Die Absage der Halblingfrau bezüglich seiner Frage schürft tiefe Enttäuschung in Sarelo auf, obwohl er schon vorher genau wusste, dass es ein wahrhaft zu großer Zufall wäre, hätte seine Schwester in genau diesem Gasthaus übernachtet. Die von ihm so geschätzte Rationalität verbietet solch ein Glück des Schicksals geradezu, denn der Professor weiß ja noch nicht einmal, in welcher Stadt sie sich überhaupt aufhält. Er ärgert sich über sich selbst, über seine Dummheim, anzunehmen, Mekare könnte hier gewesen sein.
Zugleich erhebt sich neue Sorge in Sarelos Brust. Sorge, die er nicht zuordnen kann und deren Wahrscheinlichkeit für ihn außer Reichweite liegt, und dies ist ein Punkt, den er sich nur schwer eingestehen kann. Er als Seher, als Professor der Erkenntnismagie, ist außer Stande, seine Fähigkeiten einzusetzen, um seine Schwester zu finden. Hätte er bloß die Macht, die beispielsweise Chain hat, würde es vielleicht anders aussehen. Dies waren jedoh irreale Gedanken, und obwohl Sarelo die Eigenschaft hat, des Öfteren in solchen zu versinken, straft er sich selbst nur allzu oft dafür ab. Was, wenn Mekare hierin tatsächlich verwickelt ist? Ich könnte mir das niemals verzeihen, wenn meine eigene Schwester dies alles den armen Leuten angetan hätte. Wie kann man nur versuchen, Herrin über Leben und Tod zu spielen? Könnte all dies nur eine Übung für sie sein? Eine Übung, um später einmal unsere Eltern wiedererwecken zu können? Ich frage mich, ob dies überhaupt möglich sein könnte, nach all diesen Jahren. Es ist schon so lange her. Was in der Zwischenzeit alles geschehen ist...Zu lange!, versinkt der Professor in seiner eigenen Vergangenheit. Er kann den Wahn nachvollziehen, dem seine Schwester verfallen ist in der Suche nach der Antwort auf die Frage, was damals gechehen sein mag, als ihre Eltern umkamen. Er selbst war einst einem ähnlichen Wahn verfallen auf der Suche nach der Wahrheit, doch die Zeiten, in denen er mit Hilfe von schrecklichen Wesenheiten Khybers sein Ziel erreichen wollte, sind lange vorbei.
Er wird durch die Gespräche der Anderen wieder in die Realität zurückgerissen. Schmerzlich muss er erkennen, dass um ihn herum scheinbar die Luft durchströmt ist von Gefühlen und anbandelnder Liebe. Insgeheim wünscht er sich, dass die Gruppe ein weiteres Mitglied hätte, eines, das so rational ist wie er und mit dem er über Magie, Sprachen und Wissen diskutieren könnte. Zu viele Emotionen beherrschen seine Wege in diesen Tagen, seit er auf dem Schiff die Bekanntschaft von Talen und Joanne gemacht hat. Welch ein Zufall es gewesen ist, dass er die beiden dort getroffen hat, Studenten der gleichen Universität, an der er Professor ist! Könnte das Schicksal doch Wege für uns bereithalten...und uns lenken? Er hörte einst davon, dass es Magier gibt, die sich nur mit diesem Feld beschäftigen, der Wissenschaft des Schicksals, und wie man es zu seinen eigenen Gunsten lenken kann. Leider hat er bisher noch nie die Bekanntschaft eines solchen Forschers gemacht, was er mittlerweile sehr bedauert. Vielleicht sollte er selbst sich mehr für diese Forschungsrichtung interessieren, hängt sie doch tief mit der Erkenntnismagie zusammen. Und blickt man auf seine Gefährten: Wer könnte nicht an das Schicksal glauben?
Er selbst kannte sein Leben lang nur eine Liebe, und das ist die Magie, welche er und seine Schwester gleichermaßen in die Wiege gelegt bekamen. Und nun waren sie einander Fremde, und doch schienen ihre Wege sie in die gleiche Region geführt zu haben. Was Sarelo und sie hier erwartet, weiß er nicht, er weiß nicht einmal, wie er sie ausfindig machen soll. Dies alles scheint nun aber nebensächlich. Durch die Bekanntschaft mit Joanne, Cammile, Vulgad und Talen hat er endlich eine wahre, reale Aufgabe, etwas, das abseits seines ständigen Trotts an der Uniersität ist. Und dass diese Aufgabe auch nur mit seiner Schwester verbunden sein könnte, ist ihm Ansporn genug. Er nickt dem Marschenländer kräftig zustimmend zu, und zusammen begeben sie sich zu ihrem Ziel, dem Friedhof.
Auf dem Weg dorthin macht er sich bereits Gedanken über die Nacht, welche sie in dem komfortablen Ghallanda-Wirtshaus verbringen werden. Er hat noch verschiedene Dinge für die Universität zu erledigen, welcher er sich später annehmen wird. Auf dem Weg hält er immer wieder Ausschau nach einer Nachrichtenstation von Haus Sivis, denn er befürchtet, in Kontakt mit dem Dekan treten zu müssen, um einerseits sich selbst und sein Fortbleiben zu erklären, andererseits aber auch, warum er die Studenten alleine nach Sharn zurückgeschickt hat. Ein Lichtblick im grauen Dunkel der Stadt ist immerhin der Auftritt der elfischen Künstlerin, welchem er entgegenfiebert.
Schneller als von Sarelo erwartet haben die Helden ihren Weg durch die merkwürig anmutende Stadt gemacht, und betreten den Friedhof, wobei es Sarelo wie immer etwas klamm wird. Nach dem Hinweis Camilles entdeckt er auch das Schild mit dem Namen des Wärters, und er beugt sich seinen Gefährten zu. "Sollen wir zunächst mit ihm reden, oder direkt das entsprechende Grab aufsuchen? Ich wäre für die erste Möglichkeit. Vielleicht hat er noch ein paar Informationen für uns!", flüstert er den Anderen zu.