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Autor Thema: Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer  (Gelesen 94415 mal)

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Julissia

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Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer
« Antwort #1185 am: 04.11.2006, 20:59:21 »
"Ich danke Euch ebenfalls, Meister Rodekan. Die versprochenen Aufzeichnungen bringe ich Euch dann im Laufe der Woche vorbei - aber ich denke, mit diesem äußerst praktischen Arkanum wird es wirklich nicht lange dauern. Es war sehr zuvorkommend von Euch, auch das Angebot der Studienberatung. Nun, wir wollen Euch dann nicht weiter stören. Viel Erfolg bei Euren Studien, und auf bald!," verabschiedet sich auch Julissia feierlich vom Professor; die Zauberschrift rollt sie ordentlich zusammen und verstaut diese im Gürtel.

Diesmal nimmt die Gnomin den direkten Weg durch die Universität, und es dauert nur wenige Minuten, bis sie und Athis das riesige Gebäude verlassen. Als der Psioniker sie auf die Freundlichkeit der Lehrenden anspricht, grinst die Magiestudentin. "Nun, man könnte sagen, ich hätte Glück gehabt, denn die meisten der Dozenten, bei denen ich Unterricht habe, sind ähnlich hilfsbereit und des öfteren gut auferlegt - was aber nichts heißen soll, Griesgrame gibt es auf der Morgrave Universität wohl auch zur Genüge. Gella Roseberry, eine Kommilitonin, hat mir mal von einem dermaßen furchtbaren Zwergenprofessor erzählt, dass mir glatt die Haare zu Berge standen. Er soll ganz gräßlich nuscheln, und wehe jemand erdreistet sich, ihn zu bitten, lauter und deutlicher zu sprechen - dann hat man die Chance auf einen guten Abschluss in seinem Fache für immer vertan. Oder ein anderer - ein junger menschlicher Dozent, er schneidet solch komische Grimassen beim Vortragen, dass die Studenten nicht anders können, als sich beinahe vor Lachen durchs Auditorium zu kugeln." Die Gelehrte schüttelt den Kopf. "Aber nein, so schlimm muss es nicht immer sein. Wenn man sich erst ausgiebig erkundigt, wer in seinem Fache einen guten und verdienten Ruf hat, so wird man es als fleißiger Student gar nicht so schlecht haben, glaubt mir. Oh, ich glaube, wir sollten uns wirklich beeilen. Wollen wir eine Himmelskutsche nehmen? Was mich anbetrifft, müsste ich ja noch kurz zu Hause vorbeischauen...würdet Ihr mitkommen, oder ist Euch der direkte Weg zur "Düstersilbertreppe" lieber?," erkundigt sie sich schließlich in hektisch klingendem Ton.

Sturmpionier

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Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer
« Antwort #1186 am: 05.11.2006, 00:26:35 »
Es dauert nicht lange da stellt Sturmpionier fest, dass er kompetent beraten wurde. "Ja, dies scheint exakt die richtige Lektüre für mein Lernvorhaben zu sein." Mit einem Nicken bestätigt der ehemalige Soldat dem alten Gnomen seine Zufriedenheit. "Welchen Münzbetrag siehst Du als Tauschbasis für dieses Buch vor? Da mein gut feilschender Kampfgefährte nicht anwesend ist, schlage ich vor wir ziehen anschließend einfach etwa 10 Prozent von dem Betrag ab."
Sturmpionier, dem diese Vorgehensweise vollkommen sinnvoll erscheint lässt seinen Rucksack von der Schulter um seinen Münzbeutel hervorzuholen.

Quentaro

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« Antwort #1187 am: 05.11.2006, 20:37:56 »
Sturmpionier
Der Gnom schmunzelt. Dann wird er wieder ernst und antwortet freundlich aber bestimmt: "Es tut mir leid, aber die Preise der Bücher sind nicht verhandelbar." Er nimmt Sturmpionier behutsam das Werk aus seinen metallenen Pranken, klemmt sein Monokel am Auge ein und studiert für einen Moment die Rückseite des Buches. "Dieses Werk kostet fünfunddreißig Galifar, keine Krone weniger. Es ist auch jede Krone wert, das kann ich euch versichern." Eifrig nickt der Bibliothekar zur Untermauerung seiner Aussage.

