Das antiklimaktische Ende ihrer Fallenjagd ließ Victor mit einem faden Beigeschmack zurück; wer immer die Fallen gelegt hatte, hatte die Gegend scheinbar längst verlassen. Nicht dass es ihn störte, dass sie nicht auf weitere übelmeinende Gefährten gestoßen waren - aber darum hatten sie ein solches Aufhebens gemacht? Ein paar verrostete Fallen, die in der Gegend herumlagen? Wahrscheinlich waren es schlicht Fallensteller gewesen, die diese vielleicht selbst längst verlassen hatten.
Also zogen sie, zu Miloslavs sichtbarer Freude, weiter in Richtung des Tempels, oder dessen, was noch davon übrig sein würde. Vermutlich würde auch diese Ruine nur aus ein paar herumliegenden Steinbrocken bestehen. Victor bemerkte langsam, wie sich seine Freude darüber, endlich einmal in einer ruhigen Gegend zu sein, in der nur wenig Aufregendes passierte, nach und nach in Langeweile verwandelte. Womöglich war dies ein gutes Zeichen, dass er langsam wieder zu sich selbst fand. Aber es war eben auch wirklich langweilig in diesem Wald.
Etwas Abwechslung bot ihm ausgerechnet Katharina, die während ihrer Nachtwache etwas tat, was Victor niemals von ihr erwartet hätte: Sie durchwühlte die Sachen des Neuen, scheinbar irgendeinen Verdacht hegend, den er nicht wirklich verstand - und das vor Victors Augen!
Es war nicht so, dass er dieser Frau nicht einen Diebstahl, Einbruch oder auch Schlimmeres zugetraut hätte; im Gegenteil, er war sich schon seit längerem sicher, dass sie es mit dem Gesetz und dem Eigentum anderer Leute nicht unbedingt so genau nahm. Aber dass sie das Ganze vor seinen Augen machte, und ihn dabei sogar noch darum bat, für sie die Augen offenzuhalten - das benötigte schon Schneid, soviel musste er ihr lassen.
Er selbst hätte sicherlich einen anderen Moment abgewartet; irgendeine Gelegenheit ergab sich eigentlich immer. Doch auch wenn er immer noch nicht so recht wusste, was er von diesem Miloslav halten sollte, so war es für ihn doch eine Art von Tabubruch, Mitreisende zu berauben - auch wenn sie ihn nicht beraubt hatte, sondern nur in seinen Sachen gestöbert. Gefunden schien sie jedoch nichts zu haben, und Victor fragte sich ehrlich, was sie erwartet hatte.
Auf Katharinas Frage antwortete er ehrlich: "Die einzige Person, der ich jemals getraut habe, habe ich verloren. Aber ich traue ihm auch nicht viel weniger als dir oder den anderen. Offensichtlich ist er etwas sonderbar, aber irgendwie glaube ich nicht, dass viel mehr dahintersteckt. Und dass er Magie anwenden kann, hat er uns ja mehrfach selbst erzählt. Was hast du denn erwartet zu finden?"