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Autor Thema: Kapitel 1: Die Ergebenen  (Gelesen 92865 mal)

Beschreibung: Der In-Game-Thread

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Beldin Gilvaran

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1170 am: 05.09.2009, 13:20:51 »
Was meinst Du damit, du rufst Jarek?

Aber er hatte keine Wahl. Er war den Weg schon zu weit gegangen, um jetzt kurz vor dem Ziel halt zu machen. Und als er Kay darüber reden hörte, dass sein Geist, zumindest, was den Dunklen Träumer anging, sein Verbündeter war, war er sich sicher.

"Argil meint, er kann mir den Weg zeigen. Waldemar, denk daran, was ich im Kerker zu dir sagte."

Und dann gab er sich dem Monster hin.

Waldemar

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1171 am: 05.09.2009, 14:17:07 »
Waldemar verstand und gab Belding durch ein Nicken bekannt, dass er sich auch daran halten würde.
Gleichzeitig legte er die Hand auf sein Schwert.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1172 am: 06.09.2009, 12:34:38 »
Das Licht der Kerze tauchte den kleinen Raum in ein sanftes, flackerndes Licht. Obwohl Beldin wusste, dass der Mann vor ihm kaum die Fünfzig überschritten hatte, wirkte er viel älter, dem Tode näher als dem Leben. Ausgezehrt, ergraut und mit eingefallenen Wangen, blickte ihn der Alte aus verweinten Augen an.
"Ich weiß, dass du sie geliebt hast. Ich habe darauf gehofft, du würdest einen Weg finden, ihr in dieser schrecklichen Welt ein schönes Leben zu schenken. Ich, weiß, dass du es versucht hast. Bei den Göttern, Jarek, ich hätte nie geglaubt, sie einmal so glücklich zu sehen, wie sie mit dir war."
Beldin hörte eine Stimme. Es war seine eigene. Oder vielmehr, die Stimme Jareks. "Und doch ist nun alles vorbei. Mandrek, sie haben sie uns genommen! Deine Tochter und meine Liebste. Willst du es einfach so hinnehmen?"
Mandrek schüttelte den Kopf. "Jarek, glaube mir, ich verstehe deinen Zorn. Aber du ahnst nicht, was hier vor sich geht. Es ist... du weißt, dass ich einst ein Magier war."
Beldin - Jarek - nickte. "Und du hast aufgehört, weil dir das Gute wichtiger war als die Macht."
Wieder schüttelte Mandrek den Kopf. "Nein, nicht ganz. Es war... meine Tochter. Meine Tochter wurde geboren. Als ich ihr in die Augen sah, das allererste Mal, da wusste ich, dass ich den Weg nicht weiter gehen konnte. Erst in den Jahren danach begriff ich, was eigentlich auf dieser Welt geschehen ist."
Jarek zögerte. "Und was wäre das?"
"Die Blutpriester, die Kaufmannsgilde, der korrupte Rat und die gnadenlosen Soldaten... Jarek, die Welt, wie sie heute ist, hat sich zu schnell verwandelt. Mein Großvater hat mir noch davon erzählt, wie die Kaufmannsgilde einst hoch geschätzt war. Natürlich waren sie auf ihren eigenen Gewinn bedacht, aber sie haben auch viel Gutes getan. Und die Armee hat die Bürger beschützt, anstatt sie zu drangsalieren."
Verächtlich schnaubte Jarek. "Sie sind eben korrupt geworden. Die Macht hat sie verdorben."
"Nein Jarek, so einfach ist es nicht. Die Art, wie sich die Welt in den letzten einhundert Jahren verändert hat... es ging einfach zu schnell. Viel zu schnell. Das alles ist nicht natürlich. Es ist, als ob..." Mandrek schluckte. "Als ob ein Plan dahinter steht..."



Kaum hatte Beldin seine Worte zu Waldemar gesprochen, als seine Augen sich plötzlich silbern verfärbten. Seine Gesichtszüge änderten sich, ein hämisches, bösartiges Grinsen erschien, und mit einem Mal ging der Elf vornüber gebeugt. Der Körper war immer noch der gleiche, und doch hatte sich Beldin innerhalb einer Sekunde vollkommen verwandelt.

