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Autor Thema: (Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister  (Gelesen 34249 mal)

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Vulgad

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #210 am: 10.11.2008, 21:20:34 »
Vulgad sieht misstrauisch dem regen Treiben auf der Straße zu, der Alptraum für jeden Leibwächter. Vor allem bei den schwarz gekleideten wird er misstrauisch, auch wenn die ihre eigene Leibwache besitzen.
Insgeheim freut er sich aber über das Fest, an solch buntem freudvollem Gemenge hat er vor allem bei den Reisen außerhalb seiner Heimat, Gefallen gefunden.
Mit einem Lächeln betritt er das Gasthaus, das ihnen der Zwerg empfohlen hatte und nach den Worten der Empfangsdame, weiß er jetzt auch immerhin wie der der nette Händler heißt. Dass der sich hier noch nicht eingefunden hat, passt recht gut, wenn sie selber noch den Abstecher auf den Friedhof machen werden.
Während die Halblingsfrau äußert, dass der Zwerg einfach ein Doppelzimmer für sie bestellt hat, sieht er Camilles erstaunten Blick und erst da fällt ihm auf, was das heißt. Im ersten Augenblick hatte er gar nicht darüber nachgedacht.
"Also ich habe nichts gegen das Zimmer einzuwenden. Das war sehr freundlich von unserm Herrn Londurak." Sehr, sehr freundlich... grinst Vulgad in sich hinein. Unfreiwillig keimt der Gedanke in ihm auf, wie es wohl unter den Rüstung und Kleidung der jungen Frau aussehen mag.
Als dann Talen und Joanne auch noch ein Doppelzimmer bezahlen, sieht der Marschländer mit leichtem Bedauern auf den Professor hinunter. Auch wenn er nicht der Frauentyp zu sein scheint, hätte er doch sicherlich nichts gegen weibliche Gesellschaft. Vor allem, wenn er dann die verdächtigen Geräusche aus den Nebenzimmern hört, aber selbe keine Begleitung hat... Vulgad beschließt, die Augen offen zu halten, ob sich über den Abend hinweg nicht etwas für den Professor findet, sofern der nicht selber die Initiative ergreift.
"Lasst uns einfach zu dem Friedhof aufbrechen, bevor der Abend ganz verstrichen ist. Den Rest könnt ihr noch auf dem Weg dorthin bereden."
"Zorn ist die Voraussetzung für den Mut."

geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #211 am: 11.11.2008, 01:41:09 »
Die kleine Empfangsdame entblößt ein breites Grinsen. Sie scheint sich sicher, zufriedene Kundschaft vor sich zu haben.
"Eure Gemächer werden vorbereitet sein, wenn ihr zurück seid."

Die Helden verlassen das Ghallandahaus in Richtung Nordwesten.
Auf dem Weg zum Nordfriedhof werden die Gassen dunkler und leerer, und auch das geräuschvolle Treiben der Marktplätze und der Leute im Sternviertel wirkt immer entfernter.

Der Weg zum Nordfriedhof ist nicht weit, es vergeht eine knappe halbe Stunde, bis die Gruppe ihn erreicht. Die Ruhestätte befindet sich in einem eingezäunten Gebiet zur Hälfte im Inneren der Stadtmauern und zur anderen Hälfte davor. Gedämpftes, warmes Kaltfeuer wirft kaum ausreichendes Licht auf den dunklen Ort und wird von Bäumen und Gestrüpp nahezu verschlungen.

Auf den ersten Blick wirkt die Stätte der Toten wie verlassen, doch auch an diesem Ort gibt es etwas Leben. Das Licht reflektiert sich auf einem schwer gerüstetem Karrn, welcher stillschweigend vor einem Grabe steht. Leise ist ein Klagegebet eines Mönches hörbar, der langsamen Schrittes über den Totenhort watet.

In den Friedhof hinein schlängeln sich mehrere mit Steinen umsäumte Pfade. Ein Wegweiser zeigt auf einen dieser Pfade mit der Inschrift "Friedhofswärter Gum Brocker". Die Gräber des Hofes scheinen in gutem Zustand zu sein.

