Während Kiran sich langsam vorankämpft und letztendlich wieder den Dolch in die Finger bekommt, hacken Yalena und Einar weiter auf den Hexer ein. Die Handaxt treibt grobe Kerben in sein Fleisch, welche sich sogleich wieder zu schließen beginnen, während Yalenas geübt geführtes Kurzschwert saubere Schnitte hinzufügt, denen gleiches widerfährt. Blut fließt in Strömen und dann... packt der Hexer zu. Er lässt sich bewusst von der Khoranerin treffen, macht dann einen schnellen Schritt auf sie zu und greift ihr mit der freien Hand mitten ins Gesicht. Yalena durchfährt sofort ein Blitz, als Kwalus brennende Magie in sie hineinströmt. Für einen Moment sind ihre Essenz und die seine miteinander verwoben - und sie sieht Dinge, die tief in seiner Erinnerung liegen. Und sie versteht Dinge, die ihr bislang nicht klar gewesen sind...
Sie ist dabei, als der junge Novize Kwalu die Brüder seines eigenen Ordens vergiftet, um sich ihrer Aufsicht über diesen heiligen Ort hier zu entledigen sowie die sieben arkanen Steine zu stehlen. Erst später wird ihm belustigt gewahr, dass sich einige der Priester durch nekromantische Künste ans Diesseits gekettet haben, doch ihres wahren Lebens beraubt und durch Kwalus Einfluss verzehrt, werden sie nur untote Hüllen bleiben; wie einfältige Puppen und dazu verdammt, für immer den alten Riten des Totenkultes nachzugehen...
Yalena ist ebenfalls dabei, als Kwalu am Rande des Wasserfalls die Grenzen des Schleiers durchstößt und das Jenseitige beschwört; wie er mit Hilfe schwarzer Kräfte das Licht des Regenbogens in sich bricht und es in die sieben heiligen Steine speist. Ein jeder davon wird ein Bruchstück seiner Seele halten und ihn so auf ewig an das Diesseits binden. Besitzt er alle sieben, ist seine Macht unermesslich, doch werden sie bis auf den letzten zerstört, so ist auch er auf immer verloren! Nur hier, wo er ihre Macht einst formte, konnte sein Körper wiederhergestellt werden - und nur hier kann man ihn wahrhaftig töten!
Es ist Kwalus Wirken, sein Wille, der über all die Zeit das Unglück brachte, denn durch den Tod von seinem Körper befreit, blieb kein Geheimnis mehr vor ihm verborgen. Er fand die Diebe der ersten drei Steine - den Grund für seine Schwächung - und flüsterte in den Geist des ohnehin von Habgier und Niedertracht zerfressenen X'ura, um die Djaka auf ewig einander zu entfremden. Ebenso lockte er Kundschafter der Aklo zu den Lotushöhlen, wo sie mit den Jahren dessen Einfluss unterlagen, denn das Wesen, das hier tief in den Eingeweiden der Erde schläft und dessen abertausende Glieder die Auswüchse des Lotus sind, ist so alt und unüberwindbar wie die Zeit selbst. Auch flüsterte er in die Gedanken vieler anderer, um sie aufzuwiegeln, Krieg zu führen und den Sturz der verräterischen Aklo zu beschleunigen. Kwalu verfluchte die vier, die gemeinsam nach ihm herrschten, obgleich sie ihm einst die Treue geschworen hatten: Iwai, Kyuja, Zwekalathu und Ngega. Ihre Schatten sollten unter ewigen Qualen in der Welt verweilen, bis die sieben Steine wieder vereint und er selbst auferstanden war! Doch auch wenn seine Ränke dicht und tief wurzelten, drang seine Macht nicht bis in alle Winkel...
