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Spoiler (Anzeigen)
Aussehen
Jendar wirkt abgemagert, dürr, aber unter seiner Haut zeichnen sich kräftige Muskeln ab. Er ist wohl um die ein Meter achtzig groß, wiegt aber dabei sicher nicht viel mehr als sechzig Kilogramm.
Sein Gesicht, die Hände und die Unterarme tragen rote Brandmale, und auf seiner Stirn prangt eine grünliche Tätowierung. Wer sich mit dem elfischen Alphabet auskennt, erkennt darin Zeichen, und wer Sylvanisch spricht, liest „Baum“. Darunter blitzen grau-grüne Augen, der Blick in die Ferne gerichtet, unverwandt hin und her.
Sein braunes Haar und sein Bart wuchern wild und sind struppig und fettig. Seine Hände starren vor Dreck, und die Nägel sind ungeschnitten und gesplittert. Er ist in einen Umhang gehüllt, der ebenso rußgeschwärzt und schlammverschmiert ist wie seine zu Lumpen verkommene Kleidung. Durch die vielfältigen Risse schimmert hier und da stumpfes Metall, und an seinem Gürtel hängen die abgetragenen Scheiden eines Dolches und eines kurzen Schwerts.
Auf dem Rücken schleppt er einen abgewetzen Rucksack, an dem ein ungespannter Bogen und ein gefüllter Köcher baumeln. Unter dem Rucksack ragt die Scheide eines ungewöhnlich langen Schwertes hervor.
Hintergrund
Jendar wurde als dritter Sohn eines Bauern in den nordwestlichen Ebenen der Eldeen Reaches geboren. Von seinem Erbe hatte er nicht viel zu erwarten, und schon als Kind träumte er von einem abenteuerlichen Leben im Kampf gegen die Banditen aus Aundair. Und so meldete er sich, kaum dass er mündig geworden war, bei den Hütern des Waldes zur Grenzwacht.
Jendar erwies sich schon bald als kundiger Fährtenleser und geschickter Späher und lernte, im Kampf seinen Mann zu stehen. Während eines Scharmützels mit einem Trupp aundairischer Plünderer verlor er seinen besten Freund, der eine Wölfin und ihren Wurf gegen die blind um sich schlagenden Eindringlinge verteidigt hatte. Einer der Welpen hatte überlebt, und Jendar nannte ihn zum Gedenken an seinen toten Kameraden Efarin und zog ihn mit Ziegenmilch und Kaninchenfleisch groß.
Nachdem der Frieden verkündet wurde, kehrte er auf den heimatlichen Hof zurück. Doch bald schon musste er erkennen, dass der Krieg ihn den Seinen entfremdet hatte, und so schnürte er wieder sein Bündel und machte sich, Efarin an seiner Seite, auf die Wanderschaft.
Die beiden zogen kreuz und quer durch den Ragenden Wald und erlebten so manches Abenteuer, und zwischen ihnen entstand eine tiefe Bindung. Sie besuchten Grünherz und saßen unter den gigantischen Wachtbäumen, bekämpften Kultisten in den Tiefen des Waldes, entkamen nur knapp einem dunklen Schicksal in den Ausläufern des Dämmerns. Doch nie kamen sie zur Ruhe.
Erst als ihre Wanderung sie in die westlichsten Ausläufer des Waldes führte, lernte Jendar wieder, was es heißt, glücklich zu sein. Sie lernten die Grünsänger kennen und trafen auf all die verschiedenen Kreaturen des Feenreiches, die dort ihr Unwesen treiben, und schließlich verliebte sich Jendar in eine Dryade, und auch sie war ihm zugetan. Für einige Wochen war Jendar der glücklichste Mann der Welt; er eilte umher, um seiner Angebeteten Geschenke zu machen, lernte die Sprache der Feen von ihren Lippen, und sie liebten sich unter dem schützenden Dach ihres Baumes, während Efarin an einem Knochen nagte und das Geschehen mit einem Auge nachsichtig betrachtete.
