Boldrans Becher machte an diesem Abend vielleicht einmal zu oft die Runde in der Stube der Dilwycher Grombir, doch der fruchtige Landwein aus dem Cryllorer Land ließ Gram verblassen und Frohsinn aufblühen. Der Glockenschlag des Zapfenstreichs setzte dem gemütlichen Abend schließlich ein Ende, an dem selbst Boldran eine heitere Anekdote von der Kuhweide zu erzählen vermochte, den Burth nutzte um etwas verlegen zu verkünden, dass er sich Kognoskulas Heimatdorf zum Beinamen gemacht hatte, an dem Gilthas und Dimble beinahe aus einem Munde die eine oder andere schelmische Episode wider den Blut- und Geldadel vortrugen, den Kognoskula - auf ihrem Schemel stehend - mit zahlreichen ironischen Ausdeutungen der Zeichen der Zeit spickte, und an dem Xiara ihren Freunden die Wunder der Natur des Silverwoods näherbrachte. Nur noch die wenigen Stufen nach oben zu den Kammern, und ein jeder konnte sich einer guten Handvoll wohlverdienter Stunden des Schlafes hingeben.
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Diese klare Nacht brachte eine klirrende Kälte über Keoland. Sogar Kognoskula, die sich in solchen Winternächten gerne doppelt in die riesigen Decken in Menschengröße wickelt, schloß bald schlaftrunken das Fenster. Für jeden einzelnen der Gefährten schien diese Nacht wie eine lange Reise durch die eigene Vergangenheit, aufgearbeitet durch Träume, fürstlich wie schauderlich. Jedem der inmitten der Nacht unruhig erwachte erschien es bei einem halbschlafenen Blick aus dem Fenster und in den funkelnden Himmel, als würden sich seine Sterne just vor den ruhebedürftigen Augen neu ordnen, bevor der Schlaf sich seiner wieder annahm.
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Es ist früher Morgen, kaum eine Stunde nachdem sich die ersten Sonnestrahlen über die rollenden Good Hills wagten, ist Gilthas' Blick am Ufer des Javan auf eines der Hafenbecken hinaus fixiert. Die Sonne, die sich in den unruhigen Wassern spiegelt, lässt ihn blinzeln, obwohl er seine Augen mit der Hand abschirmt. Doch das rege Treiben der Fischer und Dockarbeiter lässt ihn seine Nervosität kurz vergessen, heute wird er mit einem echten Waffenmeister trainieren! Eine kräftige elfische Hand auf seiner Schulter lässt ihn aus seiner Seelenruhe aufwachen "Na, hast Du Deine neuen Dolche auch dabei? Heute werden sie wohl bessere Verwendung finden als gestern noch in Kognoskulas Händen." - auch Xiara ist früh auf den Beinen, denn auch sie plante bei dem Lehrgang Morgan Armitages vorbeizuschauen.
In der Stube der Dilwycher Grombir genießt just zu dieser Zeit erst die Mehrzahl der Gäste das Frühstück. Die großzügigen Speckstreifen werden hier im gußeisernen Pfännchen an Bratkartoffeln zum noch warmen Laib Altrieder Schrotpfündle am Tisch serviert. Da der Marktschreier hier zudem regelmäßig sein Morgenmahl zu sich nimmt, ist der Dilwycher Grombir ein Anlaufpunkt vieler Geschäftsleute und Senatsmitglieder, die sich einerseits das ausgezeichnete Mahl gerne leisten und die andererseits die eine oder andere Neuigkeit schon vor der offiziellen Verkündung erfahren wollen. Kognoskula löffelt noch in zufriedener Apathie wortlos ihren Haferbrei, während Nusper, hellwach von Tischbein zu Tischbein huschend, achtlos verworfene Knorpelstückchen einsammelt. Mit einem Lächeln genießt Dimble den kräuterfrischen Duft seines soeben servierten Morgentees, die Ohren gespitzt um den Klatsch des noch jungen Tages aufzuschnappen. Boldran widerum schneidet sich in gwohnt introvertierter Manier eine kräftige Stulle vom Schrotpfündle, um den brutzelnden Speck, sparsam eingeklappt, zur morgentlichen Kräftigung zu genießen.