Ocura stockte kurz.. Mit so vielen Goblins hatte sie nicht gerechnet.
"Ich werde 'Die Kraft' brauchen, wenn ich gegen sie bestehen will.", wurde ihr klar.
Von ihrem Vater Akhim hatte sie die Technik gelernt "Die Kraft" zu beschwören, mit der sie in einem Kampf ungeahnte Energien freisetzen konnte.
Kaum war Ocura außer Sicht verschwunden, hörten die Gefährten den markerschütternden Schrei, der gleichzeitig Kampfschrei und einem Schmerzensschrei war. Doch die Schmerzen, die das plötzliche Anschwellen von Ocuras Muskeln verursachten, waren für die Barbarin wie ein Ansporn, ein Zeichen dafür, dass der Kampf nun beginnen konnte. Ohne weiter zu Zögern stürzte sie sich auf ihren ersten Gegner. Doch ihr Schlag verfehlte den Goblin, der weiter laut zeternd in den Raum rannte. Verblüfft blieb er stehen, als zwei seiner Kumpane genau in die andere Richtung rannten, der eine mit einem glühenden Schürhaken bewaffnet, der andere mit seinem Schwert. Ersterer sprang behende auf einen der Tische, um gegenüber Ocura einen Höhenvorteil zu erlangen, der andere nutzte die Gelegenheit und versuchte, einen Schlag an der Barbarin anzubringen, rutschte aber in einer Blutlache aus und war für den Moment damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten
Der erste Goblin war inzwischen offenbar auf eine Idee gekommen, und bückte sich, um eine schwere Eisenzange aufzuheben. Auf die gerade ein anderer Goblin getreten war, dem dadurch das Standbein weggezogen wurde, wodurch er den übrigen anstürmenden Goblins in den Weg fiel, die auch prompt kreuz und quer durcheinanderpurzelten. Ungerührt von dem Chaos hielt der erste Goblin inzwischen seine Zange in den Ofen und stocherte gehässig kichernd darin herum.
Als er den Lärmpegel wahrnahm, folgte Mestrard Ocura so schnell er konnte. Ich habe sie vorgeschickt. Pharasma beschütze sie murmelte er vor sich hin, als er in die Halle einbog, den Schild bereit zur Verteidigung, die rechte Hand an seinem heiligen Symbol.
Rasch trat er hinter die glücklicherweise unverletzte Kriegerin und betrachtete mit geweiteten Augen das Chaos und die blinde Zerstörungswut. Sein Blick blieb an der in Glas gegossenen Leiche hängen. Unfähig, etwas zu sagen, betete er still zu Pharasma, während gleichzeitig Emyralda, die ihm dicht auf den Fersen gefolgt war, mit sanfter Stimme ein Lied zu singen begann, um ihren Gefährten Mut zu machen. Auch Ancrym stürzte hinein, um Occura zu Hilfe zu kommen. Mit einem Blick übersah er die Lage, dann stürzte er sich auf einen der Goblins und schwang seinen Erdzertrümmerer.
Auch wenn Ocura aus einem anderen Kulturkreis stammte, so war es für Arathis sonnenklar, dass sie eine fähige Kriegerin war, die in den kommenden schwierigen Zeiten eine wichtige Rolle bei der Verteidigung einnehmen würde. Auch war für Arathis der Kulturkreis nie wichtig, sondern das einzelne Individuum. Insofern machte es Arathis selbst überhaupt nichts aus generell mit Shoanti oder "gewöhnlichen" Kriegern zusammenzuarbeiten, wenn diese nichts gegen ihn wiederum hatten.
Arathis war zwar nicht der beste Frontkämpfer, aber alleine wollte er Ocura auch nicht nach vorne schicken in eine möglicherweise tödliche Falle durch eine Horde an Feinden.
Als Arathis hereinkam sah er auch schon einen gewaltigen Truppe an Goblins. Er merkte, dass er schnell handeln musste, vor allem gegen die Goblins, welche nahe bei ihm standen. Falls die Goblins auf die Idee kommen würden mit Dingen zu werfen, würde Arathis wohl etwas Deckung durch seine momentane Position glücklicherweise erhalten.
Aber da Arathis für sich und Ocura momentan den Goblin auf dem Tisch als größte Bedrohung ansah, konzentrierte er sich zunächst auf diesen. Er schoss seine Odemwaffe mitten auf den Goblin, ohne sich dabei darum zu kümmern, ob er den Tisch mit in Brand steckte. Immerhin würde den Goblin womöglich ein brennender Tisch davon überzeugen wieder von ihm herunterzusteigen.