Camille

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #212 am: 11.11.2008, 13:10:17 »
Camille schaut gespannt auf den Marschländer, als dieser der Halblingsfrau seine Antwort gibt. Tatsächlich macht ihr Herz einen Satz, als der Mann die Einteilung so gut heißt. Einen kurzen Augenblick legt sie ihre Hand auf den Unterarm des Mannes und gibt ihm eine kurze Liebkosung. Sehr leise sagt sie zu dem Mann: "Danke, Vulgad!" Eine erstaunliche Wärme spricht aus diesen beiden Worten. Dann trennt sich die Frau von dem Mann und wird wieder zu der Inkarnation des karrnitischen Rechtssystems, welches den anderen Ermittlern so aufstößt. Als alle ihre Bestellungen für die Zimmer aufgenommen haben, bleibt sie in der Gruppe vorne. Zum Einen um die Übersicht zu behalten, zum Anderen damit etwaige Störenfriede wissen, wer dort unterwegs ist, eine Ritterin der Rekkenmark.
Am Friedhof angekommen fällt ihr die Ruhe des Ortes zunächst angenehm auf. Doch dann entdeckt sie den weiteren Besucher und einen Augenblick zeigt sich Überraschung auf dem Gesicht der Frau. "Das ist ja der Captain." Die Ritterin spricht leise. Sie möchte nur ihre Schutzbefohlenen darauf aufmerksam machen, ohne dass der Mann selbst gestört wird.
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

Prof. Sarelo Darlan

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #213 am: 12.11.2008, 11:32:28 »
Die Absage der Halblingfrau bezüglich seiner Frage schürft tiefe Enttäuschung in Sarelo auf, obwohl er schon vorher genau wusste, dass es ein wahrhaft zu großer Zufall wäre, hätte seine Schwester in genau diesem Gasthaus übernachtet. Die von ihm so geschätzte Rationalität verbietet solch ein Glück des Schicksals geradezu, denn der Professor weiß ja noch nicht einmal, in welcher Stadt sie sich überhaupt aufhält. Er ärgert sich über sich selbst, über seine Dummheim, anzunehmen, Mekare könnte hier gewesen sein.

Zugleich erhebt sich neue Sorge in Sarelos Brust. Sorge, die er nicht zuordnen kann und deren Wahrscheinlichkeit für ihn außer Reichweite liegt, und dies ist ein Punkt, den er sich nur schwer eingestehen kann. Er als Seher, als Professor der Erkenntnismagie, ist außer Stande, seine Fähigkeiten einzusetzen, um seine Schwester zu finden. Hätte er bloß die Macht, die beispielsweise Chain hat, würde es vielleicht anders aussehen. Dies waren jedoh irreale Gedanken, und obwohl Sarelo die Eigenschaft hat, des Öfteren in solchen zu versinken, straft er sich selbst nur allzu oft dafür ab. Was, wenn Mekare hierin tatsächlich verwickelt ist? Ich könnte mir das niemals verzeihen, wenn meine eigene Schwester dies alles den armen Leuten angetan hätte. Wie kann man nur versuchen, Herrin über Leben und Tod zu spielen? Könnte all dies nur eine Übung für sie sein? Eine Übung, um später einmal unsere Eltern wiedererwecken zu können? Ich frage mich, ob dies überhaupt möglich sein könnte, nach all diesen Jahren. Es ist schon so lange her. Was in der Zwischenzeit alles geschehen ist...Zu lange!, versinkt der Professor in seiner eigenen Vergangenheit. Er kann den Wahn nachvollziehen, dem seine Schwester verfallen ist in der Suche nach der Antwort auf die Frage, was damals gechehen sein mag, als ihre Eltern umkamen. Er selbst war einst einem ähnlichen Wahn verfallen auf der Suche nach der Wahrheit, doch die Zeiten, in denen er mit Hilfe von schrecklichen Wesenheiten Khybers sein Ziel erreichen wollte, sind lange vorbei.

