Auch Turandil hatte die meiste Zeit der Reise an Deck verbracht, in den Kabinen und Räumen, so schön sie auch eingerichtet waren, kam er sich vor wie ein eingesperrtes Tier und so zog es den dunklen Valenar immer wieder an die kühle Luft, wo der Seewind an seinem zerlumpten Mantel zerrte. Doch auch hier gelang es Turandil nicht, sich zu beruhigen. Zu sehr plagten ihn die Gedanken über die jüngsten Ereignisse:
Er war in eine komplexe Fehde hineingeraten, deren Ausläufer er nicht zu erkennen vermochte, und das behagte dem Rabenhaften ganz und garnicht! Zudem hatte das entstellende Mal, welches sich seines Körpers bemächtigt hatte, eine ganz neue Form des Zeitdrucks auf seine ultimate Suche nach dem Sein hinter dem Schleier des Todes gelegt - sein Körper arbeitete mehr und mehr gegen den Valenar, was ihm grimmig bewusst wurde, als er einer Hand voll gräulich-schwarzen Hautfetzen hinterherstarrte, die eine Windböe ihm vom inzwischen beinahe aschenen Gesicht gefegt hatte.
Seine innere Unruhe machte sich an seinem unsteten Auf- und Abgehen an Deck nur allzu deutlich und mehr als einmal krächzte er entnervt den Kalashtar an, da dieser zufällig in das Gesichtsfeld des abtrünnigen Elfen gestolpert war. Die Auswirkungen des Mals und die Verwicklung in den Kampf um das alte Artefakt zwangen Turandil zu erkennen, dass er möglicherweise doch keine Jahrhunderte mehr hatte, um die ihn so sehr bewegende Frage aller Fragen zu lösen...Vielleicht würde eine der zweifellos mächtigen Parteien ihm helfen können; auf die eine oder andere Weise...
Aber dazu brauchte er das Druckmittel des Dragons Eye, nur damit würde er sich selbst in eine Position bringen können, in der er die Bedingungen stellen würde! Sein Weg liegt also gezeichnet vor ihm, aber was, wenn seine neue Schar die Pläne durchkreuzt, indem sie vor blinder Gefolgschaft dergleichen große Chancen übersieht...?
Aus diesen aufwühlenden Gedanken und unruhestiftenden Inneren Konflikten, die seit Tagen den elfischen Geist Turandils umtreiben, wird er unvermittelt durch die rüde Nachricht Sur'kils gerissen. Fauchend verzieht der schwarze Valenar das Gesicht, wobei erneut feine, helle Risse in seiner aschenen Haut entstehen und spannt kampfbereit den Körper um den Eindringling in seinen Schädel zu zerfetzen, ehe er seinen Reflex unter Kontrolle hat und sich missmutig wieder entspannt.
Ein Blick in die Gesichter der anderen Helden, sofern er sie sieht, entbindet ihn von der Frage, ob diese die Nachricht ebenfalls erhalten haben. "Ich hasse das." krächzt er mit einer tonlosen, rauhen Stimme, die im Laufe der Reisewoche unter dem Einfluss des aberranten Mals noch ein gutes Stück mehr ihres ursprünglichen elfischen Klanges verloren hat. "Klingt nach weiterem Umhergeirre und Zeitvergeudung..." meint er gereizt, ehe er dem nächtbesten der Helden an den Kopf wirft: "Na los, sag dem Führer dieses Schiffes wo er hinsoll!"
Turandil hatte mit der fortschreitenden Entstellung seines Äußeren einen seltsamen soziopathischen Charakterzug entwickelt: Entweder versucht er mit makaberem Stolz und zorniger Bitterkeit Anderen seine verkommene sterbliche Hülle so schockierend wie möglich zu präsentieren - wie damals bei Yorihisa oder Sur'kil - oder aber er meidet den Kontakt mit anderen Personen und isoliert sich selbst, wobei Mantel und Schleier ihn beinahe völlig verbergen - und genau das tut er nun: Nachdem er die unfreundliche Anweisung gekrächzt hat, wickelt er seinen Turban und Schleier dichter, wirft den zerschlissenen Mantel über seine Gestalt und geht mit langen Schritten nach Achtern, so weit weg von der Brücke wie möglich...