Fuddok bricht in die Knie, als die rauchartige Hand des Schemen seine fast beiläufig seine Stirn durchdringt. Die Augen des Halborks sind starr auf die flackernden Zeichen an den Wänden gerichtet, während in ihm sein waches Ich gegen den anbrandenden Wahnsinn ankämpft.
Die wie weiße Kohlen glühenden Augen des irrsinnigen Schemens wenden sich nun zornbeseelt Marduk zu...
"Hmm, die arkane Magie, die diesen Raum nun umgibt, führt offenbar dazu, dass man den Raum betreten kann, aber nur herausgekommt, wenn das untote Wesen dort drin vernichtet ist, wenn ich alles richtig deute." überlegt Lira rasch. "Eine durchaus verblüffende Ähnlichkeit zu der Situation mit den Schattenwesen, muss ich zugeben. Das kann irgendwie alles kein Zufall mehr sein.
Aber wie ich die Situation bei den beiden dort drin drehe und wende, scheint es schlecht für sie auszusehen. Zwei Personen dieses Zweckbündnisses zu verlieren, ist meines Erachtens ein zu hoher Verlust. Um den irren Marduk wäre es nicht schade, aber die exotischen Sprachen, die er kennt, und das dunkle Wissen das er hat, könnten noch einmal nützlich für mich sein. Trotzdem ist es schon beklemmend in einem engen Raum mit ihm und mit diesem seltsamen untoten Wesen zu sein."
Lira schaut etwas deutlicher durch die Tür.
"Das schaut nicht gut aus. Das ist ja tatsächlich jemand meines Hauses, wenn ich nun nach den jeweiligen Insignien gehe. Aber ist es Lavon d'Deneith oder ein anderer?"
Etwas zörgerlich, aber dann doch mit kraftvoller spricht die Drachenmalträgerin in den Raum hinein: "Lavon d'Deneith?!"
"Es gab doch einmal Untote, die durch die Nennung ihres eigenen Namens zurückgehalten oder geschwächt wurden. Aber entsinne ich mich überhaupt richtig und handelt es sich überhaupt um einen solchen? Ich bin mir nicht sicher. Ist das überhaupt mein Gesuchter? Ich warte mal die Reaktion dieses Wesens ab.
Aber unabhängig davon, ob er es ist oder nicht, scheint nur noch eine untote Hülle von dem einstigen Menschen übrig geblieben zu sein, die den absoluten Wahnsinn zu verkörpern scheint. Es ist hart jemanden seines eigenen Hauses zu 'vernichten', aber die 'Vernichtung' soll seine Erlösung sein, niemand soll unter solchen Bedingungen weiter auf Khorvaire wandeln müssen!"
Nach einem kurzen Augenblick Moment bedrohlicher Stille um sie herum und nach dem Ausspruch des Namens des Gesuchten, nimmt sich Lira ein Herz und geht hinein um selbst für die 'Vernichtung' des untoten Wesens zu sorgen. Ihre Furcht schluckt sie für einen Moment hinunter. Sie hatte dieses Zweckbündnis vorgeschlagen und angestrebt und sie wird sich auch an ihre Abmachung halten. Zu große Furcht in dieser Situation wäre auch eine Schande für ihr Haus. Darum geht sich mutigen Schrittes in die sogenannte 'Höhle des Löwen' bzw. in diesem Fall wohl eher die 'Zelle des Untoten'.
Als Lira fertig mit dem Schleichen in das nordöstliche Eck des Raumes ist, speit sie wieder einmal einen ihrer feurigen Drachenodem auf den Untoten. Elegant schlängelt sich das Feuer an Marduk, Fuddok und den endzündlichen Teilen vorbei und steuert genau auf den Untoten zu. Es trifft ihn ein feuriger Odem, der ihm kurzzeitig zu heiß wie auf Fernia selbst, wenn er nicht rechtzeitig dem feurigen Odem- wenigstens teilweise bei dieser Enge- ausweichen kann.
Bei der Nennung seines Namens flammen der Schemen und die magischen Zeichen simultan wie bläulich-weißes Feuer auf und ein Schrei von Wahnsinn, Zorn und Rachedurst entringt sich dem aufgerissenen, verzerrten Mund des Untoten, der einst Lavon d'Deneith hieß, als das Feuer Liras ihn umhüllt.
Neokhad beobachtet das Geschehen mit einer gewissen Furcht. Bei diesem Wesen scheint es sich, um eine bizarre Kombination von Wahnsinn und Schatten zugleich zu handeln. Er entschließt sich dieses Wesen eingehend zu studieren und sich die beste Strategie zu überlegen, wie er sich solch einem Wesen am Besten stellen kann.
Der einstige stolze, menschliche Drachenmalträger des Hauses Deneith, der das Wesen wohl einmal gewesen ist, scheint offenbar an diesem kalten Ort schon lange innerlich tot und leer zu sein.
Seine Gefährten warnt aber jetzt in diesem Augenblick schon einmal: "Ihr alle könnt nur heraus aus dieser Zelle, wenn das Wesen Dolurrhs vernichtet ist! Und Shikal: Wacht bitte aus Eurem Traum der Dunkelheit auf und kämpft gegen die Finsternis dieses Wesens an!"
Marduk beseiht sich interessiert die Zeichen und ihren plötzlich auftauchenden Feind.
“Interessant. Zeichen des Hauses Deneith. Ob unser liebes Selbstmörder eine Verbindung mit Lira hat? Sicherlich. Eine echte Schande, dass wir in diesem Raum eingesperrt sind und warum muss dieser Ork bei jedem kleinen Wesen, welches über seinen mickrigen Verstand hinaus geht gleich in den Zustand eines hilflosen Fötus verfallen. Einfach nur lästig. Lange wird er das wohl nicht mehr durchstehen, aber wenn er einmal in den Fängen Xoriats ist, ist er vielleicht nützlicher oder unberechenbarer. Wer weiß das schon. Ich sollte etwas versuchen, was ich schon lange nicht mehr gebraucht habe.“
Während er noch überlegt, sieht er was Lira anstellt. Da der Name offenbar Wirkung zeigt, muss es eine Verbindung geben, was Marduk wiederum sehr interessant findet.
Doch er greift zu seinem unheiligen Symbol und streckt es dem Wesen mit den Worten.
„Unterwirf dich den wahren Herrschern aller Ebenen und erzittere in ehrfürchtiger Demut.“
Ein dunkles bedrohliches Leuchten geht von seinem Symbol aus, welches an ein pechschwarzes Drachenmal erinnert und ihn als Anhänger des Drachen der Tiefe kennzeichnet, und breitet sich in den kleinen Raum aus.
Vor Marduks einschüchternder Präsens scheut der Untote zurück. Seine lodernde Rauchgestalt sinkt in sich zusammen, bis nur noch eine ausgemergelte, geisterhafte Silhouette zuckend zurückbleibt. Selbst einige der Deneith-Male verblassen an den Wänden, allerdings ohne das magische Netz wirklich zu unterbrechen. Das Quietschen und Winseln des grotesken Untoten nimmt einen unterwürfigen und jammernden Ton an, während er sich in der energiegeschwängerten Luft vor dem Kultisten windet.
Ächzend kann sich nun auch Fuddok wieder aufrappeln und zieht mit etwas unsicherer Bewegung knurrend sein Schwert, ohne dass er jedoch bereits fähig wäre, wenigstens verbal in die Situation einzugreifen.