Er wird durch die Gespräche der Anderen wieder in die Realität zurückgerissen. Schmerzlich muss er erkennen, dass um ihn herum scheinbar die Luft durchströmt ist von Gefühlen und anbandelnder Liebe. Insgeheim wünscht er sich, dass die Gruppe ein weiteres Mitglied hätte, eines, das so rational ist wie er und mit dem er über Magie, Sprachen und Wissen diskutieren könnte. Zu viele Emotionen beherrschen seine Wege in diesen Tagen, seit er auf dem Schiff die Bekanntschaft von Talen und Joanne gemacht hat. Welch ein Zufall es gewesen ist, dass er die beiden dort getroffen hat, Studenten der gleichen Universität, an der er Professor ist! Könnte das Schicksal doch Wege für uns bereithalten...und uns lenken? Er hörte einst davon, dass es Magier gibt, die sich nur mit diesem Feld beschäftigen, der Wissenschaft des Schicksals, und wie man es zu seinen eigenen Gunsten lenken kann. Leider hat er bisher noch nie die Bekanntschaft eines solchen Forschers gemacht, was er mittlerweile sehr bedauert. Vielleicht sollte er selbst sich mehr für diese Forschungsrichtung interessieren, hängt sie doch tief mit der Erkenntnismagie zusammen. Und blickt man auf seine Gefährten: Wer könnte nicht an das Schicksal glauben?

Er selbst kannte sein Leben lang nur eine Liebe, und das ist die Magie, welche er und seine Schwester gleichermaßen in die Wiege gelegt bekamen. Und nun waren sie einander Fremde, und doch schienen ihre Wege sie in die gleiche Region geführt zu haben. Was Sarelo und sie hier erwartet, weiß er nicht, er weiß nicht einmal, wie er sie ausfindig machen soll. Dies alles scheint nun aber nebensächlich. Durch die Bekanntschaft mit Joanne, Cammile, Vulgad und Talen hat er endlich eine wahre, reale Aufgabe, etwas, das abseits seines ständigen Trotts an der Uniersität ist. Und dass diese Aufgabe auch nur mit seiner Schwester verbunden sein könnte, ist ihm Ansporn genug. Er nickt dem Marschenländer kräftig zustimmend zu, und zusammen begeben sie sich zu ihrem Ziel, dem Friedhof.

Auf dem Weg dorthin macht er sich bereits Gedanken über die Nacht, welche sie in dem komfortablen Ghallanda-Wirtshaus verbringen werden. Er hat noch verschiedene Dinge für die Universität zu erledigen, welcher er sich später annehmen wird. Auf dem Weg hält er immer wieder Ausschau nach einer Nachrichtenstation von Haus Sivis, denn er befürchtet, in Kontakt mit dem Dekan treten zu müssen, um einerseits sich selbst und sein Fortbleiben zu erklären, andererseits aber auch, warum er die Studenten alleine nach Sharn zurückgeschickt hat. Ein Lichtblick im grauen Dunkel der Stadt ist immerhin der Auftritt der elfischen Künstlerin, welchem er entgegenfiebert.

Schneller als von Sarelo erwartet haben die Helden ihren Weg durch die merkwürig anmutende Stadt gemacht, und betreten den Friedhof, wobei es Sarelo wie immer etwas klamm wird. Nach dem Hinweis Camilles entdeckt er auch das Schild mit dem Namen des Wärters, und er beugt sich seinen Gefährten zu. "Sollen wir zunächst mit ihm reden, oder direkt das entsprechende Grab aufsuchen? Ich wäre für die erste Möglichkeit. Vielleicht hat er noch ein paar Informationen für uns!", flüstert er den Anderen zu.
„Meine Meinung zur Erkenntniszauberei? Ich sage euch, meine geehrten Studenten, nichts bringt die Wahrheit eher ans Licht als die Erkenntniszauberei, und nichts vermag sie ferner zu verbannen!“

geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #214 am: 12.11.2008, 15:12:51 »
Kurz darauf macht sich die Gruppe daran tiefer in die Ruhestätte der Verstorbenen einzudringen. Der steinerne Pfad, welcher zum Friedhofswärter führt ist nahezu finster, denn Dornengestrüpp und gewaltige Fichten und Tannen saugen die wenigen Lichtquellen fast gänzlich auf. Außer dem Rauschen des Windes, welches mit den Nadelbäumen spielt und den Schritten der Helden, ist hier zunächst nichts zu vernehmen. In Richtung des Pfades wird verstärkt ein heftiges Quitschen deutlich, welches klingt, als würden zwei rostige Schwerter aneinander schaben.
Schließlich offenbart entferntes Licht in einiger Distanz die Umrisse einer kleinen Holzhütte. Die Laternen, welche das kleine Gebäude erhellen, baumeln aufgrund des Windes stark in ihrer Verankerung und scheinen Ursache für das metallische Schaben zu sein.

Vulgad

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #215 am: 12.11.2008, 16:53:39 »
Noch immer über das seltsame Verhalten der Ritterin nachgrübelnd, folgt er den anderen durch das finstere Gestrüpp, dass den Friedhof ausfüllt. Die Götter können manchmal einen eigenartigen Humor haben, wenn sie einen zu solch fortgeschrittener Zeit und bei einem derartigen Wetter an so einen finsteren Ort führen. Und das, wo Friedhöfe doch noch die größte Nahtstelle zwischen den Ebenen der Toten und ihrer eigenen darstellen. Und er kennt noch aus den Schauergeschichten seiner Kindheit, die Erzählungen, wenn sich die Toten aus ihren Gräbern erhoben haben. Egal ob die Bewohner dieser Stadt sich die Dienste der Verstorbenen angeeignet haben, für Vulgad bleiben wiederbelebte Körper unheilig und frevelhaft.
Das ist auch schließlich das, was ihn dazu bewegt, kurz nach dem Betreten des Friedhofes seinen Flegel vom Gürtel zu nehmen und die Lederschlaufe um den Kopf der Waffe zu lösen, sodass er frei schwingen kann. Wenn die anderen ihn deshalb für zurückgeblieben halten sollten, weil er Angst vor Toten hat, dann soll es so sein. Der Priester hat das Symbol seines Gottes in der Hand und Vulgad nun einmal den Schaft seiner Waffe.
Während er sich ständig unter den Sträuchern hinweg ducken muss, erblickt er schließlich die Lampen der Hütte. Er überbrückt die restlichen Meter und tritt in das spärliche Licht. Noch in der Bewegung schlägt er mehrmals kräftig auf das Holz der Tür mit der geballten Faust ein, in einer Lautstärke, die selbst die Toten hören müssen. Dabei hat er in der anderen Hand krampfhaft den Stiel des schweren Flegels umklammert.
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geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #216 am: 12.11.2008, 23:42:32 »
Auf das donnernde Pochen folgt unmittelbar ein schreckhafter Aufschrei, gefolgt von dem Krachen eines hinfallenden Stuhles und dem Klirren von Glas.
"Verdammter Mist", flucht eine alte kratzige Stimme hinter der Tür. Das hektische Trippeln von Schritten ist zu hören. Ein Holzschiebespalt in der Tür wird rasch aufgezogen und offenbart ein weit aufgerissenes, erschrockenes Augenpaar, dass mehrfach heftig blinzeln muss, um zu erkennen, wer sich draußen vor dem Eingang befindet.
Die Pupillen des verschreckten Augenpaares wandern wie kleine Murmeln nach oben, um dem großen Marschenländer ins Gesicht schauen zu können, woraufhin sie ein noch erschrockeneres Starren annehmen.
"Wer da? Was wollt ihr? Ich hab Feierabend!"
Tönt die kratzige Stimme hektisch und zittrig hinter der Tür hervor.

