Bevor Mestrard oder Perriyon antworten konnten, erklang aus Richtung des Eingangs ein leises Knurren. Dann ein Zischen und ein leises Klirren, als ein schwarzgefiederter Pfeil wirkungslos von Mestrards Schuppenpanzer abprallte.
"Ihr hättet zu Hause bleiben sollen! Nun wird Tivunk Spass haben" Eine leise, von Hass und Kampfeswut erfüllte Stimme mit einem Unterton voller Hässlichkeit, die dem Gesicht dessen, der geprochen hatte, in nichts nachstand. Das Knurren stammte von dem ebenso abgrundtief hässlichen Hund, auf dem der Goblin sass, der den Schuss abgegeben hatte und bereits den nächsten Pfeil auflegte.
Das Ganze ging rasend schnell. Der Augenblick des erleichterten Entsetzens, das den Priester überkam, als der Pfeil ihn traf und harmlos zu Boden fiel, ließ ihn erst handeln, nachdem der Kampf bereits in vollem Gange war. Rasch eilte er zu dem getroffenen Adligen und machte sich bereit zu helfen, wenn es notwendig werden sollte.
Dabei blickte er immer weider zum Höhleneingang in der Erwartung, dass dort noch weitere der fiesen Kreaturen auftauchen würden.
Plötzlich erfüllte die melodische Stimme Emyraldas die Höhle. Alle kannten den Gesang, der von dem Sieg der Göttin Desna über ihre ewige Widersacherin Lamashtu kündete und spürten, wie ihre eigene Kampfeslust angestachelt wurde.
Stolz, dass er sich noch am gleichen Morgen auf eine solche Situation vorbereitet hatte, griff Perriyon in die Tasche, in der er seine Rosenblätter aufbewahrte. Er spürte, wie sie sich bereits unter seinen Fingern zersetzten, um die magischen Kräfte zu nähren, die er nun entfesselte. Abermals versuchte er, sich auf den Goblin und seinen Hund zu konzentrieren.
Schlaft! dachte er mit aller Intensität, die er aufbringen konnte.
"Desna zu Ehren!" Es war Aldern, der als erstes voller Ungestüm auf den Gegner zurannte. Wie durch Zauberhand lag plötzlich sein Rapier in seinen Händen und beinahe wäre es ihm gelungen, durch die Wucht des Aufpralles den Gegner vom Rücken des Hundes zu stoßen, während die Klinge dem laut aufschreienden Goblin tief in die Schulter fuhr, der reflexhaft den Bogen fallen ließ.
Das siegessichere Auflachen Alderns brach abrupt ab, als er von dem Hund angefallen wurde und gerade noch seinen Arm zum Schutz heben konnte. Er schrie gellend auf, als sich die Zähne des Tieres tief ins Fleisch bohrten.
Fluchend versuchte der Goblin indes, das Tier zurückzuzwingen, um Abstand zu gewinnen. Als er erkennen musste, dass er die Herrschaft über das Tier verloren hatte, packte er stattdessen die kurze Hellebarde, die er auf dem Rücken getragen hatte. Doch verfehlte sein Stich den Adeligen, was ihm einen weiteren gotteslästerlichen Fluch entlockte.
Da Aldern schon im Nahkampf war, half alles taktieren nur wenig den Goblin mit einem Schlafzauber auszuschalten. Die Chance, dass der Goblin mit viel Glück sich der Wirkung des Zauber widersetze und Aldern durch einen unglücklichen Umstand sich Schlafen legte, war viel zu groß.
Arathis fürchtete außerdem etwas, dass es hier zu einem Missverständis gekommen sein könnte. Gänzlich auszuschließen war es nicht, dass der Reiter sauer auf die Gruppe war, weil er dachte, dass sie den Goblin getötet hätte. Eine andere Alternative bestünde darin, dass man hier den wahren Mörder oder ein Stammesmitglied von der Konkurrenz vor sich hatte. Sicher war hier gar nichts.
Arathis maschierte nun in ein Eck, welches sich links in der Höhle befand. Dort hatte er dann auch eine bessere Schussbahn. Bevor nun jeder den Goblin attackieren würde, aber keiner den Grund für seinen Angriff wusste, entschied sich Arathis diesen zunächst einmal anzusprechen.
"Wir haben mit dem Tod dieses Goblins nichts zu tun! Wir gehen dem Grund für den Angriff auf Sandspitze nach. Seid Ihr etwa dessen Mörder?", rief er in Richtung des Goblins mit entschlossener Stimme.
Arathis wollte in dieser Situation nun kein Schwächling sein. Möglicherweise würden ja seine Worte auf taube Ohren stoßen und der Goblin ihm seine Fragen nicht beantworten. Um die Angriffe des Goblins von Aldern abzulenken und dem Goblin eine Motivation zum aufrichtigen Antworten und auch gutem Zuhören zu geben. Kam ein feuriger Drachenodem aus Arathis' Mund, der gerade so an Aldern noch vorbeiging und den Goblin voll erwischen würde, wenn dieser nicht noch rechtzeitig reagieren würde und der Odemwaffe geschickt ausweichen würde.
Der Feuerstrahl hüllte den Goblin mitsamt seinem Reithund in seine feurigen Lohen. Der Hund machte einen Satz, um sich und seinen Herrn in Sicherheit zu bringen, wurde aber brutal von Ancrym gestoppt, der das vorhergesehen hatte. Der Goblin flog in hohem Bogen aus dem Sattel, kam aber gewandt auf seinen Füßen auf. Um im nächsten Moment zu Boden zu sinken, als Perriyons Zauber seine volle Wirkung entfaltete.