Für Lyriel (Anzeigen)Diese gräßlichen Kopfschmerzen, wie sollte sie denn da nachdenken? Sie kam nur langsam zu sich. Sie wusste, am Abend zuvor war irgendetwas gewaltig schief gegangen. Dabei war sie doch so froh gewesen, endlich wieder auf Menschen zu stoßen. Aber irgendetwas an ihnen war seltsam gewesen. Sie waren mehr Zombies denn denkende Lebewesen. Ihre Art zu laufen, ihre Art zu sprechen, das alles war noch relativ normal gewesen, aber der Inhalt dessen, was sie gesagt hatten, wenn sie überhaupt gesprochen hatten. Lyriel hatte nicht viel damit anfangen können, aber unter ihnen war eine Priesterin Sunes gewesen und sie hatte mehrfach versucht...Kontakt zu ihr aufzunehmen. Immer wieder schienen sich die Augen der Priesterin zu lichten von dem Nebel, der ihr Gedächtnis umgab, doch bevor sie einen klaren Gedanken formulieren konnte, war es schon wieder vorbei gewesen.
Lyriel konnte sich an die verschiedenen Gestalten gut erinnern. Einen jungen Mann, vielleicht von adliger Natur, zwei Elfen und etwa ein halbes Dutzend anderer Menschen in den verschiedensten Kleidungen, zwei Priester - eine Priesterin der Sune, ein Priester des Torm - waren dabei. Sie hatte sie gefragt, warum sie ausgerechnet in Richtung des Sumpfes gingen, den Lyriel nur gestreift hatte. Allein sich am Rande des Sumpfes zu bewegen war schon gefährlich genug, wie sie wusste. Sie selbst war auf eine hässliche Vettel gestoßen, die versucht hatte, sie mittels eines Tricks in den Sumpf zu locken. Und des Nachts die seltsamen Lichter, die einen verwirrten. Nein, sie war froh, diesem Ort zu entkommen, doch die Truppe steuerte genau dort hin und das ohne jeden Grund und nun hatte sie auch noch an diesem Grabmal Halt gemacht, aus dem Lyriel Geräusche hören konnte, die sie nicht zuzuordnen vermochte. Irgendetwas stimmte nicht, das hatte ihr ihr Instinkt gesagt, doch bevor sie mehr darüber hatte nachdenken können, war irgendetwas Schweres gegen ihren Kopf geprallt.
Und jetzt saß sie hier, in der Finsternis eines großen Altarraumes, neben sich eine Art steinerner Sarkophag, dessen Abdeckung ein wenig zur Seite geschoben war. Sie konnte noch dunklere Finsternis erkennen und glaubte, dass jeden Moment eine Hand daraus hervor dringen würde, um sie sich zu schnappen. Doch die Minuten zogen dahin und alles, was sie hörte, war ab und an ein paar leise Schritte. Sie war nicht allein, aber wer auch immer mit ihr in dieser Kammer war, er näherte sich ihr nicht, weil er vermutlich dachte, sie sei noch bewusstlos. Sie wollte es nicht darauf anlegen, ihm zu zeigen, dass sie wach war. Aber was sollte sie tun? Wie lange war sie bewusstlos gewesen und wie sollte sie wieder von hier fliehen?