Vulgad

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #217 am: 13.11.2008, 00:40:13 »
"Entschuldigt, wir wollten Euch nicht vorsätzlich in Eurer dienstfreien Zeit stören." Vulgad ist leicht amüsiert über das Verhalten das Alten, verbirgt es aber. Um den Mann nicht weiter zu verschrecken, tritt der Marschländer einen kleinen Schritt zur Seite, damit der Friedhofswächter ein Blick auf den schmächtigen Rest der Gruppe werfen kann. Dabei zieht er sein Tierfell zurecht, um sich vor dem hässlichen Wetter zu schützen.
"Leider haben wir noch keinen Dienstschluss. Ein Mann der Kirche schickt uns. Wir wurden beauftragt, einer städtischen Angelegenheit nachzugehen. Es geht um einige verschwundene Leichen. Wenn Ihr trotz Eures Feierabends uns helfen würdet, die entweihten Gräber zu finden und ein oder zwei Fragen dazu zu beantworten, wären wir und vor allem die Kirche Euch durchaus dankbar."
Mit den Augen versucht Vulgad Camille einen Wink zu geben, etwas von ihrer Autorität wieder wirken zu lassen. Zumal er nicht einmal mehr weiß, wie die Namen der Verstorbenen waren, auch wenn er die Grabsteininschriften sowieso nicht entziffern könnte. Aber der Wächter sollte hoffentlich wissen, von welchen Leichen die Rede ist. So oft sollten Tote sich normalerweise nicht einfach aus dem Staub machen können.
"Zorn ist die Voraussetzung für den Mut."

Camille

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #218 am: 13.11.2008, 12:33:18 »
Camille tritt an die Seite des Marschländers. Sie achtet darauf, das der Friedhofswärter den schwarzen Waffenrock der Ordensriiterschaft von Rekkenmark gut erkennen kann. Dann zieht sie den Handschuh ihrer Rüstung aus und zeigt dabei eher beiläufig, aber doch gut sichtbar den Ordensring.
"Camille Vanamir von Rekkenmark, uns wäre sehr geholfen, wenn ihr euer Mißtrauen überwinden würdet und uns unterstützt. Damit sowohl wir als auch ihr, Meister Brocker, den Abend genießen können." Die Stimme der Frau klingt freundlich, aber es ist auch klar, dass der Ton schnell anders werden wird, sollte der Mann sich sträuben oder Widerworte geben.
"Wir suchen die Gräber der Familien Sylva und Mosarta. Es sind die geschändeten Grabmale. Zeigt uns die Gräber und beantwortet uns, was wir sonst noch an Fragen haben." Der Ton macht deutlich, dass Camille eine positive Antwort erwartet.
"With this sword, I will defend Karrnath to the last."

Prof. Sarelo Darlan

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #219 am: 13.11.2008, 18:11:14 »
Fast muss Sarelo schmunzeln über Camilles etwas ruppigen Umgangston mit dem Wächer, aber er kann es sich erfolgreich verkneifen. Immerhin sind sie auf einem Friedhof, und da wäre dies wohl nicht angebracht. Aber er findet den Ton durchaus angebracht, ja sogar typisch für Karrnath. Er hofft, dass der Wächer der Bitte, oder besser dem Befehl, nachkommt und sie alle so schnell wie möglich die Sache hinter sich bringen können.

Bevor er seine Fragen an den Wächter stellt, warter jedoch dessen Reaktion ab, denn er will ihn nicht mit zu vielen Fragen und Aufforderungen auf einmal überschütten.
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geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #220 am: 14.11.2008, 13:11:30 »
Das starrende Augenpaar blickt noch einige Momente in einem Ausdruck völliger Überrumpelung die Karrn an, bevor der Alte innerlich scheinbar anfängt zu arbeiten.
"Leiche 379 äh, Leiche 538 öh, oder doch 727?" Die Liste setzt sich noch ewig lang fort. Gum Brocker scheint jedoch in seiner Hektik und seiner steigenden Nervosität zu keinem Ergebnis zu gelangen.
"Ich lasse euch herein."
Der Alte muss jedoch feststellen, dass er die hölzerne Tür offenbar verschlossen hat. Er betätigt fünf mal die Klinke, um festzustellen, dass es nicht funktioniert. Das Klirren eines schweren Schlüsselbundes bestätigt, dass sich der Friedhofswärter daran macht, die Tür aufzuschließen. Dieses fällt ihm zweimal auf den Boden, bevor er den richtigen Schlüssel gefunden hat. In Überzeugung das passende Schließinstrument in den Händen zu halten, führt er es hektisch zitternd zum Schlüsselloch - es knackt heftig.
"Ohh, verdammt", entfährt es dem Alten. Der Schlüssel ist abgebrochen und das Schloß blockiert.

