Autor Thema: Ezri  (Gelesen 1599 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Ezri

  • Beiträge: 181
    • Profil anzeigen
Ezri
« am: 27.07.2006, 22:25:08 »
// text

Éowyn

  • Beiträge: 410
    • Profil anzeigen
Ezri
« Antwort #1 am: 28.07.2006, 00:39:28 »
Schweissgebadet wachst Ihr auf. Noch immer hast Du diese Träume - jene, welche Dich bereits seit mehreren Monaten quälen. Sie haben so harmlos angefangen; Du hast Dich selbst gesehen, wie Du in einer Dir fremden Taverne sitzt und Dich mit Gleichaltrigen unterhälst. Sie haben die verschiedensten Rassen und Kulturen und die Gespräche waren lang und interessant. Es waren immer wieder die selben Personen, welche sich mit Dir um einen grossen, runden Tisch inmitten von Erwachsenen versammelt haben und Du hast in den Träumen nie ein Wort verstehen können.

Doch die Träume wurden schlimmer. Jedesmal wurden sie düsterer und schlimmer. Du erinnerst Dich jetzt nur noch bruchstückhaft an die Ereignisse der Träume, doch bist Du sicher, dass es noch immer die selben jungen Männer und Frauen sind, die darin vorkommen. Du siehst nun auch nur noch selten die Taverne und wenn, dann sitzt Du selbst und die Andern blutverschmiert und nicht mehr so fröhlich um den Tisch herum.

Manchmal... ja, manchmal fehlt einer aus der Gruppe am Tisch und Du glaubst, sehen zu können, wie alle Anwesenden traurig sind.

Nun wachst Du also schweissgebadet aus dem letzten Traum auf, welcher irgend etwas mit Skeletten zu tun hatte - mitten in einem düsteren Verliess. Du hast Dich selbst auf Dein Leben eingestellt und vorbereitet, zum Teil mit und zum Teil ohne Hilfe. Doch Du wurdest Dir in den letzten Tagen immer sicherer, dass Du bereit bist, für was auch immer. Irgendwie wird Dir schlagartig klar, dass hier und jetzt Deine Kindheit zu Ende ist.

Ezri

  • Beiträge: 181
    • Profil anzeigen
Ezri
« Antwort #2 am: 28.07.2006, 02:03:42 »
Verwirrt wacht Ezri auf. MIt schon fast gewohnter Bewegung wischt sie sich den Schweiß von der Stirn - doch an diese Träume wird sie sich nie gewöhnen. Zunächst bemerkt sie nur, dass sie nicht in dem Verließ ist und dass sie allein ist.
Wo war sie denn eigentlich? Erst nach und nach erkennt sie das vertraute Schlaflager, die Waldlichtung, auf der sie sich gestern zur Rast gelegt hat und die schwache Glut des Feuers, dass sie gestern noch abgedeckt hat, damit es nicht völlig ausgeht.

Hastig trinkt sie kurze Schlucke aus ihrem Wasserschlauch und sehnt sich nicht zum ersten Mal nach dem Erwachen zu ihren Eltern zurück. Das war auch so eine Nebenerscheinung dieser Träume: Früher hätte sie um nichts in der Welt dort bleiben wollen, doch jetzt...
Was würden ihre Eltern wohl tun, wenn sie um Ezris Träum wüssten? Würden sie sie für ihre Angst bestrafen? Ihr schwaches Wesen verurteilen?
Wahrscheinlich.
Wahrscheinlich war es besser, dass sie diese Alpträume nicht im Lager der Eltern durchlebt hatte.

