Fabulon - Im Tempel der Mystra
Kurz vor dem Tempel ging der sandige Weg in Pflastersteine über und führte direkt ins Innere des Tempels. Fabulon konnte auf dem Dach des Tempels zwei Bogenschützen erkennen, die die Gegend im Auge behielten, aber scheinbar auch oft auf den Boden blickten. Seltsam. Er passierte das Tor, vor dem eine große Statur einer Frau stand. Ob das wohl Mystra war? Ihre Augen wirkten leblos und wieder einmal war der Elf davon überzeugt, dass der menschliche Glaube Fabula ganz sicher nicht gefallen haben konnte. Aus dem Augenwinkel sah der Elf neben dem Hauptgebäude des Tempels noch eine kleinere Hütte, vor der zwei Männer standen, die wie die Bogenschützen in leichte Rüstungen gekleidet waren. Schien, als hätte der Tempel so etwas wie Leibwächter. Als Fabulon durch das Tor getreten war, erlebte er eine kurze Überraschung. Das, was er für ein Dach gehalten hatte, existierte gar nicht. Über ihm war noch immer der Nachmittagshimmel zu sehen. Die Bogenschützen patrouillierten auf einem Wehrgang und blickten ab und an in den Innenhof des Tempels. In der Mitte des Innenhofes standen zwei Figuren, die der Statur vor dem Eingang nicht unähnlich sahen. Doch die Zwei waren aufeinander ausgerichtet, hatten jeweils einen Arm ausgestreckt, die Finger der Staturen berührten sich fast und bildeten so eine Art steinernem Himmel über allen, die dort hindurch gehen würden. Gegenüber des Eingangs lag eine große hölzerne Pforte, die vermutlich weiter in den Tempel führte. Sie war geschlossen. Links und rechts der Pforte und links und rechts des Eingangs war je ein kleiner Altar aufgebaut. An dem Altar rechts von Fabulon knieten zwei junge Männer und warfen einige Silberstücke in den Opferstock. Eine Frau kniete an dem Altar links von Fabulon und zwei andere Frauen sprachen gerade mit dem Priester, der Fabulon unterwegs begegnet war. Er lächelte freundlich und zeigte den Frauen den Innenhof, von dem noch zwei weitere Holztüren abführten, die im Vergleich zur Pforte jedoch winzig wirkten. Ein anderer Priester, der gerade aus der Holztür zu Fabulons rechter Seite trat, entdeckte den Elfen, nickte ihm zu, ging zu den zwei Männern am Altar, um sie zu grüßen und kam dann sofort zu dem Elfen hinüber. "Mystra sei mit euch, mein Freund! Wie kann ich Euch helfen? Benötigt Ihr Heilung oder den Beistand unserer ehrenwerten Mutter der Magie?" Für einen Menschen war er noch nicht sonderlich alt, hatte braune, kurze Haare und ein freundliches Gesicht, das Fabulon ein Lächeln schenkte.
Arion - In der Erntehalle
Die Priesterin, die noch jünger sein musste als Arion und ihre langen, weizenblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hatte, zeigte ein ansprechendes Äußeres, obwohl ihre Gesichtszüge für ihr Alter schon recht hart wirkten. Als Arion ihre Hände betrachtete, stellte er fest, dass sie rau und zum Teil schwielig aussahen. Sie schien also einer Arbeit nachzugehen. Sie lächelte, als Arion ohne Punkt und Komma erzählte, was er in Erfahrung gebracht hatte und dass ihm die Zeit im Nacken saß. "Der Tempel. Nun ja, ich muss gestehen, ich weiß nicht soviel darüber. Tunaster allerdings kenne ich. Er mag vielleicht schon älter sein, aber er ist keineswegs so verrückt, wie alle sagen. Ich vertraue ihm. Über das, was Ihr mir erzählt, hat er mir allerdings noch nichts gesagt. Vermutlich war er zu aufgebracht oder hatte noch keine Zeit." Sie erhob sich wieder und rückte eine Getreideähre auf dem Sockel der Statur zurecht. "Ich kann leider nicht viel über den Tempel sagen, doch ich muss gestehen, dass ich einen ähnlichen Eindruck habe wie Tunaster. Nun, er ist ein Priester der Mystra, nicht ich, aber ich fand, dass sich die Priester zwar einigermaßen nett, aber doch kühl mir und meinen Freunden gegenüber benommen haben. Das kann natürlich einfach an einer gewissen Rivalität unter den Tempeln liegen. Obwohl wir uns mit Vater Orlenstar gut vertragen..." Sie sah ihn bedauernd an. "Tut mir Leid, aber mehr weiß ich nicht über den Tempel. Ich kann Euch höchstens versichern, dass Tunaster nicht verrückt ist. Ich meine, ich weiß nicht, was er im Tempel erlebt hat, aber er litt bisher nie an Wahnvorstellungen. Er ist ein Gelehrter der Mystra und hat uns schon oft geholfen. Ich entnahm Euren Worten einen leisen Zweifel an ihm, doch ich vertraue ihm voll und ganz."
Dorgen - In Basults Buchladen
Mela nickte nur bekümmert und verabschiedete sich nur knapp von Dorgen, der sich schließlich wieder in die Richtung der Gaststätte kämpfte. Auf dem Weg richtete er sein Augenmerk auf die anderen Menschen, um sie nicht anzurempeln, doch dann fiel sein Blick auf eine kleine, schmale Gasse, die nicht weit vom Gasthaus "Zur Lindwurm-Schildwache" lag. Etwas versteckt war dort ein Aushang an der Wand befestigt worden. Dorgen konnte aus der Entfernung nur die Überschrift lesen, doch schon diese reichte aus, um sein Interesse zu wecken: "Rotbart deckt falsche Mystra-Priester!" Plötzlich verdeckte jemand den Zettel. Dorgen erkannte das Purpur. Die Wache schüttelte den Kopf und riss das Papier von der Wand der Gasse ab, um es zusammen zu rollen.
Verdan - Am Altstein-Herrenhaus
"Kann gut sein", murmelte die Wache. "Das mit den Lichtern stimmt allerdings. Haben uns andere Leute auch gemeldet und komische Geräusche. Aber wir sind der Sache nachgegangen. In dem Tempel gibt's nichts ausser ein paar harmlosen Priestern und Altären." Die Wache ließ ein Lachen vernehmen und klopfte Verdan auf die Schulter. "Na dann, viel Spaß noch in der Stadt, junger Freund. Aber lasst Euch nicht von dem alten Mann mit seinen Phantasien anstecken!" Nachdem Verdan sich ein Stück entfernt hatte, konnte er noch immer die Wachen lachen hören. Schließlich bog er wieder auf den Weg des Mantikors ein und sah hinter ein paar anderen Passanten, die ihm entgegen kamen, schon das Schild zum Gasthaus "Zur Lindwurm-Schildwache". Er wollte gerade zur Sonne sehen, um zu schauen, ob die Zeit wirklich schon heran war, als er auf der anderen Seite bei einer kleineren Gasse Dorgen stehen sah. Der Kleriker starrte direkt auf die Gasse und einen Purpurdrachen, der gerade einen Zettel von der Wand der Gasse abriss.