Vulgad

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #221 am: 14.11.2008, 19:27:43 »
Misstrauisch lauscht Vulgad den Lauten hinter der Tür. Erst hat er das Gefühl, der Mann ist aus anderen Gründen vielleicht so nervös. Eventuell wird er sogar erpresst. Als dann aber der Schlüssel abbricht, hat den Marschländer die Senilität des Alten überzeugt.
"Können wir Euch helfen? Das hörte sich gerade nicht so sonderlich gut an."
An die anderen gewandt meint er: "Haltet vorsichtshalber mal die Augen offen. Etwas seltsam das Ganze."
Dann dreht er sich wieder zur Tür um. "Ich könnte Euch eventuell helfen, die Tür wieder aufzubekommen, nur müsstet Ihr Euch anschließend um eine neue kümmern. Aber immerhin hättet ihr dann genug Feuerholz für die nächsten Tage."
Eigentlich spricht er mehr aus Scherz. Trotzdem interessiert ihn die Reaktion des Alten. Prüfend hebt er schon seinen Flegel an. Der schwere Kopf sollte wenig Probleme mit dem dünnen Holz haben.
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Joanne Montreveaux

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #222 am: 14.11.2008, 23:43:05 »
Die festliche Stimmung, von der Joanne sich durchaus willig hat anstecken lassen, schwindet aus ihrem Gemüt, sobald die alles Licht verschluckende Schwärze des nächtlichen Friedhofs in Sicht kommt, und ist gänzlich dahin, sobald die Ermittler den Totenacker betreten.
Unerwartet, doch umso bitterer, bemächtigt sich eine tiefe Melancholie der jungen Frau. Der Riitterin signalisiert sie mit nicht mehr als einer knappen Augenbewegung, dass sie ihren Hinweis zur Kenntnis genommen hat, und ignoriert den Kapitän, genauso wie sie Vulgads nervösem Nesteln an der Waffe keine Beachtung schenkt.
Obwohl die Aundairerin schon auf der Überfahrt viele sterben gesehen, selbst die Totenmesse abgehalten hat, schmerzt es sie gerade jetzt, weiter darüber nachzudenken. Und das, obgleich sie Theologie studiert, den Wegen der Götter vertraut.
Tut sie es auch wirklich? "Ich will die Weisheit und Vorsehung der Götter nicht in Frage stellen, doch warum würde ich nie einen Punkt setzen können, wenn..."
Mit einem traurigen Blick schaut sie Talen an. Die Edelfrau hofft, der Schatten ihres Hutes würde den gequälten Ausdruck in ihren Augen verbergen, doch wie zum Hohn gibt das dichte Geäst gerade in diesem Moment das Licht einer Kaltfeuerlaterne frei, das die umwölkten Züge der Götterdienerin erhellt.

"Verzeiht bitte, ich fürchte, ich benötige einen Augenblick Zeit," teilt Joanne schließlich der Gruppe mit und sieht ihren Liebsten erneut an, diesmal fragend. Dann tritt sie vom Weg ab, zu einer tristen, mossbewachsenen Gräberreihe, faltet die Hände, senkt den Kopf und spricht leise ein Gebet:
"Gütige Heerschar der Neun, die ihr seid überall in dieser Schöpfung. Gebt mir Vertrauen, wenn ich strauchle, wenn Zweifel an meinem Herzen nagen. Ihr, die ihr Licht seid in der Dunkelheit, erhellt meinen Pfad... unseren Pfad, nehmt uns alle Furcht. Beschützt uns auf den gefährlichen Wegen, gebt uns euren Segen, auf dass wir lange Jahre euch dienen und eure wunderbare Weisheit ergründen und tief im Herzen tragen können..."
Die Studentin holt Luft, doch das Gebet ist noch nicht zuende:
"Und du, Raffer der Seelen, der du von vielen gefürchtet bist und der du dennoch Erlösung versprichst - offenbare mir die Wahrheit, offenbare mir, was du jenen bietest, die im Vergessen keinen Frieden finden... finden wollen.
Ihr Götter, vergebt mir meine Anmaßung und schenkt mir Einsicht. Amen."
Die Theologin beschreibt mit den Fingerspitzen das Symbol der Neun in der Lust und dreht sich langsam um. Sollte sie Talen hinter oder neben sich erblicken, tritt sie auf den jungen Mann zu, legt ihm die Hände auf die Schultern, sucht seine Nähe und gibt ihm einen zärtlichen Kuss.