Kay betrachtete die Verwandlung mit offenem Mund. "Na sowas. Jetzt bin ich ja mal gespannt."

Beldin wandte sich zu ihr um. "Bleib mir vom Leib, Alte!" fauchte er. Ein Anflug von Angst war in dem haßerfüllten Gesicht zu erkennen.

"Du bist nicht Jarek, das weißt du, ja?"
Beldin nickte. "Ich weiß es. Doch ich spüre genug von ihm. Und ich spüre... oh, ja...."

Zielstrebig ging Beldin auf eine der Wände zu. Waldemar hatte die Wand bereits untersucht, doch nichts gefunden. Der Elf betrachtete das Regal, das vor der Wand stand, packte es, und zog es mit einem Ruck von der Wand weg, als würde es nicht das Geringste wiegen.

Dann starrte er auf die Wand. "Hier ist er gewesen. Der Träumer... er hat es gewagt, in meine Träume einzudringen... nun soll er die Rache spüren, Jarek-Argrils Rache. Jargril. Ja, ich bin Jargril, eins aus zwei."

Beldin - oder Jargril? - hob sein Bein und trat mit aller Kraft gegen die Wand. Etwas zerbrach, einzelne Steine lösten sich aus der Wand. Noch einmal trat er dagegen. Ein rechteckiges Stück löste sich aus der Wand, wurde nach hinten geschleudert und gab den Blick frei auf eine Wendeltreppe, die nach unten führte. Jargril hatte eine schmale verborgene Tür aus der Wand gerissen.
« Letzte Änderung: 06.09.2009, 12:39:34 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Calfay Rin

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1173 am: 06.09.2009, 12:57:17 »
Rin schüttelte den Kopf. "Nichts Besonderes. Sicher werden die anderen berichten wie es im Lagerhaus aussieht." Allzuviel hatte sie nicht gesehen, da sie die Kämpfe vermieden hatte, um einen schwachen Ergebenen zu verfolgen. Keine grosse Heldentat, wenn man es so betrachtete.
"Wahrscheinlich ist dort inzwischen schon alles durchsucht worden, also werde ich mich auf die Suche nach Eretria und Milan machen. Wer weiss, vielleicht brauchen sie Hilfe." schlug sie vor.

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1174 am: 06.09.2009, 13:42:31 »
Tryann nickte. "Gut, in Ordnung. Waldemar und die anderen waren zwischenzeitlich hier, sie wollten sich auf den Weg zu einer Frau namens Kay machen. Sagt dir das was? Vielleicht versuchst du es erstmal dort."

Er begleitete Calfay zur Tür, und klopfte ihr dabei ermutigend auf die Schulter. "Und denkt dran: Es kommt nicht darauf an, immer an erster Stelle im Kampf zu stehen. Jeder trägt seinen Teil zum Erfolg bei. Wer weiß, wie wichtig der eine Ergebene noch wird, der ohne Euer Eingreifen definitiv entkommen wäre."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Milan

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1175 am: 08.09.2009, 18:59:54 »
Stirnrunzelnd beobachtete Milan das Gespräch zwischen Beldin und Kay. Er begriff nicht wirklich, was dort vor sich ging, nur dass Jarek anscheinend der Massenmörder war, wegen dem sich Milan vor dem Elfen gefürchtet hatte. Und dass dieser Massenmörder nun wieder ausbrauch und sich auch noch mit etwas vereinte, das von Beldin Besitz ergriffen hatte, behagte ihm überhaupt nicht. Er verstand ohnehin nicht, was das alles sollte. Da waren die Berechnungen und Handelsverträge, die sein Vater zu bearbeiten hatte, wesentlich einfacher zu verstehen. Er räusperte sich und versuchte sich so ein wenig zu beruhigen. Kurz schweifte sein Blick zu Eretria, ob sie wohl seinen kurzen Anflug von Panik gesehen hatte. Er atmete aus und meinte - fast schon fröhlich, obwohl seine Stimme empfindlich abknickte: "Irgendwie hatte ich damit gerechnet. Also los, worauf warten wir noch? Der Träumer wird sicher nicht zu uns kommen und wenn wir schon sterben müssen, dann doch bitte im Kampf." Diesen Spruch hatte er einmal in einer wilden Räubergeschichte gelesen, nur hatte das damals bei dem Räuberhauptmann irgendwie viel glaubwürdiger geklungen. Ein schiefes Lächeln trat in sein Gesicht. Seine Augen waren dabei auf Beldin gerichtet. Er wollte vorgewarnt sein, wenn das Etwas aus dem Elfen heraus brach.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Waldemar