Sturmpionier

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« Antwort #1188 am: 06.11.2006, 00:20:47 »
Sturmpionier nickt einmal deutlich. Er scheint den Ausstatter nicht bevormunden zu wollen und berichtet monoton: "Ich habe im Tausch exakt 11,05 Galifar anzubieten, und einige Waren. Ich werde bald wiederkommen. Lege mir dieses Exemplar zurück. Ich bezahle es morgen. " Ohne ein weiteres Wort zu sagen, dreht er sich um und marschiert los, in Richtung Cassan Brigde und der Düstersilbertreppe.

Athis

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« Antwort #1189 am: 06.11.2006, 23:20:21 »
Athis kann nicht anders, als seinen Kopf zu schütteln und zu lächen. "Ich muss sagen, manchmal seid ihr mir unbegreiflich." Doch anstatt seine Aussage zu erklären, eilt er die große Treppe am Eingang der Universität hinunter, zusammen mit vielen anderen Studenten und Dozenten, die den Komplex um diese Uhrzeit verlassen. Immer zwei Stufen in einem Takt nehmend, erreicht er schließlich das Ende der großen Treppe, und damit wieder die vertrauten Straßen von Sharn.

Er hebt seinen Arm, um ihnen eine Himmelskutsche herbei zuwinken, gleichzeitig ruft er laut aus:"Hier !" So steht ihnen schon eine der Kutschen bereit, als Julissia ihrerseits die vielen Stufen überwunden hat, um zu ihm aufzuschließen. "Darf ich bitten ?" fragt er, während er gleichzeitig die Tür für die Gnomin offen hält.

Julissia

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Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer
« Antwort #1190 am: 06.11.2006, 23:55:06 »
Die deutlich kleinere Julissia hat sichtliche Schwierigkeiten, Athis' (zumindest ihrer Ansicht nach) rasendem Tempo zu folgen. "So wartet doch! Ihr müsst doch nicht gleich rennen!" Noch während sie sich nach Kräften bemüht, den jungen Menschen einzuholen, bemerkt sie, dass er unten halt macht und nach einer Luftkutsche ruft.

"Oh, ich danke Euch," sagt die Zauberin, peinlich berührt und daher etwas errötet, als sie das Gefährt durch die ihr offen gehaltene Tür möglichst würdevoll betritt. "Ich nehme also an, Ihr gedenkt mitzukommen," interpretiert sie das Verhalten des Psionikers, um anschließend dem Kutscher die Zieladresse mizuteilen: "Den'iyas, Lorys' Brücke bitte!"

Quentaro

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« Antwort #1191 am: 07.11.2006, 14:20:57 »
Athis und Julissia
Der Himmelskutschenführer nickt nur und schon hebt das Gefährt ab, um den kurzen Weg zu dem Haus von Julissias Familie zurückzulegen. Atemberaubend ist der Ausblick, die letzten Sonnenstrahlen leuchten vom Dolchfluß herbei. Der Himmel ist an diesem Herbsttag in einem angenehmen rot gefärbt. Silber glitzernd reflektiert der Ring der Siberys die Sonnenstrahlen. Nur die fliegenden Türme von Skyway verdecken noch teilweise den Blick auf den freien Himmel, die Aussicht hinab auf die bombastische Stadt der Türme ist wie immer beeindruckend.

Kagoth und Sturmpionier
Immer noch hektisch ist das Treiben in Cassan Bridge, die letzten Einkäufe werden erledigt. Hastig huschen einige Kunden in die Geschäfte, um noch ihre Waren zu ergattern, bevor die Pforten schließen. Als Sturmpionier stramm zur Düstersilbertreppe marschiert, erblickt er dort den Halbling Kagoth, der schon geduldig wartet. Julissia und Athis kann er nicht entdecken, die beiden sind scheinbar noch nicht beim Treffpunkt angelangt.