Doch die Idylle währte nicht lange. Unruhe erfasste den Wald, Tiere und Feenwesen flohen durch das Unterholz, denn eine Bande von Söldnern und Wilderern aus Droaam hatte die Berge von Byeshk überquert, um in den Wäldern Exemplare verschiedener Gattungen einzufangen, die einem dunklen Magier als Studienobjekte dienen sollten. Jendar zögerte nicht, gürtete seine Schwerter, küsste seine Geliebte und zog in den Kampf.
Jendar und Efarin erschlugen gemeinsam mit den Druiden und den Feen so manchen Ork und Gnoll, bevor die Bande klein bei gab und sich zur Flucht wendete. Doch als Jendar wieder am Baum seiner Angebeteten anlangte, packte ihn Entsetzen: Der Ort war verwüstet, und seine Liebste war fort.
Jendar setzte sich auf die Spur der Entführer und verfolgte sie die ganze Nacht. In den Hängen des Gebirges stellte er sie, tötete etliche mit Pfeilen aus dem Hinterhalt und schaffte es schließlich, seine Dryade aus ihrem Käfig zu befreien. Er nahm sie auf die Arme und lief, denn er wusste genau, dass sie bei ihrem Baum sein musste. Doch es war schon zu spät, sie zitterte und ihre Augen rollten, und am Waldrand starb sie in seinen Armen.
Ein wilder Zorn packte Jendar, und er zog seine Schwerter und stürmte erneut in die Berge. Jeder Gedanke an Taktik war vergessen; wie ein Berserker fiel Jendar über die restlichen Banditen her, und der ohnehin geschwächte Trupp hatte ihm nichts entgegen zu setzen. Schließlich schlug er den Anführer, einen großen, gemeinen Ork, nieder und ließ die Überlebenden entfliehen.
Sein Zorn war wie eine kalte Flamme, die in seinem Innersten loderte, und ihn beherrschte nur noch das Verlangen nach Vergeltung. Jendar band seinen Gefangenen, baute eine Bahre für den Leichnam seiner Geliebten und ließ den Ork sie durch den Wald ziehen, den ganzen Weg zurück zu ihrem Baum. Dort nahm er eine Axt und setzte sie an den Stamm. Efarin heulte auf, denn es ist eine Todsünde, den Baum einer Dryade zu fällen, denn aus seinem Samen entspringen neue Bäume und mit ihnen ihre Kinder, die Dryaden. Doch in Jendar brannte nur noch der Gedanke an Rache; Rache für den Tod seiner Liebe, Rache für seine verlorene Familie, für den Freund und den jungen, unbeschwerten Bauernsohn, die allesamt den Gräueln des Krieges zum Opfer gefallen waren.
Er holte aus und ließ die Axt in das Holz krachen, und wieder und wieder, bis der Stamm ächzte und der Baum fiel. Dann hackte er ihn zu Scheiten und schichtete sie zu einem Haufen. Er band den Ork an einen Pfahl inmitten des Haufens und bahrte ihren Leichnam zu seinen Füßen auf, damit sie sehen konnte, wie ihren Peiniger sein Schicksal ereilte. Der Ork begann zu schreien, als Jendar eine Fackel entzündete, und seine Schreie mischten sich mit dem Geheul aus Efarins Kehle, und Vögel stiegen krächzend auf und kleine Tiere flohen durch das Unterholz, aber Jendar lachte schrill und stieß die Fackel in den Scheiterhaufen.
