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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 138818 mal)

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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1695 am: 19.06.2011, 17:48:43 »
Als Mika ihre Vorwürfe äußerte, wurde Aimerelles Gesichtsausdruck ernst. "Mir ist bekannt, dass einige, die Gazriel erweckt hat, schlimme Dinge getan haben. Aber Gazriel hat sie nicht dazu aufgefordert oder gar gezwungen. Es war ihre Entscheidung. Es gibt andere, wie den Heiler Iluman, der seit seiner Begegnung mit Gazriel viele geheilt hat. Und es gibt auch einige, die sich gegen ihr vergangenes Leben entschieden haben, und einfach weiterlebten wie zuvor."

"Stellt euch vor, man hätte euch die Erinnerungen an eure Kindheit geraubt! Würdet ihr sie nicht zurückhaben wollen? Findet ihr nicht, dass ihr ein Anrecht auf diese Erinnerungen hättet? Jene, die Gazriel erweckt hat, haben schon einmal gelebt, und wenn ihr mich fragt, trifft dies auf jeden Einzelnen von euch zu! Doch die Mächte, die diese Welt im Griff haben, wollen nicht, dass ihr euch erinnert! Doch die Welt selbst wehrt sich dagegen. Wusstet ihr, dass die ersten Erwachten bereits auftauchten, bevor Gazriel seinen Weg begonnen hat? Er ist es nicht, der die Tore der Vergangenheit geöffnet hat, Thaikaris selbst gibt euch zurück, was euch genommen wurde. Gazriel ist lediglich da, um den Prozess zu beschleunigen, und jenen zu helfen, die den Schritt alleine nicht gehen können."

Während ihr Blick zuvor über die Menge wanderte, sah Aimerelle die Bardin nun direkt an. "Und ja, es wird jene geben, die die Macht an sich nehmen. Sie mögen gut sein oder schlecht, gerecht oder tyrannisch. Aber sie werden aus eurer Mitte kommen, es werden Menschen sein, oder Elfen, Zwerge oder Goblins, oder irgendeine der anderen Rassen, die auf dieser Welt leben. Und wenn ihr mit ihrer Führung unzufrieden seid, werdet ihr sie stürzen können. Es werden nicht die unnahbaren, unangreifbaren Siddhai sein, die euch wie Marionetten benutzen, ohne dass ihr die Fäden auch nur sehen könnt."
« Letzte Änderung: 19.06.2011, 17:49:33 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1696 am: 19.06.2011, 18:38:23 »
Eretria war durch das Verhalten von Mika alarmiert. Die Bardin hatte gehandelt bevor sie nachgedacht hatte. Hatte die junge Frau völlig vergessen, dass "erweckte" Personen sie erkennen konnten? Hatte sie nicht zugehört, als dieser Teil besprochen wurde? Alles schien ihnen zu entgleiten und Mika schien einen guten Schritt weiter Richtung Chaos machen zu wollen.
Während sie besorgt wahrnahm, was die  heißblütige Mika veranstaltete, achtete sie weiter auf ihre Umgebung. Wie schnell konnte sich das alles zu einem richtigen Problem auswachsen? Die Anhänger des Propheten fielen ihr dabei ins Auge. Gerade diese Truppe war potentiell gefährlich für Mika und auch ihren Verlobten. Sie versuchte etwas zu verstehen, von dem was die Männer sagten.[1]
 1. Listen 23
« Letzte Änderung: 19.06.2011, 18:50:17 von Eretria »

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1697 am: 19.06.2011, 18:43:43 »
Die Männer standen zu weit entfernt, als das Eretria alles verstehen konnte, was sie besprachen. Aber ein paar Worte schnappte die Priesterin auf, und diese Worte alarmierten sie weit mehr als alles, was hier gerade geschah.

"...die perfekte Gelegenheit", erklärte einer der Männer. "...auf unsere Seite ziehen... Ruf verbessern und neue Rekruten gewinnen."