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1176 am: 09.09.2009, 08:11:59 »
Waldemar schaute zu Beldin, und musterte ihn kritisch. Er zog sein Schwert "Milan hat recht, wenn wir hier warten sind wir Beute, ich ziehe es vor Jäger zu sein." Mit diesen Worten stellte er sich hinter Beldin. Als erwarte er, dass dieser Vorgeht und plane ihm zu folgen.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Eretria

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1177 am: 09.09.2009, 09:14:22 »
Eretria schaute beunruhigt zu Beldin. Der Elf war ihr unheimlich und ihrer persönlichen Meinung nach, teilten sich etwas viele Personen den Körper des Elfen. Dann betrachtete sie Kay. "Passt auf euch auf, Seherin. Möge Mutter Sonne auf euch scheinen und mögen die zwei Monde euch behüten." Die Worte der jungen Priesterin waren sehr respektvoll. Es war offensichtlich, dass Eretria Kay sehr schätzte, auch wenn diese in einem eher ruppigen Ton mit ihr gesprochen hatte.
"Ich danke euch für eure Worte, auch wenn sie nicht unbedingt so ausgefallen sind, wie ich erhofft hatte." Ein kurzes Lächeln umspielte die Lippen der Frau. Dann erfasste der Blick ihre drei Begleiter. "Dann lasst uns mal dort runter gehen. Ich glaube du, Waldemar solltest vorgehen. Auch wenn Beldin vor Tatendrang dürstet, ist er bei weitem nicht so stark, wie er gerne sein möchte. Dann sollte Beldin kommen, dann Milan. Ich werde den Abschluß machen."

Waldemar

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1178 am: 09.09.2009, 10:14:18 »
Waldemar zögerte kurz, dann sah er zu Beldin. "Du kommst klar Beldin?" fragte er zweifelnd, wer gerade die Oberhand hatte.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1179 am: 09.09.2009, 10:54:57 »
"Beldin träumt", antwortete der Elf mit einem gehässigen Grinsen. "Ich bin Jargril. Jargril... kommt klar..."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Waldemar

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« Antwort #1180 am: 09.09.2009, 11:16:33 »
"Wenn der Träumer Besiegt ist wirst Du die Kontrolle über Beldins Körper wieder abgeben." Waldemar legte in diese Worte weder einen Drohenden noch einen fragenden Tonfall. Es war vielmehr die Ankündigung einer Tatsache.
"Und notfalls werde ich dafür Sorgen." Fügte er in Gedanken hinzu.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Calfay Rin

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« Antwort #1181 am: 11.09.2009, 12:28:19 »
Nachdem sie sich von Tyann verabschiedet hatte machte Rin sich auf den Weg zu Kays Laden. So stolz sie darauf war den Ergebenen gefangen zu haben, hoffte sie doch dass ihre Mitstreiter im Kerker und im Badehaus mehr herausgefunden hatten. Besonders gesprächig war ihr Gefanger nun nicht gewesen.

Beim Laden angekommen öffnete sie die Tür und trat ein, in der Annahme dass ihre Freunde mit Kay zusammensassen und sich zivilisiert unterhielten.
"Wenn der Träumer Besiegt ist wirst Du die Kontrolle über Beldins Körper wieder abgeben." sagte, soweit sie es beurteilen konnte Waldemar zu einem seltsam buckligen, sabbernden Beldin. Alle Regale waren ausgeräumt und ein verdächtig frisch aussehendes Loch in der Wand zeugte von gnadenloser Gewaltanwendung.
"Nanu" bemerkte Rin verwirrt. "Ist hier jemand eingebrochen?"
Sie sah sich flüchtig nach Klauenspuren und Gestalten in schwarzen Kutten um, konnte jedoch nichts entdecken.

