Dank seiner Größe fällt es Flynn nicht schwer, die Gnomin zu überholen und die Führung zu übernehmen. Er leitet die Gruppe ein Stück zurück auf dem Weg, den sie gekommen sind, biegt dann aber in Richtung Marktplatz ab, der zu dieser Zeit vor Menschen überquillt.
"Haltet eure Geldbeutel gut fest!", rät er den anderen, vor allem Galuchén und Wiliam, die keine großen Städte gewohnt waren.
Sichtbar gut gelaunt bahnt er den Weg durch die Menge, immer wieder dankend einen Sack Kartoffeln, ein Huhn oder diverse Lederwaren ablehnend. Schließlich gelangen sie zur anderen Seite des Marktplatzes und stehen direkt vor einem Gebäude, über dessen Tür in drei Metern Höhe ein gewaltiger Kupferkessel hängt. Der Kleriker öffnet die Tür und hält diese auf, während er mit der freien Hand seine Gefährten hineinkomplimentiert.
"Treten Sie ein, meine Herrschaften - und Damschaften - und genießen Sie den Aufenthalt! Sie werden es nicht bereuen."
Das Gasthaus ist selbst zu dieser Zeit, zu der die Menschen normalerweise ihren Geschäften nachgehen oder draußen an den zahlreichen Ständen etwas essen, gut gefüllt. Flynn späht kurz umher, dann hat er aber doch einen der letzten freien Tische ausgemacht. Zielstrebig hält er darauf zu und grüßt im Vorbeigehen den Wirt hinter der Theke:
"Grüß dich, Alwin, bin wieder im Lande! Mann, wie ich den Laden vermisst habe ..."
"Hallo Flynn, alter Gauner, schön, dich zu sehen", antwortet der ältere Mann, der für einen Gastwirt erstaunlich hager war. "Ich schick euch gleich Laura vorbei."
Nur den alleraufmerksamsten Beobachtern konnte das flüchtige Lächeln auffallen, das sich bei der Erwähnung des Namens "Laura" auf die Lippen des Klerikers stahl.
"Setzt euch!", weist er die anderen an, während er es sich selbst an einem Fensterplatz bequem macht. Nach ein paar Augenblicken tritt eine zierliche Frau mit langen dunklen Haaren und breitem Lächeln an den Tisch, die Hände energisch in die Hüften gestemmt.
"Flynn Ragnir ...", beginnt sie, "lässt du dich auch mal wieder hier blicken? Dir hats wohl beim letzten Mal nicht geschmeckt, und du bist deshalb geflüchtet, was?"
"Ich, ähh ...", beginnt der Angesprochene, dessen Ohren sich zunehmend röten.
"Schon gut!", unterbricht ihn Laura. "Du musst dich hier nicht rechtfertigen. Ich bin ja schließlich nicht deine Frau." - Flynn muss sich auf die Zunge beißen, um jetzt nichts Falsches zu sagen - "Was darf ich euch denn bringen?"
"Uh, also ich denke, wir fangen einfach mal mit einem ordentlichen Frühstück an. Bring einfach mal das, was Alwin noch in der Küche hat: Rührei, Speck, Brot, Wurst, Käse. Geht heute alles auf mich! Und Wasser und Bier vielleicht auch noch."
"Ich sehe mal, was wir für euch noch zaubern können."
Mit tänzelndem Schritt verschwindet die junge Frau in Richtung Küche, während Flynn ihr verträumt hinterherblickt.