Athis

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« Antwort #1192 am: 07.11.2006, 16:08:55 »
Athis genießt eine Weile lang die fantastische Aussicht, während sie durch weitläufigen Turmschluchten dahingleiten. Das letzte Aufbäumen der Sonne lässt die Szenerie beinahe magisch wirken, wobei dieser Vergleich eigentlich auch mehr als richtig ist. Denn schließlich spotten die gigantisch hohen Türme, duch die Luft gleitende Himmelskutschen, und die fliegenden Turmspitzen des Skyway jeglichen Naturgesetzen. Doch in Sharn waren solche Dinge möglich, und manchmal erlaubte er es sich, sich wie ein kleiner Junge an diesen Wundern zu erfreuen. Wie fantastisch müsste es erst sein, ein eigenes Luftschiff zu besitzen ? An keine Verpflichtungen mehr gebunden, einfach nur der Nase nach in Richtung freiheit.  

Er schwelgte noch einen Moment lang in der Vorstellung, als Kapitän Bess an Bord der Lady Sarah I den Horizont zu bereisen, bis er diesen närrischen Gedanken schließlich abschüttelte. Er war ein durch und durch bodenständiger Mensch, und würde sich solche Ablenkungen von den wichtigen Dingen des Lebens nicht erlauben.

Schließlich wendet er sich seiner Begleiterin zu, und geht auf die Frage ein, die sie eigentlich schon vor ihrer Abreise gestellt hat: "Ich habe keine anderen Pläne, also kann ich euch genauso gut begleiten. Doch verratet mir eins: Noch vor einem Tag haben wir uns durch Staub und Blut der Ruinen unterhalb Sharns gequält, und nun könnt ihr nicht anders, als zum Essen ein neues Kleid anzuziehen, obwohl euer altes doch keinen einzigen Fleck aufweist ?"

Julissia

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« Antwort #1193 am: 07.11.2006, 18:59:34 »
Ob Athis' Frage richtet Julissia auf ihn einen überaus erstaunten Blick, so, als hätte sie ein verloren geglaubtes Relikt aus der Vorgalifar-Zeit zu Gesicht bekommen oder vielleicht eine völlig unmögliche Tierart. "Aber was hat das denn mit Sauberkeit zu tun? Ihr überrascht mich, ich dachte, Ihr wüßtet, dass es eine, ja selbstverständliche Sache des Stils und guten Geschmacks ist, sich zu einem abendlichen Ausgehen angemessen umzukleiden. Ich nehme also an, Ihr behaltet Eure schlichten Gewände heute an? Bei Kagoth und Sturmpionier kann ich es ja verstehen, da sie aus einem anderen kulturellen Umfeld stammen, aber Ihr, Athis, seid ja in Breland aufgewachsen. Nun, verzeiht, vielleicht seid Ihr es von Eurer Lehrlingszeit nicht gewohnt, an der Universität jedoch, und in meiner Familie schenkt man der Mode aber viel Aufmerksamkeit."

Da der Weg der Himmelskutsche recht kurz ist, hält diese schon an der genannten Adresse an, wenige Augenblicke nachdem die Gnomin den letzten Satz zuende gebracht hatte. Diese wartet, von Hektik ergriffen, diesmal nicht darauf, dass der junge Mensch ihr höflicherweise die Tür aufhält, sondern schlüpft selbst rasch aus dem Gefährt. "Würdet Ihr bitte kurz warten, wir wollen gleich wieder fahren," bittet sie den Kutscher, und winkt den Psioniker, ihr zu folgen.