Eretria

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« Antwort #1182 am: 11.09.2009, 21:28:04 »
Als Eretria Calfay sah, lächelte die Priesterin. "Es ist gut dich zu sehen," begrüßte die Priesterin ihre Freundin. Mit einer etwas ausladenen Bewegung erfasste sie die seltsame Unordnung in dem kleinen Laden. "Einen Teil davon hat Kay selbst verursacht. Sie möchte Himmelstor verlassen und dies ist ihre Art zusammen zu packen." Die Worte klangen sehr freundlich. Es war erkennbar, dass Eretria großen Respekt vor der Seherin hatte.
Dann deutete sie auf das weggerückte Regal und das Loch in der Wand, welches hinter Beldin sichtbar wurde. "Dies hingegen war Beldin oder wer auch immer gerade das Sagen hat." Die Worte der blonden Frau waren besorgt und sie beobachtete den Elfen mit festem Blick, während sie Calfay den Grund dafür erklärte.
"Wir folgen der Spur des Träumers. Beldin kann seine Fährte erkennen und Kay hat uns gesagt, dass er unter ihrem Laden sei. Nun, wir wollen dieser Sache gerade nachgehen." Dann blickte sie auf ihre Begleiter. "Wir waren gerade dabei zu klären, wer in welcher Reihenfolge die Treppe hinunter geht."
« Letzte Änderung: 12.09.2009, 09:04:14 von Eretria »

Beldin Gilvaran

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« Antwort #1183 am: 12.09.2009, 23:03:06 »
Beldin träumt. Ich bin Jargril. Jargril kommt klar...

Doch Beldin träumte nicht. Beldin fürchtete sich. Ganz tief im hintersten Eckchen seines eigenen Ichs beobachtete er, wie Jargril die Kontrolle an sich riss, seinen Körper übernahm und ihn zum untätigen Beobachter verurteilte.

Es war nicht etwa so, dass er sich vor dem Massenmörder fürchtete. Für die Umgebung mochte er mit seinem Körper eine Gefahr darstellen. Aber hier drinnen konnte Beldin sich gegen ihn verteidigen. Und so lange er sich auf die Verteidigung seines Ichs konzentrierte, konnte Jargril ihm nichts anhaben. Glaubte er wenigstens.

Nein, Beldin fürchtete sich vor etwas anderem. Er fürchtete sich vor dem Moment, in dem er seine Passivität aufgeben musste, indem er den Kampf gegen Argril beginnen musste. Der Moment, in dem er seine Verteidigung entblößen musste, und in dem er es Jarek... nicht Argril , sondern Jarek... erlauben musste, das Zünglein an der Waage zu spielen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Jarek genau so bösartig war, wie der andere, und doch hatte auch Jarek unzählige Morde begangen. Beldin wusste nicht, ob er ihm als seiner wiedergeborenen Seele beistehen würde, oder ob er die Gelegenheit nutzen und mit Argril zusammen seine Rache weiter fortsetzen würde. Und als Jargril unendliches Leid über Thaikaris bringen würde.

Doch noch war es nicht so weit. Noch musste er dem Mörder die Kontrolle überlassen, denn nur dieser konnte ihnen den Weg zeigen, den sie jetzt gehen mussten.

Und so wartete Beldin, im hintersten Eckchen seines eigenen Ichs verschanzt. Und fürchtete sich, fürchtete sich so sehr, dass sein Körper schauderte und den nicht darauf vorbereiteten Jargril fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Schnell aber hatte der Mörder sich gefangen und den plötzlichen Schwung in eine Vorwärtsbewegung umgewandelt.

"Wenn es dann noch einen Körper gibt." verhöhnte er die Warnung Waldemars - Beldin zuckte wie unter einem Schlag zusammen - dann setzte er sich ungefragt in Bewegung. Zähnefletschend grinsend schaute er über die Schulter. "Los, bevor unsere Beute uns noch entkommt."

