang schließlich endet, wächst die Decke rasch in unerreichbare Höhen und der Fluss braust in direkter Nachbarschaft. Die beiden Aklo voraus erhöhen ihr Tempo - darunter der Fackelträger, so dass es um die Gruppe rasch dunkel wird. Die Träger der Sänften scheint dies nicht weiter zu kümmern, denn sie singen monoton weiter und setzen ihre Schritte mit ungetrübter Sicherheit. Scheinbar wandern sie einen schmalen Pfad direkt am Wasser entlang; beinahe greifbar zu ihrer Linken zieht sich nackter Fels, während nur wenige Schritte nach rechts das Wasser tost. Ein Blick voraus zum Licht lässt weiter oben manchmal Bewegung erahnen; hin und wieder sieht man dort die Silhouetten der bereits zuvor bemerkten Flugkreaturen, welche in Wassernähe scheinbar überall in Trauben von der Decke hängen.
Endlich rückt das Licht wieder näher, denn sowohl der Fackel- als auch der Stabträger haben Halt gemacht und warten nun geduldig auf die drei Sänften. Kiran hatte bei der Prozession die Führung, ihm folgen Yalena und zuletzt Einar. Der Stopp irritiert die drei, denn es ist nichts Außergewöhnliches zu sehen. Links erstreckt sich eine raue Felswand, unmittelbar rechts tost der Fluss... und Kiran sieht nun im helleren Licht, dass dieser entgegen ihrer Richtung fließt. Ist das hier etwa der schmale Pfad, den sie zugunsten des erleuchteten Ganges nicht eingeschlagen hatten? Falls ja, ist er hier breiter, sonst hätten die Träger ein Problem. Noch ehe der Bhangari seine Gedanken ordnen und dem ganzen Sinn verleihen kann, passiert das Unglück. Die beiden Träger auf der rechten Seite gehen wie in einstudierter Bewegung gleichzeitig in die Hocke, während jene links die Tragestangen weit nach oben sowie von sich weg und über die beiden rechten Aklo wuchten. Der Stuhl kippt demnach abrupt in Richtung Fluss und Kiran wird ohne Halt ins Wasser geschleudert - sein Speer und Bogen entgleiten ihm sofort aus der Hand und werden von der Strömung davongetragen. Als sein Leib ins kalte Nass eintaucht, ergeht es ihm jedoch etwas anders, denn der schwere Bronzepanzer zieht ihn nach unten! Yalena und Einar ereilt zur gleichen Zeit das gleiche Schicksal. Der Nordmann behält wie im Reflex den Speer fest umklammert, doch seine Axt verschwindet in den Fluten. Genau wie Kiran und Yalena wird er von seinem Panzer nach unten gezogen...
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