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Autor Thema: [IC] Feuer und Feier  (Gelesen 48430 mal)

Beschreibung: Das Brandopfer - Kapitel 1

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Ocura Al Tenerat

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #30 am: 08.10.2007, 21:41:51 »
Glücklich erhob sich Ocura und nahm das Geld wieder vom Boden, um es zum Schrein zu bringen. Wie ihr geheißen erzählte sie Mestrard auf dem Weg dorthin von dem Beginn ihrer Reise, von der Prophezeiung die ihr Stammespriester ihr mitgeteilt hatte, und von der Aufgabe, die er ihr übertragen hatte.
"... und nun bin ich nach über zwei Jahren meiner Reise heute in diese Stadt gekommen, gerade an dem Tag, seit dem es einen Schrein für Pharasma hier gibt, ob durch Zufall oder Vorsehung, ich weiß es nicht. Auf dem Platz vor der Kirche habe ich dann einen Mann getroffen, der einen mit dem Symbol Pharasmas verzierten Dolch getragen hat und als ich ihn daraufhin fragte, erklärte er mir freundlicherweise, dass es in dieser Stadt tatsächlich einen Geweihten meiner Göttin gibt, und wo ich euch finden kann."
Nachdem sie ihre lange Rede beendet hatte, schwieg Ocura eine Weile, um wieder zu Atem zu kommen. Vor Aufregung, das so viele "Zufälle" tatsächlich aufeinander getroffen waren, hatte sie ein wenig schnell geredet. Dann fuhr sie fort:
"Ich kann verstehen, wenn ihr mir nicht direkt antworten könnt oder wollt, aber möglicherweise habt ihr schon etwas von dieser Veränderung geahnt, die unser Stammespriester meinte?"
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Mestrard

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #31 am: 08.10.2007, 22:06:52 »
Mestrard hatte der jungen Stammeskriegerin aufmerksam gelauscht, ohne ihren Redefluss zu unterbrechen. Innerlich dankte er Pharasma ein weiteres Mal für die Freundschaft mit Ancrym - er musste der gewesen sein, der der jungen Frau den Weg gewiesen haben. Er nahm sich die Pause, die Ocura ihm förmlich angeboten hatte und dachte nach: Ist ihr Schicksal mit dem verbunden, was Targuan angedeutet hat. Ist es ihres oder das ihres Stammes? Letzteres war Mestrard nicht ganz deutlich geworden, es spielte für ihn im Augenblick jedoch keine große Rolle.

"Pharasmas Wege und der Weg des Schicksals sind wunderbar. Das Schicksal nimmt nichts, was es nicht auch gegeben hat" zitierte Mestrard seinen Mentor. "Ich weiß nicht, ob ich die selbe Ahnung hatte, die Euren Priester dazu bewogen hat, Dich auszusenden." Mestrard beschloss, auf seine innere Eingebung und Pharasma zu vertrauen und berichtete seinerseits von der inneren Unruhe, die ihn seit einigen Monaten zunehmend plagte und der Ankündigung Targuans, die ihm dieser in der Stunde seines Todes anvertraut hatte.
"... jedenfalls bin ich froh, auf Dich getroffen zu sein. Das Schicksal hat es so gewollt und nun müssen wir herausfinden, ob wir auf dem gleichen Weg wandeln werden oder nicht. Lass uns aber zuerst zum Schrein gehen und gemeinsam beten." Er hielt kurz inne und noch immer war sein Gesichtsausdruck ernst. Sie ist wirklich auf der Suche, das steht fest.  Pharasma, ich hoffe dieses Zeichen betrifft auch mein Warten.

Dann schritt er zügiger in Richtung Kathedrale, führte Ocura zum Schrein Pharasmas und betete mit ihr, nachdem er die Rituale eines Gottesdienstes durchgeführt hatte.

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Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Ocura Al Tenerat

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #32 am: 08.10.2007, 22:21:28 »
Dankbar hörte Ocura dem Priester zu und seine Antworten gaben ihr mehr Mut, als Mestrard vermutlich je angenommen hätte. Und nicht nur das. Außer dass sie sich nach dem Gespräch mit dem Kleriker wieder wesentlich besser und selbstsicherer fühlte freute sie sich auch ausgesprochen auf das gemeinsame Gebet mit ihm und so kam sie seiner Aufforderung den Tempel zu betreten zügig nach.
Im Tempel angekommen legte Ocura ihre Opfergabe zunächst behutsam in die Opferschale des Schreins, bevor sie sich in das Gebet zu Pharasma versenkte.