Zu ihren Gefährten stößt Joanne erst vor der Hütte des Friefhofswärters; da sie den Beginn des Gespräches nicht mitbekommen hat, hört sichVulgads Angebot für sie wie eine offene Drohung an. "Was ist geschehen?," fragt die Edle in die Runde mit ruhiger und gefasster Stimme - das Zwiegespräch mit den Göttern hat ihr etwas Gleichgewicht zurückgebracht. Ihre Augen, numehr forschend, richten sich auf die Ritterin und den Marschenländer, welchen sie - vor allem Camille - durchaus zutrauen würde, schon in kurzer Zeit für Ärger gesorgt zu haben.
As is the world, so are the Gods. As are the Gods, so is the world.

Talen

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #223 am: 14.11.2008, 23:58:39 »
Talen dankt der Empfangsdame des Hauses Ghallandas mit einem Nicken und macht sich dann voller Tatendrang endlich daran den Friedhof mit den Anderen zu besuchen. Dabei ergreift er Joannes Hand, um ihrer Trägheit etwas entgegenzuwirken und sich etwas mehr zu diesem kleinen Ausflug zu motivieren.
Kurz darauf befinden sie sich auch schon auf dem Weg zum Friedhof. Die Stille und frische Luft hilft dem Klager dabei, die Wirkung des Traumsuds etwas abzuschütteln und als sie angekommen ist die Wirkung völlig abgeklungen. Fast bereut er es ein wenig, denn zwar kann er jetzt wieder alles normal wahrnehmen, aber irgendwie gefiel es ihm die Emotionen der Leute besser wahrzunehmen. Vor allem Joannes Emotionen, welche besonders grell hervorstachen. Aber er muss es hinnehmen und immerhin ist er noch eine Weile hier. Auf dem Friedhof selbst, lässt er sich etwas zurückfallen und nimmt die Atmosphäre auf. Der junge Mann wirkt einen Moment etwas verschlossen, fast abwesend. Als hätte der Friedhof einen merkwürdigen Einfluss.
“Ich frage mich, ob Vater wohl auch schon unter der Erde liegt. Er hat den Tod von Mutter nicht richtig verkraftet. Wenn ich jetzt Joanne sehe, verstehe ich ihn fast...dazu kommt, dass ihr Leichnam wohl nie wirklich Ruhe finden wird. Wer weiß, was das Klageland mit ihr angestellt hat. Ich frage mich wirklich, was er wohl macht. Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen...ob er jemals dorthin zurück gekehrt ist? Wenn ich ehrlich bin würde ich meine Heimat gern sehen. Immerhin ist sie seit dem Tag der Klage noch interessanter geworden. Auch wenn einige sicher etwas Anderes sagen würden. Na ja wenn man nie eine Heimat hatte, kann man auch keine verlieren. Ich sollte mich wohl glücklich schätzen, dass ich nie eine hatte. Mein Vater viel gereist ist und ich immer dabei. Auch wenn ich Mutter kaum gesehen habe. Kaum zu glauben woran ich gerade jetzt denke. Liegt es am Friedhof oder an etwas Anderen?“
Er läuft schweigend mit den Anderen mit und wirft einen Blick auf Joanne.
“Ich sollte mich eigentlich mehr auf den Fall konzentrieren. Hoffentlich finden wir etwas...aber wieso gibt es immer viel zu viel interessantes auf einmal? Ist doch ungerecht. Ich frage mich wirklich wie es Sarelo überhaupt geschafft hat Professor zu werden. Den ganzen Tag nur einer interessanten Sachen von viele zu folgen muss doch ätzend und langweilig sein. Oder gibt es gar einen Trick? Vielleicht sollte ich ihn mal fragen, aber wie schafft Joanne es denn? Immerhin studiert sie sehr viel zielstrebiger als ich.“