Sternenblut

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Kapitel 1: Die Ergebenen
« Antwort #1184 am: 13.09.2009, 12:25:56 »
Die Realitäten überlagerten sich. Beldin bekam mit, was in Kays Laden geschah, spürte Jargril, diese widernatürliche Verschmelzung aus Jarek und Argril. Doch zugleich schwamm er durch eine Welt von Erinnerungen, Erinnerungen, die nicht die seinen waren, und die in ihm doch ein seltsames Gefühl der Vertrautheit hinterließen...

"Ich rechne jeden Tag damit, dass der Krieg ausbricht", erklärte der Soldat. Er hatte Jarek nicht erkannt, wusste nicht, dass er mit einem der meist gesuchten Mörder des Landes sprach.
"Und dann? Was wird geschehen, wenn das tatsächlich passiert?"
Der Soldat zuckte mit den Schultern. "Ehrlich gesagt... mir ist beinahe egal, wer gewinnt. Ich glaube..." Er senkte seine Stimme. "Ich glaube, wir können froh sein, wenn überhaupt jemand überlebt. Wenn jemand danach noch da ist, der..."
Jarek sah dem Soldaten in die Augen. "Und doch würdest du in den Krieg ziehen, oder? Wenn der Befehl kommt?"
Der Krieger lehnte sich an die Außenmauer des kleinen Wachhäuschens, in dem er seinen Dienst tat. Mit einem kurzen Nicken deutete er nach oben, zur Sonne. "Ist dir aufgefallen, dass es in den letzten Wochen jeden Tag ein wenig heißer wurde? Es ist, als würde diese Welt bald verbrennen. Der Haß, den die Leute in sich tragen, die Gier und der Neid... vielleicht..."
Jarek betrachtete den Soldaten. Er war keine dreißig Jahre alt, und in seinen Augen erkannte er das seltene Glitzern einer empfindsamen Seele. "Vielleicht was?"
Der Mann schüttelte den Kopf. "Ich sollte so etwas nicht denken. Aber vielleicht ist es besser, wenn wir alle hinweg gefegt werden durch den Feuersturm des Krieges, wenn es nur eine Handvoll Überlebender gibt, die eine neue, bessere Welt aufbauen können."
Der vergiftete Dorn, den Jarek in seiner Handfläche verborgen gehalten hatte, verschwand wieder in seinem Ärmel. Dieser Mann sollte leben. Er war ein guter Mann. Eine gute Seele.



Irritiert blickte Kay zwischen Beldin, Eretria und Calfay hin und her. "Mein Mädchen!" sagte sie schließlich. "Die Schicksalsweberin zeigt heute einmal mehr ihre große Kunstfertigkeit. Dort unten lauert wohl die Kreatur, die all dieses Chaos verursacht hat... oder, naja, zumindest einen großen Teil davon. Meinst du, du bist bereit..."

Sie wurde unterbrochen, als ein lautes Krachen die Tür hinter Calfay aus den Angeln riss. Die Schreiberin spürte, wie etwas an ihr vorbeisprang - doch da war nichts! Ein lautes Knurren ertönte, als etwas genau zwischen Calfay, Kay und dem Rest der Gruppe auf dem Holzboden landete.
Erschrocken stolperte Kay zurück, dann sah sie mit sorgenvollem Blick zu Beldin. "Nein, nein, das geht so nicht. Das geht schief."
Sie hob ihre Hand hoch, in der sie - wie aus dem Nichts - einen blutroten Edelstein hielt. In zwei langen Sätzen hastete sie zu dem besessenen Elfen, packte ihn an der Schulter - "Verschwinde, du alte Hexe!" rief Jargril -, und presste ihm den Stein an die Stirn.

Für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein helles Leuchten, das dann zu einem schwachen Flackern im Innern des Steins wurde.


Jargril erkannte die Kreatur, spürte die Macht des Dunklen Träumers in ihr. Es war eine der Bestien, die der Träumer verwandelt hatte. Er würde sie zerfleischen, würde seinen ganzen Haß...

Beldin wusste nicht genau, was geschehen war. Er war wieder da. Er stand in Kays Laden, die alte Seherin direkt vor ihm, mit einem funkelnden roten Stein in der Hand. Und irgendwo hier musste eine der Kreaturen sein, die der Dunkle Träumer verwandelt hatte.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

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