Als hätten sich die drei auf etwas geeinigt, nickten sie einander zu, und einer der drei löste sich aus der Gruppe und ging am äußeren Rand der Menge vorbei in Richtung der großen Bühne.
« Letzte Änderung: 19.06.2011, 18:44:05 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1698 am: 19.06.2011, 19:20:13 »
Während ihre Überlegungen zunächst still waren, sprach die Geweihte nun leise zu ihren Gefährten, so weit sie noch bei ihr standen.
"Seht ihr, dies mag ich so an gemeinsamen Besuchen von öffentlichen Veranstaltungen. Niemand weiß im Voraus, welche Prüfungen auf einen warten. Ungestüme Mädchen zanken sich ohne Not mit Rednern und dieser Umstand wird von ihren erklärten Feinden nun ausgenutzt werden."
Bei den letzten Worten deutete sie auf den Anhänger des Propheten, der sich dem Podest nähert. "Der Mann dort vorne wird gleich wirklich die Massen aufwiegeln und dazu bringen, dass sie sich dem Propheten anschließen. Ich denke, dies ist nicht unbedingt, was sie erreichen wollte."

Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1699 am: 19.06.2011, 20:04:56 »
Der weitere Verlauf des Gespräches machte Arue klar das sie mit ihrer Vermutung recht hatte. Doch hätte sie am Anfang nicht daran gedacht das es bei diesen reden auch um die Vergangenheit ging ... und die Leute die anscheinend dieses alte Leben über ihr jetziges stellten.

Nachdem Mika nach vorne gegangen war und Eretria sie auf die drohende Gefahr hingewiesen hatte, erklärte Arue ihren Gefährten nur kurz: "Ich bin gleich wieder da." und folgte anschließend der Bardin. Die Schneiderin konnte nicht zulassen dass diese Menschen zum Blutvergießen angestachelt wurden - wusste sie nur zu gut was der Tod bedeutete und welchen Schmerz er mit sich brachte.
Nach einigen Metern blieb sie stehen und richtete sich ebenfalls lautstark an die Sprecherin - Was völlig untypisch für die ruhige und unauffällige Schneiderin war. "Im Grunde geht es euch nur darum die Siddhai loszuwerden, gegen die ihr offenkundig einen Groll hegt und euch ist es egal was nach einer potentiellen Entmachtung passiert. ... Es geht euch nicht um Leute hier, sie sollen nur Bauernopfer in eurem kleinen Spielchen werden."

Arue drehte sich einmal langsam um die eigene Achse und schaute durch die Menge, denn die nächsten Worte richtete sich nicht mehr an die Sprecherin, sondern an die ihr Umstehende Leute. Ich frage euch, wieviele von euch leiden wirklich unter den Siddhai? ... Und dabei meine ich nicht die kleineren Unannehmlichkeiten wie sie jeder von uns kennt. Nein ich spreche von wirklichen Problemen die durch die Siddhai hervorgerufen wurden. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich sehe die von ihnen erlassenen Gesetze für - zum größten Teil - vernünftig und sinnvoll an. Sie ermöglichten uns bisher in Frieden zu Leben und uns selbst zu entfalten. Noch kein einziges mal wurde ich in dieser Hinsicht eingeschränkt ...
Einen kurzen Moment hielt die Schneiderin inne , lies ihren Blick noch einmal durch die Menge schweifen und fuhr dann fort. "Ich bin der festen Überzeugung dass die Beständigkeit der Siddhai besser ist als das Risiko eines neuen Herrschers einzugehen. Und vorallem ist es besser als offenes Blutvergießen um einen neuen Herrscher zur Macht zu verhelfen."

Erst jetzt wanderte ihr Blick wieder zur Bühne. "Und nun frage ich euch, warum sollten wir euren Worten trauen? Ihr die einem Mann folgt der offensichtlich fahrlässig jeden "erweckt" - so wie ihr es bezeichnet - und dabei riskiert das Menschen wie Ihr und Ich zu skrupellosen Mördern werden." Arue Hob beschwichtigend die Hände. "Ich will nicht bestreiten das diese Erweckung auch das Gegenteil bewirken kann ... Aber ist es das Risiko wert? Ist es Gazriel der die Mensch von den ihn erweckten Mördern schützt? Ich sage nein! Denn ihn ist es anscheinend egal was passiert nachdem sein "Werk" vollbracht ist. Und die einfachen Leute müssen sich um die Probleme kümmern die durch ihn hervorgerufen wurden - So wie es in der großen Feste der Fall war."[1]
 1. Diplomatie zum unterstreichen der Rede: 18

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1700 am: 19.06.2011, 20:33:03 »
Aimerelle reagierte keinesfalls feindselig auf die Angriffe Arues. Ganz im Gegenteil, sie lächelte die Schneiderin an. Erst nach einigen Momenten der Ruhe - es gab sogar einige Zwischenrufe wie "Ja, die Gesetze der Siddhai sind gut!" oder "Genau, ihr lasst uns dann auch nur im Stich!" - antwortete sie.

