Ein kleines Probetraining hatte Jotaro gemeint. Schon der erste Angriff hatte Farins mentale Barrieren weggefegt als bestünden sie aus Papier und nicht dem eisernen Willen eines erfahrenen Halblings. Stirnrunzelnd machte Jotaro noch ein paar sachte Angriffe. Das Ergebnis erbärmlich. Nun ja, Jotaro hatte es anders ausgedrückt, aber darauf lief es hinaus. Du musst vermutlich erst einmal wissen worum es hier überhaupt geht.
Und so fand sich Farin wieder, durch die Luft gleitend mit Jotaro an seiner Seite, dem Norden entgegen. Es war keine wirklich körperliche Reise, vermutete er. Aber auch nicht nur gedanklich, denn alles wirkte so real und er konnte den Schmerz fühlen wenn er sich zwickte. Unter den Beiden glitt die Landschaft dahin. Öffne Dich, fühle was um Dich her ist. Farin gehorchte und bald konnte er die Luft spüren, den Boden, die Wälder, die Tiere. Fühlte das vibrierende Leben um sich her. Es war so schön zu leben. Doch dann ... etwas störte. Etwas was weiter im Norden war, dort lauerte. Farin hätte gern abgedreht, sich wieder dem schönen Rangoon zugewendet, doch Jotaro hielt eisern Kurs und Farin hatte keine Möglichkeit den Flug zu beeinflussen.
Die Landschaft veränderte sich. Es wurde kühler, trockener. Der Boden karger. Nach und nach verschwanden Vegetation und Tierwelt. Hier und da konnte Farin noch Tiere und Pflanzen erspüren, aber sie fühlten sich irgendwie nicht ... richtig ... an. Krank vielleicht. Oder verzerrt. Und das Lauern im Norden kam immer näher. Allmählich mischt sich in sein Unbehagen auch noch Übelkeit. Als würde er schlechte Luft einatmen, üble Dämpfe. Auf seine Proteste umzudrehen reagierte Jotaro nicht. Allmählich musste Farin würgen. Was war das bloß? Vor sich sah er etwas auftauchen in der Ferne. Eine Art Felsen der sich aus dem Sand bohrte, 50 Meter hoch, ebenso breit und dreimal so lang. Farin spürte dass dieser Felsen der Ausgangspunkt seiner Übelkeit war. Und trotzdem hielt Jotaro direkt darauf zu, setzte zum Landen an.
Farins Füße berührten den Felsen, eine unglaubliche, nie gekannte Übelkeit überkam ihn, das gesamte Essen der vergangenen Stunden und Tage verließ ihn in kürzester Zeit. Er glaubte sterben zu müssen als er auf dem Felsen in sich zusammen brach. Der Fels fühlte sich merkwürdig an, warm, lebendig. Und er schien zu wissen dass Farin da war. Er griff irgendwie nach ihm, zerrte an ihm, wühlte in ihm, wollte Farins Organehin und herschieben wie ein paar Bauklötze, seine Haut umdrehen. Der Halbling hatte den Eindruck dass seine Haut durchsichtig wird, dass ihm gleich Tentakeln wachsen werden, seine Zähne und Nägel zu Fängen und Klauen wachsen. Und alles erstickt von dem Gefühl der Übelkeit und Mattigkeit. Farin verliert das Bewusstsein und kriegt als letztes noch mit wie Jotaro seine Hand ergreift und sich hinter ihm eine Tür in der Luft öffnet.
Wieviel Zeit vergangen ist bis zu seinem Erwachen, weiß Farin nicht. Die Sonne steht schon tief am Himmel, also mussten es wohl 4-6 Stunden gewesen sein. Meeresluft umwehte ihn vom Strand her, den er von einer Liege betrachten konnte.
Rugar. Das war Rugar. Beziehungsweise sein Knie. Vor 10 Jahrtausenden wurde im Wahn ein Portal geöffnet, durch welches er in diese Welt gelangen konnte. Zumindest fast, denn im letzten Moment gelang es das Portal wieder zu schließen. Zumindest ein wenig. Und so ist er nun gefangen, halb in seiner Welt und halb in der unseren. Rugar versucht hierher zu gelangen. Er hat die Lande um sich her verseucht mit seiner Anwesenheit, das Leben verzerrt. Und langsam, langsam aber stetig, breitet er seinen Einfluß aus. Das muss Dir klar sein: auch wenn die Götter dieser Welt nicht alle positiv sind, es viele Grauschattierungen gibt, die Völker dieser Welt sich hassen und bekriegen. Rugar ist nicht einfach ein weiterer dieser Götter, seine Leute nicht einfach ein weiterer böser Kult. Er ist das Element der Zerstörung. Wenn ihm nicht Einhalt geboten wird wo es nur geht, dann wird er hier alles zerstören und in eine Blasphemie des wahren Lebens verwandeln.
Wenn Du gegen seine Diener kämpfst, dann musst Du daran denken was Dir lieb und teuer ist, woran Du glaubst, was Du magst. Und dann denke zurück an das Knie Rugars und was er aus allem machen wird.