Der Kampf in der Mühle
"Endlich! Blutiger Nahkampf!" - Der schlagartig lostosende Chor jubilierte.
Jedoch war der Raum etwas zu beengt um mit Veleris Lieblingswaffe herum-ausweiden zu können, daher riss sie mit einem extatischen Grinsen die kurzstielige Streitaxt vom Gürtel und vollführte einen waagerechten Schwung gegen den Feind direkt vor ihr, weniger um ihn zu töten, sondern mehr um sich eine Sekunde Zeit zum Überblicken der Lage zu verschaffen.
Von diesen Überlegungen wusste Veleri freilich nichts, sie handelte rein instinktiv, der dämonische Chor in ihrem Kopf gab ihr alle Eingebungen die sie brauchte...
Zwei der Schatten, die Ugnor im plötzlichen Dunkel nur dank seiner besonderen Sicht erkannte, sprangen genau auf ihn zu und liessen ihre Hämmer auf ihn niedersausen. Auch der Dritte schien ihn angreifen zu wollen, sprang aber tatsächlich nur neben ihn und führte einen mächtigen Hieb gegen Jonatos. Während dieser dem gegen ihn gerichteten Schlag elegant auswich, um im Gegenzug seinen beidhändig geführten Kampfstab auf seinen Angreifer niedersausen zu lassen, gelang es Ugnor lediglich, dem Schlag seines direkten Gegenübers zu entrinnen. Dafür traf ihn ein wuchtiger Hieb in die Seite, der ihm für einen kurzen Moment den Atem raubte.
Erst verdutzt, dann schmerzerfüllt, dann wütend sah Ugnor sich 3 Gegnern gegenüber. Doch ließen sie ihm eine Lücke, die er sofort ausnutzte. Er machte einen schnellen Schritt zur Seite, sodaß Veleri und er einen Gegner in die Zange nehmen konnten. Unglücklicherweise schien die junge Frau das noch nicht registriert zu haben, denn sie macht ihrerseits ebenfalls einen Ausweichschritt, während sie ihre Streitaxt in Kampfposition brachte und so mußte Ugnor darauf hoffen, alleine zu treffen.
Er hat uns in eine Falle gelockt, was haben wir dem denn getan? dachte Yuki verbittert. Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos.
Es breitete seine Fluegel aus und erhob sich bis kurz unter die Decke, waehrend es sich den Pfeilwerfer vom Guertel nahm und auf den Angreifer feuerte, der gerade Ugnor seinen Hammer in die Seite schlug.
Yukis schlechtgezieltes Geschoss flog harmlos an seinem Ziel vorbei, reichte aber immerhin aus, um diesen soweit abzulenken, dass sein nächster Schlag leicht von Ugnor abgefangen werden konnte. Dieser nutzte die Gelegenheit und bewegte sich dem Angreifer in den Rücken, um seinerseits einen gewaltigen Hieb zu führen. Überrascht registrierte Ugnor, dass sein als tödlich gedachter Schlag von einer metallenen Rüstung gebremst wurde. Die Feinde waren offenbar vorbereitet gewesen. Dennoch glänzte Blut an seiner Axt, als er sie gerade noch rechtzeitig emporriss, um die halbherzig geführte Waffe seines zweiten Gegners abzufangen, der von seinem schnellen Manöver offenbar überrascht worden war.
Yuki flog erschrocken ein Stück höher, als etwas plötzlich seine Beine streifte. Es war Stedd, der gedankenschnell die Gelegenheit genutzt hatte, in den von ihm freigemachten Raum hineinzustoßen und nun seine beiden Fäuste gegen den Gegner zwischen Veleri und Ugnor fliegen zu lassen, der gerade alle Mühe hatte, Veleris Angriff abzuwehren.
Naoko überlegte krampfhaft, was er tun könnte, um seinen Gefährten im Haus zu helfen. Seine Waffen würden hier nichts ausrichten können und seine Zauber waren nicht zum Kämpfen gedacht. Also kanalisierte er geistesgegenwärtig einen andauernden Heilzauber auf Jonatos, der sich - ungerüstet wie er war - ins Getümmel zu stürzen schien.