"Ihr habt nicht richtig zugehört, meine Liebe. Diese Dinge passieren, auch ganz ohne unser Einwirken. Die Welt verändert sich, ob es euch gefällt oder nicht. Was in der Großen Feste passiert ist, ist schlimm, doch wäre es nicht jetzt passiert, wäre es irgendwann später passiert. Nur wäre der Prozess für den Mann, der die Morde dort begangen hat, viel schlimmer, viel verwirrender, viel zerreißender gewesen. Und was die Siddhai angeht... nun, es gibt verschiedene Arten des Leidens, nicht wahr? Unerklärliche Albträume in der Nacht, eine innere Zerrissenheit oder Schuldgefühle, die man sich nicht erklären kann, die scheinbar keine Ursache haben... diese Dinge kommen viel häufiger vor, als ihr vielleicht glaubt. Die Vergangenheit wurde vor euch verborgen, doch eure Seele weiß, dass dort etwas war. Ja, die Leute leiden unter den Siddhai. Jeden Tag und jede Nacht, weil die Siddhai ihnen einen Teil ihrer Selbst entrissen haben."

Nur leicht senkte die charismatische Frau ihre Stimme. "Wusstet ihr, dass es in Himmelstor einen geheimen Kerker gibt? Direkt im Palast. Im Augenblick halten die Siddhai dort mehrere Dutzend Personen fest, die verrückt geworden sind durch die quälenden, zusammenhangslosen Erinnerungsfetzen an vergangene Leben. Diese Leute werden gut vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt, denn sie könnten das friedfertige Bild stören, das die Siddhai so gerne von sich zeigen."

Dann wandte sie sich an die Menge, und hob dabei wieder die Arme. "Davon abgesehen, sind wir für jene da, die um unsere Hilfe bitten. Wir lassen euch nicht alleine, wenn ihr es nicht wollt. Aber wir sind Begleiter, Berater, keine Herrscher."
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1701 am: 19.06.2011, 20:49:35 »
Moandor verzog das Gesicht, während sie seine beiden Begleiterinnen mit der Rednerin stritten. Es war aber eher eine Reaktion, die für seine Freunde bestimmt war. Er betrachtete sich nicht wirklich als zu dieser Gesellschaft zugehörig, und es war ihm eigentlich gleich, ob er nun Geheimnisse in einer Welt aufdeckte, die von Menschen oder von Siddhai regiert wurde. Gesetze waren für ihn so eine Sache: Solange sie ihm nicht im Weg waren würde er sie stets achten und respektieren...

"Wo ist der Unterschied, ob die Siddhai nun ihre Spiele spielen, oder ob die Narashi eine Revolte anzetteln? Ich glaube ihnen nicht, wenn sie behaupten sie würden keine Macht anstreben. Sie werden irgendwelche Ziele mit ihrem Handeln verfolgen und die Sterblichen werden nur ihr Mittel zum Zweck sein." sein Ton klang verächtlich, obwohl er nicht anders handelte. Seine Freunde waren in gewissem Maße auch nur ein Mittel zum Zweck und es stellte für ihn kein allzu großes moralisches Dilemma dar...


Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1702 am: 19.06.2011, 21:41:01 »
Ein Lächeln breitete sich auf Arues Gesichtaus und die umstehenden Menschen konnten ein leises lachen der Schneiderin vernehmen. Sie wusste zwar nicht wieso, aber obwohl sie solche Aufmerksamkeit bisher immer gemieden hatte, machte es ihr auch Spaß mit dieser Frau zu Debattieren. Nach einigen Augenblicken richtete sie wieder das Wort an die Sprecherin und begann sich dabei langsam durch die Menge nach vorne zu bewegen.
"Ich muss euch eine Frage Stellen Lady Aimerelle. Lebt ihr im hier und jetzt, oder strebt ihr eurer Vergangenheit nach - einem früheren Leben wie ihr es bezeichnet? Ich glaube euch das es so etwas geben mag. Nein ich bin sogar der festen Überzeugung. ... Aber sagt mir, warum sollten wir unser bisheriges Leben aufgeben, alles was wir sind und was uns ausmacht wegwerfen, um der Vergangenheit nachzueifern? Wir Leben jetzt, hier und Heute und nicht in der Vergangenheit. Was wir einst waren sollte uns nicht fesseln und binden. Denn das ist genau das gleiche wogegen ihr angeblich ankämpft. Nur das es nicht die Wesenheiten mit Namen Siddhai sind die uns kleinhalten und unterdrücken sondern etwas das sich Vergangenheit nennt."

Ein weiteres mal blieb Arue stehen und lies ihren Blick schweifen ehe sie fortfuhr. "Ihr sagt die Siddhai hätten uns diese Erinnerungen an frühere Leben genommen. Doch frage ich euch ... war dies zum guten, oder zum schlechten? Ich für meinen Teil kann nur sagen das ich es begrüße keine Erinnerungen an ein früheres Leben zu haben. Anders wäre ich nicht die die ich Heute bin. Ich wäre gefesselt an etwas das vor unbestimmter Zeit passiert ist. Ich hätte mich nicht frei entfalten können, ich wäre jemand völlig anderes ... jemand der ich vielleicht nicht sein will. Und es gebe keinen Weg dem zu entkommen. Nein, wenn eure Behauptung der Wahrheit entspricht, dann sollte ich dafür vielleicht sogar Dankbar sein."

Nun setzte die Schneiderin sich wieder in Bewegung, doch ihr Vortrag war noch immer nicht fertig. "Natürlich nur gemäß des Falles das eure Behauptungen stimmen. Doch leider fehlt es dafür an Beweisen, ebenso wie Beweise um diesen Ominösen Kerker von dem ihr sprecht. Und was euren "Bruder" Gazriel angeht, so machen ihn eure Worte nicht glaubwürdiger. ... Ihr mögt recht haben dass diese Erinnerungen an frühere Leben auch auf natürliche Weise zu uns zurückkehren. Doch das ändert nichts daran das dieser Mann fahrlässig handelt. Er beschleunigt den natürlichen Lauf der Dinge und zwingt durch seine unbedachten Worte die Menschen dazu sich zu entscheiden bevor sie die Gelegenheit hatten alle "Fürs" und "Widers" zu bedenken. Es mag angehen das er nur das beste will und nach seinem Gewissen handelt, doch verleitet er jene um sich damit zu einem vorschnellen handeln ... und eben dies sehe ich als grob Fahrlässig an und als Grund genug die Glaubwürdigkeit dieses Mannes anzuzweifeln."
« Letzte Änderung: 19.06.2011, 21:46:14 von Arue »

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1703 am: 19.06.2011, 23:15:08 »
Das plötzliche Eingreifen von Arue stört ein wenig die Gedanken von Mika, denn die junge Bardin wird ein wenig aus ihrem Konzept gebracht. Dennoch ist sie dankbar für das Eingreifen ihrer Freundin, denn schweigsame Arue glänzte schon immer durch gute Beiträge, wenn sie doch einmal den Mund öffnete.
"Übrigens, wenn ihr gerade dabei seid Fragen zu beantworten. Abgesehen davon, dass ich gerne Beweise für eure Theorie hätte, dass die Siddhai uns die Erinnerungen klauen, würde ich gern Folgendes wissen wollen: Wie kommt ihr darauf, dass dieser Gazriel das richtige Urteil fällt? Und was gibt ihm überhaupt das Recht dazu zu entscheiden, wer erwacht und wer nicht? Er hat eine große Macht und ich muss mich meiner Vorrednerin anschließen, er nutzt sie nach Seinem Gewissen, aber nicht nach dem Gewissen von Vernunft und Verstand. Oder warum erweckt er dann Mörder, anstatt sie im angesprochenen Kerker in ihrem Wahn dahinvegetieren zu lassen, wo sie nach ihren Bluttaten sowieso hingehören würden? Warum lässt er zu, dass sie morden? Warum erweckt er nicht nur die, die einen wirklichen Nutzen für die Welt haben.
Für mich persönlich interessanter ist jedoch: Warum bin ich eigentlich noch ich, nachdem ich ihm begegnet bin? Warum hat er mir das Recht mich zu erinnern, welches ich eurer Meinung nach besitze, verwährt? Mal davon abgesehen, dass ich auch gut ohne diese Erinnerungen an eine mir vollkommen fremde Person leben kann, während ich auf meine Kindheitserinnerungen nicht verzichten will.
Erklärt mir bitte einmal, warum euer großer Held mich benachteiligt und mir die Freiheit, von der ihr sprecht, nicht geben will. Eigentlich müsste ich mich betrogen fühlen."
« Letzte Änderung: 20.06.2011, 17:13:04 von Mika »
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1704 am: 20.06.2011, 15:15:11 »
Aimerelle schüttelte den Kopf, als wäre sie irritiert über die Vorwürfe. "Ich habe nie gesagt, dass ihr in der Vergangenheit leben sollt. Ich sage nur, dass ihr ein Anrecht habt, eure Vergangenheit zu kennen. Ob ihr der alten Zeit nacheifert, oder nur eure Lehren daraus zieht, das ist euch überlassen."