Durch das ihr geöffnete Wissen erfährt Yalena ebenfalls, dass sich der Schatten Iwais dem Körper eines forschen Abenteurers ermächtigte. Er war der letzte einer Gruppe, die mit Habgier kam. Sie fanden die vier Steine in der verbotenen Stadt, entweihten die Gruft der Vier und weckten den Zorn der zwei letzten verbliebenen Wächter. Einen davon konnten sie unter Verlusten erschlagen, doch der zweite brachte ihren Tod. Jener, der allein überlebte, war Ugar - und er floh in den Süden, zum Dorf des Küstenstammes, und beeinflusste mit der Stimme Iwais fortan die Gedanken des Königs, um die Steine zusammenzutragen, den Fluch zu brechen und endlich aus der Welt scheiden zu können. Es dauerte Jahre, bis er das nötige Vertrauen erschlichen hatte, doch zuletzt wirkten die Iwai gehauchten Lügen und Tiku entsandte Krieger und Abenteuer, um die Steine zu beschaffen. Zuletzt war der Plan erfolgreich, denn nun, da Kwalu wieder auf Erden wandelt, ist die Bürde erfüllt und die Vier haben das Diesseits verlassen.
Kwalu teilt all dieses Wissen offen, allerdings ist es nur ein Nebeneffekt seines eigentlichen Vorhabens, denn er führt Yalenas Geist weiter und weiter, hinab in die Schwärze, die er einst selbst bereiste. Doch anders als der Hexer ist der Rotschopf nicht vorbereitet, nicht geschützt. Ihr Verstand beginnt unter der Last der Erkenntnis zu zerbrechen. Immer schneller und schneller reist ihr mentales Auge durch abgrundtiefe Klüfte, bis zuletzt ein bleicher Schimmer in der Dunkelheit erglimmt. Sie weiß rein instinktiv, dass was immer dort wartet, sie verzehren wird - für immer. Das Licht rückt näher und näher, die reale Welt nun weit entfernt... Und dann bellt der Hexer auf und löst den Kontakt, als einer von Einars Axthieben auf ihm niedergeht. Yalena taumelt benommen und muss mehrfach blinzeln, bis sie die Welt, wie sie ist, wieder normal erkennt.
[1] Kwalus Berührung währte nur eine Sekunde, doch wäre es eine zweite geworden, hätte ihr Verstand dies nicht ertragen...
"Du beginnst meine Geduld zu strapazieren, Barbar!" donnert der Hexer, abermals um einen endgültigen Erfolg beraubt. Er weicht den folgenden Angriffen beinahe mühelos aus, was Yalena immerhin die nötige Zeit verschafft, wieder zu sich selbst zu finden. Als sie aufblickt, ist der Hexer bereits dabei, erneut in die Offensive zu gehen. Er reckt beide Arme - den einen auf Einar, den anderen auf sie selbst gerichtet. Licht, Funken und Blitze schmettern aus seinen Fäusten, doch sowohl der Tharagier als auch die Khoranerin können sich mit einem beherzten Sprung in Sicherheit bringen.
[2] Kwalu keucht. Yalena hat tief in seine Seele blicken müssen, weiß dadurch jedoch, dass er mit nur drei Steinen lediglich über einen Bruchteil seiner wahren Stärke verfügt. Und obgleich selbst diese Grenzen für sie unüberwindlich sind, verbraucht er seine Energie aktuell schneller, als er sie zurückgewinnt. Wenn sie ihn nur noch etwas weiter schwächen und irgendwie die letzten drei Steine entsorgen, können sie siegen! Andernfalls werden sich selbst die kleinsten Spritzer Blut über kurz oder lang wieder zu seinem vollen Körper formen...
Kwalu steht derweil breitbeinig da und starrt voller Bosheit auf die liegenden Gegner. Sein Brustkorb hebt und senkt sich schwer, sein Körper blutet aus vielen Wunden, doch sein Fleisch setzt sich unablässig weiter zusammen. Mit schweren Schritten stapft er dann auf Yalena zu, um sein Werk zu vollenden.
[3] Er packt sie mit der freien Hand in den Haaren und zieht sie brutal nach oben.
[4] "Du hast viel gesehen, Weib, aber noch immer nicht genug!" Seine Augen beginnen zu brennen. Yalena kann seinem Blick nicht standhalten, aber ebenso wenig kann sie sich abwenden oder die Augen verschließen. Dann öffnet sich erneut der Schleier, diesmal hinter Kwalus Pupillen. Die Welt beginnt sich zu verzerren...