Mestrard

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #33 am: 08.10.2007, 22:29:48 »
Nach dem Zelebrieren des Gottesdienstes und dem anschließenden gemeinsamen Gebet fühlte Mestrard sich wohl. Ihm schien als sei seine innere Ruhe wieder hergestellt als er auf die kleine Stammeskriegerin heruntersah.
Unauffällig warf er einen Blick in die Opferschale und prüfte, ob sie etwa ihr gesamtes Geld hineingeworfen hatte. Pharasma erwartet nicht, sein Schicksal in dieser Weise aufs Spiel zu setzen. Zumindest für 2 Tage sollte sie Münzen bei sich behalten dachte er bei sich.

Die Feierlichkeiten draußen wurden ausgelassener und Mestrard beschloss, dass es nun an der Zeit war, sich diesen anzuschließen. "Nun sollten wir auch das Fest zu Ehren der Kathedrale genießen, Ocura. Lass uns hinausgehen und feiern. Oder liegt Dir noch etwas auf der Seele, das Dich drängt, es mir mitzuteilen?"
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Ocura Al Tenerat

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #34 am: 08.10.2007, 22:52:19 »
Verneinend schüttelte Ocura den Kopf.
"Nein, danke, Herr, ihr habt mir sehr geholfen. Ich glaube sogar, ich möchte nun doch gerne bis zum Ende des Tages in dieser Stadt bleiben", erklärte sie ihm fröhlich, "doch hoffe ich, dass ich mich nicht verlaufen werde.", fügte sie in dem schwachen Versuch, einen Scherz zu machen noch an.
Dann folgte sie dem Kleriker hinaus auf den Festplatz und es gelang ihr, entgegen ihrer ursprünglichen Befürchtung, den Trubel und die Menschenmassen zu genießen.

Mestrard

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #35 am: 08.10.2007, 23:00:47 »
"Bleib ruhig noch ein paar Tage länger, wenn Du willst. Es gibt einiges zu sehen und ich würde gerne noch etwas von deinem Stamm und dem Priester hören." Erwiderte Mestrard auf dem Weg in den Trubel. "Im Rostdrachen kannst Du gewiss günstig nächtigen, ich hoffe, er ist noch nicht ausgebucht. Solltest Du Dich verlaufen, den Friedhof kennt hier jeder und Naffer oder ich werden Dir, wie jeder Anhängerin Pharasmas, weiterhelfen." Mestrard hatte den Scherz nicht verstanden und sehr  ernsthaft geantwortet.

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu "Und nimm ein wenig von Deinem Opfer für Pharasma zurück. Sie sieht es nicht gern, wenn man alles gibt und so sein Schicksal aufs Spiel setzt". Mit diesen Worten drückte er  der jungen Kriegerin  2 Gold- und 4 Silberstücke in die Hand. Sein Händedruck war dabei so fest, dass sie sich kaum dagegen wehren können würde. Das ist ein knappes Viertel ihres Opfers. aber sie wird davon einige Tage leben können, dachte er bei sich.

Er grübelte noch ein wenig über das eben Erlebte und den Wink des Schicksals, den er erwartete: Ist er nun da, wird er daraus erwachsen oder lässt Du mich noch warten, Pharasma?

Dann führte er Ocura auf dem großen Platz herum und sorgte dafür, dass beide etwas Brot mit dampfendem Fleisch und einen Krug Bier bekamen.
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #36 am: 09.10.2007, 12:17:33 »
Mestrard und Ocura mischten sich unter die Feiernden, deren Treiben, angestachelt durch die vielen Musikanten, die lebhaften Tänze der Varisianer und nicht zuletzt durch die Unmengen an Alkohol, die von den fahrenden Händlern unters Volk gebracht wurden, immer ausgelassener wurde. Erstaunlicherweise gab es aber keine Streitigkeiten, es schien, als seien alle gewillt, den Frieden Desnas einzuhalten, der für den heutigen Tag ausgerufen worden war.


Geschehen zur sechzehnten Stunde am Mondtag, dem 1. Rova 4707 GA

Rechtzeitig zum Flug der Schwalbenschwänze versammelten sich die Gäste des Festes wieder auf dem großen Platz vor der Kathedrale. Vater Zanthus hatte mit ein paar seiner Akolyten einen großen, mit Tüchern abgedeckten Wagen in die Mitte des Platzes geschoben. Nun bestieg er wieder das Podest und bat um die Aufmerksamkeit der Anwesenden, die ihm auch bereitwillig gewährt wurde.

