Luminus sieht seine kleine Freundin mit gerunzelter Stirn an. "Das klingt schlimm". Sanft legt er seinen Arm um sie, fast wie ein Vater bei seinem Kind. "Weißt du, warum du diese Dinge tun wolltest? Weshalb haben dir diese schlimmen Dinge im Traum gefallen?"
Mystral lächelt etwas müde noch und lehnt sich an den Arm, schliesst ihre Augen dabei. "Es... Ich weiss nicht, wirklich. Es war einfach so. Als wäre ich jemand völlig anderes." Mystral streckt sich etwas und schaut dann wieder zu Luminus hoch. "Ich meine, ich habe zwar immernoch irgendwie gedacht wie ich, nur viel.. grausamer."
Der Seraphim nickt, wirkt aber immer noch grüblerisch. Die Müdigkeit scheint nun von ihm abgefallen zu sein. "Was war mit mir? War ich dort? Du sagtest, du wolltest mich im Traum verletzen. Wie genau?"
"Das war auch seltsam... ich dachte einfach nur, ich solle dich... nun, töten. Ich weiss nicht wieso, oder wie. Ich hatte sogar Schwierigkeiten mich richtig an dich zu erinnern. Es war einfach so. Das war dann auch die Stelle wo ich aufgewacht bin..." Mystral streicht dabei etwas andrückend über den um sie gelegten Arm und schaut aus halboffenen Augen zu Luminus hoch. "Ich weiss nichtmal, ob das nicht einfach nur ein völlig verrückter Traum war, aber er war so... anders irgendwie."
"Im Zweifel sollten wir den Traum lieber ernst nehmen", erklärt Luminus. "Bevor wir schlafen gegangen sind, ist einiges passiert. Diese Succubus… und Shiggeran ist auch nicht gerade jemand, dem ich ohne weiteres mein Leben anvertrauen würde. Und wer weiß, welche Kräfte sein Dolch hat. Es mag nur ein Traum gewesen sein, aber es kann auch eine Vorahnung oder ein böser Einfluss von außen sein. Was…"
Er zögert kurz. "Was sagt dein Herz? Die Botschaften des Herzens sind oft klarer als die des Geistes."
Mystral atmet einen Moment durch und schaut an Luminus vorbei an die Wand, lächelt dann nur sachte. "Ich denke, dass ich dir sowas niemals antun würde... Und auch den ganzen Rest des Traumes nicht. Nicht für alle Erfahrungen der Welt. Vermutlich hast du recht... vielleicht ist es wirklich etwas finsteres, was auf uns Einfluss nimmt, oder noch der Eindruck von der Succubus... hast du etwas geträumt?
Für einen kurzen Moment wirkt Luminus erschrocken, fasst sich dann aber gleich wieder. "Ich… ja, habe ich. Aber ich glaube nicht, dass es die gleiche Ursache hat wie bei dir. Ich habe die Dunkelheit gesehen… aber es war eher wie eine meiner Visionen. Allerdings scheinen sie sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Ich sehe Tunnel. Höhlengänge. Immer wieder."
Obwohl seine Augen auf Mystral gerichtet sind, scheint sein Blick etwas zu sehen, das für die Mephlingin nicht zu erkennen ist. "Und etwas dort verfolgt mich."
"Hm... die Art von Träumen kenne ich." meint Mystral und legt nun ihrerseits einen Arm um die Schulter ihres größeren Freundes, rutscht etwas näher an ihn heran. "So etwas träumen viele... Vor allem Leute, die sich vor etwas fürchten, etwa einem Teil von sich selbst... Früher habe ich auch manchmal so geträumt."
Der Seraphim lächelt. "Du könntest Recht haben. Wenn man bedenkt, woher ich komme… was ich war… ich bin jetzt ein Mensch, und ich fühle mich auch immer mehr wie einer. Es ist, als würde meine Existenz davor verblassen, aber nur aus dem alltäglichen Bewusstsein. Dabei verliert es nicht an Bedeutung. Und das, was für mich nun im Schatten liegt… ich sehne mich danach, aber es erschreckt mich auch. Als würde ich Gefahr laufen, mich selbst zu verlieren, wenn ich es umarme. Und in meinem speziellen Fall könnte das sehr wörtlich der Wahrheit entsprechen."
Dann lächelt er, und streichelt sanft Mystrals Haar. "Aber dein Traum heute nacht war anders. Wir sollten herausfinden, welche Ursache er hat."
Mystral lächelt aufmunternd und blinzelt Luminus zu. "Mensch zu sein hat nicht nur so unangenehme, finstere Seiten. Und du bist nicht alleine mit dieser dunklen Seite. Aber ja, ich denke du hast recht... Aber wie sollen wir das tun? Ich kenne mich mit Träumen und Traumdeutung so garnicht aus, habe nur ein paar Geschichten davon gehört.. Vielleicht sollten wir einen Priester einer Gottheit des Schlafes suchen oder sowas?" Mystral rutscht nebenher ein bischen enger an Luminus und lächelt zufrieden. Es war garnicht so unangenehm, sich nach einem Alptraum trösten zu lassen, wenn sie mal so darüber nachdachte...
Der Seraphim schüttelt den Kopf. "Ich weiß nicht, wem wir vertrauen können. Wer weiß… es scheint noch jemand wach zu sein. Vielleicht haben die anderen auch geträumt. Vielleicht sollten wir aufstehen und nachsehen."
"Hm... grad so bequem.." nuschelt Mystral, grinst dann aber etwas. "Du hast wohl Recht... aber nur unter der Bedingung, dass ich später wieder hier rein darf, ja?" Während sie das sagt, klopft sie etwas auf die Bettdecke.
Luminus lächelt, als Mystral ihre Bedingung stellt. "Ich schätze, ich habe den Vorteil, keine seltsam verdrehten moralischen Regeln mitbekommen zu haben wie manch andere Menschen. Ich habe nicht das Geringste gegen Nähe einzuwenden, zumal es in dem kleinen Kreis der Leute, die ich bisher kennengelernt habe, niemanden gibt, den ich mehr mag."
Dabei streichelt er sanft Mystrals Wange, und seine Augen strahlen vollkommene Wärme aus.
Über Mystrals Lippen huscht ein verspieltes Lächeln, dabei breitet sie unter der Decke einen ihrer Flügel, den sie eng an ihren Rücken gezogen hat, aus und legt ihn etwas um Luminus wie eine zweite, kleinere Decke. "Hmm geht mir genauso... Zumindest hier in Sigil." Sie reibt ihre Wange etwas an der streichelnden Hand und seufzt zufrieden, der Schrecken ihres Alptraums scheinbar so gut wie vergessen. Sie streicht mit der Flügelspitze etwas über Luminus Seite, murmelt dann halblaut nach einigen Momenten "Hmmm wir sollten aufstehen... sonst mag ich garnicht mehr weg hier.."
Noch immer lächelnd nickt der Seraphim, und lässt dann allmählich die Decke nach unten gleiten. "Also dann."
Er steht auf, sucht seine Sachen zusammen und wartet dann an der Tür auf Mystral.
Jene tut es ihm in der Zeit auch gleich, und auch wenn sie immernoch etwas zerknautscht aus sieht achtet sie doch darauf, ihr Kleid glatt zu streichen und nickt dem Seraphim dann zu. "Schauen wir mal, was die anderen so treiben."