Sie sah Arue nachdenklich an, und lief bis zum vorderen Rand der Bühne, um der Schneiderin ein wenig entgegen zu kommen. "Ihr sagt, ihr begrüßt, dass man euch eurer Vergangenheit beraubt hat. Doch es gibt auch andere, jene, die darunter leiden. Deren Seelen deshalb so zerrissen sind, dass sie dem Wahnsinn anheim fallen. Und damit spreche ich nicht von Mördern und Räubern, sondern von normalen Menschen, die weder im früheren noch im heutigen Leben jemandem etwas angetan haben. Haben diese Leute keinen Anspruch auf Gerechtigkeit? Ist es gerecht, dass sie alles verlieren, sogar den eigenen Verstand, nur damit ihr die Bequemlichkeit habt, euch nicht mit der Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen - etwas, für das ihr euch auch dann entscheiden könntet, wenn ihr diese Erinnerungen hättet?"

"Gazriel reist durch Thaikaris, um das Unrecht in Ordnung zu bringen, das euch allen angetan wurde. Er zwingt niemanden, sein Angebot anzunehmen. Er klärt die Leute genau auf, was sie erwarten könnte. Wenn sich dann der eine oder andere entscheidet, dieses Geschenk für das Schlechte zu nutzen, ist das Grund genug, allen anderen das Geschenk vorzuenthalten? Würdet ihr den Völkern das Feuer nehmen, nur weil es einige gibt, die damit Häuser in Brand stecken?"

Dann wanderte ihr Blick zu Mika. "Und nun zu euch. Wenn ihr Gazriel wirklich begegnet seid, und er euch nicht angeboten hat, euch zu erwecken, dann heißt das entweder, dass ihr bereits erweckt seid, dass ihr bereits Erinnerungen an ein früheres Leben habt, oder - dass ihr diese Erinnerungen im Grunde gar nicht wollt. Ist es nicht so? Ist es nicht so, dass ihr Gazriel vorwerft, euch zu benachteiligen, obwohl ihr genau wisst, dass es nicht der Wahrheit entspricht?"

In dem Moment stieg ein weiterer Mann die Stufen der Bühne hinauf, und blieb auf der obersten Stufe stehen. Es war der Krieger mit dem Symbol der Morgensonne auf dem Umhang. "Ich stimme Aimerelle zu! Leute, denkt doch mal nach! Es geht nicht darum, ob ihr diese Erinnerung unbedingt braucht. Aber man hat euch etwas genommen, das euch gehört, ohne euch zu fragen. Man hat euch beraubt! Ist das nicht Zeichen genug für die Ungerechtigkeit der Herrschenden?"

Einer der beiden Ritter der Morgensonne, die hinten stehen geblieben waren, rief laut "Genau!" in die Menge.