„Ich möchte euch heute erzählen, wie unser geliebter Sphärenklang zum Segen aller nach Golarion kam. Vom Himmel fiel sie, nackt und hilflos, im Kampf besiegt von der verräterischen Lamashtu, der Mutter aller Monstrositäten. Niemand kümmerte sich um sie, so das sie alsbald ihren Wunden erlegen wäre, die der gewaltige Aufprall ihr geschlagen hatte. Zu groß war die Furcht der Sterblichen, die trotz ihrer Hilflosigkeit in ihr die Aura der Göttlichkeit erkannten. Nur ein kleines Mädchen, blind und daher unempfänglich für den strahlenden Glanz der Göttin, taub und daher unempfänglich für die süssen, sinnesverwirrenden Sphärenklänge Desnas, doch mutig und stark im Herzen und daher unempfänglich für die Drohungen Lamashtus, wagte es, sich der Herrin der Sterne zu nähern. Sie pflegte sie gesund, bis Desna wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte war und ihre Reise fortsetzen konnte.
  Zum Dank verwandelte Desna das Mädchen in einen wunderbaren, unsterblichen Schmetterling, damit es, deren Sinne seit ihrer Geburt den Dienst verweigert hatten, nun überall hinreisen und die Wunder der Welt mit ihren neuen Augen erschauen  könnte. Noch heute fliegt dieser Schmetterling und es heisst, überall wo etwas wunderbares geschieht, kann man ihn, wenn man richtig hinschaut, entdecken und sehen, wie er den Segen der Göttin mit sich trägt.

  So lasset uns dieses Wunders gedenken. Lasst die Schwalbenschwänze fliegen.“

Die Akolyten, die bisher stumm neben dem Wagen gestanden hatten, schlugen die Abdeckungen auf. Jubel brauste über den Platz, als plötzlich der Himmel voll war von farbenprächtigen Schmetterlingen. Kleine Kinder sprangen umher und versuchten, eines der Flügelwesen zu fangen, von denen es hiess, das sie das Glück Desnas mit sich trügen und selbst einige der Erwachsenen konnten dabei beobachtet werden, wie sie gleiches versuchten. Für den Rest des Tages flatterten die Schwalbenschwänze umher und fügten so dem bunten Fest einen weiteren Farbtupfer hinzu.

Ancrym

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #37 am: 09.10.2007, 16:32:13 »
Nachdem Ancrym sich von der Halblingsfrau verabschiedet hatte, hatte er wieder seinen Rundgang durch die Menge aufgenommen, die ausgelassen feierte, und zwar friedlich, wie der Deputy teil erleichtert, teil aber auch enttäuscht vermerkte. So sehr er darüber froh war, Mestrard und in gewisser Weise auch den Sheriff kennengelernt zu haben, so wenig behagte ihm immer noch das Stadtleben. Er sehnte sich zurück nach dem rauhen, ja harten Leben im Norden, weil es ihm vorkam, daß ein Mensch nur unter diesen harten und gefährlichen Bedingungen wirklich und wahrhaftig leben konnte, während hier in der ´Zivilisation´ das Leben zu einer blosen Existenz verkam. Hätte Ancrym gekonnt, wäre er sofort zu den Jagd- und Weidegründen der Shoanti aufgebrochen, aber leider war ihm dieser Weg für immer versperrt.

Mit Gewalt verscheuchte Ancrym diese Gedanken, die ihn nur von seiner Aufgabe ablenkten. Wenn auch nicht wirklich mit Problemen zu rechnen war, wollte er seinen Dienst auf keinen Fall nachlässig versehen.
E.T. nach Hause telefonieren!

Emyralda

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #38 am: 09.10.2007, 16:47:23 »
Nach einer weiteren kurzen Unterhaltung sagt Emyralda:

"Entschuldigt, aber ich habe jetzt einen meiner Auftritte."

Damit verschwindet sie in den Massen, um pünktlich zum Flug der Schwalbenschwänze wieder auf dem Festplatz zu erscheinen. Sie sieht sich nach bekannten Gesichtern um.

Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #39 am: 09.10.2007, 19:29:53 »
Geschehen zur zwanzigsten Stunde am Mondtag, dem 1. Rova 4707 GA

Am Abend hatte es den großen, traditionellen Festschmaus gegeben, der als eine Art freundschaftlicher Wettkampf zwischen den Tavernen- und Herbergsbesitzern Sandspitzes durchgeführt wurde. Ameiko Kaijitsus Lachscurry fand wie erwartet den meisten Zuspruch, da sie ihre exotischen Gerichte mit solcher Raffinesse zuzubereiten verstand, dass niemand freiwillig die Geschmacksexplosionen verpassen wollte, die ihre Gerichte auf der Zunge eines jeden Essers auslösten. Doch auch die anderen Köche konnten durchaus zufrieden sein; Jargie Quinn vom „Schleimaal“ glänzte mit einer vorzüglichen Hummersuppe und selbst Garridan Viskalais Pfefferhirsch fand lobende Erwähnung, wiewohl die Augen mancher Esser merkwürdigerweise voller Tränen standen, nachdem sie den ersten Bissen zu sich genommen hatten. Selbst Belor Hemlock lobte die Kochkünste seines Bruders, obwohl jeder wusste, dass die beiden normalerweise kein Wort miteinander wechselten.