Der Goblin auf dem Tisch kreischte erschrocken auf, als plötzlich Flammen um ihn herumloderten und an seinen Haaren und seiner haut zu lecken begannen. Der Schrei wurde allerdings abrupt abgeschnitten, als Ancryms Erderschütterer seinem Leben ein abruptes Ende setzte.
Aufgrund seiner vorherigen Grübelei reagierte Perriyon zu langsam und kam erst ziemlich spät in der Halle an, jedoch bereute er die Entscheidung, den anderen gefolgt zu sein gleich wieder. Während er noch damit kämpfte, sich nicht auf der Stelle zu übergeben, blieben seine Augen kurz an dem verglasten Leichnam hängen, den er als seinen Arbeitgeber in spe erkannte, bevor sie weiterwanderten zu der Horde an Goblins, die sich für den Angriff bereitmachten.
Denen werd ich die Suppe versalzen. beschloss er, während er in eine seiner zahlreichen Taschen griff, in die er zuvor etwas Sand geschüttet hatte. von diesem nahm er nun zwischen Daumen und Zeigefinger eine Prise heraus und bereitete sich darauf vor, einen Zauber zu wirken.
"Keine Bewegung!" versuchte er das Getöse der Öfen zu übertönen, "Sonst werdet ihr es bereuen!"
Ocura konnte nicht mehr denken, wollte nicht mehr denken. Ohne zu Zögern wandte sie sich ihrem zweiten Gegner zu, nachdem ihr erster gefallen war. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten und glich am ehesten einer seltsamen Mischung aus Zorn und Ekstase, während sie in rascher Folge ihr Krummschwert nach dem Goblin schwang, um kurz darauf mit ihrer zweiten Waffe zu zu stoßen. Blut spritzte, als Ocura mit einem einzigen gewaltigen Hieb ihres Kurzschwertes, dass eigentlich für einen solchen Einsatz gar nicht gedacht war, dem gegnerischen Goblin den Kopf vom Leib trennte. Das Wutgeheul der anderen Goblins ob dieser Aktion übertönte sogar das Wummern des Brennofens, ebbte aber mit einem Schlag ab, als vier der übriggebliebenen sechs Goblins plötzlich zu Boden kugelten, im Ansturm von Perriyons Schlafzauber gestoppt. Die beiden anderen sahen sich entsetzt an, als sie das bemerkten und wandten sich auf der Stelle zur Flucht in die entgegengesetzte Richtung, wo beide im Nu hinter der Tür verschwunden waren, die dort aus dem Raum hinausführte.
"Danke!" Der Kleriker deutete eine Verbeugung in Richtung der beiden Halblinge an und sah sich nach einem Seil oder Ähnlichem um, da er nicht darauf erpicht war, die Feinde im Schlaf zu erdolchen und in Pharasmas Reich zu senden. "Hat einer von Euch etwa gesehen, um sie zu fesseln?" Die Hand, die den Streitkolben umklammerte, deutete auf die schafenden Monster, denen er sich langsam näherte. Arathis stand in der Zwischenzeit etwas unzufrieden hinten bei dem Tisch herum, während seine restlichen Gefährten die zwei verbleibenden Goblins anscheinend einfach fliehen ließenen.
"Müssen wir sie denn unbedingt gefangen nehmen? Irgendwann ist bestimmt bei der Stadtwache in den Zellen kein Platz mehr, wenn wir dauerend nur irgendwelche Horden von Goblins künftig anschleifen. Einer für ein Verhör hätte vollkommen genügt. Aber wenn Ihr alle meint, dass es schlau ist Massen von Goblins ins Gefängnis zu stecken; dann wir das von mir aus so... ich schau dann auch mal, ob ich hier drin, was zum Fesseln finde, falls wir nichts haben, um die ganzen Goblins zu Fesseln." Arathis Worte wurden bei den Sätzen zuvor mit einem resignierten Seufzen untermauert. Die innere Ablehnung gegen das Fliehenlassen der verbleibenden Goblins hat er schon gar nicht mehr ausgesprochen. Arathis allein wollte nicht waghalsig die Goblins verfolgen. Immerhin bestand das Risiko, dass in den Glaswerken mittlerweile Fallen aufgebaut wurden.
Dann versuchte Arathis einen passenden Gegenstand zu finden, der fürs Fesseln brauchbar erschien. Er wurde auch schnell fündig, da sich die Kordeln der verschiedenen Sandsäcke, die hier im Raum an der Wand aufgestapelt waren, ganz hervorragend für einen solchen Zweck eigneten. Noch bevor die Goblins wiederzu sich kamen, waren sie sicher verschnürt.