Die Flammen loderten hell auf und griffen rasend schnell um sich, und Jendar musste vor der Hitze zurücktreten. Noch immer schrie der Gefangene, und in der Luft lag der Geruch von brutzelndem Fett und schmorendem Fleisch. Die überstehenden Äste der umstehenden Bäume fingen Feuer, und Jendar bemerkte, dass Efarin an seinem Mantel zerrte und ihm Bilder sandte, wie er den Ork im letzten Moment doch noch aus den Flammen zog. Unwillig knurrte er, versuchte seinen Mantel zu befreien, und schließlich trat er nach seinem Gefährten. Der Tritt war nicht hart, aber er traf den Wolf in seinem Herzen, und er heulte auf und zog sich ein paar Schritte zurück, ungläubig auf den Menschen starrend, mit dem er sein ganzes Leben geteilt hatte und der jetzt von einem unbegreiflichen Wahn befallen war. Doch in Jendars verzerrtem Gesicht spiegelte sich nur Hass, und Efarin wandte sich ab und blickte in die Flammen. Nun brannten schon die Stämme der Bäume rings um den Scheiterhaufen, und inmitten des Gleißens sah er den Schatten des Orks, der sich noch immer in der Hitze wand. Seinem Gewissen folgend, sprang Efarin vor, umrundete das Feuer und versuchte, von der anderen Seite heran zu kommen.
Jendar sah verwirrt, wie sich sein Gefährte offenbar in die Flammen stürzte. Er trat vor, rief ihn, doch da geschah es: Mit einem Knall brach ein schwerer Ast und begrub den Wolf in einer Wolke aufstiebender Funken unter sich. Jendar spürte, wie Efarins Bewusstsein schwand, und er schrie und sprang vor, aber das Feuer loderte so heiß, und immer mehr Äste und Stämme stürzten, und Jendar spürte, wie die Flammen nach ihm leckten, ihm die Augenbrauen weg sengten und Blasen auf seiner Haut entstehen ließen, doch er kam nicht dicht genug heran, und schließlich brach er aufschluchzend in sich zusammen und fiel in eine tiefe Ohnmacht.
Jendar erwachte inmitten einer Wüste aus kalter Asche. Er tastete nach Efarin, doch da war nichts. Er horchte in sich hinein, doch da war nur Leere; eine kalte, gleichgültige und einsame Leere. Er hatte alles verloren, was ihm je etwas bedeutet hatte, und nun war alles, was er noch fühlte, die Schmerzen seines verbrannten und gepeinigten Körpers.
Ächzend stand Jendar auf und schleppte sich in den kühlen, grünen Wald. Er trank von einem Bach, und wieder schwand ihm das Bewusstsein, und als er wieder zu sich kam, schleppte er sich ein paar Schritte weiter und pflückte ein paar Beeren, bevor er wieder zusammenbrach. Seine versengte Haut begann zu nässen, und Jendar fiel in ein Fieber, aus dem er nur hin und wieder erwachte.
So fanden ihn die Abgesandten des Feenhofes. Sie berührten seinen fiebernden Geist und entrangen ihm seine Geschichte, und sie fanden, dass er bereits für seinen Frevel bezahlt hatte. So brandmarkten sie ihn als einen Baumschänder und überließen ihn seinem Schicksal.
Jendar überlebte. Sein Geist war noch Wochen verwirrt, und er ernährte sich von Maden und Käfern, während er Schritt für Schritt durch den Wald stolperte. Doch langsam kam er wieder zu Kräften, und seine verbrannte Haut schälte sich und vernarbte. Bald stellte er Fallen, in denen er kleine Tiere fing, und als ihn seine Füße bis in die nördlichen Ausläufer von Breland getragen hatten, entdeckte er, dass er deren Felle für klingende Münzen und diese wiederum für einen Krug vom örtlichen Selbstgebrannten eintauschen konnte, der ihm einen Rausch bescherte, in dem er zumindest für eine kurze Zeit fast vergessen konnte, was ihm widerfahren war.
Und so kam er nach Woodhelm: Eine hagere, zerlumpte Gestalt mit wilder, langer Mähne und struppigem Bart, ein Bündel Felle auf dem Rücken, streicht er halblaut vor sich hin murmelnd durch die Gassen und versucht, seine Beute an den Mann zu bringen, um sich damit einen Rausch und einen Moment des Vergessens leisten zu können.