Alles in allem aber war das Fest ein großartiger Erfolg, und so langsam machte sich angenehme Müdigkeit in den Gliedern der Feiernden breit. Zur großen Abschlusszeremonie, der eigentlichen Einweihung der Kirche, erschienen bei weitem nicht mehr so viele Gäste wie zu den Veranstaltungen des Tages. Viele hatten es wohl inzwischen vorgezogen, sich in eine der Tavernen zurückzuziehen und das Fest dort mit einem gemütlichen Dämmerschoppen zu beenden. Andere waren schon in ihre Häuser zurückgekehrt und selbst der eine oder andere Händler hatte seinen Stand bereits wieder geräumt und seine Wagen für die frühe Abreise am nächsten Morgen bereit gemacht.

Plötzlich schwappte von der Kathedrale her lautes Donnergrollen über den Festplatz hinweg. Unwillkürlich schauten die Menschen nach oben in den Himmel, der sich bereits blutrot zu färben begann, während die Sonne ihre letzten Strahlen wie einen Abschiedsgruß über den Horizont sandte Schlagartig verstummten alle Gespräche, nur ein Hund, der sich zu einem Nickerchen unter einem Wagen zusammengerollt hatte, jaulte ob des plötzlichen Lärmes auf und durchbrach so die Stille.
  Dem Donner auf dem Fuße folgte eine kleine Prozession, angeführt von Vater Zanthus, der, in seine besten Festgewänder gekleidet, zielstrebig dem Podest zusteuerte. Nachdem er es bestiegen hatte, stellte er sich vor die wartende Menge, hob segnend seine Hände und öffnete den Mund, um die ersten Worte des traditionellen Gebetes des Ersten Traums zu sprechen.

Ein Schrei unterbrach ihn, bevor er überhaupt zu sprechen beginnen konnte; der hohe, spitze und angsterfüllte Schrei einer Frau, in den andere, ebenso entsetzte Schreie einfielen. In die Schreie mischten sich andere Stimmen, schrill und grausam kichernd, voller grausamer Vorfreude auf irgendein kurz bevorstehendes Ereignis.

Und dann brach plötzlich das pure Chaos los. Menschen rannten schreiend durcheinander, ohne überhaupt zu wissen, vor was sie da wegrannten. Auch von anderen Orten innerhalb der Stadt erklang Geschrei, fast als wäre die ganze Stadt mit einem Schlag wahnsinnig geworden.

Ein Schemen huschte durch die Schatten am Rande des Festplatzes. Kurz darauf ein letztes, schmerzliches Aufjaulen, und unter dem Wagen, unter dem der Hund sein Nickerchen hielt, quoll dickes Blut hervor und sammelte sich in einer Vertiefung zu einer riesigen Blutlache.

Und über dem ganzen Chaos lag plötzlich ein gutturaler, grauenhafter Gesang, geeignet, den Menschen der Stadt das Blut in den Adern erstarren zu lassen:

Goblins beißen und Goblins kauen,
Goblins schneiden und Goblins hauen,
Schlitzen auf den Hund und zerhacken das Pferd,
Goblins fressen und stehlen vom Herd.

Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #40 am: 15.10.2007, 10:32:18 »
Das Aufjaulen des Hundes hatte die Köpfe der Anwesenden herumrucken lassen. Zunächst war das Gedränge noch zu dicht, weswegen den beiden Halblingen die Sicht auf das Geschehen versperrt blieb. Die anderen aber sahen im Schatten des Wagens, unter dem der nun tote Hund lag, einen Goblin, der, ein irres Glitzern in den Augen, das Blut von seinem Schwert leckte und sich dabei böse kichernd nach einem neuen Ziel umsah.


Als Mestrard dieser Situation gewahr wurde, dankte er Pharasma mit einem Stoßgebet. Angesichts der Ereignisse und seiner Vorahnungen, die durch das Treffen mit Ocura  noch verstärkt worden waren, hatte er nach dem Flug der Schwalbenschwänze Streitkolben und Schild aus seiner Hütte geholt. "ANCRYM. HIERHER", schrie er, um das Chaos zu übertönen, während er seinen Schild bereit machte. Er versuchte sich mit einem kurzen Blick zu vergewissern, dass Frauen und Kinder vor dem Goblin davonstoben.

Als der Tumult losbrach, versuchte Ancrym auszumachen, von wo er ausging. Gleichzeitig zog er ganz automatisch seinen Erdzertrümmerer. Gerade als er erkannte, wo die Ursache lag, erklang Mestrards Ruf. "ICH KOMME!" brüllte er zurück.

