„Im Theater auftreten?“
Meron kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Warum eigentlich nicht? Der Theaterdirektor hier scheint sein Geschäft zu verstehen, das könnte sich für uns durchaus lohnen. Sicherer als außerhalb der Stadt scheint es im Moment auch zu sein. Und außerdem hab ich den Eindruck, dass Du es nicht gar so eilig hast, hier weg zu kommen, habe ich recht?“
Emyraldas Vater grinste verschmitzt.
„In Ordnung, ich werde gleich mit Cyrus und mit der Familie reden. Versprich mir nur, dass Du keine unnötigen Risiken eingehst, falls es hier gefährlich werden sollte. Es wäre eine Verschwendung deiner Begabung, wenn Dir etwas zustieße. Aber vielleicht ist es auch ein Wink Desnas, uns hierhergeführt zu haben.“
Er küsste Emyralda auf die Stirn, dann war er auch schon in Richtung des Theaters verschwunden.
...
Bethana wollte ob der doch recht groben Ansprache wütend auffahren, als sie erkannte, wer sich da unangemeldet als Besuch eingestellt hatte. Für einen Moment war ihr Gesicht ein offenes Buch und Mestrard erkannte die tiefe Sorge, die sie bei seiner Frage empfand. Und aus irgendeinem Grunde wirkte sie schuldbewusst. Ihre Antwort kam ein wenig zu schnell, um überzeugend zu wirken.
„Woher soll ich das wissen, die Herrin ist mir keine Rechenschaft schuldig!“
...
Am Tisch hatte Shalelu in der Zwischenzeit von den fünf Goblinstämmen erzählt, die hier in der Gegend eine ständige, wenn auch eher unbedeutende Gefahr für die Anwohner bildeten. Von den Vogelquetschern, die in den Höhlen am Westrand der Teufelsplatte hausten und eigentlich die ungefährlichsten der fünf Stämme waren; vom Stamm der Glattzungen aus dem Salzholzsumpf, exzellenten Schwimmern, die das Gebiet nahezu undurchquerbar machten; den „Sieben Zähnen“ aus dem Zeckenwald, Müll- und Aassammlern, die inzwischen ihre alte Heimat verlassen hatten, wie Ancrym und seine Gefährten bei ihrer Erkundung herausgefunden hatten. Von den Goblins des Mosswaldes, dem eigentlich größten Stamm, die aber zumeist mit Streitereien untereinander beschäfttigt waren. Und zu guter Letzt den Goblins von Dornenspitze, die das Gebiet bewohnten, das unter den Goblins als das beste und wichtigste galt und die daher einen natürlichen, wenn auch zumeist ignorierten Führungsanspruch über die Goblinstämme behaupteten.
Sie erzählte von den Eigenarten der Goblins, ihrer Angst und ihrem Hass auf Hunde und Pferde, ihre Heimtücke und Unberechenbarkeit und ihrer Liebe zum Feuer.
Zuletzt erzählte sie von den Goblins, die sich in ihren Gemeinschaften den Rang eines Helden erkämpft und ermordet hatten, und damit wohl zu den gefährlichsten Gegner gehörten. Vom Großen Gugmut, von dem es hieß, er sei der Sproß eines Hobgoblins und eines Wildschweins und der viel größer und stärker als der durchschnittliche Goblin war. Von Koruvus, dem Helden der Sieben Zähne, der es geschafft hatte, in den Besitz eines magischen Schwertes zu gelangen, dass er als Waffe führte, obwohl es eigentlich zu groß für ihn war; der vor mehreren Monaten verschwunden war, nachdem er angekündigt hatte, eine neuentdeckte Höhle irgendwo in den Küstenkliffs erkunden zu wollen. Von Vorka, einem im Salzholzsumpf lebenden Kannibalen, der vor allem für die Goblins als Held galt, die anderen Orts lebten. Von Ripnuget, dem Anführer der Goblins von Dornenspitze. Und am Ende von Bruhtazmus, einem Grottenschrat, dem ein besonderer Hass auf Elfen nachgesagt wurde, und der, wie Shalelu grimmig anmerkte, „unsere nächste Begegnung ganz gewiss nicht überleben wird.“
Durchatmend lehnte die Elfenwaldläuferin sich zurück. „Ihr seht, wenn diese Stämme sich tatsächlich zusammentun, bilden sie plötzlich eine Streitmacht, der wir nur wenig entgegenzusetzen hätten. Es ist also wichtig, dass Belor so schnell wie möglich Verstärkung organisiert. Solltet Ihr es in der Zwischenzeit mit den Goblins zu tun bekommen, wäre mein Rat, soviel Chaos wie möglich in ihren Reihen anzurichten. Auf sich alleine gestellt und ohne Orientierung sind die Goblins nicht besonders gefährlich. Und falls ihr einen der Helden entdeckt, tötet Ihn so schnell und gnadenlos ihr könnt, ein besseres Mittel, um dem Rest der Goblins Angst einzujagen, dürfte es kaum geben.“