Die Reise zu Fuß, zum Rand der eher nach einem reichlich geschmückten Gemeinschaftsplatz anmutenden Lory's Brücke, wo das Anwesen der Familie Lerron üppig und mit allerlei magischem Beiwerk beleuchtet aus einem der massiven Türme ragt, dauert nicht einmal eine Minute, doch selbst in dieser kurzen Zeit erntet  Athis eine Menge erstaunter Blicke seitens der zahlreichen, kleinwüchsigen, stets hin und her eilenden Bewohner Den'iyas', die es nicht gewohnt sind, große Völker in ihrem Viertel zu sehen.

"Hier sind wir," zeigt die Gelehrte auf eine, für gnomenverhältnisse große, für die der Menschen jedoch immer noch unbequem niedrige, oben sanft abgerundete Tür aus schwerem dunkel poliertem Holz, die mit einem ehernen Klopfring und mehreren, subtil leuchtenden Inschriften in der Sprache des Neugierigen Volkes versehen ist. "Ihr könnt gerne auf eine Tasse Tee reinkommen, während ich mich ausgehfertig mache. Keine Sorge, allzu lange werde ich nicht brauchen. Und...oh, stört Euch bitte nicht an all dem Geschwätz, das Ihr Euch werdet anhören dürfen - glaubt mir, nicht einmal die Hälfte davon ist wahr, ich weiß selbst nicht recht, weshalb meine Mutter so sehr dem vertraut, was Glinbeddies erzählen, hier weiß doch wirklich jeder, dass sie es einfach im Blut haben, jede noch so einfache Neuigkeit völlig übertrieben auszuschmücken..."

Die Zauberin öffnet die Tür und betritt den Flur ihres Heims, um sich daraufhin umzuschauen, ob Athis auch gedenkt, ihr zu folgen.

Sturmpionier

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« Antwort #1194 am: 07.11.2006, 22:19:08 »
Sturmpionier hält kurz inne, als er Kagoth erblickt und geht in seinen Gedanken noch einmal die ersten paar Zeilen durch, die er beim knappen Durchblättern des interessanten Buches gelesen hatte. Nach einem Nicken ist sein Plan gemacht.

Sturmpionier geht einen großzügigen Bogen aus dem Rücken Kagoths heraus um ihm dann von vorne aus wenigen Metern Abstand zu grüßen. Kurz prüfen seine Augen den Abstand zu Kagoth, bevor er den - zwar einiges gewohnten - aber nun doch etwas verdutzten Kagoth anspricht."Sei gegrüßt mein Freund, Kagoth." Feierlich geht der Kriegsgeschmiedete zwei Schritte auf den Halbling zu, reicht diesem die Hand zum Gruße, und nickt einmal deutlich. "Es ist ein angenehmer Abend heute, nicht wahr?"

Athis

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Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer
« Antwort #1195 am: 08.11.2006, 17:58:35 »
Athis, der seinen Lebtag noch keinen 'Gnomenbau' betreten hat, bezahlt seine Unerfahrenheit ersteinmal mit einem Kopfstoß an der niedrigen Eingangstür. "Verdammt...' grummelt er und zieht dabei scharf die Luft ein, während er sich gleichzeitig die schmerzende Stelle an seinem Kopf reibt.

Mit gekrümmten Rücken versucht er Julissias Heim möglichst würdevoll zu inspizieren, was ihm allerdings nur mehr oder weniger gelingen mag. "Schick habt ihr es hier. Kann ich mich irgendwo setzen ?" fragt er direkt hinaus, denn schon nach kurzer Zeit geht ihm die unnatürliche Pose auf den Rücken. Wahrscheinlich muss ich wohl auf dem Boden platz nehmen, ich passe wohl kaum in einen Gnomenstuhl.