  Schon auf Mestrards Schrei hin hatte der Goblin den Kopf gehoben. Immer noch kichernd rannte er mit erhobenem Schwert - Schwert war eigentlich zu viel gesagt, eher handelte es sich um ein zu groß geratenes Messer, dessen gezackte Klinge von mehreren ausgestanzten kreisrunden Löchern durchbrochen wurde – los, genau auf den Kleriker zu. Dieser war von Ancryms Ruf zunächst etwas ruhiger geworden. Doch dann sah er hinter dem Goblin, der direkt vor ihm stand, noch einen zweiten auftauchen - und aus dem Augenwinkel noch mehr der grölenden, hässlichen Gestalten. Chaos!
Pharasmas Kraft werde ich noch zum Heilen benötigen, schoss es ihm durch den Kopf und er verdrängte den spontanen Impuls, auf seine Gebete zurückzugreifen. Stattdessen hakte Mestrard den schweren Streitkolben aus dem Gürtel, riss ihn hoch und ließ ihn auf das direkt vor ihm stehende Monster heruntersausen.  Es knirschte hässlich, als die Waffe durch die Schädeldecke des Goblins brach. Immer noch das irre Grinsen im Gesicht, sank dieser entseelt zu Boden.
 Ancrym, der gesehen hatte, wie sich Mestrard seines Gegners entledigte, stürzte sich mit dem wilden Kriegsschrei der Shoanti auf den zweiten Goblin. Sein Hieb war so wuchtig, dass dieser ein paar Meter nach hinten geschleudert wurde. Den Kopf in einem unnatürlichen Winkel vom Körper weggebogen, blieb das kleine Monster reglos auf der Straße liegen. Sicher, dass es nicht wieder aufstehen würde, wandte sich Ancrym wieder dem Kampfgeschehen zu.


Desna war zwar nicht Arathis Schutzgottheit, doch trotzdem genoß er den Tag schon recht gut. Er aß noch mit seinem Freund im "Rostdrachen" und auch sonst tat dem Adepten des Drachenfeuers die gute Stimmung recht gut und sie gefiel ihm. Zur Überraschung von allen Anwesenden jedoch schien ein irre drein blickender- seinen eigenen Worten nach- Goblin mit seinen seltsamen Verhalten die Feier etwas zu stören. Deshalb ging Arathis erst einmal ein paar Schritte näher zu dem Goblin hin, um zu sehen was dieser wohl als nächstes vorhatte. Jedoch kam Arathis nur langsam an den wild durcheinander laufenden Menschen vorbei und sein Gang zu dem Goblin stoppte früher als er dachte.
  Da kam Arathis die Fackel, welche er an der Wand sah gerade recht gelegen. Um seine Kräfte wenigstens etwas zu verbergen, tat er seine Hand so an die Kleidung hin und presste im folgenden so die Hand zusammen als ob er ein kleines unscheinbares Fläschchen hätte. Da alle anderen mit ihren jeweiligen Goblins beschäftigt waren, konnte dieser Bluff vielleicht gut klappen. Auf jeden Fall tat er so als ob er aus einem Fläschchen eine Flüssigkeit trinken würde und blies seine Backen ein kleines bißchen auf. Er tat so als ob er das Fläschchen in die großen Taschen seiner Roben zurücktun würde. Die Fackel sollte bei seinem Bluff eine große Rolle spielen. Denn er wollte wegen seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten nicht schräg von anderen angesehen werden und er wollte diese verbergen. Andere Gebiete, andere Sitten.
Er nahm also eine Fackel ab, nachdem er einen kleinen Schritt zur Wand hingelaufen war, an der sie hing, und tat so als ob er ein professioneller Feuerspucker wäre und brachte die oberste Körperhälfte des Goblins vollends in Kontakt mit Feuer. In Wirklichkeit benutzte er aber nur seine Odemwaffe, welche er als angeborene übernatürliche Fähigkeit besaß. Arathis achtet darauf, dass das Feuerspucken echt aussah, gleichzeitig achtete er aber auch darauf, dass die Fackel nicht kaputt ging.

Perriyon suchte noch nach der Quelle des plötzlichen Aufruhrs, als ein fürchterliches Krachen gefolgt von einem erstickten Gurgeln ihn herumfahren ließ. Neben ihm, direkt auf dem Tresen des Bierausschankes, von dem aus er die Zeremonie hatte verfolgen wollen, saß ein Goblin, der offenbar vom Dach herabgesprungen war und betrachtete für einen kurzen Moment erstaunt das Heft seines Messers. Dann warf er es achtlos weg und begann, wahllos den Inhalt mehrerer Bierseidel in sich hineinzuschütten.
  Die Klinge des zerbrochenen Schwertes steckte im Rücken eines Wächters, der die ganze Zeit lässig neben dem Halbling gestanden hatte, nun aber mehrere Schritte von dem Stand weg taumelte. Er schaffte es noch, sein Kurzschwert zu ziehen, das er aber fallen ließ, als er tot neben einem jungen, in einen dunkelbraunen Umhang gehüllten Mann zusammenbrach.

