Geliebte Herrin, du siehst die Schönheit in jedem Wesen, und auch, wenn wir es deiner Weisheit nicht gleichzutun vermögen, so folgen wir doch deinem Licht. So segne denn diese Kreatur, die einst unsere Feindin war, und schenke ihr, die stets in Dunkelheit gefangen war, wenigstens nun das Licht der Erkenntnis, so dass sie verstehe, wieviel an Schönem sie zerstörte. Lass Sie...
Wie niedlich. Wieviel Mühe sich das Pfäfflein doch gibt, seine rothaarige Hure milde zu stimmen. Schau mal, wie adrett er mich zurecht gemacht hat. Sogar meinen Kopf hat er in seine alte Position gebracht. Und diese salbungsvollen Worte. Wen will er damit täuschen? Sich selbst? Seine Göttin?
Schon seit Veleri die Leiche erblickt hatte, hatte der Chor in ihrem Kopf wieder zu singen begonnen, und ein dumpfes Gefühl der Angst hatte sich ihrer bemächtigt. Und doch war sie nicht darauf gefasst gewesen, dass die Stimme wieder zu ihr zu sprechen begann. Wo war ihre Beschützerin? Wo war sie, die ihr zum ersten Mal das Gefühl inneren Friedens gegeben hatte und dem Feind in ihrem Innern Paroli zu bieten vermochte?
Du glaubst tatsächlich, sie könne dich schützen? Sie konnte ja nicht mal auf sich selbst aufpassen und du verkriechst dich hinter ihrem Rücken? Du enttäuschst mich wirklich, kleine Schwester. Veleri konnte geradezu spüren, wie ein Grinsen die Stimme höhnisch verzerrte. Du gehörst uns, und niemand kann uns davon abhalten, uns wieder zu nehmen, was uns gehört. ER wird...
ER wird gar nichts!
Veleri entspannte sich. Sie war da. Das Kind in ihrem Innern klammerte sich schutzsuchend an die Freundin.
Du wurdest im Feuer des Hasses geschmiedet, doch selbst dort herrscht mein Gebieter, und nichts, was er berührt, kann vom Feind verdorben werden. Sie versuchen dich, weil sie Angst vor dir haben, Angst vor der Waffe, die sie schufen und die sich nun gegen sie gewandt hat.
Veleri lächelte, als das kleine Mädchen in der liebevollen Umarmung ihrer älteren Freundin versank. Wie lange hatte sie sich nach solchen Worten des Trostes gesehnt. Gemeinsam könnten sie es schaffen, gemeinsam würden sie widerstehen und...
Veleris Geist zersplitterte, als sich der einstimmige Aufschrei des Chors wie ein Skalpell in ihr Gehirn grub und die Verbindung zwischen ihr und der kleinen Zwergenpriesterin durchtrennte. Sie spürte, wie die Haut über ihrem Gesicht aufriss und eine warme Flüssigkeit ihre Wangen hinablief. Wie in einem Spiegel erkannte sie, was mit ihr geschah, als ihr letzter bewusster Blick auf die Tote fiel. Eine Woge unbändigen Hasses spülte über sie hinweg. Das letzte was sie hörte, war SEIN höhnisches Gelächter.
Naoko war der erste, der die Veränderung am Leichnam bemerkte. Und er erinnerte sich. Der Traum. Die Vision, die ihn hierhergeführt hatte, wurde wahr. Und mit ihr wuchs das Gefühl der Angst so sehr an, dass er davon gelähmt zu werden drohte. Mühsam wandte er den Blick ab, als er die Laute des Entsetzens um sich herum wahrnahm. Seine Gefährten. Der Baron. Kieron.
Sein Blick fiel auf Veleri. und wieder erinnerte er sich.
Das Gesicht der jungen Frau war totenblass und dennoch wunderschön. Sie wirkte schüchtern, geradezu verletzlich und verloren in der Umgebung in der sie sich befand. So fein war ihre Haut, dass man glaubte, die Adern darunter durchscheinen zu sehen.
Plötzlich begann die Frau zu Lächeln und dieses Lächeln änderte alles. Nicht sinnlich, sondern grausam, blutrünstig war das Lächeln. Es versprach Tod und...
Veleri? Marela? Was geschah hier? Er wollte nicht wissen, er wollte nicht sehen, was nun geschehen würde doch wie gebannt hing sein Blick an seiner Gefährtin und...
...die Haut aus Pergament brach auf und Blut tropfte aus den Poren der jungen , immer noch grausam lächelnden Frau. Ein Tropfen traf ihre Lippen und wollüstig leckte sie ihn mit ihrer Zunge auf. Doch plötzlich wurde ihr Blick starr und ihre Lippen begannen zu zittern. Und dann war nur noch Angst und Entsetzen und...
ooc: bitte mal von allen 2 Willensrettungswürfe