"Und sie hat Recht, wenn sie sagt, dass die Welt im Wandel ist! Wir müssen uns von der Herrschaft der Siddhai befreien! Kämpft mit uns! Wir, die Ritter der Morgensonne, sind die Speerspitze des Wandels! Habt ihr den Mut, den Willen zur Freiheit, um euch uns anzuschließen? Oder verkriecht ihr euch feige in euren Zelten und wartet, bis der Sturm vorbei ist, der das Antlitz dieser Welt für immer verändern wird?"

Während der Mann sprach, verfinsterte sich Aimerelles Miene zusehends. Doch viel deutlicher war die Reaktion Gamaels. Er verließ seinen Platz und ging direkt auf den Mann zu, sprach einige leise Worte zu ihm, und verließ die Bühne. Und es war offensichtlich, dass seine Reaktion sogar Aimerelle und Elvaril überraschte, die ihrem Gefährten noch einige Momente hinterher sahen.
« Letzte Änderung: 20.06.2011, 15:18:35 von Sternenblut »
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1705 am: 22.06.2011, 09:36:01 »
"Wo sind die Beweise. Wenn ihr keine Beweise für eure kruden Theorien habt, dann sind diese Theorien soviel wert, wie der Trasch eines Waschweibes. Dass die Siddhai irgendwelche Erinnerungen gestohlen haben, ist nur ein Gerücht, das hier gestreut wird, um die Siddhai in den Dreck zu ziehen. Nicht mehr und nicht weniger." Rief Mika dann dem Ritter der Morgensonne entgegen.
Danach schaute sie sich erstmal um, in der Hoffnung vielleicht irgendwo Stadtwache zu sehen, bevor sie sich richtig weit aus dem Fenster wagen würde. Leider wusste sie aber nicht, wie sie die Kritik an den Rittern verpacken konnte, ohne mögliche Gewalt herauszubeschwören.
Leider sah sie weder Wachen, noch einen Ausweg, aber sie musste nun sagen, was sie sagte: "Es sind für mich aber keine Gerüchte, dass die Ritter der Morgensonne plündern und mordend über das Land ziehen. Ich habe das Werk von euch Mördern gesehen. Ihr seid noch schlimmer, als die Siddhai. Ihr macht nämlich nicht mal vor unschuldigen Kindern halt. Ihr tötet alles. Ihr gehört ins Gefängnis! Du gehörst ins Gefängnis!
Liebe Leute. Ihr tut vielleicht nichts für eure Freiheit, aber ihr tut viel für eure Sicherheit, wenn ihr mir helft die hier anwesenden Ritter der Morgenröte den Wachen vorzuführen. Die Ritter der Morgenröte kämpfen nicht gegen die Siddhai, sie kämpfen gegen uns. Eine Karawane haben sie überfallen. Sie wollten alles töten und alles rauben, was die Karawane besaß. Sie schafften es nicht, weil eine junge Frau überlebt hat und dies auch nur, weil zufälligerweise eine zweite Karawane, zu der ich gehörte, das Schlachtfeld und die Schwerverletzte fanden.
Diese Männer sind dreckige Mörder und wenn ihr sicher sein wollt, dass ihr Morgen wieder aus eurem Bett aufstehen könnt, dass müsst ihr jeden der Ritter der Morgensonne dem Gesetz ausliefern. Dann helft mir diese Chance zu nutzen, dass wir vollkommen überlegen sind und nun bei dem dort beginnen."
Mika konnte jetzt nur hoffen, dass sie ein paar Wachen übersehen hatte und die Leute für sich gewinnen konnte. Dafür war wichtig, dass keiner hörte, wieviel Angst in ihrer Stimme doch mitschwang.
« Letzte Änderung: 22.06.2011, 09:38:47 von Mika »
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1706 am: 22.06.2011, 09:54:22 »
"Was in Mutter Sonnes Namen macht Mika da?" Die Gedanken der Geweihten überschlugen sich. Mit ihrem emotionalen Auftritt hatten es Mika und auch Arue geschafft, ziemlich viel Aufmerksamkeit zu erreichen. Dies war nicht unbedingt, was sich Eretria unter einem Gang durch die Zeltstadt vorstellte, der zur Erkundung dienen sollte.
Auch ein anderer Gedanke tauchte in dem Verstand der jungen Frau wieder auf. "'Wenn du nicht für mich bist, bist du mein Gegner', hatte der Prophet ihr gesagt, als sie sich getrennt hatten." Dies war nun wohl auch klar geklärt, denn Mika gehörte zu ihnen und sie hatte nun eindeutig Stellung bezogen. Sie schüttelte leicht den Kopf und wandte sich an Moandor. Sie sprach dabei, wie bisher immer leise zu dem Mann.
"Das könnte jetzt unangenehm werden! Wir sollten näher ran gehen. Wenn es jetzt zu Handgreiflichkeiten kommen sollte, müssen wir bei unseren Freunden sein."