Der Goblin am Bierausschank rülpste laut, dann schüttete er weiter Bier in sich hinein. Plötzlich schlug ein Flammenstrahl an Perriyon vorbei und umhüllte die kleine Gestalt auf dem Tresen. Diese hatte soeben einer Flasche den Hals abgeschlagen und schüttete sich begierig den bräunlichen Inhalt in den Rachen. Als plötzlich eine Stichflamme aus seiner Kehle nach oben schoss, ließ ihr Kreischen dem Halbling das Blut in den Adern erstarren. Dann kippte der Goblin tot nach hinten und ließ nur den Gestank nach verbrannten Haaren und verbranntem Fleisch zurück.



Dorian wurde durch den plötzlichen Aufruhr überrascht, und sofort war ihm klar, das er schnellstmöglich etwas brauchte um sich zu verteidigen. Deshalb sah er sich nach einer Wache um. Er hätte aber nicht damit gerechnet, dass er auf eine so besondere Weise Erfolg haben würde. Plötzlich kam einer der Wächter auf ihn zugestolpert, ließ direkt neben ihm seine Waffe aus den Händen gleiten und brach tot zusammen. Dorian hob das Schwert geschwind auf. Wenigstens hatte er nun eine Waffe, denn die Goblins schienen plötzlich überall zu sein. Hinter dem Goblin, der sich dem Priester auf Angriffsreichweite genähert hatte, war soeben ein weiterer aufgetaucht. Auf der anderen Seite des Platzes wühlte sich ein anderer Goblin durch die Auslagen eines Händlers, der nächste griff eine junge Halblingsfrau an, die soeben der Bedrohung gewahr geworden war.
  Ganz im Gegensatz zu Vater Zanthus, der vom Podest herab fassungslos auf das Chaos schaute und dabei den kleinen Goblinkrieger übersah, der sich auf ihn zuschlich. Emyralda, die ob des aufkommenden Tumults verwirrt über den Platz gelaufen war, bemerkte ihn hingegen sehr wohl. Sie sah auch, dass der Sheriff nahe des Podests selbst in einen Kampf gegen mehrere der kleinen Monster verstrickt war. Auch wenn es so schien, als wäre er durchaus Herr der Situation, war klar, dass er nicht schnell genug seine Gegner loswerden würde, um Zanthus rechtzeitig zu Hilfe zu eilen.

Verflucht! Wer stört denn da die Feier? war seltsamerweise der erste Gedanke, der Perriyon durch den Kopf ging, als plötzlich wie aus dem Nichts die Kreatur erschien, die er bisher nur aus Lehrbüchern und farbenfrohen Geschichten in einschlägigen Kneipen kannte. Er hatte einem solchen Wesen niemals begegnen wollen und nun stand es vor ihm.
Plötzlich jedoch wurde die Gestalt von einem Flammenstrahl eingehüllt. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte ihm, dass anscheinend einer der Schausteller seine Fähigkeiten als Angriff genutzt hatte. Was genau mit dem Goblin passierte, konnte Perriyon nicht mehr erkennen, denn schon längst hatte er sich schon längst für den klügeren Teil der Tapferkeit entschieden und suchte sein Heil in  der Flucht.
Ohne Nachzudenken bahnte er sich blindlings einen Weg durch die wild umherlaufenden Menschen und war schon vollauf damit beschäftigt, nicht von ihnen niedergetrampelt zu werden. Wie angewurzelt blieb er aber stehen, als er zwischen den Beinen der Flüchtenden wieder ein solches Ungeheuer erkannte. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus griff er in eine seiner vielen Gürteltaschen. Seine Hand schloss sich um die darin enthaltenen Rosenblätter und so beendete der Halbling, den Zauberspruch, den er sich am Morgen eingeprägt hatte. Der Effekt war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Der Goblin, der sich leise von hinten an Vater Zanthus hatte anschleichen wollen, blieb stehen, als sei er soeben gegen eine Wand gelaufen. Er fing schon an zu schnarchen, bevor er auf den Boden krachte. In diesem Moment zischte ein Dolch genau dort durch die Luft, wo der Goblin soeben noch gestanden hatte. Die junge Varisianerin, mit der Perriyon am nachmittag ein paar Worte gewechselt hatte, hatte diesen geschleudert und schaute nun etwas überrascht, dass sie ihr Ziel verfehlt hatte.

