"Das Einhorn?" Zellara lächelt. "Unabhängigkeit, Güte,aber auch Einsamkeit. Sucht Euch aus, was daraus am besten auf Euch zutrifft. Doch seid vorsichtig," fährt sie mit einem Blick auf die Karte fort, die Amaryllis gezogen hat und auf der ein düster leuchtende Lampe strahlt, manchmal können diese Eigenschaften ihren Träger in aussichtslose Situationen führen."
Wieder mischt sie, und nun zieht auch Zurisatro seine Karte. Zellara wirft einen Blick darauf, wendet sich zu Marcellus um, dann wieder zurück. "Interessant, auch Ihr habt den Pfau gewählt. Gebt gut acht, denn manchmal finden sich Gefährten auf zwei unterschiedlichen Seiten einer unbedachten Entscheidung wieder."
Der Rauch scheint dichter, sein Duft schwerer zu werden, während sie in einer mit dem menschlichen Auge fast schon nicht mehr erkennbaren Geschwindigkeit die Karten fliegen lässt. Zellaras Blick wirkt entrückt, während sie völlig ohne erkennbares Muster immer wieder eine Karte auf den Tisch fallen lässt, bis sich endlich 9 Karten zu einem Quadrat angeordnet haben. Die Seherin schließt die Augen,atmet den Rauch tief ein, dann verharrt sie für einen Moment, die Stirn vor Konzentration in Falten gelegt.
Ohne hinzuschauen dreht sie die drei Karten der ersten Spalte der Reihe nach um; den Weiten Himmel, den Narren und den Hasenprinzen.
"Die ersten Drei stehen für das, was war." Zellaras monotone Stimme scheint aus allen Richtungen zu kommen. Als Ihr meiner Einladung folgtet, war das der erste Schritt, um sich von den Banden der Vergangenheit zu befreien. Vielleicht habt Ihr Euch in diesem Moment schon mit neuen Fesseln gebunden, doch das muss die Zukunft zeigen. Verrücktheit und Gier mögen eine Rolle gespielt haben, ob die Eure oder die eurer Feinde, vermag ich nicht zu sagen. Denkt über die Schlachten nach, die Eure Ahnen schlugen, sie mögen Euch einen Fingerzeig auf das, was sein wird geben."
Zellaras Augen weiteten sich, als sie die mittlere Kartenspalte umdrehte, für einen Moment wirkte sie entsetzt. Stockend fuhr sie fort.
"Die zweiten Drei stehen für das, was ist. Eine alte Prophezeiung ist im Begriff, sich zu erfüllen," Zellara zeigte auf das Theater, "und mag unser aller Leben neu bestimmen. Jetzt wird der Samen der Freundschaft gelegt, um die schwierigen Wege, die ihr vielleicht begehen müsst, gemeinsam zu bewältigen.
Die letzten Drei stehen für das, was sein mag. Die Gedanken eines Feindes sind voller Gift. Er will euch schaden, doch mag das Gift seine Entschlusskraft schwächen und Euch die Gelegenheit geben, ihm zuvorzukommen. Gebt acht, die Harmonie des Großen Tanzes muss gewahrt bleiben, Erkennt, wo Störungen drohen, und behebt diese, bevor schlimmeres daraus erwachsen kann. Seid vorsichtig, denn auch Eure Feinde werden sich bemühen, Euch Verluste zuzufügen. Doch mag Euch in dunkler Stunde die Rettung nahen."
Der Rauch wurde dünner, während sekundenlange Stille in den Raum tropfte.