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1707 am: 22.06.2011, 10:11:15 »
Als Mika ihre Vorwürfe gegen die Ritter der Morgensonne äußerte, zeigte sich auf dem Gesicht des Mannes offensichtlicher Ärger. Doch gerade, als er sich dazu äußern wollte, sprach auch Aimerelle. "Für meine Worte habe ich Beweise, die ich im Anschluss gerne jedem zeige, der daran interessiert ist. Was die Ritter der Morgensonne angeht, möge sich jeder selbst ein Urteil bilden, doch ist mir bekannt, dass die Ritter in der Tat vor wenig zurückschrecken. Ihr Anführer ist einer von jenen, die sich nach der Vergangenheit richten - wer in der Vergangenheit ein Feind war, ist es auch heute wieder. Es sei jedem selbst überlassen, dies zu beurteilen."

Die Worte der Narashi brachte die Menge tatsächlich in Aufruhr, und der Mann, der sich als Sprecher der Ritter der Morgensonne aufgetan hatte, wurde sichtbar bleich. "Das ist doch... das stimmt so alles gar nicht... wir kämpfen für eine bessere Welt!"

Einen Moment später wurde er von einem Apfel getroffen, den jemand aus der Menge auf ihn geworfen hatte. Das war der Augenblick, in dem die Menge ein Ziel für ihre hochgekochten Gefühle gefunden hatte. Hektisch sprang der Mann von der Bühne und lief davon, so schnell er konnte. Auch seine beiden Gefährten, die im hinteren Bereich gewartet hatten, zogen sich nun zügig zurück.

Die Versammlung löste sich schnell auf - einige machten sich an die Verfolgung des flüchtigen Ritters, vielerorts bildeten sich kleine Gruppen, die heftig miteinander diskutierten, aber kaum jemand achtete noch auf die Bühne. So sah Aimerelle einen kurzen Moment nachdenklich zum Platz, und zog sich dann gemeinsam mit Elvaril zurück.
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1708 am: 22.06.2011, 10:16:02 »
Die letzte Rede Mikas nahm Moandor mit Unwillen zur Kenntnis, denn auch ihm gefiel die weitere Entwicklung der Dinge gar nicht. Anfangs hatte der Alleingang von Mika und auch der von Arue viele Informationen beschert, doch nun schien es, als befänden sie sich am Rande einer handfesten Auseinandersetzung.

Beinahe unbewusst legte er die Hand auf den Knauf seines Schwertes und nickte Eretria zu "Ich bin dafür, dass -" Was er ihr sagen wollte würde sie nun wohl nie erfahren. Als der erste Apfel flog hielt der Spion inne und beobachtete, wie sich alle Sorgen langsam in Wohlgefallen auflösten.

"Nun... Lief doch alles glatt." er grinste übertrieben und wurde dann wieder ernst "Wollen wir Aimerelle abpassen und mit ihr sprechen?"
« Letzte Änderung: 22.06.2011, 10:52:00 von Moandor »

Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1709 am: 22.06.2011, 12:47:38 »
Als der "Ritter" die Bühne betrat war Arue Fieberhaft damit beschäftigt zu überlegen wie sie ihn am geschicktesten in ein schlechtes Licht rücken könnte. Doch sowohl Mikas als auch Aimarelles Worte reichten aus um ihn von der Bühne zu vertreiben.
Zufrieden mit sich selbst und auch etwas stolz darauf geholfen zu haben den Nährboden dieser radikalen Gruppe zu entziehen, ging sie zurück zu ihren Gefährten. Wo sie anstatt etwas zu sagen  zuerst eine Tiefe Verbeugung machte. "Verzeiht bitte das ich eigenmächtig gehandelt habe. Aber ich wollte nicht zulassen dass die Ritter der Morgensonne hier neue Rekruten gewinnt."

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