Am Anfang war sich Ocura nicht ganz sicher, ob sie sich die plötzliche Veränderung der Situation vielleicht aufgrund des starken Bieres, das sie von Mestrard erhalten hatte, nur einbilden würde, doch schnell wurde klar, dass die Menge sich nicht einfach nur schneller bewegte, sondern wie eine verschreckte Herde versuchte vor irgendetwas davonzulaufen. Sie konnte leider nicht erkennen, was diese Menschen so erschreckt hatte, bis aus der Masse direkt in ihrer Nähe ein Goblin auftauchte.
Reflexmäßig zog sie ihre beiden Klingen, um sich gegen den Angreifer zur Wehr zu setzen und noch ehe dieser zuschlagen konnte, vollführte sie einen Ausfall zur Seite und attackierte ihn mit zwei schnellen Hieben. Dieser wehrte die Hiebe jedoch erfolgreich ab und ging zum Gegenangriff über. Gleichzeitig war der zweite Goblin offenbar in der Auslage fündig geworden. Genießerisch schnupperte er an einer offenen Flasche, dann packte er eine Fackel, drehte sich herum und warf beides kichernd nach Ocura.
  Zu ihrem Glück hatte der Inhalt der Flasche wohl sein Zielvermögen beeinträchtigt. Die Flasche traf Ocuras Gegner voll am Kopf und vergoss ihren nach Inhalt über diesen. Die Fackel fiel auf der anderen Seite harmlos vor Ocuras Füße.

Wütend ob des Misserfolgs sprang der Werfer auf die Halblingsbarbarin zu. Dorian, der erkannte, dass die junge Frau in Bedrängnis zu geraten drohte, rannte quer über den Platz und rammte das gerade vom Boden aufgehobene Schwert durch den Brustkorb ihres ersten Angreifers. Dieser starrte für einen kurzen Moment verwundert auf die Schwertklinge, die plötzlich aus seiner Brust ragte. Dann drang ein Schwall dunklen Blutes über seine Lippen und er fiel tot zu Boden.

Inzwischen hatte sich Sheriff Hemlock seiner Gegner entledigt. Ein kurzer Blick über den Platz überzeugte ihn offenbar, dass hier im Moment alles unter Kontrolle war. Er gab Vater Zanthus, der seinen Schock inzwischen überwunden hatte, ein Zeichen. Beide liefen los, offenbar, um anderenorts die Verteidigungsmaßnahmen zu koordinieren. Der Platz hatte sich inzwischen merklich geleert. Nur noch ein paar angetrunkene Feiernde standen herum, die wohl noch gar nicht richtig realisiert hatten, was hier soeben geschehen war. Die meisten anderen waren vom Platz geflüchtet, entweder, um sich in ihren Häusern zu verstecken, oder, und das war die wahrscheinlichere Möglichkeit, um sich zu bewaffnen und in den Abwehrkampf einzugreifen.

Und immer noch hallte der schreckliche Gesang durch die Straßen Sandspitzes:
Goblins prügeln, Goblins dreschen,
Goblins springen, Goblins preschen,
Zermatsch den Kopf, die Haut brenn rot,
Wir Goblins kommen, du bist tot.

Eando Kline

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #41 am: 15.10.2007, 20:19:12 »
Als der junge Mann neben ihr erschien und den Goblin niederstreckte, riskierte Ocura es kurz, ihm einen dankbaren Blick zuzuwerfen, bevor sie sich wieder auf den Kampf konzentrierte. Blut durchtraenkte den Stoff an der Stelle, an der die Waffe ihres Gegners in ihr Fleisch geschnitten hatte und mit zusammengebissenen Zaehnen versuchte die Kriegerin nun den Schmerz in Zorn zu verwandeln. Abermals sirrten ihre Klingen durch die Luft, um sie an dem zweiten Goblin zu raechen. Der Goblin hatte keine Chance. Mit Müh' und Not konnte er die tief auf ihn zuzüngelnde Klinge von Ocuras Kurzschwert abwehren, musste aber dafür seine Deckung fallen lassen. Wie ein Blitz hackte der Krummsäbel der Barbarenfrau in seinen Hals und machte seinem Leben ein schnelles Ende.


