Aussehen (Anzeigen)Die Tür öffnete sich, und aus dem Dunkel und dem Regen, der fest auf die Straße prasselte, trat eine junge, etwas blässliche Frau in den Schankraum der “Lindwurm-Schildwache”. Als sie die Kapuze ihres dunkelblauen Reiseumhangs zurückschlug, wurde der Blick auf ihr glattes, langes schwarzes Haar frei, aus dem auf der einen Seite spitze Ohren hervorragten, die sie, was Asanta, eine der beiden Wirtinnen, die gerade einen Tisch nahe der Eingangstür abwischte, ob ihrer typischen Art von Schönheit ohnehin schon gleich vermutet hatte, als Elfe zu erkennen gab. Als Mondelfe, denn jetzt, wo sie näher getreten war, bemerkte sie auch, daß ihre Hautfarbe einen ganz leichten bläulichen Einschlag hatte. “Glückauf”, sagte die schlanke, aber nicht schwächlich wirkende Reisende - sie trug schlichte, leichte Reisebekleidung, einen Lederrucksack und ein langes Schwert - mit überraschend tiefer Stimme. “Habt ihr noch ein Zimmer für die Nacht?”
- Wenig später saß sie an einem Tisch am Kamin - Baerill hatte fürsorglich ein Feuer angemacht - und unterhielt sich angeregt mit diesem armen Tunaster... Und wie sich die beiden unterhielten! Ständig lachte mindestens einer der beiden - die Elfe schien wahrlich gute Gesellschaft zu sein, wenn sie es schaffte, den mitgenommenen Mystrapriester so aufzuheitern.
- Frisch und ausgeruht beendete Alyndra am frühen Morgen ihre Trance und zündete eine Kerze an - viel Sonnenlicht drang noch nicht durch das Fenster -, um ihr in rotes Leder gebundenes Zauberbuch zu studieren. Es war schon etwas heller, als sie damit fertig war - sie hatte vor allem Sprüche vorbereitet, die auf einer Reise nützlich sein würden, insbesondere ihren neuen Lieblingszauber, den sie erst vor kurzem gemeistert hatte -, und sie überlegte kurz, ob es besser wäre, ihre bequemen blauen Studierroben schon jetzt gleich gegen ihre Reisekleidung zu wechseln, bevor sie diesen Korporal Medain aufsuchte, und entschied sich auch dafür - es war besser, keine Zeit zu verlieren, schließlich hatten die neuen Helden Weloons schon einigen Vorsprung.
Hintergrund (Anzeigen)Alyndra verbrachte die ersten Dekaden ihres Lebens in der Elfensiedlung der Verstrickten Bäumen und dem Wald von Cormanthor. Früh zeigte sie eine magische Begabung und wurde von einem ansässigen Magier in den arkanen Künsten unterwiesen. Um diese Ausbildung weiter zu vertiefen und ihren großen Wissensdurst zu stillen - sie interessierte sich sehr für die Geschichte ihrer Heimatregion, insbesondere das alte Elfenreich Cormanthyr -, begab sie sich, unterstützt von ihren Eltern, im Jahr der Blauen Flamme (1327 TZ) nach Silbrigmond, wo sie sich weiterbildete und irgendwann mit den Harfnern in Kontakt kam, zu deren Verbündeten sie im Laufe der Jahre wurde. Sie bemüht sich seither um Aufnahme in ihre Reihen, was sie dann schließlich nach Weloon führte (siehe unten). Vor einigen Jahren geriet Alyndra bei einem ihrer Einsätze mit den Harfnern an eine Gruppe Hexer, die ihre arkane Macht aus dem Schattengewebe bezogen. Hinterher stellte sie Nachforschungen zu dieser ihr bis dahin unbekannten Art der Zauberei an, wobei sie von deren Bezug zur dunklen Göttin Shar erfuhr, und kam zu dem Schluß, daß es sich dabei um eine große Gefahr für die Zukunft von ganz Faerûn handelt, derer man entschieden entgegentreten müsse. Die Erforschung des Schattengewebes und der Wege, ihm entgegenzuwirken, ist seither eine ihrer besonderen Interessen.
