Milo verstummte mitten im Satz und errötete. Offenbar hatte er schon wieder etwas missverstanden. Wahrscheinlich war es nur eine Willkommensfloskel, die er aus Unwissen wörtlich genommen hatte. Eine reine Höflichkeit der Person gegenüber, kein echtes Interesse an der Sache! So, wie man bei ihm daheim im Rahmen einer Begrüßung gerne fragt, wie es dem anderen denn ginge, wie den Eltern, der Schwester und dem Bruder, der Frau, der Schwägerin, den Schwiegereltern, den Onkeln, Tanten, Vettern... worauf die richtige Antwort ist: gut geht's allen, Sarenrae sei Dank, es gibt nichts zu klagen! Oder allenfalls noch: die Dattelernte wird gut dieses Jahr! oder Das Vieh gedeiht prächtig! oder Mein Bruder ist gerade zum dritten Mal Vater geworden, die ganze Familie feiert! Aber niemand will auf diese Frage hin tatsächlich erzählt bekommen, wie es den genannten Personen im einzelnen geht. Meine Schwiegermutter klagt über Leibschmerzen, der Vater über den Rücken, die Schwägerin trägt schwer an ihrer Leibesfrucht bei dieser schrecklichen Hitze! Und genauso hätte Milo auf die höfliche Frage nach seiner Heimat wahrscheinlich nur antworten müssen: Oh, schön ist es in Osirion, das Land ist weit und heiß, aber um wieviel schöner ist es hier in Brevoy! Aus dem Staunen komme ich nicht heraus!
Milo seufzte. Beim nächsten Mal wüsste er Bescheid. Jetzt muss er erst einmal zusehen, dass er den anderen hinterdrein kommt.
"Nach was suchen wir denn?" fragte er. "Versteckte Schlangen? Das kenne ich von daheim. Vipern, die komplett im Sand vergraben lauern... und Skorpione! Hebe niemals dein Gepäck vom Boden auf, ohne es zuvor darauf untersucht zu haben! Aber ihr sagtet etwas von Fallen? So etwas kenne ich nur aus den Grabstätten der alten Pharaos, die sind gerne einmal voller Fallen, oft mit schriftlichen Hinweisen versehen, etwa der Art: Nur der bussfertige Mann darf passieren! Oder: Eindringling, fürchte dich! Hier liegt Mentuhotep. Wage es, seine Ruhe zu stören, und dich wird schon bald der Tod ereilen!"
Milo biss sich auf die Lippen. Das war alles schon wieder zuviel, das wollte niemand wissen.
"Sagt mir einfach, nach was ich Ausschau halten soll."