Neben Naoko hatte Audhild fest ihr Amulett umklammert. Zwergenvater Moradin, gib uns die Kraft, unsere Feinde zu zerschmettern.
Das Amulett schien kurz aufzuleuchten, als sie es wieder losliess und der Segenszauber die Zuversicht ihrer Gefährten bestärkte. Dann umfasste sie ihren Kriegshammer.
He, Stedd, mach mal den Eingang frei, ich will auch rein.
Ugnor war überrascht, der Hieb hätte seinem Gegner zwischen Hals und Schulter eine üble Wunde, wenn nicht sogar tödliche Wunde schlagen sollen und war perfekt geführt, doch er wurde durch die Rüstung gebremst. Yuki, paß auf, das keiner entkommt.
Yukis Augen zuckten kurz zu Ugnor hinueber, als dieser es ansprach. Dann zielte es abermals auf seinen Gegner und schickte den zweiten Pfeil auf die Reise, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
Diesmal gelang ihm ein Treffer, der aber nicht mehr als eine kleine Schramme verursachte. Der plötzliche Schmerz allerdings ließ den Gegner zusammenzucken, sein Schlag ging daher weit an Ugnor vorbei, der sofort herumfuhr und ihn ins Visir nahm. Und nun zu dir, Fliegendreck.
Ugnors Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er fletschte seine Zähne. Ein tiefes Grollen war aus seiner Kehle zu hören. Er fühlte eine Bestie in sich emporsteigen und diese war kurz davor, auszubrechen. Erst jetzt, da er sie wirklich fühlte, wurde ihm bewusst, daß sie die ganze Zeit über da gewesen war. Doch anstatt sich zu erschrecken oder sich davor zu fürchten, nährte Ugnor sich von ihr, sog das Biest auf und bekam ein Gefühl, fast einem Rausch gleich.
Gleich würde sie hervorbrechen, gleich, nur noch ein bißchen weiter, Jaaaaa...
Massacker...! , kam leise und kehlig über seine Lippen. Und dann war es so weit. Die Bestie brach aus, sie brach durch.
Graaaaaaarrr.... Mit einem Schrei hieb Ugnor auf sein Gegenüber ein, ließ seiner Bestie, nein, seinem Orkblut freien Lauf. Doch war der Angriff der Bestie zu ungezielt, und wie die etwas desorientiert wirkende Veleri schlug auch sie vorbei.
Stedd erkannte die Bedrängnis, in der Ugnor steckte und rückte daher vor, um einen der beiden Gegner des Kriegers abzulenken. Seine Schläge saßen, und so sah sich der Mönch nun seinerseits einem ziemlich wütenden Gegner gegenüber, der mit einem mächtigen Hammerhieb konterte und Stedd fast den Schädel zertrümmert hätte, wäre dieser nicht gedankenschnell ausgewichen. Dennoch wurde seine Schulter plötzlich taub, als die Waffe dort herabkam, wo soeben noch sein Kopf gewesen war.
Naoko sah aus den Augenwinkeln, wie Audhild Anlauf nahm und verlieh ihr denselben Segen, den er soeben noch Jonatos zuteil hatte werden lassen.
Letzterer zückte seinen geliebten Zauberstab, richtete das gute Stück auf einen ihrer verwundeten Gegner und schickte ein funkelndes Geschoss auf seine Bahn. Dabei schrie er unvermittelt: "Er war warm. Das verdammte Ding war warm!" Im nächsten Moment musste er einen schweren Treffer einstecken, der ihn daran erinnerte, dass er seine eigene Deckung sträflich venachlässigt hatte. Mit einem lauten Schrei kam da Audhild in die Lücke gesprungen, die Stedds Vorrücken hinterlassen hatte und ließ ihrerseits ihren Hammer wuchtig auf Jonatos' Angreifer niedersausen.