Kagoth

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« Antwort #1196 am: 08.11.2006, 22:21:19 »
Etwas verblüfft über Sturmpioniers verbesserte Umgangsformen schüttelt Kagoth langsam dessen Hand. Er scheint unsicher zu sein, ob dieses Benehmen eine wichtige Verhaltensregel in der Stadt darstellt.
"Es freut mich auch, dich zu sehen, Freund Sturmpionier. Tatsächlich scheint heute die Luft weniger stickig zu sein, was auch daran liegen kann, dass wir nicht mehr in den Tiefen der Stadt sind."
*Staredown*

Julissia

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« Antwort #1197 am: 08.11.2006, 22:29:31 »
"Vorsichtig, immer schön sachte!" Mitleidig verzieht Julissia das Gesicht. "Verzeiht, unser bescheidenes Heim wurde ohne Rücksicht auf die größeren Völker erbaut. Aber ich denke, im Wohnzimmer ist genügend Platz. Als ich noch klein war, kam es mir riesig vor, fast so riesig wie die Universität," grinst die Gnomin und schreitet zielsicher auf eine Tür in der linken Flurwand zu.

Eher sie diese jedoch erreicht, öffnet sich die Tür und eine ältere Gnomendame, in erdfarbenes doch aufwändigst geschneidertes Kleid gewandet, mit Brille und hochgesteckter Frisur, tritt heraus, um beim Anblick eines Menschen wie angewurzelt stehen zu bleiben. "Aber...Julissia,.." bringt die Schokierte zustande, doch die forsche Zauberin fällt ihr schnell - und in Gemeinsprache - ins Wort: "Hallo Mutter, das ist Athis Bess, er hat mich auf der letzten Expedition begleitet. Er ist ein sehr netter Zeitgenosse, vor allem für einen Menschen. Aber wir haben jetzt keine Zeit, gleich müssen wir ja die Ergebnisse der Expedition besprechen, und dazu wurden wir in ein Restaurant geladen - du verstehst doch sicherlich, dass ich mich noch ausgehfertig machen muss. Sind Schwestern eigentlich schon zu Hause, nein, oder? Glinnon wohl erst recht nicht, schätze ich? Naja, sei bitte so lieb und schenk Athis Tee ein, oder einen heißen Tal, ich bin wirklich in Eile." Bevor sie durch den niedrigen Gang davonhuscht, vergisst die Gelehrte auch die gegenseitige Vorstellung nicht, auch wenn der Psioniker es schon mitbekommen hat: "Ach ja, Athis, das ist meine Mutter. Wenn sie Euch etwas über mich erzählt, nehmt es bitte nicht so ernst, sie übertreibt manchmal gerne." Mit einem verschmitzen Kichern entschwindet sie endlich dem empörten Blick der älteren Gnomin und zieht sich in ihr recht weit hinten gelegenes Zimmer zurück.

Als sie mit dem Menschen alleine im Flur stehen gelassen wird, mustert Dame Dyra Lerron diesen skeptisch, deutet dann aber auf die noch offen stehende Wohnzimmertür. "Kommt rein, junger Mann," lädt sie ihn ein, "welchen Tee möchtet Ihr? Seid vorsichtig, die Decke ist vielleicht etwas zu niedrig für Euch, aber setzt Euch ruhig," dirigiert sie ihn flott in den Raum hinein, der sich als wirklich erstaunlich groß herausstellt - zumindest von der Fläche her könnte es auch ein Menschenwohnzimmer sein. In der Mitte steht ein runder Tisch aus dunklem Holz, in den eine Art gnomisches Schachspiel eingearbeitet ist, und um ihn herum mehrere Sessel, die alle ein durchaus komisches Format haben, denn für Gnome scheinen sie ein gutes Stück zu groß und für Menschen ein gutes Stück klein. "Aber bitte, setzt Euch," winkt Julissias Mutter in Richtung der Sitzgelegenheiten, "ich bin sofort wieder da, muss nur das Wasser aufsetzten."

Genauso schnell wie sie redet, eilt die ältere Gnomin hin und her, und kommt schließlich mit einem Tablett wieder, auf dem zwei Tassen dampfender und duftender tiefgrüner Flüssigkeit sowie eine Schale voller winziger Kekse stehen. "Eldeener Grüntee," verkündet die Gastgeberin stolz, und stellt das Tablett auf dem Tisch ab, um sich dem Psioniker gegenüber zu setzen und ihn erneut forschend zu mustern - mit dem Blick, der stark an den ihrer magiekundigen Tochter erinnert. "Ich nehme an, ihr kennt Euch von der Universität? Sicherlich habt Ihr schon bemerkt, wie sehr durch den Wind Julissia ist. Ich hoffe, auf dieser...Expedition ist nichts schlimmes passiert? Vielleicht könnt Ihr mir ja etwas davon erzählen, die kleine Trotznase hat merkwürdigerweise nicht viel darüber verraten..."