Sein Geist reagiert etwas langsam, weswegen ihm erst jetzt ihren gequälter Ausdruck in den Sinn kommt. Sofort reißt er sich aus der Gedankenverlorenheit und will etwas sagen. Aber dann bittet sie schon um einen Augenblick Zeit. Er erwidert den fragenden Blick mit Sorge und folgt ihr vorsichtig.
“Was hat sie?“
Talen folgt ihr den Weg entlang und bemerkt wie sie beginnt zu beten. Talen gesellt sich neben sie. Allerdings schließt er nicht die Augen und sein Blick ist eher auf Joanne gerichtet, als auf innere Einkehr. Seine Gedanken ebenso, dennoch lauscht er ihrem Gebet mit Ehrfrucht.
“Ist es dass was sie quält? Hm wenn sie will werde ich ihr Licht sein. Immerhin kann ich ihr sicher eine bessere Hand beim Straucheln geben als die Götter. Anderseits bin ich wahrscheinlich nicht der beste Umgang für einen Priester der Neun. Aber sie hat sich immerhin entschieden und jetzt gibt es kein zurück mehr. Aber ihre andere Frage...ich wette nichts...der Tod ist nie schön. Egal wie schön einige Religion ihn sich reden.“
Als sie fertig ist, seine Nähe sucht und ihn küsst, erwidert er diesen mit sich langsam rötenden Wangen und lächelt.
„Wenn du willst, bin ich auch dein Licht und helfe dir wenn du strauchelst. Ich weiß die Götter haben sicher ihre eigenen Wege, aber ich verlasse mich lieber auf deine Hand als auf die der Götter, wenn ich hinfalle. Also wie sieht es aus, du auch?“
Er lächelt verschmitzt und gibt ihr noch einen Kuss.
“Oh göttliche Neun, bitte haltet eure schützende Hand immer über sie. Wenigstens über sie. Ich hoffe ich verderbe sie nicht noch. Was wenn die Götter wirklich irgendwann uns zürnen? Aber egal...“
Er vergisst alle Gedanken im Kuss und macht sich dann auf den Weg zu den Anderen.

Als sie bei der Hütte wieder zu den Anderen stoßen, nimmt er ebenso die Worte von Vulgad noch wahr. Einen Moment streicht er sich mit einem Lächeln über das Kinn. Dann fragt er jedoch nach und so, dass es die Person drinnen ebenfalls hört.
„Gibt es ein Problem mit der Tür? Dem Schloss oder habt ihr euch nur ein wenig geärgert? Wenn es das Schloss ist, ich kenne mich etwas damit aus. Ihr müsst wissen mein armer Vater, möge die Neun seine Seele gnädig sein, war ein Schlosser.“
An welchen Gott ich glaube? Glaub mir, bei meiner Tätigkeit braucht man jeden Gott den man bekommen kann.
Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte.

geraldim

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(Kapitel 1) Narrath - Stadt der Geister
« Antwort #224 am: 16.11.2008, 02:19:27 »
Derweil hat sich der Friedhofswärter mit einem Laut des Entsetzens und einem Satz in Sicherheit gebracht. Er scheint nicht daran zu zweifeln, dass der Marschenländer sich auf seine Weise Zutritt zu der kleinen Holzhütte verschaffen würde.
Das Quietschen und Knarzen der flackernden Laternen in ihrer rostigen Verankerung wird langsam ohrenbetäubend und unerträglich, als eine eisige Windbö über die Stätte der Toten pflügt.

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