Doch vielleicht hätte sie bei einem Freund Trost gefunden.. Oder auch nicht. denkt sie sofort trocken und facht das Feuer wieder an, nur um sich zu beschäftigen.
Gedankenverloren blickt sie in den Himmel und versucht festzustellen, wie lang es noch bis zum Tagesanbruch ist.
Wo wollte ich eigentlich hin? fragt sie sich jetzt, wo sie zumindest teilweise den Traum und seine Wirrungen abschütteln konnte. Zur nächsten Stadt? In den nächsten Kampf? Oder doch eher zu einer Zigeunergruppe? Sie wusste es nicht.
Sie hatte sich von ihren Eltern losgesagt, im festen Willen sich nicht mehr bevormunden zu lassen und ihre Träume zu leben!

... doch was waren das für Träume gewesen in letzter Zeit!? Was sollte sie denn tun? Waren diese Träume die Strafe der Götter für ihre Respektlosigkeit gegenüber ihres Schicksals? Was hatte sie denn auch erwartet? Dass sie ihr Bündel packt, das Lager verlässt und die Welt auf einmal besser wird?
Närrin.. schimpft sie sich selbst und schüttelt den Kopf.
Jede Nacht das Gleiche. Nur jede Nacht etwas schlimmer. Konnte das ewig so weitergehen oder würden ihre Träume so lange schlimmer werden, bis sie ihr irgendwann den Verstand raubten und aus ihr ein hilfloses Häufchen Elend machten?
Hilflos... Das war es. Vielleicht sollte sie wieder nach Hause gehen..

"Nein! Nein, nein, nein!!" schimpft sie trotzig in die Nacht. Zurück kann ich nicht. Das wäre der schlimmste Albtraum.
Wahrscheinlich würde sie das Gleiche tun, wie jeden morgen.. Einfach der Straße weiterfolgen.

Éowyn

  • Beiträge: 410
    • Profil anzeigen
Ezri
« Antwort #3 am: 29.07.2006, 18:33:45 »
Ezri geht weiter den Weg entlang ohne wirklich ein Ziel zu haben. Der Wald scheint verlassen und lediglich ein paar Tiere erheben ihre Stimme, als es endlich anfängt zu dämmern. Ihr wird klar, dass sie die Träume nicht einfach auf sich beruhen lassen kann und fängt an, etwas mehr darüber nachzudenken, doch fällt ihr einfach nicht ein, wie sie es anfangen sollte, den Träumen auf den Grund zu gehen.

Wie sie so vor sich hingrübelt, erreicht sie einen Gasthof, welcher ziemlich verlassen - von einem Stall auf der rechten und einem Bauernhof auf der Linken Seite - am Waldrand steht. Drinnen scheint es lediglich Bauern zu geben, wie Ezri mit einem Blick durch's Fenster feststellt, doch scheinen sie gesellig zu sein am Morgen früh und sie essen frisches Brot. Man riecht das Brot und den frisch gebratenen Speck - wohl von den Verwandten der Schweine, die hier überall rumlaufen - sowie den sanften Geruch von Kräutertee überdeutlich draussen, vor Allem, wenn man solchen Hunger hat wie Ezri.

Ezri

  • Beiträge: 181
    • Profil anzeigen
Ezri
« Antwort #4 am: 03.08.2006, 10:44:10 »
Nachdenklich war Ezri den Weg entlanggegangen. Sie musste also ihre Träume jagen, um sie loszuwerden? Zumindest erscheint das die einzige Möglichkeit, die sie nach diesen Wochen der unerholsamen Nächte noch sieht. Doch wie jagt man nach Träumen? Vielleicht sollte sie versuchen das Verlies zu finden? Oder die anderen Leute, die sie dort gesehen habt? Doch wie sollte sie das anstellen?
In dieser Welt zu dieser Zeit gibt es tausende dunkle Verließe - bekannte und unbekannte.. Und irgendetwas sagt ihr, dass das ihre nicht zu den bekannten gehört, falls es denn überhaupt existieren sollte. Und die anderen.. Nun Menschen gab es unzählige mehr, als es Verliese gibt.
So gesehen war es also hoffnungslos.

