Tut mir leid, wenn das jetzt als Zensur rüberkam. (Mir war auch ein wenig mulmelig dabei...) Ich hatte gehofft, meine innerweltliche/historische Begründung würde halbwegs überzeugen, aber offenbar nicht.
Ich darf Dir versichern: Die Zensur, auch der Zwang zur Selbstzensur (+ die Art, sie von einem tobenden, Gewalt androhenden Internet-Mob durchsetzen zu lassen, der gerne gezielt auf einzelne Sünderinnen losgelassen wird), geht mir inzwischen auch wahnsinnig auf den Zeiger. Spätestens seit 2019. Gepeakt, wie man auf Neu-Deutsch sagt, hat mich die unaussprechlich widerwärtige/kriminelle Behandlung/Dämonisierung von J.K. Rowling, als sie sich erdreistete zu behaupten, Geschlecht sei real
[1].
(Daraufhin habe ich meine über zwanzig jährige Ambition, auch einen Fantasy-Roman zu veröffentlichen, endlich an den Nagel gehängt. Dem möchte ich mich nicht aussetzen. Das Internet zieht alles in den Dreck, und es ist dann immer gleich so viel Dreck auf einmal. Und von den Social Media halte ich mich eh komplett fern - schlimmer als die Pranger-Kultur im MA, was da abgeht. Selbstzensur, beides, aber an dieser widerwärtigen Kultur mag ich keinen Anteil haben. Man muss wissen, wieviel man aushalten kann. J.K. Rowling ist ein Held, aber ich leider nicht. Ich bin nur froh, dass ich so gerade eben noch vor diesem Scheiß aufwachsen durfte.)
Jedenfalls ist heute zu keinem Thema mehr eine sinnvolle/ehrliche Debatte möglich, weil einem aus jeder Formulierung irgendwie ein Strick gedreht wird. Dazu auf allen Seiten diese wahnsinnige Übertreibung... + die Umdeutung von Begriffen bis ins Gegenteil oder zur Unbrauchbarkeit... Wenn die (wirklichen) Probleme gar nicht mehr frei benannt und sachlich diskutiert werden können (aus Angst vorm kreischenden Mob), wird eine Lösung unmöglich. Die Gesellschaft lähmt sich selbst.
Aber meine Abneigung des Wortes Rasse besteht bereits seit meiner Kindheit (70er/80er) und hat nichts zu tun mit der über das Ziel meilenweit hinausschießenden woken Cancel-Kultur von heute, welche die ehemals erfreuliche Idee eines umsichtigeren Umgangs miteinander durch Übersteigerung ins Absurde leider zerstört. Auch ist's keine Anpassung/Selbstzensur/Angst vor Zensur/Internet-Mob, sondern tiefe Überzeugung.
Es gibt keine verschiedenen menschlichen "Rassen". Ich hasse es, dass die USA der ganzen Welt jetzt ihre Begrifflichkeit und ihre Denke aufdrückt, während sie inneramerikanische Probleme diskutieren (bzw. sich gegenseitig anschreien und sich auf ein Rematch des Bürgerkrieges vorbereiten) und dass auch hier bei uns jetzt ständig wieder mit "Rasse" argumentiert wird. 77 Jahre Vergangenheitsbewältigung - für die Katz!
Da wurde neulich in einer deutschen Zeitung ein (afro-)amerikanischer Sportler zitiert: Ja, er hätte das früher auch gedacht, dass ein einziger Tropfen "schwarzes Blut" einen Menschen zum Schwarzen macht, aber jetzt habe er mit seiner Frau ein hellhäutiges Kind, da müsse er seine Meinung in Bezug auf "Rasse" wohl noch einmal überdenken... hallo? Bin ich hier in "Fackeln im Sturm"! Orrey und seine Madeleine... ein Tropfen "schwarzes Blut"... Sind wir im Jahr 1850? Was für ein hirnverblödeter Scheiß!
Hispanisch - eine Rasse? Latino - eine Rasse? Afroamerikanisch - eine Rasse? Für den Engländer ist jetzt auch schon der Ire eine andere Rasse, Hass auf Iren also "rassistisch". (Und Russen = Orks? Sowieso...) Wo hört dieser unsägliche Quatsch auf?
Elben, Kolkar, Riesen... gut, könnte man argumentieren: sind ja keine Menschen und überhaupt bloß fiktiv, was regst du dich auf? Andererseits, warum sollte man sich die amerikanische Sichtweise und Begrifflichkeit (mit all ihren Problemen und fehlenden Definition) aufdrängen lassen? Warum nicht wissenschaftlich bleiben? In der biologischen Systematik gibt es keine Rasse. Historisch betrachtet passt der Begriff auch nicht
[2]. Und er kommt nun einmal mit einem tonnenschweren Balast daher und absolut nichts Brauchbarem.
Dieser bescheuerte Rassenbegriff (+ die ganze Sichtweise dahinter) erschwert letztendlich bloß eine ernsthafte Debatte über mehr Gerechtigkeit / besseres Zusammenleben in der Welt, genau wie die woke Überempfindlichkeit/Zensur
[3]. Auch die Wörter "rassistisch" oder "Rassist" werden eigentlich nur missbraucht und helfen in keinster Weise, Probleme aufzudecken, sachlich zu diskutieren, oder gemeinsam zu lösen.
Da wird in viele kleine Gruppen getrennt, was eigentlich zusammengehört, sodass man ein Problem nicht mehr allgemein als Ganzes ansprechen kann, sondern nur wieder und wieder für jede Kleinstgruppe getrennt noch einmal von vorne anfangen darf. Und statt zu vielen gemeinsam kämpft immer bloß ein kleines Grüppchen ganz allein. Wenn eine sich politisch äußernde Frau gefälligst das Maul halten soll, heißt es etwa: "Du als weiße Feministin kannst da gar nicht mitreden!" Egal wie viele ganz offensichtlich nicht weißhäutige Frauen dasselbe sagen...
Von daher, ja, hier mein Geständnis. Das Wort "triggert" mich.
Es ist aber wirklich das einzige Wort, bei dem ich um eine Vermeidung hier in unserer Dalaran-Runde herzlich bitten wurde. (Die Völker Gaias
[4] oder die Rassen Gaias - klingt ersteres für euch nicht auch stimmiger?) Aus keiner weiteren Richtung lauert da irgendeine Gefahr.
Wäre das OK?
P.S. Ach, das mit der einzigen Gefahr stimmt nicht ganz. Wenn hier plötzlich einer anfängt zu gendern, dann... lauf ich um mein Leben!