Jüngste Ereignisse veränderten Alyndras Leben völlig:
Zunächst wurden im letztem Jahr, dem Jahr der Abtrünnigen Drachen, als die Drachen Faerûns wahnsinnig wurden, die Verstrickten Bäume von dem roten Drachen Narlgathra, der in Myth Drannor hauste, angegriffen und bis auf einige wenige Überlebende fast komplett zerstört. Als sie von der Katastrophe erfuhr, reiste sie sofort dorthin, da ihr älterer Bruder samt Frau und Kindern noch dort lebten (die anderen Mitglieder der Familie hatten schon lange vorher den Rückzug nach Immerdar angetreten). Dort angekommen, mußte sie zu ihrem großen Leidwesen erfahren, daß die gesamte Familie ihres Bruders ausgelöscht worden war. Sie beschloß daraufhin, beim Wiederaufbau und Schutz der Siedlung vor den, wie sie entsetzt hörte, oberflächenbewohnenden Drow, die sich seit einigen Jahren in Cormanthor breitgemacht hatten, zu helfen, was ihr auch bei der Bewältigung ihrer Trauer half.
Dann, vor einigen Monaten, besetzten die Fey'ri unter dem Befehl der Dämonenelfe Sarya Dlardrageth die Ruinen von Myth Drannor, doch schon bald regte sich Widerstand: Der Sonnenelf Seiveril Miritar führte einen Kreuzzug von Elfen nach Cormanthor, dem sich Alyndra mit größter Überzeugung anschloß; dies war die Stunde der Elfen Faerûns, und zudem eine vielleicht einzigartige Gelegenheit, die alten Ruinen ihres Volkes in Cormanthor wieder zu erneuern und von allen unliebsamen Besatzern zu befreien. Die außergewöhnlichen Erfahrungen, gute wie schlechte, die sie während ihres Einsatzes in diesem Krieg gemacht hatte, werden Alyndra nie wieder loslassen; am Ende siegten die Elfen, mit Unterstützung aus den Talländern und Sembia, und konnten die Stadt der Lieder wieder befreien, wenn auch ihr Anführer im Kampf gegen den Dämonenelfenprinzen fiel. Seine Tochter Ilsevele beschloß, in Myth Drannor zu bleiben und die Stadt wieder zu dem zu machen, was sie früher einmal war. Dies ist keine zwei Zehntage her, und Alyndra hätte nichts lieber getan, beim Aufbau - es gab noch unendlich viel zu tun - dieses Traums zu helfen, was sie zunächst auch tat.
Doch nach vierzehn Tagen, am 6. Eleint, trat mittags ein neuangekommener Mondhalbelf - ein Magier und Priester Sehanines - auf sie zu und gab sich als Harfner zu erkennen. Die Zeit sei gekommen, sich zu bewähren; in der Stadt Weloon sei Übles im Gange, der dortige neugebaute Mystratempel habe sich als eine Täuschung Shars erwiesen, und noch sei die Situation nicht unter Kontrolle. Da momentan viele Harfneragenten gebunden seien und aufgrund ihrer Erfahrungen mit Nutzern des Schattengewebes hätten die Harfner sie ausgewählt, um dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Die Harfner würden Alyndra dann von Zeit zu Zeit mit einem Verständigungs-Zauber kontaktieren.
Der Wunsch, sich zu bewähren und den Harfnern beizutreten, und ihre Überzeugung, daß die Machenschaften Shars unbedingt gestoppt werden müssen, waren dann schließlich stärker als das Verlangen, beim Aufbau Myth Drannors mitzuarbeiten - dieser würde ohnehin noch viele Jahre dauern. Der Harfner bot an, sie noch am gleichen Abend nach Suzail zu teleportieren, von wo aus sie dann durch ein Portal, das ihm bekannt war, nach Weloon gelangte. Sie quartierte sich dort im Gasthaus "Zur Lindwurm-Schildwache" ein und fand auch noch am gleichen Abend einiges über die Geschehnisse des Vortages heraus: Es war kein Geheimnis, sondern in aller Munde, daß die Abenteurer, die für die Enttarnung des "Mystratempels" gesorgt hatten, die Stadt Richtung Osten verlassen hatten.
Früh am nächsten Morgen suchte Alyndra dann die Purpurdrachen auf - nach einigen Erklärungen und Versicherungen konnte sie den Korporal überzeugen, ihr zu verraten, wohin in etwa die Gruppe unterwegs war und welche Wege sie wohl dafür benutzen würden, den Hullackweg nach Norden und dann nach einigen Meilen eine größere Abzweigung nach Osten. Nun galt es, keine Zeit zu verlieren, wollte sie die bunte Truppe von Abenteurern noch einholen, solange sie sich auf bekannten Wegen aufhielten. Sofort erwarb sie einige Vorräte, überquerte den Fluß und zauberte dann einen ihrer mächtigsten Zauber, den sie erst kürzlich erlernt hatte: die Herbeirufung eines lautlosen, magischen Roßes, welches sich mit enormer Geschwindigkeit, viel schneller als alle sterblichen Pferde, fortbewegen konnte.