Als sie vor sich den Schein des Gasthofes erblickte, machte sich ein anderer Gedanke in ihrem Kopf breit, den sie sehr intensiv verfolgte, um ihr Hungergefühl zu bezähmen.
Vielleicht kann mir eine Traumdeuterin helfen? In fast jedem Dorf gab es ein Kräuterweib, welches sich mehr oder weniger professionell auch der Traumdeutung widmeten. Natürlich sollte man ihrem Gerede nicht immer vertrauen, doch bei diesem Albdruck wusste Ezri nicht, wie sie seiner sonst Herr werden sollte.

Mittlerweile war der Gasthof so nahe gekommen, dass sie sogar das Essen riechen konnte und ihr Hungergefühl ließ sich kaum noch ignorieren. Eine Weile stand sie am Fenster und schaute sich die fröhlichen Bauern an, die aßen und lachten und heute Nacht sicher alle gut geschlafen hatten.
Doch bevor sie eintreten konnte, durchsuchte sie erstmal ihre Tasche nach noch vorhandenen Essensvorräten und Geld. Sie hatte wegen der wirren Träume, die ihre Reise immer mehr überschatteten, völlig den Überblick verloren.


Als sie schließlich doch noch ein paar Münzen in ihrem Beutel fand, betrat sie die Taverne und schaute sich ersteinmal genauer um.

Ezri

  • Beiträge: 181
    • Profil anzeigen
Ezri
« Antwort #5 am: 04.10.2006, 14:16:21 »
"Bei allen Göttern!! Diese Albträume bringen mich um!" schreit Ezri in den Wald hinaus. Sie hatte nun schon seit Tagen kaum mehr erholsam geschlafen und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. "Wie soll ein Mensch das überleben?" Sie stampft mit dem Fuß auf den Boden und hat nicht wenig Lust irgendein aggressives Lied anzustimmen - doch leider ist ihr Kopf viel zu erschöpft um auch nur einen Liedtext aus ihrem Unterbewusstsein ans Tageslicht zu befördern.
Das bessert ihre Laune auch nicht unbedingt.

Der einzige Lichtblick, den der Tag bisher für sie gebracht hat, war der Anblick von Baldur's Gate, der sich ihr schon zu Mittagsstunde von einem Hügel aus geboten hatte. Sie wusste zwar nicht warum, aber vor ein paar Tagen hatte sie festgestellt, das der Weg, dem sie seit Einsetzten der Albträume mehr oder weniger direkt gefolgt war, sie ziemlich genau zu diesem Ort führte. Sie wusste zwar nicht, was sie dort finden sollte, doch sie wusste auch nicht, was diese Albträum ausgelöst hatte.  Und sie war mittlerweile fest entschlossen, diese nächtlichen Mären loszuwerden.

Das Leben war für sie nicht besser geweorden, seit sie sich entschlossen hat, nicht zu ihren Eltern zurückzugehen und ihnen ihre Schwäche und ihre Angst zu gestehen. Die Träume waren nur immer schlimmer geworden, ihre Nächte immer kürzer und die Angst vorm Einschlafen immer größer.
"So kann das nicht weitergehen!!" schimpft sie völlig außer sich, als sie die Tore der Stadt durchschreitet. Der Torwächter, der Tagsüber wohl nicht all zu viel zu tun hat, schaut sie nur entgeistert an, doch Ezri bemerkt ihn nicht.
Sie bemerkt überhaupt nicht viel. Irgendwann schaut sie auf und orientiert sich, um die nächste Taverne zu finden.
In letzter Zeit ist sie häufig in Tavernen gewesen und hat entgegen ihrer früheren Gewohnheiten das Trinken angefangen. So findet sie wenigstens ab und zu etwas Schlaf, auch wenn ihre Träume dadurch eher noch beängstigenderende Formen angenommen haben.

Ihr momentanes Problem ist nun, dass sie auf der Reise mittlerweile eine solche Trinkfestigekeit erreicht hat, dass sie sich ihre abendlichen Besäufnisse nicht mehr lange leisten können wird...