"Danke, Göttin" entfuhr es Mestrard spontan, als er begriff, dass die grölenden, quäkenden  Monster auf dem großen Platz so schnell besiegt waren. Er zögerte einen Moment, dann sah er, dass Belor Hemlock dabei war, die Verteidigung zu organisieren und im selben Augenblick fiel sein Auge auf die Wunde der kleinen Pharasma-Anhängerin, mit der er noch vor wenigen Stunden gebetet hatte. ANCRYM, ICH KÜMMERE MICH UM DIE VERWUNDETEN. DANN KOMME ICH NACH. rief er seinem Freund zu und überquerte ohne Hast den Platz, um sich um die Wunde von Ocura zu kümmern. Dabei blickte er sorgsam in alle Richtungen, um auszumachen, wer sonst noch verwundet war und woher das größte Getöse der Angreifer zu kommen schien. "Lass mich Deine Wunde versorgen, tapfere Kriegerin", wandte er sich an die blutende Ocura.

Arathis

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #42 am: 15.10.2007, 20:55:01 »
Arathis blickt noch auf den bewusstlos scheinenden Goblin auf dem Platz und ruft zu den restlichen Abenteurern, die noch auf dem Platz stehen:

"Einer der Goblins scheint anscheinend zwar bewußtlos zu sein, aber noch am Leben zu sein. Bewußtlos hat ihn offenbar Magie gemacht. Aber er wird nicht ewig so friedlich liegen bleiben. Irgendwann lässt auch die Wirkung der Magie nach. Diesen Goblins stand der Wahnsinn ins Gesicht geschrieben und sie stellen eine Gefahr für alle da. Ist unter Euch vielleicht ein starker Krieger, der diesem dem Wahnsinn verfallenen Wesen eine schnelle und somit auch völlig schmerzfreie 'Erlösung' geben kann. Ich bin kein Krieger und wäre darin nicht sehr effektiv. Ich würde es nämlich lieber sehen, wenn der Goblin einen möglichst schmerzfreien 'Gnadenstoss' bekommt"
Wahrer Name: "Der, welchen die Toten verschlingen werden."

Perriyon

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[IC] Feuer und Feier
« Antwort #43 am: 15.10.2007, 21:29:07 »
Es hat funktioniert! Es hat tatsächlich funktioniert.
Immer noch fassungslos starrt Perriyon auf seine Hand, mit der er den Zauber gewirkt hat, der den Goblin am anderen Ende des Platzes einfach hat zusammenbrechen lassen. Er ist so fasziniert von seiner eigenen Gabe, dass er gar nicht mehr realisiert, dass der Kampf um ihn herum bereits abgeebbt ist.
Offenbar braucht es nur einen vernünftigen Grund. erkennt er, und erinnert sich kurz, dass er als Student in praktischer Thaumaturgie immer wieder versagt hatte.
Und ich hab gehört, die Frauen stehen darauf.
Betont lässig stolziert er über den nun ziemlich leeren Platz in Richtung des von ihm erledigten Goblins, während er dem Mann, der in dessen Nähe irgendetwas von 'Erlösung' und 'Gnade' redet überhaupt nicht zuhört.
Schlaf, Kindlein! Schlaf!

Mestrard

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« Antwort #44 am: 15.10.2007, 21:31:50 »
Noch bevor er sich um Ocura kümmern konnte oder eine Reaktion auf seine Worte bekam, hörte Mestrard einen grau berobten Mann rufen, jemand möge den schlafenden Goblin erlösen.
Hier ist genug Blut geflossen. Außerdem wüsste ich zu gerne, was hinter diesem Überfall steht. Das ist so seit Jahren nicht mehr vorgekommen, dachte er bei sich und, verwundert über die Häufung denkwürdiger Ereignisse an diesem einen Tag.

"Halt! Fesselt ihn einfach. Hier ist genug geerntet worden und drüben in den Strassen geht das Töten ohnehin weiter.", rief er und fuhr dann in normaler Lautstärke fort. "Und wir müssen noch erfahren, wer oder was was hinter dem Überfall steht." Nachdem er sich mit einem kurzen Blick davon überzeugt hatte, dass Ocura nicht lebensgefährlich verletzt war, nickte er ihr zu und vollführte mit der Hand das Zeichen Pharasmas. "Ich bin gleich wieder da".
Dann eilte der Priester in Richtung des schlafenden Goblins, um ihn mit dessen eigener Kleidung zu binden.
Fast wäre er dabei mit einem zweiten Halbling zusammengestoßen, der mit unerschütterlicher Ruhe auf den Goblin zuzugehen schien. "Entschuldigt", murmelte Mestrard

Es ging dem Kleriker nicht darum, das Leben dieses Monsters unbedingt zu schonen, aber er stellte keine Bedrohung mehr dar und war zudem eine mögliche Informationsquelle. Leben und Tod sind weder leichtfertig zu nehmen, noch zu geben. Das war eine von Pharasmas Glaubenslehren. Wer ist der Mann, der ohne Not über  Leben und Tod entscheiden möchte?, fragte sich der Priester noch.
Das menschliche Herz hat eine fatale Neigung, nur etwas Niederschmetterndes Schicksal zu nennen.

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