Während sie den Platz beobachtete dachte Shio an den zurückliegenden Tag zurück.
Erst dieser frische Morgen, der vom Licht erhellte Markt, dann der Schock, die verurteilten am Pranger, wie sie die Geduld verloren hatte und letztlich flüchten musste, weil diese aufgebrachten Leute einfach nicht zur Vernunft zu bringen waren...
Sofort als sie sich ausser Sichtweite wähnte und niemand sie mehr angestarrt hatte, hatte sie den langen Mantel aus ihrem Rucksack gekramt. Er sah aus wie ein normaler Reisemantel und ganz untypisch für ein von ihr getragenes Kleidungsstück, war er weder von schimmernder Farbe, noch mit irgendwelchen Mustern oder Zeichnungen bedeckt. In dieser "Verkleidung" würde sie niemand erkennen, so hoffte sie und wirklich, den ganzen Tag über funktionierte es prächtig. Gestalten mit langem Mantel und Kapuze mochten vielleicht ungewöhnlich wirken, die Farbe hingegen passte so gut zu den anderen hell Gekleideten, dass sie keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zog.
Zuerst hatte sie sich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit etwas zu Essen gekauft und auch ein klein wenig für später eingepackt, denn sie wusste wenn man auf der Flucht war war es sehr schwer noch etwas zu kaufen.
Dann war sie zum Hafen gegangen, hatte die Schiffe beobachtet, dann weiter zum Tyr-Tempel, in den sie lieber nicht rein gewollt hatte und war am Ende, als die Sonne schon ganz tief am Horizont stand wieder zum Marktplatz zurückgegangen, auf die Gelegenheit wartend, den Barden und die Verurteilten, und mochten sie noch so viele umgebracht haben, zu befreien.