Athis

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Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer
« Antwort #1198 am: 10.11.2006, 01:22:43 »
Athis atmet erleichtert aus, als er endlich in dem Sessel platznehmen kann. Sowohl sein Rücken als auch sein Nacken werden es ihm danken, endlich kann er eine etwas natürlichere Pose einnehmen. Beinahe zu klein für mich, für wen mögen diese Sellel wohl hergestellt worden sein ? Vielleicht für Zwerge ? Aber warum sollte sich eine Gnomenfamilie Zwergensessel in ihr Wohnzimmer stellen ?
Während er noch über eine diplomatische Antwort auf die Teefrage nachdenkt, wird ihm zumindest diese Entscheidung  abgenommen. Mit einem fast schon schüchtern wirkenden "Danke sehr." nimmt er die dargebotene Teeschale entgegen, und trinkt vorsichtig einen ersten Schluck des heißen Getränks. Obwohl der bittere Nachgeschmack gewöhnungsbedürftig ist, wird er von der Qualität angenehm überrascht. "Sehr gute Wahl," gibt er lobend zu Kommentar.

Doch schon steht für ihn die nächste Nervenprobe an, als Julissias Mutter nach der Expedition fragt. Was soll ich nur sagen ? Wenn Julissia nichts hat verlauten lassen, wird das wohl seinen Grund gehabt haben. Oder aber sie hatte bisher einfach keine Zeit, um genauer darüber zu berichten. Er schaut sich hilfesuchend in dem Wohnzimmer um, doch die gnomischen Spielfiguren zu seiner linken scheinen ihm keine große Hilfe zu sein. An der Rückwand entdeckt er jedoch einige Portraits von Julissias Verwandten und Vorfahren, unter anderem auch einen Gnom mit krauen, weißgrauen Haaren und einem sehr strengen Blick. Aus irgend einem Grund hat Athis das Gefühl, daß der alte Gnom ihn vorwurfsvoll anstarrt, deshalb versucht er eine möglichst harmlose Version zu erzählen:

"Nun, eigentlich stamme ich nicht direkt aus der Morgrave Universität. Vielmehr bin ich als Privatperson sehr an der Geschichte dieser wunderbaren Stadt interessiert. man könnte sagen die Archäologie ist eine meiner Obsessionen. Deshalb habe ich auch an dieser Expedition teilgenommen, für mich war sie furchtbar interessant und aufregend. Wir haben einige alte Ruinen ausfindig gemacht, sie waren natürlich menschenleer. Dort unten haben wir uns die Zeit damit vertrieben, Aufzeichnungen zu machen und alte Relikte längst vergangener Zeiten zu bergen. Und für ein jeden Naturforscher gab es dort viel zu lernen über die faszinierende Tierwelt in den Tiefen von Sharn. Wusstet Ihr zum Beispiel, daß es dort unten sogar größere Schlangen gibt ? Ja, in der Tat, und nicht nur das. Wir haben ein ganzes Rudel kleiner Echsen entdeckt, die sich tief unter unseren Füßen ihren Lebensraum geschaffen haben. Das faszinierenste war aber eine Art von Säugetieren, welche gänzlich ohne Augen geboren wurden, und anscheinend doch in der Lage waren ihre Umgebung wahrzunehmen."

Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung, und die geschickteste Lüge bleibt besonders nahe an der Wahrheit. Athis versucht anschließend dezent das Thema zu wechseln: "Doch eure Tochter wird euch sicherlich bei Gelegenheit mehr von der Expedtion berichten. Wenn ich fragen darf, ist Julissia euer einziges Kind ?" Obwohl er sehr wohl bereits gehört hat, daß Julissia zumindest einige Schwestern erwähnte, glaubt Athis mit diesem Thema von der Expedition fortzukommen.

