Mit einem Blick zur Tür schüttelte Tryann den Kopf. "Nein, das mit dem Lauschen glaube ich nicht. Man hat bewusst eine sehr massive Tür in diesen Raum eingebaut, da kommt nicht viel auf der anderen Seite an. Sie müsste außergewöhnlich gute Ohren haben, um auch nur einzelne Worte mitzubekommen."
An Eretria gewandt, erklärte er: "Natürlich überlasse ich euch, wen ihr noch als Weggefährten mitnehmt. Wenn ihr dieser Seherin vertraut, dann solltet ihr auf sie hören. Ich hoffe nur, die junge Frau bringt euch nicht in Schwierigkeiten."
Schließlich beantwortete er auch Calfays Frage. Dabei stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. "Die Durchsuchungen waren ein voller Erfolg. Im Lagerhaus hatten sie wie erwartet das Öl gelagert, und versuchten hastig, es durch die Tunnel fortzubringen, als wir das Lager stürmten. Dafür war es aber zu spät. Auch hielt man dort zwei Geiseln gefangen. In dem Herrenhaus, das wir gestürmt haben, waren noch einige weitere Geiseln. Den Leuten geht es gut, wir haben sie alle wieder nach Hause gebracht. Die Ergebenen werden die nächsten Jahre hinter Gittern verbringen."
Meister Chevalron mischte sich nun wieder in das Gespräch ein. "Ihr solltet noch ein wenig mehr wissen. Die Ergebenen waren der eigentliche Grund für meine Anwesenheit hier. Als ich von dem geplanten Anschlag erfuhr, wollte ich wissen, wer dahinter steckte, und ob es vielleicht noch weitere Hintermänner gibt. Dies entspricht nicht der normalen Vorgehensweise, aber ich war so frei, die Gedanken dieser Leute zu lesen."
Sein ohnehin ernstes Gesicht wurde nun noch ein wenig ernsthafter. "Zu meiner Überraschung fand ich heraus, dass die Ergebenen keine Menschen sind. Sie sind eine eigenständige Art, so wie Menschen, Elfen und Gnome. Und... während ich ihre Gedanken las, wurde mir klar, dass sie das gleiche taten. Sie können in die Gedanken jener blicken, die sie sehen, jederzeit, ohne Probleme. Und die Ergebenen untereinander können sich sogar über weite Entfernungen in Gedanken miteinander unterhalten. Als ich das begriff, habe ich mich schnell aus dem Raum begeben, denn in meinem Geist schlummern zu viele Geheimnisse, die sie niemals erfahren sollten."
Ihm war sichtlich unwohl bei diesem Gedanken, und zum ersten Mal schien der Magier ein wenig nervös. "Ich werde mich in den nächsten Tagen darum bemühen, die Ergebenen noch einmal unbemerkt zu beobachten, und ihre Gedanken dann genauer zu studieren. Aber wir müssen davon ausgehen, dass es noch weitere Ergebene irgendwo da draußen auf Thaikaris gibt. Vielleicht sind sie nur wenige, vielleicht haben sie irgendwo noch nicht entdeckte Städte. Das kann ich bisher noch nicht sagen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Ergebenen, die dort draußen noch leben, ganz genau wissen, was hier vorgefallen ist. Und vermutlich kennen sie die Gesichter jeder einzelnen Person, die an ihrem Scheitern beteiligt war."
Tryann nickte ernst. "Ja, ihr solltet euch in Zukunft von seltsamen glatzköpfigen Leuten fernhalten. Es ist schwer einzuschätzen, wie die verbliebenen Ergebenen reagieren werden."
Schließlich wandte er sich an Waldemar. "Ich werde alles in die Wege leiten. Es gibt ein kleines Waldstück keine fünf Minuten von der Stadtmauer entfernt. Wir können die Zeremonie direkt morgen früh nach Sonnenaufgang abhalten."