Julissia

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Die Ruinen von Ja'shaarat - Das zweite Abenteuer
« Antwort #1199 am: 10.11.2006, 16:54:35 »
Die ältere Gnomin legt die Stirn in Falten, als Athis sich als Archäologe ausgibt. "Hm... da war doch jemand... Ach, ich weiß!," lacht sie plötzlich ob vermeintlicher Erkenntnis, "Ich weiß doch, ich weiß. Ihr müsst doch für Kidro Osanak arbeiten, er kennt Julissia schon seit Jahren, und er ist auch ein...Forscher und Archäologe oder so ähnlich. Richtet Meister Osanak meine Grüße aus, wenn Ihr ihn wieder seht, ich habe ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen."

Ständig nickend oder ein "Ja, so!" einwerfend hört Dame Lerron den Ausführungen über die Expedition zu, um letztendlich doch abwinkend mit dem Kopf zu schütteln. "Das ist ja alles ganz fein, aber meint Ihr nicht, es wäre ganz schön gefährlich? Schlangen, habt Ihr gesagt, mit denen ist doch nicht zu spaßen! Ich hoffe, Ihr habt gut auf Julissia augepasst! Außerdem tummeln sich dort unten Goblins herum und ähnlich unehrbare Leute, sie hätten euch doch glatt ausrauben können. Boldrei sei dank, habt ihr ja Glück gehabt. Ich habe mich schon gewundert, wieso Julissia selbst nicht darüber reden wollte. Ich mache mir doch nur Sorgen um sie, das weiß sie doch... Diese Kinder..."

Seufzend nimmt die Mutter der abenteuerlustigen Zauberin ihre Teetasse in die Hand  "Aber nein, ich habe noch zwei Töchter, und einen Sohn," geht sie auf die letzte Frage des jungen Menschen ein, mit gewissem Stolz in der Stimme, "Julissia ist bloß die Einzige, die etwas aus der Reihe tanzt," kichert sie wissend, "Arenia und Ralda haben schon beide ihre Schreiberausbildung hinter sich, und Glinnon, der Jüngste, ist noch Lehrling. Und keinem von ihnen ist je eingefallen, so etwas komisches wie Magietheorie oder Geschichte oder Drakonische Sprache zu studieren. Aber soll Julissia es ruhig machen, wirklich gute Zauberkundige werden immer rarer gesät, hört man in letzter Zeit..."

Doch das Schicksal verwehrt es dem Psioniker, die aktuellsten Gerüchte der Gnomengesellschaft bezüglich Magiewirker zu erfahren, denn die Wohnzimmertür geht in diesem Moment auf und eine vergleichsweise rasch fertig gewordene Julissia strahlt herein. Das schulterlose Kleid, das sie nun trägt, ist von einem schwer fassbaren Rotton in etwa zwischen Scharlach und Bordeaux, passend dazu zieren samtene Stulpen ihre Unterarme; schwarze, entweder nagelneuge, kaum getragene, oder hervorragend geputze Stiefel und eine elegante Halskette aus winzigen Perlen vervollständigen geschmacksvoll das Gesamtbild, zusammen mit bis zu den Schultern freifallenden und ab dort in einen Zopf geflochtenen Haaren.
"Vortrefflich, ich habe ja gar nicht so lange gebraucht," verkündet die Gelehrte feierlich, eine Viertelstunde erscheint ihr als eine tatsächlich sehr kurze Zeit zum umziehen. "Danke, Mutter, dass du so freundlich warst, dich um Athis zu kümmern, aber wir sollten nun los! Ich hoffe, die Luftkutsche ist noch da. Wenn sie weg ist, fahre ich nie mehr wieder damit, sollen die Spitzohren von Lyrandar doch höflichen Umgang mit der Kundschaft lernen!"

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